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Kathrin Seufert: Rote Karte für Emotionen – Was Trainern, Staff und Ersatzspielern nun helfen kann

Das International Football Association Board (IFAB) hat im März eine Neuerung eingeführt, die ab der Saison 2019/2020 auch in den deutschen Ligen zu starken Veränderungen führen kann. Die neue Regel sieht vor, dass neben den Spielern auf dem Spielfeld auch Trainer und Teammitglieder verwarnt und sogar des Spielfeldrandes verwiesen werden können. Gründe für diese gelben und roten Karten sind laut IFAB unter anderem unsportliches Verhalten oder das Verlassen der Coaching Zone. Und auch dabei droht nach einem Verweis eine weitere Sperre für Folgespiele. Der DFB und die DFL planen angeblich, dass ein Trainer oder ein Teammitglied nach vier erhaltenen gelben Karten, eine Sperre für ein Spiel erhält. Genau wird darüber erst am 21. August 2019 auf der Generalversammlung der DFL entschieden. 

Zum Thema: Was die neue Regelung mit gelben und roten Karten für Trainer und Staff auf der Bank bedeuten und was für Veränderungen unter Umständen nötig sind?

Im aktuellen Regelwerk des DFB ist folgender Wortlaut dazu zu lesen:

Disziplinarverfahren – Der Schiedsrichter hat:

  • Maßnahmen gegen Teamoffizielle zu ergreifen, die sich nicht verantwortungsbewusst verhalten, wobei er sie ermahnen, verwarnen (gelbe Karte) oder des Spielfelds und dessen unmittelbarer Umgebung, einschließlich der technischen Zone, verweisen darf (rote Karte).

Diese Regeländerung hat schon viele Trainer aus den verschiedenen Ligen zu Kritik verleitet. Aus sportpsychologischer Sicht, ist hier eine große Veränderung für manche Trainer von Nöten, um auszuschließen, seine Mannschaft alle vier Wochen von der Tribüne aus Coachen zu müssen. 

Kritik von Julian Nagelsmann

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Weitere Informationen

Denn was das für die Trainer bedeutet, zeigt auch die Kritik von Julian Nagelsmann, Trainer von RB Leipzig. Er sagt zur Regeländerung: „Es ist nicht im Sinne der Sache, dass ein Trainer jedes vierte Spiel auf der Tribüne sitzt, nur weil er Emotionen zeigt. Warum soll ein Trainer schneller gesperrt werden als ein Spieler? Das macht doch keinen Sinn.“

Und genau hier ist der entscheidende Punkt aus sportpsychologischer Sicht. Die Emotionen müssen so im Zaum gehalten werden, dass der Schiedsrichter keinen Grund zur Beanstandung hat. Somit wäre das kurze „Auslassen“ von Ärger, Anger out genannt, an einer Bande oder Spielerbank unter Umständen nicht mehr straffrei. Das Ärgern über den Videobeweis, das eigene taktische Vorgehen oder das Verhalten anderer, muss nun also in einer Kontrolle der Emotionen, dem sogenannten anger-Control, stattfinden. Dies zu erlernen wird unter Umständen nun die Hausaufgabe des ein oder anderen Trainers sein. 

Emotionen kontrollieren lernen

Doch was können Trainer tun, wenn sie sich doch zumindest ein paar Möglichkeiten aneignen möchten, um im Zweifelsfall im eigenen Rucksack Fähigkeiten zu besitzen, um die Emotionen in einer Situation nicht zu sehr hochkochen zu lassen? Nicht für jeden Trainer gelten hier dabei dieselben Herangehensweisen. Wie immer geht es in der Sportpsychologie nicht nach Rezept. Vielmehr spielen die Persönlichkeit und die Individualität des Trainers bezüglich der Maßnahmen und der sportpsychologischen Tools, die für ihn oder sie Anklang finden können, eine entscheidende Rolle. 

Wichtig zu wissen ist: Emotionen wie Stress, Ärger und Angst sind kognitive Energiefresser. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf das Ereignis und mindern damit die Energie, die wir aufbringen müssten um das Problem zu lösen. 

Was also tun?

Eine gute Möglichkeit ist, sich die Situation bewusst zu machen. Es geht darum, die Aufmerksamkeit zu lenken und dabei zu vermeiden, sich vollständig auf das Problem, das Stress oder Ärger auslösende Ereignis zu konzentrieren. Und wie das ganze funktioniert? Eine Variante ist, den Körper und den Geist zu verbinden. Dies nennt man eine Embodiment-Übung. Hierbei ist die Wechselwirkung von Körper und Psyche gemeint, die erklärt, wie aus einer Körperhaltung eine Emotion aufgeklärt werden kann, aber auch umgekehrt wie eine Emotion eine Körperhaltung hervorrufen kann. 

Mehr Infos zu Kathrin Seufert: https://www.die-sportpsychologen.de/kathrin-seufert/

Für die Trainer am Spielfeldrand im Fußball ist keine Zeit für lange Entspannungsübungen, Meditation oder sich Gedanken über Ursachen zu machen und diese dann sinnvoll umzuformen. Während des Spiels muss es schnell gehen. Daher könnte man sich eine Körperhaltung überlegen, die man mit Ärgerkontrolle, Entschleunigung oder Ruhe in Verbindung bringt. Diese Haltung soll dann in den Situationen, in denen man sich aufregt, am liebsten alles gegen die Wand werfen wollen würde, eingenommen werden. Aber wie auch die meisten anderen sportpsychologischen Übungen, bedarf dies ein wenig Training. Also nutzt den Spiegel daheim, und versucht euch einzuprägen, wie die Körperhaltung aussieht, wie sie wirkt und was sie verkörpern soll. So schafft man es, sie in den notwendigen Situationen einzusetzen und ihren Zweck erfüllen zu lassen. 

Gezielte Ablenkung

Sollte es mal wirklich zum aus der Haut fahren sein, ist es ebenso möglich, eine Technik anzuwenden, die dazu beitragen soll, sich auf das hier und jetzt wieder zu besinnen und sich zu regulieren. Mit der sogenannten 3-2-1 Technik werden Einflüsse aus der Umwelt bewusst wahrgenommen und die Aufmerksamkeit vom Problem weg gelenkt. Das soll den Zweck erfüllen, sich in kurzer Zeit aus der Gefahrenzone „Anger-out“ herauszubringen und einen kühlen Kopf zu erhalten. 

Niemand ist perfekt und auch diese beiden Techniken werden unter Umständen nicht in allen Situationen funktionieren und sicherlich nicht gleich von Beginn an greifen. Jeder muss für sich schauen, womit er oder sie es schafft, sich zu regulieren und kontrollieren. Der Grad zwischen sich selbst in seiner Charakterstärke treu bleiben, sich aber dem Regelwerk entsprechend zu verhalten, ist sicherlich ein schmaler. Und es bedarf unbedingt ein sich an die wechselnden Bedingungen und Ansprüche immer wieder anpassendes Training. 

Ein interessanter Fakt…

Nicht nur für den Trainer heißt es ab der neuen Saison: Zurückhaltung! Denn so steht im Regelwerk des DFB weiter:

„Kann der Täter nicht eruiert werden, wird die Disziplinarmaßnahme gegen den höchstrangigen Trainer in der technischen Zone ausgesprochen. Ein medizinischer Teamoffizieller, der ein feldverweiswürdiges Vergehen begeht, darf bleiben, wenn dem Team keine andere medizinische Person zur Verfügung steht, und handeln, wenn ein Spieler eine medizinische Behandlung benötigt.“

Arbeitsauftrag an alle

Also dürfen sich auch alle impulsiven Sportdirektoren, Ersatzspieler und die Personen aus der medizinischen Abteilung angesprochen fühlen, sich damit auseinander zu setzen, um den Trainer vor Ausflügen auf die Tribüne zu bewahren. 

Wer sich aber zur persönlichen Entwicklung und als Vorsichtsmaßnahme Fähigkeiten aneignen will, seine Emotionen besser kontrollieren zu können, der kann sich gerne an einen meiner Kollegen (zur Übersicht) oder an mich (zum Profil von Kathrin Seufert) wenden.

Abseits des Protokolls 

Unter uns: Als Fußballfan finde ich es persönlich schwierig, einen Menschen derart in seiner Art zu beschränken. Natürlich gehört ein gewisses Benehmen auch auf dem Fußballplatz dazu. Aber dennoch ist Fußball eine Sportart. Sport lebt von Emotionen. Und diese könnten sicherlich aus Sorge vor dem Platz auf der Tribüne eingeschränkt werden. 

Was meint ihr dazu? Ich freu mich auf euer Feedback: 

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Ihr wollt Kathrin Seufert live erleben? Dann kommt zu „Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp“:

https://www.die-sportpsychologen.de/2019/08/02/die-rote-couch-das-sportpsychologie-barcamp-jugendfussball-28-29-09-2019-in-leipzig/

Mehr zum Thema:

https://www.die-sportpsychologen.de/2019/07/29/uwe-knepel-trainer-sein/

https://www.die-sportpsychologen.de/2019/04/17/kathrin-seufert-der-schwierige-umgang-von-eltern-und-trainern-und-umgekehrt/

https://www.die-sportpsychologen.de/2019/02/19/janosch-daul-wichtige-aspekte-fuer-eine-funktionierende-zusammenarbeit-zwischen-trainerteam-und-sportpsychologe/

Links und Quellen:

https://www.dfb.de/news/detail/die-neuen-fussballregeln-sind-da-205422/

Fußball – Regeln 2019/2020 – DFB Regeln 05 Schiedsrichter Nr. 3 Rechte und Pflichten (S. 36)

https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/bundesliga-trainersperren-kritik-100.html

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Thorsten Loch: Power Posing – alles nur Schau?

Foul. Freistoß in aussichtsreicher Position. Der Spieler legt sich den Ball zurecht. Dann vier Schritte nach hinten und zwei nach links. Im Anschluss breitbeiniger Stand, Hosenbeine nach oben gekrempelt. Bis der Schiedsrichter den Ball freigibt, wird so verharrt. Von wem ist hier wohl die Rede? Es ist nicht allzu schwer zu erraten. Natürlich handelt es sich um den fünffachen Weltfussballer Cristiano Ronaldo, mittlerweile im Dienste von Juventus Turin. Oder ein anderes Beispiel: Wer kennt nicht das „Markenzeichen“ des jamaikanischen Sprintsuperstars Usain Bolt, welches er unmittelbar vor seinen Läufen zelebrierte? Unsereins stellt sich die Frage: Warum tun sie das? Wieso zeigen diese beiden und andere Sportler diese oder ähnliche Verhaltensweisen? Böse Zungen behaupten, dass sie dies rein aus Werbezwecken tun, um sich wichtig zu tun, mehr zu vermarkten oder ähnliches. Doch scheinbar steckt noch eine ganz andere Absicht hinter diesem Verhalten. 

Zum Thema: Was hat Power Posing mit Zuversicht zu tun?

Mehr Infos zu Thorsten Loch: https://www.die-sportpsychologen.de/thorsten-loch/

Im Sport wie auch in anderen Bereichen des Lebens teilt nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch die Körpersprache anderen Menschen sehr viel über uns mit. Menschliche Informationsverarbeitung findet in ständiger Wechselwirkung mit dem Zustand des eigenen Körpers statt, was als „Embodiment“ bezeichnet wird (Stroch et al. 2006). Die Psyche wirkt sich auf den Körper aus, z.B. drückt sich Niedergeschlagenheit nach einem Misserfolg auch in einem gebeugten Rücken und hängenden Schultern aus. Gleichzeitig beeinflusst der Körper umgekehrt auch die Informationsverarbeitung. 

Auf Basis dieser Erkenntnisse beschäftigte sich Amy Cuddy, eine amerikanische Sozialpsychologin, in ihrer Studie (2014) mit dem so genannten Power Posing, um die Auswirkungen von Körper auf die Psyche zu untersuchen. In ihren Experimenten konnte sie nachweisen, dass bereits zwei Minuten Körperhaltung in einer so genannten „Power Pose“ eine anhaltende Senkung des Stresshormons Cortisol (um 25% gesenkt) und eine Steigerung des „Energiehormons“ Testosterons (um 20% gestiegen) zur Folge hat.  Sprich: Das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten wird gestärkt und die Angst reduziert. Das Gegenszenario tritt bei einer Low Power Pose auf, bei der man sich eher zusammen kauert.

High Power vs. Low Power-Posen

In diesem Zusammenhang stufte Cuddy unterschiedliche Körperpositionen in „High Power“ bzw. als „Low Power“-Posen ein. In der Regel sind die Hochleistungs-Posen offen und entspannt. Ähnlich wie im Tierreich wird hierbei instinktiv Macht und Selbstbewusstsein demonstriert. Dagegen sind die Low-Posen in sich geschlossen und eng. Beispiele für Power Posen sind die Cowboy Haltung oder die Siegerhaltung: 

Charakteristisch für den Cowboy sind ein breitbeiniger Stand, Brust raus und die Hände in die Hüfte gestemmt (siehe Video Ronaldo). Hingegen ist das Charakteristikum der Siegerhaltung, dass die Arme nach oben gerissen werden – Siegerpose Usain Bolt.

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Ein typischer „Cristiano“, Quelle: YouTube

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Usain Bolts berühmte Geste ist bei 1:15 zu sehen, Quelle: YouTube

Alles Mittel zum Zweck

Aus der Ferne hat es also den Anschein, dass beide Elitesportler dieses Verhalten ganz bewusst zeigen, um sich entsprechend zu regulieren, um zuversichtlich in die bevorstehende Aufgabe zu gehen. Unsere Körperzustände können wir teilweise bewusst kontrollieren: Statt die Schultern hängen zu lassen, können wir eine stolzgeschwellte Brust zeigen; statt Mundwinkel hängen zu lassen, können wir ein Lachen ins Gesicht bringen. Damit wird es möglich, effektiv unsere eigene Motivations- und Emotionslage zu beeinflussen (Beckmann/Elbe 2008). Man sollte sich daher stets bewusst sein, welche Körpersignale in den entsprechenden Leistungssituationen (bei Erfolg als auch bei Misserfolg) ausgesendet werden. Außerdem wird im Gehirn der Weg zum Abruf unserer Stärken gebahnt und damit das Selbstbewusstsein gestärkt. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil: Wir zeigen unserem Gegner nicht Unsicherheit, sondern Selbstbewusstsein und Stärke, was den Kontrahenten möglicherweise aus dem Konzept bringt. 

Fassen wir zusammen: Körperzustände beeinflussen psychische Zustände. Beispielsweise haben Körperhaltungen, die aus irgendeinem Grund eingenommen werden, Auswirkungen auf Kognition (z.B. Urteile, Einstellungen) und Emotionalität. Man kann an sich selbst beobachten, wie eigene positive Gefühle und Erfolgszuversicht in dem Maße zunehmen, in dem der Gegner die Kontrolle über sich verliert. Wie wir sehen, lässt sich so ein Verhalten trainieren. Eine Kausalität auf Erfolg lässt ein solches Verhalten nicht zu, jedoch erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass man an seine individuelle Leistungsreserve gelangt, was gleichbedeutend die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg beeinflusst. Also: Kopf hoch, Brust raus! ☺ 

Mehr zum Thema:

Nicht vergessen:

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Johanna Constantini: Digital Detox im Sport – Gedankenanstöße zur digitaler Enthaltsamkeit

Mehr Infos zu Johanna Constantini: https://www.die-sportpsychologen.de/johannaconstantini/

Als wahrliche „Hassliebe“ wird die Beziehung der User zu ihren Social Media Accounts weitläufig beschrieben. Von den Vorzügen ständiger Informationsvermittlung bis hin zu digitalem Stress aufgrund von ständiger Erreichbarkeit – die Folgen des Online-Konsums sind durchaus ambivalent. Mittlerweile treiben sich zudem nahezu vier Milliarden Menschen in den vermeintlich „sozialen“ Weiten des World Wide Web umher, und sekündlich werden es mehr (Statista, 2019). Dass sich unter den Nutzern von Facebook, Instagram, Snapchat und vielen mehr auch zahlreiche SportlerInnen befinden, steht außer Frage. Ob sportlich oder nicht, wen die Dynamiken sozialer Medien einmal in ihren Bann gezogen haben, den lassen sie so schnell nicht mehr los. Darauf sind die virtuellen Welten schließlich ausgelegt. Doch bei allen Abhängigkeiten und dem hohen Suchtpotential, dass die Inhalte unserer Smartphones heute bieten, macht sich dieser Tage eine entscheidende Bewegung breit: Unter dem Hashtag (wie ironisch) #digitaldetox bekannt lässt sie sich als Digitale Entgiftung übersetzen und beschreibt die Enthaltsamkeit von digitalen Medien. Folgt man der Rautetaste-Begriffskombination #digitaldetox nun und tippt sie beispielsweise in das Instagram-Suchfeld ein, so resultieren zahlreiche Motive unberührter Naturlandschaften, analoge Spielideen, und ungeschminkte Schönheiten. Das Credo zu den Bildern und der Bewegung lautet:

Alles offline und möglichst reduziert, lieber analog und glücklich, als digital gestresst.

Zum Thema: Umgang mit sozialen Medien in der modernen Sportpsychologie

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Der Beitrag zum Hören

Ob das auch im Sport ein möglicher Weg sein kann? Eine Leitidee existiert zumindest, und die kommt nicht von ungefähr. Schließlich wird Burnout als Krankheit einer ganzen Generation beschrieben und lässt sich vielfach auf die Folgen digitaler Kommunikationsmöglichkeiten zurückführen. Und was schon länger bekannt ist: Burnout macht auch vor SportlerInnen nicht Halt!

Wie also umgehen mit den Folgen der digitalen Revolution? Was sind die Aufgaben der modernen Sportpsychologie, wenn es um Digital Detox geht?

Digital Detox Strategien für den Sport

Weil auch AthletInnen chatten, posten, fotografieren und liken, was das Zeug hält und dabei so manches mal für die eigene Leistung und deren Reflexion wenig Zeit bleibt, beschreibe ich ein paar Digital Detox Strategien speziell für den Sport

  • Digital Detox-Strategie Nummer eins lautet: Her mit dem analogen Trainingstagebuch! Warum? Weil handschriftliches Festhalten von Trainingsinhalten nachweislich besser im Gehirn verankert und dadurch auch leichter wieder abgerufen wird (Spitzer, 2015).
  • Die Reflexion der eigenen Leistungen – ob im Training oder im Wettkampf – sollte zudem in einem Smartphone-freien Umfeld erfolgen. Womit wir auch schon bei Digital Detox-Strategie Nummer zwei angelangt sind: Offline-Räume zu schaffen, macht vor allem im Sport Sinn, wenn erhöhte Konzentration gefragt ist. Aus Studien wissen wir mittlerweile, dass die eigene Produktivität mit der Verfügbarkeit des Smartphones abnimmt (vgl. Spitzer, 2015). Was also der Manager an Aufmerksamkeit durch sein digitales Endgerät am Schreibtisch einbüßt, mindert die Konzentrationsfähigkeit des Athleten, der sein Smartphone ständig mit zum Training nimmt. Die nicht abreißende Informationsflut lenkt ab, sich Offline-Räume zu schaffen macht mehr als Sinn. 
  • Um auch dann ein wenig offline Abhilfe schaffen zu können, wenn das Smartphone unbedingt dabei sein muss, (so zum Beispiel, um für die anstehende Trainingsbesprechung erreichbar zu sein) bietet sich Digital Detox-Strategie Nummer drei an: So hilft es die Smartphone-Zeit zu reduzieren, indem gewisse Benachrichtigungen einfach abgeschaltet werden. Oder muss Instagram wirklich bei jedem Like als Push-Nachricht auf dem Bildschirm aufpoppen? Ablenken von dem, was gerade trainiert werden sollte. Digitaler Stress wird vielfach durch das „Nicht-Abschalten-Können“ verursacht. Wer ständig an neue Informationen erinnert wird, dem fällt das Offline-Sein umso schwerer. 
  • Für eine weitere Digital-Detox-Strategie lässt sich die Gemeinschaft im Sport zu Nutze machen: Das Wir-Gefühl eines eingeschweißten Teams ist es, das ebenso gemeinsame Regeln ermöglicht. Wann bleiben die Smartphones gemeinschaftlich in der Kabine? Wie handhaben Mannschaften den Umgang mit Social Media Inhalten? Gibt es Verantwortliche? Wie wird kommuniziert und vor allem wann erfolgt die Kommunikation offline und analog? 

Mehr Interesse am Thema? Johanna Constantini hat bereits zahlreiche Texte verfasst – hier eine kleine Übersicht:


Quellen: 

Spitzer, M. 2015. Cyberkrank!: Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. Droemer HC

www.statista.com

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Dr. René Paasch: Gedankenschnelligkeit im Fussball trainieren (Gedankenschnelligkeit im Fußball, Teil 1)

Leroy Sané oder Kevin De Bruyne gelingt es scheinbar mühelos, in äußerst komplexen Situationen ungewöhnliche, aber auch technisch-taktische Lösungen auf das Spielfeld zu bringen. Erfolgreiche Trainer sprechen bei solchen Ausnahmespielern von „Gedankenschnelligkeit“ oder „Higher Level Exekutivfunktionen (HEF)“. In diesem Blogbeitrag werden wissenschaftlich fundierte Aussagen zum Kognitionstraining im Fußball getroffen. Dabei werden sowohl inhaltliche als auch methodische, diagnostische und praktische Aspekte in verschiedenen Blogbeiträgen aufgearbeitet. 

Zum Thema: Gedankenschnelligkeit im Fussball (Teil 1) 

Der Fußball hat in der Sportwissenschaft und Psychologie generell einen hohen Stellenwert und nimmt auch hier eine Vorreiterrolle ein. Es gibt zu diesem Thema viele Forschungsergebnisse, vor allem in den Bereichen Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Antizipation, aber auch in Bezug auf Kreativität und Spielintelligenz sowie auf das Arbeitsgedächtnis (Memmert, 2019). Dennoch sind viele wissenschaftliche Ergebnisse noch nicht in die Praxis transferiert worden. Nehmen wir nur den Modebegriff “Kognitionen”. Also, was sind Kognitionen oder kognitive Prozesse aus wissenschaftlicher Perspektive genau? In Abgrenzung zu rein physiologischen, neuronalen und präkognitiven Vorgängen charakterisieren Roth und Menzel (2001, S. 559) geistige Leistungen durch sechs kognitive  Prozesse:  

  1. multisensorische und auf Erfahrung beruhende Wahrnehmungsprozesse  
  2. Erkennen individueller Ereignisse und Klassifizieren von Objekten, Personen und Geschehnissen   
  3. bewusste oder unbewusste Prozesse auf der Grundlage interner Repräsentationen  
  4. erfahrungsgesteuerte Veränderung von Wahrnehmung und die daraus resultierenden Verarbeitungsstrategien
  5. Aufmerksamkeit, Erwartungshaltungen und aktives suchen von Reizen   
  6. mentale Arbeit

Etwas vereinfacht zusammengefasst, werden Kognitionen als höhere geistige Funktionen und Prozesse definiert, die notwendig sind, um in bestimmten Situationen gezielt Lösungen zu generieren. Die Bedeutung von kognitiven Fähigkeiten ist im Fussball noch nicht ganz angekommen. Somit befinden wir uns in einer spannenden Phase, sowohl für die Sportpsychologie als auch für die Sportpraxis. Steigen wir nun ein wenig tiefer ein. 

Zum Profil von Dr. René Paasch: https://www.die-sportpsychologen.de/rene-paasch/

Exekutive Funktionen 

Ein aktuelles Modell für Kognitionen aus der Psychologie (Alvarez & Emory, 2006), beschreibt die Steuerung und Regulierung spezifischer kognitiver Prozesse in Menschen. Diese sogenannten exekutiven Funktionen (EF) regeln zielgerichtetes Verhalten (Friedman et al., 2006), also Prozesse wie die Entscheidungsfindung (d.h. Auswahl zwischen mehreren Alternativen). EF werden weiter unterschieden in „Core EF“ (CEF) und „Higher-Level EF“ (HEF), wobei Erstere durch das Arbeitsgedächtnis, kognitive Flexibilität und inhibitorische Prozesse charakterisiert sind, während HEF Problemlöse- und Argumentationsstrategien sowie Planungsprozesse involvieren (Diamond, 2013).  Mit dem HEFs werden Antizipation, Spielintelligenz und Spielkreativität thematisiert, die sich auch in späteren Schulungsphasen gewinnbringend trainieren lassen (Memmert, 2019). 

In zwei spannenden sportwissenschaftlichen Metaanalysen (Scharfen & Memmert, 2019a) konnten bei Experten kleine bis mittlere Effekte von grundlegenden kognitiven Leistungen nachgewiesen werden, bei Fußballprofis wurden herausragende kognitive Fähigkeiten (Verburgh et al., 2016) festgestellt. Eine Querschnittsstudie von Scharfen und Memmert (2019b) bei hochtalentierten Nachwuchsleistungsfußballern wies auf ein größeres Aufmerksamkeitsfenster für komplexere motorische Fähigkeiten (Dribbeln) hin. Außerdem deutet eine geringere Reduzierung der individuellen Ablenkbarkeit auf eine höhere Geschwindigkeit beim Sprint hin. Diese Befunde müssen in naher Zukunft repliziert werden, insbesondere auch in größeren Stichproben.

Umsetzung in der Praxis 

Wie auch ein systematischer Überblick über kommerzielle kognitive Trainingsprogramme und deren Auswirkungen auf den Einsatz im Sport zeigt (Harris, Wilson & Vine, 2018), sind noch viele Fragen offen und müssen in Folgestudien geklärt werden. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir in der Praxis beginnen müssen, kognitive Fähigkeiten zu trainieren. 

Daher hier eine erste Anregung, wie Ihre Schützlinge kognitive Fähigkeiten trainieren können: MS Kognition – das Internet-Projekt zur Stärkung der kognitiven Fähigkeiten können Sie als App herunterladen – ganz ohne Kosten. Sie finden dort wissenschaftlich fundierte Übungen, um Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen zu trainieren. Für weitere Anregungen und konkrete Übungen im Individual- oder Teamtraining: Nehmen Sie gern zu meinen Kollegen und Kolleginnen aus unserem Netzwerk (zur Übersicht) oder zu mir auf (zum Profil von Dr. René Paasch).

Abb.1.: MS-Kognition im App Store (https://www.dmsg.de/ms-kognition/)

Weitere praktische Anregungen num Thema neuronale Konditionierung im Fussball für Sie: 

Fazit 

Es ist schwer einzuschätzen, inwieweit sich die Trainingsprogramme für Kognitionen im Fussball durchsetzen werden. In jedem Fall kann die Dienstleistung Sportpsychologie bei dieser Entwicklung ein wichtiger Baustein sein. Nicht nur aus diesem Grund empfiehlt es sich, an dieser Stelle mutig zu sein und die bisherigen Ergebnisse aus der Bewegungswissenschaft und Sportpsychologie zu elementaren Kognitionen in Ihrem Verein oder Verband (oder bei unserem Barcamp, siehe unten) zu diskutieren und in der Praxis auszuprobieren. Was haben Sie schon zu verlieren? Gewinnen können Sie einen besonderen Mehrwert für Ihre Schützlinge!  

Sie wollen mehr zu Kognitionen wissen? Dann kommen Sie zu unserem Barcamp – jetzt anmelden:


Mehr zum Thema:

Literatur 

Alvarez, J. A. & Emory, E. (2006): Executive function and the frontal lobes: A meta-analytic review. Neuropsychology Review, 16, 17-42. 

Harris, D., Wilson, M. R. & Vine, S. J. (2018). A systematic review of commercial cognitive  training devices: Implications for use in sport. Frontiers in Psychology, 9, 709. 

Friedman, N. P., Miyake, A., Corley, R. P., Young, S. E., DeFries, J. C. & Hewitt, J. K. (2006): Not all executive functions are related to intelligence. Psychological Science, 17, 172-179. 

Scharfen, E. & Memmert, D. (2019a): Measurement of cognitive functions in experts  and elite-athletes: A meta-analytic review. Applied Cognitive Psychology, 1-18. DOI:10.1002/acp.3526

Verburgh, L., Scherder, E. J., Van Lange, P. A. & Oosterlaan, J. (2016): Do elite and amateur  soccer players outperform non-athletes on neurocognitive functioning? A study among 8-12 years old children. PloS One, 11, e:0165741. doi: 10.1371/journal.pone.0165741

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Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp (#Jugendfußball) – 28./29.09.2019 in Leipzig

Alle reden im Fußball von Mentalität. Von der mentalen Einstellung, die richtig gut oder eben auch nicht zu sehen war. Jeder will ständig den Fokus setzen, die jüngste Niederlage aus dem Kopf bekommen, dominant auftreten und frei aufspielen. Nur wer kümmert sich im Fußball – allen voran im Nachwuchsfußball – eigentlich darum?

Wir von Die Sportpsychologen nehmen den Ball auf und gehen am 28. und 29. September 2019 in Leipzig (Sporthalle Teichstraße) in die Tiefe. Mit euch: 

  • Übungsleiter im Breitensport (alle Sportarten)
  • Trainer und Betreuer aus Nachwuchsleistungszentren
  • Eltern 
  • Sportlehrer
  • Jugend-, Nachwuchs- und Seniorenspieler 
  • Funktionäre, Spielerberater und Scouts
  • Sportpsychologen, Mentaltrainer, Coaches  

Direkt zur Anmeldung

Eure Fragen sind unsere Themen

Wie fördere und trainiere ich Mentalität? Wie formuliere ich eine Halbzeitansprache? Wie gehe ich als Trainer mit Spielern um, die mit Wettkampfangst kämpfen? Was ändert sich an der Trainerrolle im Funino? Was mache ich als Elternteil, wenn mein Kind nur noch Fußball im Kopf hat? Wie können Nachwuchsspieler Selbstgespräche, innere Bilder und Körpersprache nutzen? Wie erreiche ich Mütter und Väter? 

Alles, was euch interessiert, machen wir zum Thema. In jeweils 60 Minuten langen Sessions diskutieren wir diese Fragen mit euch und erarbeiten so gemeinsam Antworten. Mit dabei sind zahlreiche Sportpsychologen und Mentaltrainer aus dem Netzwerk „Die Sportpsychologen“. Dazu kommen Trainer, Ausbilder, Scouts, Spieler und Spielerberater. Das Beste: Den Verlauf der Diskussion bestimmt ihr aktiv mit. Die funktioniert so: Jede Session wird von ein bis drei Personen geleitet, die das Thema mit euch auf Augenhöhe diskutieren. Mit euren Fragen, Erfahrungen und Anregungen könnt ihr jederzeit hineingrätschen. Im Ergebnis geht ihr also mit dem Wissen heraus, was ihr haben wolltet.

Einige Sessions werden wir thematisch bereits setzen, so dass ihr euch ein klares Bild von den Inhalten der Veranstaltung machen könnt. Einen zweiten Teil von Themen wählen wir bis zum Montag, den 23. September 2019, mit euch über eine Online-Abstimmung (gebt hier bis zum 30.8.2019 euren Themenvorschlag ab) aus. Nicht zuletzt könnt ihr zu Beginn der Veranstaltung noch Sessions vorschlagen, die Last-Minute ins Programm kommen.

Bereits feststehende Sessions:

  • Kognitionen im Fußball – Modewort oder Arbeitsauftrag?Fußball wird mit dem Kopf gespielt. Die Beine sind nur das ausführende Werkzeug.“ (Andrea Pirlo) Folgt man der Modellkette Wahrnehmen-Verstehen-Entscheiden-Ausführen so gehen der eigentlichen physischen Umsetzung drei wichtige kognitive Prozesse voraus. Was steckt hinter den Begriffen Kognitives Training, Neuroathletik und Life Kinetik? Alles nur Marketing-Schlagwörter oder bislang vernachlässigte Bereiche? (Martin Wenzel, Roter Stern Leipzig)
  • Bälle erobern – Tore verhindern mit MENTALITÄT Junge Spieler und Spielerinnen sind nicht ausschließlich fußballspezifisch auszubilden. Denn persönliche Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, Willensstärke, Eigeninitiative oder Einsatzwillen sind gleichermaßen wichtig für die persönliche Zukunft als Mensch als auch für Erfolge auf dem Platz. Dabei lassen sich diese besonderen Qualitäten durch das Fußballspiel selbst und eine zielorientierte Begleitung durch die Trainer und Trainerinnen fördern und fordern! Wir zeigen wie: Undzwar 60 Minuten auf dem Feld bei einer Demo-Trainingseinheit mit Nachwuchsspielern des Roten Stern, anschließend gehen wir 60 Minuten theoretisch dem Thema auf den Grund. (Alexander Schunke, Referent Sächsischer Fußballverband)
  • Die Eltern der Nachwuchssportler – Der schmale Grad zwischen Druck und
    Unterstützung
    Wenn Eltern die besseren Trainer sind, sich am Beginn einer (finanziell) erfolgreichen Beraterkarriere sehen und/oder ihre eigene Persönlichkeit durch den Erfolg des Kindes stärken wollen, dann hat es kein Trainer leicht. Wie soll der Trainer mit solchen Eltern umgehen oder welche Tipps helfen eigentlich Eltern weiter? Wie viel Druck durch die Eltern ist fördernd? Wann ist einfach nur eine starke Schulter gefragt? (Kathrin Seufert, Die Sportpsychologen, zum Profil)
  • Wenn der (NLZ)-Trainer sagt: Für dich hat es leider nicht gereicht! Wenn der große Traum zu platzen droht, gibt es für Sportler zwei Alternativen: Die persönliche Niederlage wegstecken, also bei einem anderen Verein weiterkämpfen, oder aufgeben. Doch welcher Weg ist der richtige? Wie können Eltern, alte und neue Trainer, Mitspieler, Berater, Freunde oder Sportpsychologen und Mentaltrainer unterstützen? In der Session wollen wir den kompletten Prozess besprechen: Vom „entscheidenen“ Gespräch, welches für alle Beteiligten nicht einfach ist, bis zum bestmöglichen Umgang mit der neuen Situation und einer möglichen nachsportlichen Karriereplanung. (Ole Fischer, Die Sportpsychologen, zum Profil)

Weitere gesetzte Session-Themen folgen

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Weitere Informationen
Rückblick auf „Die rote Couch – Das Sportpsychologie-Barcamp“ 2018 beim VfL Bochum

Wer darf mitmachen?

Trainer, Übungsleiter, Betreuer, Jugend- und Nachwuchsspieler, Eltern, Sportlehrer, Funktionäre, Spielerberater und Scouts. Darüber hinaus sind auch Journalisten und Vertreter anderer Sportarten eingeladen!

Für Sportpsychologen, Psychologen oder Mentaltrainer: “Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp” richtet sich ausdrücklich sowohl an Profilinhaber von Die Sportpsychologen (zur Übersicht) als auch Sportpsychologen und Mentaltrainer, die nicht im Netzwerk aktiv sind. Dies schließt nicht zuletzt Studenten der Fachrichtungen Sport, Psychologie und Sportpsychologie ein.

Anmeldung und Preise

  • 89 EUR für Vertreter von Profi-Vereinen, NLZ, Verbänden, Spielerberater, Scouts, Sportpsychologen und Mentaltrainer
  • 69 EUR für Vertreter von Amateurvereinen, Studenten, Eltern

Lizenzinhaber des sächsischen Fußballverbandes können sich für die Teilnahme an der Veranstaltung “Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp” 10 Fortbildungsstunden anrechnen lassen. 

Snacks, Obst und Getränke stellt der Gastgeber bereit, freut sich aber über freiwillige Spenden, die vom Roten Stern Leipzig für den Bau eines Kunstrasenplatzes auf dem Teichstraßen-Gelände genutzt werden (zum Kunstrasen-Projekt).

Zeitplan, Location und Kooperationspartner

Sporthalle Teichstraße, Teichstraße 12, 04277 Leipzig

Sa., 28. September 2019, 13 bis 19 Uhr

So., 29. September 2019, 10 bis 17 Uhr (inkl. Hospitation bei einem Jugend-Fußballspiel)

Als Location dürfen wir von Die Sportpsychologen mit Unterstützung unseres Kooperationspartners Roter Stern Leipzig das Sportgelände Teichstraße nutzen. Dies umfasst eine in Würde gealterte Sporthalle, die uns als zentraler Veranstaltungsort dient. Darüber hinaus nutzen wir die “Klause” und bei großem Interesse auch weitere Räumlichkeiten. Der Veranstaltungsort im zentrumsnahen Leipziger Stadtteil Connewitz ist gut mit der Tram (Linien 9, 10, 11) oder dem Bus zu erreichen.

Unser Kooperationsverein Roter Stern Leipzig ist kein normaler Verein. Der RSL ist ein Kiezclub, für den 700 Fußballer und Fußballerinnen auflaufen – über 400 davon im Nachwuchs. Bundesweit bekannt ist der Verein für sein Engagement gegen jegliche Form von Diskriminierung wie Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Homophobie. Die Einnahmen aus dem Catering und anteilig Einnahmen aus dem Ticketverkauf kommen dem roten Stern für den geplanten Kunstrasenbau auf der Teichstraße zu Gute.

Was sind die Inhalte der Veranstaltung?

Die Inhalte der Veranstaltung “Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp” werden von den Teilnehmern bestimmt (siehe “Was ist ein Barcamp?”).

Teilnehmer können im Vorfeld und am ersten Veranstaltungstag Session-Vorschläge einreichen. Sessions sind die Bausteine, aus denen die sich das alternative Konferenz-Format zusammensetzt.  

Was ist ein Barcamp?

Per Definition ist ein Barcamp eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden. Hierbei steht der partizipatorische Gedanke im Vordergrund. Ziel sind der inhaltliche Austausch und eine Diskussion. Teilweise können am Ende der Veranstaltung bereits konkrete Ergebnisse vorgewiesen werden. Die inhaltliche Idee entstand nach dem ersten Netzwerktreffen von Die Sportpsychologen (Link zum Text) und wurde von der Profilinhaberin Wencke Schwarz (zum Profil) und Redaktionsleiter Mathias Liebing weiterentwickelt und im November 2017 in Berlin zum Themenbereich E-Sports (Link zum Nachbericht), im Juni 2018 in Bochum zum Thema Fußball (Link zum Nachbericht) und im November 2018 in Leipzig zum Thema Ausdauersport bereits erfolgreich umgesetzt.

Anmeldung

Du willst bei “Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp” dabei sein? Dann melde Dich mit Hilfe des Online-Formulars an. Eine schriftliche Bestätigung deiner Anmeldung erfolgt sofort, weitere Infos sowie die Rechnung erhältst du einige Werktage nach der Anmeldung.

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Cristina Baldasarre: Immer gleich – wann macht das Sinn?

Im Alltag sind immer wiederkehrende Arbeiten und Abläufe ein Motivationskiller und wenig beliebt. Aber: Erwiesenermassen lässt sich dadurch die Leistung steigern und vor allem erhöht sich die Qualität – sprich die Fehlerquote nimmt ab. Genau solche Erkenntnisse lassen sich im Sport gut anwenden und können dem einzelnen Athleten den entscheidenden Vorteil verschaffen. Das Augenmerk liegt hierbei auf die letzten Minuten vor dem Anpfiff, während den Kurzpausen und bei allen Standardsituationen. Wie zum Beispiel dem Elfmeterschuss, einem Sprung des Turmspringers, einer Wende beim Schwimmen oder dem Ablauf der Hürdenläuferin. Wer diese Abläufe zu optimieren weiss, zieht seinen Vorteil daraus. Die entscheidende Frage ist, wie die unmittelbare Wettkampfvorbereitung (UWV) aussehen soll, um einen bestmöglichen Einstieg in den Wertkampf zu ermöglichen?

Zum Thema: Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung

Was muss ich also tun, um beim Startschuss bereit zu sein? Meist sind Athleten physisch gut aufgewärmt und der Körper bereit. Mental hingegen liegt noch viel Potential brach. Die Inhalte der UWV müssen im Vorfeld erarbeitet werden. Eine Checkliste kann hier Abhilfe schaffen. Beispielsweise könnte man sich fragen: Wann war ich das letzte Mal erfolgreich?

  • WAS in meiner mentalen Vorbereitung hat dazu beigetragen? 
  • WIE habe ich diesen Zustand hinbekommen?  
  • Was braucht es, um mit Selbstvertrauen und innerer Stärke loszulegen? Wie kann ich mir das selber geben?

Das sind nur ein paar wenige Fragen, mit denen sich die UWV angehen lässt. Wer dann welche konkrete Technik anwendet oder wer sich dann mit Musik ablenkt, bleibt total individuell. Das wichtigste ist dabei, sich bewusst für die Dinge und Abläufe zu entscheiden, die den Athleten mental gut vorbereiten. Im Ergebnis entsteht viel Selbstwirksamkeit. 

Mehr Infos zu Cristina Baldasarre: https://www.die-sportpsychologen.de/cristina-baldasarre/

Beispiel Visualisierung

Von den konkreten Techniken her betrachtet liegt der Fokus beispielsweise auf dem Visualisieren. Je motorisch und koordinativ anspruchsvoller, desto wichtiger wird das. Und zwar jeweils der kinästhetische Aspekt einer Bewegung: Wie genau fühlt sich z.B. der Tennisaufschlag an? Welche Muskeln spüre ich bei der Bewegungsausführung wie stark? Daran gekoppelt das Raumgefühl: Wie genau fühlt sich der gestreckte Arm an? Wo fühlt er sich an?

Ähnliche Vorbereitungen sollten auch im Bereich der Selbstgespräche, des Arousal-Managements, der Zielsetzungen oder der Konzentration getroffen werden. Solche Informationen eignet sich der Athlet am besten im Training an, um das dann am Wertkampftag gewinnbringend abzurufen – eben wie immer!

Mehr zum Thema:

https://www.die-sportpsychologen.de/2019/05/03/prof-dr-oliver-stoll-unmittelbare-wettkampfvorbereitung-fuer-laeufer

https://www.die-sportpsychologen.de/2015/12/20/philippe-mueller-nervositaet-ist-kontrollierbar

https://www.die-sportpsychologen.de/2019/02/25/johanna-constantini-handy-zeit-oder-smartphone-verbot-strategien-zur-digitalen-wettkampfvorbereitung

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Thorsten Loch: Wenn aus weniger mehr wird – Wie schwache Teams auch gegen Top-Gegner bestehen können (und umgekehrt)

Auf dem Trainingsplatz und in Trainingslagern bereiten sich die 18 Bundesligisten akribisch auf die neue Saison 2019/20 vor. Neben Kondition bolzen, um sich die nötige „Härte“ sich für die kommende Runde zu erarbeiten, stehen ebenfalls auch spieltaktische Aufgaben fest in jedem Trainingsprogramm. Ganz nebenbei gilt es auch noch, Neueinkäufe in das bestehende Teamgefüge zu integrieren und ggf. Abgänge zu kompensieren. Und an dieser Stelle wird es spannend. Das Ungleichgewicht der Finanzstärke zwischen den Spitzenclubs und den vermeintlichen „Kleineren“ ist deutlich zu erkennen. Es braucht als kreative Lösungsansätze, um im Konzert Bundesliga nicht nur die zweite Geige zu spielen. Hier stelle ich mir die Frage, ob die vermeintlichen „Underdogs“ mehr den Mannschaftsgeist beschwören müssen als die Top-Clubs, die gespickt sind mit Nationalspielern? Denn wenn man sich die Etas der verschieden Vereinen vor Augen führt, wird deutlich, mit welchen finanziellen Möglichkeiten die Vereine ausgestattet sind. Formell scheint die Meisterschale auf Jahre vergeben zu sein. Viele Fans wünsche sich die Saison 2008/09 zurück. Sechs verschiedene Teams grüßten damals von dem Platz an der Sonne. Eine solche Spannung treibt jedem Fussball-Liebhaber Tränen in die Augen. Insbesondere in jener Zeit, wenn man sich darüber freut, dass überhaupt mal wieder ein Verein dem FC Bayern München über einen längeren Zeitraum Paroli bieten kann. Doch weshalb war es überhaupt möglich, dass vermeintliche Underdogs wie der VfL Wolfsburg oder aber der Überraschungsmeister aus England – Leicester City 2015/16 – den Top-Clubs ein Bein stellen konnten? Sicherlich spielen eine Menge Faktoren in eine lange Saison mit hinein, jedoch lässt sich eine Tendenz bei den Titelträgern ausmachen. 

Zum Thema: Psychische Antriebsfaktoren und Auswirkungen auf die Teamleistung

Man kann nicht verallgemeinernd feststellen, dass die Leistungsfähigkeit einer Mannschaft größer sei als die Summe der Einzelleistungen. Würde diese Hypothese belastbar sein, so wären die nationalen und internationalen Titel auf Jahre hinaus vergeben. Dem ist „Gott sei Dank“ nicht so. So finden sich immer wieder Mannschaften, die sich aus Spitzenspielern zusammensetzen und gegen vermeintlich schwächer aufgestellte Teams verlieren. Oder aber, die schwächeren Mannschaften „über sich hinauswachsen“ und Leistungen vollbringen, die über die Summe der objektiven Einzelleistungen hinausgeht. 

Ursachen dieser verschiedenen Erscheinungen liegt in den mehr oder weniger bewussten psychischen Antriebsfaktoren, die den einzelnen Spieler dazu veranlassen, das jeweilige Potenzial entweder voll auszuschöpfen, es nur teilweise zu aktivieren oder es gar nicht über die individuelle Leistungsgrenze hinaus mobilisieren zu können. Als Erklärung können zwei Phänomene angeführt werden, deren Kenntnis für Trainer wertvoll sein kann, wenn es darum geht, die potenzielle Leistungsfähigkeit einer Mannschaft zu entfalten. 

Mehr zu Thorsten Loch: https://www.die-sportpsychologen.de/thorsten-loch/

Ringelmann-Effekt

Unter bestimmten Bedingungen kann man feststellen, dass die durchschnittliche Eigenleistung nachlässt, wenn Personen in Gruppen oder Mannschaften zusammenwirken. Ringelmann hat schon vor 100 Jahren in einer Studie beobachtet, dass beim Tauziehen große Unterschiede zwischen Einzel- und Mannschaftsleistungen feststellbar sind. In seinem Experiment beobachtete Ringelmann einzelne Personen und Mannschaften von zwei, drei und acht Probanden beim Tauziehen. Die Arbeitshypothese war Folgende: Wenn es keine Leistungseinbuße durch fehlerhafte Gruppenprozesse gäbe, dann könnte man, wenn jede Person 100 Pfund ziehen kann, daraus schließen, dass Mannschaften äquivalent zu ihrer Gruppengröße 200, 300 bzw. 800 Pfund ziehen könnten. Die Untersuchungsergebnisse konnten diese Annahmen jedoch nicht bestätigen (Baumann, 2002). 

Trotzdem ließ die relevante Leistung jedes Mitglieds zunehmend nach, je mehr Mitglieder die Mannschaft bekam. Dies bedeutete in Zahlen, dass eine Gruppe von zwei Personen nur noch 93% ihre individuellen Leistungspotentials zogen. Eine Mannschaft von drei Teammitgliedern nur noch 85% und acht Personen zogen nur noch 49%. Ingham et al. (1974) wiederholten die Untersuchungen und kamen zu ähnlichen Ergebnissen (siehe Tab. 1). 

Beziehung zwischen Gruppengröße und Leistung (Tauziehen)
Prozent der potenziellen Leistungsfähigkeit bei Mannschaften mit unterschiedlichen Mitgliederzahlen
Mitgliederzahl: 12345678
RINGELMANN-Studie1009385



49
INGHAM (Studie I)1009182787878

INGHAM (Studie II)1009085868485

Tabelle 1: Ringelmann – Studie 

Um herauszufinden, ob Leistungsverluste bei steigender Mitgliederzahl in der Mannschaft auf mangelnde Koordination oder geringer Motivation zurückzuführen seien, hat man die Koordination als Faktor heraus genommen. Man verband den Einzelnen die Augen und ließ sie in dem Glauben, dass die übrigen Mitglieder ebenfalls mitziehen würden, was diese aber nicht taten. Auch unter diesen Bedingungen fiel die Leistung bis zu einer Gruppenstärke von drei Mitgliedern ab. In der Psychologie wird dieses Phänomen – wenn Einzelne in der Mannschaft sich weniger als 100% anstrengen – als „Trittbrettfahrer“ bezeichnet. Weinberg und Gould (1995) sehen hierfür Gründe in unbewussten Motivationsverlusten.

Soziale Faulheit

Wie bereits erwähnt, konnte man in Untersuchungen feststellen, dass die durchschnittliche Einzelleistung nachlässt, wenn Mitglieder in Gruppen zusammenarbeiten und dabei ihre eigene Leistung nicht klar beurteilen können – wie beispielsweise beim Tauziehen oder innerhalb einer Rudermannschaft. Dieser als „soziale Faulheit“ (Oehlert, 2009) bezeichnete Leistungsabfall ist ebenfalls feststellbar, wenn die Leistung des Einzelnen auch von Außenstehenden nicht klar beurteilt werden kann. Zum Beispiel ist die individuelle Leistung eines Spielers innerhalb einer Mannschaft meist nicht eindeutig feststellbar, es sei denn, er sticht durch besonders brillante Einzelaktionen hervor. Wenn eine Mannschaft eine geschlossene Mannschaftsleistung zeigt, fällt es dem Beobachter schwer, den Beitrag den Einzelnen zu erkennen und zu bewerten. 

Die Neigung, sein volles Leistungspotential in der Mannschaft nicht auszuschöpfen, wird also begünstigt, wenn Vergleichsprozesse mit anderen fehlen oder der Sportler in einer gewissen Anonymität des Kollektivs untergeht.

Nach Weinberg/Gould (1995) können die im Folgenden genannten Gründe als Ursachen für das Entstehen von „sozialer Faulheit“ angesehen werden:

  • Sportler glauben, dass die Mannschaftskameraden weniger motiviert sind als sie selbst und strengen sich weniger an, weil die nicht die Rolle des Trottels übernehmen wollen.
  • Sportler meinen, dass sie sich nicht wirklich anstrengen müssen, da die Teammitglieder ihren Part sowieso übernehmen.
  • Sportler haben den Eindruck, dass sich Anstrengung nicht lohnt, da sie sowieso in der Menge untergehen.
  • Sportler versuchen, sich in der Menge zu verstecken, um so die negativen Folgen des Faulenzens zu vermeiden („Trittbrettfahrer“).

Fazit 

Was heißt das jetzt für die Underdogs in der Liga? Die vermeintlich Kleinen müssen sich also kreative Lösungen einfallen lassen, damit sie im Konzert mit den Großen bestehen können. Neben den ganzen individuellen fussballspezifischen Fähig- und Fertigkeiten haben wir feststellen können, dass der Mannschaftsgeist eine nicht zu unterschätzender Rolle einnimmt. Wenn man die Ergebnisse von Ringelmann zu Rate zieht, ist es erstaunlich, welches Potential verschenkt wird. Fast die Hälfte der individuellen Leistungsgrenze wird nicht abgerufen. Dieser Fakt stellt gleichzeitig auch eine große Chance da, wie Friedhelm Funkel (siehe Literatur) deutlich machte: 

„Wir wollen Spieler, die sich bei uns beweisen wollen. Wichtig ist für Fortuna, dass wir Mentalitätsspieler holen, dass wir charakterstarke Spieler holen – und dann ist es meine Aufgabe, diese in die Mannschaft einzubauen.“

Friedhelm Funkel, Trainer Fortuna Düsseldorf

Funkel hat erkannt, welche Rolle insbesondere der Trainer in diesem Prozess einnimmt. Welche Möglichkeiten dem Trainer zur Verfügung stehen, um „soziale Faulheit“ innerhalb des Teams zu umgehen, wird Gegenstand meines nächsten Beitrages sein. Wer schon früher etwas zum Thema haben möchte, kann gern Kontakt aufnehmen (zum Profil von Thorsten Loch). Spannende Ideen haben darüber hinaus auch meine Kollegen und Koleginnen zum Thema zu bieten (zur Übersicht). 

Mehr zum Thema:

https://www.die-sportpsychologen.de/2017/06/29/elvina-abdullaeva-saisonvorbereitung-fuer-gewinner/
https://www.die-sportpsychologen.de/2019/07/18/kathrin-seufert-als-profi-einfach-mal-loslassen-geht-das-ueberhaupt/
https://www.die-sportpsychologen.de/2018/02/06/markus-gretz-fluch-und-segen-des-underdogs/

Angst (67) Arroganz (2) ASP (42) Athleten (1) Best- Case Option (1) Bewerbung (2) Bundesliga (9) Drehbuch (9) Druck (57) Emotionen (54) FC Bayern München (8) forschung (6) Fußball (289) Gefühle (8) gehirn (9) Halle (16) Halle-Wittenberg (3) Ina Blazek (1) Konrtollgefühl (1) kopf (5) kritische Wettkampfsituation (2) Martin-Luther-Universität (5) Master (3) mental (10) München (5) Nachwuchsleistungszentrum (30) Nachwuchssportler (6) niederlage (9) Promotion (1) schritt voraus (2) SC Paderborn (1) Selbstbild (9) Selbstgesprchsregulation (6) sieg (1) Sinnfindung (1) Sinnleere (1) Sport (52) Stress (62) Studiengang (1) training (34) unentschieden (1) Wettkampfvorbereitung (28) Worst- Case Option (1) Ziele (60) Zielsetzungstraining (8)

Literatur: 

Baumann, S.: Mannschaftspsychologie – Methoden und Techniken. Meyer&Meyer Verlag, Aachen 2002.

Ingham, A. G., Levinger, G., Graves, J. & Peckham, V.: The Ringelmann Effect: Studies of Group Size and Group Performance. In: Journal of Experimental Social Psychology 1974, 371-384.

Ohlert, J.: Teamleistung. Social Loafing in der Vorbereitung auf eine Gruppenaufgabe. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2009

Weinberg, R. & Gould, D.: Formations of Sport and Exercise Psychology. Champaign 1995:

https://rp-online.de/sport/fussball/fortuna/fortuna-duesseldorf-die-kleinen-im-konzert-der-grossen_aid-22368119 Zugriff: 26.07.2019, 20:15. 

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Anmeldung: Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp #Jugendfußball

Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp (#Jugendfußball), Sporthalle Teichstraße, Teichstraße 12, 04277 Leipzig

Sa., 28. September 2019, 13 bis 19 Uhr, So., 29. September 2019, 10 bis 14 Uhr

Tickets ab 69 EUR

Mehr Infos: https://www.die-sportpsychologen.de/2019/08/02/die-rote-couch-das-sportpsychologie-barcamp-jugendfussball-28-29-09-2019-in-leipzig/

Anmeldung

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Lisa König: Im schlimmsten Moment… was tun, wenn von jetzt auf gleich die Saison zu Ende ist?

Anfang Juli 2019 zog sich die mehrfache Weltmeisterin und Skisprung-Olympiasiegerin von 2014, Carina Vogt, einen Kreuzbandriss im Training zu. Dadurch fällt die Sportlerin nun die komplette kommende Saison aus und hat einen langen Weg der Rehabilitation vor sich. Solche Dramen sind im Leistungssport leider keine Seltenheit und es ist wichtig, richtig mit der Situation umzugehen, damit man möglichst zeitnah sein Comeback starten kann. Eine Wintersportlerin, die diesen Prozess bereits hinter sich gebracht hat, ist die Skilangläuferin Victoria Carl, mit der ich ein sehr offenes Gespräch zum Thema Verletzungszeit führen durfte… Was ich Spannendes erfahren habe, lest ihr im Blog.

Zum Thema: Erfahrungsbericht der Ski-Langläuferin Victoria Carl zum Comeback nach einer Verletzung zum “ungünstigen Zeitpunkt” 

Mehr Infos zu Lisa König: https://www.die-sportpsychologen.de/lisa-koenig/

Victoria Carl ist mehrfache Junioren- und U23-Weltmeisterin im Ski-Langlauf und konnte sich zuletzt bei der WM im österreichischen Seefeld mit mehreren Top 10 Platzierungen sehr stark in Szene setzen. 2014 verletzte sie sich am Knie. Das Schlimme daran: Sie fiel zwei Wochen vor der Junioren-Weltmeisterschaft für zwei Monate aus. Medaillenhoffnungen waren vom einen auf den anderen Moment begraben. Noch schlimmer schmerzte es, die Wettkämpfe nur von zu Hause verfolgen zu können. In den ersten Tagen half ihr, einmal Abstand vom Sport zu nehmen und sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Sie rät jüngeren Sportlern auch, die Zeit zu nutzen um sich auf die Schule oder die Ausbildung zu konzentrieren, ein Praktikum einzuschieben – und einfach die Geduld nicht zu verlieren.

Während der Reha profitierte sie sehr stark davon, sich Ziele zu setzen! „Man muss von Tag zu Tag, von Woche zu Woche schauen, was möglich ist. Die eine Woche macht man fünf Schritte vorwärts, in der nächsten geht es wieder zwei zurück. Am wichtigsten dabei ist, dich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.“ Bei der Zielsetzung ist es ratsam, mit den Ärzten, Physiotherapeuten und seinen Trainern eng zusammenzuarbeiten, um die Fortschritte realistisch einschätzen zu können; allerdings steht das `auf-den-eigenen-Körper-hören` an erster Stelle. Außerdem ist es sinnvoll, viele kleine Teilziele zu stecken, an denen man sich, bis hin zum Comeback, entlang hangeln kann. Jeder kleine Reha-Erfolg kann gefeiert werden, das gibt Mut, Motivation und Selbstvertrauen und baut auf, für den weiteren Weg.

Sicherheit von außen und von innen…

Victoria Carl konnte während ihrer Zwangspause immer auf die Unterstützung ihrer Eltern und Trainer bauen: „Ich konnte mit ihnen immer reden, Tag und Nacht, wenn es mir nicht so gut ging… das war sehr wichtig! Wenn man in so einem Loch steckt, kommt man ohne Hilfe nur schwer wieder heraus.“ Sie hörte verstärkt auf ihren Körper und lernte auch die Arbeit der Physiotherapeuten viel mehr zu schätzen. Als einen der wichtigsten Punkte nennt sie einen Arzt, dem man zu 100% vertrauen kann: „Wenn man weiß, mit wem man arbeitet, ist man viel gelöster und kann sich auf die richtigen Sachen konzentrieren.“ Aber nicht nur die Unterstützung von außen ist unabdingbar, sondern auch das Vertrauen in den eigenen Körper. Victoria habe in der Zeit gelernt, Geduld zu haben und ihre körperlichen Grenzen zu akzeptieren.

Vielen Sportlern gibt es Kraft, wenn sie sich ihre Ressourcen vor Augen führen (im wahrsten Sinne des Wortes). Es tut vielen gut, einfach mal aufzuschreiben, wer tagtäglich an ihrer Seite steht. Dazu gehören nicht nur Eltern und Trainer, sondern eben auch die Ärzte, Physios, das gesamte Team, die Freunde, die Großeltern, und, und, und… das Unterstützersystem und Vorbilder können mehr zur schnellen Heilung beitragen, als man manchmal denkt.

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Weitere Informationen

“Vici`s Top 3-Tipps” für eine optimale Rehabilitation

Zum Schluss durfte ich noch “Vici´s Top 3 Tipps” erfahren, die sie mitten in die Weltspitze zurück brachten!

  • 1. Das Wichtigste: „Ruhig bleiben, durchatmen und nicht durchdrehen!“ Auch wenn es mal nicht so läuft, sollte man seine Ziele nicht aus den Augen verlieren und Schritt für Schritt weiterdenken.
  • 2. Auf keinen Fall kopflos und uninteressiert am Rehasport teilnehmen! Es ist immer gut, über die Sinnhaftigkeit und die Wirkung der Physiotherapie nachzudenken. So lernt man viel über seinen eigenen Körper.
  • 3. Tipps von außen sind gut… aber man sollte dabei immer auf seinen eigenen Körper hören. Dieser gibt die Pace vor und man ist gut beraten, nicht ständig auf der Überholspur zu fahren.

Nicht jede Verletzung verläuft gleich und nicht jedem stehen dieselben Ressourcen zur Verfügung, um sich wieder zurück zu kämpfen. Dennoch können Athleten die `verlorene Zeit` sinnvoll nutzen, Dinge erledigen, für die sonst kaum Zeit bleibt, Hobbies pflegen und konkrete Schritte zum eigenen Comeback verfolgen. Wer mehr darüber erfahren möchte, meine Kollegen (zu den Profilen) und ich (zum Profil von Lisa König) stehen gern zur Verfügung!

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Uwe Knepel: Trainer sein…

Was ist eigentlich mit denjenigen Trainern, die montags, mittwochs und freitags früher zur Arbeit fahren, um nachmittags pünktlich auf dem Spielfeld zu stehen? Diejenigen, die bei jedem Wetter samstags und sonntags die Sportplätze mit meist ehrenamtlichem Engagement und der Liebe zum Sport füllen und erst danach Zeit mit ihren Familien verbringen? Brauchen die sportpsychologisches Wissen? Immer wieder höre ich, diejenigen machten es so gut sie es eben können. Für eine tiefere Auseinandersetzung mit der Sportpsychologie bliebe da keine Zeit. Dem will ich etwas entgegensetzen.

Zum Thema: Sportpsychologie für Amateur-Trainer im Jugendfußball

Wenn Du Dich jetzt angesprochen fühlst, dann fragst Du Dich sicherlich auch, was Du mit dem Thema Sportpsychologie zu tun haben könntest? Ist das nicht eher (nur) etwas für den Profisport?! Ja, auch! Aber nicht nur!

Besonders im Kinder- und Jugendsport bedeutet Trainer zu sein mehr, als nur Verantwortung zu übernehmen. Im Detail heißt es, Vorbild zu sein, sportlich wie auch menschlich; methodisch und inhaltlich qualifiziert zu sein; Organisator und Manager zu sein; Überbringer von guten und schlechten Nachrichten; Tröster und Motivator, gerecht zu sein und noch so vieles mehr.

Übersicht Führungsstile

Als Trainer entscheidest Du ganz allein, wie Du dein Team führst. Und genau das ist die Frage mit der sich dieser Artikel beschäftigt: Wie leitest Du Deine Spieler*innen an? Kurt Lewin beschreibt ursprünglich drei verschieden Arten, Teams anzuleiten: 

  • den autoritär-hierarchischen Führungsstil, bei dem es vor allem darum geht, dem Team Anweisungen zu geben, die die Spieler*innen dann zu befolgen haben
  • den demokratisch-kooperativen Führungsstil, hierbei würden die Spieler*innen zum Beispiel in das Trainingsprogramm mit einbezogen und Diskussionen sind ausdrücklich erwünscht
  • (und) den Laissez-faire-Führungsstil, der den Spieler*innen sehr viele Freiheiten lässt, so dass diese selbst bestimmen, welche Aufgaben sie wie und wann absolvieren. Der Trainer greift dabei nicht in das Geschehen ein.

Welchem Trainertyp Du am ehesten entsprichst, überlegst Du gerade? Viel wichtiger ist vielleicht die Frage, ob Du mit einem dieser Stile das erreichst, was du erreichen willst – und was genau willst Du eigentlich erreichen?

Anforderungen im Jugendfußball

Aus sportpsychologischer Sicht beschreiben folgende Anforderungen den modernen Jugendfußballer/die moderne Jugendfußballerin: 

  • eigene Gefühle regulieren können
  • freie Pass- und Laufwege bemerken
  • aktives Coaching der Mitspieler
  • schnelles Umschaltspiel
  • hohe Konzentration
  • Vorherbestimmen des Ballflugs
  • Aufmerksamkeit bis zum offiziellen Spielende
  • Techniken abrufen und vorstellen können
  • überzeugt sein vom eigenen Können, usw.
Mehr Infos zu Uwe Knepel: https://www.die-sportpsychologen.de/uwe-knepel/

Das Erreichen dieser Anforderungen mit nur einer der oben genannten Führungsstile scheint ausgeschlossen. Was bedarf es nun, um den Anforderungen gerecht zu werden? Eine Möglichkeit beschreibt das SITUATIVE FÜHREN (Hersey und Blanchard). Ein Ansatz, der ursprünglich aus der Führung in Wirtschaftsunternehmen stammt. Hier wird zwischen aufgabenbezogenen und beziehungsbezogenen Führungsstilen unterschieden. Je nach Auffassung-, Umsetzungs- und Entwicklungsgrad der Spieler*innen (physisch wie auch psychisch) führt unterschiedliches Verhalten der Trainer*innen zum Erfolg.

Aufgaben- und beziehungsbezogen

Aufgabenbezogen meint, dass die Trainer*innen dabei detailliert vorgeben, wie etwas umgesetzt werden soll. Die Frage dahinter ist also: Wer soll was, wann, womit und wie gut machen? (Ergänzungen sind natürlich ebenso möglich wie das Entfernen einzelner Frageworte.)

Hersey und Blanchard definieren beziehungsbezogen als die Ebenen des zwischenmenschlichen Kontakts, das bedeutet, die Trainer*innen bieten individuelle Hilfestellungen an, motivieren die Spieler*innen und sind geprägt von Wertschätzung den Spieler*innen gegenüber.

Der Entwicklungsgrad als Orientierung

Nach Hersey und Blanchard ergeben sich daraus vier Führungsmöglichkeiten, welche sich an dem Entwicklungsgrad der Spieler*innen orientieren. Im Folgenden erläutere ich diese kurz und praxisnah.

Niedriger Entwicklungsgrad der Spieler*innen:

Lernen Spieler*innen neue motorische Spiel- und Bewegungsformen, zum Beispiel in der G- oder F-Jugend das Passspiel mithilfe des Seiteninnenstosses, wird eine hohe Aufgabenorientierung und eine niedrige Beziehungsorientierung empfohlen, die Trainer*innen sollen also die Spieler*innen anleiten (Vormachen, Erklären, Nachmachen und Üben).

Geringer bis mittleren Entwicklungsgrad der Spieler*innen:

Können Spieler*innen Aufgaben selbständig (eventuell auch noch durch Anleitung) durchführen, wie zum Beispiel freie Lauf- oder Passwege bespielen, so wird empfohlen, beide – den aufgaben- und den beziehungsbezogenen Stil – gleichzeitig anzuwenden.

Mittlerer bis hohen Entwicklungsgrad der Spieler*innen:

Hierbei gilt es weniger aufgabenbezogen und mehr beziehungsorientiert anzuleiten, so dass die Spieler*innen auch bei der Formulierung des Zieles oder bei anderen Entscheidungen mit eingebunden werden. Zum Beispiel bei der Frage (eventuell ab C- oder D-Jugend), welche Form des Spiels (Ballbesitz- oder Kontermannschaft) gespielt werden soll.

Sehr hoher Entwicklungsgrad der Spieler*innen:

Bei sehr hoch entwickelten Spieler*innen sollte weder der aufgabenbezogene noch der beziehungsbezogene Führungsstil im Vordergrund stehen. Vielmehr geht es darum, Verantwortung abzugeben und auf die Spieler*innen zu übertragen. Das kann im Einzelnen, also bestimmte Spieler*innen oder Positionen oder auch im Mannschaftsrahmen erfolgen.

Liebe Trainer, meine Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Uwe Knepel) stehen gern bereit, wenn ihr weitere Fragen habt oder euch Unterstützung wünscht.

Mehr zum Thema:

https://www.die-sportpsychologen.de/2015/06/29/dr-rene-paasch-mentales-training-im-nachwuchsfussball/

https://www.die-sportpsychologen.de/2018/09/07/kathrin-seufert-wie-nachwuchsfussballer-das-entscheiden-wieder-lernen-koennen/

https://www.die-sportpsychologen.de/2019/04/01/jan-d-deneke-perfektionismus-im-nachwuchssport-ursprung-auswirkungen-und-umgang/

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Literatur:

  • Vgl. Lewin, K. et al (1939) Patterns of aggressive behavior in expermentally created social climates. In: Journal of Social Psychology (10).
  • Vgl. Beckmann-Waldenmayer, D. & Beckmann, J. (2012). Handbuch sportpsychologischer Praxis. Balingen: Spitta GmbH
  • Vgl. Hersey, P. & Blanchard, K. (1982). Management of organizational Behavior (4. Auflage). New York

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