Start Blog

Dr. René Paasch: Freie Bahn nur für mental Starke?

Ein aktueller WDR Sport Inside Beitrag “Jungprofis in der Bundesliga: Noch früher ins Rampenlicht” sorgt für Aufsehen. Im Film von Matthias Wolf wird die Regeländerung kritisch beleuchtet, nach der in der Fußball-Bundesliga zukünftig ohne jegliche Einschränkung bereits 16-Jährige Kicker zum Einsatz kommen dürfen. Diese Veränderung hat Borussia Dortmund angestossen. Ein Verein, der zunehmend auf junge internationale Talente setzt. Aber zu welchem Preis? Zu dieser Frage wurde unter anderem Dr. René Paasch von Die Sportpsychologen (zum Profil) befragt. Wir empfehlen an dieser Stelle den Beitrag, der unter anderem auf Sportschau.de oder über die Sportschau-App zur Verfügung steht:

Zum TV-Beitrag: https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/sport-inside/video-jungprofis-in-der-bundesliga-noch-frueher-ins-rampenlicht-100.html

Dr. René Paasch im Interview (Screenshot WDR Sport Inside, Verwendung bewilligt via Medikament-TV)

Mehr zum Thema:

Bildquelle: Screenshot WDR Sport Inside, Verwendung bewilligt via Medikament-TV

Views: 213

Veranstaltungshinweis: Tag der Sportpsychologie – Schach

Wir von Die Sportpsychologen wollen zukünftig häufiger auf Events und Veranstaltungen rund um das Thema Sportpsychologie hinweisen. Denn Vernetzung, Austausch und Miteinander ist ganz in unserem Sinne.

Am Sonntag, den 27. Oktober 2024, lädt der Verband der praktischen Sportpsychologie um Jürgen Walter zu einem spannenden Tag rund um das Thema Sportpsychologie im Schach ins hessische Viernheim ein. Erleben Sie Vorträge von renommierten Experten, die verschiedene psychologische Facetten des Schachspiels beleuchten.

Besonders hervorzuheben ist die Simultan-Veranstaltung an sieben Brettern mit Großmeister (GM) Dennis Wagner (Elo 2613, Nationalspieler), live kommentiert vom Internationalen Meister (IM) Maximilian Meinhardt. Um die psychologischen und emotionalen Aspekte des Spiels zu verdeutlichen, tragen der GM und ein Spieler Puls- und Herzfrequenzmessuhren während des Matches.

Freuen Sie sich auf einen informativen und praxisnahen Tag voller Einsichten in die Welt der Sportpsychologie im Schach!

Weiter Informationen finden Sie hier!

Den Flyer zum Download finden Sie hier!

Hinweis an Veranstalter: Nehmt gern Kontakt zu unserem Redaktionsleiter Mathias Liebing (m.liebing@die-sportpsychologen.de) auf, so dass wir auch auf eure Events hinweisen können.

Mehr zum Thema:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Views: 5

Danijela Bradfisch: Lachen als wichtiger Trainings- und Tagesinhalt

„Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag“, sagte Charlie Chaplin. Dieses Sprichwort, wie auch „Lachen ist die beste Medizin”, kennen fast alle. Solche Sprüche kommen in meinen Gedanken in der Zusammenarbeit mit Sportler:innen, Trainer:innen und Eltern sehr häufig vor. Oft ist für mich augenscheinlich, dass eine gewisse Lockerheit fehlt. Wenn ich der Sache nachgehe, stelle ich fest, dass kaum noch „private Zeit“ auf dem Tagesplan steht. Meine erste Frage ist dann immer: „Spielst du Spiele?“ Meistens wird das mit “Nein” beantwortet. Meine zweite Frage ist dann: „Wann habt ihr zuletzt gespielt und dabei gelacht?” 

Zum Thema: Die Rolle von Endorphinen im Sport und wie wir uns das glückliche Gefühl erarbeiten können

Eines Vornweg: Ich liebe Spiele. Und ich weiß, wie wichtig es ist, sich dafür Zeit zu nehmen. Denn das gemeinsame Spielen, Lachen, sich bewegen und lustig zu sein, hat einen positiven Einfluss auf Körper, Geist und Emotionen. 

Damit nicht genug: Das Spielen von Spielen kann einen vielfältigen Einfluss auf den Menschen und seine Umgebung haben. Insbesondere für Sportler und Sportlerinnen ist das aus meiner Sicht wichtig. Ich nenne hier vier Aspekte, die uns täglich im Alltag begegnen und die im Spiel geschult werden:

  1. Kognitive Fähigkeiten, wie das strategische Denken und die Reaktionsgeschwindigkeit fördern. 
  2. Soziale Interaktion: das (Er-)lernen mit anderen zu interagieren, und Teamarbeit zu fördern. 
  3. Stressabbau: Für viele Menschen sind Spiele eine Form der Entspannung und des Stressabbaus. Sie bieten eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und sich in einer anderen Welt zu verlieren.
  4. Kultureller Einfluss: Kulturelle Themen und Werte reflektieren und verbreiten. Sie können auch als Plattform für gesellschaftliche Diskussionen dienen und das Bewusstsein für bestimmte Themen schärfen.

Positive Effekte des Lachens

Halten wir fest: Spielen ist gesund! Und Spielen ohne Lachen ist kaum denkbar. Und damit sind wir beim Punkt: Denn das Lachen hat viele positive Effekte auf Körper, Geist und Gesundheit. Die von uns im Gehirn und Nervensystem eigens produzierten Hormone (genannt Endorphine), bieten mehrere wunderbare Möglichkeiten, sich mit anderen zu verbinden und Freude zu teilen. Das ist geradezu magisch. 

Aber bleiben wir bei den Fakten und schauen wir uns an, welche Wirkungen Endorphinen zugeschrieben werden: 

  1. bauen Stress ab
  2. steigern das Wohlbefinden
  3. fördern Kreativität
  4. fördern Problemlösungsfähigkeiten
  5. stärken das Immunsystem
  6. lindern Schmerzen
  7. stärken soziale Kontakte

Lachen als Allzweckwaffe?

Das klingt wie eine Allzweckwaffe, ist aber auch mit Vorsicht zu genießen. Denn  Lachen ist zwar gut, aber dabei darf das Verständnis nicht fehlen! Gerade in Situationen, die mehrfach gedeutet werden können, die einem selbst harmlos erscheinen (Schikora, 2007), ist Vorsicht geboten. Denken wir nur an Trainingssituationen, in denen über eine bestimmte Person gelacht werden könnte.

Dennoch: Wir können mehr Lachen und mehr „gute Laune“ im Alltag gebrauchen. Aber wie genau gelingt uns das? Ich persönlich denke da zum Beispiel an Schokolade  – schon klar, aber als Sportler:in?! 😉 

Jetzt mal konkret – Wie kann man die Endorphin Produktion anregen?!

Konzentrieren wir uns doch wieder auf die Endorphine. Diese werden oft als “Glückshormone” bezeichnet, die nicht zuletzt eine wichtige Rolle bei der Schmerzlinderung und der Regulierung von Emotionen spielen. Jeder Sportler oder jede Sportlerin kennt es, man fühlt sich leicht, glücklich und selbst wenn „etwas Kleines zwickt“, misst man diesem keine Bedeutung zu. Also, woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Um die Endorphinproduktion auf natürliche Weise anzuregen, gibt es verschiedene Methoden, die du gerne ausprobieren kannst!


1. Bewegung: Sportliche Aktivitäten, insbesondere Ausdauersport wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen.

First Aid: Es kann auch schon ein kurzer Spaziergang aushelfen, sollte man „kurz an die frische Luft müssen“;)

2. Lachen: Humor und Lachen sind großartige Wege, um Endorphine freizusetzen. Schau dir eine lustige Komödie an oder verbringe Zeit mit Freunden, die dich zum Lachen bringen.

First Aid: Wenn Du gerade aufgebracht bist, geh zu einem Spiegel und lächle Dich ca. 1 min. an.

3. Musik hören: Deine Lieblingsmusik kann ebenfalls die Stimmung heben und Endorphine freisetzen. Singe mit oder tanze dazu!

First Aid: Hier eine kleine Playlist für den Notfall (Fröhliche Auszeit)

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden


4. Meditation und Entspannung: Achtsamkeitsübungen und Meditation können helfen, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern, was die Endorphinproduktion fördern kann.

First Aid: Hier eine kleine Playlist für den Notfall (Entspannte Auszeit)

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden


5. Gesunde Ernährung: Bestimmte Lebensmittel, wie scharfe Paprika, dunkle Schokolade oder Bananen (Achte bitte auf mögliche Allergien bei Dir) 😉

First Aid: Ich habe immer einen Schokoladenkeks bei mir – Du auch?

6. Soziale Interaktionen: Zeit mit geliebten Menschen zu verbringen

First Aid: Ruf doch gleich mal jemanden an, an den Du gerade denkst und dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Aufruf

Probiere einige dieser Methoden aus und finde heraus, was für dich am besten funktioniert und teile es mir gerne mit, sollten Dir meine Tipps gefallen und geholfen haben.

Viel Spaß dabei!

Mehr zum Thema:

Literatur

Faust, V., & Gesundheit, A. P. Lachen ist die beste Medizin. 

Schikora, S. (2007). Lachen ist zwar die beste Medizin, Verständnis darf aber nicht fehlen! 

Views: 17

Wie überlastete Sportler Warnsignale erkennen lernen

Kürzlich erhielten wir als Netzwerk die Anfrage eines Redakteurs des Schweizer Mediums 20 Minuten: Es ging um die Debatte, ob es in der Fussballwelt für die Top-Spieler zu viele Spiele gebe. Schließlich sei sogar von einem Streik die Rede. Vor diesem Hintergrund wollte er die psychischen Aspekte von so viel Belastung für die Kicker beleuchten. Da sich daraufhin im Netzwerk eine interessante Diskussion ergeben hat, haben wir eine Frage abgeleitet, die Klaus, Janosch und Arthur im Folgenden beantworten: 

Woran merken Top-Spieler eine zu hohe mentale Belastung und wie kann dagegen interveniert werden?

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil

Dieses Phänomen finden wir nicht nur im Fußball, auch im Handball und im Eishockey werden diese Diskussionen geführt. Zudem dürfen wir, insbesondere im Handball als auch im Fußball, nicht vergessen, dass die athletischen Anforderungen durch z.B. Regel- und Taktikänderungen durchweg größer geworden sind. Durch die Zunahme der Schnelligkeit innerhalb des Spiels steigen die Anforderungen an Aufmerksamkeits-, Verarbeitungs- und Entscheidungsprozesse. Allein dadurch ergibt sich eine höhere Gesamtbelastung auch der mentalen Prozesse neben der mit der Quantität einhergehenden Reduktion der Regenerationszeiten. Zudem stehen aufgrund der Wettkampfdichte und der dadurch notwendigen Belastungssteuerung immer weniger vorbereitenden Trainingseinheiten auf dem Programm. Und wenn wir ganzheitlich denken, ist dies immer eine Belastung des Gesamtsystems Mensch, die auch im Gesamtsystem seine Auswirkungen hat. Hier können wir zum besseren Verständnis die “psychischen Aspekte” isoliert betrachten, es ist jedoch immer die Belastung des gesamten Menschen, die sich dann an verschiedenen Punkten zeigen kann. 

  • Der erste Punkt sind Verletzungen, die vermehrt auftreten oder längerfristig langsamer ausheilen.
  • Ein weiterer Punkt ist der Leistungsabfall bis hin zu temporären oder auch langfristigen Erschöpfungszuständen, sogar sogenannte Fatigue Syndrome treten auf. Dies ist auch oftmals verbunden mit vorangehenden Infektionskrankheiten, also einer insgesamt geschwächten Immunabwehr.

Vorstufen zu diesem Punkt sind Aufmerksamkeitsstörungen, Gereitzheiten, Wesensänderungen, depressive Verstimmungen. Es können sich depressive Episoden entwickeln, auch Angststörungen sind nicht selten und auch Traumata, ob sie aus Verletzungen oder psychischen Verletzungen wie Mobbing, Diskriminierungen und anderen Formen von psychischer Gewalt resultieren, können in Traumafolgestörungen enden.

Ein früher Marker für all diese Belastungen sind Schlafstörungen, Freudlosigkeit am Training und Spiel sowie zunehmend auch in den Mannschaftssportarten Essstörungen.

Ganz grundsätzlich gilt: Leistungssport ist keine gesundheitsfördernde Bewegungstätigkeit, sondern hochgradig belastend für das Gesamtsystem Mensch. Deshalb gilt es für alle Beteiligten, alles zu tun, um die Menschen gut auf diese Belastung vorzubereiten, also präventiv zu arbeiten.

Hierzu gehört eine gute Vorbereitung durch das Training, und hier meine ich alle Formen, athletisches, technisches, taktisches und mentales Training, wobei im Letzteren erhebliches Potential zur Steigerung liegt. Sportpsychologische Begleitung und mentales Training sind noch bei weitem keine Selbstverständlichkeit. 

Weiterhin ist eine intelligente Belastungssteuerung und ein ausgeklügeltes Regenerationsmanagement wichtig und notwendig, in dem alle betroffenen Professionen vom Trainer über den Mannschaftsarzt, den Physiotherapeuten und den Sportpsychologen bis hin zur sportlichen Leitung mit eingebunden sein müssen. Weiterhin gehören Verletzungen auskuriert, hierzu gehört immer auch die schwerer sichtbare “psychische Verletzung”, die eine größere körperliche Verletzung immer begleitet. Zum Return to Competition Test sollte immer auch der Sportpsychologe hinzugezogen werden. Vielleicht braucht es auch hier ein standardisiertes Testverfahren, um eine gewisse Selbstverständlichkeit zu erreichen.  

Janosch Daul, Die Sportpsychologen
Janosch Daul, Die Sportpsychologen

Antwort von: Janosch Daul (zum Profil)

Nach Koch und Kühn (2000) lassen sich Symptome einer psychischen Überlastung auf einer psychischen sowie physischen Ebene wahrnehmen. Typische psychische Anzeichen sind z.B. Reizbarkeit, innere Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, ein zunehmendes Gefühl der Überforderung, Unzufriedenheit, das Gefühl, sich für die Durchführung von Tätigkeiten regelrecht aufraffen zu müssen, eine zunehmende Sehnsucht danach, auszuspannen und viel zu schlafen, Vergesslichkeit, Konzentrationsmängel und eine zunehmende Fehlerhäufigkeit. Auf einer physischen Ebene können Verdauungs- und Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Herzstiche, ein Engegefühl in der Brust, eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit und Verspannungen ernstzunehmende Warnzeichen darstellen. 

Die Symptomatik einer psychischen Überlastung sind also breit gefächert, höchst individuell und unterschiedlich stark in der jeweiligen Ausprägung. Umso wichtiger ist es daher, sich permanent mit sich selbst auseinanderzusetzen, ein gutes Körpergefühl zu besitzen und immer wieder in sich hineinzuhorchen: “Wie geht es mir eigentlich gerade – körperlich wie mental?” Insbesondere bei wahrgenommenen Veränderungen des individuellen “Ist-Zustand” sollte der Sportler intervenieren.

Hilfreich zur Vermeidung von gravierenden psychischen Überlastungssymptomen ist ein regelmäßiges Monitoring des eigenen Beanspruchungs- und Erholungszustands, wodurch sehr frühzeitig interveniert werden kann. Hierfür stehen geeignete Messinstrumente zur Verfügung. Präventiv gilt es zudem, sich immer wieder bewusst in regenerationsförderliche “Gegenwelten” fernab des Sports zu begeben, die den Sportler mental wie körperlich regenerieren lassen. Nur wer proaktiv immer wieder in die Erholung kommt, wird langfristig mit hohen Beanspruchungswerten, die der Spitzensport nunmal verursacht, umgehen können und letztlich mental gesund bleiben – die Basis zur Leistungserbringung. 

Zudem ist der Aufbau eines und die Unterstützung durch ein sportbezogenes wie privates Unterstützungssystem von enormer Bedeutung. 

Arthur Wachter, Die Sportpsychologen
Arthur Wachter, Die Sportpsychologen

Antwort von: Arthur Wachter (zum Profil)

Die aktuelle Diskussion über die Spielbelastung im Fußball hat eine wichtige psychologische Dimension, insbesondere hinsichtlich der mentalen und sozialen Belastungen, denen Top-Spieler ausgesetzt sind. Im Gegensatz zu anderen Sportarten wie Eishockey, das in einem kürzeren Saisonzeitraum gespielt wird, stehen Fußballspieler durch das zunehmende Wachstum internationaler Turniere, Ligen und Freundschaftsspiele ganzjährig unter Druck. Hier sind einige psychologische Aspekte und Warnsignale, die auf eine Überlastung hinweisen:

1. Psychische Ermüdung und Burnout

Fußballspieler, die unter zu viel mentaler Belastung leiden, berichten häufig über Anzeichen von psychischer Erschöpfung. Dies kann sich äußern in: 

– Konzentrationsschwierigkeiten: Spieler haben Schwierigkeiten, fokussiert zu bleiben, was zu mehr Fehlern auf dem Platz führt. 

– Mangelnde Motivation: Das tägliche Training und die ständigen Wettkämpfe können dazu führen, dass Spieler die Leidenschaft für das Spiel verlieren. 

– Emotionale Erschöpfung: Spieler fühlen sich ausgebrannt, oft verbunden mit Gefühlen von Hilflosigkeit und Frustration.

– Schlafstörungen: Die ständige Anspannung und das hohe Adrenalin-Niveau können zu Schlafproblemen führen, was die Erholung behindert.

Ein Vergleich zum Eishockey: Eishockeyspieler haben zwar auch ein intensives Spielprogramm, jedoch ist deren Saison kürzer und konzentrierter. Im Fußball wird die Sommerpause durch Turniere und Freundschaftsspiele zunehmend verkürzt, was die Möglichkeit für die involvierten Spieler zur Erholung minimiert.

2. Sozialer Druck und Erwartungen

Der ständige öffentliche Druck, insbesondere auf Top-Spieler, verschärft die mentale Belastung. Dieser Druck kann in vielerlei Formen auftreten:

– Öffentliche Kritik: Fehlende Leistungen werden oft von Fans und Medien kommentiert, was zu Angst vor Misserfolgen und Perfektionismus führen kann.

– Hohe Erwartungen: Viele Fußballspieler haben das Gefühl, dass sie konstant Höchstleistungen erbringen müssen, was zusätzlichen Stress verursacht.

Im Vergleich zum Eishockey und anderen Sportarten: Während auch in Sportarten wie Eishockey oder Basketball eine hohe öffentliche Erwartungshaltung herrscht, haben diese Sportarten in der Regel weniger globale Medienpräsenz und weniger “Mega-Events” wie die Fußball-WM oder UEFA Champions League, die auf konstantem Niveau den Druck erhöhen.

Wie lässt sich aber mit der Situation besser umgehen? Um der Überlastung entgegenzuwirken, sind einige psychologische und organisatorische Maßnahmen sinnvoll:

– Mentales Training: Techniken wie Visualisierung, Achtsamkeit und Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren und die mentale Belastung besser zu bewältigen.

– Psychologische Betreuung: Regelmäßige Gespräche mit Sportpsychologen können helfen, Stressfaktoren frühzeitig zu erkennen und Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

– Soziale Unterstützung: Ein starkes Netzwerk aus Familie, Freunden und Kollegen kann helfen, den sozialen Druck zu mildern.

Im Vergleich zu anderen Sportarten: In der NBA oder der NHL wird viel Wert auf psychologische Betreuung gelegt. Im deutschsprachigen Raum besteht demgegenüber noch einiger Nachholbedarf.

Direkt zu den Profilseiten:

Mehr zum Thema:

Views: 34

Umfrage zu Sportpsychologie-Events

Wir von Die Sportpsychologen gehen seit einigen Wochen den Weg, dass wir unsere Veranstaltungsformate öffnen. Also für ExpertInnen öffnen, die nicht oder (gern auch) noch nicht Teil des Netzwerks Die Sportpsychologen sind. Damit wir zukünftig aber nichts anbieten, was die Welt der Sportpsychologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht braucht, haben wir eine kleine Umfrage vorbereitet. Die Teilnahme kostet euch zwei Minuten und bringt uns von Die Sportpsychologen unglaublich voran. Danke für die Teilnahme:

Ausgewählte Veranstaltungen aus der Vergangenheit:

Mehr Infos zum Netzwerk Die Sportpsychologen:

https://www.die-sportpsychologen.de/netzwerk-beitreten/

Views: 26

Dr. Rita Regös: Die Kunst des Scheiterns

Misserfolg ist bitter. Je bedeutender der Wettkampf für einen Sportler ist, desto dramatischer ist die Reaktion auf den Misserfolg. Dabei misst sich die subjektive Bedeutung eines Wettkampfes nicht zwangsläufig an objektiven Kriterien. Am Anfang der sportlichen Karriere sind kleinere Wettkämpfe weltbedeutend, am Ende einer Karriere hingegen können auch Großereignisse gelassen, zum Beispiel als Abschiedsvorstellung, recht locker genommen werden – aber auch umgekehrt. Manche Athleten fokussieren sich auf Meisterschaften, wiederum anderen ist ihre Performance in den Weltcups wichtiger. Und die Olympischen Spiele, für einige ist “dabei sein alles”, wiederum andere gehen hin, um zu gewinnen – um nur einige wenige individuelle Kriterien zu nennen. So oder so, Wettkämpfe werden hochgradig subjektiv eingeschätzt, somit individuell vorbereitet, bestritten und nachbereitet. Die Individualität in der Vorbereitung ist eigentlich unumstritten. Die Nachbereitung hingegen wird bisweilen gern schematisiert: Man tröstet, relativiert, analysiert eventuell und setzt auf Zeit. Ein Fehler?

Zum Thema: Umgang mit Niederlagen und Rückschlägen im Sport

Unabhängig davon, ob Sportler mit einer klaren Zielstellung oder einer Erwartung an Wettkämpfe herangehen, wie in einem früheren Beitrag (siehe Links unter dem Text) thematisiert, das Verfehlen von subjektiv wichtigen Zielen und somit ein Misserfolg löst unmittelbar eine intensive emotionale Reaktion aus. Die instinktive Antwort darauf ist, zunächst zu trösten und dann zu relativieren. Das macht das Umfeld umgehend und irgendwann auch der betroffene Sportler selbst. Denn negative Gefühle zu händeln, ist schwierig und irgendwann schaltet das Gehirn auf Erklären, um diese Gefühle verarbeiten zu können. 

Beim Verarbeiten bedienen wir uns unter anderem des Relativierens: in Beziehung setzen, eventuell uminterpretieren, die Wichtigkeit reduzieren, die Einmaligkeit schmälern usw. Das alles sind Gedankenprozesse die darauf ausgerichtet sind, sich besser fühlen zu können. Ist irgendwann das emotionale Gleichgewicht wiederhergestellt, sollte eine rationale mehrperspektivische Analyse erfolgen. Sollte, denn zuweilen erfolgt sie noch immer viel zu selten. Auch wenn die Gefühle längst verarbeitet sind, möchte man sich erfahrungsgemäß nicht noch einmal in die Situation versetzen und darüber nachdenken, was schiefgelaufen ist. Auch das Umfeld möchte das nicht, war es doch schwierig genug, in der akuten Situation zu handeln, ist man heilfroh, dass es nun vorbei ist. 

Ist keine Analyse besser als eine kritische?

Analysen bleiben auch aus, weil sie eine kritische Betrachtung, letztlich eine bewertende Abwägung erfordern. Bewertungen können positiv aber auch negativ ausfallen und das gilt für den Sportler genauso, wie für alle anderen Beteiligten. Ist man doch heilfroh, sich nicht mehr mies zu fühlen, wird man sich vor der Gefahr hüten, sich erneut durch Kritik oder Selbstkritik erneut mies zu fühlen. Und so vergehen manchmal Monate, Jahre aber auch ganze Sportlerkarrieren.

Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen, hat sich die Idee etabliert, sich auf Misserfolge vorzubereiten. Fraglich, denn wir möchten, dass Sportler selbstbewusst und zuversichtlich den Herausforderungen begegnen. Wenn sie hingegen die Option Scheitern im Kopf haben, haben sie neutral betrachtet bestenfalls zwei Möglichkeiten und werden die Erfahrung machen, sich nicht auf die bessere zu konzentrieren. Denn die bessere – das Gewinnen – ist kein Problem, sie bedarf also keiner gedanklichen Vorbeschäftigung. Verlieren ist hingegen sehr wohl ein Problem, was den Kopf dazu veranlasst, darüber ausgiebig zu lamentieren. Es ist aber nicht optimal, in der Vorbereitung durch negative Gedanken abgelenkt zu sein. Wir sind zweitens bestrebt, vor Wettkämpfen die Anspannung zu reduzieren. Wir möchten nicht, dass Sportler Versagensangst generieren, denn Angst erhöht die Anspannung und mindert unter Herausforderung die Handlungssicherheit. Und drittens, Gefühle zeichnen sich kaum dadurch aus, dass man sich auf sie vorbereiten kann. Wir können uns tausendmal darauf vorbereiten, dass etwas weh tun wird, sich mies anfühlt, dass wir traurig sein werden, wenn es dann passiert, tut es trotzdem weh, fühlt sich trotzdem mies an und traurig ist man auch. Letztlich hat man sich in der Vorbereitungszeit das eigene Leben schwer gemacht. Egal wie intensiv, gedanklich oder emotional Misserfolg vorbereitet wird, ehrgeizige Sportler reagieren auf Misserfolg immer negativ, weil sie eben ehrgeizig sind. 

Vergoldetes Scheitern

Was aber ehrgeizige Sportler tun können, ist ihr Scheitern vergolden. Sie können die erfolgten Fehler – statt verstecken – analysieren und hervorheben. Sie können diese als lehrreich und damit wertvoll akzentuieren und daraus für die Zukunft lernen. Sie und ihre Trainer können diese in konkrete Optimierungspunkte umwandeln und sogar in den Trainingsplan integrieren. Menschen können generell, durch eine gelebte Fehlerkultur, Unvollkommenheit und Fehler nicht nur besser annehmen, sondern auch wertschätzen lernen. Damit entsteht auch eine ganz andere Wahrnehmung von Misserfolg. Folglich wird man gegenüber zukünftigen Misserfolgen auch wesentlich gelassener: Denn das Scheitern wird entdramatisiert indem man aus verfehlten Zielen lernt und dadurch Selbstwert von Leistung trennt. Oder anders formuliert: Selbstwert durch stetiges Lernen aufwertet.

Misserfolge hinterlassen in der Tat tiefe Spuren: Das Selbstbewusstsein ist dahin, der Selbstwert ist reduziert, Zuversicht weicht Unsicherheit – warum aber passiv auf Zeit setzen und darauf hoffen, dass man den Misserfolg irgendwann vergisst? Sportler können diese Spuren aktiv auffüllen, indem sie aus Misserfolg Erfahrungswissen machen – sie können das Scheitern quasi – aber auch buchstäblich – vergolden, wenn man die Analogie zu Kintsugi bemüht. Die schöne Kunst, zerbrochenes Porzellan zusammenzukleben und die Risse zu vergolden. Was dabei entsteht ist ein einzigartiges Stück, das einmal zerbrochen, repariert und vergoldet daran erinnert, dass ein Fehler es nicht zerstörte, sondern wertvoller machte.

Mehr zum Thema:

Views: 66

Nathalie Klingebiel: Kürzlich habe ich mit unseren NLZ-Fußballern geboxt

Ihr Weg ist ein besonderer. Nathalie Klingebiel hat in den vergangenen Jahren nicht nur einige, sondern wirklich zahlreiche Sportarten selbst ausgeübt und damit umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Diese bringt sie nun in ihre Tätigkeit als Sportpsychologin am Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Braunschweig ein. Konkret bedeutet das so manche spezielle Trainigseinheit. So zeigt Nathalie Klingebiel (zur Profilseite) ihren Fußballern ganz konkret in der Trainingspraxis auf, inwiefern sie zum Beispiel von Boxern lernen können. Mehr dazu im Interview, welches unser Redaktionsleiter Mathias Liebing geführt hat.

Nathalie, du arbeitest an einem Nachwuchsleistungszentrum. Mit welcher Art von Fragen und Themen kommen die jungen Fußballer zu dir und wie kannst du sie unterstützen?

  • Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Jeder Spieler ist anders und genauso verschieden sind auch ihre Anliegen. Der erste Unterschied liegt schon mal darin, mit welcher Motivation sie zu mir kommen – kommen sie von sich aus oder wird ihnen ein Gespräch mit mir von Eltern- oder Trainerseite empfohlen? Die Themen umfassen meistens den sportlichen Bereich, sprich Leistungsdruck, fehlende Motivation und Freude, mangelndes Selbstvertrauen, Angst vor einem Wiedereinstieg nach Verletzungen, Umgang mit (unangenehmen) Emotionen und und und… aber auch private Themen (z.B. Stress zuhause oder in der Schule) können Inhalte eines sportpsychologischen Coachings sein. Vielen Spielern hilft es oft schon, einfach mit einer neutralen Person wie mir darüber sprechen zu können und sich mal alles von der Seele zu reden. Ansonsten besteht meine Arbeit grundsätzlich darin, zusammen mit ihnen zu erarbeiten, wo vielleicht Ursachen liegen und wie sie lösungsorientiert handeln können, indem wir z.B. hilfreiche Strategien erarbeiten wie Atemtechniken, Achtsamkeitsmethoden oder Gedankenprotokolle.

Du selbst hast sehr unterschiedliche sportliche Erfahrungen gemacht. Ärgerst du dich heute, dass du dich persönlich nicht auf eine Sportart festgelegt hast oder profitierst du inzwischen sogar davon?

  • Ich ärgere mich gar nicht darüber, ganz im Gegenteil! Ich persönlich sehe es als großen Vorteil, mich in verschiedenen Sportarten ausprobiert zu haben – von Reiten, Hip Hop, Leichtathletik über Kraftsport, Boxen und Fußball. Teamsport und Einzeldisziplinen. Kraft, Kondition und Koordination. Durch diese unterschiedlichen Erfahrungen habe ich super viel lernen können, sei es z.B. zwischenmenschlich, indem ich dadurch viele verschiedene Leute kennengelernt habe, oder sportlich/körperlich, da jede Sportart unterschiedliche Muskelgruppen beansprucht und unterschiedliche Bewegungsabläufe erfordert. Ich würde sogar behaupten, dass mich diese vielseitigen Erfahrungen zu einer guten Hybridathletin gemacht haben – auf sportlicher, sozialer und mentaler Ebene. 
Zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/nathalie-klingebiel/

Neben dem Fußball arbeitest du auch im Kampfsport, insbesondere im Boxen. Was können eigentlich Fußballer von Boxern und umgekehrt Boxer von Fußballern sportpsychologisch lernen?

  • Was können Boxer von Fußballern sportpsychologisch lernen?
    Da Boxen ein Einzelsport ist, können Boxer von Fußballern vor allem Aspekte der Teamarbeit und Kommunikation lernen. Boxer, die oft isoliert trainieren, können davon profitieren, mehr über Teamdynamik und den Nutzen von Unterstützung in stressigen Phasen zu lernen, z.B. durch engere Zusammenarbeit mit ihrem Trainerteam. Fußball erfordert Kreativität auf dem Spielfeld, um die sich ständig ändernden Situationen zu lösen. Boxer könnten von dieser Flexibilität profitieren, um ihr taktisches Repertoire zu erweitern und auf verschiedene Kampfsituationen kreativer zu reagieren.
  • Was können Fußballer von Boxern sportpsychologisch lernen?
    Ich habe erst vor Kurzem mit einer unserer Mannschaften am NLZ einen kleinen Exkurs ins Boxen gemacht und durfte eine kurze praktische Einheit dazu mit ihnen auf dem Platz durchführen. Ich finde es zum einen wichtig, dass die Jungs auch einfach mal andere Sportarten kennenlernen, da sich die meisten schon früh ausschließlich auf den Fußball festgelegt haben. So werden sie sowohl körperlich als auch kognitiv gefordert, indem sie neue Bewegungsabläufe erlernen, und können gleichzeitig im Fußballspiel davon profitieren, da beim Boxen z.B. viel Agilität trainiert wird (sprich beweglich und reaktionsschnell zu sein), was sie wiederum bei Zweikämpfen oder Standards gut gebrauchen können. 
    Zum Anderen können Fußballer auch aus mentaler Sicht vom Boxsport lernen. Ich versuche den Spielern u.a. zu vermitteln, dass sie jede Sekunde fokussiert sein und immer 100% geben müssen, wenn sie in einem Kontext wie einem NLZ erfolgreich sein wollen. Im Boxen ist das A und O, mental zu jeder Zeit on point zu sein; die kleinste Ablenkung der Aufmerksamkeit kann bereits den K.O. bedeuten. Außerdem lernen Boxer früh, Rückschläge und Niederlagen zu akzeptieren und sich mental schnell wieder aufzurichten. Diese Fähigkeit, sich nach Fehlern oder Rückschlägen zu regenerieren, ist auch im Fußball entscheidend, um nach einer Niederlage oder einem Fehler im Spiel sofort wieder in die richtige mentale Verfassung zu kommen. Besonders bei Motivationsfragen oder Umgang mit Frust wende ich diesen Vergleich zwischen Boxen und Fußball gerne an. 

Mehr zum Thema:

Views: 114

Chang-Hun Chung: Mentale Stärke als Erfolgsfaktor im Bodybuilding

Im Bodybuilding dreht sich vieles um die perfekte Optik. Jeder Muskel soll sichtbar sein, der Körper bis ins Detail durchtrainiert. Aber wer diesen Sport ernsthaft betreibt, weiß: Es steckt viel mehr dahinter. Disziplin, Planung, Ernährung – das ist nur die Basis. Dazu kommt eine präzise Trainingsroutine, das ständige Tracking von Fortschritten, das Verständnis für die eigene Anatomie und Physiologie, und nicht zuletzt das richtige Timing von Nahrung und Regeneration. Man muss lernen, auf seinen Körper zu hören, den Schlaf optimal zu gestalten und den mentalen Fokus über Wochen und Monate aufrechtzuerhalten. Jeder Aspekt des Alltags wird dem Ziel untergeordnet: das Erreichen des perfekten Körpers für den Wettkampftag. Welche Rolle spielt dabei die mentale Stärke und wie lässt sich diese trainieren?

Zum Thema: Unterschätzte Bedeutung der mentalen Stärke im Bodybuilding

In den Phasen vor den Wettkämpfen wird es richtig hart. Der Körperfettanteil muss runter, der Hunger steigt, die Energie sinkt. Und dann die Versuchungen: Überall locken Kalorienbomben, die man sich nicht erlauben darf. In einer Welt, die uns ständig Essen vorsetzt, wird der mentale Kampf oft größer als der körperliche.

Je näher ein einzelner Wettkampf rückt, desto intensiver wird die Herausforderung – nicht nur körperlich, sondern vor allem mental. Der Körperfettanteil muss nun auf ein Minimum reduziert werden, was sowohl physisch als auch psychisch eine extreme Belastung darstellt. Man fühlt sich erschöpft, die Kraft lässt nach, und dennoch müssen die Trainingseinheiten weiter auf höchstem Niveau durchgezogen werden.

Der mentale Kampf während der Vorbereitung

Diese Phase fordert mentale Stärke. Es ist nicht nur der körperliche Verzicht, sondern auch die psychische Belastung, die viele unterschätzen. Du brauchst einen klaren Kopf und den Willen, durchzuhalten – auch wenn der Körper schon längst protestiert. Der Schlüssel ist die mentale Stärke.

Es ist nicht nur der Verzicht auf Kalorien und gleichzeitige Hochleistung im Training, sondern die Gesamtheit der Einschränkungen und Entbehrungen, die diesen Sport so anspruchsvoll machen. Soziale Kontakte, spontane Aktivitäten und Freizeitgestaltung treten oft in den Hintergrund, weil alles dem Wettkampf untergeordnet wird. Auch der ständige Fokus darauf, das eigene Erscheinungsbild zu bewerten und zu verfeinern, stellt für viele Athleten eine Herausforderung dar.

Die versteckten mentalen Belastungen

Diese Phase verlangt eine enorme mentale Stärke, weil der innere Dialog ständig zwischen dem Wunsch nach Ruhe und der Verpflichtung, das Ziel zu erreichen, schwankt. Es geht darum, trotz körperlicher und psychischer Müdigkeit den Fokus zu behalten und die Disziplin bis zum Ende durchzuhalten.

Viele Athleten stehen unter psychischem Druck, den man von außen nicht sieht. Studien von Mangweth et al. (2001) und Goldfield et al. (2006) zeigen, dass Wettkampf-Bodybuilder im Vergleich zu Freizeitsportlern häufiger unter Körperbildproblemen, Essstörungen und Muskelsucht leiden. Für manche ist der Sport eine Flucht, eine Möglichkeit, die inneren Kämpfe zu kompensieren. Es ist wichtig, das zu verstehen und sensibel damit umzugehen. Bodybuilding erfordert mentale Fitness – und zwar nicht nur für den Wettkampf, sondern auch, um sich selbst mental gesund zu halten.

Bodybuilding – Kein echter Sport?

Sicher kennst du die Diskussionen, in denen Bodybuilding als „keinen echter Sport“ bezeichnet wird. Für Außenstehende wirkt es oft wie ein Schönheitswettbewerb, weil es keine klaren, objektiven Bewertungsmaßstäbe gibt. Die Beurteilung der Athleten basiert häufig auf subjektiven Kriterien wie Ästhetik, Symmetrie und Bühnenpräsenz. Diese Kritik ist nicht neu, und die Diskussion darüber, ob Bodybuilding wirklich als Sport anerkannt werden sollte, hält an. Gleichzeitig bleibt die harte Arbeit, der immense Fokus und der Einsatz, den die Athleten aufbringen, unbestreitbar. Ob das Bodybuilding als Sport oder als ästhetischer Wettbewerb gesehen wird, bleibt letztlich eine Frage der Perspektive. Was ist dein Standpunkt? Lass uns dazu gern austauschen.

Nimm Kontakt auf: https://www.die-sportpsychologen.de/chang-hun-chung/

Mentale Fitness – Der unterschätzte Erfolgsfaktor

Erfolgreiche Bodybuilder verlassen sich nicht nur auf ihren Körper. Mentale Techniken sind genauso wichtig. Visualisierung und Selbstgespräche helfen dabei, sich mental auf den Wettkampf einzustellen. Schon Ronnie Coleman und Arnold Schwarzenegger nutzten diese Methoden. Sie stellten sich den perfekten Wettkampfablauf in ihrem Kopf vor und sprachen sich selbst immer wieder Mut zu. Ronnie Coleman ist berühmt für seinen motivierenden Spruch „Light Weight Babyyy!“, den er während seiner schweren Trainingseinheiten laut ausrief. Auch solche Selbstgespräche sind ein Beispiel dafür, wie Athleten sich mental pushen, um die physischen und psychischen Grenzen zu überwinden. Diese Techniken setzen nicht nur im Wettkampf, sondern auch im Training wichtige Impulse, oft ohne dass es einem bewusst ist.

Auch heute setzen Athleten wie Chris Bumstead auf diese Strategien. Es geht darum, sich den Erfolg vorzustellen und sich selbst in schwierigen Momenten zu motivieren. Der Kopf muss genauso trainiert werden wie der Körper.

Wie du mentale Stärke aufbaust

Wenn du deine mentale Fitness für den Wettkampf stärken möchtest, gibt es Techniken, die du in deinen Alltag integrieren kannst:

  • Visualisieren: Stell dir vor, wie der Wettkampftag abläuft. Sieh dich selbst auf der Bühne, das Licht, das Publikum – und wie du alles meisterst.
  • Selbstgespräche führen: Rede positiv mit dir selbst. Sag dir „Ich schaffe das“ oder „Ich bin bereit“.
  • Richtig atmen: Atemübungen können Wunder wirken, wenn die Anspannung steigt. Sie beruhigen und helfen dir, den Fokus zu behalten.
  • Achtsam bleiben: Versuche, dich nicht von äußeren Ablenkungen stressen zu lassen. Sei im Moment und konzentriere dich auf das, was du gerade tun musst.

Diese Techniken sind nur einige Beispiele aus einem breiten Spektrum mentaler Trainingsmethoden. Um nachhaltige Erfolge zu erzielen, sind jedoch detaillierte und individuell angepasste Pläne erforderlich. Es reicht nicht aus, diese Methoden einmalig oder sporadisch zu nutzen. Genau wie im körperlichen Training erfordert der Aufbau mentaler Stärke eine langfristige, strukturierte Herangehensweise, bei der Fortschritte gezielt verfolgt und angepasst werden müssen. Ein erfahrener Coach kann hierbei helfen, indem er nicht nur Techniken vermittelt, sondern auch einen detaillierten Trainingsplan entwickelt, der auf die individuellen Herausforderungen und Ziele des Athleten abgestimmt ist. Am Ende geht es darum, mentale Stärke genauso systematisch und bewusst aufzubauen wie die körperliche Fitness. Nur wer beide Komponenten gleichermaßen trainiert, kann sich im Wettkampf voll entfalten und die Herausforderung sowohl körperlich als auch geistig meistern.

Im Bodybuilding und Fitnesssport beginnt der Erfolg im Kopf. Die mentale Vorbereitung ist genauso entscheidend wie das Training im Gym. Athleten, die ihre mentale Stärke trainieren, haben den entscheidenden Vorteil. Es geht nicht nur darum, die Muskeln zu stählen, sondern auch den Geist. Denn am Ende zählt die Kombination aus beidem – und das macht den Unterschied zwischen einem guten und einem außergewöhnlichen Athleten..!

Mehr zum Thema:

Quellen:

B. Mangweth, H.G. Pope Jr., G. Kemmler, C. Ebenbichler, A. Hausmann, C. De Col, B. Kreutner, J. Kinzl, W. Biebl; Body Image and Psychopathology in Male Bodybuilders. Psychother Psychosom 1 February 2001; 70 (1): 38–43. https://doi.org/10.1159/000056223

Goldfield GS, Blouin AG, Woodside DB. Body Image, Binge Eating, and Bulimia Nervosa in Male Bodybuilders. The Canadian Journal of Psychiatry. 2006;51(3):160-168. doi:10.1177/070674370605100306

Views: 76

Dr. Julia Boie: Stürze verarbeiten, im Turnen und im Reitsport

Die junge Turnerin rutscht mitten in ihrer Übung aus und fällt vom Balken. Zum Glück ist der Schmerz geringer als der Schreck. Sofort ist die Trainerin da und kümmert sich, obwohl das Punktabzug gibt. Die sofortige soziale Unterstützung ist wichtig, um das Erlebnis möglichst gut zu verarbeiten und Ängsten und Blockaden vorzubeugen. Das Mädchen turnt ihre Übung zu Ende und wiederholt gleich anschließend mit Absicherung der Trainerin den Teil, bei dem sie gestürzt ist. Auch das ist wichtig, um Sicherheit wiederzuerlangen und die Selbstwirksamkeit zu stärken.

Zum Thema: Ängste, Blockaden, Traumata

Im Turnen sowie im Reitsport sind Ängste und Blockaden keine Seltenheit. Für Elemente, die immer sicher geturnt werden konnten, fehlt plötzlich die Bewegungsvorstellung. Oder die Orientierung im Raum bei Rotationselementen ist nicht mehr möglich. Oder beziehen wir den Reitsport mit ein: Beim Springreiten fehlt plötzlich die sichere Einschätzung der Entfernung, der notwendigen Geschwindigkeit oder des optimalen Absprungpunktes.

Nicht immer ist ein Sturz Auslöser für solche Unsicherheiten. Empfindet eine Sportlerin beispielsweise zu viel Druck und möchte daher alles noch besser machen als sonst, konzentriert sie sich möglicherweise ganz besonders auf die technischen Details der Übung. Dadurch ist aber der analytische Teil des Gehirns zu sehr aktiviert und „überschattet“ den Teil des Gehirns, in dem die ganzheitliche Ausführung des Elements gespeichert ist. Und wie aus heiterem Himmel traut sich die Sportlerin nicht, einen für sie einfachen Rückwärtssalto zu turnen. Wird die Unsicherheit nicht verarbeitet, kann sie langfristige Auswirkungen haben und zu einer Blockade und auch zum Sturz führen.

Stürze als Auslöser für Ängste und Blockaden 

Oftmals sind aber Stürze Auslöser für Ängste und Blockaden. Beispielsweise wenn eine Sportlerin mit ihrem Pferd ins Hindernis stürzt und das Pferd beinahe auf sie fällt. Auch wenn Sportlerin und Pferd unverletzt bleiben und sie anschließend normal weiter trainieren und auf Turnieren starten, kommt es häufig zu Ängsten, die sich zum Teil erst einige Zeit später zeigen. Sie haben nicht selten unsicheres Reiten zur Folge, was das Pferd verunsichert und immer wieder zu Verweigerungen führt.

Nach einem Sturz weiterzumachen, um Sicherheit wiederzuerlangen, ist also meist hilfreich, es reicht oft aber nicht. Und in manchen Fällen bedeutet es auch eine Überforderung für den Sportler.

Trauma im Kopf und Körper

Ein überwältigend bedrohliches Erlebnis wird als Trauma im Gehirn und im Körper gespeichert. Kommen wir später in ähnliche Situationen, wird eine Schutzfunktion ausgelöst, um uns vor (erneutem) Schaden zu bewahren: Der Körper zieht die Notbremse und blockiert. Allein der Gedanke an eine ähnliche Situation kann unangenehme Körperempfindungen wie Druck auf der Brust, Kopfschmerzen o.Ä. auslösen.

Die Ängste machen sich zudem in typischen „Was ist, wenn…?“-Gedanken bemerkbar. „Was ist, wenn mein Pferd auf dem feuchten Gras den Halt verliert und ins Rutschen kommt?“ „Was ist, wenn ich den Salto auf dem Balken nicht hinbekomme und auf meinen Kopf falle?“ Dazu kommen Bilder im Kopf und sie sehen sich selbst, wie sie stürzen.

Was hilft?

Immer wieder darüber sprechen zu können ist enorm wichtig und wertvoll. Häufig besteht Unsicherheit bei Trainer*innen und Eltern, ob es vielleicht besser wäre, gar nicht über das Erlebnis zu sprechen – in der Hoffnung, dass es vergessen wird oder durch das Nicht-daran-rühren an Wichtigkeit verliert. Erinnern und verarbeiten ist aber das, was zur Heilung führt. Familie, Trainer und Teamkamerad*innen können Unterstützung bieten, indem sie zuhören, sich hineinversetzen, versuchen zu verstehen und die vorhandenen Gefühle anerkennen.

Nicht jeder Sportler oder jede Sportlerin fühlt sich aber in der Lage, über das Erlebnis zu sprechen. Das sollte akzeptiert werden. Denn wenn die Sportlerin die Emotionen, die mit der Erinnerung hochkommen, nicht ertragen kann, ist es möglich, dass es zu einer erneuten Traumatisierung kommen kann. In dem Fall, dass die betroffene Person nicht über das Erlebte sprechen mag, ist es unbedingt ratsam, fachkundige Unterstützung zu suchen.

Von Bauchatmung bis zur Visualisierung

Die Sportler*innen verstehen sich oft selbst nicht – jahrelang haben sie das Element geturnt bzw. sind noch höhere Hindernisse mit ihrem Pferd gesprungen und plötzlich trauen sie sich nicht mehr. Der Verstand sagt ihnen, dass sie es können, aber die Emotionen, Empfindungen und Angstgedanken lassen sich davon nicht so leicht beruhigen. Neben dem Sprechen über das Geschehene ist es also mindestens ebenso wichtig, sich dem Körper zuzuwenden. Die unangenehmen Körperempfindungen will man am liebsten nicht spüren und versucht, sie zu übergehen oder wegzudrücken. Das Hineinspüren in den Körper und das Wahrnehmen der Bauchgefühle ist aber sehr hilfreich in der Auflösung der Ängste und Blockaden. Häufig ist dabei eine Kombination verschiedener körperorientierter Verfahren wie tiefer Bauchatmung, Achtsamkeit, Entspannung, Visualisierung und anderer Techniken sinnvoll.

Fazit: Sicherheit wiederzuerlangen braucht Zeit. Und betrifft eben nicht nur die Fähigkeit, die sportliche Anforderung sicher ausführen zu können, sondern auch die psychische Sicherheit. Der mentalen Verarbeitung eines Sturzes wird aber viel zu häufig zu wenig Beachtung geschenkt.

Unterstützung suchen bevor die Negativspirale einsetzt

Wie ein Sturz sich mental auswirkt, wird oft schon in den ersten Minuten nach dem Geschehen mit beeinflusst. Wie ist die soziale Unterstützung? Wie wird kommuniziert? Generell gilt, dass eine zeitnahe mentale Unterstützung die Wahrscheinlichkeit einer konstruktiven Verarbeitung erhöht und die Wahrscheinlichkeit von negativen Folgen wie langfristigen Blockaden mit damit verbundenen Leistungseinbußen und Selbstzweifeln minimiert. Meine Kollegen von Die Sportpsychologen und ich sind gerne für Sie da, falls Sie Beratung wünschen:

Mehr zum Thema:

Literatur

van der Kolk, B. A. (2023). Verkörperter Schrecken. Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper und wie man sie heilen kann. Ullstein.

Views: 40

Norbert Lewinski: Auf dem Land sind wir Pioniere der Sportpsychologie

Unser Netzwerk Die Sportpsychologen erfährt aktuell großen Zulauf. Eines der neuen Gesichter ist Norbert Lewinski, der mit seinem Standort in Neubrandenburg endlich die Leerstelle zwischen Berlin und Hamburg ausfüllt. Mathias Liebing, Redaktionsleiter von Die Sportpsychologen, hat Norbert mit drei Fragen konfrontiert, die herauskitzeln sollen, wie der Neue so tickt!

Norbert, du arbeitest als Sportpsychologe in Neubrandenburg. Mitten in Mecklenburg-Vorpommern. Wie schwer ist es, an diesem Standort deine Dienstleistung unter die sportlichen Leute zu bringen?

Die Arbeit als Sportpsychologe in Neubrandenburg, mitten in Mecklenburg-Vorpommern, stellt ohne Frage eine Herausforderung dar. Traditionell sind Sportpsychologie und verwandte Felder, ähnlich wie die Psychoanalyse (die meine Wunderwaffe ist – lachen), oft auf große Städte konzentriert, wo eine höhere Dichte an Leistungssportlern, Vereinen und Institutionen zu finden ist. In ländlichen Regionen fehlt oft das Bewusstsein für die Bedeutung mentaler Betreuung im Sport – eine entscheidende Lücke, die es zu schließen gilt. Die soziale Struktur kleinerer Städte wie Neubrandenburg ist anders: Die Menschen hier sind häufig stark in lokalen Gemeinschaften verankert und haben einen hohen Wert auf Bodenständigkeit. Das kann zu einer gewissen Skepsis gegenüber neuen Ansätzen führen, besonders wenn es um mentale Unterstützung geht. Oft wird körperliche Leistungsfähigkeit als alleiniger Erfolgsfaktor gesehen, während die psychologische Dimension im Hintergrund bleibt. Doch genau hier liegt die Chance.

Es geht darum, Aufklärungsarbeit zu leisten und die Relevanz der Sportpsychologie sichtbar zu machen. Das erfordert Geduld, aber auch Entschlossenheit. Besonders in kleinen Städten ist es entscheidend, Beziehungen zu Sportvereinen, Schulen und lokalen Athleten aufzubauen. Es geht nicht nur darum, als Dienstleister aufzutreten, sondern auch darum, ein integraler Bestandteil der sportlichen Gemeinschaft zu werden. Kleine Städte haben den Vorteil, dass die Menschen eng miteinander vernetzt sind – wenn du erst einmal Fuß gefasst hast, kann sich dein Ruf schnell verbreiten.

Besuch von Elisa Lierhaus, Mathias Liebing und Prof. Dr. Oliver Stoll (von links) beim Neuen im Netzwerk: Norbert Lewinski (ganz rechts)

Ein weiteres Ziel ist es, den Sportlern zu zeigen, dass mentale Stärke genauso trainierbar ist wie körperliche Kondition. Hier in Neubrandenburg haben wir das Potenzial, Pioniere zu sein – wir können Sportpsychologie dahin bringen, wo sie bisher kaum existent ist. Dabei ist es entscheidend, dass ich als Psychologe nicht nur die fachliche Expertise mitbringe, sondern auch eine tiefe Überzeugung und Leidenschaft für das, was ich tue. Es braucht Entschlossenheit, um diese Vision zu verwirklichen. Aber gerade in einem Umfeld, das noch nicht so durchdrungen ist von mentalen Trainingsmethoden, können wir nachhaltige Veränderungen bewirken.

Mit der richtigen Strategie und der Bereitschaft, an der Basis zu arbeiten, ist es absolut möglich, Sportpsychologie auch in kleineren Städten wie Neubrandenburg sichtbar zu machen und langfristig zu etablieren. Der Bedarf ist da – wir müssen nur zeigen, dass wir die Antwort darauf sind.

Was ist deine Vision von der Sportpsychologie, was hast du in den kommenden Jahren unternehmerisch vor?

Meine Vision für die Sportpsychologie ist es, sicherzustellen, dass sie dorthin gelangt, wo sie bisher noch nicht ausreichend präsent ist. Wie wir Sporttalente aufgrund ihrer körperlichen Fähigkeiten bewerten, so gibt es auch mentale Talente, die genauso wichtig sind. Sportpsychologie darf nicht nur als kleines Add-On gesehen werden, sondern sie sollte eine gleichberechtigte Rolle neben dem Trainer einnehmen. Ich kämpfe leidenschaftlich dafür, dass Sportpsychologen in den Teams als integrale Bestandteile wahrgenommen werden. 

Ich bin außerdem überzeugt, dass das sportliche Umfeld mehr Integration und Zusammenarbeit braucht. Wir müssen gemeinsam Ziele setzen und eine internationale Vernetzung schaffen, um voneinander zu lernen und unsere Athleten optimal zu fördern. Meine Energie möchte ich dieser Zusammenarbeit widmen, um das gesamte System zu stärken und voranzubringen.

In den kommenden Jahren werde ich mich stark auf die Entwicklung der Marke “Mental Leaders” konzentrieren, die ich gemeinsam mit meinen österreichischen Freunden, mit denen ich meine sportpsychologische Ausbildung in Wien gemacht habe, weiterentwickle. Ziel ist es, Sportpsychologie auf nationaler und internationaler Ebene zugänglicher und präsenter zu machen – und das in einer Form, die den Athleten und Trainern gleichermaßen nutzt.

Welche eigenen sportlichen Erfahrungen bringst du mit?

Wie wahrscheinlich viele, habe ich meine sportliche Laufbahn im Fußball begonnen. Ich spielte in einem lokalen Verein als Torwart. Mit der Zeit, und vielleicht auch durch meine gute Beweglichkeit sowie die Inspiration aus Bruce-Lee-Filmen (lacht), bin ich zum Kyokushinkai-Karate gekommen, das ich lange Zeit mit Leidenschaft trainiert habe. Ich nahm auch an Wettkämpfen teil. Nach meiner Karatezeit entdeckte ich den Kraftsport für mich, den ich mit großer Begeisterung und Leidenschaft ausübte. Da mittlerweile einige Jahre vergangen sind, hatte ich die Möglichkeit, viele verschiedene Trainingsmethoden auszuprobieren. Besonders in den späten 90ern und frühen 2000ern gab es in Skandinavien und Mitteleuropa einen regelrechten Hype um die Strongman-Wettkämpfe. Inspiriert von Athleten wie dem Finnen Jane Virtanen oder dem Schweden Sven Karlsen, ließen mich diese Disziplinen nicht mehr los. Es ging so weit, dass ich zusammen mit meinen Freunden unseren Hinterhof in eine Strongman-Arena umgebaut habe, voll mit Betonteilen und seltsamen Metallgegenständen. Damals hat uns kaum jemand verstanden.

Besonders angetan war ich auch von der HIT-Trainingsmethode, die von Dorian Yates populär gemacht wurde. Bis heute ist er für mich wohl das größte Vorbild. Seine akribische, fast schon titanische Arbeit im Temple Gym, das Training in absoluter Stille und Konzentration, und die extrem intensiven Einheiten bis zur absoluten Erschöpfung – all das hat mich tief beeindruckt und prägt meine sportliche Einstellung bis heute. Diese Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Disziplinen, von Mannschaftssportarten über Kampfsport bis hin zu Krafttraining, haben mir ein breites Verständnis dafür gegeben, was es bedeutet, sowohl körperlich als auch mental an die Grenzen zu gehen – und sie zu überwinden.

Mehr zum Thema:

Views: 129

Wirtschaft ist an Wissen aus dem Sport interessiert – mehr denn je?

Das Interesse aus der Wirtschaft, vom Leistungssport zu lernen, ist ungebrochen. Unsere Experten und Expertinnen aus dem Netzwerk Die Sportpsychologen werden entsprechend häufig für Vorträge, Workshops und Keynotes gebucht. Der Blick hinter die Kulissen zeigt aber, dass sich bei weitem nicht alle Verhaltensweisen und Umgangsformen aus dem Sport in die Wirtschaft übertragen lassen. Welche Führungspersönlichkeit könnte noch damit punkten, Mitarbeitende vor versammelter Mannschaft anzuschreien?

Zum Thema: Führungskräftevorträge

Es war eines der Bilder der Olympischen Spiele 2024 in Paris: Die Pausenansprache von Valentin Altenburg, Trainer der Feldhockey-Nationalmannschaft der Frauen, der im Vorrundenspiel gegen Frankreich seine Spielerin Anne Schröder sehr offen kritisiert. “Anne, halt jetzt die Fresse.” So fährt der Coach seine Sportlerin an. Eine Aussage, die in kaum einem Unternehmen, insbesondere nicht von Führungskräften, noch akzeptiert werden dürfte.

Dieses Szene haben kürzlich Prof. Dr. Oliver Stoll und Elisa Lierhaus von Die Sportpsychologen als Einstieg genutzt, als sie vom Energiedienstlieister e.dis zu einem Führungskräftetraining geladen worden sind. Um aufzuzeigen, wie unterschiedlich die Anforderungen an Führungsverhalten im Sport und in der Wirtschaft sein können und worauf wir achten müssen, um das Wissen vom einen in den anderen Bereich zu transferieren.

Transfer in beide Richtungen

Dass der Transfer von der einen in die andere Richtung und zurück sinnvoll ist, steht außer Frage. Die jeweiligen Rahmenbedingungen sind an Bedeutung aber nicht zu unterschätzen, unabhängig von Themenschwerpunkten wie Führungsverhalten, Resilienz, Kommunikation, Motivation oder Persönlichkeitsentwicklung. Dies haben Prof. Dr. Oliver Stoll und Elisa Lierhaus, untermauert mit Beispielen aus dem Zusammenarbeit mit OlympiateilnehmerInnen aus dem Skispringen, dem Schwimmen, Eishockey, Wasserspringen oder Basketball deutlich gemacht.

Das Feedback der Teilnehmenden im Schlosshotel am Fleesensee war großartig. Interessant dabei war, wie viele Führungskräfte neben ihrer beruflichen Tätigkeit noch immer aktiv im Sport verankert sind. Die Anzahl an Detailfragen zur Sportpsychologie war immens. Das Interesse von der Wirtschaft, vom Leistungssport zu lernen, scheint sogar zu wachsen.

Angebot an Unternehmen

Wir von Die Sportpsychologen sind durch unser großes Netzwerk in der Lage, in allen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz Vorträge, Workshops und Panels mit lebendigen, fachlich erstklassigen und inhaltlich individuellen Beiträgen aus dem Themenbereich Sport und Wirtschaft zu füllen.

Vortrags- oder Eventanfrage

Nehmen Sie gern direkten Kontakt auf:

You agree to receive email communication from us by submitting this form and understand that your contact information will be stored with us.

Oder nehmen Sie persönlich Kontakt zu unserem Redaktionsleiter auf:

Redaktionsleiter:

Mathias Liebing ist Gründer und Redaktionsleiter der Plattform Die Sportpsychologen. Als freier Journalist mit dem Themenschwerpunkt Sportpsychologie arbeitet er für die ARD, DAZN, ZDF, SRF, MDR, Deutsche Welle und diversen Print- und Online-Medien. Sein Magister-Studium der Sportwissenschaften, der Medien- und Kommunikationswissenschaften und der Zeitgeschichte absolvierte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Mathias Liebing
mobil: +49 170 9615287
mail: m.liebing@die-sportpsychologen.de

Mehr zum Thema:

Views: 87