Ein aktueller WDR Sport Inside Beitrag “Jungprofis in der Bundesliga: Noch früher ins Rampenlicht” sorgt für Aufsehen. Im Film von Matthias Wolf wird die Regeländerung kritisch beleuchtet, nach der in der Fußball-Bundesliga zukünftig ohne jegliche Einschränkung bereits 16-Jährige Kicker zum Einsatz kommen dürfen. Diese Veränderung hat Borussia Dortmund angestossen. Ein Verein, der zunehmend auf junge internationale Talente setzt. Aber zu welchem Preis? Zu dieser Frage wurde unter anderem Dr. René Paasch von Die Sportpsychologen (zum Profil) befragt. Wir empfehlen an dieser Stelle den Beitrag, der unter anderem auf Sportschau.de oder über die Sportschau-App zur Verfügung steht:
Als Leistungssportlerin suchte Dunja Lang bessere und leichtere Lösungen, wenn es um die mentalen Komponenten der sportlichen Leistung ging. Eben mehr als die Ermutigungen, den Ansporn oder die gut gemeinten Ratschläge und die oberflächlichen “Mentaltipps”, die ihr die Trainer bieten konnten. Dieser Anspruch begleitet sie bis heute. Im Interview erklärt unsere Profilinhaberin (zu Dunjas Seite), welche Erfahrungen sie als Athletin gemacht hat, inwiefern sie dies bis heute prägt und wann sie eigentlich mit ihrer Arbeit zufrieden ist.
Dunja, du warst selbst Leistungssportlerin und Trainerin. Verrat uns mal, in welcher Sportart du unterwegs warst und welche Erfahrungen du damit verbindest?
Als ehemalige Profi-Reiterin im Springsport kenne ich die Herausforderung, unter „Druck“ abliefern zu müssen, nur zu gut! Einmal im Parcours kurz bewusst überlegt oder unbewusst gezögert, die Distanz in der Kombination passt nicht und die Stange fällt – oft sind es die scheinbaren Kleinigkeiten, die entscheiden! Und das Pferd merkt das sofort!
Und in der Dressur ist es ebenso: einmal kurz zu sehr oder zu wenig die Hand dran – oder nicht optimal gesessen und die Hilfen gegeben – und die Lektion misslingt.
Ich kenne die Höhen und Tiefen, erinnere mich gern an die Erfolge, aber auch an die Anstrengung, die es bedurfte, um nach Stürzen und Verletzungen wieder auf Erfolgsspur zu kommen. „Comeback – Themen“ sind für mich ein zentrales Anliegen, weil ich aus eigener schmerzhafter Erfahrung weiß, wie schwierig das Comeback sein kann, und wie wenig wirklich hilfreiche und professionelle Unterstützung es oft gibt.
Reiten ist aus meiner Sicht die „Königsdisziplin“, was mentale Stärke angeht. Denn das Pferd ist der Spiegel deiner inneren Verfassung, und auch der Gedanken und Gefühle, die du unbewusst hast. Die Reaktion des Pferdes erfolgt auf die reelle innere Verfassung, wie sie wirklich ist, und nicht, wie der Reiter es gerne hätte oder denkt, wie es ist. Da helfen keine oberflächlichen Strategien vom Typ „Tschakka – du schaffst das!“ Da braucht es professionelle Strategien, auch für unbewusste Prozesse!
Als Trainerin im Reitsport braucht man zudem ein spezielles Gefühl für das Zusammenspiel von Reiter und Pferd, es reicht nicht, nur die Reiter zu coachen. Da geht es viel um Körpersprache und Körperphysiologie, und diese blitzschnell mit gezielten Impulsen zu beeinflussen.
Inwiefern kannst du aus dem sportlichen Erleben heute in deiner Rolle als Sportmentalcoach profitieren?
Schon in meiner aktiven Zeit hat mich intensiv die Frage beschäftigt: Wie und mit welchen Mentaltechniken kann ich mich bewusst so vorbereiten, dass nicht nur ich intuitiv und im Flow reite und den Kopf frei habe, sondern sich das auch auf mein Pferd überträgt? Dass ich mich nicht mehr viel zu lange mit unnötigen Ängsten, Blockaden oder ‚Kopfsalat‘ herumschlagen muss, die nicht nur mir, sondern auch meinem Pferd im Weg stehen?
Die Antwort habe ich nicht bei meinen Reitlehrern und Trainern im Reitsport gefunden, sondern in meinem psychologischen Studium, meiner Ausbildung in Sportpsychologie, Neurowissenschaften und Sporthypnose.
Auf die genannten Fragen gibt es eine ganze Palette schnell wirksamer Antworten aus der modernen, wissenschaftlich fundierten Hypnotherapie und sogenannten Embodimentfokussierten bzw. „bifokalen“ Techniken, z.B. „Klopftechniken“, bei denen der Körper direkt neuronal stimuliert und wirksam „entstresst“ wird.
Statt beispielsweise bei Blockaden über den „Kopf“ zu gehen, in dem Wissen, dass man damit bei vielen Themen nicht wirksam weiterkommt, bezieht man den Körper aktiv mit ein und löst oft in wenigen Stunden das, was „im Körper stecken geblieben ist“ wirksam auf und kommt wieder in neue Energie, Selbstwirksamkeit und Performance. Das ist auch bei Comeback-Themen wie Stürzen, Verletzungen, Schmerzen enorm wichtig.
Ich weiß aus der praktischen Erfahrung als Sportlerin heraus, dass es meist mehr braucht, als die „klassischen“, eher kognitiv ausgerichteten Strategien der Sportpsychologie. Die Sportpsychologie für den Kopf – der Trainer für die technische Performance und den Körper, das greift zu kurz.
Ich habe bspw. sehr gute Erfahrung in der Performance- und Technikoptimierung im Sport mittels Sporthypnose, Visualisierungs- und imaginativer Techniken gemacht, da steckt enormes Potenzial drin.
Wann bist du als Sportmentalcoach heute mit deiner persönlichen Leistung zufrieden?
Es ist für mich faszinierend und eine persönliche Freude zu sehen, wie schnell ich oft, auch mit kurzfristigen Einsätzen, helfen kann, Ziele oder eine positive Veränderung im sportlichen oder persönlichen Leben zu erreichen.
Wenn ich beispielsweise eine Anfrage bekomme, um kurzfristig Nervosität oder Ängste vor einem Wettkampf in den Griff zu bekommen, und der Sportler/die Sportlerin kann dann deutlich fokussierter und mit einem besseren Gefühl, mehr Flow und auch besserem Ergebnis abliefern, dann bin ich zufrieden.
Aus der Erfahrung heraus ist bei SportlerInnen, die ihr persönliches Potenzial nicht ausreichend realisieren können, das bewusste Wollen und das unbewusste Tun oft nicht optimal synchronisiert, nach dem Motto: „ICH würde gerne, aber ES geht nicht!“.
Es gilt dann ein „inneres Erfolgsteam“ zu schaffen, von langsamen, bewusst-rationalen und schnellen, unwillkürlichen bzw. unbewussten Denken sowie automatisierten Routinen. Wenn ich merke, dass das gelingt und SportlerInnen sind zudem persönlich neugierig, offen für neue Ansätze beispielsweise auch aus der Sporthypnose, dann freut mich das!
Ich unterstütze gerne das persönliche Wachstum und die sportliche Karriereentwicklung über einen längerfristigen Zeitraum hinweg. Dabei ist es für mich wichtig, eine nachhaltige Verbesserung von mentaler Stärke und Fähigkeiten wie Konzentration, Selbstvertrauen und Fokus zu erreichen.
Für mich ist es entscheidend zu spüren, dass AthletInnen auch bei Niederlagen, Krisen, Ängsten, Schmerzen auf mich zukommen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis und zeigt mir gleichzeitig: Wir sind Partner auf Augenhöhe mit unterschiedlichen Rollen und Fähigkeiten, in guten wie auch schlechten Zeiten.
Wenn ein Sportler dann sagt: „es ist so wichtig für mich, mit dir auch über meine Hochs und Tiefs sprechen zu können und da Lösungen zu finden!“ oder „hätte nie gedacht, dass es möglich ist, auf ein völlig neues Level zu kommen!“ – dann ist das für mich ein tolles Feedback!
Für mich ist das Ausdruck von Vertrauen und einer positiven Beziehung, und wenn mich dann SportlerInnen und TrainerInnen aktiv weiterempfehlen, dann ist das auch eine positive Bestätigung meiner Arbeit!
Mein persönlicher Anspruch ist es, zu mehr Leichtigkeit, mehr Freude, mehr Flow beim „Abliefern“ beizutragen – und das gleiche gilt auch beim Mentalcoaching, auch bei Herausforderungen und schwierigen Themen!
Interesse am Netzwerk und an einer professionellen Präsenz im Netz?
Die Sportpsychologen ist seit knapp neun Jahren die Plattform für SportpsychologInnen und ausgewählte MentaltrainerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die auf sich und ihre gemeinsame Leidenschaft für die mentalen Aspekte der sportlichen Leistung aufmerksam machen wollen. Hand in Hand. Und Seite an Seite. Interesse, Teil des Netzwerks zu werden? Hier gibt es mehr Informationen:
Die Sportpsychologen werden in der ersten Jahreshälfte 2023 zwei Schwesterseiten für SportpsychologInnen und sportpsychologische ExpertInnen sowie für MentaltrainerInnen an den Start bringen. Beide Seiten bieten eine optimale digitale Darstellung, um darüber von SportlerInnen, TrainerInnen und mögliche AuftraggeberInnen gefunden zu werden. Interesse? Dann meldet euch gern beim Redaktionsleiter Mathias Liebing, der am Start der beiden Seiten arbeitet:
Eines der einfachsten und sehr wertvollen Tools in deinem Trainerdasein: die Spielanalyse danach. Liebe Trainer, es lohnt sich. Es lohnt sich, einen Raum zu schaffen, wo in aller Ruhe das Spiel ausgewertet werden kann. Was genau sich lohnt und wie du es angehen kannst, erzähl ich dir in diesem Beitrag.
Zum Thema: Spielanalysen einführen
In meiner Arbeit mit Trainern und Mannschaften stelle ich immer wieder fest, dass das Auswerten und Besprechen der zurückliegenden Spiele selbst im ambitionierten Amateursport allzu gern ausbleibt. Zu wenig gemeinsame Zeit, kein Geld für Technik oder der Irrglaube der Trainer, unfähig zu sein. Gründe (er-)finden, ist einfach und so schade. Denn genau darin steckt so viel Potenzial – für dich als Trainer und für deine Mannschaft: Körpersprachen, Aufstellungen, Taktiken und vieles mehr. Eine gemeinsame Analyse, wobei jede einzelne Wahrnehmung als individuelles Fazit mitgenommen wird.
Im ersten Schritt kann eine derartige Analyse ein befreiendes Ventil für die Mannschaft sein. Da sind Emotionen, die raus wollen. Da sind Worte, die gesagt und gehört werden möchten. Da sind Fragezeichen, die sich nach Auflösung sehnen. Da sind einfach so, so, so viele Dinge, die eine Bühne brauchen. Um sich zu verbreiten, zu verteilen und letztlich leichter zu werden. Vielleicht sogar, um sich in Gänze aufzulösen. Und ganz weit unten, in unserem Unterbewusstsein, stehen Bedürfnisse wie Wertschätzung und Anerkennung dahinter. Wertschätzung und Anerkennung für all das, was in diesem Spiel geleistet wurde – unabhängig davon, welche Leistung du als Trainer wahrgenommen hast.
Die Perspektive macht den Unterschied
Es lohnt sich, einmal mehr und genauer hinzuschauen. Und zwar da hinzuschauen, was extrem gut gelaufen ist, was gut gelaufen ist, was weniger gut gelaufen ist und was einfach nur gelaufen ist. Denn: Es läuft immer irgendwas. Und wenn es „nur“ Energien sind.
Du als Trainer hast den Vorteil, während des Spiels von außen beobachten zu können. Da nimmst du vermutlich schon einiges auf deiner Kladde mit. Wenn du mit deiner Mannschaft danach in die Analyse gehst, habt ihr erstmal alle die gleiche Perspektive: von außen und mit Abstand – sowohl zeitlich als auch räumlich. Bekannt auch als Vogel-, Helikopter- oder Meta-Perspektive. Wie auch immer ist es eine Perspektive, wo jeder in Ruhe die Lupe in die Hand nimmt, um Bewegung für Bewegung, Spielzug für Spielzug, Punkt für Punkt, Fehler für Fehler, Satz für Satz, Spiel für Spiel zu analysieren und für sich zu bewerten.
Eine Auswertung über die im Anschluss diskutiert werden kann. Die Handlungsschritte hervorbringt. Die Übungen fürs Training hervorruft. Die Wachstum ermöglicht: Dinge, die gut laufen, beibehalten. Dinge, die weniger gut laufen, verändern. Dinge, die einfach nur laufen, austauschen. Du kannst die Analyse auch gut mit einem Fokus belegen und dabei Aufgaben in der Mannschaft verteilen. Dieses Add-on empfiehlt sich, wenn ihr bereits im fortgeschrittenen Analyselevel seid und die Analyse als solche bereits im Ansatz verinnerlicht habt.
Welche Effekte sind möglich?
Eine Saison ist letztlich ein Prozess. Ein Aneinanderreihen von Ereignissen, die dich und deine Mannschaft formen, gerichtet auf das gemeinsame Ziel.
Durch die Gespräche und den Austausch entsteht Transparenz. Transparenz schafft Verständnis. Und Verständnis führt zu Akzeptanz. Diese Auswirkungskette lässt euch intensiver Kennenlernen und Zusammenwachsen. Es wird Vertrauen spürbar, das Basis für euer Mannschaftsverbinden ist. Diese Verbindungen stabilisieren und stärken das Mannschaftsgefüge, was euch von Spiel zu Spiel größer, souveräner und überzeugter macht. Am Ende: unbesiegbar.
Was brauchst Du?
Ein üppig gewähltes Zeitfenster. Setze zu Beginn die komplette Trainingseinheit unmittelbar nach dem Spiel an. Du zweifelst? Lies den Text erneut und begreife deine Ernte. Mit der Zeit werden die Zeitfenster vermutlich kleiner, da ihr mehr und mehr das Analysieren verinnerlicht, den Blick schärft und Lesen lernt.
Zettel & Stift für die wertvollen Notizen. Hierbei kann dir auch mein Analysetool Anregung geben – gibt’s direkt auf meiner Seite unter: https://co-senz.com/download
Optional: gibt es eine Aufzeichnung, nutze sie. Anschauen, Stoppen, Wiederholen, Zeitlupen usw. Gibt es keine Aufzeichnung, schließt die Augen. Spult eure Gedanken und das visuelle Auge zurück auf Anfang, mit Beginn der Anreise und lasst das Spiel wie einen Film erneut durchlaufen.
Fazit
Wenn du mit deiner Mannschaft wachsen willst, dann empfehle ich dir die Spielanalyse. Im besten Fall etablierst du es als euer Ritual in der Trainingseinheit unmittelbar nach dem Spiel.
Du brauchst weitere Unterstützung dazu oder zu anderen Themen? Dann kontaktiere meine Kollegen aus dem Netzwerk (zur Übersicht) oder mich (zum Profil von Maria Senz). Wir sind für dich da.
Wenn wir ganz still sind, hören wir alle eine Stimme in unserem Kopf. Manchmal kommentiert sie unser Tun, wenn wir den Versuch gestartet haben, den neuen Schrank einer schwedischen Möbelkette aufzubauen, manchmal scheint sie nur so vor sich hin zu quatschen. Ab und zu singt sie sogar ein Lied, welches einem durch den Kopf schießt, obwohl wir vielleicht unseren Gesprächspartnern zuhören sollten. Diese Stimme ist nie ganz still. Sie ist immer da, nur hören wir nicht immer nicht zu und blenden sie dadurch aus.
Zum Thema: Was ist diese innere Stimme und wozu brauchen wir sie?
Bei dieser Stimme handelt es sich um unsere eigenen Gedanken. Doch weshalb stören sie uns oftmals in entscheidenden Momenten und bringen uns in bestimmten „Leistungssituationen“ an unsere Grenzen? Welche Möglichkeiten bieten sich dem jeweiligen Individuum? Der erste Schritt zur „Erleuchtung“ besteht darin, die eigenen Gedanken bewusst wahr- und hinzunehmen. Je mehr Zeit wir damit verbringen, auf das zu hören, was wir denken, umso besser wird es uns möglich sein, unsere Gedanken kennenzulernen. So haben auch unsere Gedanken eine ganz spezielle Art, gewisse Vorlieben und Gewohnheiten (Singer, 2009). Und je besser wir unsere Denkweisen kennenlernen, umso besser können wir sie auch beurteilen: Sollen wir einen bestimmten Gedanken lieber ernst nehmen oder verdrängen? Und woher kommen diese Gedanken überhaupt? Was wollen sie mir damit sagen? Gelingt uns dies, müssen wir im nächsten Schritt verstehen, dass unsere Gedanken Objekte unseres Bewusstseins sind. Sie definieren nicht unsere Persönlichkeit, sondern entstehen in unserem Kopf – meistens vollkommen ohne unser Zutun. Unser Bewusstsein ist den ganzen Tag damit beschäftigt, unsere Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken zu verarbeiten. In diesem Zusammenhang ist es nicht unwichtig zu erwähnen, dass wir den größten Teil unseres Bewusstseins nicht unter Kontrolle haben.
Ein kleines Beispiel gefällig? Wenn in uns z.B. ein Gefühl der Traurigkeit entsteht, oder wir plötzlich denken „Ich kann meinen Trainer nicht ausstehen!“, dann bedeutet das nicht, dass wir gleich traurig oder ein hasserfüllter Mensch sind. Es bedeutet nur, dass unser Bewusstsein gerade dieses Gefühl oder diesen Gedanken wahrgenommen hat. Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Was wir daraus machen, liegt ganz bei uns. Darüber hinaus hat unser Bewusstsein noch eine weitere Aufgabe. Es ist nicht nur dafür zuständig, uns die Welt zu erklären und sie für uns zu sortieren, sondern es verwaltet auch eine innere Energiequelle. Wir alle tragen unglaublich viel Energie in uns, nur können wir sie oft nicht fließen lassen. Dass unser Energielevel extrem schwanken kann, hat sicherlich jeder von uns schon mehr als einmal erlebt. Singer (2009) illustriert zum besseren Verständnis folgendes Beispiel: Wenn wir z.B. von unserem Partner verlassen werden, kann es passieren, dass wir über Wochen auf der Couch sprichwörtlich rumgammeln. Man bewegt sich kaum, Haare werden nicht gewaschen und ans Telefon wird schon mal gar nicht gegangen. Doch wenn der Ex-Partner plötzlich anruft und sagt, dass die Trennung ein Fehler war und er uns gerne wieder zurück möchte, dauert es keine zwei Stunden, bis wir uns geduscht, die Wohnung geputzt, den Kühlschrank aufgefüllt haben und auf die Türklingel warten: Plötzlich stecken wir voller Energie und Tatendrang. Doch woher kommt diese Energie?
Energie sprudeln lassen
Diese Energie kommt nicht von außen, durch einen externen Speicher oder irgendwelcher Energydrinks. Nein, sie hat die ganze Zeit in uns geruht, nur waren wir nicht dazu in der Lage, diese anzuzapfen. Erst der Anruf des Ex-Partners ließ die lang geglaubte ausgetrocknete Energiequelle wieder sprudeln. Wir in unserem westlichen Kulturkreis haben kein eigenes Wort für diese „Kraft“. In der chinesischen Medizin beispielsweise heißt sie Chi. Und jetzt kommt die gute Nachricht. Wir können lernen, unser Chi fließen zu lassen, sodass wir jeden Tag voller Energie sind. Es ist immer da, wir müssen nur Sorge dafür tragen, dass es auch fließen kann. Dazu müssen wir innere Blockaden abbauen. Diese Blockaden können alles Mögliche sein: Ängste, Hass oder andere negative Gefühle und Gedanken. Aber wie können wir diese Blockaden bewusst abbauen?
Unser Bewusstsein neigt dazu, negative Dinge aufzubauschen und positive Dinge ohne viel Aufhebens hinzunehmen. Das war in der menschlichen Entwicklungsgeschichte eine sinnvolle Sache, denn wenn sich unsere Vorfahren den ganzen Tag über die Schönheit der ihr vorliegenden Welt gefreut hätten, anstatt sich vor möglichen Gefahren zu fürchten, gäbe es uns heute vermutlich nicht. In unserer modernen Zeit sind die meisten Ängste und negativen Gedanken nicht mehr überlebenswichtig, sondern machen uns das Leben unnötig schwer. Angst ist eigentlich etwas sehr Positives. Angstzustände übernehmen die Funktion eines Warnsignals bzw. die von Schutzhemmungen, die eine Gefahr signalisieren. Sie bewahren uns demnach vor Schaden. Allerdings zeigen sich diese Zustände unter Umständen auch in Situationen, denen keine objektive Bedrohung zu Grunde liegt. Sie treten im Sport zum Beispiel dann auf, wenn ein Sportler eine Aufgabe oder einen Gegner fürchtet, die bzw. der eigentlich unter seinem Leistungsniveau liegt. Man spricht in einem solchen Fall von unbegründeten oder unangepassten Ängsten. Sie stehen im Gegensatz zu angepassten Ängsten, welche auch Realängste genannt werden, da sie sich auf wahrnehmbare Gefahrenobjekte beziehen. Angepasste Ängste sind also rational greifbar bzw. realistisch zu begründen (Baumann, 1998). Wie gehen wir als am besten mit diesem evolutionären Erbe um? Wie können wir unsere Ängste überwinden, um ein freies und unbeschwertes Leben zu führen?
Der Umgang mit der Angst
Zunächst müssen wir akzeptieren, dass es kein Leben ohne Angst gibt. Angst ist ein fundamentales Gefühl, das jedes Lebewesen ungeachtet seiner noch so modernen Lebensweise umtreibt. Wir haben allerdings die Wahl, wie wir mit unserer Angst umgehen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wir lernen, mit der Angst zu leben und uns von ihr zu lösen, oder wir gehen ihr aus dem Weg. Es ist wie mit einem Dorn, der in unserer Haut steckt: Wir können entweder versuchen, die Stelle nicht zu berühren, damit sie nicht schmerzt, oder wir entfernen den Dorn. Um unsere Angst loszuwerden, müssen wir zuerst akzeptieren, dass jede Angst an sich in Ordnung ist. Sie kann uns nichts anhaben, denn sie ist nur ein Gefühl, das wir wahrnehmen. Ängste führen dazu, dass unser innerer Energiefluss blockiert wird, und umgekehrt führt eine Blockade zu noch mehr Ängsten.
Unser Bewusstsein ist sehr eng mit unserem Selbst verbunden. Die beiden sind so sehr durch Gedanken und Gefühle miteinander verwoben, dass wir oft gar nicht wissen, dass es sich um zwei unterschiedliche Dinge handelt. Unser Selbst ließe sich auch als unsere Persönlichkeit bezeichnen. Es ist das, was uns wirklich ausmacht (Singer, 2009). Das Bewusstsein hingegen ist nur eine mentale Konstruktion in unserem Kopf, welches über Jahre durch Erfahrung, Gedanken und Gefühle geformt wurde. Leider sperren wir unser Bewusstsein oft ein. Sobald es uns gelingt, uns von Gedanken und Wahrnehmungen zu lösen, bekommt unser Bewusstsein endlich den wohlverdienten Auslauf und kann sich erweitern. Es ist ein bisschen so, wie wenn man als Vater versucht, seinen Kindern eine Antwort zu entlocken, diese jedoch völlig in ihrem Spiel vertieft sind und die ganze Welt um sie herum vergessen. In ähnlicher Weise beschäftigt sich unser Bewusstsein nur mit unseren Gedanken und Gefühlen und blendet alles andere aus. Solange wir uns so intensiv auf uns selbst konzentrieren, sperren wir unser Bewusstsein in einem Käfig ein. Aber genauso, wie wir nach einem faulen Wochenende das Haus verlassen müssen, um frische Luft zu schnappen, braucht auch unser Bewusstsein regelmäßig Ausgang. Daher sollten wir lernen, unsere Gedanken gehen zu lassen, z.B. mittels Meditation.
Fazit
Manchmal machen dein Kopf und deine Gedanken einfach nicht das, was du willst. Du warst bestimmt schon einmal in einer Leistungssituation (Prüfung oder Wettkampf) und hast dich selbst dafür verflucht, dass du so nervös bist, deine Hände schwitzen und der im Training so sicherer Aufschlag einfach nicht kommt. Auf der anderen Seite ist unser Gehirn manchmal unglaublich clever und nützlich. Es kann in einem Bruchteil von Sekunden Situationen einschätzen und einen handlungsdienlichen Plan entwerfen und umsetzen. Wie kommt es, dass unser Kopf so genial und doch so dumm ist? Die Antwort ist recht einfach. Wenn unser Gehirn uns zur Verzweiflung bringt, liegt das daran, dass wir es nicht richtig verstehen. Wir müssen versuchen, uns ein wenig intensiver mit ihm, unserem Bewusstsein und unseren Gedanken auseinanderzusetzen, um diese Missverständnisse aus der Welt zu räumen. Das zu verstehen und unsere Gedanken besser kennenzulernen, ist der Schlüssel zu innerem Wachstum. Zum Beispiel kann Meditation dir dabei helfen, achtsamer zu werden und deine Gedanken distanzierter zu betrachten. So wirst du erkennen, dass deine Gedanken nicht dein Selbst bestimmen, sondern nur zufällig in deinem Bewusstsein auftauchen.
Wolfgang Seidl ist eines der neuen Gesichter bei Die Sportpsychologen. Der Österreicher bringt eine Menge eigene Erfahrung aus dem Leistungssport mit und hat sich darüber hinaus einen Namen als Mentalcoach und Teamentwickler gemacht. Mit seiner Art, seinen Überzeugungen und seiner fachlichen Ausbildung sowie seiner Praxiserfahrung passt er wunderbar in unser Team von SportpsychologInnen und ausgewählten MentaltrainerInnen (zur Übersicht). Im Interview gibt Wolfgang erste Einblicke in seine Arbeit.
Wolfgang, was liebst du an deiner Tätigkeit als Mentalcoach und Teamentwickler?
Die Möglichkeiten, an der Entwicklung von individuellen Sportlern und Teams mitwirken zu können und dazu einen wichtigen Beitrag beisteuern zu dürfen. Es ist ein großes Privileg, so nah am Sportler dran sein zu dürfen, und ihn sowohl in schönen aber auch in schwierigen Zeiten begleiten und unterstützen zu können.
Du warst und bist sportlich ziemlich aktiv. Erzähl mal, was du in deiner sportlichen Freizeit so treibst und inwiefern deine Klientinnen davon profitieren?
Sportlich bin ich jetzt nur mehr als „Gesundheitssportler“ aktiv. Ich kann jedoch von meiner vergangenen, persönlichen Erfahrung aus dem Leistungssport viel Wertvolles an meine Klienten weitergeben. Ansonsten betreibe ich mit meiner Partnerin einen Naturschaugarten, den wir von Grund auf aufgebaut haben. Der Garten erweitert meinen Horizont und ich lerne täglich, dass man in der Natur nicht alles planen kann, sondern täglich überrascht werden kann. Hier sehe ich wieder viele Parallelen zum Sport und kann dadurch meinen Klienten Dinge aus einem anderen Blickwinkel näherbringen. Außerdem ist der Garten ein wunderbarer Ort, um die eigene Achtsamkeit zu schulen und Kraft zu tanken.
Eine große Leidenschaft ist für dich der Fußball. Warum tut sich vor allem der Profi-Fußball mit der Sportpsychologie immer noch so schwer und worin würden Spieler, Trainer, Teams und Vereine profitieren, wenn sie im Alltag stärker auf die mentale Komponente von sportlicher Leistung setzen?
Das ist richtig, meine Leidenschaft für den Fußball ist sehr groß. Mittlerweile arbeite ich mit vielen Fußballern, bis hin zu Profis aus der deutschen Bundesliga. Ich muss sagen, Fußballer werden immer offener für dieses Thema und sind bereit, auf ihre eigenen Kosten einen Coach zu engagieren.
Was die Vereine betrifft, meine bisherige Erfahrung hat mir gezeigt, dass Sportpsychologen und Mentaltrainer meist erst dann beauftragt werden, wenn Teams bereits in Krisen stecken. Und dann erwarten sich die Vereinsverantwortliche kurzfristige „Wunderdinge“, die nicht möglich sind. Ich denke, hier muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, was mir persönlich ein großes Anliegen ist. Der Fußball muss erkennen, dass die sportpsychologische Arbeit, wie zum Beispiel Athletiktraining, präventiv und langfristig angewandt gehört und hier noch viel Potential vorhanden ist.
Interesse am Netzwerk und an einer professionellen Präsenz im Netz?
Die Sportpsychologen ist seit knapp neun Jahren die Plattform für SportpsychologInnen und ausgewählte MentaltrainerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die auf sich und ihre gemeinsame Leidenschaft für die mentalen Aspekte der sportlichen Leistung aufmerksam machen wollen. Hand in Hand. Und Seite an Seite. Interesse, Teil des Netzwerks zu werden? Hier gibt es mehr Informationen:
Die Sportpsychologen werden in der ersten Jahreshälfte 2023 zwei Schwesterseiten für SportpsychologInnen und sportpsychologische ExpertInnen sowie für MentaltrainerInnen an den Start bringen. Beide Seiten bieten eine optimale digitale Darstellung, um darüber von SportlerInnen, TrainerInnen und mögliche AuftraggeberInnen gefunden zu werden. Interesse? Dann meldet euch gern beim Redaktionsleiter Mathias Liebing, der am Start der beiden Seiten arbeitet:
Vielleicht hast du als Trainer folgende Erfahrung schon einmal machen dürfen? Du hältst die Ansprache vor dem Spiel. Die passenden Worte sprudeln geradezu aus deinem Mund. Du bist im Flow. Du nutzt bildhafte Vergleiche, die Emotionen hervorrufen. Deine Ansprache ist knackig und prägnant. Du lässt den Blick immer wieder durch die Reihen schweifen und registrierst: Deine Spieler folgen deinen Ausführungen wie gebannt. Du erreichst deine Spieler perfekt. Emotional und inhaltlich hast du dein Team ideal auf das anstehende Spiel vorbereitet. Ganz egal, ob du solch einen perfekten Coaching-Moment schon erlebt hast oder erleben willst. Dieser Text vermittelt dir die Grundlagen dafür.
Zum Thema: Tipps für die Mannschaftsansprache
Neben der Trainingsgestaltung, der Belastungssteuerung, dem Coaching im Spiel selbst und der Führung deines Teams ist die Ansprache vor dem Spiel eine zentrale Aufgabe für dich als Cheftrainer. In diesem Artikel möchte ich auf die aus meiner Sicht wesentlichen Faktoren eingehen, die bei der Gestaltung und dem Halten einer Ansprache, z.B. einer solchen vor dem Spiel, berücksichtigt werden sollten (Linz, 2014). Diese Faktoren lauten: Beziehungsebene, Zeit, Inhalt, Struktur, Emotionen und Sprache.
Grafik Janosch Daul, Die Sportpsychologen
Beziehungsebene
Hast du schon einmal einen Tempel vor Ort gesehen? In der Regel besteht er u.a. aus einem Unterbau, der das Fundament für die darauf aufbauenden Säulen darstellt. Was stellt nun die Grundlage für effektive Ansprachen dar? Die Beziehungsebene zu deinen Spielern und deinem Team als Ganzes. Warum ist dies nun so entscheidend, um effektive Ansprachen halten zu können? Nur wenn du eine stabile Beziehung zu deinen Spielern aufgebaut hast, wirst du sie optimal erreichen können. Sie ist es schließlich, die u.a. bestimmt, wie Informationen aufgenommen und verarbeitet werden. Ist die Beziehungsqualität zu deinen Spielern hoch, so werden sie dir deutlich aufmerksamer zuhören, dabei aktiv mitdenken und ggfs. Rückfragen stellen, als wenn du deine Spieler im Laufe der Zusammenarbeit auf der Strecke verloren hast und sie dich als Trainer ablehnen. Nur wenn die Beziehungsebene passt, dringst du mit deinen wertvollen und wichtigen Botschaften, die du in der Ansprache transportierst, effektiv in die Köpfe deiner Jungs. Die entscheidende Frage also, die du dir regelmäßig stellen solltest, lautet: Wie schaffe ich es, stabile Beziehungen zu meinen Spielern aufzubauen? Selbstverständlich gibt es hierfür kein Patentrezept; dennoch möchte ich dir einige Tipps mit auf den Weg geben. Zuvor jedoch lade ich dich zu einem kleinen Experiment ein, für das du folgendes brauchst:
eine größere Schüssel
Wasser, beispielsweise in einer Wasserflasche
ein verschlossenes Gefäß
Nun bitte ich dich, das verschlossene Gefäß in die Schüssel zu stellen und zu versuchen, das Wasser in das verschlossene Gefäß zu schütten…Viel Spaß beim Ausprobieren!
Was ist passiert? Ich stelle die wagemutige Hypothese auf, dass das Wasser nun nicht in dem Gefäß, sondern in der Schüssel gelandet ist. Was wollte ich dir mit diesem Experiment zeigen? Bevor du als Trainer Input gibst, musst du deine Spieler erst, wie ein Gefäß, „geöffnet“ bekommen – sonst fließt all die mühsam investierte Energie an deinen Spielern vorbei. Eine effektive Möglichkeit, um einen ersten wirkungsvollen Schritt zu setzen, der dir hilft, deine Spieler zu „öffnen“, stellt ein gut geführtes Einzelgespräch zu Beginn der Saisonvorbereitung mit jedem Spieler dar. In diesem Zusammenhang hab ich dir einige Zitate von sehr bekannten Fußballtrainern mitgebracht:
„Ich setze mich auch mit der Lieblingsmusik meiner Spieler auseinander. Bei Ribery machte es immer ´bumbumbum´. Ist jetzt nicht direkt was für mich, ich hörs mir aber an und interessiere mich dafür. Ich will wissen, wie er tickt. Es ist meine Aufgabe, die unterschiedlichen Charaktere verstehen zu lernen.“
JUPP HEYNCKES, DER ALS EIN MEISTER DER BEZIEHUNGSGESTALTUNG GALT
„In der Vorbereitung führe ich mit jedem Spieler ein Einzelgespräch. Ich möchte genau wissen, wie sie ticken, denken und fühlen.“
NORBERT ELGERT, AKTUELLER U19-TRAINER VON SCHALKE 04 UND AUSBILDER VON SPIELERN WIE ÖZIL, NEUER, HÖWEDES UND SANÉ
„Ich will ihre Familienverhältnisse kennen, wissen, warum sie welchen Weg eingeschlagen haben usw. und ich versuche, sie so kennenzulernen und Rahmenbedingungen so zu setzen, dass es funktioniert, dass ich sie nicht über- und nicht unterfordere. Das ist mein Job.“
JÜRGEN KLOPP, U.A. CL-SIEGER UND MEISTER MIT DEM LIVERPOOL FC
Was haben die drei Beispiele gemeinsam? Sie zeigen auf, welche Bedeutung modern arbeitende Trainer einer regelmäßigen, systematischen Kommunikation und einer gezielten Auseinandersetzung mit ihren Spielern beimessen – auch im Sinne einer gelungenen Beziehungsgestaltung. Ein solches Gespräch hilft u.a.
beim Aufbau eines wechselseitigen Vertrauensverhältnisses,
dem Spieler ein gutes Gefühl zu geben,
Hemmungen und Barrieren abzubauen,
eine gewisse Augenhöhe zu symbolisieren,
dem Spieler zu zeigen, dass du ihm ein ernsthaftes Interesse als Mensch entgegenbringst.
Zudem solltest du darauf achten, dass du als Trainer deinem Team das Gefühl gibst, grundsätzlich hinter diesem – und somit auch hinter deinen Spielern – zu stehen, gerade auch in schwierigen Momenten und auch dann, wenn deine Spieler mal nicht so wie von dir gewünscht performt haben. Zudem sollte Kritik ebenso wie von dir ausgesprochene Strafen stets auf die Sache bezogen sein.
Wenn es dir gelungen ist, stabile Beziehungen aufzubauen, so hast du schonmal die zentrale Grundlage für effektive Ansprachen gelegt. Was gilt es dahingehend nun zu beachten?
Zeit
Wie lange dauern in der Regel deine Ansprachen vor dem Spiel? Ich möchte dich ermutigen, für deine kommenden Ansprachen zur Stoppuhr zu greifen und einfach mal die Ansprachendauer zu stoppen oder stoppen zu lassen. Und auch einfach mal mutig mit ausgewählten Spielern in einen Austausch zu treten: Ist die Dauer der Ansprache aus ihrer Sicht so passend? Können dir deine Spieler folgen und die gegebenen Informationen verarbeiten?
Fakt ist, dass deine Ansprache nicht zu lange dauern sollte, insbesondere, da die menschliche Aufnahmekapazität begrenzt ist. Und gerade vor einem Spiel ist der Stresspegel deiner Spieler i.d.R. zusätzlich erhöht, was das Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen zusätzlich erschwert. Mag die Aufmerksamkeit deiner Spieler zu Beginn der Ansprache vielleicht noch auf dir und deinen Gedanken liegen, so nimmt diese zumeist mit zunehmender Dauer ab. Ziel deiner Ansprachen sollte es sein, dass die Informationen ins Arbeitsgedächtnis deiner Spieler gelangen, sodass sie im Spiel letztlich erfolgreich abgerufen werden können.
Ich möchte dir abschließend einige Tipps geben, wie du durch das gezielte Setzen von Reizpunkten die Aufnahmekapazität deiner Spieler wirkungsvoll erhöhen kannst:
sie mit Fragen einbeziehen
sie ins Handeln bringen
sie z.B. etwas inhaltlich zur Ansprache Passendes an eine Tafel, Flipchart o.Ä. schreiben lassen
sie eine Bewegung durchführen lassen
und natürlich auf den Inhalt, die Struktur, das Hervorrufen von Emotionen und einen gezielten Einsatz deiner Sprache zu achten, worauf im weiteren Verlauf des Artikels eingegangen wird
Inhalt
Inhaltlich sollte es in deiner Ansprache primär darum gehen, die im Trainingsprozess erarbeiteten und für das Spiel relevanten Inhalte auf prägnante Art und Weise zu wiederholen und die Spieler somit dabei zu unterstützen, diese erneut ins Arbeitsgedächtnis zu rufen. Entscheidend an dieser Stelle ist die Fähigkeit zu selektieren: Aus all den zahlreichen potenziell zu vermittelnden Informationen, z.B. in Bezug auf das erwartete Gegnerverhalten oder auch hinsichtlich der individual,- gruppen- und mannschaftstaktischen Aspekte, solltest du im Endeffekt nur jene auswählen, die für das Team einen hohen Wiedererkennungsfaktor besitzen. Gerade angesichts der Stresssituation Wettkampf muss die Komplexität der Informationen reduziert und einige wenige, aber prägnante Botschaften an die Spieler vermittelt werden. Dieser Prozess des Verdichtens und Vereinfachens von Informationen hilft den Spielern letztlich dabei, Muster im Spiel schnell zu erkennen und effizient zu handeln.
Grundsätzlich solltest du bei der inhaltlichen Gestaltung deiner Ansprachen darauf achten, dass…
der Inhalt für deine Spieler interessant und bedeutsam ist: Ob dies der Fall ist, lässt sich i.d.R. an der Körpersprache und an den Reaktionen der Spieler erkennen: Nehmen sie Blickkontakt zu dir auf? Haben sie eine offene Körperhaltung? Reagieren sie nonverbal z.B. durch Nicken?
du handlungsorientierte Anweisungen gibst: Also den Spielern möglichst konkrete und praxisnahe Anleitungen zu geben, sodass sie genau wissen, was zu tun ist (z.B.: „Eröffne flach über die Außenverteidiger.“).
du dich wirklich auf das Wesentliche beschränkst: Je geringer die aufzunehmende Informationsfülle für deine Spieler ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Informationen auch tatsächlich aufgenommen, verarbeitet und im Spiel letztlich abgerufen werden können.
Struktur
Wichtig ist, dass du das, was du in der Ansprache kommunizieren möchtest, in Vorbereitung auf diese gut vorstrukturierst. Wenn deine Spieler eine klare Struktur erkennen, können sie die von dir platzierten Informationen und Botschaften anhand dieser Struktur leichter im Gedächtnis abspeichern. Dies wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit auf eine entsprechende Umsetzung im Spiel.
Was solltest du konkret beachten, um eine passende Struktur in deine Ansprachen zu bekommen?
Verdeutliche, worüber du gerade sprichst
Dies hilft den Spielern, nachzuvollziehen, worum es gerade geht und sorgt für eine gedankliche Vorprägung. Ein Beispiel könnte lauten: „Ich komme jetzt zum Spiel mit Ball.“
Arbeite bewusst mit Hervorhebungen
Betone das Wesentliche („Das, was ich jetzt sage, ist für heute besonders wichtig!“, „Seid jetzt besonders aufmerksam!“) und fasse es ggfs. am Ende deiner Ansprache nochmal in Form von Kernbotschaften zusammen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass etwas, was dir wirklich besonders wichtig ist, auch tatsächlich bei deinen Spielern ankommt.
Bereite deine Ansprachen im Vorfeld akribisch vor
Eine schriftliche Vorbereitung auf deine Ansprache ist empfehlenswert. Durch die geleistete Vorarbeit entwickelst du eine Klarheit, die dir dann auch in der Ansprache selbst hilft, deine Botschaften in der von dir ausgearbeiteten Struktur zu platzieren.
Emotionen
Emotionen im Sport sind allgegenwärtig. Im Vorfeld und Nachgang eines Spiels ist unser emotionales Erleben oftmals besonders intensiv: Wir empfinden Stolz und Freude über einen Sieg und erleben Trauer – vielleicht auch Wut – nach Niederlagen. Jedoch können uns Emotionen auch anspornen und uns, z.B. vor Spielen, in unserer Leistungserbringung unterstützen. Großen Trainern gelingt es durch ihre Ansprache, ihre Spieler in einen passenden emotionalen Zustand zu versetzen, sie zu motivieren und heiß zu machen. Dies gelingt vor allem über die emotionale Ebene und weniger über die Sachebene. Daher sollten die notwendigen Sachinformationen in der Ansprache unbedingt auch mit emotionalen Anteilen gepaart werden.
An dieser Stelle möchte ich dich ermutigen, dich bewusst mit folgender Frage zu beschäftigen: Welche Mittel in der Ansprache nutze ich als Coach, um meine Spieler emotional auf das anstehende Spiel einzustimmen?
Wenn du diese Frage für dich beantwortet hast, möchte ich dir einige mögliche Wege aufzeigen:
Zeige selbst Emotionen
Sei du selbst und verstelle dich nicht. Zeige deinen Spielern authentisch auf und kommuniziere, wie du dich z.B. vor dem entscheidenden Spiel fühlst („Auch ich bin aufgeregt!“). Damit unterstützt du deine Spieler, dass auch sie selbst entsprechende Gefühle erkennen und zulassen.
Spiele bewusst mit deiner Stimme
Nutze die Macht deiner Stimme, um bewusst extra laut oder leise zu sprechen. Dies erzeugt, in den passenden Momenten deiner Ansprache eingesetzt, eine besondere Spannung, die dein Team sich im Spiel zu Nutze machen kann.
Rufe deinen Spielern Erfolgsmomente ins Gedächtnis
Die Erinnerung an errungene Erfolge stärkt einerseits das Selbstvertrauen deiner Spieler, andererseits werden positive Emotionen hervorgerufen, die mit dem Erfolg verknüpft werden.
Nutze Symbole, Metaphern und Bilder
Diese haben oftmals einen stärkeren emotionalen Wert im Vergleich zum gesprochenen Wort. So kannst du beispielsweise Metaphern („Unsere größte Waffe ist unsere Einsatzbereitschaft!“) nutzen, um deinen Spielern zu verdeutlichen, wie das Team auftreten soll oder mit Bildern arbeiten (z.B. das eines Vogelschwarms oder des Deutschland-Achters), die beispielsweise daran erinnern, wie wichtig eine funktionierende Zusammenarbeit für ein Team ist
Sprache
Zum Abschluss dieser Reise durch die Welt der Ansprachen gehe ich darauf ein, wie Informationen in einer Ansprache vermittelt werden sollten.
Wähle eine einfache, zu deiner Zielgruppe passende Sprache
Es ist deine Aufgabe als Trainer, eine Sprache zu wählen, die für deine Spieler verständlich ist, sodass die Informationen auch tatsächlich bei ihnen ankommen können. Oftmals sind Spieler eher an eine einfache Sprache gewöhnt und können zudem mit Fremdwörtern (teilweise) nichts anfangen. Hinzu kommt, dass, wie bereits angedeutet, die Aufnahme von Informationen bedingt durch die Stresssituation Wettkampf erschwert ist, was das Nutzen einer einfachen Sprache umso notwendiger macht.
Nutze positive Formulierungen
Kommuniziere deinen Spielern, was sie tun sollen und nicht, was sie nicht tun sollen. Schließlich ignoriert unser Unterbewusstsein das Wörtchen nicht liebend gerne. Oder hast du jemals bei der allweit bekannten Aufgabe, nicht an den rosa Elefanten zu denken, tatsächlich nicht an diesen gedacht? Leider werden auch Verneinungen als Bild im Unterbewusstsein repräsentiert, sodass es Sinn ergibt, deinen Spielern bewusst zu kommunizieren, was du von ihnen erwartest (z.B. „den Spieler von innen nach außen lenken“ statt „den Spieler nicht von außen nach innen lenken“).
Sprich betont und abwechslungsreich
Eine eindimensionale Sprache ermüdet. Versuche daher, betont und abwechslungsreich zu sprechen, was den Spielern hilft, deiner Ansprache aufmerksam zu folgen, und die verschiedensten Sinne anzusprechen. Nutze für dich passende Formulierungen wie z.B. „Schmeckt ihr auch schon…?“ oder „Ich spüre, dass…!“
Suche den Blickkontakt zu seinen Spielern und sprich sie namentlich an
Durch die Umsetzung dessen wirst du merken, wie du erfolgreich die Aufmerksamkeit deiner Spieler binden kannst. Versuche zudem, deinen Blick immer wieder durch die Reihen schweifen zu lassen, sodass sich auch wirklich jeder Spieler angesprochen fühlt.
Hinweis
Wenn du deine Ansprachen verbessern willst, habe ich ein kostenloses Angebot für dich. Füll dazu einfach den hier verlinkten und weitestgehend anonymisierten (um antworten zu können, brauchen wir nur eine Mailadresse) Fragebogen aus. Ich gebe dir daraufhin ein kurzes und gezieltes Feedback:
Nimm darüber hinaus gern Kontakt (zum Profil von Janosch Daul) auf, um deine Meinung zu äußern und vielleicht auch gezielte Nachfragen zu stellen. Ebenso gern stehen meine Kollegen und Kolleginnen aus dem Netzwerk (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Janosch Daul) für Workshops oder Coachings zur Verfügung.
Unser Experten und Expertinnen von Die Sportpsychologen bieten in Deutschland. Österreich und der Schweiz erstklassige und vor allem praxisrelevante Workshops und Vorträge an. Zu ganz besonderen Themen, für nahezu alle Sportarten – vielleicht ist auch genau das Richtige für dich, dein Team oder deinen Verein dabei!
Mit Depressionen verhält es sich im Sport wie mit dem bekannten Elefanten im Raum. Denn psychische Probleme gehören im Hochleistungssport genauso dazu, wie im Amateursport. Nur wird im sportlichen Alltag trotz vieler guter Initiativen noch zu selten offen über mentale Schwierigkeiten gesprochen. Noch schlimmer: Häufig besteht zu wenig oder keine Kenntnis bezüglich Warnsignalen oder ernsten Anzeichen. Kürzlich wurde Cristina Baldasarre von der Deutschen Welle zum Thema befragt (Link zum Beitrag), hier beantwortet sie drei zentrale Fragen für den Alltag in Sportvereinen.
Cristina Baldasarre, was sind für dich Warnzeichen für Depressionen?
Es braucht unbedingt ein Gespräch, um bei Athleten möglichen depressiven Episoden auf die Schliche zu kommen. Sportler und Sportlerinnen sind gut darin trainiert, sich von aussen und in der Öffentlichkeit nichts anmerken zu lassen. Darum ist der erste Schritt ein aufmerksames Hinschauen, um auch kleinste Veränderungen im Verhalten zu erfassen. Zeichen können beispielsweise sozialer Rückzug sein, vermehrt traurige Momente oder negative Bemerkungen, sowie Äusserungen zu Hilflosigkeit. Auch ein unerklärlicher Abfall der Leistungen ist ein Alarmsignal, sowie auch erhöhte Müdigkeit und ein Abfall des Selbstvertrauens. Allgemein kann ein langanhaltendes, hohes Stressniveau immer als Warnzeichen gewertet werden, welches einer depressiven Episode vorangehen kann.
Wie gehst du in deiner Praxis mit Sportlern und Sportlerinnen um, die bei sich Warnsignale gespürt haben? Was sind deine Ansätze, vielleicht erste Fragen?
Die Athleten und Athletinnen finden bei mir einen geschützten Ort, wo sie erst einmal grosses Verständnis für ihre Situation erleben. Sie dürfen über ihre Ängste und Verzweiflung sprechen und auch weinen, das machen fast alle. Lösungsansätze stehen zu Anfang nicht im Vordergrund, vielmehr geht es darum, einfach da zu sein, zu verstehen und das Leid zu teilen. Die weitere Arbeit geschieht immer über Gefühle und innere Bilder. Wir suchen zusammen nach Situationen, bei denen sich der Athlet oder die Athletin ein bisschen anders gefühlt hat: etwas weniger negativ, etwas wohler oder sicherer – egal wie klein dieser Moment auch gewesen sein mag. Dies schürt die Hoffnung, dass Veränderung möglich ist. Dieser Schritt ist zentral, da depressive Sportler und Sportlerinnen meist perspektivlos sind und nur noch in «schwarz-weiss» Kategorien denken können. Zusammen machen wir uns auf die Suche nach inneren Grautönen.
Was sollten Trainerinnen im Umgang mit mental zumindest angeschlagenen Sportlern und Sportlerinnen wissen? Was können die besonders richtig machen, was sind demgegenüber No-go’s?
No-go’s gibt es haufenweise, eine Aufzählung dieser macht keinen Sinn. Darum ist es mir wichtig, auf der Metaebene zu arbeiten: Behandeln Sie als Trainer oder Trainerin ihr Gegenüber so, wie Sie selber behandelt werden möchten. Im Zweifelsfall seien Sie positiv: Ein präventiv Selbstvertrauen förderndes Trainingsumfeld ist zentral. Oft sage ich Trainern: «Sammeln Sie gute Momente im Training». Wir wissen, dass ein negatives, abwertendes Feedback drei bis fünf positive, vertrauensbildende Feedbacks benötigt, um quasi emotional ausgeglichen und verarbeitet zu werden. Somit rückten die Kommunikationsfähigkeiten von Trainern in den Fokus.
Sprechen Sie immer sachlich, also über Technik und Taktik. Niemals sollten Kommentare entstehen, die auf Persönliches abzielen (z.B. auf Figur, Aussehen, Intelligenz, Motivation oder Trainingsfleiss). Trainer sollten den Menschen und nicht nur den Athleten oder die Athletin sehen. Schon diese Haltung enthält viele gute Ansätze: Verständnis, Interesse für den Menschen, Empathie, Wissen über Entwicklungsstufen und sensible Phasen junger Sportler und Sportlerinnen, Kennen des Umfeldes (Eltern, Schulsituation etc.).
Hinweis: Wir von Die Sportpsychologen verfügen über gute Kontakte zu Therapeuten und Therapeutinnen, die auf psychische Probleme spezialisiert sind. Zum Teil bringen einzelne ProfilinhaberInnen entsprechende Qualifikationen mit. In jedem Fall sind unsere Experten und Expertinnen (zur Übersicht) eine gute erste Instanz, um sich im sportnahen Umfeld Unterstützung zu holen.
Die künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Zuletzt kam mit Wucht das Dialogsystem ChatGPT auf den Markt, welches in Sekundenschnelle Antworten auf alle denkbaren Fragen digital generiert. Beginnt für die Sportpsychologie ein goldenes Zeitalter? Oder ziehen dunkle Wolken auf?
Zum Thema: Künstliche Intelligenz und Sportpsychologie
Unsere ExpertInnen Anke Precht (zum Profil), Prof. Dr. René Paasch (zum Profil) und Dunja Lang (zum Profil) haben sich dazu Gedanken gemacht. Aufgepasst: Eine dieser drei Personen hat sich bezüglich der aufgeworfenen Fragen übrigens von ChatGPT höchstpersönlich helfen lassen. Ob die künstliche Intelligenz der leibhaftigen Sportpsychologie wohl kritisch gegenübersteht, lest ihr hier.
Welche Trends gibt es im Arbeitsfeld der künstlichen Intelligenz mit Blick auf die Sportpsychologie?
Zur Zeit sind die Einsatzfelder speziell in der Sportpsychologie noch sehr begrenzt. KI-gestützte Leistungsbewertungen werden vermutlich bald dazu führen, dass genauere Leistungsvorhersagen getroffen werden können – mit Konsequenzen für Aufstellungen in Teams, vielleicht auch auf dem Transfermarkt. Wir beobachten im Schach oder beim chinesischen Brettspiel Go, dass die KI für physische Spieler schwer zu schlagen ist. Heißt: Es können von der KI neue Strategien gelernt und in das Spiel übernommen werden. Und natürlich hat die Leistung der KI speziell in diesen Sportarten Auswirkungen darauf, wie Turniere eventuell manipuliert werden können. Wir werden sehen, ob das geschieht und wenn ja, wie die Sportler darauf reagieren.
In den vergangenen Jahren hat die Anwendung von KI in vielen Bereichen an Bedeutung gewonnen und es wurden teils beeindruckende Ergebnisse erzielt. So wird die KI u.a. vermehrt in gesellschaftlichen Anwendungsszenarien eingesetzt. Auch im Sport haben Methoden der KI in den letzten Jahren mehr und mehr Einzug gehalten. Der Nutzen von Methoden der KI im Sport ist unbestritten, jedoch treten bei der Umsetzung in die Praxis gravierende Probleme auf, was den Zugang zu Ressourcen, die Verfügbarkeit von Experten*innen und den Umgang mit den Methoden und Daten betrifft. Die folgenden Herausforderungen müssen dabei besonders betrachtet werden: Es ist unklar, wie mit den verfügbaren Daten (Menge/Umfang, Validität etc.) umgegangen werden soll, d.h. wie man von den Daten zu praktikablen Informationen gelangt. Hinzukommt, dass nicht alle Sportler*innen und Trainer*innen gleichermaßen Zugriff auf das Wissen und Ressourcen haben. Die Möglichkeiten sowie Art und Weise, wie sich die künstliche Intelligenz im Spitzensport einsetzen lässt, wird zum Teil noch unzureichend mit den jeweiligen Zielgruppen kommuniziert.
Mittels künstlicher Intelligenz können wir immersive kognitive Umgebungen schaffen, die ein sportpsychologisches Coaching nachhaltiger gestalten können. Mit Extended-Reality-Brillen und virtuellen Großbildprojektionen können Bewegungen direkt beobachtet und simuliert werden. Oder es kann die Gedankenschnelligkeit trainiert werden. Siehe dazu:
Antwort von ChatGPT, gefragt von Dunja Lang (zum Profil):
Es gibt mehrere Trends im Arbeitsfeld der künstlichen Intelligenz mit Blick auf die Sportpsychologie:
Personalisierte Trainingsprogramme: Künstliche Intelligenz kann genutzt werden, um Trainingsprogramme individuell auf die Bedürfnisse und Ziele von Sportlern anzupassen. Durch die Analyse von Daten wie Leistung, Fitness-Level, Verletzungshistorie und Ernährungsgewohnheiten kann ein personalisiertes Trainingsprogramm erstellt werden, das die individuellen Bedürfnisse und Ziele berücksichtigt.
Leistungsanalyse und Prognose: Durch die Analyse von großen Datenmengen wie Trainingsdaten, Wettkampfergebnissen und Biometriedaten können Algorithmen erstellt werden, die die Leistung von Sportlern vorhersagen und analysieren können. Diese Analysen können dazu beitragen, die Leistung von Sportlern zu verbessern und Verletzungen zu vermeiden.
Mentaltraining: Künstliche Intelligenz kann auch genutzt werden, um Sportlern dabei zu helfen, ihre mentale Stärke und Konzentration zu verbessern. Dies kann durch die Erstellung von personalisierten Meditationsprogrammen oder durch den Einsatz von Chatbots erreicht werden, die auf Basis von Machine-Learning-Algorithmen lernen, wie sie am besten mit Sportlern interagieren.
Automatisierte Datenanalyse: Künstliche Intelligenz kann auch genutzt werden, um große Datenmengen automatisch zu analysieren und zu interpretieren. Dadurch können Sportpsychologen schneller und effizienter Entscheidungen treffen und wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die dazu beitragen, die Leistung von Sportlern zu verbessern.
Obwohl die Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz in der Sportpsychologie bietet, vielversprechend sind, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Abhängigkeit von Technologie und der menschlichen Interaktion. Es ist wichtig, dass Sportpsychologen sich bewusst sind, dass Technologie nur ein Werkzeug ist und dass die menschliche Interaktion weiterhin eine wichtige Rolle bei der Betreuung von Sportlern spielt.
Auf welche Entwicklungen freut ihr euch bzw. was könnte für uns, SportlerInnen und TrainerInnen interessant werden?
Ich kann mir gut vorstellen, dass die KI künftig dabei helfen kann, anhand von Mikro-Mimik oder Haltung noch besser zu identifizieren, wo bei Sportlern möglicherweise Blockaden liegen, bevor diese zum Problem werden. Gerade weil die KI in der Lage ist, jeden Athleten separat zu analysieren und aktuelle Daten mit Daten aus anderen Situationen zu vergleichen, liegen hier sicher spannende diagnostische Möglichkeiten. Gleichzeitig kann die KI Sportlern aber auch stark entlasten. Wenn wir zum Beispiel an ChatGPT denken, so könnten Sportler im semiprofessionellen Bereich, die viel Eigenwerbung machen müssen und das nicht immer gut können, mit Hilfe von KI gute Posts oder Sponsorenanschreiben erstellen. Heißt: Entlastung, weil ja auch das Drumherum immer einen Load mit sich bringt. Die Energie, die da eingespart wird, kann dann für etwas anderes gut verwendet werden. Für TrainerInnen werden vermutlich besonders die noch kommenden Analysetools spannend werden, für Aufstellungsplanung und Scouting. Ich denke aber, dass das noch dauern wird. Wir werden es vermutlich zuerst in den Sportarten sehen, in denen es um eine Menge Geld geht.
Ganz besonders freue ich mich auf die weitere Entwicklung „Exekutiver Funktionen“ und die Fähigkeit zur Selbstregulation. Viele Befunde aus den Bereichen der Psychologie und kognitiven Neurowissenschaften deuten darauf hin, dass den exekutiven Funktionen eine zentrale Schlüsselrolle zugeschrieben wird. Sie sind insbesondere dann von Wichtigkeit, wenn in einer sportlichen Situation ein Abweichen von gut eingespielten, automatisierten Denk- und Handlungsweisen gefordert wird. In diesem Zusammenhang sprechen die Forscher*innen und Praktiker von „Gedankenschnelligkeit“ oder „Higher Level Exekutivfunktionen (HEF)“. Die Bedeutung von kognitiven Fähigkeiten ist im Sport noch nicht ganz angekommen. Dennoch befinden wir uns in einer spannenden Phase, sowohl für die Sportpsychologie als auch für die Sportpraxis. Erste Ansätze der KI im Feld finden Sie hier:
Antwort von ChatGPT, gefragt von Dunja Lang (zum Profil):
Sportpsychologen können sich auf eine Vielzahl von Entwicklungen freuen, die ihnen dabei helfen können, die Leistung von Sportlern zu verbessern und ihre Arbeit effektiver zu gestalten. Einige der Entwicklungen sind:
Wearables und Sensoren: Immer mehr Sportler tragen heutzutage Wearables und Sensoren, die Daten über ihre körperliche Aktivität, Leistung und Gesundheit sammeln. Sportpsychologen können diese Daten nutzen, um die Leistung von Sportlern zu analysieren und personalisierte Trainingsprogramme zu erstellen.
Virtuelle Realität: Virtuelle Realitätstechnologie wird zunehmend für das Training von Sportlern eingesetzt, um sie auf Wettkämpfe vorzubereiten und ihre Reaktionsfähigkeit und Entscheidungsfindung zu verbessern. Sportpsychologen können die virtuelle Realität nutzen, um mentales Training und Visualisierungstechniken zu verbessern.
Chatbots und künstliche Intelligenz: Chatbots und künstliche Intelligenz können Sportpsychologen dabei helfen, personalisierte Trainingsprogramme zu erstellen und mentales Training anzubieten. Sie können auch genutzt werden, um Sportler zu motivieren und ihre Leistung zu verbessern.
Psychologische Tests und Fragebögen: Fortschritte in der digitalen Technologie haben die Entwicklung von psychologischen Tests und Fragebögen erleichtert, die schnell und effektiv online durchgeführt werden können. Dies ermöglicht es Sportpsychologen, schnell Feedback von Sportlern zu erhalten und ihre Arbeit zu verbessern.
Für Sportler und Trainer können diese Entwicklungen auch interessant sein, da sie ihnen dabei helfen können, ihre Leistung zu verbessern und ihre Ziele zu erreichen. Personalisierte Trainingsprogramme können dazu beitragen, dass Sportler effektiver trainieren und Verletzungen vermeiden. Virtuelle Realität kann Sportlern dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und in schwierigen Situationen besser zu reagieren. Chatbots und künstliche Intelligenz können Sportlern dabei helfen, ihre mentale Stärke und Motivation zu verbessern. Psychologische Tests und Fragebögen können Sportlern helfen, ihre Stärken und Schwächen besser zu verstehen und ihre Leistung zu verbessern.
In welchen Bereichen sind der automatisierten Technik Grenzen gesetzt? Wo wird (oder sollte) immer das Menschliche zählen?
Natürlich in allen Bereichen, in denen Beziehung wichtig ist. Das beginnt beim Bearbeiten emotionaler Belastungen bei Sportlern. Da kann man auch automatisiert einiges machen, gerade mit den bifokalen Techniken. Spätestens aber, wenn ein Thema knackig ist, braucht es zum Bearbeiten einen echten Menschen, der mitgeht und Sicherheit gibt, und der zum Beispiel auch körperlich berühren kann, was bei bestimmten Methoden nötig ist. Dazu kommt der persönliche Austausch über Erfahrungen im Training und Wettkampf und die Reflektion bei Sportlern und Staff. Da spielt es eine große Rolle, dass Vertrauen in der Beziehung ist. Ich glaube nicht, dass eine Maschine das wirklich hinbekommen kann, auch nicht mit Hilfe von Virtual Reality.
Es ist festzuhalten, dass KI systematisch und leistungsstark arbeitet und wir wiederum gut darin sind, menschlich, flexibel und kreativ zu agieren. Vor allem interpersonale Intelligenz kommt unserem Feld in diesem Zusammenhang zugute. Ich sehe somit Potenzial für eine Symbiose, in der die KI unsere Disziplin unterstützt. Ein selbstständiges kreatives Verhalten von der KI ist aktuell nicht möglich, sodass der Mensch die Führung weiterhin übernehmen wird. Die nachvollziehbare Frage, ob der Mensch durch die KI in Zukunft obsolet wird, kann deutlich verneint werden. Zum einen braucht es den Menschen, um KI zu programmieren und „die richtigen Fragen zu stellen“. Und zum anderen liegen die Stärken unserer Disziplin genau dort, wo die Schwächen der KI liegen – und andersrum.
Antwort von ChatGPT, gefragt von Dunja Lang (zum Profil):
Obwohl die automatisierte Technik viele Vorteile bietet, gibt es auch Bereiche, in denen sie an ihre Grenzen stößt und in denen das Menschliche immer zählen sollte. Einige dieser Bereiche sind:
Menschliche Interaktion: Obwohl Chatbots und künstliche Intelligenz genutzt werden können, um mit Sportlern zu interagieren und ihnen zu helfen, ihre Leistung zu verbessern, sollte die menschliche Interaktion immer zählen. Ein persönliches Gespräch mit einem Sportpsychologen kann oft viel wertvoller sein als ein automatisiertes Feedback.
Individualität: Jeder Sportler ist einzigartig und hat unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele. Obwohl die automatisierte Technik genutzt werden kann, um personalisierte Trainingsprogramme zu erstellen, sollte die Individualität des Sportlers immer berücksichtigt werden. Ein erfahrener Sportpsychologe kann besser auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele eines Sportlers eingehen als ein automatisiertes System.
Kulturelle Unterschiede: Kulturelle Unterschiede können einen großen Einfluss auf die Leistung von Sportlern haben. Ein automatisiertes System kann Schwierigkeiten haben, die kulturellen Unterschiede und die damit verbundenen Bedürfnisse und Erwartungen zu berücksichtigen. Ein Sportpsychologe, der sich mit der Kultur und den Bedürfnissen eines Sportlers auskennt, kann besser auf die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen eingehen.
Kontextuelle Faktoren: Leistung im Sport hängt oft von Kontextfaktoren ab, wie zum Beispiel dem Wetter, der Beschaffenheit des Platzes oder der Atmosphäre im Stadion. Automatisierte Systeme können Schwierigkeiten haben, diese Kontextfaktoren zu berücksichtigen und ihre Auswirkungen auf die Leistung von Sportlern zu verstehen. Ein erfahrener Sportpsychologe kann den Kontextfaktoren besser verstehen und auf die individuellen Bedürfnisse des Sportlers eingehen.
Insgesamt sollte die automatisierte Technik als Werkzeug für Sportpsychologen und Trainer betrachtet werden, das ihre Arbeit effektiver und effizienter machen kann. Es sollte jedoch immer berücksichtigt werden, dass die menschliche Interaktion, die Individualität, kulturelle Unterschiede und kontextuelle Faktoren wichtige Faktoren sind, die bei der Betreuung von Sportlern berücksichtigt werden müssen.
Seine Kollegen können es auch nicht so richtig in Worte fassen „Der fährt einfach in einer anderen Liga!“ – und meinen damit „Odi“ Marco Odermatt, einen absoluten Ski Alpin Ausnahmesportler. Er gilt vielen als das „Maß der Dinge“. Beim ersten Riesenslalom nach der Ski Alpin WM im Februar 2023 in Palisades Tahoe/USA wird Marco Schwarz mit drei Hundertstel (!) Vorsprung erster vor Marco Odermatt. Eine der ersten Fragen an ihn „wie ist es, vor Marco Odermatt zu sein?“. Und dann fielen in der emotionalen Situation noch zwei Worte, die zu Diskussionen führten…
Zum Thema: Emotionen, Sprache und Metaphern im Sport
Der SRF-Reporter Paddy Kälin, der Marco Odermatt bei der WM im Februar 2023 direkt nach der Erlangung seines Weltmeistertitels interviewt, fragte – mit einer vorangehenden Entschuldigung für die Wortwahl – nach, ob es „nicht einfach ‹huere geil›“ sei, so einen Erfolg zu erleben. Die Antwort von Marco Odermatt: „Ja, unglaublich. Es ist ‹huere geil›!“ Die ganze Schweiz freute sich mit ihm, ein SRF-Zuschauer störte sich aber an der Wortwahl und beanstandete diese bei der Beschwerdestelle des Schweizer Fernsehens (SRF).
«Wieso muss in einer Live-Sendung an einem Sonntagmittag, die ich mir mit meinen kleinen Kindern anschaue, sogar der Moderator explizit ‹huere geil› sagen und vom Idol meiner Jungs wiederholen lassen?», wurde gemäss Kleinreport.ch angeprangert. Die Kinder seien mit fragenden Blicken zurückgeblieben. Weiter lieferte der Elternteil eine doch etwas weit hergeholte Begründung, warum die Aussage unzulässig sei: «Dies widerspricht den Anforderungen in Bezug auf Grundrechte und Menschenwürde und Schutz Minderjähriger.»
Treten wir einmal einen Schritt zurück und fragen uns: Wofür (nicht warum!) machen wir Sport, was motiviert uns (wirklich!) und warum fiebern wir gerne mit unseren „Helden“ im Sport mit?
Es ist die Faszination, die Emotion im Sport, etwas, das nicht gut mit „elaborierten“ Worten zu beschreiben ist. Und das aus gutem Grund!
Wenn ich bei Minus 15 Grad frierend und dick eingepackt am Rande einer eisigen Weltcup Piste, einem Athleten, den ich coache, fasziniert bei seinem Lauf zuschaue, wie er im dünnen Rennanzug binnen 50 Sekunden die Piste bewältigt (die man eigentlich als „Eisbahn“ bezeichnen müsste und die kein noch so guter Freizeitfahrer unfallfrei bewältigen würde), dann fasziniert mich das. Und das Wort “Faszination” beschreibt es auch nicht annähernd!
Ich weiß, wie viel Arbeit, technisch wie mental, welch gigantische Fokussierungsleistung hinter einem solchen Auftritt steckt und wie man im Detail daran tüftelt, dies zu erreichen. Abliefern auf den Punkt!
Das ist nicht nur ein Sport, das ist ein ganzes Leben, eine Lebensphilosophie, mit der man sein komplettes Dasein auf den Sport fokussiert. Eine gute Leistung, richtig „Abliefern“, mit dem richtigen Fokus, und den Moment des Erfolgs genießen, das ist die Belohnung des Athleten, und all das liegt in diesem Moment. Einem Moment, den man oft nicht so richtig in Worte fassen kann.
Emotionen und Empathie
Als ehemaliger Profi im Reitsport weiß ich auch, welche Leistung es ist, einen anspruchsvollen Springparcours mit dem Pferd als Einheit optimal zu bewältigen, und ich weiß, wie es sich anfühlt zu „fliegen“ und dieses Gefühl finde ich nirgends sonst.
Und ich erlaube mir auch als „sportpsychologische Expertin“, als „Mentalcoach“ mit professioneller akademischer Ausbildung, besondere Momente und Emotionen, egal ob bei Erfolgen oder auch Niederlagen, mit den Sportlern die ich coache, zu teilen. Das heißt für mich auch: Emotionen und Empathie zu zeigen, ohne Grenzen zu verletzen, „übergriffig“ zu sein oder auch darin zu „versinken“. Als Mensch da sein und nicht nur als „distanzierter Experte“ mit kühlem Kopf.
Warum Emotionen das „Salz in der Suppe“ sind!
Die Faszination an der Perfektion, die Emotion im Sport, die Freude über den gelungenen Moment, ist es nicht das, wofür wir den Sport lieben und brauchen?
Marco Büchel, ehemaliger TOP-Skirennfahrer und jetzt ZDF Experte im Ski Alpin im Podcast „Parlez-vous PLÜ“ vom 27.2.2023 bei Minute 30 zum Thema „Emotionen“:
„Man könnte meinen, man fordert es heraus, man sei lebensmüde. Das Gegenteil ist der Fall, darum bin ich ja so gern Skirennfahrer gewesen. Ich will es genießen, das Maximum herausholen. Ich will das Leben intensiv genießen, und Emotionen sind das größte Abenteuer!“
Sprache ist mehr als Worte! Über den systematischen Einsatz von Metaphern in der Sporthypnose
Nähern wir uns damit dem wesentlichen Punkt: Metaphorische Sprache in Form von Sprachmetaphern transportiert Emotionen jenseits des rationalen Inhalts des Gesagten, es verbindet uns Menschen in den Emotionen. Wir teilen die Emotionen eben auch durch das Teilen von Sprachmetaphern und signalisieren damit dem Gegenüber „ich begreife und fühle mit dir diesen besonderen Moment“.
Metaphern sind auch noch viel mehr als das!
Metaphern sind in der Sportpsychologie Wegweiser für Probleme und Themen, für die es auf einer bewussten Ebene oft keine gute, rationale Lösung gibt, weil sie auf einer unbewussten Ebene liegen!
Wir müssen „nur“ die Bildsprache der SportlerInnen und die dazugehörigen Emotionen lernen, zu „decodieren”. Dann gibt es oft überraschend einfache Lösungen, auch für „hartnäckige“ Themen!
Schmerzen, Verspannungen, Ängste, Panikattacken und auch Stagnation in der Leistung, dafür gibt es nicht immer eine rationale Erklärung, oft gibt es aber klare Hinweise und Gründe auf einer unbewussten Ebene.
Mit den Möglichkeiten der modernen Sporthypnose und Hypnotherapie kommen wir mittels Sprachmetaphern an den „Kern“ der Sache. Ein Beispiel aus meiner Praxis: Ein 20-jähriger Ski alpin Profisportler fragt nach „Mentalcoaching“. Er sagt „mein Kopf lässt mich nicht“ und sagt, er fühle eine „innere Handbremse“.
Natürlich gibt es im Körper keine physisch vorhandene „Handbremse“, aber wir alle können das innere Gefühl nachvollziehen, wenn wir einerseits etwas wollen, aber „irgendetwas“ uns unbewusst bremst. Wie kommt man jetzt an „des Pudels Kern“ und was hilft hier weiter?
Mein eigenes Framework
Ich habe Techniken aus der Sporthypnose in ein spezielles, von mir entwickeltes Framework „gegossen“.
Im Prinzip ist für mich, nach einem sorgfältig geführten Erstgespräch, die Sprachmetapher und das dazugehörige Gefühl der „Kompass“ und die „innere Brücke“, womit ich gemeinsam mit dem Sportler die „eigentlichen“ Themen finden und bearbeiten kann.
Meiner Erfahrung nach trifft das besonders bei hartnäckigen Schmerzen, Verspannungen, Ängsten oder inneren „Handbremsen“ zu, für die es (scheinbar!) keinen Anlass (mehr) gibt, z.B. nach einer Reha oder Verletzung, die „eigentlich“ ausgeheilt ist.
Für alle, die jetzt neugierig sind: Mehr zum konkreten Vorgehen findet ihr im folgenden Blogbeitrag „Mein Kopf lässt mich nicht! Oder auch: die „Reise zu mir selbst“!
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von dunja-lang-mentalcoaching.de zu laden.
Sprache ist eben weit mehr als Worte, die immensen Möglichkeiten, die in dieser Aussage stecken, gilt es systematisch zu nutzen!
PS: Die Ombudsstelle des SRF hat entschieden, dass die Verwendung des Wortes „huere geil“ in dem genannten Kontext als unproblematisch anzusehen ist und auf den „emotionalen“ Moment und die wahrgenommene Bedeutung der Worte verwiesen. Vielleicht hätte der Vater, der sich beim SRF beschwert hat, einfach gemeinsam mit seinen Kindern über den Triumph des „Idols seiner Kinder“ freuen und den Moment genießen sollen 😉
Die Natur ist uns näher als uns dies manchmal bewusst ist. Jeden Tag beschenkt sie uns, gibt uns allerlei Lebensnotwendiges mit, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Nicht umsonst zieht es uns in der Freizeit oder an den Wochenenden immer wieder in die Tier- und Pflanzenwelt. Dort können wir abschalten und in Kontakt mit uns selbst treten. Auch im Leistungssport ist es wichtig, gelegentlich innezuhalten und sich von den eigenen und fremden Erwartungen zu befreien. Nichts eignet sich dafür besser als ein Spaziergang oder ein „Walk & Talk“ mit einem guten Freund bzw. Freundin. In diesem Blogbeitrag lade ich Sie herzlichst ein, gemeinsam mit mir durch den Wald zu streifen und dort Antworten auf einige Fragen zu finden.
Zum Thema: Veränderungen annehmen und die Vergangenheit im Leistungssport loslassen
Der Wald ist unbeschreiblich wandelbar und einzigartig – so wie Sie. Jeden Tag erschließt sich vor unserer Haustür in Bönen im Kreis Unna ein neues Farbenspiel der besonderen Art. Mal scheint die Sonne durch die Baumwipfel, mal fallen dicke Tropfen von den Blättern. Im Frühling zwitschern die Vögel des Waldes atemberaubende Lieder in die Luft, im Winter hören Sie leise Windgeräusche in den blätterlosen Wipfeln. Anders als im Leistungssport, wo die Prinzipien „höher, schneller und weiter“, „jederzeit austauschbar“, „Gewinnen oder Verlieren“ für eine gewisse Stringenz und Ängste sorgen, ist der Wandel der Jahreszeiten in der Natur leicht und unbeschwert. Sie lehrt uns, dass Veränderungen zum Kreislauf des Lebens gehören. Denken Sie nur einmal an die Laubbäume: Im Herbst lassen sie ihre Blätter fallen und werden im Winter völlig entblößt. Im Frühling schlagen sie dann erneut aus, um uns im Sommer erneut mit blühenden Farben zu erfreuen. Die Bäume beklagen sich nicht darüber, dass sie sich verändern müssen. Sie tun es einfach.
Auch Sie sind heute nicht der gleiche Mensch, der Sie gestern waren. Veränderung ist gut, denn sie bedeutet Lebendigkeit und Wachstum. Wenn Sie das akzeptieren, können Sie mit den Herausforderungen und Widrigkeiten des Leistungssports besser umgehen und dabei mental gesund bleiben. Dann können Sie den folgenden Punkten gelassener entgegentreten, wie bspw. die stressauslösenden Gedanken, Niederlagenserien, schlechte Leistungsfähigkeit, Verletzungen, Umgang mit den Medien, unangebrachte Fangesänge oder teilweise befremdliches Verhalten von Akteuren des Sports. Anstatt an herausfordernden Zeiten zu verzweifeln, lernen Sie von ihnen. Vertrauen Sie einfach darauf, dass nach dem Regen irgendwann wieder die Sonne folgen wird. Ähnlich wie es die Dichotomie beeindruckend beschreibt: Liebe existiert nicht ohne Hass, Helligkeit bedingt auch Dunkelheit, das Gute trägt auch immer das Böse in sich, wo Leben entsteht, wird Leben genommen. Diese Dichotomie-Analyse lässt sich so weiterführen. Und wenn dann für Sie die Sonne wieder scheint – und das wird sie, genießen Sie den Moment und lassen Sie die Vergangenheit ruhen. Auch dabei können Sie sich an den Bäumen ein Vorbild nehmen. Beobachten Sie diese, wie sie jedes Jahr aufs Neue mit der Vergangenheit abschließen und sich Ihrer wichtigen Aufgabe stellen. Dazu eine kleine Metapher für Sie: Sie würden bei einem gemütlichen Spaziergang verschiedene Dinge vom Wegesrand aufsammeln: Ein Blatt, ein Stein oder eine Kastanie. Irgendwann sind Ihre Hände voll und Sie können keine weiteren Gegenstände mehr aufnehmen. Dann ist die Zeit zum Loslassen gekommen. Denn Loslassen hat etwas mit Ent-Bindung zu tun, mit Ablösung, Aufbruch und Befreiung von etwas, dass man es im Grunde seines Herzens nicht mehr festhalten will und kann. Es ist ein Ausdruck unseres freien Willens.
Take Home Message:
Suchen Sie sich beim nächsten Spaziergang mal ein ruhiges Plätzchen – eine Bank oder eine gemütliche Wiese als Sitzmöglichkeit und fragen Sie sich: Was möchten Sie loslassen und wie würde sich das für Sie anfühlen?
Weggabelungen im Leistungssport
Die dichten Pfade des Waldes sind unberechenbar. Sie führen nie nur geradeaus und unterliegen einem stetigen Wandel. Früher oder später kommen Sie an eine Weggabelung und müssen sich für eine Richtung entscheiden. Um es gleich vorwegzunehmen: Auf diese Frage gibt es keine richtige oder falsche Antwort. Sobald Sie sich für einen Weg entschieden haben, wird dieser Weg zu Ihrer Geschichte oder wie es in dem wunderbaren Buch von John Strelecky „The Big Five for Life“ so schön klingt: “Ist heute ein guter Museumstag?“
Was will uns der Autor damit sagen: Stellen Sie sich mal vor, dass am Ende Ihres Lebens ein Museum für Sie errichtet wurde. Und für jeden einzelnen Tag in Ihrem Leben gibt es ein Ausstellungsstück oder ein Foto, das diesen Tag repräsentiert. Das sind Museumstage. Insgesamt werden am Ende bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von achtzig Jahren um die 29.000 Fotos dort hängen. Und wenn Sie den Großteil Ihres Lebens mit einem Job oder Menschen verbringen, die Sie nicht mögen, wird ein Gang durch Ihr persönliches Museum ziemlich deprimierend sein. Es ist also müßig darüber nachzudenken, ob der andere Weg nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre. Sie werden es nie im Vorwege wissen. Ihnen bleibt also gar nichts anderes übrig, als sich vertrauensvoll und zuversichtlich dem Weg hinzugeben, den Sie sich ausgesucht haben. Natürlich kann er streckenweise auch mal holprig sein, aber im Idealfall sollte er sich doch die meiste Zeit gut anfühlen. Tut er das nicht, ist es Zeit, dass Sie innehalten und sich fragen, was Sie ändern können. Vielleicht reicht es schon, den Kopf ein wenig zu heben, um das reichhaltige Portfolio des Lebens wahrzunehmen. Vielleicht müssen Sie etwas entschleunigen, um die einzelnen Schritte Ihres Spaziergangs bewusster zu genießen. Wenn das alles nicht hilft, ist es möglicherweise an der Zeit, einen neuen Weg einzuschlagen.
Oft glauben meine betreuten Sportler*innen, Trainer*innen und Manager*innen, dass wir im Leistungssport jeden Weg bis zum Ende gehen müssen und nicht vom Kurs abweichen dürfen. Aber das stimmt nicht. Richtungsänderungen sind erlaubt und bedingen der Natürlichkeit des Lebens. Kein Karriereziel oder die gegenwärtige Situation muss verbissen verfolgt und um jeden Preis aufrechterhalten werden. Denn Glück, Zufriedenheit und ein gesundes Mindset entstehen nicht in der Außenwelt, sondern nur bei Ihnen.
Take Home Message
Wie sagt es der Volksmund immer so schön? Durch Umwege lernt man die Umgebung kennen. So gesehen ist ein neuer Weg auch eine neue Chance. Wenn Sie also das nächste Mal auf eine Weggabelung treffen, fragen Sie sich: Führt mein Weg noch in die richtige Richtung oder wird es Zeit für etwas Neues?
Der fruchtlose Vergleich im Leistungssport
Das Wunderbare am Spazierengehen ist, dass Sie dabei die Liebe zum Detail neu entdecken. Sie bewundern die Vielfalt der Tiere und Pflanzen, bemerken, wie die Natur sich miteinander verbindet und freuen sich über die frische Luft. Vielleicht fällt Ihnen auf, dass kein Baum dem anderen gleicht: Manche sind groß, manche klein. Der eine hat mehr Zweige, der andere weniger. Manche wachsen kerzengerade nach oben, andere neigen sich leicht zur Seite. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Jeder Baum ist vollkommen in seiner Einzigartigkeit – sowie Sie, liebe Leser*innen!
Leider vergessen wir oft, dass wir so wie wir sind richtig sind und vergleichen uns mit anderen Menschen. Sich ständig zu vergleichen oder seinen Erwartungen zu unterliegen, tut nicht gut und lässt uns häufig zweifeln. Auch von ungebetener Kritik oder Fehlern sollten Sie sich nicht verunsichern lassen. Ganz lässt sich dies nicht vermeiden, aber es liegt in Ihrer Hand, wie Sie damit umgehen möchten.
Take Home Message
Stellen Sie sich dazu einmal vor, Sie begegnen auf Ihrem Weg einem anderen Spaziergänger bzw. Spaziergängerin. Nachdem Sie eine Weile miteinander gegangen sind, hebt er/sie ein wohlgeformtes Blatt auf und reicht Ihnen dieses. Sie haben nun die Wahl, ob sie es annehmen oder nicht. Wenn Sie es nicht tun, gehört das Blatt nicht Ihnen, sondern der anderen Person oder streng genommen dem verlorenen Baum. Genauso verhält es sich mit Herausforderungen im Leistungssport: Sie können sich nur davon beeinflussen lassen, wenn Sie diese für sich annehmen. Tun Sie das nicht, können die Bedingungen des Sports sowie Personen Ihnen nichts mehr anhaben.
Mentale Gesundheit
Kehren wir noch einmal zu den Bäumen zurück. Ob sie wachsen oder verdorren, hängt davon ab, wie nährstoffreich der Boden ist, in dem sie verwurzelt sind. Für uns alle im Leistungsbereich besteht dieser Nährboden aus unseren stetigen Begegnungen mit Kollegen*innen, Teamkollegen*innen oder (zweckgebundenen) Beziehungen. Je mehr Sie sich mit Menschen umgeben, die Ihnen nicht guttun, umso mehr wird Ihre mentale Gesundheit und Ihre Leistungsfähigkeit aufblühen. Frage Sie sich also: Welche Menschen in Ihrem sportlichen und privaten Umfeld bilden den Nährboden, auf dem Sie wachsen dürfen?
Take Home Message
Der Baum wird als ein Zeichen für das Leben betrachtet. Er symbolisiert Wachstum und die Entwicklung des Menschen. Verschenken Sie doch einen Baum oder besorgen Sie sich einen eigenen und pflanzen Sie diesen in Ihrem heimischen Garten an. Denn dieser steht für Wachstum, Kraft, Ausdauer und Widerstand. Attribute, die je nach Anlass für unterschiedliche Menschen aber auch für den Leistungssport die entsprechende Passung sein können. Ein Baumgeschenk ist nachhaltig, denn dieser wächst mit Ihnen zusammen, schützt unser Klima und bietet vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. Und nicht nur das! Es erinnert uns täglich daran, dass wir einander brauchen und Leistung nur möglich ist, wenn wir die dafür notwendigen Strukturen schaffen.
Japanisches Waldbaden
Wussten Sie, dass Waldspaziergänge von den Kostenträgern in Japan als Rezept verschrieben werden? Das klingt zu schön, um wahr zu sein. In Japan ist es möglich: Von dort kommt der Trend des sogenannten Waldbadens. Was so schön nach fernöstlicher Weisheit klingt, ist im Grunde nichts anderes als der gute alte Waldspaziergang. Nur eben auf Rezept.
Warum sollte man aber eine Anleitung, geschweige denn eine ärztliche Verschreibung zum Spazierengehen brauchen? Der Hauptgrund dafür sind die beachtlichen gesundheitlichen Vorteile, die das Waldbaden mit sich bringt (Yasuhiro, Miles, Sheffield, 2022). Bäume dünsten verschiedene Stoffe aus, um zu kommunizieren oder sich vor Angriffen zu schützen. Einige von ihnen können nachweislich den Blutdruck senken und auf unser Gemütszustand einwirken. Daneben stärken sie unsere Abwehrkräfte. Bereits seit 1956 weiß man, dass Nadelbäume ihre Umgebung mit Hilfe pflanzlicher Antibiotika, sogenannter Phytonzide desinfizieren, um sich vor Pilzsporen zu schützen. Das ist für Waldbesucher doppelt gut, denn zum einen bietet die nahezu keimfreie Luft Allergikern Entlastung. Zum anderen atmen wir die Phytonzide ein, und sie entfalten ihre entzündungshemmende Wirkung in unserem Körper. Und ich möchte noch einen Verstärker liefern: Studienteilnehmer, die mindestens zwei oder mehr Stunden draußen in der Natur verbringen, waren statistisch gesehen häufiger gesünder und glücklicher als Menschen, die während einer Woche weniger oder gar keine Zeit draußen verbrachten. Die größten Auswirkungen zeigten sich bei 200 bis 300 Minuten pro Woche im Grünen (Natural England, 2009). Grundlage dieser Studie waren die Daten von rund 20.000 Menschen in England, die in den Jahren 2014 bis 2016 erhoben wurden. Da erscheint einem das Waldbaden als kognitive Entlastung und Therapeutikum schon weniger seltsam, oder?
Fazit
Die Akteure im Leistungssport betrachten sich gerne als Krone der Weisheit und begründen das vor allem mit Ihrem Expertenstatus in der jeweiligen Disziplin, die Karriere als ehemals Leistungssportler*in und den finanziellen Möglichkeiten. Wenn es aber um die psychische Gesundheit einiger Akteure im Leistungssport geht, müssen sich viele kleinlaut einräumen, dass der Leistungssport den meisten Unternehmen in der Wirtschaft hoffnungslos unterlegen ist. Dabei könnten sie heute auf zahlreiche Kollegen*innen zugreifen, die Ihnen bei einer ganzheitlichen Umsetzung behilflich sein könnten. Die Frage ist nur, wollen wir neue Wege und mehr psychische Gesundheit im Leistungssport überhaupt? Ich spiele diesen Ball gerne zurück und erwarte nicht viel von der Gegenseite. Die Hoffnung, dass sich dies ändern wird, ist leider gering. Dennoch bleiben wir hartnäckig und zuversichtlich, denn Aufgeben ist keine Option. Eine Veränderung in weiten Teilen des Systems Leistungssport herbeizuführen, ist eine Herzensangelegenheit von mir (zum Profil von Prof. Dr. René Paasch) und vielen Kollegen*innen (zur Übersicht) – und vielleicht auch eine biologische und soziale Notwendigkeit.
Walk & Talk: Nilofer Merchant: Eine Besprechung? Gehen Sie spazieren! YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=iE9HMudybyc. In den Unternehmen Facebook, Apple und Twitter gehören die „Walk and Talk“-Meetings bereits zum Alltag. In den USA hat sich sogar eine eigene Online-Bewegung entwickelt: Mobility for all: everybodywalk.org. Zugriff am 01.03.2023