Welcher Spieler oder welche Spielerin, die den schwierigen Weg an ein Nachwuchsleistungszentrum gemeistert hat, träumt nicht davon, im (jungen) Erwachsenenalter im Profi-Fußball anzukommen? Wir wissen aber, wie wenige Absolventen der 58 NLZs in Deutschland tatsächlich den Durchbruch in die beiden Bundesligen oder die Dritte Liga schaffen. Trotz aller etablierten Förderstrukturen. Was genau unterscheidet also die Spieler, die es schaffen, von denen, die ihren Traum, Profi zu werden, aufgeben müssen?
Zum Thema: Die sportpsychologische Säule an Nachwuchsleistungszentren
Einige würden sagen: Talent. Andere nennen harte Arbeit und Disziplin als ausschlaggebendene Gründe und manch einer würde vielleicht sogar behaupten, dass auch ein wenig Glück dabei eine Rolle spielt. Das alles sind zweifelsohne wichtige Punkte, um den Schritt ins Profigeschäft zu schaffen. Ein immer noch häufig unterschätzter Faktor auf dem Weg dorthin kann die Sportpsychologie sein, die hier zum persönlichen MVP (= most valuable player) werden kann. Sowohl im Training als auch im Spiel kann sie den kleinen, aber feinen Unterschied machen. Denn sowohl im Nachwuchs- als auch Profifußball entscheidet jedes einzelne Prozent darüber, ob ich selbst in der Startelf stehe oder aber doch mein Konkurrent. Und wenn alle Spieler dasselbe Athletiktraining durchlaufen und sich an den gleichen Ernährungsplan halten, bleibt als dritte Säule zur Leistungsoptimierung noch die Sportpsychologie, mithilfe derer ich mich von allen anderen abheben kann.
Nicht umsonst berichten viele sehr erfolgreiche Spieler wie Cristiano Ronaldo, Joshua Kimmich oder Robin Gosens davon, wie ihnen das Training von mentaler Stärke dazu verholfen hat, auf dem Niveau zu spielen, auf dem sie es heute tun. Auch ich merke in meiner täglichen Arbeit am NLZ, dass einige der jungen Spieler aus Eigeninitiative mit dem Anliegen auf mich zukommen, mental stärker zu werden und ihr „Game auf das nächste Level“ zu heben.
Sportpsychologie als Investition
Es wird also zunehmend deutlich, welchen Stellenwert sportpsychologisches Coaching im Profifußball und auf dem Weg dorthin haben kann und sollte. Jeder oder jede, der oder die Zeit und Motivation in die Arbeit mit einem Sportpsychologen bzw. einer Sportpsychologin steckt, geht eine wertvolle Investition in sich selbst ein.
Um einen kleinen Einblick zu bekommen, wie ein sportpsychologisches Coaching aussehen könnte, möchte ich zwei beispielhafte Techniken vorstellen, die dabei helfen können, in hitzigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren – sei es auf oder neben dem Platz. Nur als Beispiel, um aufzuzeigen, dass Sportpsychologie nichts „Schlimmes“ ist und sich der Einsatz durchaus auch schnell auszahlen kann.
Atemtechniken und Visualisierung
Eine sehr sinnvolle und vor allem leicht umzusetzende Methode sind Atemtechniken, das heißt, die Atmung wird gezielt eingesetzt, um Stress und Druck zu regulieren sowie Fokus und Konzentration zu fördern. Durch eine tiefe, kontrollierte Atmung kann die eigene Herzfrequenz bewusst gesteuert werden. Dies ist beispielsweise hilfreich, um leichter mit seinen Emotionen umzugehen und in stressigen Situationen ruhig zu bleiben.
Eine weitere Möglichkeit, an seiner mentalen Stärke zu arbeiten, ist die Visualisierung. Mithilfe von gedanklichen Bildern, die man sich so detailliert wie möglich vorstellt, kann man trainieren, sich in bestimmte Spielsituationen oder gewünschte Verhaltensweisen hineinzuversetzen. Das Ziel dabei ist es, einen hilfreichen Umgang mit Fehlern zu finden oder negative Gedanken zu überwinden. Indem man sich regelmäßig erfolgreiche Aktionen (z.B. einen verwandelten Elfmeter) vor Augen führt, kann man sein Selbstvertrauen stärken und sich mental auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten.
Nicht umsonst heißt es: Mindset is what separates the best from the rest.
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