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Sommeraktion: Werde Teil des Netzwerks Die Sportpsychologen

Noch bis zum Donnerstag, den 31. Juli, ist die Jahresmitgliedschaft bei Die Sportpsychologen zum Sonderpreis von 499 EUR zzgl. MwSt. zu haben. Genau der richtige Moment für alle jene, die aktiv Netzwerken, neue Zielgruppen erreichen und die Disziplin Sportpsychologie gemeinsam weiterentwickeln wollen.

Hinweis: Du sparst 101 EUR zzgl. MwSt. im Vergleich zum regulären Preis des Profil-Abonnements. Deine Mitgliedschaft ist bis zum 31. Juli 2026 per Mail formlos kündbar und geht erst auf Abfrage in eine reguläre Mitgliedschaft zum Preis von 600 EUR zzgl. MwSt. über.

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    Warum solltest du Profilinhaber oder Profilinhaberin werden?

    • du profitierst von der zeitgemäßen Präsenz auf der reichweitenstärkste Seite zum Thema Sportpsychologie im deutschsprachigen Raum
    • du bist Teil eines Netzwerks, welches die Entwicklung der Sportpsychologie aktiv, kreativ und nachhaltig vorantreibt
    • du nutzt direkte Kontakte zu bekannten Experten und Expertinnen aus der Sportpsychologie aus Österreich, der Schweiz und Deutschland
    • deine Profilseite (www.die-sportpsychologen.de/name; www.die-sportpsychologen.ch/name; www.die-sportpsychologen.at/name) wird deine digitale Visitenkarte im Netz, die unter Umständen eine eigene Web-Präsenz unnötig macht
    • deine Inhalte (Beiträge, Profilseite, Angebote) werden durch das hervorragende Google-Ranking von Die Sportpsychologen gefunden
    • auf unserer Übersichtsseite (Link) und durch jeden weiteren Inhalt wirst du zu einem Gesicht der Sportpsychologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz
    • du profitierst von der begleitenden Beratung durch den Redaktionsleiter Mathias Liebing
    • Angst vorm Schreiben? keine Sorge, von der Ideenentwicklung, über die Textentstehung bis hin zur multimedialen Verbreitung der Beiträge wirst du durch den Redaktionsleiter Mathias Liebing unterstützt
    • auf Die Sportpsychologen kannst du Workshops, Vorträge und Weiterbildungen platzieren
    • du erhältst einen eigenen Kalender, in dem du Veranstaltungen eintragen kannst, die auf verschiedenen Seiten angezeigt werden (www.die-sportpsychologen.de und auf deiner eigenen Seite) 
    • du kannst dich an der Entwicklung und dem Vertrieb von Coaching-Angeboten und weiteren Dienstleistungen beteiligen
    • du profitierst von der Vermittlung von Betreuungsanfragen, Presseanfragen und Vorträgen
    • du erhältst Zugang zur internen Netzwerk-Kommunikation (Infomails, Chat-Gruppe)
    • du kannst an regelmäßigen internen Online-Supervision und Fortbildungen teilnehmen
    • du erhältst einen Rabatt auf die Teilnahmegebühr für Events von Die Sportpsychologen (Die rote Couch – Das Sportpsychologie-Barcamp, Netzwerktreffen)

    Deine Leistungen für das Netzwerk

    • Veröffentlichungen: mindestens 3 Beiträge pro Jahr
    • Fortbildungen: mindestens ein eigenes Fortbildungsangebot pro Jahr
    • Fortbildungsteilnahmen: mindestens eine Fortbildungsteilnahme pro Jahr

    Aufnahmekriterien:

    Mindestens ein Kriterium muss für die Aufnahme im Netzwerk Die Sportpsychologen erfüllt sein. 

    • du hast erfolgreich ein Studium der Sportpsychologie, Psychologie, Sportwissenschaft mit Schwerpunkt Sportpsychologie absolviert
    • du bist Absolvent oder Absolventin des asp-Curriculums
    • du bist ordentliches Mitglied der SASP
    • du kannst den Nachweis besonderer Eignung erbringen (Qualifikationen, Erfahrung im Sport, Weiterbildungen)

    Hinweis: Interessenten mit Wohnsitz in der Schweiz müssen den Nachweis erbringen, Fachtitelträger Sportpsychologie (FSP) oder ordentliches Mitglied der SASP zu sein. Für Fragen hinsichtlich des Experten-Netzwerkes steht Philippe Müller als Ansprechpartner zur Verfügung.

    Philippe Müller

    mobil: +41 79 910 39 40
    mail: p.mueller@die-sportpsychologen.ch

    Interessenten aus Deutschland oder Österreich können sich gern persönlich an folgende Ansprechpartner werden:

    Redaktionsleiter:

    Mathias Liebing ist Gründer und Redaktionsleiter der Plattform Die Sportpsychologen. Als freier Journalist mit dem Themenschwerpunkt Sportpsychologie arbeitet er für die ARD, DAZN, ZDF, SRF, MDR, Deutsche Welle und diversen Print- und Online-Medien. Sein Magister-Studium der Sportwissenschaften, der Medien- und Kommunikationswissenschaften und der Zeitgeschichte absolvierte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Mathias Liebing
    mobil: +49 170 9615287
    mail: m.liebing@die-sportpsychologen.de

    Fachredakteur:

    Prof. Dr. Oliver Stoll (* 5. Februar 1963) studierte an der Justus-Liebig-Universität Gießen Sportwissenschaft, Psychologie und Pädagogik sowie am College of Charlestin (S.C., USA). Er promovierte 1993 zum Dr. phil. im Fach Sportwissenschaft an der Universität Gießen und wechselte 1995 an die Universität Leipzig. Hier absolvierte er eine wissenschaftliche Assistentenzeit und habilitierte hier im Jahr 2000. Im Jahr 2002 folgte er einen Ruf auf eine Professur für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sportpsychologie und Sportpädagogik an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Prof. Dr. Oliver Stoll
    phone: +49 345 5524440
    mail: oliver.stoll@sport.uni-halle.de

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    Prof. Dr. René Paasch: Sportpsychologie muss selbstverständlicher werden

    Nach einer Auszeit sind Thorsten Loch und Prof. Dr. René Paasch zurück bei Die Sportpsychologen. Beide waren die ersten deutschen Neuzugänge im Netzwerk, nachdem die Plattform 2014 anfangs für Studierende des Master-Studiengangs Angewandte Sportpsychologie der Martin-Luther-Universität gestartet und nach einer Testphase geöffnet wurde. Mathias Liebing, Redaktionsleiter von Die Sportpsychologen, fragt bei Prof. Dr. René Paasch nach den Gründen und den Ambitionen für das Comeback.

    René, was hat dich dazu bewogen, ins Netzwerk Die Sportpsychologen zurückzukehren?

    Nach einer intensiven beruflichen Phase in Forschung, Lehre und Beratung war es mir wichtig, wieder stärker an einem Ort präsent zu sein, der Austausch, Haltung und fachliche Tiefe verbindet. Die Sportpsychologen sind mehr als ein Netzwerk, sie sind ein Resonanzraum für das, was Sportpsychologie im besten Sinne sein kann: nah an der Praxis, klar in der Position und offen für neue Perspektiven. Nach all der vergangenen Zeit fühlt es sich nicht wie eine Rückkehr an, sondern wie ein Weitergehen – in einem vertrauten, aber gewachsenen Rahmen.

    Vor welchen Aufgaben steht die Sportpsychologie aus deiner Sicht und wie willst du mithilfe des Netzwerks daran arbeiten? Wie wirst du dich einbringen? 

    Die Sportpsychologie befindet sich an einem Punkt der Weiterentwicklung. Nicht, weil sie bislang etwas versäumt hätte, sondern weil die Zeit gekommen ist, ihre Rolle neu zu denken. Sie sollte nicht erst dann sichtbar werden, wenn es eng wird, wenn stabilisiert, begleitet oder gelindert werden muss. Sie kann mehr. Und sie darf mehr. Ihr Platz ist dort, wo der sportliche Alltag gelebt wird: in der Trainingsgestaltung, in der Saisonplanung, in der gemeinsamen Verantwortung für Gesundheit, Entwicklung und Leistung. Nicht als Ersatz für Führung, sondern als Resonanzraum für das, was Menschen im Sport bewegt. Als Impulsgeberin für mentale Stärke, als Begleiterin von Persönlichkeitsprozessen, als Stimme für jene Fragen, die oft untergehen: Was brauchen wir, damit wir im Spiel aufblühen und darüber hinaus? Was lässt uns durchhalten, wenn es schwer wird? Wer im Sport Verantwortung trägt, ob als Trainerin, Athlet, Funktionärin oder Elternteil,  spürt, wie eng Leistung, Belastung und persönliche Entwicklung miteinander verflochten sind. Umso wertvoller ist eine psychologische Perspektive, die nicht belehrt, sondern versteht. Die nicht etikettiert, sondern fragt. Die nicht bewertet, sondern begleitet mit Respekt, mit Erfahrung und mit Blick für das Ganze.

    Ich weiß, dass psychologische Arbeit oft dann besonders wirksam ist, wenn sie leise geschieht. Wenn sie unterstützt, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Diese Form der Zurückhaltung hat ihren berechtigten Platz und sie hat sich vielfach bewährt. Gleichzeitig glaube ich, dass psychologische Perspektiven auch dort gefragt sind, wo Strukturen wachsen, Haltung entwickelt werden soll und nachhaltige Prozesse mitgestaltet werden können. Nicht laut, nicht aufdringlich, sondern mit Tiefe, Klarheit und einem Gespür für das richtige Maß. Besonders nahe stehen mir dabei die Positive Psychologie und das Life Coaching, Zugänge, die den Blick auf das richten, was Menschen stärkt: auf Ressourcen, auf Entwicklungspotenziale, auf gelingende Beziehungen. Nicht als Gegensatz zur Disziplin, sondern als sinnvolle Ergänzung zur Leistungsorientierung. Menschlich, wach und zugewandt. Es geht nicht nur darum, leistungsfähig zu bleiben, sondern auch darum, innerlich zu wachsen, hin zu einem gesunden, verantwortlichen und erfüllten Leben im und mit dem Sport. Im Netzwerk möchte ich Impulse setzen, Verbindungen stärken und dazu beitragen, dass psychologisches Denken im Sport seinen Platz behält, nicht als akademischer Zusatz, sondern als selbstverständlicher Teil eines ganzheitlichen Verständnisses von Leistung, Entwicklung und Leben. Nicht, weil es Pflicht ist. Sondern weil es möglich ist.

    Weshalb ratet ihr erfahrenen Kollegen und Kolleginnen, das Netzwerk zu nutzen? Und was sind die Gründe, die ihr Neulingen im Berufsfeld nennen würdet?

    Das Netzwerk lebt davon, dass Erfahrung, Neugier, Reflexion und Austausch zusammenkommen. Für erfahrene Kolleginnen und Kollegen kann es ein Ort sein, an dem man Impulse geben und empfangen kann, ohne sich erklären zu müssen. Ein Resonanzraum, in dem man nicht allein denkt, sondern gemeinsam weiterkommt. Und manchmal auch einfach eine Erinnerung daran, warum wir diesen Beruf gewählt haben, weil es um Menschen geht, nicht nur um Methoden. Für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger ist das Netzwerk eine echte Möglichkeit. Nicht als Bühne für schnellen Erfolg, sondern als Raum, um Haltung zu entwickeln, Orientierung zu finden und sich inspirieren zu lassen. Gerade weil die Sportpsychologie ein vielschichtiges Feld ist, braucht es Orte, an denen man nicht alles schon wissen muss, aber fragen darf. Und Menschen, die zeigen: Man kann in diesem Beruf wachsen, ohne sich zu verbiegen.

    Was treibt dich heute nach all den Jahren im Feld noch immer an?

    Vielleicht ist es genau dieser leise, aber bleibende Wunsch, mit dem eigenen Denken und Tun etwas zu bewegen, nicht laut, nicht spektakulär, aber spürbar. Mich treibt die Überzeugung, dass psychologische Arbeit im Sport mehr ist als Intervention. Sie ist Beziehungsgestaltung, Haltungsarbeit, Resonanzstiftung. Und sie wirkt dort, wo Menschen in Bewegung sind. Was mich antreibt, ist nicht nur das Neue, sondern das, was sich im Kern nicht verändert: die Frage nach dem Menschen im System. Seine Stärke, seine Zweifel, sein Aufbruch. Wir erleben, dass unser Feld wächst und gleichzeitig bleibt die Essenz dieselbe: zuhören, verstehen, begleiten, manchmal auch irritieren. Vielleicht ist es genau das: die Verbindung von Erfahrung und Neugier, von Gewordenem und Werdendem. Und der Wunsch, Räume mitzugestalten, in denen psychologische Qualität nicht nur gefragt ist, sondern auch willkommen ist.

    Zu den beiden Profilen:

    Mehr zum Thema:

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    Dr. Julia Boie: Gelassenheit statt Druck im Reitsport

    Beneidenswert! Eine Reiterin, die völlig entspannt im Turnier auftritt. Kein Stress ist zu spüren. Sie reitet mit ihrem gelösten Pferd souverän ins Viereck und tut das, was sie täglich im heimischen Stall trainiert. Egal wer zusieht oder ob heute bewertet wird. Die Konzentration ganz auf der Aufgabe. Wie macht sie das?

    Zum Thema: Umgang mit Druck, Anspannung und Kritik 

    Viele Reitsportler*innen würden sich gern ein Scheibchen abschneiden und ebenso ruhig und gelassen ihr Können demonstrieren. Viel zu oft aber macht Aufregung und Stress uns einen Strich durch die Rechnung. Die Angst vor der Bewertung, vor einem Versagen, davor, sich zu blamieren, lässt uns das Turnier als Bedrohung erscheinen und der Körper reagiert entsprechend. Der Herzschlag und die Atmung beschleunigen sich, die Muskelspannung erhöht sich, der Blutdruck steigt. Der Mund wird trocken, da der Speichelfluss wie auch die Magen- und Darmtätigkeit gehemmt werden. Hände und Füße werden kalt, da die Blutgefäße der Haut verengt werden.

    Für eine echte Gefahr, bei der wir kämpfen oder fliehen müssen, ist diese evolutionäre Anpassung des Körpers ideal. Der Körper bereitet sich auf Bewegung bzw. Muskelarbeit vor, dafür wird Energie und Sauerstoff bereitgestellt. Die vermehrte Durchblutung von Herz, Muskeln und Gehirn macht uns leistungsfähiger. Die erhöhte Gerinnungsfähigkeit des Blutes und die Verengung der Blutgefäße der Haut schützen uns bei Verletzungen.

    Für unser Ziel, möglichst gut zu reiten, ist diese Alarmreaktion aber nicht förderlich. Wir brauchen Ruhe, Entspannung und Konzentration für uns und unser Pferd. Unsere Körperspannung muss der eines guten Trainings entsprechen, damit die Koordination unserer Bewegungsausführung ideal klappt.

    Stress durch Erwartungen und Leistungsdruck

    Stress kann durch hohe eigene und/oder fremde Erwartungen und Leistungsdruck entstehen. Die Anspannung und Nervosität führt zu Verkrampfung der Muskeln, was wiederum die Feinkoordination beeinträchtigt, so dass die Bewegung bzw. die Hilfengebung nicht mehr so präzise abgerufen werden kann, wie im entspannten Zustand. Die Besonderheit beim Reiten ist bekannt – unsere Angst (aber auch unser Ärger etc.) wirkt sich auf unser Pferd aus. Das Pferd ist verunsichert, kommt aus dem Tritt und macht Fehler, die sich wiederum auf uns auswirken. Wir beeinflussen uns gegenseitig immer weiter negativ, so dass sich unsere Performance immer weiter verschlechtert. Auch unsere Gedanken haben einen starken Einfluss darauf, dass Stress entsteht und unsere Leistung gemindert wird. Das kann allein dadurch hervorgerufen werden, dass man beim Turnier besonders gut reiten möchte. Dieser Gedanke kann bewirken, dass man beim Reiten über Hilfen und Technik nachdenkt. Die linke Gehirnhälfte, die sehr gut darin ist, zu analysieren, ist damit aktiviert. 

    Automatisierte Bewegungen und ein reibungsloser Bewegungsablauf, die wir im Turnier benötigen, sind aber in der rechten Gehirnhälfte abgespeichert und werden durch Gedanken an Einzelheiten bzw. Techniken gestört. Schließlich kann Stress die Konzentration stören und von der Aufgabe ablenken, was sich in negativen bzw. Angstgedanken äußern kann: „Was denken wohl die anderen?“, „Wenn ich hier gut/schlecht abschneide, dann…“, „Im letzten Jahr ist mein Pferd beim Sprung hinter dem Baum dort weggerutscht – hoffentlich passiert das nicht wieder!“

    Wenn Sportler*innen nicht gelernt haben, mit Druck und Stress gut umzugehen, können die negativen Gedanken, die erhöhte körperliche Anspannung und die gestörte Konzentration das Reiten stark beeinträchtigen. Die Fehler häufen sich, die Leistung geht zurück. Es resultiert Ärger auf sich und Ärger auf das Pferd. Die Negativspirale ist in Gang gesetzt. Daraus kann langfristig Verunsicherung entstehen. Das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit sinken.

    Stress durch Kritik

    Auch negative Kritik kann das Selbstvertrauen der Sportler*innen untergraben. Rückmeldung und Fehlerkorrektur sind natürlich in jedem Sport für die Weiterentwicklung wichtig. Wird Kritik jedoch, wie so oft, negativ formuliert („Reite nicht wieder so rückwärts vor dem Hindernis!“), verschlechtert sie das Reiten ungewollt oft noch zusätzlich, denn es entsteht ein Bild im Kopf, welches handlungsleitend ist. Hilfreich sind daher eher positive Aussagen, worauf jetzt geachtet werden soll. „Nimm den Schwung aus der Kurve mit!“ oder „Reite voran!“

    Stressor kann auch negatives Gerede durch andere Personen sein. Die Reaktion darauf ist nicht bei allen Menschen gleich. Es kommt darauf an, wie die Person generell mit Druck oder Kritik umgeht. Oft genug denkt man auch nur, dass jemand sich negativ über das eigene Reiten äußert. Es muss nicht unbedingt Realität sein. Je unsicherer Sportler*innen sind, desto mehr achten sie darauf, wie andere Personen auf sie reagieren und interpretieren die Körpersprache und das Verhalten anderer. Eine mögliche Reaktion auf Lästereien bzw. vermutete Lästereien ist, sich schlecht zu fühlen, an sich zu zweifeln. Resultat wird wahrscheinlich sein, dass sich das Reiten verschlechtert. Eine andere naheliegende Reaktion ist Ärger. Auch der lenkt aber vom eigenen Tun ab und die Spannung erhöht sich. Das Reiten wird sich wahrscheinlich ebenfalls verschlechtern. Am zielführendsten ist keine Reaktion. Lästern hat nur mit der anderen Person zu tun, nicht mit mir. Konzentration auf mich und mein Pferd und unsere Aufgabe lässt das Leistungslevel gleich hoch bleiben.

    Tipps und Tricks

    Für Reitsportler*innen ist es elementar, Entspannung willentlich herbeiführen zu können. Dafür ist strukturiertes Training nötig, damit die Entspannung gerade auch in Situationen hervorgerufen werden kann, in denen es darauf ankommt. Um zu verhindern, dass Kritik, schlechte Ritte o.Ä. langfristig verunsichern, sollte das Selbstvertrauen gestärkt werden. Denn Leistungssportler*innen jeder Sportart brauchen große mentale Stärke, um aus Fehlern zu lernen und im Konkurrenzkampf zu bestehen. 

    Außerdem benötigen Reitsportler*innen die Fähigkeit, den Fokus zu behalten. Um die Dressuraufgabe oder den Springparcours oder die Voltigier-Choreographie fehlerfrei absolvieren zu können, sollte trainiert werden, sich nicht von äußeren Gegebenheiten oder von eigenen Gedanken ablenken zu lassen, sondern im Hier und Jetzt zu sein und sich auf das eigene Tun zu konzentrieren. Schließlich spielt die Einstellung eine große Rolle: Statt Angst kann die Freude auf eine Herausforderung im Vordergrund stehen. Statt Furcht vor der Bewertung oder den Blicken anderer kann die Dankbarkeit, gesund mit seinem Pferd dem geliebten Sport nachgehen zu können, im Vordergrund stehen.

    Hinweis und Feedback

    Wie im körperlichen Training, ist auch im mentalen Training das strukturierte Lernen und das ausdauernde Üben unter fachkundiger Anleitung der Weg zum Erfolg. Meine Kollegen von Die Sportpsychologen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Dr. Julia Boie) sind gerne für Sie da, falls Sie Beratung wünschen.

    Mehr zum Thema:

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    FIFA-Klub-WM: Mentale Ausbeutung im Profi-Fußball

    Belastung, Hochbelastung und Überlastung gehören im Profi-Sport dazu. Keine Frage, auch im Breitensport lieben wir es, unsere Grenzen weiter zu verschieben. Im Profi-Fußball hat die seit Jahren ungebremst fortschreitende Entwicklung spätestens mit der FIFA Klub-WM eine neue Dimension erreicht. 32 Club-Teams spielen im Sommer 2025 in den USA ein Turnier, welches wir vom Umfang und Dauer nur von den Weltmeisterschaften der Nationalteams kennen. Reizvoll, irgendwie schon. Rücksichtslos, absolut. Aber ungehört von Warnungen von hoch angesehenen Trainerpersönlichkeiten wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Xabi Alonso, Pep Guardiola oder Vincent Kompany wird weiterhin an der Belastungsschraube in Bezug auf Spielanzahl, Gegnerqualität, Reisestrapazen und Erholungszeit gedreht. In dieser Serie beschäftigen wir uns mit ausgewählten Aspekten aus sportpsychologischer Perspektive.

    Zum Thema: Mentale Erholung

    In vielen Sportart gibt es Hochbelastungsphasen. Schauen wir nur zum Eishockey: In der Playoff-Phase treten die Teams aller zwei, drei Tage gegeneinander an. Zuhause, auswärts, immer mit Druck, alles, was geht, raushauen. Aber: Die Sommerpause dauert im Eishockey gut und gern drei, vier Monate. Zum Fußball: Durch die Klub-WM, die direkt auf das Nations League Final4 und die entscheidenden Wochen in der Champions League, Pokal und Liga folgt, reduziert sich die Anzahl an zusammenhängenden freien Tagen für die Nationalspieler der beteiligten Clubs auf ein absolutes Mindestmaß. Ist die Klub-WM Mitte Juli beendet, beginnt im Prinzip die Vorbereitung auf die nächste Saison.

    Frage: Was macht mentale Erholung mit Profi-Sportlern? Wann setzt sie ein, was ist dabei zu beachten? Und was passiert, wenn die Erholung auf Dauer fehlt? Was wären Lösungsansätze – Prof. Dr. René Paasch hat mal gefordert, Urlaubstage für Profis in der Saison einzuführen?

    Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen
    Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Yvonne Dathe (zum Profil)

    Mentale Erholung ist wichtig zur Wiederherstellung der physischen und psychischen Ressourcen. So wird Stress abgebaut und die mentale Leistungsfähigkeit wiederhergestellt. Die Konzentration verbessert sich. Erholte Sportler sind fokussierter und womöglich auch motivierter. Nicht zu vergessen ist, dass die Zeit mit der Familie und Freunden die soziale Umwelt stärkt. Die emotionale Unterstützung von Freunden und Familie ist für viele Sportler eine wichtige Ressource, damit sie diese nutzen können, müssen Sportler auch mit ihnen Zeit verbringen können.

    Die mentale Erholung kann bereits kurzfristig einsetzen und die Stimmung und kognitive Leistungsfähigkeit verbessern. Nach etwa 1-2 Wochen reduziert sich das Stressniveau und die Schlafqualität verbessert sich. Regelmäßige Erholungsphasen über die Saison hinweg können kumulative Belastungen verhindern und die Leistungsentwicklung langfristig fördern.

     
    Wie viel Erholungszeit jemand benötigt, ist sehr individuell. Reine körperliche Pausen reichen oft nicht. Wichtig sind auch soziale Kontakte mit Freunden und der Familie sowie Entspannungsübungen oder sogenannte “Gegenwelten”, also Tätigkeiten, die nichts mit dem Sport zu tun haben, aber dennoch Freude machen.

    Entscheidend ist, eine Balance zwischen Belastung und Erholung zu finden. Zu viel Pause kann zu Leistungsverlust führen, zu wenig Pause erhöht das Verletzungs- und Erschöpfungsrisiko. Wichtig sind definierte Pausenzeiten zur mentalen Regeneration. Der Trainingsplan sollte an die individuellen Erholungsbedürfnisse angepasst werden.

    Janosch Daul, Die Sportpsychologen
    Janosch Daul, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Janosch Daul (zum Profil)

    Das Nutzen eines Diagnostikinstruments kann zunächst dabei helfen, sich einen Überblick über dein eigenen Belastungs-Erholungszustand zu verschaffen.

    Ganz entscheidend ist es für den Sportler, mentale Erholungsquellen zu identifizieren, diese gezielt in eine Wochenstruktur einzubauen und letztlich aufzusuchen. Was erholend wirkt, ist bei jedem Sportler höchst individuell. Sinnvoll ist das Aufsuchen von Gegenwelten, also Lebenswelten, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie in Kontrast stehen zum Leisten, die Freude am Tun im Mittelpunkt steht, man Herr über sein eigenes Handeln ist und keinerlei Verpflichtungen bestehen. 

    Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen
    Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Norbert Lewinski (zum Profil)

    Mentale Erholung spielt eine zentrale Rolle im Leben von Profi-Sportlerinnen und Sportlern – insbesondere aus psychodynamischer und psychophysiologischer Perspektive. Sie beeinflusst nicht nur die kurzfristige Leistungsfähigkeit, sondern auch die langfristige körperliche und psychische Gesundheit. In einer Sportwelt, die durch immer dichtere Wettkampfkalender geprägt ist – wie etwa durch die geplante Aufstockung der Fußball-Weltmeisterschaft – gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung. Aus psychodynamischer Sicht steht der Mensch im Spannungsfeld zwischen inneren Bedürfnissen, unbewussten Konflikten und äußeren Erwartungen. Profi-Sportlerinnen und Sportler sind permanenten Leistungsanforderungen, öffentlicher Bewertung und einem hohen Erfolgsdruck ausgesetzt. Mentale Erholung – etwa durch Urlaub, Familienzeit oder bewusst sportfreie Phasen – ermöglicht es, aus dem Hochleistungsmodus auszusteigen, emotionale Belastungen zu verarbeiten und psychische Spannungen abzubauen. Sie dient damit der Stärkung des Selbstwertgefühls, der inneren Stabilität und einer gesunden Beziehung zum eigenen Körper und zur eigenen Identität. Ohne diese Rückzugsräume droht eine Überidentifikation mit der Sportrolle, was langfristig zu Erschöpfungszuständen, innerer Leere oder sogar depressiven Symptomen führen kann.

    Anke Precht, Die Sportpsychologen
    Anke Precht, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Anke Precht (zum Profil)

    Klar, Erholung und Regeneration ist extrem wichtig. Aber: Erholung ausschließlich mit Zeit in Relation zu setzen, wäre zu kurz gegriffen. Es gibt Sportler, die sich auch in mehreren Tagen nicht gut erholen, und andere, denen drei Stunden Fahrt von einem Wettkampfort zum nächsten ausreichen, um sich zu resetten. Teil der sportpsychologischen Arbeit kann also auch genau das sein: Zu schauen, wie sich knappe Zeitlücken optimal nutzen lassen, um nicht nur die körperlichen, sondern eben auch die mentalen Akkus wieder aufzuladen. 

    Dabei geht es um folgende Fragen:

    • Welche Aktivitäten (oder passive Beschäftigungen) gleichen die sportlichen Herausforderungen optimal aus? Wie wirkt mentale Regeneration möglichst effektiv?
    • Wie kann Zeitverzerrung als aktiv genutztes Phänomen der Erholung zugutekommen? Heißt: Objektiv kurze Zeit subjektiv viel länger empfinden, mit erhöhtem Erholungseffekt?
    • Wie können Sportler möglichst schnell und effektiv abschalten, um mit kurzen Übergangszeiten schnell in die Erholung zu wechseln?

    Genau das gilt es dann zu erarbeiten. Denn so schön es wäre: Hochleistungssport ist kein “normaler” Job, und wer nach 40 Stunden auf Feierabend besteht, wird im internationalen Vergleich abgehängt. 

    Auch aus psychophysiologischer Perspektive ist Erholung essenziell. Der Hochleistungssport aktiviert dauerhaft Stressachsen im Körper – etwa durch erhöhte Cortisolwerte, Schlafstörungen und vegetative Dysbalancen. Mentale Regeneration setzt dann ein, wenn Sportlerinnen und Sportler in der Lage sind, Abstand zum Trainings- und Wettkampfbetrieb zu gewinnen, sei es durch sportfreie Zeit am Ende der Saison, gezielte Pausen nach Belastungsspitzen oder auch durch mikrozyklische Ruhephasen im Alltag. 

    Wichtige Faktoren dabei sind die Qualität der Erholung – also nicht nur „Nichtstun“, sondern aktive Regeneration durch Natur, soziale Nähe, ausreichenden Schlaf und gezielte Entspannungstechniken – sowie die bewusste mentale Abgrenzung vom Leistungsgeschehen. Bleibt diese Regeneration jedoch dauerhaft aus, drohen gravierende Konsequenzen: körperlich etwa durch chronische Verletzungen oder Übertraining, psychisch durch Burnout, emotionale Instabilität und zunehmende Entfremdung vom eigenen Tun. Die Kombination aus körperlicher Erschöpfung und psychischer Überforderung kann letztlich auch zu einem vollständigen Verlust des inneren Antriebs und zu Identitätskrisen führen – insbesondere dann, wenn der Sport die einzige Säule der Selbstdefinition darstellt.

    Um dem entgegenzuwirken, sind strukturelle Veränderungen erforderlich. So hat Prof. Dr. René Paasch angeregt, verbindliche Urlaubstage für Profi-Sportlerinnen und Sportler während der Saison einzuführen – ein Schritt in Richtung nachhaltiger Gesundheitsfürsorge. Darüber hinaus sollten flexiblere Turnierkalender, verpflichtende psychologische Betreuung und Räume für mentale Hygiene etabliert werden. Ebenso wichtig ist es, Sportlervertretungen stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden, um eine Balance zwischen sportlicher Leistung und menschlichem Wohlbefinden zu gewährleisten. Mentale Erholung ist kein Luxus, sondern eine physiologische, psychologische und ethische Notwendigkeit. Sie schützt vor Überlastung, stärkt die Persönlichkeitsentwicklung und ermöglicht eine gesunde, langfristige Karriere im Leistungssport.

    Das klappt mit Sicherheit im Amateurbereich, wenn es verbindliche Absprachen durch eine ganze Liga gibt. Im  Profibereich halte ich das spätestens im internationalen Vergleich für unrealistisch. Bis weltweite Absprachen getroffen sind (und erst recht, bis solche dann auch eingehalten werden!), würden Jahre oder Jahrzehnte vergehen. Solange das also noch nicht der Fall ist, braucht es auch in der Erholung Optimierungsstrategien.

    Robin Conen, Die Sportpsychologen
    Robin Conen, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Robin Conen (zum Profil)

    Sportpsychologen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Profi-Sportlern während Hochbelastungsphasen, indem sie Strategien zur mentalen Erholung und Regeneration entwickeln. Die mentale Erholung umfasst verschiedene Aspekte wie Urlaub, Regenerationsphasen, Familienzeit und sportfreie Zeiten, die wesentlich zur Erhaltung der psychischen Gesundheit der Athleten beitragen. Eine Erholungsphase ist entscheidend, um mentale Erschöpfung zu verringern, die Trainings- und Wettkampfleistungen negativ beeinflussen kann. Die Einführung von Urlaubstagen während der Saison, wie von Prof. Dr. René Paasch vorgeschlagen, könnte eine praktikable Lösung sein, um den Stresslevel von Athleten zu senken und Burnout vorzubeugen. Wenn allerdings eine angemessene Erholung fehlt, können sich psychische Probleme wie Angstzustände und Depressionen verschlimmern, was langfristig die Leistung beeinträchtigt und potenziell zu Verletzungsrisiken durch Überbeanspruchung führen kann. Sportpsychologen entwickeln Programme und Interventionen, die mentale und körperliche Erholung miteinander verbinden, um den Sportlern zu helfen, effektiv zu regenerieren. Diese Programme können Interventionen wie Zielsetzung, Achtsamkeit und kognitive Umstrukturierung umfassen, um die mentale Belastbarkeit zu stärken. Auch das Verständnis der psychologischen Aspekte von Verletzungen und Schmerzen (z.B. Rückenschmerzen) sowie die psychosozialen Risikofaktoren (u.a.enorme Stressbelastung, Ignorierung des Schmerzes um Leistung zu erbringen) im Sportumfeld entscheidend sein. Neben sportpsychologischen Interventionsansätzen sollte auch ein multidisziplinärer Ansatz in Betracht gezogen werden, der sowohl sportpsychologische als auch medizinische und ernährungswissenschaftliche Strategien integriert, um die langfristige mentale und körperliche Gesundheit von Athleten zu sichern. Während ihrer Karriere profitieren Sportler von einer Unterstützung, die nicht nur auf ihre körperliche, sondern auch auf ihre mentale Erholung und Gesundheit etwa durch gezielten Einsatz der Sportpsychologie, ausgerichtet ist und der Sportpsychologie der erste Ansprechpartner sein kann.

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    Titelfoto: AI generiert mit Hilfe von Magic Studio bei Canva

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    Björn Korfmacher: Pausieren oder powern?

    Wir alle wissen um die Wichtigkeit der Regeneration. Der Körper braucht Erholungsphasen, um im Gleichgewicht zu bleiben – das Verhältnis von Anspannung und Entspannung muss stimmen. Wo zu viel, zu hart, zu oft trainiert wird, steigen Verletzungs- und Infektanfälligkeit an (das Immunsystem ist geschwächt) – und auf der anderen Seite fällt die Leistungsfähigkeit ab – der Körper ist ausgepowert. Aber was ist eigentlich mit Sport-Mentaltraining? Sind auch hier Pausen sinnvoll?  

    Zum Thema: Sportpsychologische Betreuung auf Eis legen

    Viele meiner Klienten sind Eishockeyspieler. Die Hauptsaison, einschließlich Playoffs, ist von Anfang September bis Ende April – heißt: rund vier Monate kein Eishockey. Zumindest kein richtiges. Eishockey spezifisches Athletiktraining zur Saisonvorbereitung findet natürlich statt (wie hieß noch gleich der Spruch? Eishockeyspieler werden im Sommer gemacht!). Aber was ist jetzt mit dem Mentaltraining – gehört das in der Saisonpause auch dazu? 

    Ich finde, das lässt sich pauschal schwer beantworten. Grundsätzlich beobachte ich aber Folgendes: Zwischen den Saisons kommen meine Klienten seltener – vielleicht alle fünf, sechs Wochen mal. Diese Sitzungen ähneln dann häufig lockeren Plauderstündchen, sie sind sportpsychologisch allgemeiner und die Anliegen erscheinen mir nicht so spezifisch. Denn konkrete Themen kommen meiner Erfahrung nach vorwiegend während der Saison auf den Tisch: Nervosität vor oder während des Spiels; Fehlermanagement; Konkurrenzkampf; Leistungsdruck – diese Themen haben nach Saisonende oft Pause. Und das ist auch gut so. Denn was wie oben beschrieben für den Körper gilt, gilt auch für den Kopf. 

    Kopfarbeit: Präventiv oder akut? 

    Ein valider Ansatz ist aber zweifelsohne auch, die Spieler schon während der Saisonpause auf das vorzubereiten, was nächste Saison mental auf sie zukommt, damit sie mit der nötigen Wettkampfstabilität und klaren Zielen in die neue Spielzeit starten können. Was ist jetzt richtig – Sport-Mentaltraining als Saisonvorbereitung oder warten, bis es akut wird? 

    In meiner Praxis in Düsseldorf handhabe ich das so: Neukunden, also Athleten, die sportpsychologisch noch unberührt sind, sind mit saisonvorbereitenden Maßnahmen sicherlich gut beraten. Sportler hingegen, mit denen ich schon länger regelmäßig zusammenarbeite, sollen sich ruhig mal eine Pause gönnen. Nicht zuletzt auch, um dem Gehirn die Möglichkeit zu geben, das Gelernte zu konsolidieren. Denn der Mensch verarbeitet und festigt neues Wissen, Eindrücke und Erfahrungen nämlich am besten im Schlaf – und in Pausen.  

    Mehr zum Thema:

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    Mythos: Mentale Stärke kann man nicht erlernen, sie ist angeboren

    Viele glauben, so Chat GPT, dass mentale Stärke eine natürliche Eigenschaft ist, die nicht trainiert werden kann. Da wir bei Die Sportpsychologen (Netzwerk beitreten) mit solchen Mythen aufräumen wollen, halten hier einige unserer ExpertInnen entgegen:

    Zum Thema: Mythen der Sportpsychologie

    Janosch Daul, Die Sportpsychologen
    Janosch Daul, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Janosch Daul (zum Profil)

    Es gibt ja unzählige Definitionen vom Konstrukt der mentalen Stärke. Einer Definition zufolge ist mentale Stärke die Fähigkeit, sich “ungeachtet der vorherrschenden Bedingungen an seiner oberen Leistungsgrenze zu bewegen.” Mal angenommen, diese Fähigkeit wäre eine natürliche Eigenschaft, dann würde dies ja bedeuten, dass man sie entweder hat oder eben nicht. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Mentale Stärke bzw. Faktoren, die darauf einzahlen, z.B. die Fähigkeit, mit Druck und unvorhersehbaren Situationen umzugehen, lassen sich genauso trainieren wie technische, taktische und konditionelle Aspekte. Aber: Man muss sie eben trainieren. Das erfordert Arbeit und Einsatz. 

    Klaus-Dieter Lübke Naberhaus
    Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
    Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil) und Danijela Bradfisch (zum Profil)

    Mentale Stärke, vielleicht auch ein ähnlicher Begriff wie die Resilienz, sind komplexe Konstrukte und Konzepte. Natürlich spielt die biologische Seite hier eine Rolle, wie bei allen anderen Faktoren, die wir mitbekommen, auch. Die Sensibilität, Verletzlichkeit oder Robustheit ist auch genetisch vorgeprägt. Doch ein durchaus wesentlicher Anteil ist das soziale Umfeld, unsere Bildung und das, was wir an Selbstwirksamkeit erlernen und erleben, das, was wir an Ressourcen im Laufe unseres Lebens sammeln, um den Herausforderungen zu begegnen und unsere Probleme zu lösen. Unsere Fähigkeiten, sich den veränderten Bedingungen der Umwelt anzupassen sind zum Teil “biological preparedness”, jedoch zum anderen Teil erlernt und heraus gebildet.

    Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen
    Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Yvonne Dathe (zum Profil)

    Es herrscht viel Unklarheit darüber, was mentale Stärke bedeutet, und selbst in der Wissenschaft gibt es verschiedene Definitionen. Wenn wir “mentale Stärke” als die Fähigkeit verstehen, in entscheidenden Momenten das eigene Potenzial abzurufen, dann ist dies eine Fähigkeit, die trainiert werden kann. Mentale Stärke umfasst verschiedene Aspekte, wie das Distanzieren von nicht hilfreichen Gedanken, das Aufrechterhalten des Fokus auf die Handlung sowie das Ruhig- und Gelassen-Bleiben unter Stress uvm. Diese Dinge können selbstverständlich trainiert und verbessert werden.

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    Janosch Daul: Tipps für Spieler, die ihren Trainer verstehen wollen

    Missverständnisse sind im Sport nicht selten. Aber oft passieren sie unbeabsichtigt. Die Sportpsychologie kann Spieler unterstützen, aufmerksamer zu agieren, um alle vom Trainer kommunizierten Inhalte aufzunehmen, zu verstehen und letztlich umzusetzen. Wie die Unterstützung aussehen kann, habe ich diesem Text veranschaulicht.  

    Zum Thema: Kommunikationstipps für Spieler

    Aufmerksamkeitslenkung

    Ein Trainer kann nur Rahmenbedingungen schaffen (siehe: Tipps für Trainer, die verstanden werden wollen, Link unter dem Beitrag), dass es dem Spieler leichter fällt, mit Aufmerksamkeit bei der Sache zu sein. Gerade dann, wenn der Trainer diese Rahmenbedingungen stimmig gesetzt hat, kann ein Trainer von seinen Spielern erwarten, dass diese tatsächlich aufmerksam dabei sind, sprich ihren gedanklichen Fokus auf das ausrichten, was jetzt gerade wichtig ist. Damit den Spielern dies gelingt, ist es hilfreich, z.B. mit Einbezug eines Sportpsychologen, Tools zur zielgerichteten Aufmerksamkeitslenkung zu entwickeln und sich als Team mit dem Thema Achtsamkeit zu beschäftigen. 

    Umgang mit Unklarheiten

    Es ist Spieleraufgabe, aktiv ins Nachfragen zu kommen, wenn er einen besprochenen Inhalt (kognitiv) nicht verstanden hat. Der Trainer kann durch sein Verhalten dazu beitragen, dass der Spieler sich traut, zielgerichtet nachzufragen, indem er eine offene Austauschkultur fördert und wertschätzend auf Rückfragen reagiert. 

    Individuelle Vorbereitung/Professionalität

    Letztlich ist es Spieleraufgabe, sich – gerade zum Spieltag hin – in eine bestmögliche körperliche und mentale Verfassung zu bringen. Nur wenn die eigenen Energieakkus, körperlich wie mental, geladen sind, lässt sich die bestmögliche Leistung bringen. Sind die mentalen und/oder körperlichen Beanspruchungswerte zu hoch, wird es dem Spieler schwer fallen, „richtige“ Entscheidungen zu treffen und (vielleicht auch noch recht neue) taktische Verhaltensweisen abzurufen. Gerade dann, wenn wir sehr beansprucht sind und/oder unter Stress stehen, greifen wir oft auf „alte“ bzw. „routinenhafte“ Muster zurück, die wir automatisiert haben. Für „gute“ taktische Entscheidungen brauchen wir also maximale kognitive Kapazität. 

    Für einen Spieler muss also das Thema Wettkampfvorbereitung eine hohe Priorität haben – ausgiebiges Zocken im Bus auf dem Weg zum Spielort beispielweise wirkt beanspruchend. Die Entscheidungsqualität wird sich somit, besonders in Richtung Spielende, verschlechtern. Auch individuelle Themen und Konflikte muss der Spieler im Vorfeld so bearbeitet haben, dass sie im Spiel nicht ins Bewusstsein drängen und somit Einfluss auf das taktische Entscheidungsverhalten und die Spielleistung haben. Ein Trainer kann die Spieler in diesem Zusammenhang folgendermaßen unterstützen:

    • Adäquate Belastungssteuerung: idealerweise mit einer Diagnostik oder zumindest in Form eines zielgerichteten Austauschs mit den Spielern (Erfassung Erholungs- und Beanspruchungsbilanz)
    • intensives Arbeiten an der individuellen Wettkampfvorbereitung, im Zusammenspiel mit einem Sportpsychologen 
    • Integration eines Sportpsychologen ins Team, mit dessen Unterstützung Spieler proaktiv Themen bearbeiten können

    Feedback

    Ich freue mich auf euer Feedback. Und gern arbeiten meine Kollegen und Kolleginnen im Netzwerk (zur Übersicht) und natürlich ich (zum Profil von Janosch Daul) mit dir an deiner Aufmerksamkeit. Nimm dazu einfach Kontakt auf.

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    Prof. Dr. Oliver Stoll: “Die Fronten in der Sportpsychologie brechen wieder auf”

    Forschung und Anwendung sind nicht nur in der Sportpsychologie zwei verschiedene Welten. Die beiden Arbeitsbereiche zusammenzuführen, war das große Ziel von Prof. Dr. Oliver Stoll. Erreicht hat er es nicht, sagt der Leipziger im Interview. Mehr noch: Zudem sieht der Ex-asp-Präsident alte Fronten zwischen den “Psychologie” und der “Sportwissenschaft” wieder aufbrechen. 

    Zum Thema: Interview mit Prof. Dr. Oliver Stoll 

    Der in Hessen geborene Stoll machte seine ersten Schritte in der Sportpsychologie als Forscher und entwickelte sich in seiner Karriere mehr und mehr zum Praktiker und Ausbilder. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg baute er den Master-Studiengang “Angewandte Sportpsychologie” (Link) auf, der zukünftig 20 Plätze bietet. Im Interview erinnert sich Stoll an seine Anfänge in der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland (asp) und blickt selbstkritisch auf die vergangenen vier Jahre als Präsident des Verbandes:

    Bei der asp-Tagung 2025 in Bochum übergab Stoll nach vier Jahren sein Präsidentenamt an Prof. Dr. Jana Strahler. Insgesamt war er über 16 Jahre in verschiedenen Ämtern an der Spitze der asp tätig. Vom aktuellen Präsidium ist er überzeugt und traut dem Team um Prof. Dr. Jana Strahler auch zu, eine wiederaufflammende Diskussion zwischen denen, die von Seiten der Psychologie zur Sportpsychologie stießen, und jenen, die ihr Zuhause in der Sportwissenschaft haben, zu einem guten Ende zu führen:

    Stoll, der 2014 auch das Netzwerk Die Sportpsychologen mitbegründete, arbeitet als Sportpsychologe mit verschiedenen Athleten und Athletinnen sowie mit Verbänden. Im Fokus stehen junge Olympia-Hoffnungen und die Nationalmannschaften von Floorball Deutschland. Aber Stoll hat noch mehr vor:

    Die nächste asp-Tagung findet 2026 in Heidelberg statt. 2029 wird Stoll in Halle/Saale noch einmal Gastgeber der Veranstaltung.  

    Netzwerk beitreten

    Mit dem Netzwerk Die Sportpsychologen sorgen wir für eine größere und verbesserte Sichtbarkeit der Sportpsychologie im deutschsprachigen Raum. Gleichzeitig geht es darum, dass Sportpsychologen, Sportpsychologinnen, sportpsychologische ExpertInnen und gut qualifizierte MentaltrainerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von ihrer Zielgruppe schnell und einfach gefunden werden. Willst du dabei sein?

    Link: https://www.die-sportpsychologen.de/netzwerk-beitreten/

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    Janosch Daul: Tipps für Trainer, die verstanden werden wollen

    Welcher Trainer kennt das nicht? Ein Spiel, in dem taktische Inhalte einfach nicht wie gewünscht umgesetzt werden. Dabei können zahlreiche Faktoren eine Rolle spielen – die meisten lassen sich sehr gut kontrollieren. Im Beitrag will ich aufzeigen, was Trainer wissen sollten, um von ihren Spielern besser verstanden zu werden. 

    Zum Thema: Kommunikationstipps für Trainer

    Trainer-Spieler-Beziehung, Kommunikation und Lernprozesse

    Als Trainer und Führungskraft gilt es, zu jedem einzelnen Spieler in jeder Saisonphase eine Beziehung zu gestalten, die auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung basiert. Hier muss ein Trainer seinen individuellen Zugang zu jedem einzelnen Spieler finden und auch keine Mühe scheuen, gerade auch in herausfordernden Phasen auf den Spieler zuzugehen. Sobald ein Trainer innerlich – mit Blick auf die Beziehung mit einem Spieler – Störgefühle oder ein negatives Bauchgefühl empfindet, gilt es, akribisch Wege zu finden, um mögliche Themen zwischen Trainer und Spieler aufzulösen und Beziehung (auch immer wieder neu) zu gestalten. Fakt ist: Botschaften und Inhalte können aus Sendersicht noch so klar vermittelt worden sein – bei einer gestörten Beziehungsebene fordert es den Spieler heraus, Inhalte 

    a) kognitiv bewusst aufzunehmen und 

    b) auch bewusst umsetzen zu wollen. 

    Kommunikation ist grundsätzlich keine Einbahnstraße. Wer anderen etwas vermitteln muss, wundert sich mitunter, wie wenig von dem, was man zuvor so gut und ausführlich erläutert hat, auf Rückfrage wiederholt und in die Praxis umgesetzt werden kann. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Wir unterschätzen z.B. oft die nonverbale Kommunikation, die selektive Wahrnehmung oder die Aufmerksamkeitskapazitäten der Spieler. Worauf gilt es also zu achten?

    Körpersprache

    Wir Menschen denken oft, Gestik und Mimik seien wie ein Beiwerk, und das Wichtigste sei das, was wir sagen. Es gibt aber viele Experimente, die aufzeigen: Wenn man etwas sagt und dabei ängstlich oder unsicher rüberkommt, nimmt man dem Redner seinen Inhalt nicht ab. Nicht nur das, was man sagt, sondern vor allem WIE man es sagt, ist also entscheidend. Trainer sollten also bewusst auf ihre Körpersprache achten. Körperhaltung, Gestik und Mimik müssen zu den Aussagen passen. 

    Zeitpunkt der Informationsvermittlung

    Es gibt Zeitpunkte am Tag, an denen sich Menschen, und somit auch Spieler, besser bzw. schlechter erreichen lassen, denn wir sind nicht zu jeder Uhrzeit gleich leistungsfähig. Die Forschung zeigt: Die Leistungsfähigkeit schwankt im Tagesverlauf um ein Vierteil, 25% der Infos gehen also schon dadurch verloren, dass zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommuniziert wird. Nun lassen sich Taktikbesprechungen im Nachwuchs nicht immer z.B. um 11 Uhr ansetzen, einem Zeitpunkt, an dem wir zumeist leistungsfähig sind. Wenn zu später Stunde Inhalte vermittelt werden, gilt es umso mehr – bevor ein Trainer loslegt – die Spieler zu beobachten: Wie nehme ich sie wahr? Was brauchen sie gerade? Wenn Trägheit und Müdigkeit wahrnehmbar ist, macht es Sinn, die Spieler zunächst bewusst dabei zu unterstützen, in eine Aktivierung zu kommen – z.B. durch eine einmütige Life Kinetik-Übung. 

    Schaffen sozialer Situationen

    Es müssen Situationen geschaffen werden, in denen das angeeignete Wissen, z.B aus Videoanalysen, direkt umgesetzt werden kann. Anders formuliert: Das sogenannte „Natural Learning Environment“ gewinnt immer mehr an Stellenwert, also „natürliche Schutzräume“, in denen Menschen das Wissen für sich ausprobieren können. Lernen funktioniert nicht, wenn man Wissen irgendwann anwenden soll, nachdem man die Infos bekommen hat, sondern muss – gerade in Bezug auf motorische und kognitive Lernprozesse – auf vielfältige Art und Weise angewendet werden. In Taktikbesprechungen kann z.B. eine Mini-Gruppenarbeit in Form einer Kleingruppendiskussion eingebaut werden: „Beschreibt euch gegenseitig so konkret wie möglich eine Teamsituation, an die ihr euch erinnern könnt, in der wir in einem Spiel die Position in unserer Kette gehalten haben… (…).“ Oder der Trainer ermutigt seine Spieler, noch einmal bewusst eine Situation aus der Vergangenheit zu visualisieren, in der das umzusetzende Verhalten an den Tag gelegt wurde. Ideal ist es, wenn im anschließenden Training gleich das geübt wird, was besprochen wurde und somit direkt „motorisches Lernen“ – mit Wiedererkennungswert – stattfinden kann. Es reicht also nicht, jemandem etwas ausschließlich auf kognitiver Ebene klarzumachen, der Trainer muss sich stattdessen überlegen, wie er die Spieler dabei unterstützen kann, dass sie die Info auch motorisch umsetzen können. 

    Selbststudium 

    Unter klassischer Bildung wird folgendes verstanden: Menschen kommen in einen Raum, im zweiten Schritt wird das Wissen (vom Lehrer, Trainer etc.) vermittelt und dann gehen wir davon aus (3. Schritt), dass die Empfänger es verstanden haben und umsetzen können. Viel erfolgversprechender ist es, wenn der Lehrer, Trainer o.Ä. seine Schützlinge dazu bringt, sich schon im Vorfeld inhaltlich zu aktivieren, sich also vorher schon mit der dann zu besprechenden Thematik auseinanderzusetzen. Innovative Lehre versucht, “umzudrehen”. Die Wissensvermittlung beginnt schon VOR der Präsenzphase. Konkret kann dies im Fußball so aussehen, dass z.B. vor der Matchplanbesprechung schon eine bewusste Reflexionsaufgabe, bezogen auf einen taktischen Inhalt, der dann besprochen wird, kommuniziert wird. 

    Aktiver Spielereinbezug

    Lernen funktioniert nicht in einer passiven Rolle. Kognition hat immer auch etwas mit Affektion zu tun. Soll heißen: Über die Emotion kommt die Motivation, sich überhaupt mit Infos auseinanderzusetzen. In einer Besprechung müssen die Spieler also in eine aktive Rolle versetzt werden, z.B. durch das Stellen konkreter Fragen. Sie müssen sich als aktives Mitglied der Besprechung verstehen!

    Bewusstes Absichern

    Selbst bei den einfachsten Zusammenhängen gilt es, Spieler immer wieder zu fragen, was denn bei ihnen angekommen ist. Denn ob wir wollen oder nicht – manchmal „schalten“ wir einfach „ab“. Es gilt also z.B. im Plenum nachzufragen, was angekommen ist oder man lässt einen Spieler einen besprochenen Inhalt nochmals an der Taktiktafel für alle aufzeigen. 

    Aufmerksamkeitskapazität beachten

    Je länger eine Besprechung dauert und je „müder“ Spieler sind, umso mehr muss darauf geachtet werden, dass neue Reizpunkte in die Besprechung integriert werden, um Aufmerksamkeit (wieder) zu binden. Ab etwa zwölf Minuten fällt es uns Menschen schwerer, sich willentlich zu fokussieren. Es gilt immer wieder zu überlegen: Was braucht der Spieler, um in eine optimale Aufmerksamkeitsphase reinzukommen? So kann der Trainer bewusst eine kurze Geschichte einbauen, um den Informationsduktus zu brechen. Auch durch ganz viele einfach umsetzbare Tools (Pausen einlegen, mit der Stimme spielen, Veränderung der Position im Raum, Spieler namentlich ansprechen, Wechsel in der Lautstärke usw.) kann ein Trainer die Spieler unterstützen, Aufmerksamkeit (wieder neu) zu binden. 

    Verschiedene Lerntypen beachten

    Es gibt verschiedene Lerntypen: auditiv, visuell, haptisch, kommunikativ und einen „Kombinationstypen“. Auditiv bleiben circa 20 Prozent des Gesagten hängen, visuell schon etwa 30 Prozent des Gesehenen, z.B über bewegte Bilder bei einer Videoanalyse, kommunikativ – also durch zielgerichteten Austausch – circa 50 Prozent. Schon dies zeigt auf, wie wichtig es ist, dass wir nicht nur ein „Informationspaket“ in die Menge geben und denken: “Das war´s!”. Die Spieler müssen die Inhalte verarbeiten. Konkret: Sie müssen das Paket aufmachen, schauen, was drin ist und die Inhalte zusammensetzen. Wenn die ersten drei Wege kombiniert werden, werden schon etwa 70 Prozent der Infos erinnert, wenn neben dem Sehen, dem Hören und Diskutieren noch das Selbertun hinzukommt, dann sogar circa 90 Prozent. Es ist also extrem wichtig, die Spieler auf verschiedenen Kanälen anzusprechen!

    Nachhaltige (taktische) Lernprozesse ermöglichen

    Mal angenommen, ein Trainer arbeitet über eine Saison mit einem Team zusammen, sollte dieser sicherstellen, nachhaltige (taktische) Lernprozesse zu ermöglichen. So kann ein Trainer z.B. ein „Workbook“ und/oder Onlineordner einführen, in dem relevante – besprochene – Inhalte händisch bzw. digital abgelegt werden. Gleichzeitig sollte eine Lernkultur erarbeitet werden, die eine entsprechende regelmäßige Beschäftigung mit den Inhalten vorsieht. Auch die Einführung eines „Besprechungstagebuchs“, in dem die Spieler sich bei Besprechungen Notizen machen können, ergibt Sinn. Durch das Mitschreiben werden Infos besser erinnert und gleichzeitig erhält der Spieler eine aktivere Rolle im Rahmen der Besprechung – er ist schlichtweg kein passiver Konsument mehr. Außerdem verleiht diese Maßnahme der Besprechung eine zusätzliche Bedeutung. 

    Relevanz und Identifikation schaffen

    Diese Tipps helfen dabei, die gewünschten Informationen an die Spieler zu vermitteln. Dennoch fehlt (vielen) Spielern ein Bewusstsein für die Wichtigkeit z.B. von Taktikbesprechungen. Es gilt also, für den Zusammenhang zwischen dem taktischen Input und der individuellen Leistungsentwicklung sowie der Spielperformance immer wieder zu sensibilisieren. Der Spieler muss immer wieder neu das Gefühl in sich tragen: „Das, was wir hier besprechen, hat eine brutale Relevanz für mich!“

    Letztlich sind es die Spieler auf dem Feld, die Entscheidungen treffen und eine Spielidee umsetzen (müssen). Von dieser Idee müssen sie schlichtweg überzeugt sein – sonst entsteht ein innerer Widerstand, der dann oft dazu führt, dass sie eben nicht das machen, was besprochen wurde. Deshalb sollten die Spieler bei der Entwicklung einer Spielidee und auch eines Matchplans für das Spiel XY immer aktiv miteinbezogen werden – je älter sie sind, umso intensiver. Schließlich werden sie mit den zunehmendem Fußball-Lernerfahrungen immer mehr zu Experten, die selbst am besten wissen, was sie spielen können und wie sie ihre Stärken effektiv in die Anwendung bringen.

    Widerstände auflösen 

    Idealerweise gehen alle Spieler und Trainer nach einer Matchplanbesprechung mit einem Gefühl von „Yes, das ist ein geiler Plan, mit diesem kann ich mich voll identifizieren!“ aus dem Besprechungsraum. Wenn Spieler individuelle Widerstände empfinden, sollte der Trainer versuchen, diese aufzulösen und Handlungssicherheit zu vermitteln  – durch zielgerichtete Kommunikation. Zudem stehen individuelle Verhaltensweisen, die der Trainer von Spieler XY einfordert, oft in einem inneren Konflikt mit den inneren Überzeugungen, Glaubenssätzen und Charaktereigenschaften des Spielers. Einen mutigen, vielleicht auch extrovertierten Innenverteidiger wird es wohl immer herausfordern, „nicht mutig“ zu agieren/zu verteidigen. Sich anders zu verhalten, löst in dem Spieler – ganz natürlich – einen inneren Konflikt aus. 

    Diese Individualität gilt es schon bei Kaderzusammenstellungen, aber auch bei der Entwicklung von Spielideen und Matchplänen zu beachten. Zugleich sollte ein Trainer dann – z.B. im Zusammenspiel mit einem Sportpsychologen – mit dem Spieler daran arbeiten, auch alternative taktische Verhaltensmuster in sein Handlungsspektrum zu übernehmen, und zwar so, dass es sich – ganz natürlich – „gut“ und „stimmig“ anfühlt. 

    Verhalten verstehen

    Grundsätzlich ist es in vielen Situationen sehr sinnvoll, zielgerichtet mit den eigenen Spielern in einen Austausch zu treten. Je älter die Spieler, umso mehr. Dieser Austausch ermöglicht es u.a., die Spieler – und deren Verhaltensweisen – besser zu verstehen. Der Trainer könnte den Spieler z.B in einer Videobesprechung (oder noch besser: im Face-to-face-Gespräch) fragen: „In Situation XY habe ich wahrgenommen, dass du dich entgegen unserem Plan verhalten hast. Du hast dich für ein anderes taktisches Verhalten entschieden. Mich interessiert: Was hat dich daran gehindert? Und mit Blick auf die Zukunft: Was hätte es von dir selbst, aber auch von mir als Trainer gebraucht, um in die Umsetzung zu kommen?“ 

    Letztlich wissen die Spieler am besten, was sie daran gehindert hat, sich entsprechend zu verhalten. Außenstehende, auch Trainer (!), können ja immer nur Hypothesen aufstellen. Entsprechend den Antworten des Spielers kann dieser künftig noch zielgerichteter unterstützt werden.

    Feedback und Austausch 

    In einem zweiten Teil, der in der kommenden Woche veröffentlicht wird, werde ich die Spielerseite in den Fokus nehmen. Bis dahin freue ich mich auf Feedback und Austausch. 

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    Niklas Wangnet: Die Körpersprache wird von Schiedsrichtern oft unterschätzt

    Unter den deutschen Floorball-Schiedsrichtern ist Niklas Wangnet aus Berlin einer der Shooting-Stars der vergangenen Jahre. Seine Superkraft ist die Körpersprache. Selbst international gibt es nur wenige Referees, die ihre Entscheidung derartig eindrücklich mit Gestik, Mimik und Ausstrahlung untermauern. Mathias Liebing, Redaktionsleiter von Die Sportpsychologen, konnte Niklas Wangnet zum Thema Körpersprache für Schiedsrichter befragen. 

    Niklas Wangnet, du bist als Schiedsrichter für deine positive Ausstrahlung bekannt. Ist dir dies in die Wiege gelegt oder hast du in den vergangenen Jahren daran gearbeitet?

    Das war ein langer Weg bis heute und ich denke, dass es auch noch viele Kleinigkeiten gibt, an denen ich weiterarbeiten muss. Ich habe 2013 als Schiedsrichter angefangen und noch sehr lange danach sah das alles unbeholfen und nervös aus und hat sich ehrlicherweise auch so angefühlt. Ich habe daraufhin viel Zeit verbracht mit dem Feedback von Schiedsrichtercoaches, dem Selbststudium von Videos von eigenen Spielen und Videos von internationalen Topschiedsrichtern und auch mit Büchern über die Psychologie des Schiedsrichten. Und natürlich stand ich auch mal vor dem eigenen Spiegel zu Hause, um zu sehen, ob ich mir als Spieler selbst gegenüberstehen wollen würde. 

    Inwiefern ist die Kommunikation für dich als Schiedsrichter mit den SpielerInnen auf dem Feld wichtig? Gibt es für dich Grundsätze? Und inwiefern denkst du bei deinem Auftreten auch die Zuschauer mit?

    Als Schiedsrichter bist du viel mehr als nur die Person mit Regelwerk und Pfeife. Natürlich muss das Regelwissen stimmen, aber viel wichtiger ist, wie gut du die getroffene Entscheidung für alle Spieler:innen und Zuschauer:innen verkaufen kannst. Dazu gibt es viele Tools, wie Körpersprache, Mimik, Gestik und Worte, die bei den Spieler:innen und Fans die Reaktionen verändern können. Die Entscheidungen müssen klar und verständlich kommuniziert werden, sonst gibt es unnötigen Frust, der sich negativ auf den folgenden Spielverlauf auswirkt. Dass manche Entscheidungen jedoch noch so gut kommuniziert sein können und trotzdem Frust auslösen, ist auch klar. 

    Niklas Wangnet, Foto: Floorball Deutschland, Final4 2025 Zwickau

    Die eigentliche Arbeit beginnt daher schon weit vor dem Pfiff. Wir versuchen proaktiv auf die Spieler:innen und Coaches einzuwirken, damit bestimmte Fouls gar nicht erst passieren. Indem wir beispielsweise unmittelbar vor einem sich anbahnenden Zweikampf die Spieler:innen laut warnen, merken sie, dass wir präsent sind und schrecken hoffentlich vor einem Foul zurück. Falls nicht, macht es uns das dann wiederum leichter, die Entscheidung über das Foul zu verkaufen. 

    Als Grundsatz für die Kommunikation steht natürlich immer der Respekt an erster Stelle. Nur wenn wir die Spieler:innen respektieren, werden sie auch uns respektieren. Das fordern wir andersrum allerdings auch ein, Respekt ist keine Einbahnstraße. Hier blicke ich sehr zum Rugbysport auf, wo die Kommunikation von Schiedsrichter:innen und Spieler:innen in besonderem Maße von gegenseitigem Respekt geprägt ist. 

    Empfiehlst du als Schiedsrichter eigentlich auch Spielern und Spielerinnen, an ihrem Auftreten zu arbeiten? Warum lohnt es sich vielleicht sogar, mit Hilfe der Sportpsychologie  in Bezug auf Körpersprache, Mimik und Gestik zu investieren?

    Auf jeden Fall! Die Wirkung von Körpersprache auf den Gegner, aber insbesondere auch auf sich selbst und sein eigenes Team und die Fans ist meiner Meinung nach in weiten Teilen noch völlig unterschätzt. Ich sehe bei uns Schiedsrichtern, welche vermeintlich kleinen Veränderungen, wie bspw. die Position der Handfläche beim Anzeigen eines Fouls, bedeutende Veränderungen in den Reaktionen haben kann. Das lässt sich sicherlich auch auf Spieler:innen übertragen, zum Beispiel vor dem Spiel, bei einem Rückstand oder einem eigenen Tor gibt es sicherlich viele Kleinigkeiten, die verändert werden können, um eine ganz andere Wirkung zu erzielen.

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