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Julia Cetin: Ziele anpassen – ein Zeichen von Schwäche?

Es gibt diesen Moment, den viele Sportlerinnen und Sportler kennen: Die Saison läuft nicht so wie geplant. Eine Verletzung hat das Training unterbrochen. Die berufliche Belastung ist höher als gedacht. Oder der Körper spielt einfach nicht so mit, wie gehofft. Und plötzlich steht die Frage im Raum: Soll ich mein Ziel für diese Saison anpassen?

Zum Thema: Zielsetzung- und Zielanpassung

Für viele fühlt sich dieser Gedanke unangenehm an. Fast wie ein inneres Versagen. Dabei ist das Anpassen von Zielen kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Zeichen von Stärke und psychologischer Reife. Ich möchte dir zeigen, warum es im Laufe einer Saison völlig normal (und oft notwendig!) ist, Ziele neu zu bewerten und wie man das klug und konstruktiv umsetzen kann.

Grundsätzlich gilt: Ziele geben uns Orientierung. Sie helfen uns, Entscheidungen zu treffen, Prioritäten zu setzen und dranzubleiben – auch wenn’s mal hart wird. Gerade im Sport sind Ziele oft der Motor, der uns antreibt: Der Halbmarathon im Herbst, die Verbesserung der persönlichen Bestzeit, die Titelverteidigung, das Comeback nach einer Verletzung. 

Doch Ziele funktionieren nur, wenn sie zur Realität passen. Wenn sie zu DEINER Realität passen. Und genau da liegt die Krux: Unsere Realität ist nicht in Stein gemeißelt.

Die Realität ist dynamisch – also sollten es unsere Ziele auch sein

Ein Trainingsplan ist ein Plan. Kein Versprechen. Und auch kein Vertrag mit der Zukunft. Im Leben (und im Sport) passieren Dinge, die wir nicht beeinflussen können: Krankheiten, Verletzungen, beruflicher Stress, familiäre Verpflichtungen oder auch einfach mentale Tiefs.

Manchmal ändern sich sogar unsere Prioritäten: Was im Januar wie das perfekte Ziel gewirkt hat, fühlt sich im Juni plötzlich nicht mehr stimmig an. Dann stoßen wir auf eine wichtige Frage: Halte ich an meinem ursprünglichen Ziel fest – koste es, was es wolle? Oder bin ich bereit, mein Ziel an die neuen Gegebenheiten anzupassen?

Eigene Erfahrungen

Ich weiß übrigens genau, wovon ich spreche. Die ersten drei Monate dieses Jahres war ich selbst viel krank. Geplant war eigentlich ein sportlicher Frühling – mit einem Halbmarathon und dem langfristigen Ziel, mich wieder in Richtung Marathon zu bewegen. Stattdessen saß ich mehr auf der Couch als in den Laufschuhen. Und irgendwann musste ich mir ehrlich eingestehen: Diese Saison wird anders. Nicht besser, nicht schlechter – einfach anders.

Meine Prioritäten haben sich dadurch verschoben. Plötzlich stand nicht mehr das Durchziehen von Trainingsplänen im Vordergrund, sondern meine Gesundheit. Ich habe mir neue, kleinere Ziele gesetzt: Wieder regelmäßig laufen können, Freude an der Bewegung zurückgewinnen, meinem Körper zuhören lernen.

Und auch wenn ich anfangs gehadert habe – im Nachhinein war das eine wertvolle Erfahrung. Denn sie hat mir wieder einmal gezeigt: Ziele sind wichtig, aber sie müssen zu uns passen – nicht wir zu ihnen.

Ziele anpassen ist kein Aufgeben

Viele Sportlerinnen und Sportler tun sich schwer mit dieser Entscheidung. Denn in unserer leistungsorientierten Welt wird das „Durchziehen“ oft glorifiziert. Wer sein Ziel anpasst, gilt schnell als jemand, der „nicht durchhält“. Doch das ist ein gefährlicher Trugschluss.

Tatsächlich ist das starre Festhalten an einem Ziel, das nicht mehr zur aktuellen Situation passt, oft kontraproduktiv. Es führt zu Frust, Übertraining, Verletzungen – und im schlimmsten Fall zur völligen Aufgabe des Sports.

Ein angepasstes Ziel dagegen kann neuen Schwung bringen. Es schafft Raum für realistische Erfolgserlebnisse, schützt die Motivation und sorgt dafür, dass der Sport ein positiver Teil des Lebens bleibt – und nicht zur Belastung wird.

Wann es sinnvoll ist, Ziele neu zu bewerten

Ein guter Zeitpunkt für eine Zielanpassung ist dann, wenn du merkst, dass du dein ursprüngliches Ziel nur noch mit enormem Druck oder hohen Risiken erreichen kannst. Beispiele:

  • Du hast mehrere Wochen krankheits- oder verletzungsbedingt pausiert.
  • Dein Alltag hat sich so verändert, dass du weniger Trainingszeit zur Verfügung hast.
  • Du fühlst dich ständig überfordert, ausgelaugt oder verlierst die Freude am Sport.
  • Dein Körper signalisiert dir immer häufiger, dass er eine Pause braucht.

In solchen Fällen ist es nicht nur okay, dein Ziel neu zu denken – es ist sogar klug.

Wie du Ziele sinnvoll anpasst

Das Ziel zu ändern, heißt nicht, alle Träume über Bord zu werfen. Es geht darum, den nächsten realistischen Schritt zu finden. Hier ein paar Fragen, die dir helfen können:

  • Was ist mein eigentliches Motiv hinter dem ursprünglichen Ziel? (z. B. Gesundheit, Spaß, persönliche Weiterentwicklung)
  • Was ist trotz der veränderten Umstände noch möglich?
  • Gibt es durch die Umstände andere, neue Ziele oder ganz andere Möglichkeiten?
  • Wie kann ich kleine Etappenziele formulieren, die mich trotzdem motivieren?
  • Wie will ich mit Rückschlägen umgehen – und was habe ich schon daraus gelernt?

Vielleicht wird aus dem geplanten Marathon ein 10-km-Lauf. Vielleicht steht am Ende keine neue Bestzeit, sondern das gute Gefühl, drangeblieben zu sein – trotz aller Widrigkeiten.

Zielanpassung als Zeichen von Selbstführung

Im Sport wie im Leben geht es nicht darum, immer nur höher, schneller, weiterzukommen. Es geht darum, dranzubleiben – mit einem wachen Blick für das, was gerade wirklich wichtig und machbar ist. Ziele anzupassen ist kein Zeichen von Scheitern. Es ist ein Ausdruck von Selbstfürsorge, Anpassungsfähigkeit und guter Selbstführung.

Als Sportpsychologin sehe ich immer wieder, wie befreiend es für Athletinnen und Athleten sein kann, wenn sie sich erlauben, ihre Ziele an die Realität anzupassen. Und wie viel mehr Energie, Motivation und Freude dann wieder zurückkommt.

Fazit

Ziele zu haben, ist wichtig. Aber sie stur durchzuziehen – auch wenn die Umstände sich komplett verändert haben – bringt uns selten ans eigentliche Ziel: langfristig gesund, motiviert und mit Freude dabei zu bleiben.

Ein Ziel zu überdenken, neu zu setzen oder sogar ganz loszulassen ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen von Stärke. Und manchmal genau das, was es braucht, um am Ende trotzdem stolz sagen zu können: Ich habe mein Bestes gegeben. Und es war genau richtig so.

Mehr zum Thema:

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Die Sportpsychologen @asp-Tagung 2025

Das Netzwerk Die Sportpsychologen ist selbstverständlich auch bei der asp-Tagung 2025 in Bochum vor Ort. Wie immer nutzen wir den ersten Abend des Events, um in lockerer Atmosphäre in den Austausch zu gehen: Über spannende Entwicklungen in der Sportpsychologie, Chancen und Risiken im Berufsfeld sowie zu aktuellen und zukünftigen Projekten. Seid bei der asp-Tagung (Link) gern dabei und trefft uns am Donnerstag, den 29. Mai 2025, ab 19:30 Uhr im Rahmen des Social Events.

Zum Thema: asp-Tagung 2025

Einige unserer Experten und Expertinnen sind bei der asp-Tagung auch als ReferentInnen aktiv, hier ein Überblick (Link zum Gesamtprogramm):

Dr. Hanspeter Gubelmann, Die Sportpsychologen
Philippe Müller, Die Sportpsychologen
Cristina Baldasarre, Die Sportpsychologen

Safe Sport Schweiz – vom Manual zur Intervention

Dr. Hanspeter Gubelmann (zum Profil), Philippe Müller (zum Profil), Cristina Baldasarre (zum Profil)

Praxisworkshop, Freitag, 30. Mai, 8:30 – 10:00 Uhr

Mehr Infos: Link

Markus Gretz, Die Sportpsychologen
Markus Gretz, Die Sportpsychologen

Gruppenmeditationen – eine Verbindung von Achtsamkeit und Systemik

Markus Gretz (zum Profil)

Praxisworkshop, Freitag, 30. Mai, 14:30 – 16:00 Uhr

Mehr Infos: Link

Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen
Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen

Optimierung der Leistungsfähigkeit: Bio-Neurofeedback und psychophysiologische Parameter in der Sportpsychologie

Norbert Lewinski (zum Profil)

Praxisworkshop, Samstag, 31. Mai, 9:00 – 10:30 Uhr

Mehr Infos: Link

Robin Conen, Die Sportpsychologen
Robin Conen, Die Sportpsychologen
Kathrin Seufert, Die Sportpsychologen
Kathrin Seufert, Die Sportpsychologen

Diversitätssensible Sportpsychologie: Lesbian-Gay-Bisexual-Trans*-Inter-Queere (LGBTIQ*) Personen im Leistungssport

Robin Conen (zum Profil) und Kathrin Seufert (zum Profil)

Praxisworkshop, Samstag, 31. Mai, 9:00 – 10:30 Uhr

Mehr Infos: Link

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

Psychotraumatologie in der Sportpsychologie – eine Einführung

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil) und Alexandra Ritter

Praxisworkshop, Samstag, 31. Mai, 11:00 – 12:30 Uhr

Mehr Infos:Link

Darüber hinaus wird Prof. Dr. Oliver Stoll das Präsidentenamt der asp, der Arbeitsgemeinschaft Sportpsychologie in Deutschland übergeben. Wir dürfen in dem Zusammenhang bekannt geben, dass er im Netzwerk Die Sportpsychologen weiterhin aktiv sein wird, um sein Wissen an junge Experten und Expertinnen im Berufsfeld weiterzugeben.

Du willst dem Netzwerk Die Sportpsychologen beitreten? Dann informiere dich hier:

Mehr zum Thema:

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Mythos: Sportpsychologie ist nur für Krisen und „mentale Probleme“ da

Es wird oft angenommen, sagt Chat GPT auf Anfrage, dass Sportpsychologen nur in Krisensituationen oder bei psychischen Problemen wie Angstzuständen oder Depressionen notwendig sind. Echt jetzt? Natürlich nicht! In dieser Folge klären wir erneut auf, dass so manche Geschichten über die Sportpsychologie einfach daneben sind. 

Zum Thema: Mythen der Sportpsychologie

Prof. Dr. Oliver Stoll, Die Sportpsychologen

Antwort von: Prof. Dr. Oliver Stoll (zum Profil)

Wieder Unsinn. Depressionen werden von Psychologischen Psychotherapeuten oder Psychiatern behandelt. Gleiches gilt für psychopathologische Angststörungen. Ich arbeite ausschließlich in den Bereich Leistungsstabilisierung, Leistungsoptimierung sowie Persönlichkeitsentwicklung. Kann ich eine Psychopathologie erkennen, kommt sofort mein “klinisches Auffangnetz” ins Spiel. Dafür fehlt mir nämlich die therapeutische Ausbildung. 

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

Ich fange mal hinten an. Angstzustände und Depressionen sind durch die Sportpsychiatrie oder psychologische Psychotherapeuten zu begleiten, wie Oli schon gesagt hat. Da ist die Grenze der Sportpsychologie in der Regel überschritten. Somit ist diese Annahme von Chat GPT schon hiermit entkräftet. 

Sportpsychologie beinhaltet vor allem die Entwicklung einer Persönlichkeit, die Herausarbeitung der Motivation und das Arbeiten mit Zielen. Weiterhin: Techniken zur Regulation der Anspannung, der Emotion und das Stressmanagement und durchaus noch das ein oder andere Thema. Somit sollte der Sportpsychologe den Athleten genauso kontinuierlich begleiten wie der Physiotherapeut und Sportmediziner, wie der Athletik- und Techniktrainer. Die Sportpsychologie ist weder Zauberei noch Feuerwehr, sondern auch das Training von mentalen Fertig- und Fähigkeiten.

Nathalie Klingebiel, Die Sportpsychologen
Nathalie Klingebiel, Die Sportpsychologen
Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

Antwort von: Nathalie Klingebiel (zum Profil) und Danijela Bradfisch (zum Profil)

Neben dem Punkt, dass Sportpsychologen gar nicht auf psychische Probleme wie Angstzustände oder Depressionen spezialisiert sind, kommt noch hinzu, dass sie nicht nur notwendig sind, wenn es bereits kurz vor zwölf ist, also ausschließlich in Krisensituationen. Sportpsychologen arbeiten viel präventiv, sodass es im besten Fall gar nicht erst zu einer Krise kommt. Durch die Erarbeitung verschiedener Strategien kann z.B. Stress- und Konfliktmanagement betrieben werden, wodurch sich die Athleten eine Resilienz aneignen können, um auf potenzielle Herausforderungen oder Krisen gut reagieren zu können. Zu den Inhalten, weshalb ein Sportpsychologe konsultiert wird, lässt sich sagen, dass auch hier “mentale Probleme” sehr überspitzt formuliert sind. Es kann sich um die unterschiedlichsten Themen handeln – sei es Umgang mit Leistungsdruck oder Fehlern, Wettkampfangst, Motivationsverlust oder Aufbau von Selbstvertrauen. Hinzu kommen auch mal private Angelegenheiten wie Schule, Familie oder Partnerschaft. Aber all das sind keinesfalls pathologische Zustände, wie es der Begriff “mentale Probleme” vielleicht vermuten lässt. 

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Anke Precht: Vorteile durch Sportpsychologie im Amateursport

Den Profi-Fußball und den gehobenen Amateurfußball trennen zumindest in Bezug auf die Sportpsychologie Welten. Denn während in Bezug auf Technik, Taktik und Physis vieles aus dem professionellen Fußball im Amateursport adaptiert wird, bleibt die Sportpsychologie meist noch außen vor. Eine Ausnahme macht der Verbandsligist SV Linx. Dort arbeitet Anke Precht als Sportpsychologin.  

Zum Thema: Unterschiede der sportpsychologischen Arbeit im Profi- und Amateursport

Seit dem Frühjahr 2024 arbeitet Anke Precht für den SV Linx. Gestartet als klassische Feuerwehrintervention im Abstiegskampf ist aus der Zusammenarbeit eine feste Kooperation geworden. Immer wieder ist Anke bei Trainingseinheiten und Spielen vor Ort. Vor allem aber betreut sie die Spieler individuell, die oftmals auch in ihre Praxis in Offenburg kommen. In diesem Beitrag benennt sie vier Unterschiede, die sie in ihrer sportpsychologischen Arbeit im Amateurbereich im Vergleich zum Profi-Sport erlebt.  

Gemeinschaftsgeist

Anke Precht: “Ich erlebe bei allen Akteuren des SV Linx den ganz klaren Willen, die Mannschaft gemeinsam voranbringen zu wollen. Diese Atmosphäre macht die Arbeit besonders.” Im Profi-Fußball, so die Sportpsychologin, kollidierten häufig mehrere Interessen. Dies gilt auch für die Sportpsychologie, wo ein festangestellter Experte oftmals zwischen den Stühlen stünde. Konkret: Zwischen den Spielern, die er betreuen soll, zwischen dem Trainerstab, die eigene Themen und Interessen mitbringen, sowie der Chetage. Hinzu kommt, dass viele Spieler mittlerweile mit eigenen Sportpsychologen oder Mentaltrainern arbeiten, was die Situation noch weiter verkompliziert.

Anke Precht, Die Sportpsychologen

Umfassender Ansatz, über den Sport hinaus

Als Sportpsychologin erlebt Anke Precht beim SV Linx eine ganz andere Aufgabenstellung im Vergleich zu ihren bisherigen Tätigkeiten im Profi-Fußball. Viel stärker gehe es darum, allen voran mit den jungen Spielern an deren Spielerpersönlichkeiten zu arbeiten. 

Im Profi-Bereich, so die Erfahrung von Anke Precht, stünden viel stärker gezielte Themen auf der Agenda, an den kurzfristig gearbeitet werden soll. Im Amateursport nimmt sie sich die Zeit, längerfristig mit den Spielern zu arbeiten. Auch an Themen, die nur zum Teil den Sport betreffen. Gleichermaßen betont Anke, dass sie natürlich, was den Umfang der Arbeitszeit durch das eingeschränkte Budget einer Verbandsligisten, nur in gewissen Grenzen arbeiten könne.

Anke Precht, Die Sportpsychologen

Offenheit statt Skepsis

Beim SV Linx erlebt Anke Precht zudem eine immense Offenheit bezüglich der Sportpsychologie – getragen vom Cheftrainer Sinan Gülsoy, der das Wissen aus der Sportpsychologie regelrecht aufsaugt und postwendend umsetzt. 

Im Profi-Bereich sei diese Offenheit weniger gegeben, vielmehr sei vielerorts eine Barriere spürbar, was den offenen Umgang mit dem Fachwissen aus der Sportpsychologie angeht. Anke Precht macht diese Beobachtung an Sinan Gülsoy anschaulich:

Anke Precht, Die Sportpsychologen

Für Cheftrainer Sinan Gülsoy ist die Zusammenarbeit mit Anke Precht ein großes Extra: 

Sinan Gülsoy, SV Linx

Alleinstellungsmerkmal

Auch wenn die Sportpsychologie im Profi-Fußball zwar zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist sie bei weitem noch nicht flächendeckend und tiefgreifend etabliert. Aber die Disziplin ist ein Thema. Im Gegensatz zum Amateurfußball, wo die Akzeptanz immer noch deutlich geringer ausfällt, so dass das Wissen aus der Sportpsychologie zur Geheimwaffe werden kann. 

Anke Precht sieht in der Tatsache, dass die Sportpsychologie im Amateursport noch wenig verankert ist, gerade für den SV Linx einen echten Vorteil: 

Anke Precht, Die Sportpsychologen

Zusammenarbeit starten

Im Netzwerk Die Sportpsychologen sind circa 50 Sportpsychologen, Sportpsychologinnen und qualifizierte MentaltrainerInnen aktiv. Zur Übersicht. Nehmt einfach gezielt Kontakt auf, wenn ihr möglicherweise in eine Zusammenarbeit starten wollt. 

Mehr zum Thema:

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Ist Sportpsychologie nur etwas für den Spitzensport?

Mythen zur Sportpsychologie gibt es einige. Nicht wenige stehen uns in unserer Arbeit dabei sogar im Weg. Einen solchen hat Alex Zverev neulich bedient – den Link dazu findet ihr unter dem Text. Uns von Die Sportpsychologen hat das Thema nicht losgelassen und wir haben ChatGPT nach weiteren großen Mythen der Sportpsychologie befragt, um diese zu entkräften. Die künstliche Intelligenz ist auf unsere Anfrage hin der Meinung, dass…

“viele Menschen denken, dass Sportpsychologie nur für Profisportler relevant ist.” 

Zum Thema: Mythen der Sportpsychologie

Prof. Dr. Oliver Stoll

Antwort von: Prof. Dr. Oliver Stoll (zum Profil

Unsinn – ich arbeite schon seit Jahrzehnten auch mit ambitionierten Hobbysportlern, Age-Groupern und natürlich Nachwuchsleistungssportlern – und das durchaus erfolgreich. 

Janosch Daul, Die Sportpsychologen
Janosch Daul, Die Sportpsychologen

Antwort von: Janosch Daul (zum Profil)

Die Intentionen einer sportpsychologischen Zusammenarbeit können höchst vielfältig sein. Fakt ist: Die Sportpsychologie zielt nicht ausschließlich darauf ab, mentale Leistungsfaktoren zu optimieren, sondern vielmehr auch einen Beitrag zur mentalen Gesunderhaltung sowie zur Persönlichkeitsentwicklung des Gegenübers beizutragen. Allein hieraus ergibt sich, dass neben High-Performern auch zahlreiche andere SportlerInnen von einer sportpsychologischen Zusammenarbeit profitieren können. Eine Zusammenarbeit macht immer dann Sinn – und das ist völlig unabhängig vom Leistungsniveau des Sportlers/der Sportlerin zu sehen – wenn ein stimmiges Anliegen gegeben ist und ein Commitment für eine gemeinsame Zusammenarbeit getroffen wird. 

Als jemand, der in einem NLZ sportpsychologisch tätig ist und somit vor allem mit Nachwuchssportlern arbeitet, kann ich sagen, wie wichtig gerade auch im Jugendbereich die Sportpsychologie ist. Allein schon deshalb, weil die Jungs als Jugendliche sich in einer ganz besonders sensiblen Lebensphase befinden, die mit zahlreichen komplexen Herausforderungslagen einhergeht. Umso mehr braucht es sportpsychologische Angebote. 

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen
Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

Ja, ähnlich dem Mythos, Coaching ist nur was für Manager und Spitzenbeamte. Sehen wir Coaching, egal auf welcher Ebene, als Arbeit an mir selbst unter Einbeziehung professioneller Hilfe für den zu gehenden Prozess, dann sehen wir doch ganz schnell, dass dies zur Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Menschen hilfreich sein kann.

Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen
Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen

Antwort von: Norbert Lewinski (zum Profil)

Das ist einfach Bullshit. Sportpsychologie ist nicht nur für Spitzensportler wichtig, sondern für jeden, der sich körperlich betätigt – vom Amateur bis zum Profi. Es geht nicht nur um Leistungsoptimierung, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz, der emotionales und mentales Wachstum fördert. Sportpsychologie sollte als ein Entwicklungsprogramm für mentale Stärke, emotionale Balance und Selbstreflexion verstanden werden. Jeder Sportler, egal auf welchem Niveau, profitiert davon, sich mit seinen Gedanken, Ängsten, Blockaden und Ressourcen auseinanderzusetzen. Wer glaubt, dass Sportpsychologie nur für die Elite gedacht ist, verkennt völlig ihren eigentlichen Wert: Sie ist ein essentielles Werkzeug für persönliche Entwicklung – im Sport und darüber hinaus.

Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

Antwort von: Danijela Bradfisch (zum Profil)

Ich kann mich meinen Kollegen nur anschließen. Egal ob im Nachwuchs- oder Seniorenbereich, ob im Freizeit- oder Hochleistungssport. Unsere Werkzeuge bieten für alle möglichen Ausgangssituationen Lösungswege. Dass die künstliche Intelligenz mit dem zitierten Mythos daneben liegt, zeigt zudem der Gedanke, dass Sportpsychologie auch ganz wunderbar für Eltern funktioniert. Und wieder: Angefangen bei Eltern im Hochleistungssport bis in die Tiefe und Breite des Amateursports. 

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Frage und Antwort: Ohne Angst über die Hürden

Die Situation: Eine Leichtathletin hat vergangenes Jahr einen Bänderriss erlitten. Zwei Bänder sowie das Syndesmoseband waren gerissen, dazu wurden weitere Strukturen geschädigt. Die Sportlerin hat sich inzwischen gesundheitlich erholt, aber es ist eine Angst geblieben. In der Rubrik Frage und Antwort hat uns die Leichtathletin gebeten, zu helfen. Ihre konkrete Frage lautet: “Wie schaffe ich es, mental so stark zu sein, dass ich es wieder über die Hürden schaffe, ohne die Angst zu haben, umzuknicken?”

Zum Thema: Comeback nach Verletzung

Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen
Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen

Antwort von: Yvonne Dathe (zum Profil)

Es ist absolut verständlich, dass eine Verletzung wie dein Bänderriss Ängste hervorrufen kann, besonders wenn es um eine Rückkehr zu einer sportlichen Aktivität wie dem Hürdenlaufen geht. Zuerst ist es wichtig, dass die Angst dein Verbündeter ist. Sie möchte dich davor beschützen, dich nochmals so schwer zu verletzen. Dafür kannst du ihr im Bestenfalls dankbar sein. Als nächstes solltest du dich schrittweise wieder an die Hürden heranwagen. Trainiere ganz pragmatisch an der Stärkung deiner Muskulatur und arbeite an deiner Mobilität. Je besser du körperlich vorbereitet bist, desto sicherer wirst du dich fühlen. Ein Visualisierungstraining kann dir hilfreich sein: Stell dir vor, wie du erfolgreich über die Hürden läufst. Visualisiere den gesamten Ablauf, vom Anlauf bis zur Hürde, den Schritt über die Hürde bis zur Landung. Beginne mit niedrigeren Hürden und steigere dich langsam, um dein Selbstvertrauen schrittweise aufzubauen. Du könntest zum Beispiel  zunächst auch an den Hürden vorbeilaufen. Akzeptiere, dass Rückschläge Teil des Prozesses sind und lasse dich davon nicht entmutigen. Auch deine Angst kann immer mal wieder zurückkehren. Akzeptiere, dass sie da ist und entscheide dich dafür, weiterhin Step-by-Step weiter zu trainieren. Mit Geduld wirst du langsam dein Vertrauen im Hürdenlaufen zurückgewinnen. Solltest du langfristig Unterstützung benötigen, wende dich an einen Sportpsychologen, der dich im direkten Austausch unterstützen kann. Im Netzwerk findest du Unterstützung in deiner Nähe (zur Übersicht) oder wende dich auch gern an mich (zum Profil von Yvonne Dathe). 

Deine Frage?

Wir von Die Sportpsychologen sind für dich da. Und weil wir wissen, dass manchmal eine kleine Schwelle im Weg steht, Kontakt zu einem “Psychologen”, einer “Psychologin” oder einer/einem “MentaltrainerIn” zu suchen, machen wir einen Schritt auf dich zu. Wenn du also auch eine Frage an uns loswerden möchtest, dann nutz dafür das folgende Formular.

    Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Deine Name, deine Mailadresse und deine Telefonnummer werden nicht veröffentlicht.

    Wichtig zu wissen: Manche Fragen und deren Antworten veröffentlichen wir nicht. Wir treten dann mit den jeweiligen FragestellerInnen persönlich in Kontakt. Dies behalten wir uns für Fälle vor, in denen die Anonymität nicht gewährleistet werden kann oder das angestoßene Thema besser im geschützten Raum besprochen wird. Zudem gilt: Unsere Antworten können nicht mehr als Anstösse liefern. Anstösse, von denen du als Leser oder Leserin ableiten kannst, wie wir von Die Sportpsychologen ticken und was wir so machen.

    Mehr zum Thema:

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    Björn Korfmacher: Unter Wettkampfbedingungen abliefern

    Der Klassiker: „Ich kann unter Wettkampfbedingungen nicht voll abliefern.“ Tausendmal gehört. Tausendmal daran gearbeitet. Und immer wieder spannend. Denn hier geht es meiner Meinung nach um viel mehr als um Konzentrationsvermögen oder Selbstvertrauen. Die eigentliche Frage ist: Warum gehen wir im Sport die Herausforderungen häufig so furchtbar ernst an, vielleicht sogar zu ernst?

    Zum Thema: Spielfreude und Lockerheit in der Potenzialentfaltung

    Für viele talentierte und ambitionierte Leistungssportlerinnen und -sportler ist jeder Wettkampf und teilweise auch jedes Training eine sehr ernste Angelegenheit. Das mag erstmal nachvollziehbar und richtig erscheinen. Denn von nichts kommt nichts – heißt: Disziplin, Anstrengung und Einsatz müssen sein. So weit, so gut. 

    Aber: Ernst ist das Gegenteil von Spaß. Und Ernst ist auch das Gegenteil von Lockerheit. Jedoch sind Spaß und Lockerheit äußerst wichtig, wenn es darum geht, sein Potenzial zu entfalten. Ernst und damit häufig verbunden, Angst und Verkrampfung sind Bremsen, die den Athleten in seiner Leistungsentfaltung blockieren. Freude und Lockerheit dagegen verleihen Flügel. Willst du also zeigen, was du kannst, musst du locker sein und Spaß haben. 

    Dem Sport den Schrecken nehmen

    Wenn es darum geht, sich als Sportler vor einem Wettkampf zu regulieren und den richtigen Erregungsgrad zwischen Anspannung und Entspannung zu finden, bieten sich zunächst diverse Atemtechniken an, die praxiserprobt sind und in den meisten Fällen gut funktionieren. Dazu gibt es viele weitere Techniken, die in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung individuell helfen. 

    Ich setze in meiner Praxis zusätzlich auch auf Denktechniken. Denn jene unproduktive Ernsthaftigkeit ist oft auf entsprechende Glaubenssätze zurückzuführen. Hier kann es helfen, den Sport wieder richtig einzuordnen. Viele Athleten sind erstmal überrascht und gucken mich ziemlich irritiert an, wenn ich ihnen sage, Eishockey, Fußball oder Tennis ist nicht wichtig. Aber würde man eine Liste von den Dingen erstellen, die im Leben wirklich wichtig sind, würde der Sport ziemlich weit unten stehen. Wenn man das erstmal begriffen hat, verliert der Sport schnell seinen Schrecken. Auch das Reflektieren darüber, wie und wann sich der fiese Ernst ins Vergnügen geschlichen hat, kann der erste Schritt sein, ihn wieder loszuwerden – denn der Eingang ist oft auch der Ausgang.

    Fazit    

    Das soll nicht heißen, dass man den Sport nicht ernst nehmen darf. Keineswegs. Wenn man an die Spitze will, kommt man an Ehrgeiz, Disziplin und harter Arbeit nicht vorbei. Was aber auch immer dabei sein muss: Gute Laune, Leidenschaft! 

    Also, viel Spaß! Dann kommt auch der Erfolg. 

    Mehr zum Thema:

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    Kyle Varley: Über Selbstbewusstsein zu Selbstvertrauen

    Was haben Lara Gut-Behrami, Roger Federer, Kobe Bryant, Lindsey Vonn und Serena Williams gemeinsam? Alle Sportler:innen machen vor, dass es sich lohnt, am Selbstvertrauen zu arbeiten. Wie sie das machen und was wir von den Stars lernen können, habe ich zusammen mit Iwo Walter zusammengefasst.  

    Zum Thema: Der bewusste Aufbau von Selbstvertrauen für Spitzenleistungen

    Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sind zwei Schlüsselfaktoren im Leistungssport. Während Selbstbewusstsein die bewusste Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten beschreibt, geht Selbstvertrauen einen Schritt weiter und bedeutet die tiefe innere Überzeugung, diese Fähigkeiten auch unter Druck erfolgreich abrufen zu können (Vealey, 2001). Ein starkes Selbstvertrauen kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen und beeinflusst maßgeblich die mentale Widerstandsfähigkeit (Gould et al., 2002). 

    Drei praktische Schritte, die dir helfen können, mehr Selbstvertrauen im Sport aufzubauen!

    1. Selbsterkenntnis: Wissen, was man kann

    Die Grundlage für Selbstvertrauen ist eine realistische Selbsteinschätzung. Athlet:innen sollten sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst sein. Dies bedeutet, sich die eigenen Fähigkeiten klarzumachen und objektiv zu bewerten:

    • Welche technischen, physischen und mentalen Stärken habe ich?
    • Wo liegen meine Schwachstellen, und wie kann ich sie verbessern?
    • Wann habe ich in der Vergangenheit bereits Erfolge erzielt?

    Ein Beispiel dafür ist die Schweizer Skirennfahrerin Lara Gut-Behrami. Es konnte häufig beobachtet werden, dass sie nach einem Rennen ihre Leistung reflektiert, ihre Stärken erkannt und diese Erkenntnisse genutzt hat, um sich mental und physisch weiterzuentwickeln. Diese Fähigkeit zur Selbsterkenntnis ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu förderlichen Selbstvertrauen.

    2. Selbstvertrauen: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

    Selbstvertrauen entsteht, wenn aus Selbsterkenntnis eine innere Überzeugung wird. Athlet:innen lernen so, sich auf ihre Fähigkeiten zu verlassen und diese auch unter Druck abrufen zu können. Dazu gehört:

    • Vertrauen in Training und Vorbereitung: Erfolg basiert auf harter Arbeit. Wer konsequent trainiert, hat mehr Sicherheit in seinen Fähigkeiten.
    • Mentale Strategien gegen Selbstzweifel: Negative Gedanken können das Selbstvertrauen schwächen. Hier hilft es, diese Gedanken bewusst zu erkennen und zu kontrollieren.
    • Negative Gedanken treten oft in Stresssituationen auf, insbesondere vor Wettkämpfen. Wichtige Schritte zur Kontrolle dieser Gedanken sind:
      • Protokoll führen: Schriftlich festhalten, welche negativen Gedanken in bestimmten Situationen auftreten.
      • Gedanken hinterfragen: Sind diese Ängste realistisch oder übertrieben? Negative Gedanken umformulieren: Bewusst eine positive Perspektive entwickeln.
      • Beispiel: Negativer Gedanke: “Ich werde Fehler im Wettkampf machen.”
      • Umformulierung: “Ich vertraue in meine Fähigkeiten, und selbst wenn ich Fehler mache, hält mich das nicht auf!”

    Roger Federer sprach bei seiner Rede am Dartmouth College im Jahr 2024 darüber, Fehler sofort abzuhaken und sich auf den nächsten Punkt zu konzentrieren – «It`s only a point.» Dieses Mindset half ihm, auch in Drucksituationen konstant auf dem höchsten Level zu spielen.

    3. Praktische Methoden zur Steigerung von Selbstvertrauen

    Positive Selbstgespräche: Bewusste Selbstbestätigung hilft, Zweifel zu minimieren und das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu erhöhen (Hardy et al., 2001).

    • Visualisierungstechniken: Athlet:innen können sich ihre Erfolge detailliert vorstellen, um das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu stärken (Morris et al., 2005). Lindsey Vonn nutzte Visualisierungen, um sich jede Abfahrt vorab perfekt vorzustellen und dadurch Unsicherheiten zu minimieren.
    • Zielsetzung: Klare und realistische Ziele helfen dabei, das Selbstvertrauen schrittweise aufzubauen. Serena Williams setzte sich vor Turnieren häufig kleine und erreichbare Meilensteine, die ihr helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und ihren Fokus zu behalten.
    • Erfolgsjournale: Das Festhalten von Erfolgen, Fortschritten und positiven Erfahrungen kann helfen, ein stabiles Selbstvertrauen zu etablieren (Pennebaker, 1997). Kobe Bryant war bekannt dafür, nach jedem Spiel seine Leistung zu analysieren und positive Erkenntnisse festzuhalten. 

    Fazit

    Der Weg vom Selbstbewusstsein zum echten Selbstvertrauen erfordert bewusste Reflexion, gezieltes Training und den Umgang mit Erfolg und Misserfolg. Athlet:innen wie Ronaldo, Williams oder Jordan zeigen, dass mentales Training genauso wichtig ist wie die physische Vorbereitung.

    Durch Selbsterkenntnis und mentale Techniken wie das bewusste Umformulieren negativer Gedanken können Sportler:innen ihre mentale Stärke gezielt aufbauen. Lara Gut-Behrami ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Selbstvertrauen durch konsequente Analyse und mentale Vorbereitung gestärkt werden kann. Ein starker mentaler Glaube an die eigene Leistungsfähigkeit ermöglicht nicht nur bessere sportliche Ergebnisse, sondern auch langfristige mentale Resilienz. Die bewusste Anwendung sportpsychologischer Methoden hilft Athlet:innen, das eigene Selbstvertrauen zu festigen und so die Performance nachhaltig zu steigern.

    Hinweis: Entstanden in Zusammenarbeit mit Iwo Walter.

    Mehr zum Thema:

    Literatur:

    Gould, D., Dieffenbach, K., & Moffett, A. (2002). Psychological characteristics and their development in Olympic champions. Journal of Applied Sport Psychology, 14(3), 172–204. https://doi.org/10.1080/10413200290103482

    Hardy, J., Hall, C. R., & Hardy, L. (2001). A note on athletes’ use of self-talk. Journal of Applied Sport Psychology, 13(2), 206–213. https://doi.org/10.1080/104132001753149865

    Morris, T., Spittle, M., & Watt, A. P. (2005). Imagery in sport. Human Kinetics.

    Pennebaker, J. W. (1997). Writing about emotional experiences as a therapeutic process. Psychological Science, 8(3), 162–166. https://doi.org/10.1111/j.1467-9280.1997.tb00403.x

    Vealey, R. S. (2001). Understanding and enhancing self-confidence in athletes. In R. N. Singer, H. A. Hausenblas, & C. M. Janelle (Eds.), Handbook of sport psychology (2nd ed., pp. 550–565). Wiley.

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    Mythen der Sportpsychologie

    Die Sportpsychologie erfreut sich zunehmend an Beliebtheit. Im Profi- wie im Leistungs- und auch im Freizeitsport. Die Hemmschwelle, zum Beispiel zu uns (siehe Übersicht) Kontakt aufzunehmen, sinkt zunehmend. Aber es halten sich auch diverse Mythen zur Sportpsychologie. 

    Eine hat kürzlich Alexander Zverev zum Besten gegeben. Von der FAZ wurde er in Bezug auf seine Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer zitiert, dass diese “mehr Probleme machen, als es wirklich gibt.” Wie lässt sich mit dem Mythos aufräumen? 

    Prof. Dr. Oliver Stoll, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Prof. Dr. Oliver Oliver Stoll (zum Profil)

    Ja, dieses Statement überrascht mich tatsächlich nicht unbedingt, denn wir Menschen, die in der Sportpsychologie arbeiten, haben zwar kein Qualitätssicherungsproblem mehr. Denn es gibt mittlerweile gute akademische sowie auch praxisorientierte Aus- und Fortbildungen im Bereich der praktischen und Angewandten Sportpsychologie – hier gebührt insbesondere der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland, unserem Berufsverband großen Dank. Aber tatsächlich finden sich da draußen jede Menge “schwarze Schafe”, die sich zwar gut verkaufen können, aber eben nicht die Qualität haben. Möglicherweise ist Herr Zverev genau auf so jemanden “reingefallen” – Was braucht es also nach wie vor: Wissenstransfer, Transparenz, Vernetzung!

    Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

    Eine gängige selbstbestätigende Äußerung, um auch in seinem Weltbild und Selbstkonzept zu bleiben, ist die Externalisierung von Problemen. Natürlich kommen in der Arbeit mit sich selbst, und das ist auch die Arbeit mit einem Sportpsychologen, Themen auf, die ich sonst nicht hätte. Dies dann auf den Psychologen zu übertragen, diese Art von Mechanismus hat schon Freud gut beschrieben.

    Wir können, wie Oli schon sagte, nur spekulieren, welche Erfahrung Alexander Zverev bisher gemacht hat. Doch eines ist neben aller Seriosität und Wissenschaftlichkeit entscheidend. Die Grundlage jedes erfolgreichen Arbeiten ist das, was wir als Rapport, therapeutische Allianz nennen, oder auch umgangssprachlich ganz einfach, die Chemie zwischen Beiden muss stimmen. Vielleicht liegt auch hier ein Faktor in der bisherigen Erfahrung von Alexander Zverev.

    Zudem könnte für diese Aussage auch seine Erziehung eine Rolle spielen, mit der Entstehung von Glaubenssätzen wie z.B. “ein richtiger Mann schafft alles alleine” oder “Sportpsychologen sind etwas für Menschen, die psychische Probleme haben!”

    Letztendlich bleibt dies jedoch Spekulation.

    Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen
    Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Norbert Lewinski (zum Profil)

    Die Aussage von Alexander Zverev spiegelt ein weit verbreitetes Missverständnis über die Sportpsychologie wider, das tief verwurzelt ist und eine bewusste, tiefgehende Aufklärungsarbeit erfordert. Es reicht nicht aus, nur Mythen zu entlarven – vielmehr muss die Sportpsychologie organisch in die frühesten Entwicklungsphasen von Sportlerinnen und Sportlern integriert werden. Ein langfristiges Ziel sollte sein, eine natürliche Vertrautheit mit psychologischen Prozessen zu schaffen, sodass sie als essenzieller Bestandteil der sportlichen Ausbildung wahrgenommen werden. Dazu gehört auch die solide und differenzierte Ausbildung von Sportpsychologen selbst. Es ist entscheidend, dass sie nicht nur Techniken zur Leistungssteigerung vermitteln, sondern auch tiefere psychodynamische Zusammenhänge erkennen und bearbeiten können. Denn solche Aussagen wie die von Zverev sagen nicht nur etwas über die Sportpsychologie aus, sondern auch über die Persönlichkeitsstruktur desjenigen, der sie trifft. Aus einer psychodynamischen Perspektive kann eine solche Haltung auf Abwehrmechanismen hindeuten – möglicherweise eine Projektion oder eine unbewusste Angst vor der Konfrontation mit innerpsychischen Prozessen.

    Daher gilt es, nicht nur auf solche Mythen zu reagieren, sondern den gesamten Diskurs über Sportpsychologie nachhaltig zu verändern: durch frühzeitige Sensibilisierung, durch Entdämonisierung psychologischer Arbeit im Sport und durch eine fundierte, reflektierte Ausbildung der Fachkräfte.

    Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
    Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Danijela Bradfisch (zum Profil)

    Es ist verständlich, dass Aussagen wie die von Alexander Zverev oft geteilt werden und leider auch immer noch die Diskussionen über die Rolle von Mentaltrainern/ Sportpsychologen negativ befeuern… auch, weil es leider aus meiner Sicht immer noch kein QS-Management hierfür gibt. Mentaltraining kann aber für viele Athleten (unabhängig des Niveaus), eine wertvolle Unterstützung sein, um mit Druck, Stress und den psychologischen Herausforderungen des Wettkampfs umzugehen. Um mit dem Mythos aufzuräumen, dass Mentaltraining mehr Probleme schafft, als es löst, könnte man folgende Punkte anführen:

    1. Individuelle Erfahrungen: Jeder Athlet hat unterschiedliche Bedürfnisse und Erfahrungen. Während es für Zverev vielleicht nicht die gewünschte Wirkung hatte, berichten viele andere Sportler von positiven Effekten durch Mentaltraining.

    2. Wissenschaftliche Grundlagen: Es gibt zahlreiche Studien, die die Vorteile von mentalem Training belegen, wie z.B. die Verbesserung der Konzentration, der Stressbewältigung und der emotionalen Stabilität, unabhängig der Sportart.

    3. Offene Kommunikation: Es ist wichtig, dass Athleten offen über ihre Erfahrungen sprechen, was leider immer noch zu wenig passiert. Wenn Mentaltraining nicht funktioniert, sollte das nicht als allgemeingültige Aussage über dessen Wirksamkeit interpretiert werden.

    4. Integration in die Trainingsroutine: Mentaltraining sollte als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes betrachtet werden, der auch physische und technische Aspekte des Trainings umfasst.

    Letztlich ist es wichtig, die Vielfalt der Ansätze im Sport zu akzeptieren und zu erkennen, dass nicht jeder Weg für jeden Athleten funktioniert. Der Dialog über solche Themen kann helfen, Missverständnisse auszuräumen und die Bedeutung der mentalen Stärke im Sport zu fördern.

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    Nathalie Klingebiel: Boxen als Schlüssel zur mentalen Stärke

    Wenn es um Boxen geht, denken viele zunächst an harten Körpereinsatz, schnelle Fäuste und physische Dominanz. Doch wer den Sport selbst ausübt, merkt schnell: Boxen ist weit mehr als ein körperlicher Wettkampf. Es ist eine mentale Herausforderung, die Fokussierung, emotionale Kontrolle und innere Stärke erfordert. Rocky Balboa ist der Inbegriff davon. Wir alle können von ihm sportartübergreifend eine Menge lernen. Denn im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Sichtweise ist Boxen absolut kein stumpfer „Hau-Drauf“-Sport, sondern eine sehr kognitive Sportart, die von taktischem Verständnis, Reaktionsschnelligkeit und Entscheidungsfindung geprägt ist.

    Zum Thema: Wie der Sport Körper und Geist formt

    Boxen bietet eine super Möglichkeit, Emotionen zu regulieren, anstatt sie unkontrolliert zu verstärken. Für viele Sportler ist es ein Weg, mit Stress, Frust oder Unsicherheiten umzugehen. Manche können beim Boxen besonders gut abschalten und empfinden es als Ausgleich zum stressigen Alltag, andere nutzen das Boxen, um sich so richtig auszupowern und negative Emotionen bewusst rauszulassen. So oder so können dadurch ein mentaler Fokus und ein Zustand der Selbstkontrolle erreicht werden.

    Der Schlüssel liegt dabei in der Disziplin: Wer effektiv boxen will, kann sich nicht von Emotionen übermannen lassen. Im Gegenteil – emotionale Ausbrüche in diesem Sport führen oft zu Fehlern. Ein Frustschlag ohne Bedacht, eine unüberlegte Reaktion nach einem Gegentreffer – all das kann schnell die eigene Strategie ruinieren. Deshalb lernen Boxer von Beginn an, ihre Emotionen zu erkennen, zu kontrollieren und gezielt für sich zu nutzen.

    Die Mechanismen der mentalen Stärke

    Boxen fordert nicht nur körperliche Fitness, sondern auch geistige Disziplin. Im Ring ist die richtige Balance zwischen Anspannung und Ruhe entscheidend. Ein erfahrener Boxer weiß, dass Panik oder Frustration dazu führen, unüberlegt zu handeln. Mentale Techniken wie Atemkontrolle, Visualisierung und taktisches Denken sind essentiell, um unter Druck die richtige Entscheidung zu treffen.

    Diese Fähigkeiten sind nicht nur für den Sport relevant. Wer sich im Boxen mentale Stärke antrainiert, kann sie auch in den Alltag übertragen – sei es im Beruf, in Stresssituationen oder in zwischenmenschlichen Konflikten.

    Gelernt ist gelernt: Mentale Stabilität auch über den Sport hinaus

    Vielleicht fragen sich nun einige: Bleibt die mentale Stärke denn auch bestehen, wenn man aufhört zu boxen? Die Antwort ist ja – wenn man sie bewusst weiter nutzt. Das Stichwort ist hier „Resilienz“, d.h. flexibel, stressresistent und anpassungsfähig zu sein. Gemeint ist damit eine psychologische Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Belastungen beziehungsweise eine psychische Belastbarkeit unter Druck, die im Sport abschwächend auf Wettkampfangst wirken kann. Resiliente Sportler können ihre Leistung unter Druck sogar steigern. 

    Resilienz oder mentale Stabilität ist nichts, was man von Grund auf zu 100% beherrschen kann, sondern ein Ergebnis kontinuierlicher Arbeit – an sich selbst, an der eigenen Veränderungsbereitschaft, Reflexionsfähigkeit sowie mentaler Haltung. Wer durch das Boxen gelernt hat, fokussiert zu bleiben, sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen und unter Druck klar zu denken, kann diese Fähigkeiten in vielen Lebensbereichen einsetzen. Sei es in stressigen Phasen im Beruf, in herausfordernden privaten Situationen oder in anderen Sportarten – mentale Stärke ist eine langfristige Investition.

    Fazit

    Boxen ist nicht nur eine physische, sondern auch eine psychologische, kognitive sowie emotionale Herausforderung. Der Sport lehrt Disziplin, Kontrolle und Resilienz – Eigenschaften, die über das Training hinaus Bestand haben. Wer Boxen nicht nur als Körpertraining, sondern auch als mentale Schulung begreift, kann davon in vielen Lebensbereichen profitieren und ein klein wenig Rocky in seinen Alltag bringen. Genau das ist es, was den Sport so wertvoll macht.

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