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Robin Conen: Die Trainer-Athlet-Beziehung im Kontext sexueller Diversität

„Never change a winning team” (Trainer Alf Ramsey, 1966). Für eine siegreiche Performance im Leistungssport ist die Beziehung zwischen Trainern und Leistungssportlern essentiell und beeinflusst die Leistung und das Wohlbefinden der Athleten erheblich. Eine positive Trainer-Athlet-Beziehung, gekennzeichnet durch Nähe, Engagement und Komplementarität, ermöglicht es Trainern, Athleten zu Höchstleistungen zu führen. Effektive Trainer sind Lehrer, Organisator, Wettbewerber, Lernender sowie Freund und Mentor zugleich. Eine starke Trainer-Athlet-Beziehung basiert auf Vertrauen, Kommunikation und gegenseitiger Unterstützung und ist entscheidend für den Erfolg und das Wohlbefinden beider Seiten. Faktoren wie eine harmonische Leidenschaft für das Coaching, autonomieunterstützendes Verhalten und eine klare Trainingsphilosophie fördern diese Beziehung.

Zum Thema: Herausforderungen und Chancen für schwule, lesbische, bisexuelle Trainer*innen im Leistungssport

Im Kontext der Trainertätigkeit als schwuler, bisexuelle*r, lesbische Trainer*in mit heterosexuellen Athleten zu arbeiten, stellt sich jedoch die Frage, wie die sexuelle Orientierung und Identität des Trainers die Beziehung zwischen Trainer und Athleten beeinflusst? Außerdem ist es wichtig zu überlegen, wie diese Beziehung in diesem Rahmen so gestaltet werden kann, dass sie für den Athleten möglichst vorteilhaft ist?

Kontextsensitivität ist entscheidend für die Trainer-Sportler-Beziehung und umfasst umgebungsbedingte Merkmale, wie gesellschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen („Im männerdominierten Sport muss man ein richtiger Mann sein.“), persönliche Erfahrungen, etwa subtile homophobe Gespräche in Umkleiden (= diskriminierende Äußerungen gegenüber Homosexuellen), sowie deren individuelle Bewertung und Bedeutung. Diese Beziehung des Athleten zum Trainer und Team wird daher von Gedanken und Gefühlen, wie Traurigkeit, Unsicherheit und Scham begleitet.

Umgang mit der sexuellen Identität

Beziehungsdynamiken in der Arbeit von lesbischen, schwulen, bisexuellen Trainern und heterosexuellen Athleten sind alltäglich. Die heteronormativen Standards im Leistungssport bewirken, dass schwule, lesbische und bisexuelle Trainer*innen dieses Umfeld gut verstehen und sich anpassen. Die beruflichen Beziehungen zwischen schwulen, bisexuellen, lesbischen Trainern und heterosexuellen Athleten sind unabhängig vom biologischen Geschlecht einseitig. Dies stellt eine besondere Herausforderung dar, da die sexuelle Orientierung des Trainers oft nicht eindeutig erkennbar ist, was zu erheblicher Unsicherheit beim Trainer führt. Er könnte befürchten, dass der Athlet ihn als homosexuell wahrnimmt und Vorurteile auftreten. Diese unausgesprochene Frage kann die Trainer-Athleten-Beziehung beeinflussen und weist ein erhebliches Maß an Ablenkungspotenzial auf, was wiederum die Coaching-Effizienz verringern könnte.

Obwohl bei der Anerkennung von Lesbian-Gay-Bisexual-Trans*-Inter-Queere (LGBTIQ*) -Personen im Leistungssport, einschließlich Trainern, Fortschritte gemacht wurden, gibt es immer noch erhebliche Herausforderungen. Bei wichtigen zwischenmenschlichen Interaktionen außerhalb des beruflichen Umfelds, z.B. bei Gesprächen nach dem Training, können persönliche Fragen über Lebenspartner und Nachwuchs aufkommen. In diesen Situationen müssen schwule, bisexuelle und lesbische Trainer entscheiden, wie sie reagieren und wie viele persönliche Informationen sie preisgeben. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, ob die Selbstauskunft eines Trainers den Anliegen der Athleten zuträglich sein könnte und ob das Ansprechen offener Fragen Störungen in der Trainer-Athleten-Beziehung verhindern könnte. Die Offenlegung der sexuellen Identität eines Trainers kann für die Dynamik zwischen Trainer und Athleten von Vorteil sein, da viele heterosexuelle Athleten geschlechtsspezifische Regeln verinnerlicht haben (z.B. dass Männer keine Gefühle zeigen, selbst wenn sie frustriert sind). Dies kann den Athleten helfen, über schambesetzte Gefühle oder Ängste zu sprechen, die sich auf ihre sportliche Leistungen auswirken (z.B. die Angst vor Konsequenzen, wenn sie bei den Olympischen Spielen ausscheiden, belastende Emotionen, wenn eine Technik im Training nicht funktioniert oder Probleme innerhalb der Mannschaft).

Wie kann die Sportpsychologin oder der Sportpsychologe unterstützen?

Die (diversitätssensible) Sportpsychologie kann schwule, bisexuelle und lesbische Trainer*innen durch gezielte Einzelsitzungen (die der Schweigepflicht unterliegen) begleiten. 

Der „erste Schritt“ ist eine entscheidende Komponente, denn die Kontaktaufnahme kann mit der Sorge einhergehen, fremd-geoutet zu werden oder mit Gedanken wie „Was, wenn ich gesehen werde?“ Es ist wichtig zu wissen, dass die erste Interaktion anonym (oder unter einem Pseudonym) erfolgen kann, bis sich die anfänglichen Ängste gelegt haben. Außerdem ist es erwähnenswert, dass die Sportpsychologie ein breites Spektrum an Themen abdeckt, darunter Emotionsmanagement, Konzentration und mentale Bilder von Bewegungsabläufen, so dass es konkrete Schlussfolgerungen zur Sitzung nicht möglich sind. Außerdem besteht zu den Sitzungen selbst die Schweigepflicht und somit wird Sicherheit im Sinne eines „Save Places“ gewährleistet.

Zusammenarbeit bis hin zur Prozessbegleitung

Zunächst findet eine individuelle Auftragsklärung statt, die sich ganz auf die Anliegen des Trainers konzentriert. Weitere mögliche Themen können die persönlichen Erfahrungen mit heteronormativen Normen im Sport sein (z.B. die Unsicherheit als schwuler Trainer im Profifußball), die eigene sexuelle Identitätsentwicklung und offene oder subtile Erfahrungen mit Diskriminierung. Der Prozess kann die Entwicklung von Strategien zur Bewältigung persönlicher Gefühle wie Selbstzweifel, Unsicherheit oder Frustration aufgrund des Zögerns, sich selbst auszudrücken, sowie die Entscheidung darüber, ob und wie die oben erwähnte Selbstoffenbarung erfolgen könnte, beinhalten. Darüber hinaus kann ein spezifisches Kommunikationstraining durch Rollenspiele mit dem Sportpsychologen entwickelt und reflektiert werden. Die sportpsychologische Unterstützung kann auch darin bestehen, einen solchen Prozess zu begleiten. Eine weitere Möglichkeit, die ich als systemisch arbeitender Sportpsychologie und Psychologischer Psychotherapeut i.A. (Approbation) bieten kann, ist das Mehr-Personen-Setting, indem die Sitzung (nur in Einverständnis mit dem Trainer) um weitere Personen, wie etwa den betreuten Athleten oder einer Mannschaft erweitert wird und individuelle bestehende Themen (z.B. Unsicherheiten, diskriminierende Erfahrungen) bearbeitet und neue Perspektiven eröffnet werden können. 

Sportinstitutionen können als Agenten des sozialen Wandels wirken, indem sie durch gezielte Angebote, etwa diversitätssensiblen Fortbildungen oder sportpsychologische Unterstützung einen sicheren Raum schaffen, in dem eine diversitätssensible Entwicklung innerhalb des Leistungssports entstehen kann und Strukturen zur Förderung von LGBTIQ*-Vielfalt und Inklusion schaffen.

Mehr zum Thema:

Quellen: 

Short, S. E., & Short, M. W. (2005). Essay: Role of the coach in the coach-athlete  

relationship. The Lancet366(366), S29–S30. https://doi.org/10.1016/s0140-6736(05)67836-1

Staff, H. R., Didymus, F. F., & Backhouse, S. H. (2017). Coping rarely takes place in a social vacuum: Exploring antecedents and outcomes of dyadic coping in coach-athlete relationships. Psychology of Sport and Exercise30, 91–100. https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2017.02.009

Lafrenière, M.-A. K., Jowett, S., Vallerand, R. J., & Carbonneau, N. (2010). Passion for coaching and the quality of the coach–athlete relationship: The mediating role of coaching behaviors. Psychology of Sport and Exercise12(2), 144–152. https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2010.08.002

Blackett, A. D., Evans, A. B., & Piggott, D. (2020). Negotiating a coach identity: a theoretical critique of elite athletes’ transitions into post-athletic high-performance coaching roles. Sport, Education and Society26(6), 663–675. https://doi.org/10.1080/13573322.2020.1787371

Göth, M. & Kohn, R. (2014). Sexuelle Orientierung in Psychotherapie und Beratung. Heidelberg: Springer.
Cunningham, G. B. (2015). LGBT Inclusive Athletic Departments as Agents of Social Change. Journal of Intercollegiate Sport8(1), 43–56. https://doi.org/10.1123/jis.2014-0131

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Wolfgang Seidl: Durch eine effektive Pausengestaltung ins Tennis-Match zurückfinden

Wenn ich junge Tennisspieler während der Match-Pausen beobachte, dann versuchen sie oft die Rituale ihrer Vorbilder, wie sie zum Beispiel Rafael Nadal praktizierte, nachzuahmen. Besser wäre es, wenn sie sich individuelle Routinen erarbeiten, um fokussiert und lösungsorientiert ins nächste Game zu starten.   

Zum Thema: Routinen beim Seitenwechsel 

Die meiste Zeit, die ein Tennisspieler am Platz verbringt, besteht aus Pausen. Aus mentaler Sicht sollten diese Unterbrechungen so gut wie möglich genutzt werden. Im Tennis gibt es unterschiedliche Pausen. In meinem Beitrag möchte ich speziell auf den 90 Sekunden Zeitraum beim Seitenwechsel eingehen, wo die Spieler auf ihren Bänken Platz nehmen können, um sich für das nächste Game zu erholen. 

Junge und unerfahrene Spieler unterscheiden sich in ihrer Pausengestaltung wesentlich von den erfolgreichen Athleten. Die wenigsten nutzen die vollen neunzig Sekunden, um sich körperlich und mental zu erholen. Sie stehen oft nach der Hälfte der Zeit wieder auf, um ihr Spiel fortzusetzen. Sie sind oft zu emotional, verschwenden ihre Energie mit negativen Selbstgesprächen und gehen ohne konkrete Lösungen ins nächste Game.  Bei jungen Spielern beobachte ich gelegentlich, dass sie sich zum Beispiel das „Flaschenritual“ von Nadal angeeignet haben, jedoch sonst keine hilfreichen Routinen beherrschen. 

90 Sekunden Pausen-Routine

James Loehr, ein Pionier der mentalen Arbeit im Tennis, unterteilt die Pause in vier Phasen. Diese Routinen können sowohl in der Pause zwischen zwei gespielten Punkten, bei einem Seitenwechsel oder nach jedem Satz angewandt werden. Dementsprechend ist die jeweilige Routine an die vorgegebenen Zeiten anzupassen. Nachfolgend möchte ich auf den Ablauf bei einem Seitenwechsel eingehen, bei dem der Athlet 90 Sekunden Zeit hat: 

Phase 1: Reaktion

Der Spieler muss in der Lage sein, das vorherige Game so schnell wie möglich abzuschließen. Aus mentaler Sicht gibt es unterschiedliche Strategien. Eine Möglichkeit zum Beispiel ist der Einsatz von bewusst geführten Selbstgesprächen. Die Strategien sind wie in allen Phasen sehr individuell. Hier sollten Tools, die die Athleten schon bisher erfolgreich eingesetzt haben, genutzt werden. Eine Athletin von mir klopft sich zum Beispiel in dieser Phase bewusst auf ihre Oberschenkel, um das vergangene schnell abzuschließen. 

Phase 2: Erholung

Durch erlernte Entspannungstechniken, wie durch eine tiefe Bauchatmung, kann der Erregungsgrad verringert werden. Die bewusste Atmung kann schon auf dem Weg vom Platz zur Bank angewandt werden, um den Ablauf so effektiv wie möglich zu gestalten. Der Puls wird heruntergefahren, die Muskulatur entspannt sich und der Kopf wird frei. In dieser Phase verpflegt sich der Athlet auch mit einem Drink und kann einen kleinen Snack oder ein Stück Banane aufnehmen. 

Phase 3: Vorbereitung

Mit einem klaren Kopf kann der Spieler nun das zurückliegende Game kurz reflektieren und hilfreiche Lösungen für das kommende Spiel formulieren. Eine abschließende kurze Visualisierung kann hier unterstützend wirken. Auch bei einem erfolgreichen letzten Game sollte sich der Athlet innerlich bestärken, wie z.B. „Vertraue weiter auf dein Spiel, bleib so aktiv wie im letzten Game, gute Beinarbeit, weiter so!“ 

Phase 4: Aktivierung

Auf dem Weg von der Bank zum Platz sollte sich der Spieler sowohl physisch als auch psychisch aktivieren. Kurze Sprünge, bestärkende und motivierende Worte und eine aufrechte Körperhaltung helfen, um wieder mit vollen Akkus auf den Aufschlag oder Return vorbereitet zu sein. 

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Weitere Informationen
Ein Negativbeispiel liefert der frühere Tennis-Profi Thomas Haas bei den Australien Open 2007.

Pausen zur Lösungssuche

Eine individuell angepasste Pausenroutine zu erarbeiten, braucht Zeit und regelmäßigen Austausch mit den Athleten. Wir besprechen in den einzelnen Sitzungen immer wieder die Abläufe der Routine und wie sie in den einzelnen Matchsituationen umgesetzt werden können. Wenn notwendig, passen wir die Routine an. Dazu eine kurze Geschichte: Ein von mir betreuter Spieler bestritt erstmals ein Turnier auf einer Tropeninsel mit hoher Luftfeuchtigkeit. Nach dem ersten Match berichtete er, dass er seine Pausenroutine nicht wie geplant umsetzen konnte, weil er so intensiv schwitzte und regelmäßig seine Shirts wechselte. In solchen Situationen ist es dennoch wichtig, dass der Athlet ruhig bleibt und seine Routine dementsprechend, nach den äußeren Bedingungen, anpasst. 

Meine Athleten berichten immer wieder davon, dass sie nach einem schlechten Game, durch diese Routine, viel schneller wieder ins Spiel zurückfinden. Davor haderten sie oft mit ihrem Spiel und waren damit beschäftigt, über das nachzudenken, was nicht funktioniert. Durch diese Routine haben sie nun die Möglichkeit, erste Anpassungen schon viel früher umzusetzen, Lösungen zu suchen und positiv und energiegeladen auf den Platz zurückzukehren. 

Literatur:

Nina Nittinger (2023). Psychologisch orientiertes Tennistraining

Mehr zum Thema:

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Janosch Daul: Puzzle-Teil Trainercoaching

Als sportpsychologischer Coach beim Halleschen FC arbeite ich in dieser Saison auch als Teil des Trainerstabes des U16-Teams. Also auf Augenhöhe mit meinen Trainerkollegen. Von dieser Zusammenarbeit mit und vor allem für die Coaches will ich in diesem Beitrag berichten, der ein Teil einer umfangreicher Artikelserie ist. 

Artikelserie Puzzle-Teil Sportpsychologie

Janosch Daul (zur Profilseite)

In dieser Artikelserie möchte ich dir, lieber Leser, Einblicke in unsere Philosophie geben und den Übertrag in die Alltagspraxis darstellen. Alles aus meiner Perspektive, der eines sportpsychologischen Coaches. Dabei möchte ich, durch das Aufzeigen meiner Wirkungsbereiche und die Verknüpfung dieser mit unserer Trainingspraxis, die systematische Integration der Sportpsychologie als unverzichtbaren Ausbildungsbestandteil und Leistungsressource hervorheben. Meine eigene Perspektive ergänze ich durch die Ansichten unserer Spieler und die der beiden Trainer. Und wenn du fleißig weiterliest, erfährst du auch, wie das Ganze mit „TEAM 2028“ und „puzzeln“ zusammenhängt. Puzzleteil für Puzzleteil.

Puzzle-Teil Saisonvorbereitung erscheint am: Do., 9. Januar 2025 (Link)
Puzzle-Teil Teamentwicklung erscheint am: Do., 23. Januar 2025 (Link)
Puzzle-Teil Spielercoaching erscheint am: Do., 6. Februar 2025 (Link)
Puzzle-Teil Trainercoaching erscheint am: Do., 20. Februar 2025 (Link)
Puzzle-Teil Teamcoaching erscheint am: Do., 6. März 2025 (Link)
Puzzle-Teil Elterncoaching erscheint am: Do., 20. März 2025 (Link)

Puzzle-Teil Trainercoaching

Wenn sich ehrgeizige Trainer weiterentwickeln wollen, braucht es konstruktiv-kritischen Austausch, Fremdperspektiven, Impulse und Anregungen sowie Wissen. In der Zusammenarbeit mit den Trainern darf ich folgende Rollen einnehmen: 

  • ein Spiegel, der sie in ihrem gesamten für mich wahrnehmbaren Führungs- und Coachingverhalten permanent reflektiert, z.B. im Kontext von Ansprachen oder im Spiel
  • ein Impulsgeber, der proaktiv Ideen und Anregungen rund um Themen wie Teamentwicklung, Mannschaftsführung und Workshops einbringt. Bislang haben wir uns besonders mit folgenden Fragen beschäftigt: Welche Impulse lassen sich in Matchplanbesprechungen einbauen? Wie lassen sich verschiedene Lerntypen bestmöglich ansprechen? Wie lassen sich Werte konkret auch in einzelnen Trainingsformen schulen? Wie können wir Spielern konkrete Entwicklungsaufgaben geben?
  • ein Berater, der auf Fragen hin beratend zur Seite steht. Zahlreiche Fragen drehen sich in dieser Saison bislang darum, welche Botschaften in Kommunikationssituationen mit Spielern gesendet werden sollten und wie mit einzelnen Spielern in besonders herausfordernden Situationen umgegangen werden kann. 
  • ein Meinungsäußerer, der auch immer wieder eine kritische Gegenperspektive einnimmt und Wachstumspotenziale in Sachen Trainerverhalten offenlegt.
  • ein Erinnerungsanker, der immer wieder zur Umsetzung von in gemeinsamen Meetings besprochenen Handlungsschritten anregt

Co-Trainer Andreas Eichfeld betont, wie wichtig es ihm ist, selbst gecoacht zu werden und was er in diesem Zusammenhang für sich besonders mitgenommen hat.

Meetings

Während wir einerseits zahlreiche Themen per WhatsApp bearbeiten, führen wir andererseits wöchentlich ein festes Meeting durch, um z.B. 

  • lösungsorientiert über Themen rund um das Team, einzelne Spieler und Elternteile ins Gespräch zu kommen,
  • anstehende Maßnahmen, wie z.B. Teambuildingevents, zu planen und Handlungsschritte, z.B. ein anstehendes Trainer-Spieler-Gespräch, vorzubereiten und 
  • durchgeführte Maßnahmen konstruktiv-kritisch zu reflektieren. 

Dabei lebt unser Cheftrainer, passend zu unserem Erfolgskodex und unseren Teamwerten in besonderem Maße eine Feedbackkultur vor, indem er im Hinblick auf zahlreiche anstehende und auch in der Vergangenheit liegende Situationen zielgerichtet Feedback einfordert. 

Mehr zum Thema:

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Frage und Antwort: Gewalt im Jugendsport

Wir haben die Frage eines Nachwuchstrainers aus dem Handball erhalten, der bei einem seiner Spieler aus dem U14-Team nicht weiter weiß. Zuletzt kam es im Rahmen eines Spiels zu einem Gewaltausbruch. Auf der Basis der vorliegenden Informationen versuchen Klaus-Dieter Lübke Naberhaus und Danijela Bradfisch eine erste Hilfestellung zu geben. 

Zum Thema: Hinweise im Umgang mit aggressiven Kindern und Jugendlichen im Breitensport  

Die Situation, die uns der Leser geschildert hat: “Ich bin Trainer einer U14-Mannschaft. In meinem Team spielt ein Junge, der körperlich und athletisch seinen Mit- und Gegenspielern deutlich überlegen ist. Leider weist er eine sehr ausgeprägte Konfliktbereitschaft auf. Immer wieder sucht er körperliche Duelle. Nicht selten von vornherein unfair und aggressiv. Unser Spielstil im Verein ist grundsätzlich auf das körperliche Spiel ausgelegt, aber er verschiebt diese Grenzen noch deutlich. Dafür ist er bekannt und wird von Zuschauern der Gegner inzwischen recht schnell verbal angegangen, was auch nicht in Ordnung ist. Zuletzt gipfelte ein harte körperliche Attacke in einer Auseinandersetzung mit seinem Gegenspieler. Mein Spieler trat in diesem Verlauf mit dem Knie gegen den Kopf des Gegenspielers. Die Schiedsrichter waren überfordert, sprachen nur eine Zeitstrafe aus. Ich weiß als Trainer nicht, wie ich mit dem Spieler umgehen soll und wie ich ihn schützen kann. Könnt ihr mir helfen?“  

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

Komplexe Probleme haben in der Regel keine einfachen Lösungen. Die erste Frage, die sich mir stellt, ist ja, ob dieser Junge gelernt hat, Konflikte auf eine andere Art und Weise zu lösen, als auf die oben beschriebene Art und Weise? Also, wie ist das soziale/ familiäre Umfeld gestaltet, wie sieht es in der Schule aus? Der erste Schritt ist aus meiner Sicht, mehr Informationen zu sammeln, eventuell taucht dieses Thema ja auch an anderer Stelle auf. Eine Zusammenkunft und Austausch mit Eltern und Lehrer kann hier sehr hilfreich sein.

Eine weitere Möglichkeit ist dann ggf. im Anschluss die Arbeit mit einem Sportpsychologen, solange das Thema sich nicht eher im therapeutischen Bereich darstellt, um Emotionsregulation und Deeskalationsstrategien, z.B. im Rollenspiel, zu erlernen.

Bevor jedoch hier Interventionen angedacht sind, steht eine umfassende “Diagnostik”/“Analyse” an – also Gespräche mit dem Spieler und seinem Umfeld, und zwar in dieser Reihenfolge, um auch für den Spieler Transparenz herzustellen und sein Vertrauen zu gewinnen bzw. zu erhalten. 

Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

Antwort von: Danijela Bradfisch (zum Profil)

Ich stimme Klaus zu, es ist nicht einfach, gerade wenn ein Kind “herausragt und sich in dieser Altersklasse gerade selber neu (er)findet“. Hier empfehle ich Dir als Trainer weiterhin für Ihn und seine Anliegen in Zusammenarbeit mit den Eltern erst mal “da zu sein”. Gerne würde ich Dir einen anderen (systemischen) Ansatz anbieten und habe ein paar Fragen an und für Dich, um Dir als Trainer evnetuell neue Impulse mitzugeben.

  • Hast Du ihn nach seinen Zielen gefragt?
  • Bis wann, wenn er bestimmte Ziele hat, möchte er sie erreichen oder erreichen?
  • Wieso übt er diese Sportart aus?
  • Kennst Du andere Seiten von dem Spieler bzw. weitere Hobbies?
  • Weisst Du wie es in der Schule läuft, wie es Zuhause läuft?
  • Gibt es gerade andere Themen, die ihn beschäftigen? 
  • Wie ist der Umgang mit bestimmten Mitspielern/Freunden?
  • Gibt es hier Unterschiede bzw. ist es vom Gegner abhängig (ich denke an ein Derby)?
  • Wie sprichst Du mit dem Spieler über die Regeln, sein Verhalten, seine Auslegung der Regeln?

Meine Fragen an Dich zielen darauf ab, das Verhältnis bzw. die Kommunikation (neu) zu bewerten und werden zu lassen. Ggf. hilft es Dir, diese zu verbessern und ihn (wieder) zu erreichen, um Dein Anliegen, das körperliche Spielen weiterhin zu fördern und sich an die Regeln zu halten.

Gerne kannst Du auf mich zukommen, wenn Du Fragen oder Sonstiges an Informationen brauchst. 

Deine Frage?

Wir von Die Sportpsychologen sind für dich da. Und weil wir wissen, dass manchmal eine kleine Schwelle im Weg steht, Kontakt zu einem “Psychologen”, einer “Psychologin” oder einer/einem “MentaltrainerIn” zu suchen, machen wir einen Schritt auf dich zu. Wenn du also auch eine Frage an uns loswerden möchtest, dann nutz dafür das folgende Formular.

    Wichtig zu wissen: Manche Fragen und deren Antworten veröffentlichen wir nicht. Wir treten dann mit den jeweiligen FragestellerInnen persönlich in Kontakt. Dies behalten wir uns für Fälle vor, in denen die Anonymität nicht gewährleistet werden kann oder das angestoßene Thema besser im geschützten Raum besprochen wird. Zudem gilt: Unsere Antworten können nicht mehr als Anstösse liefern. Anstösse, von denen du als Leser oder Leserin ableiten kannst, wie wir von Die Sportpsychologen ticken und was wir so machen.

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    Medientipps

    Hier stellen wir euch Links und Hinweise zu ausgewählten aktuellen medialen Veröffentlichungen rund um das Thema Sportpsychologie zur Verfügung. Die Texte, Beiträge, Interviews, Bücher oder Podcasts stammen von unserer Experten und Expertinnen aus dem Netzwerk oder sind aus unserer Sicht äußerst interessant.

    Wolfgang Seidl (zum Profil)

    Wolfgang Seidl, Die Sportpsychologen
    Wolfgang Seidl, Die Sportpsychologen

    Kurier: Gewinnen beginnt im Kopf: Was der Spaß mit dem WM-Erfolg zu tun hat

    Link: https://kurier.at/sport/wintersport/ski-wm-saalbach-alpin-ski-franjo-von-allmen-alexis-monney-odermatt-puchner-oesv/403010053

    Markus Gretz (zum Profil)

    Markus Gretz, Die Sportpsychologen
    Markus Gretz, Die Sportpsychologen

    Outside is free: MARKUS GRETZ: WIE DIR DIE PSYCHOLOGIE BEI TRAUMATA UND MOTIVATIONSTIEFS HELFEN KANN

    Link: https://www.outsideisfree.de/folgen/markus-gretz

    Kyle Varley (zum Profil)

    Kyle Varley, Die Sportpsychologen
    Kyle Varley, Die Sportpsychologen

    Kyle Varley: SPORTPSYCHOLOGIE BEI SRF INPUT

    Link: https://kyleardenvarley.com/sportpsychologie-bei-srf-input🎙%EF%B8%8F/

    Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

    Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

    WAZ: Warum sich so viele Sportler schwertun mit dem Karriereende

    Link: https://www.waz.de/sport/article407923870/warum-sich-so-viele-sportler-schwertun-mit-dem-karriereende.html

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    Nathalie Klingebiel: Mentalität statt Minuten

    In meiner Arbeit als Sportpsychologin an einem Nachwuchsleistungszentrum habe ich häufig mit einem Thema zu tun, dass scheinbar ein nicht verschwinden wollender Nebel über Mannschaften, Spielern und Trainern wabert: Spielzeit.

    Zum Thema: Warum wahre Leader nicht nur auf dem Platz glänzen

    Auch wenn das übergeordnete Motto an NLZs eigentlich „Entwicklung vor Leistung“ lautet, ist in den Köpfen der Spieler doch immer noch verankert, dass sie sich als Fußballer hauptsächlich darüber definieren, ob sie in der Startelf stehen und wie viele Einsatzminuten sie bekommen. Dass jemand, der zwar 90 Minuten durch spielt, dafür aber vielleicht an diesem Tag besonders schwach, nicht zwangsläufig besser ist als jemand, der „nur“ für 20 Minuten eingewechselt wird, dafür aber on point abliefert, ist für viele (noch) nicht die Perspektive der Wahl. Kein Wunder – wird im modernen Fußball doch alles an Zahlen, Werten und Stats gemessen.

    Das Problem daran? Es ergibt sich eine Schwarz-Weiß-Sichtweise, die in den meisten Fällen eine Negativspirale mit sich zieht. Glaubenssätze wie „Ich bin nur gut, wenn ich von Beginn an und über 90 Minuten spiele“ oder „Ich muss eine schlechte Leistung gebracht haben, wenn der Trainer mich auf die Bank setzt“ führen dann zu mangelndem Selbstvertrauen, einem Gefühl von erhöhtem Leistungsdruck sowie geringerer Motivation bis hin zum kompletten Verlust der Freude am Fußball. 

    „Leadership von der Bank“

    An dieser Stelle kommt die Sportpsychologie wieder ins Spiel. Gemeinsam mit den Mannschaften im Rahmen eines Workshops oder mit einzelnen Spielern, die mit ihren Anliegen zu mir ins Coaching kommen, erarbeite ich dann das Thema „Leadership von der Bank“. Dabei wird anhand verschiedener Reflexionsfragen geschaut, was Leadership im Allgemeinen für die Spieler bedeutet und wie sie diese Faktoren und Eigenschaften, nicht nur auf dem Platz, sondern auch von der Bank aus umsetzen können. Sie können sich beispielsweise fragen, wie sie ihr Team konkret unterstützen, auch wenn sie nicht spielen. 

    Wichtig ist es zudem, ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, dass man immer dieselbe Motivation und das gleiche positive Mindset an den Tag legen sollte, so als würde man jedes Spiel in der Startelf stehen. Das sind häufig unterschätzte Qualitäten, die Trainern aber durchaus auffallen und auf die sie Wert legen, was nicht zuletzt auch ihre Entscheidung beeinflussen kann, auf wen sie im nächsten Spiel setzen. Manchmal ist es auch ein strategischer Plan des Trainers, bestimmte Spieler vorerst auf der Bank zu lassen, da ihre Spielweise oder Position nicht zur Taktik des Gegners passt. Auch hier zeigt sich wieder: Leader und somit ein wichtiger Teil der Mannschaft zu sein, heißt nicht gleich Spielzeit. 

    Unterschiedsspieler statt Ersatzspieler

    Nicht zuletzt werden Bankspieler häufig als Joker eingesetzt, die erst im späten Spielverlauf und somit innerhalb kürzester Zeit das Spiel noch drehen oder entscheiden (können). Prominentestes Beispiel: Mario Götze, dessen Name seit dem WM-Finale gegen Argentinien wohl jedem ein Begriff sein sollte, als er Deutschland in der 113. Minute zum WM-Sieg geschossen hat.

    Ein wichtiges Learning, was ich meinen Spielern in diesem Kontext mit auf den Weg gebe, ist folgendes: Spieler von der Bank sind keine Ersatzspieler, sondern Unterschiedsspieler.

    Mehr zum Thema:

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    Janosch Daul: Puzzle-Teil Spielercoaching

    Als sportpsychologischer Coach im Nachwuchsbereich des Halleschen FC habe ich mittlerweile einiges an Erfahrungen sammeln dürfen. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist meine Arbeit für mich ein Privileg. Nicht zuletzt die direkte Zusammenarbeit mit den Spielern, auf die ich in diesem Beitrag den Fokus lege. In den vorangegangenen Texten ging es um die Saisonvorbereitung und die Teamentwicklung.

    Artikelserie Puzzle-Teil Sportpsychologie

    Janosch Daul (zur Profilseite)

    In dieser Artikelserie möchte ich dir, lieber Leser, Einblicke in unsere Philosophie geben und den Übertrag in die Alltagspraxis darstellen. Alles aus meiner Perspektive, der eines sportpsychologischen Coaches. Dabei möchte ich, durch das Aufzeigen meiner Wirkungsbereiche und die Verknüpfung dieser mit unserer Trainingspraxis, die systematische Integration der Sportpsychologie als unverzichtbaren Ausbildungsbestandteil und Leistungsressource hervorheben. Meine eigene Perspektive ergänze ich durch die Ansichten unserer Spieler und die der beiden Trainer. Und wenn du fleißig weiterliest, erfährst du auch, wie das Ganze mit „TEAM 2028“ und „puzzeln“ zusammenhängt. Puzzleteil für Puzzleteil.

    Puzzle-Teil Saisonvorbereitung erscheint am: Do., 9. Januar 2025 (Link)
    Puzzle-Teil Teamentwicklung erscheint am: Do., 23. Januar 2025 (Link)
    Puzzle-Teil Spielercoaching erscheint am: Do., 6. Februar 2025 (Link)
    Puzzle-Teil Trainercoaching erscheint am: Do., 20. Februar 2025 (Link)
    Puzzle-Teil Teamcoaching erscheint am: Do., 6. März 2025 (Link)
    Puzzle-Teil Elterncoaching erscheint am: Do., 20. März 2025 (Link)

    Puzzle-Teil Spielercoaching

    Die zwischenmenschliche Grundlage, um unseren Spielern ein effektiver Unterstützer sein zu können, legte ich ab dem ersten Tag der Zusammenarbeit – durch ein möglichst permanentes Leben von Werten, die ich als – für meine Beziehung zu den Jungs – besonders bedeutsam erachte: Nahbarkeit, Kontaktfreudigkeit, Vertrautheit, Zuverlässigkeit, Fleiß, Ehrlichkeit, Unvoreingenommenheit, Empathie und Integrität. Besonders achte ich darauf, durch mein Verhalten in Form von Tat und durch meine Kommunikation auszustrahlen: „Ich habe Bock darauf, mit dir zusammenzuarbeiten und dich voranzubringen!“ sowie „Ich nehme dich als Mensch genau so an, wie du bist – mit deinen Stärken und Schwächen. Bei mir darfst du genau so sein, wie du bist – mit allem, was du gerade bist!“

    Die inhaltliche Grundlage für ein effektives Unterstützen unserer Spieler legte ich einerseits durch einen Einführungsworkshop, in dem ich den Jungs die Sportpsychologie, meine Arbeitsweise und konkrete Möglichkeiten einer Zusammenarbeit aufzeigte. Andererseits aus individuellen Gesprächen mit den Spielern, bestehend aus zwei Teilen. Nach einem Kennenlernen, in dem ich dem jeweiligen Spieler Raum gab, mir viel über sich und seinen Werdegang zu erzählen, entwickelten wir einen ersten individuellen Rahmen für Zusammenarbeit, indem wir u.a. auf folgende Fragen eingingen: Was wünscht sich der Spieler von mir? In welcher Situation wünscht sich der Spieler mich in welcher Rolle? Wie möchte der Spieler von mir gespiegelt werden?

    Individuelle Zusammenarbeit

    Auf dieser Grundlage begleite ich jeden Spieler individuell, in Coaching-, Beratungs- und Reflexionsprozessen, aber auch auf dem Feld. Manche Coaching- und Beratungsprozesse umfassen eine einzelne Einheit, andere hingegen strecken sich über Wochen. Meistens kommen die Spieler proaktiv von sich aus auf mich zu, teilweise ermutigen aber auch die beiden Coaches die Spieler, bewusst mit mir auf ein Thema zu schauen. Themen, an denen ich bislang mit Spielern gearbeitet habe, sind teilweise psychosozialer Natur und teilweise auf Leistungsfaktoren auf dem Feld bezogen:

    • Umgang mit Heimweh 
    • Umgang mit einer herausfordernden Lehrerin 
    • Umgang mit Problemen in der Beziehung zur Freundin 
    • Umgang mit Problemen in der Beziehung zu den Eltern 
    • Umgang mit dem kritischen Feedback von Mitmenschen 
    • Umgang mit dem Trainer 
    • Umgang mit persönlichen Unsicherheiten 
    • Entscheidungsprozesse
    • Gestaltung von Ansprachen 
    • Körpersprache und Umgang mit Emotionen auf dem Feld
    • Zielsetzung 
    • Mentale Wettkampfvorbereitung 

    Gemeinsam erarbeiten wir uns Lösungsansätze und Handwerkszeug, das dem Spieler hilft, als Mensch und/oder Fußballer zu wachsen und das persönliche Puzzle weiter zu vervollständigen. Außenverteidiger Dave Künne beschreibt seine Sicht der Dinge auf unseren Coachingprozess:

    Feedback

    So regelmäßig wie möglich zeige ich zusätzlich in den Einheiten und Spielen unserer U16 Präsenz. Auf Grundlage der individuellen Rahmen zwischen den Spielern und mir erhalten sie nach den Trainings und Partien ein WhatsApp-Feedback von mir. Ich gehe dabei in der Rolle des Spiegels ausschließlich auf mentale und soziale Leistungsfaktoren wie z.B. Körpersprache, Kommunikation, Einsatzbereitschaft und Emotionskontrolle ein, indem ich meine Wahrnehmungen mit dem jeweiligen Spieler teile – und auf dieser Basis Ratschläge ausspreche und/oder anregende Reflexionsfragen zur tiefergehenden Beschäftigung mit aufgetretenen Situationen und Verhaltensmustern stelle. Die Aufgabe der Spieler besteht dann darin, mir innerhalb von 48 Stunden ein kurzes Rückfeedback per WhatsApp zu geben, indem sie sich damit auseinandersetzen, was sie aus meiner Sprachnachricht mitgenommen haben und worauf sie in der Folge konkret achten wollen, um sich weiterzuentwickeln.

    Vor Spielen unterstütze ich einige Spieler – entsprechend des individuellen Rahmens – in ihrer unmittelbaren Wettkampfvorbereitung, indem wir z.B., integriert in die individuelle und mannschaftliche Vor-Wettkampf-Routine, für das Spiel zu berücksichtigende mentale Aspekte durchgehen oder sich der Spieler entsprechende Ziele fürs Spiel setzt. Flügelflitzer und „HFC-Radio“ Fynn Pietrzyk ist einer dieser Spieler:

    Life Kinetik

    Da der moderne Fußball mehr denn je hohe kognitive Anforderungen an die Spieler stellt, macht es Sinn, kognitive Funktionen gezielt, in Ergänzung zum Mannschaftstraining, zu trainieren. Dabei wende ich Life Kinetik an – ein Bewegungsprogramm, das Bewegungsaufgaben mit kognitiven Herausforderungen und Wahrnehmungsaufgaben verbindet. In Kleingruppen arbeiten wir mithilfe dieses Bewegungsprogramms an kognitiven Funktionen wie z.B. dem Arbeitsgedächtnis, der Inhibitionsfähigkeit und kognitiven Flexibilität oder dem peripheren Sehen. Mittelfeld-Ass Ali Anik beschreibt, inwiefern Life Kinetik ihn in seiner Weiterentwicklung voranbringt: 

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    Frage und Antwort: Wie gelingt das Comeback im Sport nach einem Unfall?

    Malte ist Fußballer. Der Jugendliche spielt leistungsorientiert, bis er auf dem Weg zum Training einen schweren Fahrradunfall erleidet. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt und erfolgreicher Rehabilitation ist er nun eigentlich wieder in der Lage, ins Training einzusteigen. Nur spielt der Kopf nicht mit. Maltes (Name von der Redaktion geändert) Vater hat sich bei uns gemeldet und fragt, was sich gegen die, wie er sagt, “mentale Blockade” seines Sohnes tun lässt? 

    Klaus-Dieter Lübke Naberhaus

    Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

    So allgemein lässt sich die Frage nicht beantworten, da hier verschiedene Ursachen in Frage kommen. Und ob es sowas wie eine mentale Blockade ist, ist auch fraglich. Mit den wenigen Informationen ist dies alles hochgradig spekulativ. 

    Grundsätzlich können wir sagen, dass dies ein Traumata ist, auf das wir mit Stressreaktionen, Angst und Traumafolgestörungen antworten können. Erstens stellt sich die Frage, ob die Verletzungen komplett ausgeheilt und verarbeitet sind? Hat sich eine Angst entwickelt, die ja erst einmal einen Schutzmechanismus darstellt, und wovor besteht die Angst? Gibt es andere psychologische Abwehrmechanismen und wie ist die Verarbeitung des Geschehens im zeitlichen und räumlichen Ablauf?

    Somit lässt sich eine adäquate Umgehensweise nur mit deutlich mehr Informationen und wahrscheinlich auch in einer persönlichen Begleitung herausfinden.

    Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
    Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Danijela Bradfisch (zum Profil

    Es tut mir leid zu hören, dass der junge Athlet nach einem schweren Fahrradunfall Schwierigkeiten hat, sich wieder sportlich zu betätigen. Solche Erfahrungen können sowohl körperlich als auch emotional herausfordernd sein. ich hoffe das meine Tipps, ihm und Ihnen als Erwachsenen helfen könnten, den Wiedereinstieg zu erleichtern:

    Es ist wichtig, geduldig zu sein und sich selbst die Zeit zu geben, die er braucht, um wieder zurückzukehren. Wenn er weiterhin Schwierigkeiten hat, sollte er nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich wünsche ihm alles Gute auf seinem Weg!

    Das ist bestimmt bereits von Ihnen geklärt worden, dennoch möchte ich gerne den 1. Punkt nochmals für Sie schriftlich festhalten, um Ihnen ein gesamtheitliches Bild zu vermitteln. 

    1. Ärztliche Beratung: Es ist wichtig, dass er sich von einem Arzt oder Physiotherapeuten beraten lässt, um sicherzustellen, dass er körperlich bereit ist, wieder zu trainieren und zu spielen.

    2. Langsame Rückkehr: Er sollte sich Zeit nehmen und schrittweise wieder ins Training einsteigen. Kleine, kontrollierte Übungen können helfen, das Vertrauen in seinen Körper zurückzugewinnen.

    3. Mentale Unterstützung: Der Unfall kann auch psychische Auswirkungen haben. Gespräche mit einem Sportpsychologen oder einem vertrauenswürdigen Erwachsenen können helfen, Ängste abzubauen und die Motivation zu stärken.

    4. Positive Einstellung: Es ist wichtig, sich auf kleine Fortschritte zu konzentrieren und sich selbst nicht unter Druck zu setzen. Jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein Erfolg.

    5. Unterstützung durch das Trainerteam: Die Unterstützung von Trainern und Teamkollegen kann sehr hilfreich sein. Ein offenes Gespräch über seine Ängste und Herausforderungen kann das Teamgefühl stärken.

    6. Techniktraining: Anstatt sofort ins Spielgeschehen einzutauchen, kann er an technischen Fähigkeiten arbeiten, um sein Selbstvertrauen zu stärken.

    7. Ziele setzen: Realistische und erreichbare Ziele können helfen, den Fokus zu behalten und die Motivation zu steigern.

    Nathalie Klingebiel, Die Sportpsychologen
    Nathalie Klingebiel, Die Sportpsychologen

    Antwort von: Nathalie Klingebiel (zum Profil)

    Eine Verletzung und der Wiedereinstieg danach ist für einen Sportler immer eine herausfordernde Situation, da viele sowohl physische als auch psychische Faktoren hier zusammenspielen. Meist kommen dabei viele Fragezeichen und Ängste/Unsicherheiten auf, wie z.B.:

    • Werde ich wieder zu alter Stärke finden und meine Leistung abrufen können?
    • Ich habe Angst, dass ich mich erneut verletze.

    Diese Gedanken können zu einer mentalen Blockade führen, die es dann gilt – im besten Fall gemeinsam mit (sport)psychologischer Unterstützung – wieder zu lösen. Dies kann anhand verschiedener Techniken geschehen, in erster Linie ist es aber zunächst wichtig, über die Verletzung und die damit verbundenen Gedanken zu sprechen und seine Sorgen zu teilen. In diesem Rahmen können dann gemeinsam bspw. folgende Themen, Strategien, Techniken etc. erarbeitet werden:

    • ein Gefühl für sich und seinen Körper bekommen („Mein Körper ist stärker als die Angst“)
    • eine realistische Einschätzung erarbeiten, dass (sofern abgeklärt) körperlich alles in Ordnung ist und die vermeintliche Blockade im Kopf sitzt
    • Ursachen für die Blockade klären (Traumata an den Unfall oder oben genannte Ängste)
    • positive Erlebnisse schaffen
    • Visualisierungstechniken nutzen
    • Atem- und Entspannungstechniken erarbeiten
    • langfristige Motivation fördern (z.B. sportliche Ziele besprechen, um den Blick nach vorne zu richten)
    • ggf. die Perspektive auf den Unfall ändern (den Unfall als eine Hürde sehen, die er überwunden hat, und nicht als Hindernis, das ihn aufhält)

    Wichtig: Der Prozess kann Zeit brauchen, und es ist völlig in Ordnung, wenn Rückschläge auftreten. Mit Geduld und der richtigen Unterstützung wird er seinen Weg zurückfinden.

    Deine Frage?

    Wir von Die Sportpsychologen sind für dich da. Und weil wir wissen, dass manchmal eine kleine Schwelle im Weg steht, Kontakt zu einem “Psychologen”, einer “Psychologin” oder einer/einem “MentaltrainerIn” zu suchen, machen wir einen Schritt auf dich zu. Wenn du also auch eine Frage an uns loswerden möchtest, dann nutz dafür das folgende Formular.

      Wichtig zu wissen: Manche Fragen und deren Antworten veröffentlichen wir nicht. Wir treten dann mit den jeweiligen FragestellerInnen persönlich in Kontakt. Dies behalten wir uns für Fälle vor, in denen die Anonymität nicht gewährleistet werden kann oder das angestoßene Thema besser im geschützten Raum besprochen wird. Zudem gilt: Unsere Antworten können nicht mehr als Anstösse liefern. Anstösse, von denen du als Leser oder Leserin ableiten kannst, wie wir von Die Sportpsychologen ticken und was wir so machen.

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      Sebastian Ayernschmalz: Rollenklarheit im Sport, mein Weg als Bundestrainer des American Football Frauen-Nationalteams

      Der Leistungssport ist ein faszinierendes Terrain, in dem Menschen zu Höchstleistungen auflaufen. Doch hinter den glänzenden Medaillen und Pokalen verbirgt sich eine komplexe Welt voller Emotionen, Herausforderungen und vor allem Erwartungen. Als Bundestrainer der American Football Frauennationalmannschaft und sportpsychologischer Experte habe ich das Privileg, diese Herausforderungen aus beiden Perspektiven zu betrachten. Dabei gleicht das Finden einer Klarheit in der eigenen Rolle einer Reise. Immer verfolgt von der Frage: Ist es nicht von Vorteil, wenn man beides kann? Fachliche Kompetenzen plus das Wissen über die psychologischen Prozesse sind nicht nur einzigartig, sondern ja quasi der heilige Gral! Aber ist das wirklich so?

      Zum Thema: Die Rolle des Trainers – Zwischen Erwartungen, Kompetenzen und Grenzen

      Die Rolle eines Trainers ist vielschichtig. Von der technischen Ausbildung über die psychologische Unterstützung bis hin zur strategischen Planung – Trainer:innen sind gefordert, mehrere Hüte gleichzeitig zu tragen. In dem Buch Sports coaching concepts: A framework for coaches‘ behaviour von Lyle (2005) über professionelle Trainerkompetenzen ist das Verständnis der verschiedenen Rollen entscheidend für die Entwicklung einer effektiven Trainingsstrategie. Ein Bundestrainer muss also nicht nur technische Aspekte vermitteln, bzw. sich in seinem eigenen Trainerstab auch mehr oder weniger inhaltlich zurechtfinden, sondern auch mentale Stärke fördern und dabei als Vorbild agieren. Das sind gewaltige Themengebiete für so wenig Zeit und alle Aufgaben sind immer mit dem Druck verbunden, dies zu einem sportlichen Erfolg zu führen.

      In meinem ersten Jahr als Bundestrainer sah ich mich mit der Herausforderung konfrontiert, die Erwartungen der Spielerinnen, der Assistenztrainer:innen und des Verbands zu balancieren. Ich erlebte in meiner verantwortungsvollen Rolle, wie oftmals zahlreiche Aufgaben ankamen, hängen blieben und am Ende zur Klärung geführt werden mussten. Somit entstand die Wahrnehmung, alle Dinge klären zu müssen, auch jenseits der eigenen Aufgabenbeschreibung und Kompetenzen. Mein Learning: Die Kunst besteht vor allem darin, sich nicht in Themen zu verlieren, die nichts mit der Leistung auf dem Feld zu tun haben.

      Die Bedeutung der Rolle eines Sportpsychologen: Der unsichtbare Unterstützer

      Sebastian Ayernschmalz mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft im American Football, Quelle: privat

      Die Rolle der sportpsychologischen Betreuung ist für mich ebenso entscheidend wie die der Assiszenztrainer:innen. Mit dem Wissen, dass der Cheftrainer nicht nur das notwendige Wissen mitbringt, sondern dies auch als Teil der Philosophie des Coachings unterstützt und fördert, ist dabei auf der einen Seite sicher ein großer Pluspunkt bei einem offenen Umgang mit jeglichen belastenden Themen. Die sportpsychologischen Experten fungieren oft als der unsichtbare Unterstützer im Hintergrund, der den Athlet:innen hilft, mental stark zu bleiben. Ein für mich zentraler Aspekt der sportpsychologischen Theorie ist das Modell der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (2000), das besagt, dass ein hohes Maß an Autonomie und Unterstützung zu besserem sportlichen Engagement führt. Dabei gilt es, den Menschen in mehr als nur der Rolle der Sportlerin zu akzeptieren und deren Probleme und Nöte auch anzuerkennen. Ich habe mich sehr früh entschieden, hier zwei weitere Menschen mit sportpsychologischen Hintergrund einzubringen. Ausschlaggebend waren hier auch persönliche Erfahrungen, die einen Entscheider in gewisse Zwickmühlen bringen. Auf der einen Seite ist die Erwartung an den Bundestrainer und an meine Coaches, die bestmögliche Mannschaft zusammenzustellen. Dies basierend auf der sportlichen Leistung eines Menschen. Auf der anderen Seite weckt die Rolle eines Sportpsychologen auch die Erwartung, jegliche Art der persönlichen Herausforderungen anzuerkennen und legt nahe, dass diese auch in den Entscheidungsprozess einfließen lassen. Dabei entsteht auch das Kernproblem der Rollendiffusion.

      Sieg oder Niederlage was zählt?

      Sebastian Ayernschmalz, Quelle: privat

      Auch wenn man mit der Brille eines psychologischen Hintergrundes Blockaden besser verstehen kann, ändert dies nichts an den klaren Zielen einer Auswahlmanschaft. Als Bundestrainer wird final die Abrechnung anhand der Spielergebnisse und Tabellen gemacht. Der Sportpsychologe verbleibt dabei oft im Hintergrund, Ergebnisse messbar machen ist komplexer, bedarf mehr Theorie und Wissen und am Ende bleibt auch vieles in den Einzelsettings anonym und im Verborgenen. Hier merkte ich, dass dies ein klares Rollenverständnis in der Zusammenarbeit mit den Trainer:innen, Sportpsychologen, Funktionären und Spielerinnen erforderte. Es wurde schnell klar, dass Missverständnisse über die Rollen zu Spannungen führen können. Wem vertraue ich was an und was sind die möglichen Konsequenzen daraus? Kann mir mein(e) Trainer:in helfen oder ist das schon Grund genug, nicht mehr eingeladen zu werden? Das Bewusstsein über diese Zuständigkeiten zu schaffen war eine gewaltige Aufgabe. Dieses entsprechend zu transportieren, klarzustellen und am Ende in der Umsetzung zu begleiten, war das zentrale Learning aus meiner Tätigkeit.

      Rollenklarheit als Schlüssel zur Teamharmonie und inneren Frieden

      Sebastian Ayernschmalz, Quelle: privat

      Die Erfahrungen, die ich als Trainer und aus der sportpsychologischen Perspektive gesammelt habe, führten mich zu der Erkenntnis, dass Rollenklarheit einer der Schlüssel für Teamharmonie und individuelle Leistungssteigerung ist. Ein klar definiertes Rollenverständnis reduziert nicht nur Konflikte, sondern fördert auch das Vertrauen und die Zusammengehörigkeit im Team. In Anlehnung an die soziale Identitätstheorie (Tajfel & Turner, 1986) wird deutlich, dass Athleten durch ein starkes Rollenbewusstsein nicht nur ihre eigene Identität finden, sondern auch die Teamidentität stärken können. Hierbei spielen auch die Assistenztrainer:innnen eine gewichtige Rolle. Sie müssen dabei unterstützen, im direkten Gespräch mit den Spielerinnen diese Klarheit auf allen Seiten zu erzeugen. Mit einem Coaches-Staff von 14 Trainer:innen und einem Spielerinnenpool von mehr als 100 Spielerinnen ist dies auch kein schneller Kulturwandel, sondern bedarf Zeit, zumal in den Auswahlmannschaften eine Fluktuation auf allen Ebenen gegeben ist.

      Rollen bringen Ziele mit sich

      Ohne Klarheit der eigenen Rolle findet man sich schnell in Tätigkeiten, die gemacht werden müssen, aber die dafür Sorgen, dass man sich mehr und mehr von seiner eigentlichen Tätigkeit distanziert. Plötzlich sortiert man die Teamklamotten, anstatt sich um die Entwicklung der Mannschaft zu kümmern. Je mehr man macht, umso häufiger kommen Fragen auf, für die man keine Zeit oder ausreichende Befähigung hat. Sich selbst diese Fragen beantworten, dies vielleicht auch mit der Organisation abzusprechen, sorgt sehr schnell dazu, dass man die eigenen Aufgaben besser kennt.

      Aber nicht nur das, sondern es wird auch viel klarer, an welcher Stelle in meiner Organisation ich welchen Menschen brauche. Selbst wenn man das notwendige Wissen hat, um Fragen zu beantworten oder weiterhelfen zu können, sind es zeitliche Ressourcen, die mich oder uns binden. Das Wissen über die eigene Rolle, die konkrete Aufgabe und die definierten Ziele zeigt Lücken in der Organisation auf und kann helfen, für diese Blackholes Menschen zu finden, die einen unterstützen.

      Ein Aufruf zur Reflexion

      Die Herausforderungen, die Trainer:innen und Sportpsycholog:innen im Sport begegnen, sind vielfältig. Sie erfordern nicht nur Fachwissen, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Dynamik menschlichen Verhaltens. Rollenklarheit fungiert nicht nur als Instrument zur Konfliktminimierung, sondern als Katalysator für individuelle und kollektive Spitzenleistungen.

      Die eigene Rolle sauber zu definieren und sich abzugrenzen, schafft nicht nur Ressourcen, sondern lenkt auch den Fokus auf das Wesentliche. Meine wichtigsten Fragen waren: Was ist eigentlich meine Aufgabe und woran wird mein Erfolg gemessen? Welche Erwartungen bringe ich an meine Rolle mit, und wie klar ist meine eigene Rolle? Welche Rollen begegnen mir im Trainerstab, in der Organisation auf dem Feld? Und was ist deren Aufgabe? In einer Welt, die häufig von Leistung und Erfolg geprägt ist, sollten wir nicht vergessen, dass Klarheit der erste Schritt zu wahrer Teamstärke und persönlichem Wachstum ist.

      Fazit

      Auch wenn der Sport, und vor allem das Spiel selbst durch Regeln und Rollen klar definiert ist und das Spiel einfach und klar scheint, verschwimmen die Grenzen mit engerer und längerer Zusammenarbeit zunehmend. In der komplexen Welt des Sports ist Rollenklarheit nicht nur eine organisatorische Notwendigkeit – sie ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Sportkultur.

      Literatur

      Deci, E & Ryan, R., (2000), The „What“ and „Why“ of Goal Pursuit, Human Needs and the Self-Determination of Beahvior, Psychology Inquiry, Vol. 11

      Lyle, J. (2005). Sports coaching concepts: A framework for coaches‘ behaviour. Routledge.
      https://www.taylorfrancis.com/books/mono/10.4324/9780203994986/sports-coaching-concepts-john-lyle

      Tajfel, H. & Turner, J. C. (1986). The social identity theory of intergroup behavior. In S. Worchel & W. G. Austin (Hrsg.), Psychology of intergroup relations (S. 7–24). Chicago: Nelson.

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      In den Köpfen und zwischen den Ohren… Sportpsychologie im Biathlon

      Berlin, Prenzlauer Berg am letzten Januar-Wochenende des Jahres 2025. In den Schulungsräumlichkeiten von Alba Berlin findet das Netzwerktreffen von Die Sportpsychologen statt. Vorrangig geht es um Traumata im Sport. Aber nicht nur. So kommt die Rede auf den parallel stattfindenden Biathlon-Weltcup im italienischen Antholz. Im Fokus stehen die schlechten Schießleistungen der deutschen Herren und deren mediale Aufarbeitung. Denn ganz interessant: Über Minuten sprechen ZDF-Expertin Laura Dahlmeier, Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim Deutschen Skiverband und die beiden ZDF-Journalisten Alexander Ruda und Nils Kaben über Sportpsychologie. Sie geben interessante Beobachtungen wieder, benennen Probleme und suchen nach Lösungen. Im Netzwerk haben wir die Diskussion im Sinne der Sportpsychologie aufgegriffen:  

      Wo lässt sich kurzfristig ansetzen, um mit Biathleten zu arbeiten, die nicht unbelastet oder sogar mit Angst zum Schießstand kommen? 

      Janosch Daul, Die Sportpsychologen
      Janosch Daul, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Janosch Daul (zur Profilseite)

      Im Rahmen des Verfolgungsrennens von Antholz hat die jetzige Expertin und frühere Weltklasse-Biathletin Laura Dahlmeier schon einen schlüssigen Ansatz vorgeschlagen: Daran zu arbeiten, die (ursprüngliche) Freude am Biathlonsport – und damit  auch am Schießen – wieder in den Fokus zu rücken. Letztlich sind die gegenwärtigen Schwierigkeiten am Schießstand aber höchst individuell zu betrachten. Und: Individuelle Schwierigkeiten benötigen individuelle maßgeschneiderte Lösungen. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass die zuletzt schwachen Ergebnisse beim Schießen darauf eingezahlt haben, dass die eigene Kompetenzüberzeugung aktuell zu gering ist, um mit dem nötigen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten der Anforderungssituation schießen zu begegnen. Dahingehend können Visualisierungstechniken, der innere Dialog oder auch die (Weiter)entwicklung eigener Prä-Performance-Routinen hilfreich sein. Zudem sollte (weiterhin) ein Raum für das Sammeln von Erfolgserlebnissen geschaffen werden.

      Insgesamt sollten alle Interventionen darauf einzahlen, dass die Biathleten mit Freude auf die Herausforderung – anstatt mit Angst vor dem Versagen – an den Schießstand skaten. 

      Antwort von: Prof. Dr. Oliver Stoll (zur Profilseite)

      Also kurzfristig bedeutet “Feuerwehr”. Und ob man Feuerwehr-Aktionen machen möchte, bleibt ja jedem selbst überlassen. Die Forschung zeigt, dass der Erfolg von sportpsychologischen Feuerwehrmaßnahmen liegt bei 50% – und das ist – statistisch betrachtet – der “Zufall”. Ein Trainer sagt dann vielleicht auch: “Das ist besser als nichts”. Okay – nachvollziehbar, aber unser Anspruch sollte da ein anderer sein. Kurzfristig kann man natürlich genau das machen, was Janosch oben beschrieben hat. 

      Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen
      Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Yvonne Dathe (zur Profilseite)

      Ich kann den bisherigen Aussagen nur zustimmen. Hilfreich kann es sein, sich im Hier und Jetzt zu verankern. Sprich: Ich nehme meine Angst wahr, atme tief und bewusst ein und aus, damit bin ich automatisch in der Wahrnehmung des Atems, des Körpers und damit im Hier und Jetzt. Anschließend nehme ich wahr, was ich sehen, hören, riechen, schmecken und spüren kann. Damit ist der Kreislauf der Angst erst einmal kurz unterbrochen. Nun kann ich mich auf das fokussieren, was jetzt notwendig ist und danach handeln. Dieses Verankern im Jetzt funktioniert umso besser, je häufiger ich es trainiert habe. 

      Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zur Profilseite)

      Es ist schon viel geschrieben worden, was sicherlich zutrifft und auch das Thema “Feuerwehr” kann über den Placebo-Effekt hinaus immer hilfreich sein, weil sie die aktuelle Spiral durchbricht und Änderung mit sich bringt. Grundsätzlich ist Sportpsychologie eine langfristige Begleitung und auch das gemeinsame Erarbeiten von Ressourcen und ihre Aktivierung.

      Und sicherlich ist sowohl der Ansatz, wieder Freude zu haben, Druck zu nehmen, ein Erfolgversprechender, das heißt durchaus mal das “Gewehr im Schrank zu lassen” und Distanz zu gewinnen und anstatt Dinge zu tun, die Freude bereiten und vom Druck entlasten.

      Stelle ich die Angst in den Mittelpunkt, kann ich aus therapeutischer Sicht natürlich mit “Kriseninterventionstechniken” arbeiten, wie z.B. von Yvonne beschrieben, also mit Regulation der Emotionen und Körperfunktionen, Instruktion der Kognitionen und zurück erlangen von Kontrolle und Sicherheit. Dies wird jedoch eventuell nicht zwingend eine ausreichende Stabilität erreichen, wenn die Erfolgserlebnisse sich nicht einstellen.

      Imaginationen sind hilfreiche Techniken, um die Angst spezifisch zu bearbeiten, das braucht, wie Janosch schon sagt, eine individuelle Analyse und meist auch individuelle Lösungen. Die können sicherlich jetzt begonnen werden, brauchen jedoch, um stabil erfolgreich zu sein, eine mittel- und langfristige Perspektive. 

      Dunja Lang, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Dunja Lang (zur Profilseite)

      Aufs und Abs sind ein integraler Teil der Karriere eines jeden Sportlers. 

      Darauf vorbereitet zu sein, ist wichtig, und dafür sollten auch “Kurzfrist-Interventionen” bei Misserfolgen und “Durststrecken” systematisch immer wieder trainiert und genutzt werden. Idealerweise in einer stabilen Coaching Beziehung mit einem Mentalcoach oder Sportpsychologen. Das hat auch den Vorteil, dass Phasen der Stagnation oder des Misserfolgs die Dramatik verlieren und als ein Teil der “Normalität” im Sportlerleben akzeptiert werden. Und man hat ein Gefühl der Kontrolle, wie man es angeht, statt in Kontrollverlust, Katastrophendenken und Aktionismus, wie “Druckmuster” und „Krisengespräche“ zu verfallen. Diese Phänomene machen meistens die Sache noch viel schlimmer und führen oft in eine Abwärtsspirale, die sogar im Team “ansteckend” sein kann.

      Aus meiner Erfahrung im Coaching mit Top Athleten in “Technik-Sportarten” wie Biathlon, Ski Alpin und Reiten sind mehrere Schritte wichtig, und zwar in genau dieser Reihenfolge:

      1. Reflexion und Analyse auf rationaler und emotionaler Ebene: Wie kam es dazu, welche Faktoren spielen eine Rolle? Oft herrscht Ratlosigkeit, da kann z.B. die Zeitlupentechnik aus der Sporthypnose helfen. Oft sind hohe Erwartungen und empfundener Druck und die Angst, dass ES wieder passiert, ein wesentlicher Faktor. Wenn Trainer und Sportdirektoren in Interviews zigfach das Wort “MÜSSEN” in den Mund nehmen und eigene Anspannung signalisieren, wird der empfundene Druck für die Sportler sicher nicht kleiner. Unser Unbewusstes mag das Wort MÜSSEN nicht, das allein kann für “Druck” empfinden schon ausreichen. Das Kommunikationsverhalten im Umfeld spielt eine große Rolle. Und die Frage, wie die SportlerInnen auf das Umfeld optimal reagieren. Und sich klar machen: Jeder Druck ist selbstgemacht, weil man immer eine Wahl hat, wie man auf das Umfeld reagiert.
      1. Re-Justierung und Anpassung der Ziele aufgrund der Ausgangslage. Den Fokus mehr auf den Prozess, das innere Erleben, die optimale mentale Ausrichtung, die Freude und den “Sinn” im Sport, als auf Ergebnisse legen, so schwer es fällt. Die jetzige Performance als Basis für neue Ziele nehmen.
      1. Verarbeitung der “negativen” Erlebnisse und Bearbeitung von Stresserleben, Druck und Angst. Mit neurowissenschaftlich fundierten, schnell wirksamen Techniken wie Sporthypnose und “embodiment-orientierten” Techniken, die Kopf und Körper schnell entstressen und das, was noch an Erlebnissen “drin” steckt, schnell und wirksam verarbeiten. Oft hilft nicht noch mehr Reden, sondern auf einer unbewussten und körperlichen Ebene schnell abhaken und verarbeiten. Je mehr Krisen-Gespräche, umso mehr “Dramatik”. Leider sind solche Mentaltechniken auch im Profisport noch kaum etabliert und bekannt.
      1. Neuen Fokus, Zuversicht und Zuversicht aufbauen, u.a. mit Visualisierungstechniken, aber noch besser Sporthypnose nutzen, um das Gefühl des erfolgreichen Performance optimal lebendig aufzubauen und die nötigen Abläufe wirksam zu verankern. Mit Sporthypnose kann man auch wirksam Kopfkino, Gedankenkreisen und Katastrophendenken “jetzt muss die Null her, sonst…” in den Griff bekommen. Weil damit das “denkende Frontalhirn” heruntergefahren wird und die kreativen, lösungsorientierten Hirnareale hochgefahren werden.

      Was sind eure Ideen, um mittel- bis langfristig an der Schussleistung zu arbeiten?

      Janosch Daul, Die Sportpsychologen
      Janosch Daul, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Janosch Daul (zur Profilseite)

      Boah, ich denke, das werden die Schießtrainer der Jungs viel, viel besser beantworten können als wir ; ) 

      Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen
      Norbert Lewinski, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Norbert Lewinski (zur Profilseite)

      Das Problem ist, dass viele der Athleten mit ganz schön viel Druck und vielleicht auch ein bisschen Angst dorthin gehen. Das wirkt sich natürlich negativ auf die Ergebnisse aus. Ich persönlich schieße ja auch ein bisschen als Hobby, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es beim Schießen vor allem darum geht, den Kopf richtig frei zu bekommen. Man muss in der Lage sein, alles um sich herum auszublenden und sich voll auf das Ziel zu konzentrieren – quasi wie ein Tunnelblick. Wenn man das hinkriegt, hat man viel bessere Chancen, auch unter Druck gut abzuschneiden. 

      Und psychologisch gesehen geht es da oft auch um mehr als nur den Schießstand. Viele haben unbewusste Blockaden oder Ängste, die sie nicht mal richtig wahrnehmen, aber die sie trotzdem in ihrer Leistung bremsen. Deshalb wäre es für die Biathleten vielleicht hilfreich, sich mal mit diesen inneren Hindernissen auseinanderzusetzen – das kann durch gezielte psychodynamische Arbeit geschehen. Ein Ansatz könnte auch sein, dass sie lernen, wie man sich mental vorbereitet. Ich würde raten, vor dem Schießen genau zu visualisieren, wie der perfekte Schuss aussieht. Man kann sich das richtig vorstellen, wie der Atem geht, der Schuss abgegeben wird – das hilft, um den Körper und den Kopf auf das Wesentliche zu fokussieren. Natürlich hilft auch Entspannung, damit man die Nerven behält. Ich stelle mir vor, dass ein bisschen tiefe Atmung oder vielleicht eine kurze Meditation direkt vor dem Schießen den Jungs helfen würde, den Kopf wieder klar zu bekommen. Wenn man sich dann noch mit positiven Gedanken wie „Ich kann das“ und „Ich bin bereit“ stärkt, kann das wahre Wunder wirken. Wichtig ist, dass sie diese Techniken nicht nur theoretisch kennen, sondern auch regelmäßig im Training anwenden. Wenn sie das in den Alltag integrieren, dann können sie das auch im Wettkampf viel besser abrufen und bleiben ruhiger, selbst wenn’s mal richtig stressig wird. 

      Und jetzt zum Schluss kommt das Wichtigste – für diese Aufgabe wird ein Sportpsychologe benötigt, der in der Lage ist, die Athleten zu vereinen und in ihnen das Vertrauen in diese Methodik zu wecken. Er muss ihnen auch die Bedeutung dieser Methodik vermitteln, denn das, was hier entscheidend ist, damit es funktioniert, ist, dass die Athleten einen großen Wert in dieser Art der Arbeit erkennen – das ist die schwierigste Aufgabe und gelingt nicht jedem.

      Antwort von: Prof. Dr. Oliver Stoll (zur Profilseite)

      Zunächst einmal muss man sehr wahrscheinlich vielen Trainer*innen erst einmal erklären, wie Psycho funktioniert – also was zwischen den Ohren überhaupt passiert. Erst dann verstehen diese Trainer*innen vielleicht auch, warum wir was machen. Ich würde zunächst mit Psychoedukation beginnen, dann eine “belastbare Infrastruktur” für Mentales Training im Verband installieren und dann vor allen Dingen im Nachwuchs mit der Arbeit an den Stützpunkten vor Ort beginnen, denn die Profis müssen das schon können, wenn Sie dann dort angekommen sind. Tools und Techniken kennen wir genügend. Ich denke, ein systemische Herangehensweise könnte hier den Biathlon tatsächlich voranbringen.

      Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zur Profilseite)

      Da bin ich dann sehr bei Oliver und Norbert. Wir reden letztendlich darüber, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben, Sicherheit beim Tun und Ressourcen, um unerwartete Hindernisse zu bewältigen. Dass unter dem Druck, der jeden Tag anders ist, und durch viele Faktoren bestimmt ist.

      Um hier mal im therapeutischen Bereich zu sprechen, braucht es gute Prävention, das heißt frühzeitig in der Jugend beginnendes Training von Fähigkeiten, deren Steuerung primär “zwischen den Ohren” stattfindet. Dazu gehört für alle Beteiligten, angefangen beim Athleten, über die Trainer bis zu den Eltern, das Wissen darum, dass von Oliver treffenderweise als “Psychoedukation” bezeichnet wird.

      Für den einzelnen Athleten braucht es dann eine individuelle Anamnese, die den aktuellen Stand der Fähigkeiten, die vorhandenen Ressourcen und auch die Hindernisse und Schwächen analysiert, und dies systemisch und ganzheitlich betrachtet. Dies wird sicherlich in jedem Techniktraining getan, weshalb nicht auch im Bereich des mentalen Trainings?

      Hieraus entwickelt sich dann für jeden ein individueller Therapieplan, ein Trainingsprogramm, das jederzeit anzupassen ist. Dazu zählen der Umgang mit Druck und Angst, die Aufmerksamkeitslenkung der Fokussierung, die Imagination der Technik, die Regulation von Emotionen, die Selbstgespräche und -instruktionen und vieles mehr. Techniken und Methoden im Detail hat Norbert schon geschildert.

      Für die Biathleten heißt das kurzfristig zusammen mit ihren Trainern und ggf. vorhandenen sportpsychologischen Begleitern den Druck raus zu nehmen, die Angst mit Regulationstechniken zu mindern und vielleicht mit geeigneten spezifischen Techniken ganz aufzulösen. Alle Athleten, die sich in diesem Bereich nicht schon begleiten lassen, ist dies zu empfehlen.

      Arthur Wachter, Die Sportpsychologen
      Arthur Wachter, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Arthur Wachter (zur Profilseite)

      Ich möchte mich gerne auch zu diesem Thema kurz äußern, obwohl schon fast alles gesagt wurde. Da wir am Wochenende schon sehr intensiv – bei unserer Fortbildung – darüber diskutiert haben, meine Meinung vor allem zum Thema: Zeitpunkt – wann soll ich mit dem Mentaltraining starten?

      Biathlon ist eine der anspruchsvollsten Wintersportarten!

      Um die Probleme „zwischen den Ohren“ zu bewältigen, sollte das mentale Training ein integraler Bestandteil der Saisonvorbereitung und Wettkampfbegleitung sein und keinen „Feuerwehreinsatz“ darstellen, wie schon von den Kollegen beschrieben.

      Andererseits steht ein großer Wettkampf bevor – die WM! Also doch vielleicht eine kurze Intervention und dann parallel eine intensive Planung für die nächsten Wettkämpfe – Beispiel Olympia?

      In der aktuellen Saison zeigt sich besonders bei unseren Biathleten, dass es beim Schießen Schwierigkeiten gibt. Katastrophale Wettkampfergebnisse und eine Vielzahl von Fehlschüssen lassen darauf schließen, dass nicht nur die Technik, sondern auch die mentale Verfassung der Athleten unter Druck leidet. Genau hier setzt mentales Training an. Die Techniken wurden ja oben schon von meinen Kollegen genannt.

      Also wäre genau jetzt der Zeitpunkt da – dass sich der Ski Verband darüber Gedanken machen könnte, eine Zusammenarbeit mit Sportpsychologen zu starten, um spezifische mentale Blockaden zu lösen und Selbstvertrauen aufzubauen.

      Mentales Training ist keine kurzfristige Lösung, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der sowohl im Training als auch im Wettkampf gepflegt werden muss. Mit der richtigen mentalen Einstellung können sich die deutschen Biathleten aus ihrem aktuellen Tief befreien und ihre Schießleistung wieder auf ein Top-Niveau bringen. Denn im Biathlon gilt: Wer die Sache zwischen den Ohren beherrscht, trifft auch ins Schwarze.

      Dunja Lang, Die Sportpsychologen

      Antwort von: Dunja Lang (zur Profilseite)

      Siehe mein vorheriger Beitrag oben – eine systematische Mentale, sportpsychologische Ausbildung und Begleitung von SportlerInnen, TrainerInnen und Sportdirektoren, auch im Kommunikationsverhalten, wäre wünschenswert und anzustreben. Da bin ich bei meinen KollegInnen.

      Dr. Hanspeter Gubelmann, Die Sportpsychologen

      Antwort von Dr. Hanspeter Gubelmann (zur Profilseite)

      Die Thematik ist insofern brisant, weil in genau zwei Wochen die Biathlon-WM in der Lenzerheide (CH) beginnen. Die Resultate an diesem „Zielwettkampf“ werden in den Verbänden (z.B. der Schweiz) u.a. als Grundlage für die zukünftige Mittelvergabe durch den nationalen Olympischen Verband dienen. Das wissen alle Involvierten, insbesondere natürlich auch die Trainer:innen und Verbandsverantwortlichen. Das, was dort zwischen den Ohren stattfinden wird, hat auch mit existentiellen Gedanken zu tun.

      Mentale Stabilität, Vertrauen und Zuversicht sind nun insbesondere auch bei allen Trainer:innen gefragt! Wer aber kümmert sich um die matchentscheidenden mentalen Fähigkeiten und Fähigkeiten dieser Schlüsselpersonen? Sehr zu wünschen wäre, dass im Verband Möglichkeiten und Strukturen bereits angelegt sind, um die Trainer:innen hierfür bestmöglich zu unterstützen.Obwohl ich „Feuerwehrübungen“ eher kritisch sehe – zumindest die Frage an jeden einzelnen Trainer/einzelne Trainerin muss notwendigerweise geklärt sein: Fühle ich mich als Trainer:in angesichts der gestellten Anforderungen (Druck, Erwartungen, Medien, WM, etc.) in der Lage, die mir anvertrauten Athlet:innen bestmöglich zu begleiten? Im Zweifelsfall könnte hier die Angewandte Sportpsychologie einen punktuellen, auch kurzfristig angelegten Beitrag leisten!

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