Malte ist Fußballer. Der Jugendliche spielt leistungsorientiert, bis er auf dem Weg zum Training einen schweren Fahrradunfall erleidet. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt und erfolgreicher Rehabilitation ist er nun eigentlich wieder in der Lage, ins Training einzusteigen. Nur spielt der Kopf nicht mit. Maltes (Name von der Redaktion geändert) Vater hat sich bei uns gemeldet und fragt, was sich gegen die, wie er sagt, “mentale Blockade” seines Sohnes tun lässt?

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)
So allgemein lässt sich die Frage nicht beantworten, da hier verschiedene Ursachen in Frage kommen. Und ob es sowas wie eine mentale Blockade ist, ist auch fraglich. Mit den wenigen Informationen ist dies alles hochgradig spekulativ.
Grundsätzlich können wir sagen, dass dies ein Traumata ist, auf das wir mit Stressreaktionen, Angst und Traumafolgestörungen antworten können. Erstens stellt sich die Frage, ob die Verletzungen komplett ausgeheilt und verarbeitet sind? Hat sich eine Angst entwickelt, die ja erst einmal einen Schutzmechanismus darstellt, und wovor besteht die Angst? Gibt es andere psychologische Abwehrmechanismen und wie ist die Verarbeitung des Geschehens im zeitlichen und räumlichen Ablauf?
Somit lässt sich eine adäquate Umgehensweise nur mit deutlich mehr Informationen und wahrscheinlich auch in einer persönlichen Begleitung herausfinden.

Antwort von: Danijela Bradfisch (zum Profil)
Es tut mir leid zu hören, dass der junge Athlet nach einem schweren Fahrradunfall Schwierigkeiten hat, sich wieder sportlich zu betätigen. Solche Erfahrungen können sowohl körperlich als auch emotional herausfordernd sein. ich hoffe das meine Tipps, ihm und Ihnen als Erwachsenen helfen könnten, den Wiedereinstieg zu erleichtern:
Es ist wichtig, geduldig zu sein und sich selbst die Zeit zu geben, die er braucht, um wieder zurückzukehren. Wenn er weiterhin Schwierigkeiten hat, sollte er nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich wünsche ihm alles Gute auf seinem Weg!
Das ist bestimmt bereits von Ihnen geklärt worden, dennoch möchte ich gerne den 1. Punkt nochmals für Sie schriftlich festhalten, um Ihnen ein gesamtheitliches Bild zu vermitteln.
1. Ärztliche Beratung: Es ist wichtig, dass er sich von einem Arzt oder Physiotherapeuten beraten lässt, um sicherzustellen, dass er körperlich bereit ist, wieder zu trainieren und zu spielen.
2. Langsame Rückkehr: Er sollte sich Zeit nehmen und schrittweise wieder ins Training einsteigen. Kleine, kontrollierte Übungen können helfen, das Vertrauen in seinen Körper zurückzugewinnen.
3. Mentale Unterstützung: Der Unfall kann auch psychische Auswirkungen haben. Gespräche mit einem Sportpsychologen oder einem vertrauenswürdigen Erwachsenen können helfen, Ängste abzubauen und die Motivation zu stärken.
4. Positive Einstellung: Es ist wichtig, sich auf kleine Fortschritte zu konzentrieren und sich selbst nicht unter Druck zu setzen. Jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein Erfolg.
5. Unterstützung durch das Trainerteam: Die Unterstützung von Trainern und Teamkollegen kann sehr hilfreich sein. Ein offenes Gespräch über seine Ängste und Herausforderungen kann das Teamgefühl stärken.
6. Techniktraining: Anstatt sofort ins Spielgeschehen einzutauchen, kann er an technischen Fähigkeiten arbeiten, um sein Selbstvertrauen zu stärken.
7. Ziele setzen: Realistische und erreichbare Ziele können helfen, den Fokus zu behalten und die Motivation zu steigern.

Antwort von: Nathalie Klingebiel (zum Profil)
Eine Verletzung und der Wiedereinstieg danach ist für einen Sportler immer eine herausfordernde Situation, da viele sowohl physische als auch psychische Faktoren hier zusammenspielen. Meist kommen dabei viele Fragezeichen und Ängste/Unsicherheiten auf, wie z.B.:
- Werde ich wieder zu alter Stärke finden und meine Leistung abrufen können?
- Ich habe Angst, dass ich mich erneut verletze.
Diese Gedanken können zu einer mentalen Blockade führen, die es dann gilt – im besten Fall gemeinsam mit (sport)psychologischer Unterstützung – wieder zu lösen. Dies kann anhand verschiedener Techniken geschehen, in erster Linie ist es aber zunächst wichtig, über die Verletzung und die damit verbundenen Gedanken zu sprechen und seine Sorgen zu teilen. In diesem Rahmen können dann gemeinsam bspw. folgende Themen, Strategien, Techniken etc. erarbeitet werden:
- ein Gefühl für sich und seinen Körper bekommen („Mein Körper ist stärker als die Angst“)
- eine realistische Einschätzung erarbeiten, dass (sofern abgeklärt) körperlich alles in Ordnung ist und die vermeintliche Blockade im Kopf sitzt
- Ursachen für die Blockade klären (Traumata an den Unfall oder oben genannte Ängste)
- positive Erlebnisse schaffen
- Visualisierungstechniken nutzen
- Atem- und Entspannungstechniken erarbeiten
- langfristige Motivation fördern (z.B. sportliche Ziele besprechen, um den Blick nach vorne zu richten)
- ggf. die Perspektive auf den Unfall ändern (den Unfall als eine Hürde sehen, die er überwunden hat, und nicht als Hindernis, das ihn aufhält)
Wichtig: Der Prozess kann Zeit brauchen, und es ist völlig in Ordnung, wenn Rückschläge auftreten. Mit Geduld und der richtigen Unterstützung wird er seinen Weg zurückfinden.
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