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Anmeldung “Die rote Couch – Das Sportpsychologie-Barcamp” am 25.11.2017 in Berlin

Am Samstag, den 25. November, findet im Leistungszentrum von Penta Sports in Berlin das Event “Die rote Couch – Das Sportpsychologie-Barcamp” statt. Die Veranstaltung richtet sich an Sportpsychologen und Mentaltrainer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie an Spieler, Trainer und Funktionäre aus dem E-Sports. Eingeladen sind ebenso Vertreter aus der Wirtschaft und Journalisten.

Online-Anmeldungen sind bis zum Donnerstag, den 23. November, möglich. Sollte das Event schon ausgebucht sein, wird an dieser Stelle informiert.

Preise

50 EUR Studenten (bitte Nachweis anfügen)
75 EUR Sportler
100 EUR Sportpsychologen*, Mentaltrainer, Trainer, Funktionäre, Unternehmer und Journalisten

*Profilinhaber von Die Sportpsychologen erhalten einen Rabatt

Anmeldung

    Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kontaktformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Die Daten werden nach abgeschlossener Bearbeitung Ihrer Anfrage gelöscht. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an datenschutz@die-sportpsychologen.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

    Mehr Informationen zum Event:

    Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp – 25.11.2017 in Berlin

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    Patrick Finke: Sportpsychologie? Damit habe ich noch nie gearbeitet! (Warum fragen wir nicht einfach die Besten? Episode 3)

    Es ist mir in den vergangenen Wochen sichtlich schwer gefallen, mich ganz bewusst an die Ausarbeitung der vielen tollen Gespräche mit wundervollen Spielern zu setzen, die ich seit dem Frühjahr getroffen habe. Warum? Weil ich das letzte so bewegende Interview mit Dennis Zimmermann mit all den damit verbundenen Eindrücken erst einmal für mich einordnen musste. Und irgendwie wollte ich mit einer bewussten Stille all die Worte ehren, die wir gemeinsam auf Papier gebracht hatten.

    Dennis Zimmermann: NO REGRETS! (Warum fragen wir nicht einfach die Besten? Episode 2)

    Und so kam es, dass ich mich erst nach einem erneuten Treffen mit Dennis wieder an meinen Schreibtisch setzte, um die neue Geschichten aufzuschreiben.

    Geschichten, wie die, des einzig noch aktiv spielenden deutschen Akteurs der NFL Europe, die 2007 eingestellt wurde. Dem Quarterbackjäger des besten Teams Europas – der New Yorker Lions Braunschweig.

    Für die-sportpsychologen.de berichtet:

    Patrick Finke (Interview: Miriam Kohhaas, zur Profilseite von Miriam)

    Wie bist du zum Football gekommen?

    In der Oberschule hat mein bester Kumpel jeden aus der Klasse gefragt, ob sie mal zum Training mitkommen wollen – alle, bis auf mich. Daraufhin habe ich dann selbst gefragt. Es hörte sich ziemlich cool an und ich fragte ihn, ob ich denn nicht auch mal hingehen könnte. Daraufhin antwortete er, dass das vielleicht nicht so eine gute Idee sei und Football nicht so gut zu mir passen würde.

    Zu dieser Zeit hatte ich eine schwere Knieverletzung, ich hatte einen Tumor im Knie und war ziemlich lädiert. Aber es wurmte mich, dass er so von mir dachte und so blieb ich hartnäckig, besorgte mir die Adresse, fasste all meinen Mut zusammen und fuhr selbst zum Training der Berlin Thunderbirds, zum Flag Football. Von dort an habe ich mich kontinuierlich weiter entwickelt.

    Was macht deine Position charakterlich aus?

    Meine Position würde ich mit einem Löwen vergleichen. Wir sind immer auf der Jagd – der Jagd nach dem Ball. Defense Liner sind im Kopf „kranke Typen“, die jedem Stück Fleisch hinterherjagen, das einen Ball in der Hand hat. Ich will den Gegenüber auf jeden Fall umhauen und das Battle gewinnen. Seit 1999 habe ich diese Position komplett zu Meiner gemacht. Ab und zu hatte ich seitdem noch mal die Seiten gewechselt. Die rechte Seite ist ja nicht gleich der linken Seite. Auf der rechten Seite hat man den besten Offense Tackle, weil es die ungeschützte Seite des QB‘s ist.

    Warum Defense?

    Ich habe gemerkt, dass es mir mehr Spaß macht, jemanden zu jagen und zu hitten. Ich habe hier ein klareres Ziel, als den Ball in die Endzone zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit eines Hits ist auch viel höher.

    Meine persönliche Lieblingsposition ist allerdings die des Runningback, weil ich aus einer Zeit komme, in der es auf dieser Position große Vorbilder gab, die mich sehr geprägt haben.

    Miriam Kohlhaas: Ein Hoch auf die dicken Jungs!

    Welchen Preis hast du gezahlt?

    Ich habe durch Football meine Schule, meine Ausbildung und auch viele Freunde und meine Familie vernachlässigt. Ich habe mich auf meine Karriere gestürzt und es war ein sehr hoher Preis, den ich damals dafür bezahlt habe.

    Auch jetzt investiere ich noch sehr viel Zeit. Fünfmal in der Woche gehe ich ins Fitnessstudio, dazu gehe ich laufen und und habe dreimal in der Woche Teamtraining.

    Aus beruflichen und privaten Gründen habe ich 2012 drei Jahre Pause gemacht und habe in dieser Zeit Flag Football gespielt. Ende 2015 habe ich mich entschlossen, ein Comeback in der GFL zu starten. Vor den ersten Spielen musste ich mich mental auf den Kontakt vorbereiten. Ich habe gehofft, dass das Können von damals immer noch da ist. Natürlich war das nicht ganz einfach, aber ich wollte auf dem gleichen Level starten, auf dem ich 2012 aufgehört hatte.

    Warum hast du diese Bürde nach deiner dreijährigen Pause noch einmal auf dich genommen? Was war deine Motivation?

    Es ist ein super Sport, der mir so viel Spaß macht. Man hat eine tolle Zeit über Jahre mit den Jungs. Ich habe ja nicht aufgehört, weil ich mich verletzt habe. Ich stand beruflich an einem Scheideweg und musste mich dringend weiterbilden. Im letzten halben Jahr der Klausurphase bin ich zum Tryout gegangen und habe mich kontinuierlich darauf vorbereitet.

    Irgendwie kommt man nicht los. Auch dieses Jahr hatte ich eigentlich gesagt, ich gehe in „Altersteilzeit“. Am Ende der Saison merkt man seinen Körper immer mehr und die notwendige Regenerationszeit wird immer länger.

    Aber der Gedanke, mit den Jungs da draußen Spaß zu haben, motiviert einen immer wieder. Dieses Jahr allerdings soll wirklich mein letztes Jahr sein. Ich sehe viele junge Talente und kann getrost sagen: 21 Jahre – das reicht.

    Geht es ganz ohne Football weiter? Oder vielleicht als Coach?

    Ich bin jemand, der erst einmal abschalten muss. Ich habe mich bereits im Flag Football als Coach probiert. Ich bemerkte dabei allerdings sehr schnell meine Ungeduld. Wenn die Spieler das nicht direkt so aufnehmen, wie ich es sage, dann möchte ich es am liebsten selbst machen. Bevor ich es zehnmal erkläre, will ich lieber selbst ran.

    Der Trainerbereich ist für mich deshalb so schwierig, weil man so viel Toleranz und Ausdauer braucht. Eigentlich genau wie unser Headcoach, der emotional so sehr dabei ist. Dann wird er wütend, weil er es uns Spielern schon so oft erklärt hat, dass ich mich selbst in diesem Moment frage, was stimmt denn mit uns Spielern nicht? Sind wir unkonzentriert oder haben wir uns in den Jahren unser Kurzzeitgedächtnis schon so sehr geschrottet!?

    Da sehe ich einfach die meisten Probleme: Wenn man mal streng wird, weil man selbst so hohe Ansprüche hat. Denn eigentlich wünsche ich mir, dass keiner enttäuscht oder eingeschnappt ist.

    Aber ganz ohne Football wird es für mich sehr schwer. Seit 2006 gab es nur ein Jahr, in dem ich nicht auf der „roten Wiese“ gewesen bin. In diesem Jahr bin ich nicht mit der Mentalität des damaligen Trainers zurechtgekommen und habe noch einmal bei den Berlin Rebels unterschrieben. Und obwohl es ein tolles Jahr war, so hat mir der Zusammenhalt mit den Jungs hier gefehlt. Ich bin hier eine Ikone – manchmal kommen Jungs auf mich zu und erzählen mir, welch große Ehre es sei, mit mir zu spielen und dass sie damals wegen mir mit dem Football angefangen haben. Aber es wird Zeit diese große Bürde abzugeben – ich möchte nicht nur 50 Jahre alt werden, sondern gesund auch älter. Es wird also Zeit.

    Hat sich deine Vorbereitung in den Jahren verändert?

    Es hat sich über die Jahre drastisch verändert. Früher liefen auf Premiere Football Geschichten von Legenden hoch und runter und jeden Abend vor einem Spiel hat man einfach nur Football geschaut. An dem Morgen des Spiels habe ich Kopfhörer aufgesetzt und mich total konzentriert. Mit den Jahren ist das wesentlich entspannter geworden. Ich schaue mir noch immer die „Big Hit Videos“ der NFL vor einem Spiel an, aber es ist weniger geworden. Das einzige, was mich noch immer sehr motiviert, ist die Zeit in unserem Stadion. Die Fans, wie sie beim Einlauf kreischen und jubeln, wenn man eine gute Aktion gemacht hat – das ist noch immer ein super Gefühl.

    Früher habe ich zudem einen Liter Wasser am Abend zuvor, sowie einen Liter Wasser am Morgen des Spieltages getrunken. Milchprodukte am Spieltag vermieden, dann konnten die Vitamine besser wirken. Zudem hat der Coach damals gesagt, drei Tage vor dem Spiel keinen Sex und so war das dann für uns gesetzt. Auf Alkohol verzichte ich zudem allgemein so gut es geht. Je älter man wird, umso länger braucht der Körper um sich zu regenerieren.

    Die Ansprache von Al Pacino im Film „Any given Sunday“ höre ich mir immer noch vor dem Spiel an und schaue zudem noch die besten Passrush Videos aller Zeiten. Diese handvoll Dinge haben mich immer begleitet. Menschen wie Lawrence Taylor sind große Ikonen für mich. Sie sind an einigen Stellen gestrauchelt, blieben aber sowohl im Sport als auch nach dem Sport Menschen, die viel geleistet haben.

    Durch meine Familie hat sich der Tag auch enorm geändert. Ich versuche so fokussiert wie möglich zu sein aber mit Kindern ist das natürlich schwierig.

    War deine Vorbereitung stets dem Gegner und dem Spiel angepasst?

    In normalen Spielen in der Saison war mir der Gegner egal, meine Motivation war es, immer meine eigene Bestleistung zu zeigen.

    In Endspielen ist immer eine höhere Motivation gefragt. Es könnte immer das letzte Spiel sein. Da stachelt man sich selbst an, da ist man von sich aus noch höher motiviert. Die Coaches motivieren einen bei Highlight-Games auch mehr.

    Hast du selbst je mit sportpsychologischen Elementen gearbeitet?

    Noch nie! Ich hatte immer das Gefühl, meine bestmögliche Motivation gefunden zu haben.

    Früher war mein Ziel, in die NFL zu kommen. 2015 bei meinem Comeback habe ich mir dieses Ziel noch einmal neu gesteckt. Ich denke, wenn man im besten Team in der höchsten Liga spielt, dann muss das Ziel immer noch höher sein, damit man noch mehr und noch härter an sich arbeitet als sowieso schon.

    Allerdings war ich einer der ersten Spieler, der sich sehr akribisch auf den Gegner vorbereitet. Ich studiere ihn. Seine Bewegungen, seine Technik, seine Spielzüge. Und auch meine Leistung schaue ich mir direkt am gleichen Abend nach unseren Spielen schon auf den Videos an und analysiere.

    Genau wie z.B. Niklas Römer als Spieler der Offensive gehe ich meine Spielzüge vorab im Kopf immer und immer wieder durch. (Anmerkung der Redaktion: Dies ist sehr wohl eine sportpsychologische Technik, nämlich die der Visualisierung)

    Niklas Römer: Look good – feel good – play good (Warum fragen wir nicht einfach die Besten? Episode 1)

    Was sind deine Ziele?

    Unaufhaltsame Spieler, die man erst einmal aufhalten muss.

    Und ich möchte der beste Spieler der Liga sein. Jeder, der mich sieht, soll sich denken – das wird ein anstrengender Tag heute.

    Das Kapitel NFL Europe?

    Durch die unterschiedlichen Mentalitäten in dieser Liga ist es mir nicht gelungen, meine Fähigkeiten zu verbessern – so kam es mir damals vor und ich war extrem frustriert und habe mich gefühlt, wie auf einem Abstellgleis. Die amerikanischen Spieler waren nicht wirklich besser, aber sie mussten spielen, damit sie genug Videomaterial hatten, damit es die Vereine in Amerika sehen konnten.

    Da habe ich meine eigene Leistungssteigerung nicht sehen können und war wie gefangen in diesem System. Ich war so gefrustet, da habe ich oft auch noch ein, zwei Tage nach einem Spiel länger abends ein Bier getrunken anstatt Videoanalysen zu machen. Diese Zeit war zwar auch cool, unter dem Strich habe ich mental viel für mich mitgenommen.

    Dann kam ich zurück in die GFL – mit der aufgebauten Leistung war man wie ein Superstar, das hat mich wieder aufgebaut. Da habe ich als junger Kerl sehr erfahrene Stammspieler auf der Position verdrängt. Ich hab auch versucht, mich immer mehr in die Herzen der Fans zu arbeiten.

    2005 habe ich dann meine Frau kennengelernt und bin hier sesshaft geworden.

    Was waren düstere Momente deiner Karriere?

    Teilweise war die Zeit in der NFL Europe auch schwierig. Zumindest war es schwierig, die Motivation hoch zu halten, weil man sich nicht wahrgenommen gefühlt hat. Da habe ich viel Zeit gebraucht, um das Positive zu sehen.

    Aber auch als es 2009-2011 bei den Lions den großen Umbruch gab. Da standen wir kurz vor dem Abstieg und eigentlich wussten wir alle nicht genau, woran es wirklich lag. Im Nachhinein, so glaube ich, standen wir alle unter einem immensen Druck. Da wurde es schwierig Motivation aufzubringen, um zum Training zu kommen, um dort nur angeschrien zu werden. Die Coaches haben ihren Druck auf uns Spieler weitergegeben.

    Das Einzige, was mich immer an schweren Tagen motiviert hat, war meine eigene Statistik, die ich hoch halten wollte. Deshalb habe ich ganz wenige Spiele verpasst in meiner Karriere. Sogar am Tag nach meiner Hochzeit stand ich schon wieder auf dem Platz mit meinen Jungs.

    Warum bist du kein Spieler der Nationalmannschaft?

    Das habe ich immer boykottiert. 2001 habe ich zum ersten Mal in der Jugend-Natio gespielt. Damals sind wir nach Glasgow gereist.

    Die meisten Coaches kamen allerdings aus NRW und so wurden die Spieler aus der Gegend bevorzugt. Da habe ich mich sehr geärgert. Seit 2001 habe ich dann jedes Jahr die Einladung zur Herren-Nationalmannschaft erhalten.

    Irgendwann habe ich gesagt, dass wenn ich für mein Vaterland spiele, dann aber nicht, wenn ich finanziell noch drauf zahlen muss. Wenn ich zum Tryout quer durch Deutschland reise, mir dafür extra Urlaub nehme usw., und dann nicht genommen werde, weil irgendwem meine Nase nicht passt, dann ist es mir das Ganze nicht wert. Da fehlt(e) mir die Wertschätzung! Man geht ja auch nicht zur Arbeit und bringt sein eigenes Geld mit.

    Für mich ist es deshalb auch so, dass nicht unbedingt die besten Spieler aus Deutschland in der Nationalmannschaft spielen. Ich weiß, dass andere Top-Spieler das genauso sehen.

    Dieses Thema wurde schon des Öfteren mit dem Verband besprochen, aber da ist wenig Veränderungswille zu sehen. Zwischenzeitlich kam dann sogar soweit, dass nicht mehr mit dem eigenen Teamhelm spielen erlaubt war – die Kosten stiegen also sogar noch weiter.

    Für mich steht eines fest: Wenn wir mit den Braunschweig Lions antreten würden, würden tatsächlich die besten Spieler Deutschlands und sogar Europas spielen. Unsere deutschen Mitspieler bringen so viel Erfahrung mit, das ist schon etwas Besonderes.

    Kannst du deine hohen Ansprüche an dich selbst in deiner Freizeit ablegen?

    Man ist da reingeboren. Man will bei jedem Spiel gewinnen. Keiner möchte Zweiter werden – der Zweite ist der erste Verlierer. Mit mir ist es sicher schwierig in der Freizeit eine Competition zu führen. Da habe ich oft ziemlich rechthaberisches Verhalten und es muss einfach gut laufen.

    Ich war schon immer so. Wenn ich als 5-Jähriger auf einen Baum klettern wollte und der Ast war zu hoch, dann habe ich so lange nach einer Möglichkeit gesucht dort hochzukommen, bis ich sie gefunden hatte. Daher ein Motto in meinem Kopf – mache das Unmögliche einfach möglich. Wenn mir jemand sagt, es geht nicht, dann ist das meine größte Motivation.

    Was würdest du einem jungen Spieler raten?

    Üben, üben, üben und wiederholen. Viel Einsatz mitbringen, viel Freizeit opfern dafür, dass man immer mehr Erfahrungen macht. Mit 21 Jahren Spielerfahrung rundet das sicher mein Spiel ab aber die 18 Jahre auf meiner Position machen wirklich alles aus.

    Nimm dir Zeit und lass dir Zeit! Übe Feinheiten wie deinen Stand etc. in jedem einzelnen Training.

    Bring den unbedingten Willen mit, dich weiterentwickeln zu wollen.

    Ich gucke mir nach jedem Spiel meine Starts an. Wie komme ich am schnellsten nach vorne und versuche diese kontinuierlich zu verbessern.

    Meine schnellste Zeit sind 2,5 Sekunden bis zum Quarterback. Das ist NFL Niveau.

    Arbeite den Blockschlitten kaputt.

    Wer will, kann es erreichen!! Er muss allerdings viel investieren!

    Da ich aber auch Vater eines 17-jährigen Sohnes bin, würde ich jungen Menschen raten, sich auch weiter auf die Schule zu konzentrieren. Die Schule sollte sogar der Hauptfokus sein. Irgendwann ist man Mitte 30 und weiß nicht mehr, wie man dann seine Familie ernähren soll. Wenn die Grundsteine gelegt sind, steht jedem die Tür offen, besonders dann wenn er mit dem Sport aufhört.

    Was waren die wichtigsten Sätze, die du in den letzten Jahren gehört hast?

    Jeder Coach, mit dem ich gearbeitet habe, hat mir gesagt:

    Du bist ein großes Talent – nutze es!

    Gib dein Bestes da draußen. Wenn du verlierst, dann verlierst du halt. Aber verliere aufrecht! Selbst wenn wir verlieren, müssen wir nicht mit geducktem Kopf den Platz verlassen. Wir sind zusammen nur so stark, wie das schwächste Glied der Kette.

    Das wiederum hat mich immer sehr motiviert, weil ich eben nie das schwächste Glied sein wollte, sondern eines der Stärksten.

    Denkst du, dass die Sportpsychologie ein fester Bestandteil der Footballwelt sein sollte?

    Die Psychologie ist in unserem Sport sehr, sehr wichtig. Viele junge Spieler kriegen auf einmal diesen Hype und denken, sie sind ganz oben angekommen. Dann merken sie plötzlich: Sie spielen aber gar nicht. Dann beginnen Fragen im Kopf – liegt das an mir? Was kann ich tun? Was mache ich falsch? Und es beginnt eine Schleife. Ich versuche, auf die Spieler zuzugehen und ihnen Tipps zu geben. Ich versuche, sie wieder einzufangen und mache mir Gedanken darüber.

    Da sehe ich es als sehr sinnvoll an, wenn man einen Sportpsychologen fest im Team hat! Ich sehe einfach zu oft diese Spieler, die aufgrund fehlender Spielzeit dann sogar mit dem Sport aufhören oder das Team verlassen, obwohl sie sehr talentiert sind. Weil sie sich selbst die Zeit nicht geben wollen, weil sie zu ungeduldig sind und sich selbst nicht genug vertrauen. Diese Spieler müssen immer wieder neu motiviert werden, brauchen Zuspruch und Tipps ihre Leistungen kontinuierlich zu halten oder weiter auszubauen.

    Die Presse macht Druck, die Fans haben Erwartungen, die Coaches und man selbst ja auch noch.

    Für unser Team würde ich mir wünschen, dass man ein, zwei Gespräche vor der Saison, ein, zwei Gespräche nach der Saison und während der Saison einen festen Ansprechpartner hat, den man dann schon kennt und zu dem man Vertrauen hat.

     

    Miriam Kohlhaas zu Patrick Finke:

    Patrick, mit dir hatte ich mein entspanntestes Interview überhaupt. Ich erinnere mich gerne daran, wie wir auf irgendeiner Bank in der Sonne in Braunschweig saßen und du mir Rede und Antwort gestanden hast. Und du hast mir gezeigt, dass mir ein Vollprofi gegenüber sitzt. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch als Interviewpartner.

    So warst du der einzige Spieler, der lieber völlig unvorbereitet und ohne vorherige Fragen meinerseits sprechen wollte – und trotzdem oder vielleicht sogar gerade deshalb war es toll.

    Am meisten hat mich beeindruckt, dass du Grenzen und Hindernisse nie akzeptiert hast und sie sogar stets zu deinem größten Motivator gemacht hast.

    Kein Baum war zu hoch, kein Eis zu dick, keine medizinische Diagnose zu schlimm. Als dir Menschen sagten, Football sei nichts für dich, bist du erst Recht zum Training gegangen. Wenn die Leute um dich herum sagten, dass man ab 30 Jahren keine körperlichen Höchstleistungen mehr haben kann, dann hast du einen drauf gesetzt und machtest es zu deinem Ziel in die NFL zu kommen. Der schlimmste Schicksalsschlag in deinem Leben, als dein Bruder mit deinem besten Freund im Auto tödlich verunglückt ist, war dein größter Antrieb. Damals hast du in diesem Sport am meisten Halt gefunden. Da hast du dir gesagt – jetzt will ich noch besser werden.

    Sicherlich war diese sehr besondere Eigenschaft der Grund, warum du überhaupt den Weg zu dieser Sportart gefunden hast und auch der entscheidende Grund dafür, dass du über so viele Jahre so erfolgreich geblieben bist.

    Für dich gibt es einfach nie ein Limit, das dich begrenzt!

    Und diese Eigenschaft ist so bemerkenswert fantastisch, dass ich sie mir für jeden Menschen wünschen würde.

    Was ist, wenn es nur die Grenzen in unserem eigenen Kopf sind, die uns halten, wo wir gerade sind? Wo wärt ihr jetzt gerade, wenn es keine Limits gäbe? Wenn keine Angst, keine Moral und keine falschen Glaubenssätze in unserem Leben uns zurückhalten würden?

    Frei nach dem Motto:

    Ob du glaubst, du kannst es, oder ob du glaubst, du kannst es nicht. Du wirst vermutlich Recht haben.

     

    All ihr fantastischen Defense Liner, all ihr wundervollen Spieler da draußen: Macht euch frei von den Grenzen, die ihr euch in euren Gedanken erschaffen habt und handelt, als gäbe es NO LIMITS AT ALL!

    #nolimits

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    Andreas Meyer: Welches Ziel strebe ich an?

    Damit der Sportler seine Ziele bestimmen kann, muss er sich bewusst werden, welche Zielart er anstrebt. Für die Zielbestimmung ist es also hilfreich zu eruieren, welche Art der Ziele der Persönlichkeit des Sportlers entspricht und wo Vorteile oder auch Risiken liegen.

    Zum Thema: Zielsetzung und Motivation im Sport (Teil 2)

    Das Ergebnisziel beschreibt eine Wettkampfplatzierung. Dies kann beispielsweise das Ziel sein, die gegnerische Fussballmannschaft zu schlagen, oder aber ein Turnier unter den ersten drei Mannschaften zu beenden. Dieses Ziel ist unter dem Aspekt problematisch, dass ein Sportler nicht immer den Ausgang eines Wettkampfes selbst bestimmen kann. Es kann durch äußere Umstände wie z.B. fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen oder eine überlegene gegnerische Mannschaft mit beeinflusst werden. Wenn das Ziel unrealistisch gesetzt ist, kann dies beim Sportler Stress und Angst vor dem Versagen auslösen, ist es jedoch realistisch, kann es einem Athleten allerdings auch dabei helfen, über einen längeren Zeitraum die Motivation aufrecht zu erhalten. Schwierigkeiten in der Auswertung der Zielerreichung können auch andersherum trügerischen Aufschluss über die Fähigkeiten des Athleten geben, z.B. wenn der Gegner sich während der Partie verletzt oder einfach extrem schlecht drauf ist. Es wäre schwierig, dieses Ergebnis in Bezug auf die erbrachte Leistung korrekt einzuordnen.

    Unter Leistungszielen versteht man selbst gesteckte Ziele, welche die eigene messbare Leistung betreffen. Diese können weniger von außen beeinflusst werden, als vielmehr durch den Sportler selbst. Als Beispiel können wir die Verbesserung der Leistung des 400m Laufes aus dem ersten Teil meiner Blogserie zum Thema Ziele (Andreas Meyer: Wo führen deine Ziele hin?) aufführen. Schafft der Athlet es, sich um 0,1- 0,2 Sekunden zu verbessern, ist das Ziel erreicht, ansonsten muss das Ziel angepasst werden. Leistungsziele kann man sehr gut in einzelne Teilziele unterteilen wie zum Beispiel Leistung in der Vorbereitungsphase und Leistung in der Wettkampfphase, sowie Leistung zum Wettkampfhöhepunkt. Erreicht der Sportler diese Teilziele, kann er daraus Selbstvertrauen und Motivation schöpfen.

    Teil 1:

    http://www.die-sportpsychologen.de/2017/07/18/andreas-meter-wo-fuehren-deine-ziele-hin/

    Ziele im strategischen Einsatz 

    Als dritte Art sind die Prozess- und Handlungsziele aufzuführen. Bei dieser Art von Zielen geht es um eine Verbesserung der Handlungskompetenz, wie beispielsweise eine verbesserte Wurftechnik beim Handball oder eine verstärkte Drehstoßtechnik beim Kugelstoßen. Die Prozess- und Handlungsziele richten den Fokus auf das hier und jetzt des Athleten selbst. Es gibt keine äußeren Störgrößen und der Sportler kann seine ganze Konzentration und Aufmerksamkeit auf diese Aufgabe legen. Die Angst zu Versagen spielt bei diesen Zielen so gut wie keine Rolle, sogar im Gegenteil, durch die Fokussierung auf die technische Ausübung der Bewegung werden störende Gedankengänge unterbunden.

    Für den Einsatz bestimmter Ziele ist es ausschlaggebend, in welcher Situation sichder Sportler befindet und mit welchen Persönlichkeitseigenschaften der Athlet ausgestattet ist. Ziele können auch vom Trainer strategisch eingesetzt werden, um den Sportler in seinem Selbstvertrauen zu stärken. Dafür ist es dringend erforderlich, dass der Trainer eine gute Beziehung zu seinem Schützling pflegt, ihn kennt und er weiß, was der Athlet braucht.

     

    Alle Texte der Blog-Serie von Andreas Meyer zum Thema Ziele:

    Teil 1:

    http://www.die-sportpsychologen.de/2017/07/18/andreas-meter-wo-fuehren-deine-ziele-hin/

    Teil 2:

    http://www.die-sportpsychologen.de/2017/07/25/andreas-meyer-welches-ziel-strebe-ich-an/

    Teil 3:

    Andreas Meyer: Ziele vs. Zeit

    Teil 4:

    Andreas Meyer: Richtig bewerten lernen

    Zur Profilseite von Andreas Meyer:

    Andreas Meyer, Sportpsychologischer Experte und Sportwissenschaftler

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    Thorsten Loch: Selbstwert – nur eine Frage der Leistung?

    In der heutigen erfolgsorientierten Gesellschaft wird der Wert eines Menschen sehr häufig über die erbrachte Leistung definiert. In diesem Zusammenhang spielt es keinerlei Rolle, welche Bereiche des Lebens (Schule/Ausbildung/Job usw.) angesprochen werden. Diese stetige Entwicklung macht auch vor dem Nachwuchs keinen Halt. Das Streben nach Spitzenleistungen und Erfolg rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Vermeintliche Defizite in den Bereichen Liebe, Akzeptanz und Anerkennung können durch erfolgreiches Handeln weitgehend kompensiert werden. Diese Annahme führt zwangsläufig zu dem Ergebnis, dass Erfolg das Allheilmittel aller Probleme zu sein scheint. Ein Teufelskreis beginnt, welcher den jungen Menschen an seine psycho-physischen Grenzen bringen kann.

    Zum Thema: Was können Nachwuchsathleten tun, damit sie ein hohes Selbstwertgefühl entwickeln können, auch dann, wenn nicht immer der Platz an der Sonne am Ende des Tages zu verbuchen ist?

    Der Umgang mit Enttäuschungen und die Verarbeitung von Niederlagen ist sehr stark von der jeweiligen Persönlichkeit und den individuellen Verarbeitungsmechanismen abhängig. Als Mensch geachtet und respektiert zu werden, auch dann wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, stellen wertvolle Erfahrungen dar, die unseren Selbstwert stärken. Wir fühlen, ob uns der nahestehende Personenkreis ausschließlich wegen unserer Erfolge liebt und wertschätzt. Letztendlich kann sich hieraus ein Glaubensmodell nach dem Motto entwickeln: „Je mehr Leistung, desto mehr Liebe“.

    Gerade diese Leistungsorientierung und das Streben nach Anerkennung fördern eine Ergebnisorientierung und reduzieren die Freude am Tun. Auf dieser Grundlage lassen sich auffällige Verhaltensweisen wie Unpünktlichkeit, sich in den Mittelpunkt stellen oder die Flucht in Krankheit (sekundärer Krankheitsgewinn) erklären. Wird die Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe nicht durch die Leistung und Erfolge erfüllt, wird das somit entstandene Defizit auf der Habens-Ebene versucht zu kompensieren. Das zur Schau stellen von Besitztümern oder die zuvor genannten Verhaltensweisen sind Möglichkeiten, dies sich den jungen Sportlern stellen, dieses Defizit zu füllen.

    Selbstwert – ein multidimensionaler Ansatz

    Unter Selbstwert wird die Bewertung eines Bildes, das man von sich selbst hat, verstanden. Das kann sich auf die Persönlichkeit und Fähigkeiten des Individuums beziehen, als auch auf die verschiedenen Bereiche des Selbstkonzeptes wie z.B. Soziales, Emotionales oder Physisches (vgl. Wörz, 2010). Schütz und Selin (2006) betonen in diesem Zusammenhang, dass mehrere „Selbstwertbereiche“, wie soziale Beziehungen, körperliche Befindlichkeiten, emotionale Stabilität und Leistungsfähigkeit den Selbstwert definieren. So kann der Mensch, je nachdem wo dieser hinschaut, zu unterschiedlichen Selbstwerten bei sich kommen. Die Problematik besteht darin, dass der Mensch seinen subjektiven Fokus eher auf jene Bereiche richtet, welche bedroht sind und sich somit selbst entwertet. Hinzu kommen häufig unrealistische Vergleichsstrategien, die zu zusätzlichen Selbstwertproblemen führen.

    Dr. René Paasch: Selbstvertrauen im Fußball

    Nach Schütz (2003) liegen wertvolle Quellen des Selbstwerts in den eigenen Erfolgen und der individuellen Fähigkeit zur Grundhaltung der Selbstakzeptanz („Ich bin wie ich bin!“), in der Zufriedenheit und Geborgenheit, funktionierender sozialer Beziehungen sowie in der sozialen Kontaktfähigkeit. Je perfektionistischer und ergebnisorientierter und je weniger wir uns mit unseren Fehlern und Schwächen annehmen, umso eher erleben wir unseren Selbstwert als bedroht. Deshalb stellt die Entwicklung von mehr Selbstakzeptanz einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem starken und belastbaren Selbstwert da.

    Selbstwertmanagement – Maßnahmen der Intervention

    Innezuhalten und achtsam zu werden ist der erste wichtige Schritt. Die Änderung der Einstellung hinsichtlich der Akzeptanz der aktuellen Situation, wie es jetzt gerade ist, kann durch spezielle, einfache Wahrnehmungsübungen im Alltag geschult werden. Ziel ist es, der negativen Spirale der Selbstentwertung zu begegnen und den inneren Kritiker zu einem wohlwollenden Begleiter zu transformieren. Für die Umsetzung des Selbstwerttrainings empfiehlt sich u.a. ein „Tagebuch des Wohlwollens“. Dieses und noch weitere Übungen erhalten sich auf Anfrage beim Verfasser.

    Zur Profilseite von Thorsten Loch:

    http://www.die-sportpsychologen.de/profile/thorsten.loch/

    Literatur:

    Schütz, A. (2000). Psychologie des Selbstwertgefühls. Von Selbstakzeptanz bis Arroganz. Stuttgart: W. Kohlhammer.

    Schütz, A./Sellin, I. (2006). Die Multidimensionale Selbstwertskala (MSWS). Göttingen: Hogrefe.

    Wörz, T./Lecheler, J. (2010). Die Psyche des Leistungssportlers. Lengerich: Pabst Science Publishers.

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    Andreas Meyer: Wo führen deine Ziele hin?

    Der Sportler kann durch das bewusste und systematische Setzen von Zielen seine eigene Motivation verbessern und gleichzeitig einen Beitrag zur Trainingssteuerung leisten. Bei der Zielsetzung sollte er allerdings dringend einige Aspekte beachten, damit auch die erwünschte positive Wirkung erzielt wird. Eine gut und strategisch geplante Zielsetzung führt zu vielen leistungssteigernden Benefits für den Sportler. Nicht nur, dass an Hand der gesteckten Ziele die Wirkung des Trainings überprüft werden kann, sondern vor allem auch, dass die Motivation, die Selbstwirksamkeitsüberzeugung und das sportliche Selbstvertrauen, bei Zielerreichung ansteigen.

    Zum Thema: Zielsetzung und Motivation im Sport (Teil 1)

    Damit die zu erreichenden Ziele optimal gesetzt werden, sollte man als Grundlage die SMART-Regel beachten. 

    Spezifisch:

    Es ist von größter Bedeutung, dass die Ziele spezifisch genug gesetzt werden, sodass man sie im Nachhinein sinnvoll auswerten kann. Setze ich mir beispielsweise das Ziel, mich beim Laufen zu verbessern, dann ist es schwierig überprüfbar. Es bleiben die Fragen offen, auf welcher Laufstrecke, auf welchem Untergrund, über welche Distanz oder um welche Zeit ich mich verbessern will.

    Deutlich besser wäre es das Ziel möglichst detailliert aufzuführen: Ich möchte mich auf der 400m Strecke auf der Stadionrundbahn um 0,1- 0,2 Sekunden verbessern.

    Messbar:

    Nur ein durch Messung überprüfbares Ziel, macht für die anschließende Auswertung einen Sinn. In einer Sportart, in der es um Zeiten und Weiten (beispielsweise in der Leichtathletik) geht, stellt dies meist kein Problem dar. Aber stellen wir uns vor, ich hätte mir das Ziel gesetzt, bei falschen Schiedsrichterentscheidungen weniger zu meckern. Dies ist nur dann messbar, wenn es Aufzeichnungen über mein bisheriges Verhalten und mein neues Verhaltens gibt. In einem solchen Fall sollte man entweder das Ziel anpassen, an eine Situation, die ich überprüfen kann oder man muss sich ein passendes Messinstrument zulegen (Spielbeobachter, Co-Trainer oder ähnliches). In diesem Falle sind zum Beispiel Spieler- oder Spielstatistiken ein wertvolles Tool.

    Akzeptiert:

    Das festgelegte Ziel muss in jedem Falle vom Sportler akzeptiert sein. Das heißt nicht, dass er es selbst festgelegt haben muss. Aber er muss damit einverstanden sein und bestätigen, dass auch er genau dieses Ziel erreichen möchte. An dieser Stelle kann oft ein vom Sportler aufgesetzter und unterschriebener Commitment-Vertrag sinnvoll sein, wodurch die Compliance des Athleten eingeholt wird. Hier schreibt der Sportler aus Ich-Perspektive auf, was er erreichen möchte und setzt als Zeichen seiner Selbstverpflichtung gegenüber diesem Ziel seine Unterschrift darunter.

    Realistisch:

    Der Hobbysportler wird nicht von einer Zielsetzung profitieren, wenn er sich vornimmt im nächsten Jahr Olympiasieger zu werden. Genau so wenig bringt es dem Profisportler, wenn er als Ziel angibt, den bekannterweise schlechteren Kreismeister schlagen zu wollen. Die Ziele müssen realistisch sein. Sie sollten so gewählt werden, dass der Sportler sie mit einer deutlichen bis maximalen Anstrengung erreichen kann. Der Hobbysportler in unserem Fall wird nur negative Erlebnisse davontragen, da er jedes Mal sein Ziel nicht errreichen und somit versagen wird. Dem Profisportler kann sein Ziel auch ohne größeren Aufwand erringen, wenn er schon die letzten 20 mal den Kreismeister geschlagen hat, als es zu einem Aufeinandertreffen kam. Er wird somit von dieser Zielsetzung keinen zusätzlichen Motivationsschub erhalten.

    Ein bereits gesetztes Ziel kann aber auch (beispielsweise durch eine Verletzung) plötzlich unrealistisch werden. Daraufhin ist ein neues Ziel zu wählen oder das alte Ziel anzupassen.

    Terminiert:

    Um das Erreichen eines Ziels auswerten zu können, bedarf es einer Terminierung. Ansonsten wird es nie zu einer Auswertung der Zielsetzung kommen. Gut gesetzte Ziele können in Teilziele zerlegt werden, welche dann beispielsweise einem Saisonverlauf terminieren. Wenn nach Ablauf der Frist das Ziel überprüft und auf Erreichen oder Nichterreichen ausgewertet wird, muss ein neues Ziel gewählt oder das alte Ziel angepasst werden.

     

    Alle Texte der Blog-Serie von Andreas Meyer zum Thema Ziele:

    Teil 1:

    Andreas Meyer: Wo führen deine Ziele hin?

    Teil 2:

    Andreas Meyer: Welches Ziel strebe ich an?

    Teil 3:

    Andreas Meyer: Ziele vs. Zeit

    Teil 4:

    Andreas Meyer: Richtig bewerten lernen

    Zur Profilseite von Andreas Meyer:

    Andreas Meyer

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    Dr. René Paasch: Von wegen ein “einfacher Pass” – Exekutivfunktionen im Fußball

    Eines vorweg: Das, was jetzt kommt, müssen sie wollen. Richtig wollen! Wenn sie also Fußball “nur so bei Weltmeisterschaften” beobachten, führt der Text zu weit. Sollten Sie als Spieler, Trainer oder Nerd immer den Hang haben, den Dingen auf den Grund zu gehen, lade ich Sie gern ein, den Beitrag bis zum Ende zu lesen. Bis dahin, so viel ist versprochen, wird der einfache Pass in einem Fußballspiel für Sie kein einfacher Pass mehr bleiben. Als Dankeschön für diese Willensleistung habe ich am Ende noch ein paar gut umsetzbare Übungen angeheftet, mit dem Sie aus dem Erlernten etwas für die Praxis machen können.

    Zum Thema: Exekutivfunktionen im Fußball trainieren!

    Also dann: Stellen Sie sich die folgende Situation vor: Ein Spieler hat den Ball. Was soll er damit anstellen? Und hier fängt das Problem an. Oder besser formuliert: Der Spieler steht vor der ersten kognitiven Stufe, die es zu bewältigen gilt. Denn in derselben Zeit, in der er die aktuelle Situation zu meistern versucht, muss der Spieler wissen und sich daran erinnern, was man von ihm erwartet. Um Fußball spielen zu können, benötigt ein Spieler also die kognitiven Fähigkeiten. Wenn Sie das kurz sacken lassen, haben Sie schon jetzt eine Vorstellung davon, wie wichtig die exekutiven Funktionen im Fußball sind.

    “Den Fußball von gestern sollten wir respektieren, den Fußball von heute studieren und den Fußball von morgen antizipieren!”

    Bora Milutinovic (Serbischer Erfolgstrainer und Welttrainer)

    Schauen wir uns das genauer an, was es mit Kognition und exekutive Funktionen auf sich hat: An erster Stelle stehen die eintreffenden Signale. Durch die Wahrnehmung empfängt der Fußballer sehr viele Signale. Es sind unglaublich viele Reize, die unsere Sinne erreichen. Bei diesem Informationsfluss entscheidet die Aufmerksamkeit und unsere Erfahrungen darüber, was unser Bewusstsein erreicht. Das Sehen – als einer der Sinne, durch die man Informationen empfängt, ist für einen Fußballspieler ein äußerst wichtiger Informationskanal. Aber nicht nur: Um das richtige Gefühl für den Ball zu bekommen, muss der Spieler außerdem auf die von seinen Füßen ausgehenden Empfindungen achten. Eine weitere wichtige Sinneswahrnehmung ist das Körperbewusstsein insgesamt, wie bspw. die Standfestigkeit.

    Informationsverarbeitung

    Das Hören ist eine weitere Informationsquelle. Das vom Ball ausgehende Geräusch vermittelt Informationen über Richtung und Geschwindigkeit. Der Atem anderer Spieler informiert über ihren Abstand und ihre Geschwindigkeit u.v.m. Und schließlich steht am Spielfeldrand der Trainer, der sich um die Aufmerksamkeit der Spieler bemüht. Als nächstes folgt die Informationsverarbeitung. Dabei werden die eintreffenden Signale mit früheren Erfahrungen und Kenntnissen verglichen; so kann man sich ein Bild davon machen, was vor sich geht. Versetzen Sie sich in die Lage eines Spielers: Vor sich sehen Sie einen anderen Spieler. Am Trikot können Sie sehr schnell erkennen, welche Zugehörigkeit der Spieler hat. In Ihrem Arbeitsgedächtnis vergleichen Sie die Farben, mit den Farben Ihrer Mannschaft. Vom Gedächtnis erhalten Sie die Information, dass Ihre Mannschaft in weißen Trikots spielt. Der Spieler vor Ihnen hat ein rotes Trikot. Anhand dieser Information wissen Sie also, dass es sich um einen Spieler der gegnerischen Mannschaft handelt. Sie prüfen den Zustand des Spielfelds, Ihre Körperhaltung, die Geschwindigkeit Ihres Körpers, die Position des Balles u.v.m. Schließlich werden diese Informationen im Arbeitsgedächtnis aufgenommen, um eine Gesamtanalyse zu erstellen. Darauf folgt dann die Reaktion, die Entscheidung darüber, ob Sie aufgrund der Informationen, etwas ganz bestimmtes tun oder unterlassen. Anbetracht dieser Komplexität „Exekutivfunktionen“ möchte ich Ihnen nun näheres dazu erläutern.  

    Es geht um die Fähigkeit der Entscheidungsfindung. Die exekutiven Funktionen überwachen die Aufnahme der Informationen, deren Verarbeitung und das Verhalten. Der ganze Prozess ist ausgerichtet auf das Ziel. Um bei der Erreichung des Ziels möglichst erfolgreich zu sein, muss man die eintreffenden Informationen ständig aktualisieren und anpassen. Die Informationsverarbeitung muss bewertet werden sowie die Reaktion nach außen.  Bedingt durch Veränderungen des Umfelds muss man häufig zwischen verschiedenen Verhaltensweisen wechseln, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Ball und Fuß sind nur die letzten Glieder einer komplizierten Kette aus Daten, die vom Gehirn kognitiv verarbeitet werden. Heute wissen wir, dass es möglich ist, das Gehirn weiterzuentwickeln, und wir wissen auch, dass es etwas mit dem Verlegen neuer Leitungen zu tun hat. Es ist also durch Training möglich, neue Bahnen zur Erneuerung oder Erweiterung der Leistungsfähigkeit menschlicher Kognition auszubilden. Doch bevor man eine Strategie über das Training der Gehirnentwicklung entwerfen kann, muss man genauer wissen, wie das Gehirn im Fußball funktioniert.

    Wie das Gehirn im Fußball funktioniert

    Wer sind die Gegner? Welche Anweisungen hat mir der Trainer gegeben u.v.m? Das war ein Beispiel für die Entscheidungskette bei einem Spieler. Natürlich hatte er keine Zeit, sich dessen bewusst zu werden. Der Spieler sieht es wahrscheinlich als Instinkthandlung an, aber das stimmt so nicht, führt hier aber zu weit.

    Stattdessen folgen einige Beispiele dafür, wie die exekutiven Funktionen im Fußball funktionieren. Ich starte mit Umsichtigkeit, kognitiver Flexibilität, Mehrfachverarbeitung, Inhibitorische Kontrolle, Kreativität und dem Arbeitsgedächtnis.

    Thorsten Loch: Die unterschätzte Bedeutung der Sportpsychologie in der Verletzungsrehabilitation

    Umsichtigkeit

    Bevor man Handlungen im Fußball ausführt, muss man die Situation umsichtig prüfen. Das Ziel ist es, den Ball ins Tor zu bringen und schaut sich nach Mitspielern um, die einem dabei helfen können. Außerdem hält man Ausschau nach Gefahren (gegnerischen Spielern). Wir erhalten durch unsere Sinne sehr viele Eindrücke gleichzeitig, doch wenn wir all diese Informationen in unser Bewusstsein ließen, würden wir wegen Überlastung nicht weiter machen. Um zu überleben, differenzieren wir die wichtigen Informationen, die in einer bestimmten Situation bedeutsam sind. Da wir alle mit verschiedenen Genen geboren werden und in unterschiedlichen sozialen Umgebungen aufwachsen, ist die Umsichtigkeit der Menschen in verschiedener Weise ausgeprägt. Fußballspieler haben jeweils einen unterschiedlichen Blick auf das Spielfeld. Einige achten eher auf sich bewegende Gegenstände, andere schauen nach den Mitspielern, wieder andere konzentrieren sich  auf die Spieler der gegnerischen Mannschaft. Wegen der Schnelligkeit des Spiels benötigt ein Leistungskicker eine sehr schnelle Auffassungsgabe und Umsichtigkeit, die auch in der Lage sind, in einer bestimmten Situation des Spiels anzupassen.  

    Kognitive Flexibilität

    Im Fußball ist kognitive Flexibilität unabdingbar. Um erfolgreich zu sein, muss ein Spieler kognitiv sehr flexibel sein. Er muss den Fokus zwischen verschiedenen Spielsituationen schnell erkennen und entsprechend reagieren.  

    Aber das ist noch nicht alles. Der Spieler muss auch das Umfeld prüfen (Das Spielfeld, den Wind, die Witterung usw.) Fußball ist ein schnelles Spiel, das von einer riesigen Menge verschiedener Variablen gleichzeitig beeinflusst wird. Um erfolgreich zu sein, benötigt ein Spieler eine extrem schnelle und genaue kognitive Flexibilität. Beim Fußball geht es darum, ständig den Fokus zwischen einer großen Zahl von Gegenständen und Variablen zu wechseln.  

    Mehrfachverarbeitung und Inhibitorische Kontrolle

    Beim Fußball dreht sich alles um Mehrfachverarbeitung. Wer im Fußball Erfolg haben will, muss in dieser Fähigkeit richtig gut sein. Beim Fußball gibt es zweiundzwanzig Spieler mit unterschiedlicher Physis, Technik und Erfahrung. Der Trainer setzt die Spieler für verschiedene Taktiken ein. Die Spieler laufen auf einem 68 x 105 Meter großen Rasenstück herum, dessen Zustand sich wetterbedingt ändern kann. Hinzu kommt, dass all diese Spieler verschiedene Fähigkeiten im Hinblick auf ihre Kognition aufweisen. Eine Folge davon ist, dass die Mehrfachverarbeitung unerlässlich ist. Ein Spieler hat den Ball. Ein Blick nach links zeigt ihm einen Mitspieler, der sich frei läuft. Er beginnt zu berechnen, wie er den Pass spielen muss, damit der Mitspieler den Ball annehmen kann. Gleichzeitig muss der Spieler einen parallelen Prozess starten; er muss in seinem Arbeitsgedächtnis suchen und frühere Erfahrungen hervorholen, wie bspw. das Laufvermögen des Mitspielers und dessen Fähigkeit, einen Pass bei hoher Geschwindigkeit anzunehmen. Während all das geschieht, wird die Aufmerksamkeit des Spielers auf einen Verteidiger der Gegenmannschaft gelenkt, der sich von rechts nähert, um den Pass zu unterbinden. Jetzt beginnt ein weiterer Prozess; der Spieler berechnet, ob er genug Zeit hat, den Pass zum Mitspieler zu bringen, bevor der Verteidiger Probleme macht. Sie sehen also, die Spieler benötigen eine ziemlich gute Fähigkeit zur Mehrfachverarbeitung.

    Der Spieler muss sich jetzt entscheiden, ob er den Ball zu seinem Mitspieler passen soll oder nicht. Wird der Verteidiger in der Lage sein, den Pass zu unterbinden? Jetzt muss der Spieler innehalten und den Prozess des Passens zu seinem Mitspieler anhalten. Aber das ist nicht einfach, da die ganze Maschinerie des Passens bereits angelaufen ist. Signale haben denjenigen Teil des Gehirns erreicht, der für die motorischen Fähigkeiten des Spielers zuständig ist. Auch in dem Teil, der für Standort, Entfernung und sich bewegende Gegenstände zuständig ist, sind Signale eingetroffen. Zahlreiche Informationen wurden dem Gehirn übermittelt, um diesen Pass erfolgreich werden zu lassen; daneben wurden zahlreiche Berechnungen angestellt. Dieser Prozess hat schon viel Energie gekostet. Aber das ist erst der Anfang. Um alles vorzubereiten, braucht man noch mehr Energie. Signale haben auch das sympathische Nervensystem erreicht und aktiviert. Die Muskeln, die an dem Pass beteiligt sind, sollen angeregt werden. Es ist wichtig, dass der Spieler das Gleichgewicht nicht verliert. Das Gehirn hat sich also geöffnet, um Informationen über die Qualität des Rasens einzuholen. Ist der Rasen nass? Ist der Körper des Spielers im richtigen Winkel, um den Ball spielen zu können u.v.m.

    Inhibitorische Kontrolle

    Die entsprechenden Informationen finden ihren Weg ins Gehirn, damit die Fragen beantwortet werden können. Neue Signale werden an das parasympathische Nervensystem ausgesandt, um diese neuen Informationen über Geschwindigkeit des Spielers, Körperwinkel und Rasenqualität die Muskelspannung zu korrigieren. Schließlich sieht der Spieler noch einmal zu seinem Mitspieler, um herauszufinden, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Winkel er den Ball passen muss. Wie Sie sehen, ist ein Pass zum Mitspieler tatsächlich ein umfangreicher Prozess. Er hat den Spieler schon viel Energie gekostet. Es ist nicht leicht, den Prozess, in den der Spieler schon viel investiert hat, jetzt zu stoppen. Selbst wenn der Spieler objektiv festgestellt hat, dass der Verteidiger der Gegenmannschaft den Pass abfangen wird, bedeutet das nicht, dass er ihn unterlässt. Angesichts all der Investitionen in diesen Pass wünscht sich der Spieler, dass er ankommt. Je mehr wir investiert haben, desto stärker halten wir an unserer Investition fest.

    Genauso ist es im Geschäftsleben, beim Kuchen backen oder beim Fußball. Inhibitorische Kontrolle ist vielleicht das Schwierigste am Fußball. Wenn sich der Spieler für eine neue Lösung entscheidet, muss er den Körper überreden, von der Umsetzung der ersten Entscheidung abzusehen. Hierfür benötigt der Spieler eine enorme Fähigkeit, sich auf das endgültige Ziel zu konzentrieren.

    Divergente und konvergente Kreativität

    Bei seinen Berechnungen stößt der Spieler nun auf ein nächstes großes Problem. Spielt er den Pass, wird der Verteidiger wahrscheinlich den Ball für die gegnerische Mannschaft erobern. Jetzt schaltet sich der kreative Teil der Kognition ein. Welche Optionen hat der Spieler? Kann er zuerst zu einem Dribbling ansetzen, um den Verteidiger loszuwerden? Kann er den Pass härter spielen, damit er schneller wird und den Mitspieler erreicht, bevor ihn der Verteidiger abfangen kann? Grob lässt sie sich in die beiden Kategorien divergente und konvergente Kreativität unterteilen.

    Divergente Kreativität ist ein durch keine Grenzen eingeschränkter Schöpfungsakt. Man sieht Dinge aus einem Blickwinkel, der anderen bisher unbekannt war. Man sieht, wie die Dinge in unterschiedlichem Zusammenhang stehen. Das ist die Kreativität, die im Großen wirkt. Die divergente Kreativität ist die Grundlage, auf der neue Ideen entstehen. Diese allgemeine Fähigkeit einzusetzen, ist unschätzbar wertvoll. Die konvergente Kreativität wirkt etwas anders. Hier geht es darum, innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen etwas zu schaffen. Sie müssen eine Lösung finden und aus dem, was Sie besitzen, etwas machen. Das ist operative Kreativität, hier und jetzt. Erfolgreiche Spitzenfußballer haben im Bereich der konvergenten Kreativität extreme Fähigkeiten. Als Gruppe weisen sie eine durchschnittliche Standardabweichung von zwei bis drei über dem Durchschnitt der Normalbevölkerung auf. Nur eine von tausend Personen hat diese Fähigkeit! Für den Erfolg als Fußballer ist das vielleicht die wichtigste Fähigkeit.

    Arbeitsgedächtnis

    Wir haben uns jetzt mit Aufmerksamkeitsfähigkeit, Umsichtigkeit, kognitive Flexibilität, Mehrfachverarbeitung, Inhibitionsfähigkeit und Kreativität beschäftigt. Die Regeln der exekutiven Funktionen, werden vom exekutiven Arbeitsgedächtnis gesteuert. Das ist die Zentrale, in der alle Informationen zusammenlaufen. Die Eingaben, die wir mit unseren Sinnen gefiltert haben, treffen abhängig von den exekutiven Regeln hier ein. Auch die dem Gedächtnis entnommenen Informationen werden durch die exekutiven Regeln hier eingestellt und mit den neu eingetroffenen Informationen sowie der laufenden Situation in Verbindung gebracht und verglichen. Die Grenzen dessen, wie viele Informationen wir gleichzeitig verarbeiten können, werden von der Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit des Arbeitsgedächtnisses gezogen.

    Zuerst trifft der Spieler die wichtige Auswahl, worauf er sich konzentrieren soll. Damit folgt er den Regeln der exekutiven Funktionen. Danach werden die Informationen in das Arbeitsgedächtnis transportiert, wo der Spieler alle Informationen über die laufende Situation verarbeitet und mit Erfahrungen aus der Vergangenheit verknüpft. Dann muss der Spieler diejenigen Informationen auswählen, die am wichtigsten sind. Im Arbeitsgedächtnis, führt der Spieler eine Analyse durch und stellt Informationen aus den Erfahrungen früherer Spiele zusammen. Dabei geht es um die Fähigkeiten des Gegenspielers  und wie lautet nochmal die taktische Grundausrichtung? Was alles noch schwerer macht, ist die Tatsache, dass Fußball ein dynamischer Sport ist. Während das Arbeitsgedächtnis die Informationen zur Kenntnis nimmt, muss es gleichzeitig ständig aktualisieren und neue Informationen hinzufügen. Reichen Schnelligkeit und Kapazität des Arbeitsgedächtnisses nicht aus, ist der Spieler überfordert und nicht mehr in der Lage, den stetigen Informationsfluss zu bewältigen. Somit verliert er die früheren Informationen bzw. die Fähigkeit, eine Analyse durchzuführen.

    Der Mensch – ab und zu überfordert wie ein Computer

    Das menschliche Arbeitsgedächtnis gleicht dem Arbeitsspeicher eines Computers. Wenn der zu klein ist, kann der Computer keine simultanen Verarbeitungen in verschiedenen Programmen ohne Verzögerung durchführen. Mit den Menschen ist es genauso. Sind Kapazität und Schnelligkeit des Arbeitsgedächtnisses zu knapp bemessen, wird der Spieler mit der großen Menge schnell eintreffender Informationen für die Entscheidungsfindung nicht mehr fertig.

    Wie berichtet, bestand der erste Plan des ballführenden Spielers darin, einen Pass zu einem Mitspieler zu schlagen. Dann erschien ein Verteidiger der gegnerischen Mannschaft und der Spieler musste seine Entscheidung überdenken. Durch Kreativität kam der Spieler auf die Idee, den Verteidiger auszuspielen. Doch anhand einer weiteren Berechnung stellte der Spieler fest, dass das zu riskant wäre. Die vom episodischen Gedächtnis ans Arbeitsgedächtnis übermittelten Informationen sagten dem Spieler, dass er beim letzten Mal, als er auf den Verteidiger traf, fast jede Eins-zu-eins-Situation verloren hat. Jetzt werden Alternativsignale ausgesandt. Die Umgebung wird nach einem anderen als Anspielstation in Frage kommenden Mitspieler abgesucht. Zu seiner Rechten hört der Spieler einen seiner Mitspieler rufen: „Zu mir!“ Aus seinem Arbeitsgedächtnis holt der Spieler die Information, dass er kurz vor seiner Entscheidung, nach links spielen möchte. Dort steht ein besser positionierter Außenstürmer. Aus dem Arbeitsgedächtnis erhält der ballführende Spieler außerdem die Information, dass in dem Bereich, in dem sich der Außenstürmer jetzt aufhält, kein Verteidiger war. Selbst wenn also der ballführende Spieler die gegenwärtige Position noch nicht visuell überprüft hat, kann er ziemlich sicher sein, dass er anspielbar ist. Er entscheidet sich daher für den Pass auf den Außenstürmer.

    Fazit:

    Wenn alles passt, kommt der Ball also beim Mitspieler an. So einfach und doch so unheimlich komplex. Und weshalb ist dieses theoretische Wissen in der Praxis sinnvoll? Weil es sich mit vergleichsweise einfachen Methoden –  OK, es ist komplexer als 4-gegen-2 – ins Training integrieren lässt und die Spieler besser macht.

    Wir wissen, wie man die Muskelkraft stärkt und den Spieler technisch sowie taktisch schult. Doch wenn man Spieler in die Lage versetze will, die oberste Stufe ihrer Spielintelligenz zu erreichen, muss man tiefer gehen. Dabei sollten die Exekutivfunktionen und die kognitiven Fähigkeiten eines Spielers zu Rate gezogen werden. Beispielhaft habe ich Ihnen hier ausgewählte Übungen zusammengefasst.

    Dr. René Paasch: Selbstwirksamkeit im Fußball

    Praktische Einheit nach Matthias Nowak & Torbjörn Vestberg:

    Fintieren nach verschlüsselten Trainerkommandos: “Clevere-Finten” verlangen von den Spielern einiges mehr, denn sie sollen nicht nur eine Finte ausführen. Auf Zuruf sollen sie dann eine von diesen Finten ausführen. Auch das wäre noch zu einfach, deshalb können Sie den Zuruf verschlüsseln und die Spieler müssen kombinieren, zunächst im Kopf und dann mit den Beinen. Vom Kopf in den Fuß gespielt, verlangt nicht immer nur den klugen Einsatz der Spieler, auch Sie als Trainer sind gefordert. Gute Vorbereitung auf die Übungsinhalte und das Einbringen ihrer eigenen Ideen, lassen die Übungen zu Highlights werden.

    Überlegen Sie, welche Finten Sie von ihrem Team verlangen können und den Spielern müssen die Namen der Finten geläufig sein. Hier kann es nur Beispiele geben, ob Ihre Spieler diese beherrschen, können nur Sie wissen.

    Organisation:

    A – Ein abgestecktes Fintenquadrat als Übungsfeld, die Größe ist abhängig von der Spieleranzahl

    • Jeder Spieler hat einen Ball zur Verfügung

    So geht’s:

    Deutlich wird der Ablauf mit einem Beispiel. Unser Trainer hat sich bei den Zurufen für Städtenamen entschieden. Diese Städtenamen hat er sich vor Trainingsbeginn genau überlegt und verinnerlicht, damit es keine unpassenden Zurufe gibt. Im Warm-up Dribbel-Quadrat trainieren die Spieler zunächst, welcher Buchstabe für welche Finte steht, damit im  Übungsverlauf keine Missverständnisse auftreten.

    Zum Beispiel:

    D = Ausfallschritt

    I = Rivelino

    E = Schere

    M = Ronaldo

    B – Die Spieler bewegen sich mit freiem Dribbling im Übungsquadrat

    C – Der Trainer ruft “Dortmund”, die Spieler führen folgende Finten aus und zwar genau in der Reihenfolge:

     

    “DORTMUND!

    D = Ausfallschritt

    M = Ronaldo

    D = Ausfallschritt

    Das Ganze soll natürlich schnellstmöglich ausgeführt werden.

    Hier noch ein weiteres Beispiel, der Trainer ruft und folgende Finten

    sind in dieser Folge zu absolvieren:

     

    “BERLIN”

    E = Schere

    I = Rivelino

    Varianten:

    • Weitere Finten bzw. Ausführungsarten bestimmen. Reduziere zum

    Beispiel die Anzahl der Finten auf 3 Finten, dafür wird mit 6 Buchstaben gearbeitet. Jeder Buchstabe steht dabei für die Ausführung entweder mit dem rechten oder linken Fuß

    • Schwierige Städtenamen wählen
    • Im Übungsablauf die Buchstabenzuweisung der Finten ändern
    • Die Spieler müssen laut vor der Ausführung der Finten die Gesamtzahl an Buchstaben rufen, die im Städtenamen vorkommen

     

    • Ländernamen nennen und dabei wird nur der letzte Buchstabe als Trickbewegung ausgeführt
    • Jetzt von rechts nach links scannen
    • Wir nennen jetzt zwei Städtenamen so zeitversetzt, dass bei Zuruf des zweiten Städtenamens die Spieler wechseln sollen. Bedeutet, die Spieler beenden sofort ihre Aufgabe mit der “Abarbeitung” der ersten Stadt beginnen zügig mit der Anforderung für die neue Aufgabe. In der erstgenannten Stadt sollten immer mindestens 2 Finten-Buchstaben zur Verfügung stehen
    • Zuerst führen die Spieler die im Städtenamen enthaltenen Finten aus und anschließend sofort die Finten, die im Namen nicht enthalten sind.

    Beispiel: Der Trainer ruft “BERLIN”. Die Spieler sollen dann zuerst die Schere (E) , dann den Rivelino (I) und anschließend den Ronaldo und den Ausfallschritt ausführen. Die Reihenfolge in der Abarbeitung bei den beiden letzten Finten ist dabei egal

     

    Coaching-Tipps:

    • Die Städtenamen hast du dir bereits vor dem Training gut überlegt. Beginne mit kurzen Namen, “GARMISCH-PATENKIRCHEN” kommt später 😉
    • Am Anfang zeitliche Abstände zwischen den Ansagen je nach Leistungsstand beachten

     

    Literatur

    1. Memmert, D. (2011) Creativity, expertise, and attention: Exploring their development

    an their relationships. Journal of Sport Science, 29 (1): 93-102.

    1. Casanova, F., Oliveira, J., & Williams, M. (2009) Expertise and perceptual-cognitive

    performance in soccer: a review. Rev. Port. Cien. Desp. 9(1): 115-122.

    1. Mann, D.T., Williams, A.M., Ward, P., & Janelle, C.M. (2007) Perceptual-cognitive

    expertise in sport: a meta-analysis. Journal of Sport and Exercise Psychology, 29(4): 457-478.

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    Dr. René Paasch: Resilienz im Fußball

    Es gibt Sportler, die nichts aus der Bahn zu werfen scheint. Sie verzweifeln nicht an sportlichen Niederlagen oder medialen Aussagen, sondern wachsen sogar daran. Was unterscheidet diese Sportler von denjenigen, die mit Rückschlägen oder verlorenen Spielen hadern und manchmal sogar daran zerbrechen? Das Wort lautet Resilienz: Manche Menschen sind immun gegen Angriffe von außen. Haben solche Stehaufmännchen einfach Glück gehabt, weil ihnen diese hilfreiche Fähigkeit in die Wiege gelegt wurde, oder kann jeder lernen, resilient zu sein?

    Zum Thema: Lässt sich Resilienz im Fußball trainieren?

    Der Begriff Resilienz kommt aus dem lateinischen resilire, was „zurückspringen“ bedeutet. Ursprünglich wurde der Begriff in der Physik für die Eigenschaft von Werkstoffen verwendet, die sich verformen lassen und dennoch in ihre alte Form zurückfinden (z.B. Schaumstoff) (Scharnhorst, 2012). Sie ist die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche, sportliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen, ohne sich dabei grundlegend zu ändern (Newman 2009, S.6). Mit Resilienz eng verwandt sind Salutogenese, Widerstandsfähigkeit, Bewältigungsstrategie und Selbsterhaltung. Resiliente Sportler/innen besitzen somit eine seelisch hohe Widerstandskraft und Beweglichkeit und sind deswegen psychisch immun gegen die Angriffe des Leistungssports. Die wesentlichen Faktoren, die Resilienz beeinflussen, sind personale Faktoren, Umwelteinflüsse und Prozessfaktoren. Zu den Umweltfaktoren gehören die Unterstützung durch die Familie, seine Kultur oder die sportliche Gemeinschaft. Zu den personalen Faktoren gehören kognitive (z. B. Intelligenz, Deutungs- und Sinngebungsmodelle der Realität) wie auch emotionale, also z.B. seine Fähigkeit, Emotionen und Handlungen zu kontrollieren, die Toleranz für Ungewissheit, Beziehungen aktiv gestalten zu können oder die aktive Einstellung zu Problemen. Zu den Prozessfaktoren gehören u.a. die wahrgenommenen Perspektiven, die Akzeptanz des Unveränderbaren und die Konzentration aller Energien auf die zu bewältigenden und entwickelten Strategien.

    Der Resilienz gegenüber steht die sogenannte Vulnerabilität – die besondere Verwundbarkeit eines Sportlers bzw. Sportlerin gegenüber negativen Einflüssen. Vulnerable Sportler/innen sind sensibel und werden besonders leicht durch negative Ereignisse und Ergebnisse verletzt und herunter gezogen.

    Merkmale für Resilienz

    Resilienz erzeugt eine ganz spezielle Einstellung zum Leben und Sport, die mir bei Leistungskickern/innen immer wieder auffallen:

    • Sie haben ihr Schicksal selbst in der Hand: Sie sehen Misserfolge als Zufälle und Erfolge als Ergebnis Ihrer Bemühungen.
    • Sie besitzen ein starkes Selbstwertgefühl. Unabhängig von Erfolgen halten sie sich für einen wertvollen Spieler bzw. Spielerin und Menschen.
    • Sie haben ein klares Ziel vor Augen und verfolgen dieses akribisch – bis zur Zielerreichung.
    • Sie sehen Schwierigkeiten, Krisen und Probleme als Herausforderung und Chance für Wachstum.
    • Auch in schwierigen Zeiten bleiben sie ruhig, realistisch und optimistisch.
    • Sie haben einen unerschütterlichen Glauben an die eigenen Fähigkeiten und sind in der Lage, auch das Negative in ihrem Leben zu akzeptieren.

    In mehreren Untersuchungen konnten sechs personenbezogene Resilienzfaktoren identifiziert werden (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014):

    • Selbstwahrnehmung, um seine Stärken und Schwächen einzuschätzen,
    • Selbststeuerung, um auf Emotionen und Spannungen angemessen zu reagieren,
    • Selbstwirksamkeit, für Vertrauen und Zuversicht in sich selbst, die belastende Situation bewältigen zu können,
    • soziale Kompetenz, um soziale Konflikte lösen zu können,
    • Bewältigungskompetenzen, im Umgang mit Stress,
    • Problemlösen, um in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen.

    Einfacher Selbsttest zum Ausprobieren

    Die neuere Resilienzforschung geht davon aus, dass Resilienzfaktoren nicht angeboren oder genetisch bedingt sind. Personen entwickeln Resilienz, indem sie sich mit Problemen und Schwierigkeiten ihrer Umwelt auseinandersetzen. Damit ist Resilienz nicht als statisches Körpermerkmal zu sehen, sondern als dynamischer Anpassungs- und Entwicklungsprozess. Resilienzfaktoren können daher in jedem Lebenszyklus erworben und gelernt werden (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014).

    Dr. Michele Ufer: Gestärkt aus der Krise kommen

    Sie können die nun folgenden Punkte als eine Art Selbsttest verstehen. Je öfter Sie bei den unteren Aussagen zustimmen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass auch Sie zu den resilienten Sportlern/innen zählen:

    • Ich habe gute Teamkollegen, Freunde und ein intaktes soziales Umfeld, auf die ich mich auch in schwierigen Situationen verlassen kann.
    • Wenn mal etwas nicht klappt, versuche ich es einfach noch einmal.
    • Ich sorgen für mein Glück und Zufriedenheit, das ist mein Lebensmotto.
    • Ich weiß um meine Stärken und bin zufrieden mit mir.
    • Ich bin selbst unter Stress noch leistungsfähig und kann gut mit Druck umgehen.
    • Ich glaube selbst in schwierigen Zeiten daran, dass sich alles zum Guten wenden wird.
    • Bei Problemen suche ich aktiv nach einer Lösung.

    Fazit:

    Resilienz ist heute so wichtig für uns, weil wir uns mehr denn je ständig an neue Situationen im Leistungssport anpassen müssen. Diejenigen, die resilient sind, können Veränderungsprozesse besser meistern.  Sie sehen in jeder Krise die Chance auf Veränderung.

    Thorsten Loch: Richtiges Handeln in der Krise

    Literatur

    1. 1. Newman (2009): Resilient Cities: Responding to Peak Oil and Climate Change, Washington.
    2. Scharnhorst, J. (2012): Burnout. Präventionsstrategien und Handlungsoptionen für Unternehmen. 1. Auflage. Freiburg
    3. Fröhlich-Gildhoff, K./Rönnau-Böse, M. (2014): Resilienz. 3. Auflage. München

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    Florence von Ziegler: Sportpsychologie interessierte mich erst einmal nicht…

    Florence von Ziegler bei einer Bodenübung

     

    In diesem Wettkampfjahr will Florence von Ziegler Kantonalmeisterin werden und einen Podestplatz an den Schweizermeisterschaften erringen. Die 22 Jahre Athletin, die drei- bis viermal die Woche in einem kleinen Verein in Hombrechtikon trainiert, nutzt seit 2016 sportpsychologische Betreuung. Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit Dr. Hanspeter Gubelmann ergab sich die Möglichkeit, dass sie über mehrere Monate von der Psychologiestudentin und ihrem Mentor intensiver betreut wurde. Ihre Erfahrungen schildert die Kantonalmeisterin von 2015 und 2016 und zweifache Bronzemedaillengewinnerin bei den Schweizermeisterschaften in diesem Insiderbericht. 

    Für die-sportpsychologen.ch berichtet:

    Florence von Ziegler

    Ehrlich gesagt: Als Teenager konnte ich mit der Sportpsychologie nichts anfangen. Erst mit der Zeit habe ich mitgekriegt, dass Elitesportler mentales Training in ihren Alltag integrieren. Damit wurde mein Interesse geweckt und ich habe begonnen, mich dafür zu interessieren. Meine erste Anwendung klingt aus heutiger Sicht banal: ich habe damit begonnen, mir vor dem Start an den Geräten die Übungen im Kopf vorzustellen. Als es dann im Gymnasium um die Themenwahl für die Maturarbeit ging, entschied ich mich für das Thema “mentales Training”. Mit dieser Auseinandersetzung stieg auch mein Interesse, daraus einen Nutzen für mich in der Wettkampfsituation zu ziehen.

    Dieses Wissen allein und die naive Umsetzung meiner Ideen führten mich leistungsmässig aber nicht wirklich weiter. Ich konnte meine oftmals guten Trainingsleistungen zu selten auch im Wettkampf zeigen. Heute weiss ich, dass ich meist zu verkrampft war, sehr viel wollte und mir dabei auch grossen Druck machte. Nach einem Unfall spürte ich eine innerliche Blockade, die mich zu behindern begann. Da ich mich mit der Überwindung dieser Blockade überfordert fühlte, entschied ich mich für eine sportpsychologische Beratung. Im letzten Herbst besuchte ich das Fach Sportpsychologie an der ETH und trat mit Hanspeter in Kontakt. Der Zeitpunkt war super! Daraus entstand die Zusammenarbeit mit Hanspeter und Luisa, was mich sehr gefreut hat.

    Hohe mentale Herausforderungen im Geräteturnen

    Geräteturnen ist eine jener Sportarten, die sehr hohe Anforderungen an die mentale Stärke des Athleten stellt. Es geht um die Bestleistung an vier technisch anspruchsvollen, sehr unterschiedlichen Geräten – dann wenn’s zählt. Ich muss auch mit den unterschiedlichen Hallenbedingungen klar kommen, es gilt unfaire Benotungen zu verkraften, immer überzeugt aufzutreten und die Konzentration hochzuhalten. Psychische Robustheit ist gefragt, denn es gilt, den ganzen Wettkampf auf höchstem Niveau zu turnen. Abgerechnet wird erst am Schluss! Just an diesem Punkt habe ich mein grösstes Verbesserungspotential geortet. Ich hadere zu oft und zu lange mit mir, wenn eine Übung oder auch nur ein Element missglückt. Dadurch entsteht noch mehr Druck und die Folge ist meist eine Verkrampfung. Umgekehrt turne ich dann am besten, wenn ich lockerer und gelassener an die Übungen herangehen kann. An dieser positive Selbststeuerung arbeite ich momentan konsequent.

    Begonnen haben wir mit Bewegungsvorstellungsübungen, die mir schon einigermassen vertraut waren. Ich lernte aber, diese präziser zu erarbeiten und gezielter einzusetzen. Trainieren heisst auch hier geplantes und vielfältiges Üben! Weiter haben wir uns mit dem Thema Musik auseinandergesetzt und Einsatzmöglichkeiten im Umgang mit einer Aktivierungsregulation entwickelt. Sehr geholfen hat mir auch das wettkampfnahe Training, vor allem mit Formen der Nichtwiederholbarkeit, mit denen ich mein Wettkampfverhalten schon im Training besser in den Griff bekomme. Aber auch in die Verbesserung meiner Rahmenbedingungen mit Studium und Leistungssport habe ich investiert. Ich versuche meinen studentischen Alltag vermehrt so zu gestalten, damit eine hohe Trainingsqualität möglich wird. Hier spielt auch die Regeneration eine wesentliche Rolle.

    http://die-sportpsychologen.ch/2017/07/06/dr-hanspeter-gubelmann-die-ersten-schritte-im-feld/

    Ich muss das Interesse des Sportpsychologen spüren!

    Mir hat es sehr geholfen, dass Hanspeter und Luisa mich im Training und auch an einem Wettkampf betreut haben. Dies hat mir gezeigt, dass sie sehr interessiert an mir und meinen Anliegen sind, obwohl ich mit meiner Sportart nur im Inland erfolgreich sein kann. Ich spüre ihr grosses Interesse an dem, was und wie ich es mache – eben auch wenn die Disziplin nicht olympisch ist! Ich bin gewillt und motiviert, mit Unterstützung von Hanspeter auf mein grosses sportliches Ziel im November hin zu arbeiten. Ein Fokus wird weiterhin auf einem gelasseneren und selbstvertrauenden Umgang mit Rückschlägen oder widrigen Wettkampfsituation liegen.

    Mein Fazit ist klar: Wer bereit ist, an sich, mit viel Fleiss und auch entsprechendem Zeitaufwand zu arbeiten, dem kann ich die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Sportpsychologen nur empfehlen. Meine Erfahrungen der letzten drei Monate stimmen mich optimistisch. Ich bin überzeugt, dass sich dieser Aufwand auch weiterhin positiv auf meine Leistungen auswirken wird. Aber eben: Üben, Üben und nochmals Üben ist angesagt!

    http://die-sportpsychologen.ch/2017/07/06/luisa-koller-wie-komme-ich-auf-die-richtigen-fragen/

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    Luisa Koller: Wie komme ich auf die richtigen Fragen?

    Florence von Ziegler und Luisa Koller

    Es war an einem Tennisturnier in einer kleinen Stadt in Argentinien, als ich mir überlegte, Sportpsychologin zu werden. Ich war mitgereist mit einem Freund und verbrachte meine Tage hauptsächlich mit Tennis schauen, etwas zuhören und dem Versuch, im richtigen Moment das richtige zu sagen. Einige Jahre später ist mein Interesse an der Sportpsychologie nicht kleiner geworden und es hat sich die Möglichkeit ergeben, in dieser Richtung bei Dr. Hanspeter Gubelmann ein Praktikum zu absolvieren.

    Für die-sportpsychologen.ch berichtet:

    Luisa Koller

    Obwohl ich kurz dem Abschluss meines Bachelor-Studiums in Psychologie stehe, ist mein Wissen in diesem Themenbereich noch spärlich. Es bildet keinen Inhalt im Studium – wenn, dann höchstens in Einzelteilen. Immerhin sind mir hin und wieder Begriffe geläufig und ich weiss, wovon die Sprache ist. So habe ich all die Bücher, die mir Hanspeter in sein Büro an der ETH gebracht hat, aufgesogen und versucht, gedanklich zu ordnen. Ein noch besseres Lehrmittel war aber das Zuhören, wenn ich das Glück hatte und bei Sitzungen mit Sportlerinnen und Sportlern dabei sein durfte. Eine dieser Sportlerinnen sollte dann „für mich“ sein. Quasi ein Übungsprojekt, von dem alle Seiten profitieren sollen.

    Von März bis Juni war Florence ungefähr einmal pro Woche für ein Gespräch bei uns. Ich habe schnell gemerkt, dass die sportpsychologische Beratung eine abwechslungsreiche und fordernde Aufgabe ist. Was beschäftigt einen Sportler momentan? Wo liegt die Herausforderung? Ist es ein Problem im Training, im privaten Leben, etwas langfristiges oder akutes? Wo setzt man mit Lösungen an und woher nimmt man ebendiese Lösungen?

    Die passenden Fragen…

    Hanspeter weiss, die passenden Fragen zu stellen, manchmal ganz offene, manchmal herausfordernde. Für mich war das oft noch schwierig – den optimalen Weg zu finden, um an Informationen zu gelangen, die die Zusammenarbeit steuern und vor allem auch Probleme und Lösungen aufzeigen können.

    http://die-sportpsychologen.ch/2017/07/06/dr-hanspeter-gubelmann-die-ersten-schritte-im-feld/

    Bei der gemeinsamen Arbeit mit Florence habe ich gelernt, dass es ein schrittweiser Prozess ist und dass es manchmal reicht, ein scheinbar kleines Thema in einer Stunde zu besprechen und sich anzunehmen, um dann in der folgenden Woche darauf aufzubauen. Der Trainings- und Wettkampfbesuch gab auch einige Zeit später noch Einblicke und Erkenntnisse.

    Eines bleibt: Die Freude am Sport und die Faszination für die Leistungen

    Immer wieder schön war es, zu sehen und zu spüren, wie viel Freude, Motivation und Zielstrebigkeit Florence fürs Geräteturnen aufbringt. Etwas, dass sicher vielen Sportlerinnen und Sportlern gemein ist. Mit solch inspirierenden Persönlichkeiten regelmässig zusammenarbeiten zu können, muss sehr bereichernd sein. Auch wenn mein Praktikum sich dem Ende zuneigt, werde ich sicher weiterhin gespannt die Ranglisten von Turn-Wettkämpfen lesen – weil schliesslich ist es das, was mich ursprünglich auf die Idee brachte, die Sportpsychologie näher kennen zu lernen: Die Freude am Sport und die Faszination für die Leistungen, die Athletinnen und Athleten im Stande sind zu erbringen – ziemlich oft optimiert durch die Unterstützung eines Sportpsychologen.

    http://die-sportpsychologen.ch/2017/07/06/florence-von-ziegler-sportpsychologie-interessierte-mich-erst-einmal-nicht/

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    Dr. Hanspeter Gubelmann: Die ersten Schritte im Feld?

    Ende Mai fand in Bern die 48. asp-Tagung, die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland, statt. Das reichbefrachtete Tagungsprogramm beinhaltete neben dem traditionellen Wissenschaftsteil eine breite Palette an Praxisworkshops. Als Programm-Verantwortlicher fiel mir vor allem etwas auf: die Workshops zogen ein sehr junges, der angewandten Sportpsychologie zugewandtes Publikum an! Wie schaffen diese Kolleginnen und Kollegen heute den Einstieg in eine beratende Tätigkeit? Welche Einstiegshilfen werden ihnen dabei angeboten? Von einem Beispiel aus eigener Praxis handelt dieser Beitrag.

    Zum Thema: Sind die Zeiten des Kaltstarts vorbei?

    In diesem Frühjahr erhielt ich Besuch einer Studentin aus Bern. Die Sportwissenschaftlerin Nicole Jänsch befragte mich im Rahmen ihrer qualitativen Studie zu meiner Karriereentwicklung als Sportpsychologe. Ich beschrieb u.a. meinen Einstieg in die angewandte Tätigkeit. Ich erinnerte mich noch gut an das erste Treffen mit „meinem“ ersten Athleten. Ich: völlig auf mich allein gestellt. Mein Gegenüber: ein Zehnkämpfer, Sportstudent an der ETH Zürich, der bei mir noch die Veranstaltung „Einführung in wissenschaftliches Arbeiten“ besuchen musste. Das war 1990 und ich erlebte einen veritablen Kaltstart. Nichts und niemand hatte mich auf diese Situation vorbereitet.

    Seit damals hat sich die Situation der angewandten Sportpsychologie in der Schweiz markant entwickelt und verändert. 2009 beschrieb Seiler den weitgehenden Konsens in der Auffassung, „dass ein Markt besteht für gut ausgebildete und kompetente Sportpsychologen.“ Von einem positiven und starken Wachstum der angewandten Sportpsychologie im internationalen Kontext berichteten damals auch Wylleman et. al. (2009). In ihrem Bericht hoben sie den ausgeprägten Mangel an Wissen hinsichtlich  der Karriereentwicklung von angewandt tätigen Sportpsychologen heraus. Insbesonere fehle es an spezifischen Erkenntnissen zum Einstieg in eine solche Berufskarriere. Die Einschätzung eines auch weiterhin „attraktiven Berufsfeldes“ teilen die Berner Kollegen um Studienleiter Marc Blaser (2016), monieren aber in ihrer Beurteilung, dass nur wenige den Grossteil ihrer Arbeitszeit in sportpsychologische Tätigkeit investieren. Entsprechend niedrig beziffert die Studie das daraus erwirtschaftete Einkommen. Jänsch (2017) zielt in ihrer Studie darauf ab, die kritischen Punkte in einer sportpsychologischen Karriereentwicklung näher zu beleuchten. Erklärtes Ziel ihrer Arbeit ist, AbsolventInnen, die gerne im Feld der angewandten Sportpsychologie Fuss fassen möchten, den Einstieg zu erleichtern. Eine möglichst effiziente Planung ihrer Karrieren soll dazu helfen.

    Ein gezieltes Mentoring fehlt auch heute

    Was mir persönlich damals wie heute fehlt: eine begleitete Einführung, ein eigentliches Mentoring in der ersten Phase des Einstiegs in die angewandte Arbeit junger Berufskollegen. Zu ihren Erfahrungen und Erkenntnissen im Rahmen eines begleitenden Coachings berichten in zwei Insiderberichten die Psychologiestudentin Luisa Koller und die Athletin Florence von Ziegler.

    http://die-sportpsychologen.ch/2017/07/06/luisa-koller-wie-komme-ich-auf-die-richtigen-fragen/

    Das Angebot startete Ende März und beinhaltete 10 Sitzungen sowie Trainings- und Wettkampfbegleitungen. Die inhaltlichen Schwerpunkte im Überblick:

    • Anforderungsprofil und Voraussetzungen an den Sportpsychologen
    • Erstkontakt und Erstgespräch
    • Auftragsklärung
    • Arbeitskonzeption
    • Zielstellung und Zielvereinbarung
    • Eingrenzung der Themen und erste Beratungsschritte
    • Einbezug des Umfelds, geeignete Arbeitsmittel u.a.m.
    • Standortbestimmung nach 3 Monate, Zwischenfazit und nächste Schritte

    http://die-sportpsychologen.ch/2017/07/06/florence-von-ziegler-sportpsychologie-interessierte-mich-erst-einmal-nicht/

    Am 3. Juli erfolgte eine Standortbestimmung, da mit diesem Tag auch das Praktikum von Luisa endete. Zu diesem Zweck habe ich Luisa und Florence je um eine Stellungnahme gebeten, die im ausdrücklichen Einverständnis mit ihnen als Insiderberichte publiziert werden.

    Fazit: Aufwand, der sich für alle Beteiligten lohnt…

    Mentor, Praktikantin und Sportlerin haben im Rahmen dieses Betreuungssettings grossen Aufwand betrieben: 10 Beratungstermine mit Vor- und Nachberatungsarbeiten, Trainings-und Wettkampfbesuche sowie die inhaltiche Vertiefung in die Beratungsthemen führen zu einer insgesamt hohen Arbeitsbelastung. Ein Praktikum in angewandter Sportpsychologie bietet hierfür den passenden Rahmen. Angesichts des erzielten Nutzens und der Erkenntnisgewinne darf aber von sehr gut investierter Zeit gesprochen werden!

    Luisa betont in ihrem Insiderbericht eine abwechslungsreiche und fordernde Tätigkeit, geprägt von Einsichten und Inspiration. Florence scheint Gefallen an den vielfältigen Möglichkeiten der Selbstbeeinflussung gefunden zu haben. Sie setzt die erworbenen Tools und entwickelten Massnahmen eigenmotiviert und konsequent in Training und Wettkampf ein. Die Blockade ist kein Thema mehr, stattdessen stabilisiert sie ihre Wettkampfleistung zunehmen auf hohem Niveau und feiert schöne sportliche Erfolge. Die Aufgabe des Mentorings, die Unterstützung junger Berufskolleginnen und –kollegen, erlebe ich als eine bereichernde und dankbare Aufgabe! Sie bietet Gelegenheit zur Reflexion der eigenen Praxistätigkeit und öffnet den Horizont für neue, inspirierende Ideen!

    …und ein Modell für die Zukunft?

    Soll der Praxiseinstieg junger Psychologinnen und Psychologen in Zukunft erleichtert und unterstützt werden, lassen sich mindestens vier Aspekte in die Diskussion einbringen:

    1. Die jüngst erhobenen Daten zur Berufsfeldanalyse (Blaser et al. 2016) und zur Karrierentwicklung (Jänsch 2017) müssen auch im Hinblick auf notwendige Anpassungen hinsichtlich der Ausbildungsstrukturen und -inhalte der postgradualen Ausbildung (CAS Sportpsychologie) in der Schweiz analysiert werden.
    2. Die Schaffung zusätzlicher Praktikumsangebote an Ausbildungsinstitutionen (BASPO, Universitäten, etc.) ist zu prüfen.
    3. Die SASP als Berufsverband ist aufgerufen, vermehrt Informationen zur Karriereentwicklung ihrer Neu-Mitglieder zur Verfügung zu stellen. Spezifische Angebote zu Themen des Berufseinstiegs könnten hierfür besonders hilfreich sein.
    4. Neben Intervisions- und Supervisionsangeboten könnte auch ein Mentoring-Angebot den Praxiseinstieg erleichtern und gleichzeitig auch als effektive Massnahme zur Qualitätssicherung beitragen.

     

     

    Literatur

    Blaser, M., Stocker, E., Jänsch, N. & Seiler, R. (2016). Qualität im Berufsfeld Sportpsychologie in der Schweiz. Ergebnisse einer Online-Umfrage (Unveröffentlicht). In B. Strauss et al. (Eds.), Spitzensport und Sportpsychologie: Der Weg zu Olympia. 48. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) vom 05.-07.05.2016 in Münster.

    Jänsch, N., Seiler, R. & Hirschi, A. (2017). Karriereentwicklung von Schweizer SportpsychologInnen. In A. Conzelmann et. al. (Eds). Gelingende Entwicklung im Lebenslauf. 49. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) vom 25.-27.05.2017 in Bern.

    Seiler, R. (2009). Angewandte Sportpsychologie in der Schweiz: Ausbildungskonzeption und Berufsfeldperspektiven. Zeitschrift für Sportpsychologie, 16, 29-34.

    http://econtent.hogrefe.com/doi/abs/10.1026/1612-5010.16.1.29

    Wylleman, P., Harwood, C.G., Elbe, A.-M., Reints, A. & Caluwé, D. de (2009). A perspective on education and professional development in applied sport psychology, Psychology of Sport and Exercise 10 (2009) 435–446.

    https://www.researchgate.net/profile/Anne-Marie_Elbe/publication/232413639_A_perspective_on_education_and_professional_development_in_applied_sport_psychology/links/5531484f0cf2f2a588ad47e3/A-perspective-on-education-and-professional-development-in-applied-sport-psychology.pdf

     

    Verwandte Blogs

    http://die-sportpsychologen.ch/2017/03/08/dr-hanspeter-gubelmann-wie-weiterbilden/

    http://die-sportpsychologen.ch/2015/12/21/dr-hanspeter-gubelmann-zum-image-problem-der-schweizer-sportpsychologie/

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