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Dr. Rita Regös: Zwischenmenschliche Kommunikation – „Ich höre was Du sagst“

Zwischenmenschliche Kommunikation ist einerseits alltäglich selbstverständlich, andererseits kompliziert und störanfällig weil sie ein ganzes Paket mit vielen verschiedenen Botschaften enthält. Diese Botschaften sind auf der Metaebene zu identifizieren, sie gliedert sich in vier unterschiedliche Bereiche. Einer der Bereiche – die Sachseite – ist selten problematisch, da sichtbar und schnell optimierbar, die anderen drei Bereiche der Kommunikation mit all ihren kritischen Aspekten hingegen, können zu Missverständnissen und Problemen führen, die im Nachhinein einer aktiven zeitintensiven Reflektion bedürfen. Der Workshop zielt auf eine möglichst störungsfreie Kommunikation durch Information und Training ab: Als Sender sollte man lernen mit nur einer Zunge zu reden, als Empfänger hingegen mit allen vier Ohren zu hören.

Dr. Rita Regös

Zielgruppe

Sportler, Trainer, Funktionäre, Eltern und Unternehmer

Inhalt:

Kommunikation, Sender/Empfänger, Verstehen lernen

Buchungsanfrage

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    Andreas Meyer: Selbstregulation im Leistungssport

    Im Leistungssport stößt der Sportler regelmäßig an seine Grenzen. Sowohl physiologisch, kognitiv, emotional als auch sein Verhalten betreffend, ergeben sich Zustände, welche die Leistungserbringung des Athleten negativ beeinflussen können. Unter Selbstregulation versteht man die gezielte Beeinflussung dieser Zustände durch den Sportler selbst. Er lernt durch Methoden, seine Ressourcen besser zu nutzen und auch in schwierigen Situationen darauf zurückgreifen zu können. Somit kann der Athlet beispielsweise Angstsituationen überwinden, seine Konzentration fördern oder seine Motivation aufrechterhalten und hierdurch seine Leistungsbereitschaft optimieren.

    Zum Thema: Angstsituationen überwinden, Konzentration, Motivation und Leistungsbereitschaft verbessern

    Dabei unterscheidet man zwischen Selbstregulation und Selbstkontrolle. Das Ziel von Selbstkontrolle ist die Abwehr von störenden Einflüssen, die häufig mit Anstrengung verbunden ist. Dies kann bei längerfristigem Einsatz die intrinsische Motivation negativ beeinflussen. Selbstregulation hingegen setzt an der Basis an und ist nicht auf die Hemmung unerwünschter Aktivitäten fokussiert, sondern auf das Abrufen von erlernten und unterstützenden Prozessen auf physiologischer, emotionaler, kognitiver und verhaltensorientierter Basis.

    Unreflektierte selbstregulative Prozesse laufen unbewusst ab und enden in „naiven“, nicht zielgerichtete Handlungen. Diese können helfen, aber können sich aber im schlimmsten Fall kontraproduktiv auf die Leistung des Sportlers auswirken. Außerdem sind die „naiven Regulationsmechanismen“ häufig anfällig gegenüber Drucksituationen. Deshalb ist eine bewusste, strukturierte und zielgerichtete Selbstregulation langfristig die bessere Alternative.

    Selbstregulierung steuern

    Um zielgerichtet zu handeln, ist eine Auseinandersetzung mit der Thematik der Steuerung von Selbstregulationsprozessen nötig. 

    Zu Beginn sollte klar sein, welche psychologischen Aspekte in der Sportart überhaupt relevant oder leistungsbestimmend sind? Was sollte ich als Sportler mitbringen, um in der Sportart erfolgreich zu sein? Wann war ich erfolgreich und was habe ich da an Eigenschaften mitgebracht? Dazu kommen die sogenannten Zubringereigenschaften. Eine Zubringereigenschaft unterstützt meine leistungsbestimmenden Faktoren. Experten können dabei helfen, für die leistungsfördernden Aspekte die betreffenden Zubringereigenschaften in Form von Methoden zur Entwicklung der unterstützenden Fertigkeiten zuzuordnen.

    SOLL- und IST-Zustand

    Anschließend analysiert der Sportler seinen aktuellen IST-Zustand und überlegt, an welchen Stellen er auf die leistungsbestimmenden Faktoren Zugriff hat und wo er sich noch verbessern kann. Hierzu muss er über einen guten Zugang zu sich selbst verfügen, damit er die Prozesse, die in ihm ablaufen, erkennen und interpretieren kann.

    Durch einen Vergleich des SOLL- und IST-Zustandes ergeben sich Punkte, an denen der Sportler arbeiten kann. Hieraus resultiert dann auch die Zielsetzung. Diese integriert nicht zuletzt die Reflexion, ob ich die Ressourcen bereits besitze und eventuell nur nicht genügend einsetze oder ob ich die Ressource für mich noch erarbeiten sollte? Die Relevanz der einzelnen Aspekte sollten dabei beachtet werden.

    Beispiel aus der Praxis

    Ein Golfer analysiert in seiner Sportart die leistungsbestimmenden Faktoren und kommt zu dem Entschluss, dass ruhig bleiben bei Fehlern für ihn in der Sportart sehr relevant ist. Zubringereigenschaften für dieses „ruhig bleiben“ sind für ihn positive Selbstgespräche oder Entspannungsmethoden zwischen den Schlägen.

    Methoden unter Druck abrufen

    Im Ergebnis entsteht die Aufgabe, eine Strategie zu planen, damit ich den Zugriff auf meine Ressourcen verbessere und das bewusste Einsetzen (auch in Drucksituationen) erlerne. Dazu überlege ich mir, um welche Methoden ich mein Repertoire erweitern bzw. welche Tools und Fertigkeiten ich mir aneignen sollte?

    Genauso wie beim körperlichen Training müssen diese Methoden anschließend trainiert werden, damit sie auch unter Druckbedingungen stabil abgerufen werden können.

    Das Monitoring

    Durch Monitoringmaßnahmen wird regelmäßig überprüft, ob der Sportler gelernt hat, auf diese neu erworbenen Ressourcen zurückzugreifen. Zeigt sich eine Verbesserung, so kann fortgefahren werden. Ist dies nicht der Fall, so sollten die Methoden und Interventionen erneut betrachtet und gegebenenfalls angepasst werden.

    Am Ende eines festgelegten Zeitraums steht ein erneuter SOLL-IST-Vergleich, um weitere Potentiale aufzudecken, an denen der Athlet weiterarbeiten kann.

    Andreas Meyer

    Diplom Sportwissenschaftler (DSHS Köln), Sportpsychologischer Experte (asp)

    Sportarten: Leichtathletik, Petanque, Triathlon, Klettern, Fussball, Schiedsrichter, Reitsport und andere Sportarten

    Kontakt:

    a.meyer@die-sportpsychologen.de

    +49 (0)178 688 372 1

    Zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/andreas-meyer/

    Die Umsetzung mit Die Sportpsychologen

    Im Idealfall hilft ein Sportpsychologe/Sportpsychologischer Experte dem Sportler durch diesen Steuerungsprozess, denn dieser wird in vielen Situationen schnell an seine Grenzen stoßen. Meine Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Andreas Meyer) stehen gern bereit, den Prozess am Laufen zu halten, den Sportler in die richtige Richtung zu lenken und erfolgsversprechende Methoden zu vermitteln.

    Mehr zum Thema:

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    Cristina Baldasarre: Wie innere Blockaden deine Bestleistung verhindern und was du dagegen tun kannst

    Die III. Olympischen Jugend-Winterspiele 2020 finden vom 9. bis am 22. Januar in Lausanne, Schweiz, statt. 1792 AthletInnen aus 79 Länder messen sich in insgesamt 16 Sportarten und 81 Wettkämpfen. Ein Ort der Triumphe für die einen, eine Stelle des Scheiterns für die anderen. Denn leider gelingt es jungen SportlerInnen oft nicht, an Grossanlässen ihre Top-Leistung abzurufen. Im Beitrag will ich zeigen, was dabei helfen kann. 

    Zum Thema: Gut sein wenn’s zählt…

    Die Olympischen Jugendspiele vereinen jugendliche Nachwuchstalente im Alter von 15 bis 18 Jahren, die auf dem Weg in den Spitzensport sind. Für die jungen Sportler ist Lausanne 2020 das Highlight ihrer bisherigen Karrieren und der Lohn zahlloser gezielter Trainingseinheiten, nun gefolgt von hohen Erwartungen – wir können uns alle vorstellen, dass grosse Emotionen zur Tagesordnung gehören.

    Was aber, wenn die Grösse des Anlasses oder der eigene Leistungsdruck die jungen AthletInnen überwältigt? Welcher Sportler hat das noch nie erlebt…, dass sich trotz guter Vorbereitung und optimalen Bedingungen vor dem Wettkampf der Magen verkrampft, die Beine nicht mehr gespürt werden, der Kopf ganz leer oder die Überzeugung riesig ist, dass mit Sicherheit alles schief laufen wird und die langersehnte Leistung heute nicht abgerufen werden kann. In Interviews hören wir dann oft Erklärungen wie «….heute war einfach nicht mein Tag…» oder «….manchmal fehlt eben das Glück…..».

    Ein Zustand, viele Namen

    Dieser Zustand hat sehr unterschiedliche Namen: Angst, Nervosität, Blockade, Black out, Chocking under pressure, Lampenfieber, Stress, Übererregung, Panik oder Mattscheibe oder, oder, oder…..

    Keiner möchte diese Zustände erfahren, dennoch sind sie ein Teil des Erlebens und gehören ganz einfach auch dazu. Die Sportpsychologie spricht von Arousel, ein wertneutraler Begriff, der die Höhe des inneren Erregungszustandes darstellt. Die negative Konnotation dazu, wenn das Arousel sehr hoch ist, ist eine Erfindung von uns Menschen. Dabei geht oftmals vergessen, welches die ursprüngliche Funktion ist, die bereits von Walter Carron 1915 benannt wurde. Den Körper nämlich auf fight-or-flight vorzubereiten – um in Gefahrensituationen raschmöglichst eine Anpassung an die Bedrohung zu ermöglichen und so hoffentlich zu Überleben. 

    Spannungstanz

    Sportliche Höchstleistungen, wie sie dieser Tage in Lausanne erwartet werden, sind ein Balanceakt, um das individuell passende Mass zwischen genügend Arousel vs. ein Überarousel zu finden. Wer diesen Spannungstanz zum richtigen Zeitpunkt am besten beherrscht, zieht dadurch einen deutlichen Vorteil für sich und befindet sich dann im optimalen Leistungszustand (OLZ). 

    Erfahrungswerte unterschiedlichster Wettkampfsituationen helfen dabei, sich immer wieder mit diesen mentalen Herausforderungen auseinander zu setzen und die Copingstrategien stets zu verfeinern. Was aber passiert, wenn dieser OLZ nicht erreicht wird und die Nervosität überhand nimmt?

    Wenn Drucksituationen Chaos auslösen

    Dann steht dem Athleten das Gelernte und sein Können nur noch zu Teilen zur Verfügung. Der Frontalkortex, wo das logische und planerische Denken stattfindet, arbeitet dann kaum noch. Dafür übernimmt das Lymbische System die Steuerung. Dort befinden sich die Mandelkerne (Amygdala), welche für die emotionalen Reaktionen und für die Erkennung von Gefahrensituationen zuständig sind. Ist die Amygdala erstmal aktiviert, empfinden wir Angst und Nervosität, das Chaos im Kopf ist gross und das Gefühl zu versagen wächst heran. 

    Dass die jungen AthletInnen extrem Stolz sind über ihre Qualifikation und Teilnahme in Lausanne, versteht sich von selbst. Da wir alle soziale Wesen sind, spielen die Erwartungen von anderen, hier vielleicht der Trainer, Eltern, Teamkollegen oder Fans, und natürlich auch die eigenen, eine bedeutende Rolle. Schliesslich haben sich die AthletInnen ausgiebig und zielgerichtet vorbereitet, nun sollen auch die Leistung und der Lohn dafür folgen. Das kann zu emotionalen Überforderungssituationen führen. Auch darum, weil gerade die jungen AthletInnen oft noch nicht so viel Erfahrungen im Umgang mit Drucksituationen und Niederlagen sammeln konnten. 

    Cristina Baldasarre

    Fachpsychologin für Sportpsychologie FSP

    Sportarten: Kunstturnen, Eiskunstlaufen, Synchronschwimmen, Rhythmische Gymnastik, Curling, Langlauf, Fussball, Wasserball, Bob, Golf, Motocross, Judo, Bogenschiessen, Schiedsrichter von Mannschaftssportarten, Trainerberatung

    Kontakt:

    c.baldasarre@die-sportpsychologen.ch

    +41 (0)79 434 09 57

    Zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/cristina-baldasarre/

    Optimalerweise befassen sich schon junge AthletInnen im Vorfeld von Grossanlässen auch mit diesem Thema der mentalen Vorbereitung. Und reisen mit einem Rucksack an Techniken und einer mentalen Routine an. Neben den gängigen sportpsychologischen Ansätzen lege ich jeweils den Schwerpunkt in meiner Arbeit auf die Konzepte, die über und mit dem Körper arbeiten, sogenannte Embodiment-Techniken. Forschungen haben gezeigt, dass zum Beispiel bei Bewegungen und Körperhaltungen der Einsatz von Rhythmus (schnell-langsam) oder von Richtung (aufwärts-vorwärts) einen signifikanten Einfluss auf die Befindlichkeit und Gefühle, die Erinnerung und die Handlung haben. 

    Praktische Entspannungstechniken

    Zu den gängigen Embodiment-Techniken gehören unter anderem grundlegende Atemübungen wie das Entspannungsatmen (siehe Bilder), welches im und neben dem Training geübt werden soll. So lernt der Körper, sich schnell durch gezieltes Ausatmen zu beruhigen und negative Gefühle können reguliert werden. Am Wettkampftag gipfelt die Endversion dieser Technik im bewussten Ausatmen, oft zwei- dreimal, kurz vor dem Start. 

    Oder die Blitzentspannung (siehe Bilder), welche mit inneren Bildern von Leichtigkeit arbeitet und innerhalb einiger Sekunden ein spürbares, muskuläres Entspannungsgefühl auslöst. Diese Technik kann jederzeit, auch im unmittelbaren Vorfeld des Wettkampfes in die Vorstartroutine eingearbeitet werden. 

    Klopftechniken und digitaler Support

    Um aufkommenden, negativen Stress zu regulieren, arbeite ich auch sehr gerne mit den Klopftechniken von PEP® nach Bohne. Er geht davon aus, dass Gefühle zu einem grossen Teil aus Körperwahrnehmungen bestehen. Darum erscheint es nur logisch, den Körper bei der Veränderung dieser störenden und leistungshemmenden Emotionen einzubeziehen. Es ist sinnvoll, zusätzlich dazu eine positive Botschaft für sich selber zu formulieren, wie beispielsweise «Ich habe gut trainiert und kann das!» oder «Ich bin stark und bereit!». So wird die Aufmerksamkeit gesteuert und emotional erwünschte Zustände werden wieder möglich. Quasi als Nebenprodukt aktiviert die Klopftechnik PEP® die Selbstwirksamkeit und ist eine Methode, die sich sehr gut im sportpsychologischen Coaching, aber auch in die unmittelbare Vorstartroutine integrieren lässt.

    Abschliessend noch die Idee, den AthletInnen mittels der App Body2Brain® selber ein online Tool anzubieten, wo sie ihre Emotionen mittels einfachster Körperübungen selber regulieren können. Wenn dabei Unterstützung gefragt ist…

    Kontakt

    Meine Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Cristina Baldasarre) helfen euch gern, so dass eure großen und kleine Wettkämpfe zu tollen Erlebnissen werden, bei denen ihr das zeigen könnt, was ihr drauf habt.

    Mehr zum Thema

    Literatur

    Baldasarre, C., Birrer, D. & Seiler, R. (2003). Krafttraining für die Psyche: Praxisbeilage zur
        Fachzeitschrift für Sport mobile,
    6 Bd. Magglingen: mobile.

    http://www.croos-mueller.de/bodytobrainmethode.html (11.1.20)

    https://www.lausanne2020.sport/de/die-spiele (11.1.20)

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kampf-oder-Flucht-Reaktion, (10.1.2020)

    https://www.dr-michael-bohne.de/was-ist-pep.html (10.1.2020)

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    Dr. René Paasch: Trainer und Eltern am Spielfeldrand – Das Persönlichkeitsprofil von Vorbildern!

    Kommerzialisierung, Globalisierung, Digitalisierung. Der Fußball hat sich in den vergangenen 15 Jahren nicht nur grundlegend von seiner Basis entfernt, sondern er ist aus meiner Sicht getrieben. Das Spiel ist noch das gleiche, aber zentrale Werte wie Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Würde sind auf der Strecke geblieben. In der Realität von jungen Talenten in den Nachwuchsleistungszentren und Eltern bedeutet dies, dass er mehr denn je um Ergebnisse geht. Im Vortrag gehe ich der Frage nach, wie es dennoch gelingen kann, in Verbundenheit spielen und leben zu dürfen?

    Dr. René Paasch

    Zielgruppe

    Sportler, Trainer, Funktionäre, Eltern, Unternehmer, Journalisten, Sportpsychologen, Mentaltrainer

    Veranstaltungsart:

    Vortrag

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      Anke Precht: Hypnose und Selbsthypnose im Sport

      Hypnose und Selbsthypnose werden auch im Sport noch nicht in der Breite genutzt. Dabei bieten sie durch Veränderungen in der Funktionsweise des Gehirns und damit verbundene psychische und körperliche Phänomene zahlreiche Chancen, um Regeneration im Sport zu verbessern, aber auch Leistungen optimaler und zielgerichteter abzurufen.

      Zum Thema: Was Sportler und Trainer über Hypnose im Sport wissen sollten

      Was passiert bei Hypnose im Gehirn? 

      1. Die Aktivität des dorsalen anterioren Gyrus cinguli, einem Teil des limbischen System, das für die Informationsverarbeitung zuständig ist, sinkt. Das führt dazu, dass Außenreize weniger wichtig erscheinen. 
      2. Die Verbindung zwischen dem präfrontalen Kortex, der für die Verhaltenssteuerung und Selbstkontrolle verantwortlich zeigt, und der Inselrinde, verbessert sich. Das ermöglicht, Informationen neu zu bewerten und zu verarbeiten. Innere Bilder, Überzeugungen und Muster können leichter verändert werden. 
      3. Drittens werden wie auch in der Meditation die sogenannten Default Netzwerke deaktiviert, die immer dann zur Ruhe kommen, wenn das Gehirn intensiv mit dem Lösen von Aufgaben beschäftigt ist.

      Die Möglichkeiten von Hypnose:

      Richtig eingesetzt, kann Hypnose (auch in Form von Selbsthypnose) Einflussnahmen nicht nur auf bewusste, sondern auch auf unbewusste Prozesse ermöglichen. Entsprechend sind die praktischen Einsatzmöglichkeiten so individuell wie vielseitig. Sie hilft bei der Schmerzkontrolle, bei der Kontrolle von Gedanken und Gefühlen sowie der Karriereplanung und der Motivation. Mit Hypnose ist es möglich, nach einem anstrengenden Trainings- oder Wettkampftag schnell und effektiv abzuschalten, effektiv zu lernen und auf Knopfdruck zu regenerieren sowie geplante Verhaltensänderungen nicht nur bewusst, sondern auch unbewusst zu unterstützen. Spannungszustände können gezielt reguliert werden – egal in welche Richtung.

      Klassische Hypnosemerkmale und ihre Anwendungsmöglichkeiten im Sport

      Welche Phänomene sind im hypnotischen Zustand zu beobachten, und wie können wir sie für die sportliche Performance nutzen? Nach den Phänomenen gebe ich jeweils ein oder zwei Beispiele für Anwendungsmöglichkeiten:

      1. Zeitverzerrung: Die Zeit vergeht nicht mehr in der realen Geschwindigkeit, wie wir sie auf der Uhr ablesen können, sondern kann gezielt innerlich verlangsamt oder beschleunigt werden. Das ermöglicht, schneller zu regenerieren, weil die gefühlte Zeit dafür verlängert werden kann, zum Beispiel während einer Auszeit oder Halbzeitpause, aber auch, andersherum, Reaktionszeiten zu verkürzen. 
      2. Dissoziation: entweder erlebt sich ein Athlet außerhalb seiner selbst und kann sich zum Beispiel beim Laufen selbst beobachten, oder er erlebt bestimmte Körperteile vom Rest des Körpers getrennt. So kann ein Boxer eine verletzte Nase gedanklich abspalten und nimmt die Schmerzen bis zum Ende der Runde nicht mehr wahr. Ein Marathonläufer kann sich beim Laufen von außen beobachten und seinen Laufstil minimal korrigieren, um Kräfte zu sparen und außerdem die Anstrengung nicht mehr bewusst zu spüren. So erreicht er leichter seinen Flow.
      3. Zeitprogression und -Regression: Auf der Zeitlinie können wir in Hypnose kinderleicht in die Vergangenheit oder die Zukunft reisen und uns mit früheren oder zukünftigen Zuständen verbinden, Wissen und Erfahrung aus der Zukunft abrufen und Ziele dort so verankern, dass sie uns natürlich und erreichbar vorkommen. Ein Handballer kann das nutzen, um in einer schwierigen und belasteten Saison seine ehemals kindliche Spielfreude zurückzuholen. Ein Reiter, der in die nächste Klasse aufsteigen möchte, in Selbsthypnose schon realistisch durchspielen, wie er dort zurecht kommen wird, um das Unbewusste in diese Richtung zu bahnen und neue innere Bilder zu installieren.
      4. Verstärkte Imaginationsfähigkeit. Auch alle anderen Sinne sind geschärft, neue Vorstellungen erscheinen farbig und realistisch und können mit intensiven Gefühlen gekoppelt werden, um so zu einem natürlichen Teil des inneren Erlebens zu werden. So kann sich ein Elfmeter-Schütze ganz realistisch vorstellen, wie er einen gefürchteten Torwart überwindet und den Ball in die Ecke schießt, einschließlich der überschießenden Freude nach dem Tor. Selbstzweifel können damit gelindert, das Selbstvertrauen gestärkt werden und die Risikobereitschaft beim Torschuss erhöht werden. Auch technische Fertigkeiten können in Selbsthypnose mit Hilfe dieser Fähigkeiten trainiert werden, zum Beispiel ein optimaler Aufschlag beim Tennis. Das mentale Trainieren in Trance erhört die Übungsfrequenz und vor allem die Häufigkeit korrekter technischer Abläufe. Das Training auf dem Platz gelingt dann leichter, weil die Bewegungsabläufe bereits mental vorgebahnt sind.
      5. Erhöhte Kreativität: In der hypnotischen Trance tauchen Ideen auf, die im Wachzustand nicht vorstellbar waren. Innere Bilder entfalten sich leicht, und neue, positive Erfahrungen werden leichter akzeptiert. Das kann zum Beispiel für taktische Herausforderungen genutzt werden, wenn ein Mountainbiker herausfinden möchte, wie und wann er den wichtigsten Gegner angreifen muss, um ihn erfolgreich zu überwinden, ein Angriffsspieler im Volleyball kann Möglichkeiten durchspielen, um den Block zu überwinden und diese dann auch leichter im Spiel umsetzen. 

      Dabei werden im Sport seltener tiefe Trancen genutzt, in denen der Sportler ruht und ganz versunken scheint. Diese Trancen sind hilfreich für die Regeneration, die Unterstützung von Heilungsprozessen nach Verletzungen und bei angeleiteter Hypnose, die beim Lösen innerer Blockaden helfen soll.

      Hypnose im Sport

      Viel häufiger wird Hypnose im Sport als Wach-Aktiv-Trance angewandt. Diese kann natürlich auftretenden Flow-Zuständen ähneln, der Sportler oder die Sportlerin trainiert mit offenen Augen und nimmt Trance in Form von Selbsthypnose auch mit in einen Wettkampf, zum Beispiel einen alpinen Abfahrtslauf.

      So kann Selbsthypnose als Teil des täglichen Mentaltrainings dafür genutzt werden, die eigenen Fertigkeiten nicht nur bewusst, sondern auch körperlich leichter zu verankern.

      Dazu gibt es je nach Zielrichtung und Sportart ganz unterschiedliche Techniken.

      Anke Precht

      Diplom-Psychologin/Sportmentaltrainerin

      Sportarten: Volleyball, Fußball, Reitsport, Kickboxen, Taekwondo, Bogenschießen, MTB, Rasenkraftsport, Golf, Tennis, Marathon

      Kontakt:

      +49 (0)163 9215649

      a.precht@die-sportpsychologen.de

      Zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/ankeprecht/

      Wie können Sportler Hypnose lernen?

      Da der Zustand der Hypnose leicht zu erlernen und durch Training auch leicht zu verinnerlichen ist, kann sie so gut wie jeder Sportler für sich nutzen. Ein in Hypnose erfahrener Sportpsychologe sollte anfangs dabei unterstützen und für die individuellen Herausforderungen die passenden Techniken heraussuchen und sie mit dem Sportler einüben. Dabei können Sportler teilweise Audio-Dateien mit aufgesprochene Anleitungen nutzen, zum Beispiel für das Training der Spannungsregulation auf Abruf. Für einmalige Herausforderungen wie das Auflösen eines belastenden Gefühls, zum Beispiel eines starken Lampenfiebers vor Wettkämpfen, wird in individuellen Terminen gearbeitet. Für das Training der Selbsthypnose erhalten die Sportler dann Anleitungen für das Üben zuhause.

      Für das Training von Selbsthypnose sollte ein Athlet täglich etwa zehn Minuten Zeit einplanen. Für individuelle Themen reichen eineinhalbstündige Coachingsitzungen. In der Regel sind Veränderungen schon nach dem ersten Termin spürbar. 

      Feuerwehrfunktion

      Natürlich ist es sinnvoll, sich regelmäßig Zeit für das eigene Mentaltraining zu nehmen. Das gilt auch für Hypnose. Trotzdem kann mit Hypnose, gepaart mit anderen Methoden, häufig auch kurz vor knapp noch Feuerwehrarbeit geleistet werden, wenn zum Beispiel eine Leistungsblockade auftaucht.

      Durch das Netzwerk Die Sportpsychologen können wir die Anwendung der Sporthypnose in vielen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz anbieten. Interessenten können sich gern im ersten Schritt bei mir melden (zum Profil von Anke Precht), ich vermittle dann gern den direkten Kontakt zu meinen Kollegen in den entsprechenden Regionen (zur Übersicht). Nicht zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass es leider auch unseriöse und fachlich fragwürdige Angebote hinsichtlich des Einsatzes der Hypnose am freien Markt gibt. Auch hier geben wir über das Netzwerk gern professionelle Hinweise.

      Mehr zum Thema:

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      Dr. René Paasch: Vom Trainer zum Top-Trainer werden

      Viele Trainer würden gerne hauptberuflich im Hochleistungssport tätig sein. Sei es um mehr Geld zu verdienen, sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen oder einfach, um Athleten und Mannschaften bei ihrer Entwicklung zu helfen. Doch egal wie erfolgreich man ist, zum Traineramt gehört vielmehr dazu als nur Fachwissen. Welches spezifische Persönlichkeitsprofil sollten Top-Trainer aufweisen? Dieser spannenden Frage möchte ich in dem nun folgenden Beitrag näher auf den Grund gehen. 

      Zum Thema: Das Persönlichkeitsprofil von erfolgreichen Trainern

      „Nichts motiviert dich als Athlet mehr als ein Trainer, der dich besser machen kann und dir deine Würde lässt. Für einen solchen Trainer gehst du durchs Feuer.“

      Dr. René Paasch

      Oft zählen bei der Einstellung von neuen Trainern deren bisherige sportliche Erfolge (Mallett, Côté, 2006 & Trudel, Gilbert, 2006) und weniger ihre berufliche Ausbildung oder das Persönlichkeitsprofil. Die persönliche Empfehlung wäre in diesem Zusammenhang wohl treffender. Dennoch müssen angesehene Trainer teilweise um ihren Job fürchten, wenn sie nicht regelmäßig abliefern. Die vorzeitige Kündigungswelle im Profifußball zeigt dies in beeindruckender Weise (Schmidt, S., 2011).  Wäre es dann nicht an der Zeit, genauere Profile von erfolgreichen Trainern zu kennen und dies als Maßstab für eine zukünftige Einstellung zu nutzen? Sehen wir uns dies ein wenig näher an:  

      Eine britisch-australische Untersuchung hat 14 der erfolgreichsten Trainer aus elf Ländern, die in zehn Sportarten aktiv sind, interviewt. Aus diesen Daten geht ein spezifisches Persönlichkeitsprofil hervor. Aus der Befragung mit den Trainern und Athleten ergaben sich drei Kernbereiche, die Erfolgstrainer auszeichnen sollen: Realistische überprüfbare Ziele, sie betrachten und berücksichtigen das große Ganze und sorgen für eine systematische Umsetzung. Zudem setzen sie auf Menschenführung und Verstärker wie Motivation und Glaube. In Stichpunkten zusammengefasst sind folgende Eigenschaften zu erkennen (mod. Mallet et. al. Sport and Exercise Psychology Research 2016):  

      Vision/Ziele

      • eine klare Philosophie und diese einfordern
      • langfristige Planung/Anliegen verfolgen
      • Komplexität vereinfachen und Teilziele festlegen
      • regelmäßiger Soll-Ist-Vergleich 

      Weiterführende Texte:

      Dr. René Paasch: Anliegen statt Ziele – Was Trainer, Funktionäre und Spieler über den Trend wissen sollten (Link)

      Dr. René Paasch: Ziele und Motivation (Link)

      Trainerphilosophie

      • Athleten in den Mittelpunkt stellen
      • Werte wie Ehrlichkeit, Respekt und Loyalität leben und einfordern
      • Work-Life-Balance für den Athleten und sich selbst ermöglichen 

      Weiterführende Texte:

      Dr. René Paasch: Empathiefähigkeit für Trainer (Link)

      Dr. René Paasch: Ein menschlicherer Fußball – wer ist dabei? (Link)

      Führung

      • Glaube an den Spieler und an sich
      • Glaube an das Team 
      • Führungskompetenz 
      • Beteiligung bei der Personalwahl 

      Weiterführende Texte:

      Zeitschrift Fußballtraining (6+7 2018): Empathie heißt das Zauberwort (Link)

      Dr. René Paasch: Lernen als Führungsperson im Jugendfussball (Link)

      Strukturen

      • Stabilität und Zuverlässigkeit vorleben 
      • Organisationsaufbau begleiten und überprüfen 
      • Unverwechselbare Identität erschaffen 

      Weiterführende Texte:

      Dr. René Paasch: Das Team braucht ein Haus (Link)

      Dr. René Paasch: “Mia san mia” – Oder wie eine gemeinsame Identität im Fußball funktioniert (Link)

      Fazit 

      Erfolgreiche Trainer zeigen deutliche Charaktereigenschaften auf. Sie sind zielstrebige Optimisten, die ihren Job mit voller Hingabe leben. Sie können ihre Gefühle und Emotionen kontrollieren und sind emotional-intelligente Leader. Eine klare Vision und akribischer Ehrgeiz sorgen für den notwendigen täglichen Einsatz. Generell sind sie stressresistent und hoffnungsvoll. Sie schätzen den konstruktiven Austausch und sind stetig an Weiterbildung interessiert. Ihnen gelingt der Beziehungsaufbau zu allen Athleten im Team, was in der Praxis nicht zuletzt durch Komponenten wie Zeit- und Erfolgsdruck oder die Kadergröße eine der größten Herausforderungen darstellt. Darüber hinaus sind sie selbstsichere Trainer, die Begeisterung versprühen und motivieren können. Sie sind leistungs- und ergebnisorientiert und trotzdem gelingt es ihnen, in Würde zu führen.

      Werden all diese Skills angeboren? Nein, ein entsprechendes Verhalten lässt sich berufsbegleitend optimieren. Meine Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Dr. René Paasch) stehen gern bereit, um zum Beispiel in Form einer Hospitation oder einer Coach-the-Coach-Zusammenarbeit ganz gezielt zusätzliche Stärken zu entwickeln.    

      Mehr zum Thema:  

      https://www.deutschlandfunkkultur.de/trainer-und-fuehrungswechsel-kurzfristige-effekte-fuer-die.1008.de.html?dram:article_id=443811

      Literatur

      Mallett, C. J., & Lara-Bercial, S. (2016): Serial winning coaches: people, vision, and environment. In Sport and Exercise Psychology Research (pp. 289-322). Academic Press.

      Mallett, C., & Côté, J. (2006): Beyond winning and losing: Guidelines for evaluating high performance coaches. The Sport Psychologist, 20(2), 213-221. Online: https://journals.humankinetics.com/view/journals/tsp/20/2/article-p213.xml

      Trudel, P., & Gilbert, W. (2006): Coaching and coach education. Handbook of physical education, 516-539.

      Mallett, C. J., Rossi, T., Rynne, S. B., & Tinning, R. (2016): In pursuit of becoming a senior coach: the learning culture for Australian Football League coaches. Physical Education and Sport Pedagogy, 21(1), 24-39. Online: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17408989.2015.1072508?journalCode=cpes20

      Schmidt, S. (2011). In the Line of Fire: Verweildauer von Bundesligatrainern und CEOs in Deutschland. Eine vergleichende Analyse. EBS Buisness School: Research Paper Series, 11 – 02.

      Tippenhauer, A./Strauss, B. (2003). Trainerentlassungen in der Fußballbundesliga, S. 334. In: Bernd Strauss et al. (Hrsg.): Sport goes media Czwalina Verlag: Hamburg

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      Prof. Dr. Oliver Stoll und Frauke Stoll: Sportpsychologie in Leipzig, ab jetzt zum Anfassen

      „Wir eröffnen eine sportpsychologisches Beratungszentrum!“ Das war der abschließende Satz von Frauke, nachdem wir vor einigen Monaten gut eine Stunde darüber diskutiert hatten, was wir noch in unserem Leben beruflich anstreben wollen. Am Samstag, den 11. Januar 2020, wird in der Leipziger Jahnallee 10 aus Fraukes Ansage Realität. Ein Weg, auf den wir hier ein wenig zurückblicken. Vor allem wollen wir aber voraus schauen: Nämlich darauf, was unsere Eröffnung für Sportler, Trainer oder Funktionäre oder auch andere Sportpsychologen im Feld bringen kann.

      Zum Thema: Von einer fixen Idee zu einem sportpsychologischen Beratungszentrum in Leipzig

      Ein solches privatwirtschaftliches Vorhaben in Deutschland umzusetzen, haben unseres Wissens noch nicht viele Kolleginnen und Kollegen versucht. Wir alle sind uns darüber im Klaren, dass man damit hauptberuflich – als einzige Möglichkeit des Broterwerbs – nicht wirklich reich werden kann. Das was dazu publiziert wird, spricht eigentlich eher dagegen. Sogar in den USA, dem eigentlichen „Mutterland“ von privatwirtschaftlichen Coaching und Beratungsunternehmen wird es durchaus kritisch gesehen, von der sportpsychologischen Beratung allein leben zu wollen. Aber erstens, ist das ja bei Frauke und mir nicht der Fall, denn hauptberuflich verdienen wir unsere Brötchen eher im nicht-selbständigen Bereich und zweitens steckt hinter unserer Idee ein Geschäftsmodell mit vier Säulen. 

      Die erste Säule beruht natürlich auf der Grundidee von individueller oder gruppenspezifischer Beratung und Coaching. Darüber hinaus sehen wir „auf der zweiten Säule“ die Speaker- und Vortragstätigkeit von uns beiden – bis hin zu Aus- und Fortbildungsveranstaltungen. Die dritte Säule stellt unsere Autoren- und Verlagstätigkeit dar und abschließend sehen wir in der vierten Säule vor allen Dingen Fraukes Expertise in der sporttherapeutischen Arbeit sowie im Rahmen gesundheitlich präventiver Veranstaltungen. 

      Die Außenansicht der Jahnallee 10 in Leipzigs Waldstraßenviertel. Das Beratungszentrum ist nur einen Steinwurf von den Spiel- und Trainingsstätten von RB Leipzig, dem SC DHfK Leipzig, der Universität, dem Sportgymnasium, der Sportoberschule, dem IAT und dem Hauptbahnhof entfernt.

      Wichtige Anforderungen

      Angekommen auf dieser Basis, standen wir vor der Grundfrage: Was braucht man dazu, ein solches Projekt erfolgreich umzusetzen? Mal ganz abgesehen von der Grundidee, einer guten beruflichen Qualifikation, das Wissen und Können in diesen Bereichen sowie einer gehörige Portion Mut und Leidenschaft, gepaart mit etwas Geduld. 

      1. Finanzielle Mittel. Natürlich geht so etwas nicht ohne Investitionen. Die Anmietung von Räumlichkeiten und Infrastruktur, Computer- und Präsentations-Technik, Möbel, etc. wollen erst einmal vorfinanziert werden. Je nachdem, in welcher Stadt und in welcher Lage man so etwas umsetzen möchte, ist das mehr oder weniger preisintensiv. Alles rund um Buchhaltung und Buchführung haben wir „nach extern“ vergeben (Steuerberater). Etwas Liquiditätsreserve sei auch noch in der Hinterhand (zwei bis drei Monatsmieten, für den Fall, dass es mal nicht so gut läuft). Mit etwa 15.000 Euro ist man zunächst ganz gut aufgestellt.
      2. Die Lage und die Bezeichnung der Räumlichkeiten. Dieses Thema hat uns lange und intensiv beschäftigt, denn damit steht und fällt eine solche Unternehmung. In unserem Fall gab es hier einige Herausforderungen zu überwinden. Leipzig ist eine der wenigen „Boom-Städte“ im Osten Deutschlands. Gewerberäume zu bekommen, ist hier keine Unmöglichkeit, aber eine wirklich große Herausforderung, wenn es um die richtige Lage geht. Wir wollten auf alle Fälle in ein Gebiet, in dem „viel Sport“ passiert. Da bot sich das Waldstraßenviertel an. Da gibt es die Red Bull Arena, das NLZ von RB Leipzig, die Geschäftsräume sowie Spiel- und Trainingsorte des Handball-Erstligisten SC DHfK Leipzig. Die Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig. Und natürlich die sportbezogenen Bildungseinrichtungen: Das Sportgymnasium und die Sportoberschule. Kurzum: Bis wir also unsere Räume in der Jahnallee 10, die fußläufig zu allen genannten Einrichtungen liegen, gefunden und gemietet hatten, gingen gut zwei Monate ins Land. 
      3. Wie nennen wir also unser „Unternehmen“? Für uns war klar, dass „Sportpsychologie“ ein zentrales Thema sein soll. Eine „Praxis“? Nein, das klang für uns zu therapeutisch. Wir sind beide keine Psychotherapeuten – wir arbeiten nicht mit Patienten – und wollten also auch begrifflich gar nicht „in diese Ecke“. Da bot sich also „Coaching- und Beratung“ durchaus eher an. Und genau diesen Ansatz wollten wir auch in die Gestaltung des Raumes einbringen. Ein großer Raum, der durchaus auch bei Bedarf abgeteilt werden kann. Durch das Schaufenster, das teilweise verblendet ist, strömt helles, angenehmes Licht. Wir verstecken uns nicht im Dunkeln oder hinter einer Fassade, sondern man darf, wenn man unbedingt möchte, sehen, was da drinnen passiert. Kein Hokuspokus, keine geheimen Geschichten oder Zaubereien. Das Mobiliar, einerseits funktional und arbeitsbezogen (es gibt einen großen Gruppenarbeits-Tisch und Sitzgelegenheiten), andererseits aber auch angenehm und entspannend (es gibt eine Kaffee-Ecke, und Sessel um kleine Tische sowie Kissen zum angenehmen Sitzen auf der Fensterbank). Unsere Klienten sollen sich wohl fühlen. Außerdem haben wir eine kleine Küche und ein Bad. Wenn es nötig ist, kann man sich natürlich auch im großen Raum, in eher private, nicht einsehbare Ecken, zurückziehen. 
      4. Wie kommt man nun konkret ins Geschäft? Hier braucht es natürlich ein gutes, zuverlässiges Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen sowie Kontakte zu Multiplikatoren in der Sportszene (Trainer, Betreuer, Athletinnen und Athleten, mit denen man schon zusammengearbeitet hat). Zum einen bietet dies unser Netzwerk Die Sportpsychologen, zum anderen hat sich das in meiner jahrelangen praktischen Tätigkeit entwickelt. Eine aufwendige Homepage? Nein, wir verzichten darauf! Ein einfacher Eintrag bei Google Business mit der Beschreibung, was wir konkret machen, reicht aus. Keine „aggressive“ Werbung oder große Marketing-Aktionen. Ein klein wenig Informationsverbreitung über Facebook und LinkedIn reicht uns da aus. Wir bauen hier mehr auf persönliche Empfehlung und auf die einmal im Monat stattfindenden themenspezifischen Abendveranstaltungen in unseren Geschäftsräumen, auf denen wir uns – immer auch mit Gästen – vorstellen. So findet z.B. am 30. Januar 2020 eine Abendveranstaltung zum Thema: „Wie bereite ich mich mental auf einen Marathonlauf vor?“ statt. Zu Gast ist an diesem Abend Falk Cierpinski, der ehemalige, „schnellste Deutsche“ auf dieser Strecke, der aus der Zusammenarbeit mit mir berichtet.    
      5. Der Schlüssel – aus unserer Sicht – ist hier: Sich breit aufzustellen. Leistungssport – ja natürlich. Aber eben nicht nur Sport. Warum nicht auch Führungskräfte von Unternehmen schulen? Sportmannschaften sind eigentlich auch nichts anderes als ein System, das funktionieren soll (zugegeben: in einem besonderen Setting). Das gilt auch für Gruppen im Arbeitsleben. Aber wir können hier auch Transfers in den Gesundheitssport bzw. in die Prävention leisten. Aus- und Fortbildung für Interessierte, auch für Studierende, obwohl hierfür eigentlich die Universitäten und Hochschulen verantwortlich sind. Bei uns kommt noch das Autoren- und Verlagswesen hinzu: Alles aus einer Hand. Das könnte funktionieren. Das sollte funktionieren. Das wird funktionieren!

      Ein anderer Blickwinkel

      Prof. Dr. Oliver Stoll

      Dass alles wäre nichts und vor allem wäre es auch gar nicht da, gebe es in meinem Leben Frauke nicht. Ohne sie stünden wir jetzt nicht wenige Tage vor der Eröffnung. Entsprechend habe ich Frauke gebeten, Ihre Sicht auf die Dinge zu ergänzen. Und wie immer bin ich verzückt, wie ihre Sichtweise mein Blickfeld erweitert: 

      Was war eigentlich die Intention? Was hat uns eigentlich dazu bewogen, uns „selbstständig“ zu machen? Dazu müsst Ihr wissen, das Oliver und ich durchaus unterschiedliche Stärken und selbstverständlich auch Schwächen haben. Ist Oliver in seiner angewandten Arbeit vorwiegend wissenschaftlich und theoretisch aufgestellt – so bin ich doch eher die absolute Praktikerin. Oli wendet die wissenschaftlichen Erkenntnisse gerne an, nutzt die Praxis, um wissenschaftliche Studien zu erarbeiten. Bei mir sieht das anders aus: Ich musste in meinem Arbeitsfeld als Sportlehrerin und Sporttherapeutin schon immer flexibel sein. Systembedingt schnelle und unvorhergesehene Abläufe managen, mit Klientel umgehen, immer neue Anforderungen erfüllen… Ebenso habe ich seit meinem 23. Lebensjahr ständig zwei bis drei Jobs gleichzeitig absolviert. Trotz meines hohen Qualitätsanspruchs bekam ich jedoch auf Dauer nie die Wertschätzung, die ich für gerechtfertigt hielt. Öffentlicher Dienst kennt so etwas leider nicht. Gearbeitet habe ich jedoch immer gern. Wie der theoretische Namen meiner Anwendung hieß, das hat mich weniger interessiert. 

      Perfekte Ergänzung?

      Oliver und ich, wir ergänzen uns ziemlich perfekt. Ich habe ihn schon immer für seine „deutsche“ Pünktlichkeit, die Arbeitsamkeit, seine Routinen, den Fleiß, sein Lächeln und den stets in sich ruhenden Charakter bewundert. Ich habe ihn natürlich beobachtet und von ihm gelernt. Jeder profitiert voneinander. Dies gilt umso mehr für unserer Vorhaben, unsere Herausforderung. 

      Frauke Stoll

      Wir hatten schon immer mal bei einem guten Wein geträumt und uns vorgestellt, wie es wohl wäre… was wir noch so tun könnten. Über die Jahre nahm es mehr Gestalt an. Wir wollten der angewandten Sportpsychologie ein Gesicht geben. Nach außen sichtbar werden, anfassbar, eben völlig „normal“. Keine SOS Klinik, sondern ein Ort mit dauerhafter guter Beratung. Irgendwann sagte Oli nebenbei zu mir „Du redest ja nur!“  “Halllllllooooooo!!!!”, – ich war fassungslos. Den nächsten Tag habe ich recherchiert und angerufen, Termine ausgemacht. So etwas lass ich mir ja nicht zweimal sagen. Während ich voller Ungeduld und Eile Räumlichkeiten suchte, da kümmerte sich Oli um die Finanzen. Es war ein geiles Gefühl, Möbel einzukaufen. 12.000 Euro hatte ich zur Verfügung – aber ich war schon immer stolz, wenn ich preiswert und individuell einkaufte. Also habe ich nur ein Drittel gebraucht. Cool! 

      Anspruch und Wirklichkeit

      Ich habe jahrelang mit Sportlern, Kindern, Erwachsenen im Sportbereich gearbeitet und mir ist aufgefallen, dass sie sich total innerlich öffnen, wenn sie sich wohl fühlen. Es geht also immer auch um einen Ort, an dem gut betreut, begleitet, zugehört werden kann und der mit einem tollen Ambiente zum Wohlfühlen besticht. Das konnte die Natur oder auch der Sportplatz oder die Feedbackrunde beim Kaffee sein. Also habe ich die Einrichtung so gestalten wollen. Fachlichkeit verbunden mit Gemütlichkeit. 

      Mein Standort der Schule ist keine zwei Kilometer entfernt. Nah und gleichzeitig so fern. Denn meine Einstellung zu diesem Job hat sich geändert. Er ist jetzt Mittel zum Zweck geworden. Ich verdiene hiermit eben Geld für unser Vorhaben. Diese Einstellungsänderung hat zur Folge, dass ich innerlich stärker werde. Ich ärgere mich einfach nicht mehr über Defizite des öffentlichen Dienstes. „Systemerfüller“ war ich noch nie und wenn es keine Logik oder Aussicht auf Fortschritt hat, dann schon gleich gar nicht. 

      Bei der Arbeit.

      Zusätzliche Arbeit

      Was heißt eigentlich Arbeit? Oft ist er verbunden in Gedanken mit viel Zeit, Abrechenbarkeit und Forderungen seitens der Arbeitgeber. Oliver und ich „arbeiten“ aber schon immer gern und auch viel. Es ist für uns nicht das klassische Arbeiten. Wir wollen verändern, überzeugen, anpacken für den Fortschritt. Wir wollen dabei sein, nichts verpassen, nicht alt werden. So ungefähr wie mit der Technik. Es macht uns einfach Spaß. 

      Nun stehen die Räume und es ist wahnsinnig gemütlich. Besonders wenn es draußen schon dunkel ist. Das Nachtleben im Schaufenster und wir können schöpferisch aktiv sein, planen und organisieren. Das fühlt sich wahnsinnig gut an. Zusätzliche Arbeit fühlt sich geil an. 

      Meine Zukunftsvision

      Zurück zur Intention: Es wäre doch schon großartig, wenn es völlige Normalität in der Bevölkerung wird, sich Unterstützung für seine sportlichen Ziele suchen zu können. Googeln…, Termin vereinbaren…, Klasse Beratung und sportlicher Erfolg. Oder „mir geht’s nicht gut…, Ziel nicht erreicht“, Vorbeikommen… reden, beraten, analysieren… Genau wie die ambulanten Zentren der Orthopädie, Kardiologie oder Neurologie. Alles völlig normal. Wenn im Leistungssport, Breitensport oder im Schulwesen das Bewusstsein gewachsen ist, dass der „Kopf“ unser „Bauchgefühl“ und im Ergebnis uns steuert und wir vor allem Fachleute dafür haben, zu denen wir jederzeit kommen können, dann haben wirklich etwas verändert. Ich will das gerne erleben können und meine Erfahrungen gerne weitergeben. Damit will ich tatsächlich nicht reich werden. Mein Reichtum ist mein Mann Oliver sowie meine Kinder, die viele schöne Zeit, welche wir miteinander verbringen können und die Erfahrungen, welche ich mit diesem ganzen Projekt sammeln kann. 

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      Prof. Dr. Oliver Stoll: Aus einem Jahr wurden zwei …

      Am 1. Januar 2018 wollte ich es einfach wissen: Wie lange kann man täglich – mindestens eine Meile – laufen? Und natürlich hatte ich damals eine Zeitspanne im Kopf. Meine Recherchen zu den Menschen, die das eben auch machen ergab, dass es einige gibt, die das schon sehr, sehr lange machen. Welches Ziel ich für mich daraus ableiten sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Noch nicht.

      Zum Thema: Mythen rund um das Streakrunning 

      Der längste bekannte Streak wurde von Ron Hill aus Accrington, England gelaufen, der vom 21. Dezember 1964 bis zum 29. Januar 2017, insgesamt 52 Jahre und 39 Tage, lief. Bis zum 6. März 1991 trainierte Hill an Wochentagen zweimal täglich, seitdem lief er eine Einheit pro Tag (Quelle: Wikipedia.de). Aber natürlich existieren auch Menschen, die einfach mal damit beginnen und irgendwann früher oder später wieder damit aufhören. In Leipzig kannte ich damals einen Läufer, der das seit ca. sechs Jahren durchzieht. Im Internet, in verschiedenen Social-Media-Foren tummeln sich Läuferinnen und Läufer, die eine Streak-Erfahrung zwischen sechs Monaten und acht Jahren aufweisen. Die meisten jedoch schaffen es nicht, ein Jahr durchzuziehen, also war genau das – dieses eine Jahr – zunächst mein Ziel. 

      Warum wollte ich das machen? Ich weiß es gar nicht mehr genau. Ich wollte einfach nur wissen, ob ich das hinkriege. Es war für mich einerseits eine Herausforderung, andererseits konnte ich mir und anderen meine „Leidenschaft“ schön reden – man könnte also auch sagen: Eine Entschuldigung für ein mutmaßlich „exzessives Verhalten“ finden. Zu diesem Punkt komme ich später noch einmal zurück. Wer meine Blog-Serie hier im Jahr 2018 verfolgt hat, weiß wie das ganze ausgegangen ist, wie emotional der eine oder andere Monat und Moment für mich war und was sich in diesem Jahr für mich verändert hat.  

      Zu wenig, zu viel?

      Am Ende des Jahres 2018 hatte ich so viel darüber nachgedacht und dazu geschrieben, dass ich beschlossen hatte, damit aufzuhören. Nein! Nicht mit dem täglich laufen, aber mit dem „darüber schreiben“. Nun dachte ich mir aber heute – zwei Jahre Streakrunning ist vielleicht doch mal ein Grund, um ein paar Gedanken dazu los zu werden, zumal ich mittlerweile, da mein engerer Bekanntenkreis davon weiß, auch immer wieder darauf angesprochen werde. 

      Am 31. Dezember 2019 war es also dann soweit! Noch eine kleine 6-Kilometer-Runde zum Abschluss des Jahres und zwei Jahre täglich laufen waren „erledigt“. Und bevor ich weiterschreibe, möchte ich das mal kurz in Relation setzen. Insgesamt waren das im Jahr 2019 ziemlich genau 2650 Kilometer. Und wer denkt, dass sei viel, der irrt sich. Im Tagesschnitt liege ich da bei ca. 7,3 Kilometer. Also wenn man es so will, bin ich durchschnittlich 7,3 Kilometer am Tag gelaufen. Die ambitionierten Wettkampfläufer unter Euch wissen, dass das überhaupt nicht viel ist. In Manfred Steffny`s Buch „Marathontraining“ wird ein Wochenkilometerschnitt von mindestens 60 Kilometern für einen 4-Stunden-Läufer empfohlen. Da liegen wir schon bei deutlich über neun Kilometer am Tag. Wer noch ambitionierter läuft, kommt im Marathontraining schnell mal auf 90-110 Wochenkilometer. Natürlich wird so eine Wettkampfsaison periodisiert und somit laufen diese Athletinnen und Athleten, diese Umfänge nicht das ganze Jahr – dafür aber ggf. auch mal sehr viel intensiver als ein Täglich-Läufer. 

      Prof. Dr. Oliver Stoll

      Sportarten: Eishockey, Handball, Ultralang- und Langstreckenlauf, Triathlon, Biathlon, Wasserspringen, Boxen, Leichtathletik, Schwimmen, Floorball

      Kontakt:

      Facebook-Profil

      +49 (0)173 – 4649267

      zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/oliver-stoll/

      Mythen über das Täglichlaufen

      Mythos-Nummer 1: Streak-Runner laufen exzessiv viele Kilometer! – Falsch. Bleiben wir noch kurz bei objektiven Zahlen. Ich laufe im Durchschnitt einen Kilometerschnitt zwischen 5:30 und 6:30 Minuten pro Kilometer. Selten starte ich mal mit Startnummer und dann gehe ich auch “All-In“. Ich lande dann bei einem Kilometerschnitt von bestenfalls 4:40 pro Minute (je nachdem, wie lange die Strecke ist – in der Regel nicht länger als zehn Kilometer). Ist das schnell? Die ambitionierten Läuferinnen und Läufer  unter Euch können auch das bestens einschätzen. Für die meisten ist das ein lockeres Jogging-Tempo, mit dem sich bei einem Wettkampf-Lauf kein Blumentopf gewinnen lässt. 

      Mythos-Nummer 2: Streak-Runner laufen, um schneller zu werden – Falsch! So viel also dazu. Kommen wir also nun zu meinem zweiten Jahr. Hat sich im Vergleich zu Jahr eins etwas verändert? Ja, es hat sich tatsächlich etwas grundlegend verändert und wahrscheinlich brauchte ich dieses erste Jahr erst einmal, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Es klingt jetzt vielleicht etwas komisch für Euch, weil man sich das ganz anders vorstellt, aber bei mir ist das mittlerweile so. Ich plane nicht bewusst, laufen zu gehen. Ich laufe aus einem inneren Impuls heraus, immer dann, wenn ich Lust und Laune dazu habe – und in der Regel passiert das einmal am Tag. Das setzt natürlich voraus, dass ich an den Orten, an denen ich mich normalerweise aufhalte „etwas“ Sportkleidung greifbar ist (also zuhause, im Büro, in unseren Geschäftsräumen oder auch im Kofferraum. Eine bewusste Planung ist immer nur dann nötig, wenn es ich antizipieren kann, dass es ansonsten nichts wird mit dem Laufen innerhalb von 24 Stunden. Und das ist im vergangenen Jahr insgesamt nur zweimal passiert. Das eine Mal, weil ich nach Japan fliegen musste, und das andere Mal, bei einer weiteren längeren Reise nach Saudi-Arabien. Das für Euch vielleicht „kranke Bild“ eines Passagiers, der in Jeans und T-Shirt die Gangways im Flughafen rauf und runter läuft ist so gesehen, gar nicht so krank, wenn man mal Menschen dort beobachtet, dann ist es tatsächlich so, dass dort vergleichsweise viele laufen. Manche vielleicht, weil sie so sind wie ich, manche aber eben auch, weil sie eben ansonsten ihren Flug verpassen. Ich wurde tatsächlich am Flughafen in Istanbul einmal von der Polizei angehalten, weil ich keinen Rucksack auf dem Rücken hatte – die dachten, ich laufe von einer liegengelassenen Bombe weg. Aber mein Reisepass, meine Boardingkarte und mein Wissen, wo mein Rucksack liegt (nämlich bei einem Kollegen), hat die aufmerksamen Gesetzeshüter dann beruhigt. Allerdings nicht jedoch, um noch einen Kommentar vorher abzugeben: “Why is somebody doing this – you have to take care about yourself?“ Ich habe das nicht weiter kommentiert, aber mir wurde wieder mal eins klar: Die Öffentlichkeit bewertet uns, an unserem „Verhalten“, das in ihren Augen nicht-normal ist. 

      Lasst uns aber schnell noch Mythos 3 in das Reich der Märchen zu verbannen: Streak-Runner sind alle unglaublich diszipliniert, sortiert, zielbewusst und planungsfleißig – Falsch! Viele von uns laufen aus einem inneren Impuls heraus, egal wann, wo und wie. Sie tun es einfach dann, wann es eben sein soll. 

      Zum Abschluss nun zu Mythos 4: „Streak-Runner sind alle lauf-süchtig“. Dann frage ich mal die, die mich besser kennen: Mache ich den Eindruck, dass ich unter der Lauferei leide? Habe ich mein Leben nicht mehr im Griff? Ziehe ich mich sozial komplett zurück? Erhöhe ich meine Dosis? Drehen sich meine Gedanken nur noch – und ausschließlich um Laufen? Auf Eure Einschätzung bin ich gespannt. Fragt gern meine Frau, den sie ist am nächsten an mir dran. Abgesehen von der vielen Wäsche, die es zu waschen gilt, kennt Sie mich eigentlich als jemanden der ausgesprochen gelassen und entspannt ist und sein Leben (auch mir ihr zusammen) komplett im Griff hat. Sie kennt mich als jemanden, der auch andere Projekte (als das Laufen) im Leben vorantreiben kann. Und sie „erträgt“ meine Leidenschaft eben auch mit einer stoischen Ruhe und einem Lächeln im Gesicht. Streak-Runner sind nicht süchtig. Sie sind völlig normal, weil sie das tun, was sie lieben! Vielleicht sind wir normaler als andere Normale ?. Und nebenbei – sozusagen als Kollateralschaden – hat ein 56-jähriger einen Po und Beine, wie ein 18-Jähriger (Zitat Frauke am 30.12.2019).    

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      Johanna Constantini: „Ciao, Komfortzone!“ Eine Selbsterfahrung als mein Highlight 2019

      Gar nicht so einfach, die Entscheidung zu treffen, welches meiner sportpsychologischen Projekte wohl das spannendste in diesem zu Ende gehenden Jahr gewesen sein soll? Auf Nachfrage unseres Redaktionsleiters Mathias Liebing habe ich mich dennoch bemüht, diese Frage für mich zu beantworten. War es die ASP Tagung in Halle, bei der ich als Referentin auftreten durfte? Die Zusammenarbeit mit dem ÖSV Snowboard–Team, dem Österreichischen Pferdesportverband oder doch dem ASVÖ Salzburg? Waren es die vielen Einzelcoachings, die meines Empfindens nach keinem Vergleich standhalten, einfach weil die psychologische Arbeit stets eine einzigartige und vertrauensvolle ist. 

      Zum Thema: Mein Jahreshighlight 2019

      Um einige Erkenntnisse zu meiner Person reicher bin ich heute froh, dank Markus Rogan meine Komfortzone verlassen zu haben (c) Psychologie Constantini 

      Da ich mich trotz intensiver Überlegungen eben schlichtweg nicht festlegen konnte und mich nach wie vor frage, ob es denn dieses EINE beste Projekt für mich überhaupt geben kann, musste ich mich an ein umso prägenderes Ereignis des Jahres 2019 erinnern: Im Zuge des Tages der Sportpsychologie 2019, welchen ich seit vielen Jahren regelmäßig besuche, hatte ich mich als Freiwillige gemeldet. Und zwar während des Vortrags von niemand geringerem als EX–Schwimmstar Markus Rogan. Dadurch, dass ich selbst ebenso im Klinischen Bereich der Psychologie tätig bin, waren die Inhalte seines Vortags nicht nur sehr spannend, sondern eben auch meine Meldung als freiwillige „Testperson“ für mich unumgänglich. Zwei Minuten sollte ich bei dieser Übung also Zeit haben, um mich vor rund 100 KollegInnen aus der Sportpsychologie und Psychologie vorstellen zu dürfen. Um nach diesen zwei Vorstellungsminuten von jedem Einzelnen schriftlich bewertet zu werden.

      100 Bewertungen folgten auf die zwei Minuten, die mir gezeigt hatten, wie ich auf Menschen wirke, die mich nicht persönlich kennen, ob ich denn Kompetenz ausstrahlte und ob ich einen sympathischen ersten Eindruck hinterließ. Eine große Herausforderung, von der ich heute sehr froh bin, dass ich mich ihr gestellt habe. Genauso froh bin ich über das viele schriftliche Feedback, das ich dadurch in kürzester Zeit erhalten habe.

      Johanna Constantini, die-sportpsychologen.at

      Johanna Constantini

      Sportarten: Pferdesport, Laufsport, Wintersport, u.a.

      Kontakt: j.constantini@die-sportpsychologen.at

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      zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/johannaconstantini/

      Seitenwechsel

      Welchen Sinn diese Übung hatte? Wie auch Rogan erläuterte, geht es bei allen Projekten, Gruppen– oder Einzelcoachings die wir mit Athleten und Klienten abhalten stets darum, dass sich unsere Kunden neuen Situation stellen. Ihre Ängste überwinden und neue Erfahrungen zulassen. Daher tun auch wir, die wir uns in den meisten dieser beruflichen Zusammentreffen auf der „sicheren Seite der Experten“ befinden sehr gut daran, unsere eigene Komfortzone ab und zu zu verlassen. Aus diesem Grund bildet jene Selbsterfahrung mein sportpsychologisches Highlight des Jahres 2019.

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      Markus Gretz: Aus 2019 für 2020 lernen

      Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester nutzen viele, um sich Gedanken über das vergangene Jahr zu machen und sich Vorsätze für das neue Jahr zu setzen. Dies gilt auch für Sportler. Oft passiert dies aber unstrukturiert und mit den immer gleichen Fragen.

      Zum Thema: Fazit ziehen und Fokus setzen

      Unser Profilinhaber Markus Gretz hat sich ein paar Fragestellungen überlegt, mit denen ihr interessante Details aus euch herauskitzeln könnt. Entdeckt, wohin ihre eure Kraft lenken solltet, welche neue Ideen es zu verfolgen lohnt und was ihr vom alten Jahr hinter euch lassen könnt.

      Ladet das vierseitige Dokument über den folgenden Link herunter und bearbeitet den Fragebogen gern analog:

      Gern stehen euch unsere Experten aus dem Netzwerk (zur Übersicht) und Markus Gretz (zur Profilseite) zur Verfügung. Denn auf Basis eurer Notizen ließe sich wunderbar sportpsychologisch arbeiten.

      Markus Gretz

      Einer unserer Basketballexperten im Netzwerk ist ein echter Teamplayer. Holt ihn euch für Vorträge zu Themen wie Konfliktmanagement in Sportmannschaften, Wettkampfangst oder zum Pausenverhalten von Trainern ins Boot.

      Kontakt:

      +49 (0)176 214 6310 6

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