Mythos: Sportpsychologie ist nur für Krisen und „mentale Probleme“ da

Es wird oft angenommen, sagt Chat GPT auf Anfrage, dass Sportpsychologen nur in Krisensituationen oder bei psychischen Problemen wie Angstzuständen oder Depressionen notwendig sind. Echt jetzt? Natürlich nicht! In dieser Folge klären wir erneut auf, dass so manche Geschichten über die Sportpsychologie einfach daneben sind. 

Zum Thema: Mythen der Sportpsychologie

Prof. Dr. Oliver Stoll, Die Sportpsychologen

Antwort von: Prof. Dr. Oliver Stoll (zum Profil)

Wieder Unsinn. Depressionen werden von Psychologischen Psychotherapeuten oder Psychiatern behandelt. Gleiches gilt für psychopathologische Angststörungen. Ich arbeite ausschließlich in den Bereich Leistungsstabilisierung, Leistungsoptimierung sowie Persönlichkeitsentwicklung. Kann ich eine Psychopathologie erkennen, kommt sofort mein “klinisches Auffangnetz” ins Spiel. Dafür fehlt mir nämlich die therapeutische Ausbildung. 

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus, Die Sportpsychologen

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

Ich fange mal hinten an. Angstzustände und Depressionen sind durch die Sportpsychiatrie oder psychologische Psychotherapeuten zu begleiten, wie Oli schon gesagt hat. Da ist die Grenze der Sportpsychologie in der Regel überschritten. Somit ist diese Annahme von Chat GPT schon hiermit entkräftet. 

Sportpsychologie beinhaltet vor allem die Entwicklung einer Persönlichkeit, die Herausarbeitung der Motivation und das Arbeiten mit Zielen. Weiterhin: Techniken zur Regulation der Anspannung, der Emotion und das Stressmanagement und durchaus noch das ein oder andere Thema. Somit sollte der Sportpsychologe den Athleten genauso kontinuierlich begleiten wie der Physiotherapeut und Sportmediziner, wie der Athletik- und Techniktrainer. Die Sportpsychologie ist weder Zauberei noch Feuerwehr, sondern auch das Training von mentalen Fertig- und Fähigkeiten.

Nathalie Klingebiel, Die Sportpsychologen
Nathalie Klingebiel, Die Sportpsychologen
Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

Antwort von: Nathalie Klingebiel (zum Profil) und Danijela Bradfisch (zum Profil)

Neben dem Punkt, dass Sportpsychologen gar nicht auf psychische Probleme wie Angstzustände oder Depressionen spezialisiert sind, kommt noch hinzu, dass sie nicht nur notwendig sind, wenn es bereits kurz vor zwölf ist, also ausschließlich in Krisensituationen. Sportpsychologen arbeiten viel präventiv, sodass es im besten Fall gar nicht erst zu einer Krise kommt. Durch die Erarbeitung verschiedener Strategien kann z.B. Stress- und Konfliktmanagement betrieben werden, wodurch sich die Athleten eine Resilienz aneignen können, um auf potenzielle Herausforderungen oder Krisen gut reagieren zu können. Zu den Inhalten, weshalb ein Sportpsychologe konsultiert wird, lässt sich sagen, dass auch hier “mentale Probleme” sehr überspitzt formuliert sind. Es kann sich um die unterschiedlichsten Themen handeln – sei es Umgang mit Leistungsdruck oder Fehlern, Wettkampfangst, Motivationsverlust oder Aufbau von Selbstvertrauen. Hinzu kommen auch mal private Angelegenheiten wie Schule, Familie oder Partnerschaft. Aber all das sind keinesfalls pathologische Zustände, wie es der Begriff “mentale Probleme” vielleicht vermuten lässt. 

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de