Zuletzt hat die deutsche Fußball-Nationalspielerin Lena Oberdorf geäußert, dass sie sich während ihrer aktuellen Verletzungspause psychologische Unterstützung geholt hat. Um “herauszufinden, wer sie neben der Fußballerin” sei? Schöner Ansatz, keine Frage. Grundsätzlich gilt: Sportler und Sportlerinnen sollten die Verletzungs- und Rehabilitationsphase auch sportpsychologisch nutzen. Wie, das kann gern individuell sein. Aus dem Netzwerk Die Sportpsychologen (zur Übersicht) haben Janosch Daul, Anke Precht, Klaus-Dieter Lübke Naberhaus und Dunja Lang einige Ansätze gesammelt, wie sie mit Sportlern und Sportlerinnen in deren Verletzungszeit arbeiten.
Nimm gern Kontakt auf oder leite den Text an andere SportlerInnen weiter, die gerade Unterstützung benötigen könnten.
Antwort von: Janosch Daul (zum Profil)
Gerade Verletzungspausen bieten eine wertvolle Möglichkeit, sowohl “innezuhalten” als auch bewusst den eigenen Horizont zu erweitern. Doch immer muss zunächst geschaut werden: Wie geht es dem verletzten Sportler? Was braucht er? Und was sind infolgedessen die Ziele, die mit einer sportpsychologischen Zusammenarbeit einhergehen? Ein Ansatz, den ich schon oft in der Zusammenarbeit mit verletzten Sportlern angewandt habe, ist das mentale Training im engeren Sinne. Sich also bewusst Bewegungsabläufe der Zielsportart vorzustellen, ohne gleichzeitige praktische Durchführung. So können die Sportler auch in der Verletzungspause trainieren und “am Ball bleiben”. Zudem erlernen sie dadurch ein wertvolles Tool, das auch in verletzungsfreien Zeiten ein wertvolles, das physische Training ergänzendes Trainingstool darstellen kann.
Antwort von: Anke Precht (zum Profil)
Verletzungspausen sind ja meistens nicht wirklich Pausen. Da gibt es eine Menge zu tun neben der Reha. Zumindest im Profisport. Gespräche mit Medizinern, Vereinen, Sponsoren, der Presse. Viel Arbeit mit der Reha. Falls der betroffene Sportler in einem Verein spielt, gibt es dort meist auch Präsenzpflichten, um das Team weiterhin zu unterstützen. Die Vorstellung, da läge dann ein Sportler ein paar Monate auf der Couch, ist weit von der Realität entfernt. Nicht zuletzt schauen einige Sportler, dass sie in der Sportpause, wenn Wettkämpfe ausfallen müssen, ein paar dringend anstehende Prüfungen an der Uni absolvieren. Und hoffen natürlich, möglichst bald wieder ins Training zurückkehren zu können.
Daraus ergeben sich einige Themen für die Sportpsychologie:
- die Fortsetzung des Trainings auf mentalem Weg, die oben von Janosch wunderbar beschrieben
- die Herausforderungen an ein neues Zeitmanagement, das ganz anders sein muss als das bisherige, das durch Trainings- und Wettkampfzeiten stark strukturiert war
- mentales Training zur Unterstützung der Heilungsprozesse
- der Umgang mit der Zwangspause, der Tatsache, dem Team vielleicht nicht helfen zu können oder der Sorge, den Sponsor zu verlieren, aus der Natio zu fliegen, eine Qualifikation im Folgejahr nicht zu schaffen, auf die man viele Jahre hingearbeitet hat
- zuletzt die Beschäftigung mit Themen, die vielleicht bisher im Hintergrund waren, oder mit einem möglichen Karriereende
Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)
Vieles haben Janosch und Anke schon beschrieben, und es ist definitiv, wie auch Anke sehr gut festhält, keine Pause. Sondern es ist in der Regel eine plötzlich und unerwartete Änderung der gegebenen Struktur und damit der Verlust von Ritualen, zeitlichen Abläufen und Gewohnheiten. Dies braucht eine Anpassungsleistung, die nicht jeder problemlos hinbekommt, alleine deshalb ist eine Begleitung schon sinnvoll.
Diese Phase bietet die Chance der Selbstreflexion des bisher Erreichten, eine Neujustierung der kurz-, mittel- und auch langfristigen Ziele oder deren Bestätigung, vielleicht auch nur der zeitlichen Anpassung.
Vielleicht werden auch wichtige Ziele durch die Verletzung nicht mehr erreicht, so dass hier Erwartungshaltungen korrigiert und Enttäuschungen verarbeitet werden müssen.
Doch was auf jeden Fall passieren kann, ist, dass es neben dem körperlichen Trauma auch ein psychisches Trauma zu verarbeiten gilt. Mit der Angst vor der Wiederverletzung, der Angst, die vorher erreichte Leistung nicht wieder zu erzielen oder überhaupt den Anschluss zu verlieren.
Viele Gründe sprechen dafür, sich hier sportpsychologisch begleiten zu lassen, wobei die Themen sehr unterschiedlich in ihrer Ausprägung sein können.
Antwort von: Dunja Lang (zum Profil)
Sporthypnose als wertvolles Werkzeug bei Verletzungen und Krankheiten
Wie meine KollegInnen Janosch, Anke und Klaus treffend beschrieben haben, ist eine Verletzungspause weit mehr als eine körperliche „Pause“ – sie fordert SportlerInnen mental und physisch heraus. Die Sporthypnose bietet hier eine besondere Unterstützung, gerade bei Schmerzmanagement, Heilung und der Verarbeitung psychischer Belastungen.
Schmerzbewältigung und Heilung fördern
Sporthypnose geht über reine Entspannung hinaus. Sie hilft AthletInnen, Schmerzen wie Wund- oder Entzündungsschmerzen gezielt zu beeinflussen, was durch wissenschaftliche Studien gestützt wird. Hypnose ermöglicht es SportlerInnen, den Schmerz als Botschaft ihres Körpers zu verstehen und selbst aktiv zu steuern. Besonders wirkungsvoll sind innere „Reisen“ in den Körper, bei denen Heilungsimpulse auf betroffene Stellen fokussiert werden, um die körpereigenen Heilkräfte zu aktivieren.
Psychisches Trauma überwinden und Selbstvertrauen stärken
Nach einer Verletzung wird oft das psychische Trauma übersehen: Ängste und Unsicherheiten vor dem Wiedereinstieg. Die Sporthypnose hilft AthletInnen, diese negativen Erlebnisse loszulassen, das Vertrauen in ihren Körper wieder aufzubauen und sich mental auf den sportlichen Neustart vorzubereiten. Durch gezielte Hypnosearbeit können Ängste abgebaut und mentaler Widerstand gegen Rückschläge gestärkt werden.
Hypnose als nachhaltiges Werkzeug und erlernbare Selbsthilfe
Ein besonderer Vorteil der Hypnose ist, dass sie als Selbsthypnose erlernt werden kann, so dass AthletInnen sie jederzeit selbst anwenden können – auch langfristig zur Stressbewältigung. Hypnose wird damit zu einem wertvollen mentalen Werkzeug, das SportlerInnen stärkt, sowohl während der Verletzungszeit als auch darüber hinaus.
Fazit: „Comeback Stronger“ mit Sporthypnose
Wie Klaus treffend bemerkt, kann die Verletzungsphase eine Chance zur Neujustierung sein. Durch Sporthypnose gelingt es, körperlich und mental gestärkt aus der Verletzung zurückzukehren, Ängste zu überwinden und das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu festigen – für ein wahres „Comeback Stronger“.
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