Mein Name ist Mathias Liebing und vor gut zehn Jahren habe ich die Idee zu “Die Sportpsychologen” in die Tat umgesetzt. Seit Juni 2014 bin ich Redaktionsleiter des Netzwerks – aber ich bin eben kein Sportpsychologe. Kürzlich rutschte ich jedoch in eine Rolle, in der ich das Wissen aus über 1500 bearbeiteten Texte für Die Sportpsychologen sehr gut gebrauchen konnte.
Die Geschichte von vorn: Ich sprang als Ersatztrainer im Floorballteam meiner Tochter ein, da der eigentliche Trainer privat verhindert war. Die Rede ist von einem U9-Team, also mit Kindern im Alter von sechs bis acht Jahren. Es standen zwei Spiele gegen absolute Topteams der Liga an. Am Abend vor dem Spieltag habe ich mir überlegt, was ich den Kids mit auf den Weg geben werde. Ich entschied mich für ein einziges sprachliches Bild, was den Jungen und Mädchen helfen sollte, sich immer wieder an die defensiven Aufgaben zu erinnern, die allzu gern liegen bleiben. Also ließ ich mir von den Kindern in der Kabine Tiere nennen, die groß und stark sind. Das erstgenannte “Nilpferd” war mir zu langsam und zu unbeweglich, aber den “Bären” fand ich gut. Und so einigten wir uns darauf, dass es in jeder Reihe, die aus drei Feldspielern besteht, immer einen Bären geben soll. Und dieser Bär verteidigt das eigene Tor und lässt keinen an den Honig, der in unserem Tor versteckt ist.
Dieses Bild funktionierte sensationell. Viel besser als sonst erinnerten sich die Kinder an die Defensivaufgaben. Es genügte, vor dem Wechsel der jeweiligen Reihe nachzufragen, wer denn beim nächsten Einsatz der Bär sei? Sogar das einfache hereinrufen des Begriffes Bär half den Kindern immens, das eigene Tor zu verteidigen. Selbst gezielte Ansprachen an Kinder, die sonst ablenken und Unruhe schaffen, fruchteten sofort. Am Ende verlor das Team meiner Tochter beide Partien. Aber im zweiten Spiel hieß es am Ende 7:9 – beinah hätte der Bär einen der Meisterschaftskandidaten zum Stolpern gebracht. Die Kinder waren echt bärenstark und mehr als stolz auf eine tolle Teamleistung. Der Bär an sich, so meinte der reguläre Trainer nach dem Wochenende, wird auch bei den nächsten Spielen mit von der Partie sein.
Frage an das Netzwerk Die Sportpsychologen (zur Übersicht): Welche sprachlichen Bilder oder Metaphern nutzt ihr gern mit Kindern und Jugendlichen?

Beispiel von: Wolfgang Seidl (zum Profil)
Ich nutze Metaphern und Bilder mit Athleten oft dann, wenn es darum geht, bestimmte Eigenschaften am Platz zu leben. Neulich arbeitete ich mit einem Fußballer daran, der am Platz zu wenig mutig war. Ich fragte ihn, welches Tier diesen Mut am besten verkörpert? Er kam sofort auf den Löwen. So erarbeiteten wir die Eigenschaften, die dieser Löwe hatte und die er am Spielfeld benötigt, wie z.B. eine selbstbewusste Körpersprache, Entschlossenheit, eine gewisse Form von Aggressivität, etc.
Ich stellte ihm die Frage, wie kannst du deinen Löwen in dir vor Spielbeginn wecken? Sofort kam von ihm die Idee, dass er es mit dem Klopfen der Thymusdrüse (was er vor Anpfiff schon praktizierte und in vorherigen Einheiten gelernt hatte) machen kann. Somit konnten wir beide Techniken miteinander verknüpfen und seither profitiert er davon enorm.
Er wurde mutiger, praktiziert jetzt viele Abschlüsse selbst und reift immer mehr zum Führungsspieler heran.
Zu meinen Sitzungen kommt er jetzt meistens mit einem Löwen T-Shirt:-)

Danijela Bradfisch (zum Profil)
Persönlich nutze ich auch sehr gerne Bilder und Metaphern – gerade im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, aber auch für mich selbst, um Beispiele aufzuzeigen und darzustellen. Als Trainerin oder heute in der sportpsychologischen Unterstützung mit Athlet:innen und Trainer:innen finde ich es wichtig, eigene Bilder und Metaphern zu kreieren. Diese bleiben länger im und mit Kopf und Körper verankert 😀
Das typischste Bild ist der “der blaue Elefant”, den wir alle NICHT sehen möchten, der uns aber trotzdem immer wieder begegnet. Warum tun wir das?! Sehr oft sagt man als Trainer:in etwas, was man NICHT möchte, anstatt zu sagen und zu demonstrieren, welche Technik Bewegung man gerne vermitteln möchte. Das aufgeworfene Thema ist also ein sehr großes, entsprechend habe ich ein paar Beispiele entworfen, die in der Praxis vielleicht gut anwendbar sind:
1. Visuelle Hilfsmittel:
Verwende Bilder von Tieren oder Gegenständen, um Bewegungen zu erklären. z.B. „Stellt euch vor, ihr seid ein Hase, der schnell hüpfen muss!“ Das hilft den Kindern, sich die Bewegung besser vorzustellen.
2. Geschichten erzählen:
Integration von kleinen Geschichten oder Szenarien in die Übungen. z.B. eine Geschichte über einen Abenteuertrip, bei dem die Kinder verschiedene Hindernisse überwinden müssen.
3. Rollenspiele:
Lass die Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen, wie z.B. Sportler oder Superhelden. Das macht das Training spielerischer und fördert die Fantasie und Gruppendynamik.
4. Farben und Formen:
Nutze Farben und Formen, um verschiedene Übungen zu kennzeichnen. z.B. könnte ein roter Ball für Sprintübungen stehen, während ein blauer Ball für ruhige Dehnübungen steht.
5. Positive Verstärkung:
Verwende Metaphern, um Erfolge zu feiern. z.B. „Ihr funkelt wie kleine Sterne am Himmel, wenn ihr eure Ziele erreicht!“
Diese und viele eigene kreative Elemente können den Kindersport nicht nur unterhaltsamer gestalten, sondern auch das Verständnis und die Motivation der Kinder fördern. Viel Spaß dabei und bei Fragen oder weiteren Infos gerne melden.

Julia Cetin (zum Profil)
Ich benutze gerne Bilder und Metaphern in verschiedenen Kontexten. Ein Beispiel:
Wenn wir neue Gewohnheiten in unseren Alltag integrieren möchten, dann dauert das eine Weile. Mein Lieblingsbild dazu ist ein Weg. Gehen wir einmal quer über eine Wiese, so sieht man das nachher nicht. Gehen wir immer und immer wieder den gleichen Weg über die Wiese, entsteht nach und nach ein Trampelpfad. Dann nutzen wir diesen schmalen Pfad noch öfter und es wird nach und nach ein Weg daraus, der immer größer wird. Ist die Gewohnheit vollkommen automatisiert, haben wir eine schöne, feste Autobahn. Aber was passiert mit der alten, „unwillkommenen” Gewohnheit? Diese Autobahn verschwindet nicht einfach von heute auf morgen. Erst muss der neue Weg erschaffen werden und dann dauert es sehr lange, bis der alte Weg, die Autobahn, nach und nach mit Pflanzen überwuchert, Risse bekommt und zerfällt.
Ein weiteres Beispiel sind der Einsatz von Bildern für unerwünschte Emotionen. Vor kurzem habe ich eine Triathletin beraten, die große Angst im offenen Wasser hat. Wir haben dieser Angst ein Gesicht gegeben, in Form eines Delphins. Die Angst muss nicht verschwinden im Wasser, der Delphin darf mitschwimmen. Er ist dazu da, um die Athletin achtsam sein zu lassen und sie zu beschützen. Wir haben damit die Angst in etwas sinnvolles, hilfreiches umprogrammiert, das sie nicht herunterzieht, sondern unterstützt.

Janosch Daul (zum Profil)
Wenn es darum geht, für sportpsychologische Inhalte und Mentaltraining zu sensibilisieren, nutze ich besonders gern das Bild eines Puzzles. Für jeden Jugendlichen geht es darum, sein persönliches “Leistungspuzzle” Puzzleteil für Puzzleteil zu vervollständigen. Fehlt eines, so ist das gesamte Puzzle unvollständig. Beispiele für Puzzleteile sind Athletik, Technik, Taktik, Ernährung, Schlafverhalten und der Lebensstil. Und das (wohl) entscheidendste Puzzleteil, das über Erfolg und Nicht-Erfolg entscheidet, ist der Kopf! Anschließend beschreibe ich, wie ich als Sportpsychologischer Coach die Spieler dabei unterstützen will, ihren Kopf zu “stärken” und wie sich auch wiederum auf die anderen Puzzleteil positiv auswirken kann.
Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)
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