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Philippe Müller: Die späten Neuen

Die großen europäischen Fußballligen haben den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Dennoch ist auf dem Transfermarkt noch Hochkonjunktur angesagt. Bis zur Schließung des Transferfensters wird intensiv verhandelt und gern noch einmal munter eingekauft. Die Neuzuzügler treffen dabei auf eine bestehende und funktionierende Mannschaft. Sie müssen möglichst schnell in dieses Gefüge eingegliedert werden.

Zum Thema: Worauf im Profi-Fußball bei der Integration von späten Neueinkäufen geachtet werden sollte.

Durch die in den letzten Jahren fortschreitenden Migrations- und Globalisierungsprozesse nimmt die Vielfalt an Nationalitäten im deutschen Sportsystem zu (Rolufs, 2011). In der Bundesliga kann dieser Trend schon lange beobachtet werden (interaktive Grafik. Quelle: Transfermarkt.de: http://www.bpb.de/fsd/bundesliga/auslaenderanteil/#) Dies führt dazu, dass Vereine mit neuen Problemstellungen in den Bereichen Lebenssituationen, Interessen und Voraussetzungen konfrontiert werden. Die Heterogenität führt jedoch nicht nur zu Nachteilen. Gelingt es, die Entstehung von Konflikten und mangelndem Zusammenhalt zu vermeiden, kann die Heterogenität zu einer Leistungszunahme, größerer Kreativität und neuen Problemlösestrategien führen (Cunningham, 2004).

Besonders bei ausländischen Spielern, die spät zu einem neuen Verein stoßen, hat die Eingliederung in das Umfeld eine tragende Rolle. Dies betrifft sowohl die Integration in die Mannschaft als auch das Zurechtfinden in der neuen Umgebung. Eine gute Betreuung sowohl auf als auch neben dem Platz ist deshalb wichtig. Eine gute Lösung besteht darin, einheimische Führungsspieler mit dieser Aufgabe zu beauftragen. Sie ermöglichen es den Anschluss ans Team und das Zurechtfinden im Alltag zu unterstützen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil stellt die Sprache dar. Einerseits ist sie für die Kommunikation innerhalb der Mannschaft und andererseits für die Verständigung mit den Vereinsverantwortlichen, den Medien und den Fans von großer Bedeutung.

Bestehende Strukturen werden durchbrochen

Nebst der individuellen Integration der Neuankömmlinge muss die Mannschaft neu geformt werden. Jeder Spieler und Trainer nimmt eine bestimmte Rolle und Position im Team ein. Diese beinhalten jeweilige Aufgaben, Anforderungen und Erwartungen und sind mit unterschiedlichen Machtverhältnissen ausgestattet. Diese müssen von den Teammitgliedern akzeptiert werden. Durch die Neuverpflichtungen werden die bestehenden Strukturen durchbrochen. Die Spieler werden mit neuen Rollen konfrontiert. Zum Beispiel kann dies für ein Spieler bedeuten, dass auf seiner Position mehr Konkurrenz herrscht, oder dass er vom Stamm- zum Einwechselspieler degradiert wird. Aus solchen Situationen können Rollenkonflikte entstehen, die dem Mannschaftszusammenhalt und letztendlich der Leistung schaden.

Um diesen Konflikten vorzubeugen, ist vor allem eine gute Kommunikation notwendig. Gründe für den Transfer müssen der Mannschaft offen mitgeteilt werden, sowie die Vorteile hervorgehoben werden. Mit den betroffenen Spielern sollte zudem eine Lösung gefunden oder ein Kompromiss getroffen werden. Nur so kann die Akzeptanz der gesamten Mannschaft erreicht werden. Dass in diesem Punkt noch einiges Potential und Nachholbedarf steckt, zeigen die täglichen Medienberichte. Es ist keine Seltenheit, dass unzufriedene und übergangene Spieler die letzten Tage im August nutzen, einen neuen Verein zu finden, bei dem sie das Gefühl vermittelt bekommen, gebraucht zu werden. Dass dies wiederum den selben Prozess in der neuen Mannschaft auslösen kann, ist ihnen wohl nicht bewusst. Die Spirale kann nur durch geeignete Integrationsmaßnahmen gestoppt werden. Oder sie wird sich weiter drehen, bis der Transfermarkt geschlossen ist.

Literatur:
Cunningham, G. B. (2004). Strategies for Transforming the Possible Negative Effects of Group Diversity. Quest, 56, 421-438.
Rulofs, B. (2011). Diversity Management — Perspektiven und konzeptionelle Ansätze für den Umgang mit Vielfalt im organisierten Sport. In S. Braun & T. Nobis (Hrsg.), Migration, Integration und Sport (S. 83-97). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

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Sebastian Reinold: Fitness-Ziele erreichen, Teil4

Nichts ist so motivierend wie das Erleben von Erfolgserlebnissen. Erfolg haben muss dabei nicht das Erreichen eines großen Ziels bedeuten, sondern kann auch der stetige Fortschritt sein. Wie Sie Ihren Fortschritt und Erfolg in Ihrem Fitnesstraining auf unterschiedliche Art und Weise sichtbar machen können, erklärt Ihnen diese Themenreihe. Im dritten Teil wurden verschiedene Ziele mit Messfaktoren in Verbindung gebracht, im zweiten Teil wurden Ihnen die Methode der Videoselbstdokumentation vorgestellt, im ersten Teil ging es um den Umgang mit Fortschritten.

Zum Thema: Fühle ich mich schon besser?

Eine nicht unerhebliche Menge von Personen gibt an, dass sie durch Sport erholen wollen und Stress abbauen wollen. Einer Studie von Sudeck, Lehnert und Conzelmann (2011) zufolge sind dies immerhin 45%. Dieses Ziel scheint neben der Verbesserung der Gesundheit ein sehr wichtiger Beweggrund zu sein, Sport zu treiben. Das Wohlergehen, wozu Stressfreiheit gehört, ist allerdings ein Teil der Gesundheit, nämlich der psychischen Gesundheit.

Die Stimmung, das aktuelle Wohlbefinden und das Stresserleben sind Faktoren, die sich ebenfalls messen lassen, wie die in Teil 3 dieser Serie genannten Größen. Manche Menschen haben überhaupt kein Problem damit, ihre aktuelle Gefühlslage zu spüren und auszudrücken. Den anderen kann ein wenig dabei geholfen werden.

Eine Maßnahme, die Sie ganz allein durchführen können, um zu überprüfen, ob Sport eine Wirkung auf ihr Wohlergehen hat, ist, in sich hineinzuhören. Bewerten Sie sich doch auf die folgende Frage mit Hilfe der abgebildeten Skala: In diesem Moment fühle ich mich…

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Wenn Sie diese vor und nach dem Sport ausfüllen, können sie kontrollieren, ob sich eine Veränderung ergeben hat. Auch wenn es hier um Gefühle geht, sollen diese mit etwas mehr Tatsachen beschrieben werden. Dies hilft, eine Veränderung nicht nur zu fühlen, sondern auch faktisch belegen zu können.

Für die Personen, die es noch genauer wissen wollen, ob sich ihr Sporttreiben auf das Wohlergehen, vor allem in etwas längerer Hinsicht, ausgewirkt hat, besteht die Möglichkeit sich vom Sportpsychologen beraten zu lassen. Das psychische Wohlergehen kann durch Fragebögen, wie den Erholungs-Belastungs-Fragebogen (EBF) oder den Fragebogen zur wahrgenommene körperliche Verfassung (WKV) gemessen werden.

Literatur:

Kallus, K. W.  (1995). Erholungs-Belastungs-Fragebogen. Frankfurt: Swets Test Services.

Kleinert. J. (2006). Adjektivliste zur Erfassung der Wahrgenommenen Körperlichen Verfassung (WKV). Skalenkonstruktion und erste psychometrische Befunde. Zeitschrift für Sportpsychologie, 13, 156-164.
Wilhelm, P. & Schoebi, D. (2007). Assessing mood in daily life. Structural validity, sensitivity of change, and reliability of a short-scale to measure three basic dimensions of mood. European Journal of Psychological Assessment, 23, 258–267.

 

Erster Teil: Warum macht es Sinn, seine Leistungen im Fitnesssport zu messen?

Zweiter Teil: Wie sehe ich, ob ich schon besser aussehe?

Dritter Teil: Welcher Messfaktor gehört zu meinem Ziel?

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Ina Blazek: Sportlichen Erfolg organisieren

Die 15 Jahre junge Amerikanerin Catherine Bellis sorgte bei den US Open in New York bereits in der ersten Runde für die vielleicht größte Turnier-Überraschung. Das Tennis-Talent schaltete bei ihrem Premieren-Match die Australian-Open-Finalistin und an Nummer zwölf gesetzte Slowakin Dominika Cibulkova mit 6:1, 4:6, 6:4 aus. Bellis kommentierte ihren Erfolg mit den Worten: „Als ich in das Match gegangen bin, habe ich mir schon gedacht, dass es eine großartige Erfahrung wird.“ (Focus Online)

Zum Thema: Wie lassen sich richtige Rahmenbedingungen für sportlichen Erfolg schaffen?

Im heutigen Beitrag diskutiere ich die Bedingungen für junge Leistungssportler, die einen solchen Erfolg möglich machen. Gerade im Kindes- und Jugendalter fördert Sport die Gesundheit, die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit der Athleten. Wer aber erfolgreich sein und vor allem bleiben möchte, muss auch die Sicherung und Entwicklung der Belastbarkeit im Auge behalten, um die Ausbildung von Fertigkeiten, den motorischen Leistungen und auch die Motivation für den Sport positiv zu beeinflussen (dgsp).

Hierfür ist das gesamte Umfeld der Athleten gefragt. Lehrer, Trainer, Arzt und Physiotherapeut sollten eng mit den Eltern zusammenarbeiten, um möglichen Überlastungsschäden vorbeugen zu können. Um die Belastbarkeit zu sichern, erfordern sportliche Leistungsanforderungen ein richtiges trainingsmethodisches Handeln und die Beachtung individueller biologischer Zustandsgrößen. Hier sind vor allem entwicklungsbedingte Leistungsunterschiede in der Trainingsgruppe zu akzeptieren. Experten sind sich einig, dass Prävention ein immanenter Bestandteil der sportlichen Ausbildung im Leistungssport ist (dgsp).

Kinder- und Jugendalter entscheidend für psychische Stabilität

Um die gewünschten Anpassungen und Leistungssteigerungen erzielen zu können, ist ebenfalls eine sportartgerechte Lebensweise nötig. Hierfür werden die Grundlagen natürlich im Elternhaus gelegt. Ergänzend können professionelle Strukturen helfen, um die Athleten in den verschiedenen Bereichen (Ernährung, Psychologie) zu informieren und zu begleiten. In Deutschland setzen verschiedene Projekte, die durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) gefördert werden, genau hier an und helfen, diese Strukturen bereits im schulischen Alltag der Leistungssportler zu geben. Nähere Informationen hierzu finden Sie unter:

http://www.bisp-sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Home/Workshop_Eliteschulen.html

Gerade im Kinder- und Jugendalter werden die Grundlagen für psychische Stabilität gelegt, die auch im Leistungssport über Erfolg oder Niederlage entscheiden kann. Also lohnt sich die sportpsychologische Begleitung bereits ab dem Eintritt in die Sportschule, um auch die psychische Belastbarkeit von Beginn an zu „trainieren“. Denn wie bereits im vorhergehenden BLOG (Link: Ina Blazek: Glück ist kein Zufallsprodukt”) erläutert, ist der Umgang mit Druck und Wettkampfsituationen auch für eher ängstliche oder pessimistische Athleten positiv zu beeinflussen, um langfristig die Motivation und den Willen zum Siegen aufzubauen. Denn wenn junge Athleten sich von Versagensängsten und Erfolgsdruck frei machen können, ist alles möglich – wie uns dies Catherine Bellis bei den US Open eindrucksvoll bewiesen hat.

Quellen:

http://www.dgsp.de/_downloads/allgemein/Praevention%20von%20Ueberlastungsschaeden-Logo-aktuellx.pdf

http://www.focus.de/sport/videos/catherine-bellis-wie-anna-kournikova-15-jaehriges-tennis-girl-begeistert-bei-us-open_id_4088427.html

 

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Katharina Petereit: Wettkampf vorbei – und nun?

Sowohl die Leichtathletik- als auch die Schwimm-EM sind nun vorbei. Die Leichtathleten konnten insgesamt sieben und die DSV-Athleten 22 Medaillen verzeichnen. In beiden Verbänden sind Sportpsychologen tätig, welche bereits mit einzelnen Athleten arbeiten. Die Sportpsychologie hat sich hier mittlerweile etabliert und wird aktiv in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung genutzt. Doch vor allem die Nachbereitung von Wettkämpfen ist ein wesentlicher Aspekt in der sportpsychologischen Arbeit. Für viele Leichtathleten, die nicht bei den großen Meetings starten oder gestartet sind, war die Europameisterschaft der Saisonhöhepunkt. Auf diesen wurde lange hintrainiert, doch was folgt nach dem Wettkampf?

Zum Thema: Die Bedeutung der sportpsychologischen Nachbereitung

Die Wettkampfvorbereitung beinhaltet neben dem physischen Training unter anderem das Herausarbeiten von Zielen und Maßnahmen zur Erreichung dieser. Im Wettkampf geht es dann darum, die beste Leistung auf den Punkt abzurufen und das gesetzte Ziel zu erreichen. Einige Athleten sind erfolgreich, einige nicht. Es gibt Gewinner und Verlierer. Die gesetzten Ziele werden eben erreicht oder nicht. In beiden Fällen muss eine sportpsychologische Nachbereitung stattfinden. Hier ist es wichtig, im Anschluss an den Wettkampf nach der Gefühlslage, Schwierigkeiten oder gar Ängsten zu fragen und mit dem Sportler die Gründe für den Erfolg oder Misserfolg herauszustellen, um daraufhin geeignete sportpsychologische Interventionen zu erarbeiten.

Ursachenzuschreibung

Die Gründe für den Erfolg oder Misserfolg sollte der Athlet mit dem Trainer und einem Sportpsychologen besprechen und auswerten. Hier geht es darum, dass die Ursachenzuschreibung funktional erfolgt. Das heißt, dass der Sportler einen Erfolg mit stabilen und internalen Faktoren wie „Fähigkeit“ und „Anstrengung“ begründen sollte. Gründe für einen Misserfolg sollte er instabilen und externalen Ursachen wie „starker Gegner“ oder „Wetterbedingungen“ zuschreiben. Hierbei sollten die Gründe ohne Frage realistisch bleiben. Die Auswirkungen der funktionalen Ursachenzuschreibung äußern sich dadurch, dass die Erfolgserwartung steigt, positive Emotionen überwiegen und negative Gefühle wie Scham sinken. Zudem können Athleten mithilfe einer Wettkampfnachbereitung besser mit ihrem Ergebnis umgehen, es in ihre Karriere einordnen und offiziell mit dem vergangenen Wettkampf abschließen.

Nachbereitung = Vorbereitung

Eine Nachbereitung ist Voraussetzung für die nächste Trainings- und Vorbereitungsphase. Es können Situationen im Wettkampf auftreten, die den Athleten extrem unter Druck setzen, wie beispielsweise der Messfehler bei der Weitspringerin Melanie Bauschke, der Wechselfehler bei der Sprint-Staffel der Frauen über 4×100 m oder auch eine langsame Zeit der Startschwimmerin Jenny Mensing bei der 4×100-m-Lagenstaffel. Solche Ereignisse sollten detailliert besprochen und ausgewertet werden. Mithilfe von Videoanalysen können bestimmte Situationen veranschaulicht und reflektiert werden. Die Erfahrungen und Emotionen fließen zwar automatisch in die nächsten Trainingseinheiten mit ein, sollten aber dennoch gründlich besprochen und funktional genutzt werden.

Eine Auseinandersetzung mit Erfolg und Misserfolg motiviert den Athleten, gibt ihm Selbstvertrauen und führt dazu, dass er lernt, sich auch auf unkontrollierbare Bedingungen einzustellen. Zudem sollten die gesetzten Ziele mit den Ergebnissen abgeglichen werden, so dass diese gegebenenfalls abgehakt, verändert oder neu definiert werden können.

Eine solche Nachbereitung sollten nun auch die Leichtathleten und DSV-Athleten in Angriff nehmen, um auf Basis dieser in eine optimale Vorbereitung zu starten.

 

Weiterführende Literatur:

Loosch, E. (1997). Psychologische Aspekte der Zweikampfsportarten. In: Mosebach, U. (Hrsg.): Judo – Wurf und Fall. Beiträge zur Theorie und Praxis der Kampfsportart Judo. 76-90.

Stoll, O. & Alfermann, D. (2010). Sportpsychologie. Ein Lehrbuch in 12 Lektionen. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.

 

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Sebastian Reinold: Fitness-Ziele erreichen, Teil3

Nichts ist so motivierend wie das Erleben von Erfolgserlebnissen. Erfolg haben muss dabei nicht das Erreichen eines großen Ziels bedeuten, sondern kann auch der stetige Fortschritt sein. Wie Sie Ihren Fortschritt und Erfolg in Ihrem Fitnesstraining auf unterschiedliche Art und Weise sichtbar machen können, erklärt Ihnen diese Themenreihe. Im zweiten Teil wurden Ihnen die Methode der Videoselbstdokumentation vorgestellt, im ersten Teil ging es um den Umgang mit Fortschritten.

Zum Thema: Welcher Messfaktor gehört zu meinem Ziel?

Regelmäßige körperliche Aktivität hat mittlerweile eine ganze Reihe nachgewiesener Effekte auf die Fitness und die Gesundheit (Fuchs, 2003). Diese gehen bei Weitem über das Thema Abnehmen hinaus. Die Sportpsychologie im Bereich Gesundheit und Fitness versteht sich neben vielen anderen Dingen wie Aufrechterhaltung der Motivation als systemischer Berater, der aufdecken möchte, wo im Trainingsprozess Möglichkeiten zur Optimierung sind, um Ziele objektiver zu erreichen (siehe dazu Teil 1 der Serie), weswegen sich dieser Artikel mit den Möglichkeiten zur Messung der gesundheitlich-medizinischen Effekte der körperlichen Aktivität beschäftigt. Auffallen sollte Ihnen, dass das eher schwach formulierte Ziel „Ich will fit werden“ sehr viele Facetten haben kann. Zusätzlich wird mit diesem Artikel sowie in der ganzen Serie gefordert, dass ein Training niemals ohne einhergehende Diagnostik stattfinden sollte.

Zielstellung Gewichtsreduktion

Beim Thema Abnehmen ist natürlich zunächst das Körpergewicht das, was jedem zuerst einfällt. Was beim Messen des Körpergewichts beachtet werden muss, ist, dass das Körpergewicht starken Schwankungen unterliegt. Trinken oder essen Sie an einem Tag wenig, dann nehmen Sie auch ohne Bewegung ab. Deswegen sollte das Gewicht immer unter gleichen Bedingungen gemessen werden, was die Tageszeit angeht. Es empfiehlt sich daher direkt nach dem Aufstehen auf die Waage zu stellen. Auch der Wochentag sollte beachtet werden. Nach einem schweißtreibenden Training am Abend kann das Gewicht noch am Morgen beeinflusst sein. Wählen Sie folglich einen Morgen nach einem trainingsfreien Tag. Sollten Sie Krafttraining betreiben, sollten Sie beachten, dass Muskelmasse schwerer ist als Körperfett. Folglich sollten Sie nicht zu sehr auf ihr totales Körpergewicht fokussieren und ihren Körperfettanteil mitmessen. Die im Handel erhältlichen Körperwaagen können diesen mittlerweile zuverlässig messen. Alternativ können Sie eine andere Person (Arzt, Trainer, Ernährungsexperte) die 7-Falten-Methode mittels Kaliper an Ihnen durchführen lassen. Gewichtsverlust mit Senkung des Körperfettanteils ist positiv. Es bedeutet, dass Sie hauptsächlich Fett verloren haben. Ein gestiegenes Gewicht bei gesunkenem Fettanteil lässt auf Muskelzuwachs schließen.

Zielstellung Kräftigung des Herzkreislaufsystems

Gerade durch Ausdauersport verändert sich das Herzkreislaufsystem. Markante Marker sind hier die Ruheherzfrequenz, der Blutdruck und in neuster Zeit die Herzfrequenzvariabilität. Diese Werte lassen sich entweder mit einem Blutdruckmessgerät oder einer guten Pulsuhr messen. Ebenfalls durch Ausdauersport wird das Atemsystem beeinflusst. Veränderungen könne über Atemvolumina beobachtet werden. Diese können beim Allgemeinmediziner in Erfahrung gebracht werden.

Der wohl beste Indikator, wie leistungsfähig Sie sind, ist die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit (VO2max). Diese stellt eine Kombination dar, die Herz und Atmung prüft. Je höher die VO2max liegt, desto besser ist dies. Mittlerweile gibt es viele kommerzielle Anbieter, bei denen Sie diese zu einem erschwinglichen Preis messen lassen können. Üblicherweise wird ein Test auf einem Laufband oder Radergometer durchgeführt, der von einem Laktattest begleitet wird. Die Ergebnisse eigenen sich über die Beurteilung der eigenen Fitness zur Planung des weiteren Trainings.

Zielstellung Muskelaufbau

Unter anderem in den Kraftbereich gehört die Zielstellung Abschwächung von Rückenbeschwerden. Planmäßiges Muskelaufbautraining orientiert sich an der Maximalkraft für die relevante Muskelkette. Diese kann über das One-Repition-Maximum (1RM) direkt oder über das Ten-Repition-Maximum (10RM) per Tabelle indirekt abgeleitet werden. An einer gestiegenen Maximalkraft kann man die Wirksamkeit des Trainings prima erkennen. Deswegen sollten vor einem Rückentraining Tests zu dessen Stärke durchgeführt werden. Zu Messmethoden von Maximalkraft und Rückenstärke sollte ihr Trainer im Fitnessstudio mehr wissen. Nach diesem Prinzip richtet sich jedes Muskelaufbautraining. 1RM oder 10RM sollten also auch gemessen werden, wenn Sie ihren Bizeps größer werden lassen wollen.

Zielstellung „jung bleiben“

Bei dem Wunsch, sich durch körperliche Aktivität länger jung zu halten, sollten Paramater benutzt werden, die im Altersgang deutlich verändern beziehungsweise absinken. Dazu eigenen sich der beispielsweise der Hormonhaushalt. Studien zeigen, dass z. B. der Testosteronwert positiv durch Krafttraining beeinflusst werden kann (Craig, Brown & Everhart, 1989). Bei der Ermittlung hilft Ihnen sicherlich Ihr Hausarzt.

Spezielle für Frauen ist Knochendichte zu beobachten, da diese bedingt durch einen veränderten Hormonhaushalt geringer wird. Durch spezielles Training kann die Dichte zumindest beibehalten werden (Egan et al, 2006; Robling et al., 2002).

 

Erster Teil: Warum macht es Sinn, seine Leistungen im Fitnesssport zu messen?

Zweiter Teil: Wie sehe ich, ob ich schon besser aussehe?

 

Literatur:

Craig, B.W., Brown, R. & Everhart, J. (1989). Effects of progressive resistance training on growth hormone and testosterone levels in young and elderly subjects. Mechanism of Ageing and Development, 49(2), 159-169.

Egan, E., Reilley, T., Giacomomi, M., Redmond, L. & Turner, C. (2006). Bone mineral density among female sports participants. Bone, 38, 277-233.

Fuchs, R. (2003). Sport, Gesundheit und Public Health. Göttingen: Hogrefe-Verlag.

Robling, A. G., Hinant, F. M., Burr, D. B & Turner, C. H. (2002). Shorter, more frequent mechanical loading sessions enhance bone mass. Medicine & Science in Sports & Exercise, 34(2), 196-202.

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Benjamin Göller: Eisbrecher Teambuilding

Im Sport erleben wir immer wieder Veränderung. Ob es neue Mannschaftsmitglieder sind, ein neues Trainerteam oder die neu Zusammenstellung der Sportler in der Schule, Universität oder der Sportgruppe. Veränderung und Wechsel gehören zu unserem Leben. Vor allem in den Mannschaftsspielen erfolgen Trainer- und Spielerwechsel in regelmäßigen Abständen. Für Trainer, Funktionäre und Betreuer sowie Sportler stellt sich die wichtige Frage der Integration. 

Zum Thema: Welche Möglichkeiten bietet die Sportpsychologie, möglichst zeitnah ein gesundes und intaktes Gruppengefühl entstehen zu lassen?

Sport besteht nicht nur aus motorischen Aufgaben, sondern auch aus psychosozialen Anforderungen, die zu einem erfolgreichen Spielen führen (Sygusch & Kolodziej, 2006). Dabei zeichnet sich der Mannschaftssport durch gegenseitige Unterstützung und aufeinander abgestimmtes Handeln aus (Baumann, 2002). In der Sportwissenschaft wird hierfür der Begriff Gruppenzusammenhalt genutzt. Gruppenzusammenhalt beschreibt das Bestreben einer Gruppe, zusammen zu halten und zum Zweck der Erreichung ihrer Ziele und Zwecke vereint zu bleiben (Caroon et al., 2005; Wilhelm, 2001). Gruppenzusammenhalt kann durch Teambuilding–Maßnahmen und Interventionen gefördert und unterstützt werden. Dabei ist es sinnvoll, dass Trainer und Team durch einen Sportpsychologen angeleitet bzw. unterstützt werden. Zusätzlich zu den direkten Teambuilding-Interventionen sind beziehungsfördernde Maßnahmen wie Grillabende, Outdoor‐Ausflüge oder alternative Trainingsformen zu empfehlen, da sie Gruppenprozesse beschleunigen und fördern können. Das folgende konkrete Beispiel für eine Teambuilding-Intervention soll eine Möglichkeit zur Förderung des Gruppenzusammenhalts aufzeigen:

Zu Beginn einer neuen Gruppenzusammenkunft bietet es sich an, an den interpersonellen Beziehungen der Mannschaftsmitglieder zu arbeiten. Die Mannschaftsmitglieder werden in Paare eingeteilt und bekommen die Aufgabe, sich im Laufe des Tages gegenseitig zu interviewen. Bei einem gemeinschaftlichen Mannschaftabend wird jeder Spieler von seinem Partner der Mannschaft vorgestellt. (Auch im Rahmen einer neuen Sportgruppe ist dies im Sinne einer Vorstellungsrunde in einem kürzeren Rahmen umsetzbar). Die Mannschaft hat anschließend die Möglichkeit, den Spieler weitere offen gebliebene Fragen zu stellen, um so noch mehr Informationen über seine Person zu erhalten.

Kennenlernen und kooperieren 

Durch das Interview erhalten Mannschaftsmitglieder schnelle und interessante Informationen über ihre Mitspieler. Die Kommunikation zwischen den Spielern wird geschult, so dass sie eine gemeinsame Sprache entwickeln können. Erste Rollen bilden sich heraus und es kommt zur ersten Kooperation zwischen den Mannschaftsmitgliedern. Da die Spieler oft ihre peinlichsten Momente, aber auch persönlichsten Erfolge berichten, bleibt solch ein Abend oft noch lange in den Köpfen der Spieler. Auf Grundlage dieses ersten Kennenlernens und Kooperierens lassen sich weitere nützliche Interventionen anleiten.

Um noch einmal die Bedeutung und Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen zu verdeutlichen, möchte ich Aristoteles zitieren, der einst sagte: „Ich würde alles noch einmal so machen, wie ich es getan habe. Bis auf eine Ausnahme: Ich würde früher bessere Berater suchen.“

 

Literatur:

Baumann, S. (2002). Mannschaftspsychologie: Methoden und Techniken. Aachen: Meyer und Meyer.

Carron, A. V., Hausenblas, H. A. & Eys, M. A. (2005). Group dynamics in sport. Morgantown: Fitness Information Technology.

Sygusch, R. & Kolodziej, C. (2006). Persönlichkeits- und Teamentwicklung. Förderung psychosozialer Ressourcen im Handball. Hrsg. Deutsche Sportjugend (dsj) / Deutsche Handballjugend, Frankfurt am Main.

Wilhelm, A. (2001). Im Team zum Erfolg. Ein sozial- motivationales Verhaltensmodell zur Mannschaftsleistung. Lengerich: Pabst.

 

Ich möchte darauf Hinweisen, dass das Verwenden der männlichen Form nur zum Zwecke der einfacheren Lesbarkeit dient. Die Bezeichnungen sind nicht geschlechtsspezifisch zu betrachten.

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Sebastian Reinold: Fitness-Ziele erreichen, Teil2

Nichts ist so motivierend wie das Erleben von Erfolgserlebnissen. Erfolg haben muss dabei nicht das Erreichen eines großen Ziels bedeuten, sondern kann auch der stetige Fortschritt sein, lehrt die Sportpsychologie. Wie Sie Ihren Fortschritt und Erfolg in Ihrem Fitnesstraining auf unterschiedliche Art und Weise sichtbar machen können, erklärt Ihnen diese Themenreihe. Im ersten Teil (zur Folge 1) wurden Ihnen die Vorteile durch das Festhalten von Fortschritten näher gebracht.

Zum Thema: Wie sehe ich, ob ich schon besser aussehe?

Hätte man noch vor zehn Jahren seinem Gegenüber erzählt, dass in der Zukunft Personen Videos von sich ins Internet stellen würde, in denen sie halbnackt posieren, um damit ihren Prozess des Abnehmens zu dokumentieren, so hätte dieser wohl gefragt, wer sich wohl so etwas angucken solle. Fakt ist, dass derzeit über 725.000 Suchergebnisse erscheinen, wenn Sie bei Youtube den Begriff „Body Transformation“ eingeben.

Das Grundschema eines Body Transformation-Videos ist eigentlich sehr simpel und schnell erklärt. Bevor eine Person mit dem Abnehmen oder im Falle der meisten Männer mit dem Zunehmen von Muskeln beginnt, macht der- oder diejenige ein Foto von sich – meist als Selfie halbnackt vor dem Spiegel. Die Person beginnt im Folgenden mit dem Training und macht in regelmäßigen Abständen neue Fotos von sich. Nach fünf Wochen, drei Monaten oder einem Jahr werden dann alle gemachten Fotos zur einer Slideshow verbunden und im Videoformat auf Youtube hochgeladen.

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Weitere Informationen

Was wie Prahlerei oder ein Werbetrick eines Diätpillen-Herstellers wirkt, hat einen psychologischen Effekt, denn der Erfolg wird auf objektive Art und Weise sichtbar gemacht. Oft ergeben sich sehr erstaunliche Vorher-Nachher-Effekte. Eine Person bekommt ihre Wandlung nur schleichend mit, weil sie sich selbst jeden Tag sieht. Im Video fällt die Veränderung bedingt durch die vergleichsweise kurze Zeit allerdings sehr stark auf, worin die absolute Stärke dieser Selbstdokumentationsmethode liegt.

Die Methode eignet sich vor allem für Personen, denen es beim Training rein um die Optik des eigenen Körpers geht. In dem Zusammenhang muss die Zielsetzung des Trainings allerdings das optische Merkmale mit beinhalten z. B. „Ich möchte, dass meine Bauchmuskeln deutlich sichtbar sind.“

Der Vorteil der Veröffentlichung liegt darin, dass die Videos oft positiv kommentiert werden und die Person quasi mit Komplimenten überhäuft wird. Das gibt dem Ego nicht nur einen Schub sondern motiviert, weiter an sich zu arbeiten. Diese Form der sozialen Unterstützung darf nicht unterschätzt werden.

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Weitere Informationen

Mit einer Veröffentlichung Ihres Erfolges werden Sie nebenbei auch zur Inspirations- und Motivationsquelle für andere Personen – ein weiterer Effekt dieser Art von Videos.

Ein Body Transformation-Video auf Youtube hat allerdings seine Schattenseiten. Einmal im Netz hochgestellt, bleibt es da. Auch wenn Sie es von Ihrem Kanal herunternehmen, können sie nicht wissen, wo es sonst noch gelandet ist. Der zweite Nachteil ist, dass es jeder sehen könnte – der Vorgesetzte, die Arbeitskollegen, ja sogar Ihre Mutter. Alternativ können Sie das Video nur ihren Freunden oder den Kollegen via Smartphone zeigen, was von denjenigen allerdings als Prahlerei verhöhnt werden könnte. Aber: Es ist völlig in Ordnung, stolz auf seine Ergebnisse zu sein und dies nach außen zu transportieren. Seien wir doch mal ehrlich: Nur neidische Personen bezeichnen andere als Angeber.

 

Folge 1: Fitness-Ziele erreichen

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Philippe Müller: Zwei Länder, zwei Ansichten

Seit dem 12. August wird um Medaillen gelaufen, gesprungen, geworfen und gestossen. Die diesjährige Leichtathletik-Europameisterschaft ist zu Gast in Zürich. Rund 1400 Athletinnen und Athleten aus 50 Ländern nehmen an den Wettkämpfen teil. Darunter befinden sich 92 Deutsche Athletinnen und Athleten sowie 53 “Swiss Starters”.

Zum Thema: Wie viel Sportpsychologie braucht die Leichtathletik?

Sowohl die Deutschen als auch die Schweizer treten mit einem starken Team bei der Leichtathletik-EM an. Es ist nichts Neues, dass verschiedene Länder unterschiedliche Philosophien verfolgen. Denn nicht zuletzt sind auch die Voraussetzungen und Ziele ganz andere. Der Leistungssport-Chef von Swiss Athletics, Peter Haas, formuliert hohe Ziele: “Wir wollen eine Medaille gewinnen und mindestens sechs Top-8-Platzierungen erreichen”. Die Deutschen wollen wiederum ihr Image als “Wegwerfgesellschaft” loswerden. In den kommenden Tagen sollen nicht nur in Wurf- und Stoßdisziplinen groß aufgetrumpft werden. Auch in den Laufdisziplinen werden Podestplätze angestrebt.

In die Vorbereitung wurde beiderseits viel investiert. Mit dem Swiss Starters Programm wurden ausgewählte Athletinnen und Athleten gezielt gefördert. Im großen Kanton, wie Deutschland von den Schweizern genannt wird, wurde in den Laufdisziplinen auf neue Konzepte gesetzt. Die Optimierung der Bewegungstechnik und der Kräfteverhältnisse stand ganz oben im Trainingskalender. Ebenfalls wurde das Periodisierungssystem verändert und der Glaube an sich selbst gefördert.

Ein gutes Selbstvertrauen ist, wie in jeder Sportart, von großer Bedeutung. Doch auch andere psychologische Faktoren spielen in der Leichtathletik eine gewichtige Rolle. Und hier liegt der größte Unterschied zwischen den beiden Nationen. Während die Deutschen mit professionellen Betreuungsangeboten auf die psychischen Anforderungen reagieren, wird in der Schweiz die Bedeutung heruntergespielt.

Auf dem mentalen Auge blind 

Seit 2010 ist Dr. Michael Gutmann leitender Verbandspsychologe im Deutschen Leichtathletikverband (DLV). Er hatte die Deutsche Delegation bereits zu den Olympischen Spielen in London begleitet. Der DLV bekennt sich somit zur Wichtigkeit der Sportpsychologie in der Leichtathletik. Dr. Michal Gutmann formuliert es folgendermassen: “In vielen Sportarten ist es inzwischen zu einer hohen Leistungsdichte gekommen. Wer im Spitzenbereich etwas erreichen will, muss alle Ressourcen ausschöpfen. Dazu gehört auch der mentale Bereich. Das hat sich inzwischen herumgesprochen und keiner, der seinen Sport mit professionellem Anspruch betreibt, kann mehr ernsthaft daran vorbei. Im Gegenzug hat sich auch die Sportpsychologie entwickelt, um diesem Anspruch gerecht zu werden.”

In der Schweiz wird lediglich von einer Minderheit die mentale Komponente berücksichtigt. Eine systematische Förderung durch den Verband gibt es nicht. Peter Haas sieht keinen Bedarf in diesem Bereich. In einem Interview im Schweizer Fernsehen sagte er: “Es gibt auch Trainer, die einen gewissen Teil des Mentaltrainings abdecken und Impulse geben können. […] Es braucht nicht nur Sportpsychologen und sonst welche Leute. Das kann man auch mit einfachen Mitteln machen. Und es sind nicht wenige, die in diesem Bereich ein bisschen was machen”.

Die physischen Fertigkeiten müssen zweifelsohne gegeben sein, um eine Höchstleistung zu erbringen. Die Rolle der Sportpsychologie sollte jedoch nicht unterschätzt werden. In einigen Disziplinen haben die Athletinnen und Athleten nur einen Versuch. Besonders in solchen Momenten zählen dann die mentalen Fertigkeiten umso mehr. Ob es reicht, in solchen Situationen “ein bisschen was” gemacht zu haben, wird sich herausstellen.

Quellen:

Swiss-Athletics.ch: http://www.swiss-athletics.ch/de/leistungssport/ambitioniertes-schweizer-team-will-an-der-heim-em-eine-medaille.html

Zeit-Online: http://www.zeit.de/sport/2014-08/sprinter-leichtathletik-europameisterschaft-zuerich

Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie: http://www.asp-sportpsychologie.org/aktuell_einzeln.php?ID=160

Schweizer Fernsehen: http://www.srf.ch/sport/mehr-sport/leichtathletik/schafft-schweizer-leichtathletik-die-trendwende

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Elvina Abdullaeva: Die Stärke der Schwachen

Am Freitag, den 15. August, startet der DFB-Pokal. Den Auftakt macht die Partie zwischen dem Verbandsligisten SV Alemannia Waldalgesheim und dem Bundesligisten und Champions League-Qualifikanten Bayer Leverkusen. Wer der Favorit in diesem Spiel ist, steht nicht zur Debatte. Aber ist die Außenseiterposition denn wirklich so aussichtslos?

Zum Thema: Worin liegt eigentlich der Vorteil der Außenseiter?

Eine favorisierte Mannschaft übertrifft ein offensichtlich unterlegenes Team in vielerlei Hinsicht. Der Favorit hat einen Kader mit höherem Spielniveau, mehr Erfahrung, bessere Vorbereitungsbedingungen, ein größeres finanzielles Vermögen und in der Regel die größere Anzahl an Anhängern im Rücken. Alles spricht also für den Sieg eines Favoriten. Fast. Psychologisch gesehen, hat nämlich der Außenseiter viele Vorteile, die am Ende zum Sieg führen können.

Freiheit und Motivation

Der Favorit muss gewinnen. Das Team weiß das selbst. Dazu kommt die hohe Erwartungshaltung der Medien und Fans. Diese Verantwortung für das Ergebnis erzeugt einen gewissen Druck auf die Mannschaft. Diese Lage verschlimmert sich oft, wenn der Gegner unterschätzt wird. Verlaufen also die ersten zehn Minuten der Partie “auf Augenhöhe”, kann bei den Spielern des favorisierten Teams der ungünstige Gedanke, “was wenn wir versagen“, auftauchen. Solch ein leistungsbeeinträchtigender Gedanke lenkt den Sportler ab und führt dazu, dass derjenige sich nicht mehr auf spielrelevante Aspekte fokussiert.

Die unterlegene Mannschaft steht nicht unter dem Druck, unbedingt gewinnen zu müssen. Denn falls der Außenseiter verliert, wird diese Niederlage auf keinen Fall als Misserfolg gesehen. Vielmehr dürfen sich die Spieler ausprobieren und Fehler machen. Das wirkt schon befreiend. Diese Freiheit lässt sich dazu nutzen, dass der schwächere Gegner mit einer größeren kämpferischen Einstellung ins Spiel geht und durch mutiges, riskantes Agieren das Spiel gewinnen kann.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der für das Außenseiterteam spricht, ist die Motivation. Favoriten sind in der Regel nur mäßig motiviert. Dies lässt sich dadurch erklären, dass bei einer Spitzenmannschaft Siege gegen schwächere Gegner als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Deshalb bringt ein Sieg über die unterlegene Mannschaft für den Favoriten ein nur unzureichendes Erfolgserlebnis (vgl. Baumann, 2008). Der Sieg gegen eine höherklassige Mannschaft wird von dem schwächeren Gegner hingegen als eine Herausforderung gesehen. Dies trägt enorm zur Motivationssteigerung bei. Das heißt, dass die Spieler mehr Interesse an dem Wettkampf haben und mit einer positiven Grundstimmung ins Spiel kommen. Dies wiederum kann zu größerer Ausdauer beitragen (vgl. Stoll et. al. 2010). So kann die unterlegene Mannschaft beispielsweise die ständigen Angriffe der Favoritenmannschaft besser abwehren oder bis zur letzten Minute der Nachspielzeit kämpfen.

Glaube an sich selbst

Eine wesentliche Voraussetzung für ein hochmotivierendes und befreites Spiel des Außenseiters ist die kollektive Selbstwirksamkeit und der Glaube, dass das eigene Team die realistische Möglichkeit hat, den Favorit zu besiegen. Die Aufgabe des Trainers ist, den Spieler deutlich zu vermitteln, warum seine Spieler in der Lage sind, das Spiel zu gewinnen. Der Fokus der Vorbereitung soll auf eigenen Stärken und Spielstrategien liegen, mit deren Hilfe die Schwächen des Gegners ausgenutzt werden können.

Die Grundlage für die immer wieder auftretenden Favoritenstürze im DFB-Pokal sind also zusammengefasst das begründete Selbstvertrauen, die Freiheit von den Erwartungen und die hohe Motivation des Außenseiters.

Quellen

Stoll, O., Pfeffer, I. & Alfermann, D. (2010). Lehrbuch Sportpsychologie. Bern: Hans Huber Verlag.
Baumann, S. (2008). Mannschaftspychologie. Methoden und Techniken (2. Aufl.).Aachen: Meyer& Meyer

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Sebastian Reinold: Fitness-Ziele erreichen, Teil1

Nichts ist so motivierend wie das Erleben von Erfolgserlebnissen. Erfolg haben muss dabei nicht das Erreichen eines großen Ziels bedeuten, sondern kann auch der stetige Fortschritt sein, lehrt die Sportpsychologie. Wie Sie Ihren Fortschritt und Erfolg in Ihrem Fitnesstraining auf unterschiedliche Art und Weise sichtbar machen können, erklärt Ihnen diese Themenreihe.

Teil 1: Warum macht es Sinn, seine Leistungen im Fitnesssport zu messen?

Egal nach welcher Zielsetzungsmethode Sie vorgehen – eine Komponente beinhaltet diese immer, nämlich das Ziel objektivierbar machen. Denn den Fortschritt nur am Gefühl festzumachen, kann trügerisch sein. Den Fortschritt an irgendetwas festmachen zu können, ist hingegen das, was unter Objektivierbarkeit verstanden wird. Besonders geeignet sind harte physikalischen Fakten wie Länge, Zeit und Gewicht. Diese eignen sich hervorragend, weil sie sich leicht messen lassen.

Der Sinn des Messens ist, dass Sie wissen, bei welchem Stand Sie angefangen haben und wo Sie sich aktuell auf dem Weg zum Ziel befinden. Das erlaubt, Fortschritte zu erkennen. Im Sport ist das Erkennen von Fortschritten enorm wichtig, denn das gesetzte Ziel ist oft nur nach langer Zeit und mit viel Aufwand zu erreichen. Den eigenen Fortschritt zu erkennen, kann sehr motivierend sein und hilft somit, am Ball zu bleiben. Aber auch das Stehenbleiben kann durch regelmäßiges Messen aufgedeckt werden und zur Veränderung des Verhaltens anregen.

Zu häufiges Messen führt dazu, dass der Fortschritt als solcher nicht mehr erkannt wird. Wählen Sie also einen etwas längeren Abstand. Hilfreich ist überdies hinaus, wenn sie ihren Fortschritt schriftlich oder gar graphisch festhalten.

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Beginnen Sie den Trainingsprozess also mit einer Zielsetzung wie beispielsweise: „Ich möchte innerhalb der nächsten vier Monate 2% Körperfett verlieren.“ Daraufhin messen Sie, ihren aktuellen Stand, wenn Sie diesen nicht ohnehin schon kennen. Beginnen Sie nun mit der körperlichen Aktivität und messen ihren Körperfettanteil regelmäßig, zum Beispiel alle zwei Wochen.

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