Johanna Constantini. „Danke, Alexa!“ – Braucht der Einzelsportler das analoge Miteinander denn noch?

„Danke!“, dieses Wort erreicht die Lautsprecherboxen der berühmtesten virtuellen Assistentin Amazon Alexa am häufigsten. Wie kann das sein? Wer bedankt sich denn schon bei einem Roboter? Kann dieser denn ein „Danke“ adäquat einordnen und fühlt er sich dadurch tatsächlich bestätigt? Fragen, die wir uns im Zeitalter der digitalen Moderne ständig stellen. 

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Johanna Constantini Beitrag zum Hören

Auch im Sport sollten wir uns mit den Fragen zur Anwendung der digitalen Medien häufiger beschäftigen. So bringen sie uns zahlreiche Vorteile, machen jedoch auch vor Risiken nicht Halt. So trainieren wir mit allerhand digitaler Hilfsmittel: Von Geo-Tracking, über Videoanalyse bis hin zur durchgängigen Messung von Puls, Atem- und Herzfrequenz. In beinahe jeder Lebens- und Trainingssituation sind wir dank digitaler Gadgets unabhängig von zwischenmenschlichen Bewertungen, analogen Rücksprachen und Diskussionen. Und auch der Vergleich mit KonkurrentInnen erfolgt meist virtuell. Der Trend zur Singularisierung nimmt daher nicht nur in Paarbeziehungen, sondern auch im Sport stetig zu. Und immer mehr stellt sich die Frage: Brauchen wir unsere TeamkollegInnen denn noch?

Zum Thema: Was moderne Sportpsychologen von Sozialen Medien wissen sollten

Was früher der analoge Austausch war, setzt sich heute über Social Media Kanäle wie Facebook und Instagram fort. Studien aus den USA belegen, dass die Zeit vor Bildschirmmedien von Acht- bis Zwölfjährigen heute bei rund sechs Stunden täglich liegt. Großteils verbracht mit Chatten und der virtuellen Kommunikation. Bei ihren erwachsenen Mitmenschen kann mit rund neun Stunden täglicher Bildschirmzeit nicht unbedingt von Vorbildwirkung die Rede sein. Viel Zeit für analogen Austausch bleibt also nicht. Und obwohl der Sport dazu noch am meisten Gelegenheit bietet, so verziehen sich die sogenannten „Smombies“ (Smartphone-Zombies) von heute gerne auch während ihrer Trainingseinheiten hinter das Smartphone-Display. 

Schade, ist der analoge Austausch doch auch für AthletInnen besonders wichtig! Schließlich bilden die vielen zwischenmenschlichen Begegnungen unseres Lebens so etwas wie den „Schmierstoff für unsere Gesellschaft“ (Spitzer, 2018). Vertrauen in die Welt, in der wir leben, schürt sich nämlich vor allem durch Zwischenmenschlichkeit. Und nirgendwo sonst bieten sich mehr Gelegenheiten dafür, als im Sport. Nationen kommen zusammen, AthletInnen bereisen fremde Länder, lernen neue Kulturen kennen. Könnte etwas an dieser Lebenszeit verlorener sein, als sie ständig vor dem eigenen Bildschirm zu verbringen? Vertrauen bestärkt uns in der Welt, verstärkt die gefühlte Sicherheit, bedingt, dass wir unsere Komfortzone verlassen. Wo denn sonst, wenn nicht im Sport?

Johanna Constantini, die-sportpsychologen.at

Johanna Constantini

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Miteinander im Sport: Geteilte Freude ist doppelte Freude!

Empathie – eine Fähigkeit, die uns Menschen so einzigartig macht, setzt sich aus einer kognitiven und einer emotionalen Komponente zusammen und ist ebenfalls von großer Bedeutung im Sport. Einerseits schaffen wir es, durch die Übernahme der Perspektive unseres Gegenübers, neue Seiten an uns selbst zu entdecken und unseren Horizont zu erweitern. Und andererseits gelingt durch Mitgefühl die Verstärkung des eigenen Wohlbefindens. Im Fachjargon übrigens „Altruismus“ genannt. Und noch besser – Empathie kommt zurück. Empathie wird nämlich größer, wenn man sie teilt. 

Um die anfängliche Frage nun zu beantworten: Ja! Auch der Einzelsportler – ganz abgesehen von dem Mannschaftssportler – braucht das analoge Miteinander unbedingt! Denn ganz abgesehen von der Stärkung des Vertrauens in die Welt und der Steigerung des eigenen Wohlbefindens durch Empathie (die menschlich und sportlich von großer Bedeutung sind) erfüllen zahlreiche SportlerInnen eine immense Vorbildfunktion. Nicht zuletzt deshalb sollten AthletInnen eine Lebensart vorleben, die von einem gesunden und vor allem analogen Miteinander geprägt ist!

Mehr Interesse am Thema? Johanna Constantini hat bereits zahlreiche Texte verfasst – hier eine kleine Übersicht:

Literatur:

Spitzer, M. 2018. Die Smartphone-Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft. J.G. Cotta´sche Buchhandlung: Stuttgart

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