Mythos: Positive Gedanken führen immer zu positiven Ergebnissen

Bei Die Sportpsychologen versuchen wir, bestmöglich über die Arbeitsweise der angewandten Sportpsychologie zu berichten. Es geht darum, zu zeigen, was, wie und warum wir etwas machen. Hier geht es auch darum, aufzuzeigen, was wir nicht machen oder was uns, nicht erst durch künstliche Intelligenz, fälschlicherweise zugeschrieben wird. Wir widmen uns Mythen. Wie dem Glauben, dass allein positives Denken automatisch zu besseren Leistungen führt. Warum liegt Chat GPT mit dieser Annahme einfach nicht richtig?

Zum Thema: Mythen der Sportpsychologie

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

Ich halte nicht viel von den Konstrukten der “Positiven Psychologie”. Was soll das eigentlich sein? Der Mensch ist ein holistisches, ganzheitliches, extrem komplexes Wesen, das wir bei weitem nicht durchdrungen haben. Und ja, es gibt Hinweise, dass so etwas wie “positives Denken” Kräfte freisetzt. Doch das tut auch Aggression und Wut. Sind diese auch positiv?

Lassen wir uns auf das Wesentliche schauen. Wenn ich eine optimale Leistung erbringen will, dann müssen viele Bausteine wie Zahnräder ineinander greifen. Und einer davon ist sicherlich auch der Glaube an mich selbst, der Glaube daran, die Herausforderung bewältigen zu können und eine optimale Vorbereitung. Zudem die Fähigkeit und Möglichkeit, in einen Flow gelangen zu können. Doch dies alles kann durch ein körperliches Defizit zu diesem Zeitpunkt zunichte gemacht werden. “Positives Denken” kann hilfreich sein, um einen gelungenen Wettkampf abzuliefern, sie ist jedoch nur ein Baustein.

Für komplexe Probleme gibt es nie einfache Lösungen, für das komplexe Wesen Mensch nie einfache Erklärungen. 

Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen
Yvonne Dathe, Die Sportpsychologen

Antwort von: Yvonne Dathe (zum Profil)

Inzwischen gibt es Studien, die zeigen, dass wenn ich mir zwanghaft positive Gedanken versuche einzureden, im Innersten davon aber nicht überzeugt bin, die positiven Selbstgespräche sogar negative Auswirkungen haben können. Am Ende sind Menschen frustriert, da sie “selbst zum positiven Denken zu blöd” sind. Aus meiner Sicht ist es hilfreicher, Gedanken als das zu betrachten, was sie sind: Einfach nur Gedanken!

Unser Verstand “produziert” hilfreiche und weniger hilfreiche Gedanken, beruhend auf unseren Erfahrungen. Wichtig ist, sich von seinen Gedanken lösen zu können und sich wieder auf die aktuelle Aufgabe zu fokussieren, als zu versuchen, Gedanken zu kontrollieren oder in positive Gedanken zu verwandeln. Die Energie sollte lieber in die Handlung investiert werden.

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Mathias Liebing
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Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de