Für viele Sportler und Sportlerinnen ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen ihr absolutes Karriere-Highlight. Der Moment, auf den sie Jahre, nicht selten, Jahrzehnte hingearbeitet haben. Wie kann es gelingen, dass dieser Fakt in der direkten Wettkampfvorbereitung auf die Vorkämpfe und Endrunden-Qualifikationen in den einzelnen Disziplinen nicht zu groß gedacht wird? Welche Werkzeuge gibt es, die Gedanken rein auf die sportliche Leistung zu lenken?
Antwort von: Prof Dr. Oliver Stoll (zur Profilseite)
Olympische Spiele sind für alle Athlet*innen etwas sehr besonderes, obwohl man die Konkurrenz alle eigentlich schon ganz gut kennt. Oftmals ist man mit den Konkurrent*innen über Jahre im Kinder- und Jugendbereich immer wieder auf EM`s oder WM`s getroffen und hat manchmal gewonnen und manchmal verloren. Die Spiele sind aber ein Multi-Sport-Event und finden immer nur alle vier Jahre statt. Im Olympischen Dorf trifft man das Who-is-who der Spitzensportwelt und das kann tatsächlich ablenken.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man vor dem eigenen Einsatz vor Ort bei sich bleiben kann, die eigene Aufgeregtheit zulässt, aber eben auch kontrolliert. Dabei helfen häufig regelmäßig durchgeführte Achtsamkeitsübungen und einfache Tipps, wie den Fokus auf das nach wie vor stattfindende Training zu lenken. Vom Mindset her sollte man die Spiele als eben nur einen weiteren Wettkampf betrachten. Mir ist aber natürlich sehr bewusst, dass dies leichter gesagt ist, als getan, denn Olympische Spiele sind eben ganz oft ein “einmaliges” Erlebnis in einer Sportlerkarriere.
Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zur Profilseite)
Trotz etlicher Europa- und Weltmeisterschaften, die ich begleiten durfte, bleibt Olympia immer etwas besonderes. Auch wenn ich nicht dabei sein kann, sondern gerade mit der U18 in der Vorbereitung in Ungarn auf die WM im August in China bin, fiebere ich mit unseren deutschen Handballteams mit. Leider konnte aufgrund der eingeschränkten Plätze nur ein Mannschaftsarzt die beiden Mannschaften begleiten.
Olympia ist etwas Besonderes, weil die Crème de la Crème der gesamten Sportwelt vor Ort ist und Begegnungen passieren, die sonst nicht möglich sind. Das olympische Dorf ist im wahrsten Sinne ein Dorf der sozialen Interaktionen. Unter diesen Bedingungen den Fokus zu halten, ist eine noch viel größere Herausforderung als bei den Meisterschaften. Auf der anderen Seite ist auch eine ungeheure Energie erlebbar, die sich positiv auf die Leistungsfähigkeit auswirken kann.
Aufgrund des olympischen Turnus von vier Jahren ist alleine aus der zeitlichen Perspektive dieser Wettkampf etwas Großes, besonderes. Hier entstehen und platzen Träume, harte Arbeit über einen langen Zeitraum kann ad absurdum geführt werden und tiefe Löcher jedoch auch ungeahnte Höhen tun sich auf. In einer Karriere steht dieses Ereignis vielleicht in einer Karriere drei bis vier mal unter optimalen Bedingungen an, während von Europa- zur Weltmeisterschaft Enttäuschungen korrigiert und in Erfolgsstorys umgewandelt werden können. Und für manche Sportler bleibt dieser Traum immer unerfüllt.
Und somit braucht es auch eine besondere Vorbereitung, um sich auf dieses Ereignis vorzubereiten und den Fokus auf den Wettkampf richten zu können, denn die Möglichkeiten der Ablenkung sind zahlreich. Und da fällt dann auch für einige Mal die Eröffnungsfeier weg, was sicherlich schmerzhaft ist, jedoch dem größeren Ziel untergeordnet ist.
Und für die meisten Sportler bleibt der Olymp ja auch verschlossen und es setzen sich diejenigen durch, die optimal vorbereitet sind und dann auch den Fokus auf den Punkt in der Performance umsetzen können.
Viel Erfolg allen Sportlern, die den Weg dorthin geschafft haben. Sei der Flow mit Euch.
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