Prof. Dr. Andreas Marlovits: “Ein Highlight wird die Podiumsdiskussion”

Vom 9. bis 11. Mai 2024 findet in Berlin die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland statt. Die 56. Auflage steht unter dem Titel “Methodenvielfalt: Lebendigkeit in Theorie und Praxis”. Wir haben Prof. Dr. Andreas Marlovits von der BSP Business & Law School in Berlin befragt, der die Tagung in diesem Jahr ausrichtet und leitet. Im Interview geht es um die Highlights der asp-Jahrestagung, vereinzelte Kritik im Vorfeld des Events und seine persönlichen Erwartungen.

Prof. Dr. Andreas Marlovits, was macht die asp-Tagung 2024 in Berlin besonders? Warum sollte sich niemand, egal ob er oder sie sich in der Wissenschaft oder der Praxis verortet, die Veranstaltung entgehen lassen?

Das durch die Einreichungen der TeilnehmerInnen gestaltete Programm umfasst knapp 200 Beiträge, in denen aktuelle sportpsychologische Forschungen vorgestellt und diskutiert werden – dazu kommen noch gut 50 Poster und knapp 20 Workshops, die Themen und Methoden der Praxis bespielen. Wir haben den Kongress unter das Tagungsthema „Methodenvielfalt: Lebendigkeit in Theorie und Praxis“ gestellt, um die Diskussion über verschiedene Methoden und Theorien der Sportpsychologie anzuregen. Bei den vielfältigen Phänomenen des Sports kann es sehr erhellend sein, diese unter dem Blickwinkel verschiedener psychologischer Konzepte zu betrachten. Kognitions- und behaviorale Ansätze, neurowissenschaftliche, morphologische und andere Perspektiven bieten sicherlich für jeden ein spannendes Spektrum an Verstehensmöglichkeiten. Die drei Keynotes orientieren sich ebenfalls an der Methodenvielfalt und spannen sich entsprechend auf zwischen der tiefenpsychologischen Methode der Morphologischen Psychologie, der Computer Science mit ihrer Data-Analytic und dem Ansatz einer Interdisziplinären Kollaboration zwischen verschiedenen Wissenschaften, der als richtungsweisende Perspektive zur Lösung der großen Fragen der Zukunft vorgestellt wird. Ein weiteres Highlight wird sicherlich die Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Stakeholdern aus der Praxis wie der Fußballmanager Fredi Bobic, die ehemaligen DTB-Bundestrainerin Barbara Rittner, die Champions League-Siegerin und Fußballexpertin Tabea Kemme, die Fußballlegende und Trainer Torsten Frings, der FIFA-Mitarbeiter Prof. Dr. Thomas Hauser und der Historiker und Schriftsteller Per Leo. In den Diskussionen soll der Leistungssport Thema werden und ein wohlwollender aber auch ein kritischer Blick auf das Angebot der Sportpsychologie und die damit gemachten Erfahrungen gelegt werden. Darüber hinaus finden im Vorfeld in Potsdam Nachwuchstagungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und eine Tagung für Post-Docs statt – im Nachgang dann auch erstmals eine Tagung für den angewandt arbeitenden Nachwuchs. Nicht zuletzt wirbt natürlich die Bundeshauptstadt Berlin mit ihrer Lebendigkeit und kulturellen Vielfalt für sich. Ein Stück Berlin-Original wird im Get-together an der Alten Försterei bei Union Berlin unmittelbar erlebbar werden. Es dürfte also für jeden etwas Spannendes dabei sein. 

Vereinzelt gab es in den zurückliegenden Wochen Absagen. Kritisiert wurde die Höhe der Teilnahmegebühren, die relativ umfangreiche Präsenz des Themas Morphologie im Rahmen der Praxisworkshops und Begleitumstände wie die in Berlin in den vergangenen Jahren rasant gestiegenen Preise zum Beispiel für Hotelübernachtungen. Wie reagieren Sie auf diese Kritik? 

Wie üblich bei großen Tagungen kommt es immer wieder zu Absagen. Die wenigen, die uns erreicht haben, hängen weniger mit erhöhten Preisen zusammen. Im Gegenteil. Wir sind sogar nach Anmeldeschluss mit Nachfragen zur Teilnahme konfrontiert und wollen natürlich diesen auch den Zugang zur Tagung ermöglichen. Leider ist nach der Corona-Pandemie die Preisstellung des ohnehin schon teuren Berlins noch teurer geworden. Berlin ist einfach ein teures Pflaster, worauf wir als Ausrichter bereits im Herbst bei der ersten Tagungsankündigung mit dem Tipp zur frühzeitigen Reservierung von Hotels und Reiseoptionen hingewiesen haben. An den generell höheren Preisen können wir leider nichts ändern. Zur Frage der Ausrichtung der Praxisworkshops ist zu sagen, dass diese ja wie auch die Forschungsbeiträge durch Einreichungen von Kolleginnen und Kollegen besetzt werden. Wir konnten auch alle Einreichungen berücksichtigen. Als Hochschule, die in ihren psychologischen Departments neben dem systemischen und dem objektiv-psychologischen Ansatz auch einen methodischen Schwerpunkt in der Morphologischen Psychologie hat, freuen wir uns sehr, dass wir diese in der Praxis immer stärker angewandte Konzeption durch verschiedene Themen der Forschung wie auch Praxis durch verschiedene Personen vorstellen können. In den letzten Jahren sind vermehrt Anfragen an uns herangetragen worden, die Morphologische Psychologie mal etwas intensiver vorzustellen. Bei 10 von knapp 200 Beiträgen kann allerdings von einer umfangreichen Präsenz nicht die Rede sein.

Auf welches Detail der asp-Tagung freuen Sie sich ganz persönlich am meisten? 

Spannend für uns ist sicherlich der Moment, so viele Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Hochschulen und Praktiker an unserer privaten Hochschule begrüßen zu dürfen. Es ist das erste Mal, dass eine private Hochschule mit einem starken Anwendungsbezug die asp-Tagung ausrichtet. Und gerade in Berlin stehen wir mit der Morphologischen Psychologie auch in der Tradition der Berliner Gestaltpsychologie. Natürlich freue ich mich auf anregende Diskussionen zu Forschungs- und Praxisthemen, besonders natürlich, wenn wir so hochkarätige Personen des Sports zur Podiumsdiskussion begrüßen dürfen. Und natürlich freuen sich meine Kolleginnen und Kollegen und unsere Studierende schon sehr auf das gemeinsame Get-Together in entsprechendem Fußballambiente in der Alten Försterei bei Union Berlin. 

Link zur Veranstaltung: https://asp-tagung.de

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de