Mariel Geppert: Beim Bouldern liebe ich es, ständig mit dem Szenario des Scheiterns umzugehen

Basketball, Rennradfahren, Floorball oder eben Klettern und Bouldern. Mariel Geppert (zum Profil) ist leidenschaftlich im Sport und in der Sportpsychologie unterwegs. Mathias Liebing, Redaktionsleiter von Die Sportpsychologen, hat mit ihr über ihre Leidenschaftsthemen gesprochen: 

Mariel, du arbeitest insbesondere im Basketball. Warum ist diese Sportart so perfekt geeignet, um sportpsychologisch zu arbeiten?

Basketball ist eine hochdynamische, komplexe Sportart, die auf mehreren Ebenen enorme Anforderungen stellt – physisch wie mental. Genau das macht sie besonders spannend für die sportpsychologische Arbeit. Zum einen vereint Basketball verschiedene Systeme miteinander: die individuelle Leistung, die Teamdynamik sowie die Zusammenarbeit mit dem Funktionsteam. Jede dieser Ebenen beeinflusst sich gegenseitig und schafft eine Vielzahl an Ansatzpunkten für psychologische Unterstützung.

Hinzu kommt die enorme Geschwindigkeit des Spiels: Entscheidungen müssen oft innerhalb von Sekunden getroffen werden – sowohl im eigenen Interesse als auch im Sinne des Teams. Diese permanente Anforderung, präsent und handlungsbereit zu bleiben, erfordert ein hohes Maß an mentaler Flexibilität, Konzentration und Commitment – und das ohne nennenswerte Pausen, über die gesamte Spieldauer hinweg.

Basketball ist zudem ein multifaktorielles Geschehen: Neben dem Spiel an sich wirken äußere Einflüsse wie die Atmosphäre in der Halle, das Verhalten von Zuschauer*innen und die Entscheidungen von Schiedsrichter*innen mit hinein. Spieler*innen müssen lernen, sich trotz dieser Faktoren auf ihre Aufgaben zu fokussieren, mit Frustration umzugehen und auch in schwierigen Phasen Durchhaltevermögen zu zeigen – selbst dann, wenn sie die Umstände nicht direkt beeinflussen können.

All diese Facetten machen Basketball zu einem idealen Feld, um mentale Stärke gezielt aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Welchen anderen Sportarten gehört dein sportpsychologisches Herz und welche Sportart hast du oder machst du selbst?

Neben Basketball schlägt mein Herz besonders für den Bergsport – vor allem fürs Klettern und Bouldern. Ich liebe es, draußen unterwegs zu sein, Neues zu lernen, mich auf meine eigenen Fähigkeiten zu verlassen und sowohl körperlich als auch mental gefordert zu werden. Beim Klettern geht es nicht nur um Kraft oder Technik, sondern auch darum, ruhig zu bleiben, Ängste zu überwinden und vor allem mit dem ständigen “Scheitern” umzugehen. Besonders herausfordernd ist es, wenn ich an meinem Leistungslimit klettere und manchmal Tage brauche, um eine Route zu bewältigen oder die passende Beta (den richtigen Weg) für mich zu finden. Diese Prozesse sind mental anspruchsvoll – umso schöner ist das Gefühl, wenn ich es schließlich geschafft habe. Genau diese Erfahrungen prägen auch meine sportpsychologische Arbeit.

Außerdem bin ich leidenschaftliche Rennradfahrerin. Hier reizt mich besonders das Durchhaltevermögen: weiterzufahren, wenn die Beine schwer werden und der Kopf erste Zweifel anmeldet. Auch das ist mentale Stärke – ein zentraler Faktor, der im Sport wie im Leben oft den entscheidenden Unterschied macht.

Richtig begeistert hat mich in letzter Zeit auch Floorball. Die Geschwindigkeit und das intensive Teamspiel bieten unglaublich spannende Ansätze für die sportpsychologische Arbeit – und ich lerne selbst immer noch viel dazu, was ich als große Bereicherung empfinde.

Was war das schönste Kompliment, was du bislang für deine sportpsychologische Arbeit bekommen hast?

Die Antwort bekam ich von einem Coach in der gemeinsamen Zusammenarbeit:

“Mit deiner Unterstützung schaffe ich es, die Knoten in meinem Kopf zu lösen und Gedanken neu zu sortieren. Dadurch finde ich wieder den Zugang zu dem, was meine Arbeit als Coach wirklich ausmacht: die echte Freude und die Leidenschaft, Menschen zu begleiten. Deine Unterstützung bringt nicht nur Klarheit, sondern gibt der Arbeit wieder Herz und Tiefe.”

Neben Mariel Geppert (zum Profil) gehört seit Kurzem auch Karolina Krause (zum Profil) zum Netzwerk Die Sportpsychologen. Wenn du auch bei uns mitmachen willst, kannst du dich hier informieren: https://www.die-sportpsychologen.de/netzwerk-beitreten/

Das Interview mit Karolina gibt es hier: https://www.die-sportpsychologen.de/2025/05/karolina-krause-der-sport-hat-das-verhaeltnis-zu-meinem-vater-erschuettert/

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