Christian Hoverath: Selbstgesprächsregulation – mein Weg zum Kaisermarathon

Anfang Oktober startet Christian Hoverath beim Kaisermarathon. Wie so viele ambitionierte Ausdauersportler ist er in eine Falle getappt: Für den Marathon mit über 2300 Höhenmetern hat er eigentlich viel zu wenig Vorbereitungszeit und rund um seinen Wohnort in Wesel in Nordrhein-Westfalen sind die Trainingsbedingungen für das alpine Laufvergnügen alles andere als optimal. In einer kleinen Serie dokumentiert Christian Hoverath seine Erlebnisse aus sportpsychologischer Perspektive.

Zum Thema: Selbstgespräche für den Wettkampf vorbereiten

Möglichst viel Erleben und Vorwegnehmen ist mein Ziel. Klar, dass der Tag doch viel weniger Zeit für die Vorbereitung hat, als ich das gern hätte. Insofern bin ich froh, dass ich Leute kenne, die den Kaisermarathon schon gelaufen sind und sich etliche Berichte im Netz finden. Das steigert die Lust ungemein! Und gleichzeitig geht es mir darum, mich nicht nur euphorisieren zu lassen, sondern auch darum, Wege zu finden, wenn es mal nicht läuft.

Teile meiner Zukunftserinnerungen werden negative Gedanken beinhalten, die mich (so kenne ich es von mir) auf einem langen Lauf begleiten und nun insbesondere hier auch Wegbegleiter sein könnten. Nein, werden… Schmerzen, Zweifel, Ärger, all dies werde ich erlebt haben, wenn ich auf der hohen Salve angekommen bin. Aber auch – und deswegen ist es nun auch schon wichtig: Wie gehe ich mit diesen Emotionen um? Wie rede ich mit denen, die mich da begleiten werden? Zum Glück ist unser Gehirn diesbezüglich nicht sonderlich kreativ. Und nach einem Testlauf auf und um unsere Halden weiß ich auch praktisch, dass ich viele der Kommentare, die mein Hirn in ein paar Wochen für mich bereithalten wird, schon in meinen sehr aktiven Zeiten gehört habe. 

Kreative Vorbereitung

Aber: Ich will ja über mich selbst dazulernen. Und genau deswegen habe ich mir nach dem Lauf mal ein Blatt geschnappt und neue, kreativere Antworten überlegt als die, die mir im Anstieg eingefallen sind. Denn unter Volllast kreativ sein zu wollen, da sind die Studienlage und ich uns einig: Das ist nicht sinnvoll! Und ich möchte meinen Selbstgesprächspartner ja überraschen, wenn er in den Bergen um die Ecke kommt. Vielleicht kann ich sogar mit ihm singen: „Engel links, Teufel rechts: Lechz. Hau weiter drauf, du willst es doch auch, kannst du mir erklär’n wozu man diesen Berg hier braucht?“

Ja, genau solche Ideen brauche ich, um dann die Willensstärke wiederzufinden, um auch mit Schmerzen weiterzulaufen. Nicht falsch verstehen, ich möchte sie definitiv nicht aushebeln, ich will mich nicht verletzen und auf Augenhöhe auf meinen Körper hören möchte ich trotzdem. Da ich allerdings weiß, dass einige Erlebnisse unvermeidbar sein werden, möchte ich mir jetzt schon Instruktionen bereitlegen, um diese abzurufen statt im Schmerz zu versinken („kleine Schritte bergauf“, „es ist nicht mehr weit bis zu der nächsten Verpflegung“, „halte dich mit dem imaginären Lasso am Läufer vor dir fest“, irgendwie so). Und natürlich möchte ich auch entsprechende Gespräche bereit legen für Kälte, Regen oder andere externe Bedingungen, damit sie mich nicht unvorbereitet erwischen und damit kleinkriegen. Verankern werde ich sie mit entsprechenden Bildern und wahrscheinlich auch die eine oder andere kleine Erinnerung in die Tasche stecken, um daran erinnert zu werden, wenn ich nicht mehr nachdenken mag.

Ausblick

Im nächsten Teil werde ich mich mit dem präfrontalen Kortex beschäftigen. Und das ist praxisrelevanter als es auf den ersten Moment scheinen mag. Wer zwischendrin schon Fragen hat, melde sich bitte bei meinen laufverrückten Kollegen und Kolleginnen aus dem Netzwerk (zur Übersicht) oder bei mir (zum Profil von Christian Hoverath).

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Christian Hoverath
Christian Hoverathhttp://www.die-sportpsychologen.de/christian-hoverath/

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Wesel, Deutschland

+49 (0)163 7362987

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