Cristina Baldasarre: Sportler wollen Menschen sein und keine Superhelden

In jüngerer Vergangenheit werden in der Sportwelt früher tabuisierte Themen immer mehr an die Öffentlichkeit getragen. Darum hören und lesen wir vermehrt auch im Frauensport und zur Zeit zum Beispiel im Tennis Geschichten zu psychischen Problemen. Die gab es früher zwar auch schon, wurden aber nicht so stark öffentlich gemacht. Was steckt dahinter?

Zum Thema: Kommunikationsverhalten im Spitzensport

Durch die sozialen Medien hat sich auch die Öffentlichkeitsarbeit von Sportlerinnen stark verändert. Im Zeitalter, wo alles gepostet wird, fallen Hemmungen auch eher weg und private Themen rücken in den Fokus. Ich finde, dies eine durchaus positive Seite der Medienwelt, denn sie schafft Wissen und mehr Transparenz. Missstände können dadurch schneller erkannt und adäquater angegangen werden. 

Am Spitzensport hängen Attribute wie “stark sein”, “keine Schwächen zeigen”, “stets gut drauf sein”, “immer gewinnen zu wollen” etc. – so sollten AthletInnen vorgeblich sein – aber kein Mensch ist ein Superman oder Supergirl. AthletInnen sind auch nur Menschen mit Gefühlen und Ängsten, so wie wir alle auch! Wir ‚Normalos‘ ☺ aber brauchen Helden in unserem Alltag, und SportlerInnen werden in diesen Stand gehievt, ohne es zu wollen. So entsteht noch mehr Druck auf Erfolg und Leistung. Wenn dann diese Erwartungen unerfüllt bleiben, lassen Urteile über verpatzte Leistungen nicht lange auf sich warten und sind in aller Munde. Auf einmal haben wir dann gefühlt hunderte von Experten, die alle ihre Meinung dazu kundtun – oft auf sehr wertende und selbstwertverletzende Art und Weise. Am besten würden SportlerInnen kein Handy besitzen, nach dem Motto “was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss”.

Wunder bewirken

SportlerInnen sind so aufgewachsen, stets Bestleistungen anzustreben, (fast) nie zufrieden zu sein und sie wissen stets sehr genau, woran sie noch arbeiten müssen. Auf die Frage aber, wo ihre Stärken liegen und was sie besonders gut können, wissen zu viele AthletInnen leider nur sehr wenig zu sagen. Mindestens in Mitteleuropa leben wir alle in einer Kultur, die eher auf Fehler fokussiert ist, statt Stärken und Erreichtes gleichwertig zu behandeln und zu feiern. 

Denn wir bewundern SportlerInnen doch wegen ihren Stärken und nicht weil sie Dinge noch nicht können! Es würde Wunder bewirken, wenn wir mehr Impact auf die positiven Seiten, die Erfolge und Fortschritte ermöglichen und allgemein mehr die Selbstvertrauen stärkende Kommunikation nutzen statt Kritik zu üben. Dann würden Athleten trotz medialem Druck ihre starken Seiten kennen und könnten äusserem Stress voller Selbstvertrauen und gestärkt entgegentreten – sie wären weniger anfällig, sprich würden mehr Resilienz mitbringen. 

Den ganzen Artikel dazu lesen Sie bei NZZ am Sonntag Menschen wollen Menschen sein und keine Superhelden:

https://magazin.nzz.ch/nzz-am-sonntag/sport/sportler-wollen-menschen-sein-und-keine-superhelden-ld.1688432?reduced=true

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Cristina Baldasarre
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