Anke Precht: Die Falle des positiven Denkens

Wer kennt sie nicht, die kleine Stimme im Kopf, die zweifelt? „Das schaffst du eh nicht“, „hoffentlich kriegen wir nicht gleich wieder ein Gegentor“, „gegen XY habe ich eh keine Chance“ oder auch: „das ist nicht mein Wetter“. So weit, so bekannt. Aber auch positive Gedanken haben ihre Schattenseiten. 

Zum Thema: Warum positives Denken oft mehr schadet als es nutzt, und wie wir diese Falle vermeiden

Klar, negative Gedanken bringen nicht nur nichts – sie schaden auch. Wir wissen: Was wir uns vorstellen, ziehen wir an. Was wir im Kopf haben, drängt nach Verwirklichung. In unserem Fall die Vorstellung vom Versagen, vom Ball im Netz, vom dominierenden Gegner, von der unendlichen Qual bei Hitze auf dem Mountainbike.

Klar wäre es besser, stattdessen an den Erfolg zu denken, an den gehaltenen Elfmeter (vorausgesetzt, man ist Torwart), an den gewonnenen Endspurt und an die begeisterten Fans oder auch an das eigene angestrengt-gelöste Gesicht im Ziel, klatschnass und glücklich.

Der Zweifel hat der letzte Wort

Leider lassen sich diese Gedanken und Vorstellungen nicht immer durch bewusste Willenskraft erzeugen. Und immer dann, wenn das nicht der Fall ist, wirkt schon der Versuch schädlich. Ein Beispiel: Die Torfrau fürchtet sich vor dem Treffer in der ersten Viertelstunde und sagt sich: „Ich halte die Bälle!“ Gleichzeitig hört sie im Hinterkopf eine spöttische Stimme: “Das hast du das letzte Mal auch gesagt. Und dann waren es gleich zwei!” Auch in diesem Fall wirken die Gedanken, und leider wirkt immer der Letzte. Der Zweifel hat das letzte Wort.

Es gibt aber Techniken, um aus dem Schlamassel zu kommen. Die hier vorgestellte nutzt das Phänomen der kognitiven Dissonanz, indem sie den negativen Gedanken als Gedanken identifiziert und ihn gleichzeitig mit einer positiven Absicht koppelt. Weil das nicht zusammenpasst, sorgt das Unbewusste nach und nach dafür, dass der störende Gedanken verschwindet. So werden negative Gedanken entmachtet, ohne dass es im Inneren Widerstand gibt – der wurde ja irgendwie schon vorweg genommen.

Besser formulieren lernen

Ein Beispiel: Die Sportlerin beschleichen immer kurz vor dem Rennen Gedanken wie: „Ich werde alle enttäuschen. Ich bin gar nicht so gut wie sie denken“, und wenn sie sich sagt: „Ich werde es schaffen!“ kommt sie sich vor wie eine Lügnerin.

Sie kann nun zum Beispiel so umformulieren: 

  • „Auch wenn ich glaube, dass ich alle enttäuschen werde und eigentlich überhaupt nichts drauf habe, mache ich mein Rennen.“
  • „Auch wenn ich damit rechne, alle zu enttäuschen, mache ich heute das Rennen meines Lebens!“
  • „Auch wenn ich sicher bin, dass ich heute beweise, wie schlecht ich bin, werde ich alle mit meiner guten Leistung überraschen, einschließlich mich selbst.“

Mit diesem Modell kannst du schon selbst formulieren: „Auch wenn ich denke/glaube/damit rechne/sicher bin, dass (negativer Gedanke), (positive Absicht).“ Wer mehr darüber wissen möchte oder Unterstützung beim zielführenden Denken sucht, kann sich gern melden:

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Anke Precht
Anke Prechthttp://www.ankeprecht.de

Sportarten: Fußball, Marathon, Tennis, Volleyball, Golf, Kickboxen, Bogenschiessen, Reitsport, Taekwondo, MTB, Rasenkraftsport

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