Anke Precht: Zuschauer-Party am Streckenrand – Flowkiller oder Flowverstärker?

Der Mountainbike-Weltcup im Val di Sole in den Dolomiten ist der lauteste seiner Art. Kettensägen, Rasseln, Kuhglocken, laute Musik, viele hoch emotionale Fans. Am lautesten ist es immer an der längsten und härtesten Steigung. Sportpsychologisch begleite ich einige Mountainbike-Athleten. Eine meiner Fahrerinnen erzählte mir vor zwei Jahren, wie sehr sie sich auf das Rennen freue, weil der Lärm sie beflügele und maximal pushe. Eine andere sagt genau das Gegenteil: An derselben Stelle sei es so laut, dass es sie komplett aus dem Tunnel hole. Die Steigung danach müsse sie sich regelrecht hinauf quälen. Und sie brauche bis zur nächsten Abfahrt, bis sie wieder im Fluss sei.

Zum Thema: Umgang mit Emotionen, Ovationen und Lautstärke von Fans

Die gleiche Situation, zwei völlig verschiedene Wirkungen. Wie kann die Sportpsychologie dabei helfen, die Geräuschkulisse bei einem Rennen optimal als Leistungsverstärker zu nutzen?

Methodisch gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine besteht darin, die Strecke vor dem Rennen zu imaginieren. Am besten geht das für die Fahrer, die die Strecke bereits kennen. Sie haben in der Regel eine klare Idee davon, wie es an den relevanten Stellen aussieht und klingt. Ein Audio oder Video der Zuschauerkulisse kann dabei helfen.

Aus der Außenperspektive

In der Imagination schaut sich der Fahrer aus der Außenperspektive beim Fahren zu – optimal, hoch fokussiert, maximal im Tunnel. Er sieht sich beim Aufbrausen der Geräuschkulisse beschleunigen, den Blick nach vorne, den Berg im guten Rhythmus hinauffahren, getragen von den Geräuschen.

Sobald das gut klappt, spielt man die reale Geräuschkulisse dazu.

Eindrücke vom Mountainbike-Weltcup im Val di Sole, Quelle: Anke Precht

Aus der Innenperspektive

Ist das leicht vorstellbar, wechselt der Fahrer in die innere Perspektive, stellt sich die gleiche Situation so vor, als würde er wirklich fahren. Wichtig ist, die Vorstellung des Kraftschubes, des Rückenwindes oder des verstärkten Tunnels mit dem Krach zu verbinden und genau das einzuüben, damit es beim Fahren auf der Strecke vertraut und wie gewünscht verknüpft ist.

Ein paar Sonderregeln beziehungsweise Zusatzschritte gibt es für Athleten zu beachten, die unter ADS oder ADHS leiden. Die Experten von Die Sportpsychologen (zur Übersicht) sind Ansprechpartner für diese und weitere Fragen. Ich stehe euch natürlich auch gern zur Verfügung (zum Profil von Anke Precht).

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Anke Precht
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Offenburg, Deutschland

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