Jeder Trainer und jede Trainerin kennt es, wenn die Hutschnur platzt. Zwar sind Fehler im Fußball vorprogrammiert und genau genommen Teil des Spiels, dennoch bringt es nur die wenigsten nicht auf die Palme, wenn vermeintlich vermeidbare Fehlhandlungen passieren. Die Kunst ist es, in solchen Situationen selbst nicht in falsche Muster zu verfallen und den Unmut schlecht auszudrücken. Denn der Macht unserer Worte sind wir auch im Sport nur sehr selten bewusst. Aktuelle wissenschaftliche Forschungen legen aber nah, wie wichtig der Umgang mit unserer Sprache ist.
Zum Thema: Was TrainerInnen und SportlerInnen darüber wissen sollten
„Große Macht übt das richtige Wort aus. Immer, wenn wir auf eines dieser eindringlichen, treffenden Worte stoßen, ist die Wirkung physisch und geistig – und blitzartig spontan.“
Mark Twain (1835 – 1910)
Worte können nicht nur etwas tun, sie können auch etwas antun. Nicht selten werden sie zur Gewaltausübung verwendet: Von der leisen Ironie bis zum derben Schimpfwort kann Sprache als Gewalt wirken. Eine alte Redewendung lautet daher: „Stock und Stein brechen mein Gebein, doch Worte bringen keine Pein.“ Das klingt erst einmal nachvollziehbar, doch inzwischen bestätigen Wissenschaftler gegenteiliges: Tatsächlich sind sich körperliche und seelische Pein erstaunlich ähnlich. Eine per Stockschlag zugefügte Verletzung aktiviert dieselben Hirnareale wie ein verbaler Angriff (Merleau-Ponty, 2004).
Trainer*innen sollten sich dieses Wissen zu Herzen nehmen, statt Vorfälle zu ignorieren oder selbst als destruktiver Wortakrobat, in denen Spieler*innen soziale Zurückweisung oder verbale Angriffe (intern/extern) über sich ergehen lassen müssen. Sie dürfen nicht warten, bis es zu einem spürbaren Leistungsabfall oder traurigen Phasen kommt. Sozialer Schmerz verdient denselben Raum wie physische Pein. Wir würden von einem Spieler bzw. Spielerin mit einem Meniskusschaden niemals Höchstleistungen erwarten. Aber dasselbe muss auch für jemanden gelten, der ein Leistungstief oder ein persönliches Problem verkraften muss. Dafür gibt es eine handfeste wissenschaftliche Begründung.
Auswirkungen
Gerade bei zwischenmenschlichen Problemen und fehlender Leistungsfähigkeit drosselt das Gehirn die Kapazitäten für motivationales Verhalten und reduziert somit den Ausschuss von Glückshormonen (bspw.: Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Endorphine, Phenethylamin und Oxytocin). Es gibt also diverse und nachhaltige Gründe, warum Trainer*innen und Spieler*innen auf Ihre Worte achten sollten.
Übung: Stellen Sie sich als Trainer oder Trainerin eine Situation vor, in der einer ihre Akteure zum dritten Mal in diesem Spiel entgegen aller Übungen im Trainingsalltag und den besonderen Hinweisen vor der Partie den gleichen Fehler wiederholt. Und schreiben Sie nun zwei Varianten auf, mit den sie auf das aus ihrer Sicht fehlerhafte Verhalten reagieren können: Einmal emotional, machen Sie sich Luft, und formulieren Sie einmal so, wie in diesem Text angeregt. Lesen Sie sich diesen Zettel vor der nächsten Partie noch einmal durch und versuchen Sie, während dieses Spiels dann sehr genau auf ihre Kommunikation zu achten.
Fazit
Sie sollten besonderen Fokus auf das gesprochene Wort, teaminterne Dynamiken und zwischenmenschliche Bedürfnisse haben und beobachten, ob sich alle Spieler*innen eingebunden fühlen und auch einbringen. Außerdem sollten sie sich Zeit nehmen, um ihrerseits eine Bindung mit allen Teammitgliedern aufzubauen. So können Sie Ihre Spieler*innen vertrauensvoll und nachhaltig entwickeln.
Wenn Sie sich fragen, wo und wie Sie damit anfangen können. Meine Kollegen und Kolleginnen von Die Sportpsychologen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Prof. Dr. René Paasch) helfen Ihnen gern auf diesem Weg. Nehmen Sie einfach Kontakt auf.
Literatur
Leymann, H. (1993): Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann, Reinbek bei Hamburg.
Merleau-Ponty, M. (2004): Das Sichtbare und das Unsichtbare, 3. Aufl., München, 2004.
Kiener, F. (1983): Das Wort als Waffe. Zur Psychologie der verbalen Aggression, Göttingen
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