Sebastian Ayernschmalz: Drei unterschätzte Bausteine für das Training mit Kindern und Jugendlichen

Trainer:in im Kinder- und Jugendbereich zu sein bedeutet mehr als nur Inhalte zu vermitteln – Ausdauer, Technik und Taktik. Diese inhaltlichen Themen sind zwar offensichtlich und fließen in jede Trainingsplanung ein, doch es gibt noch weitere Facetten des Trainer-Daseins, die die Entwicklung junger Menschen maßgeblich beeinflussen. In diesem Text fließen meine Erfahrungen aus sportpsychologischer Perspektive und aus meiner Rolle als Trainer im American Football (zur Profilseite von Sebastian Ayernschmalz) ein. 

Zum Thema: Wie wir als Trainer:innen die Entwicklung begleiten können

Ob der/die Trainer:in ein bedeutender Teil im Leben der Athlet:innen wird – oder deren Entwicklung möglicherweise sogar negativ beeinflusst – hängt unter anderem von drei zentralen Bausteinen ab: 

  • psychologische Sicherheit
  • wertschätzender Austausch zwischen Spieler:in und Trainer:in
  • förderliche Fehlerkultur. 

Diese Aspekte neben den inhaltlichen Themen in die eigene Trainingsphilosophie zu integrieren, schafft die Basis für körperliche, emotionale und soziale Entwicklungsräume.

1. Psychologische Sicherheit: Der sichere Raum für Entwicklung

Psychologische Sicherheit bildet das fundamentale Gerüst für jedes gelingende Miteinander. Es beschreibt ein Umfeld, in dem sich Kinder und Jugendliche trauen, sie selbst zu sein – Fragen zu stellen, Unsicherheiten zu äußern und Fehler zu machen – ohne Angst vor Abwertung oder negativen Konsequenzen.

Gerade bei jungen Menschen, die sich noch in der Entwicklung ihres Selbstbildes befinden, ist dieses Umfeld essentiell, um wichtige Erfahrungen zu machen und Vertrauen in sich selbst aufzubauen.

Für Trainer:innen heißt das konkret:

– Zuhören statt urteilen – besonders bei emotionalen Reaktionen.
– Offene Fragen stellen, um die Perspektive des Kindes zu verstehen.
– Fehler nicht personalisieren, sondern als Lernanlass behandeln.

2. Spieler-Trainer-Austausch: Kommunikation auf Augenhöhe

Die Interaktion zwischen Trainer:innen und Sportler:innen ist der Schlüssel zu Vertrauen und Motivation. Eine dialogische Beziehung ist dabei kein „Nice-to-have“, sondern eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Für Trainer:innen heißt das konkret:

– Regelmäßige Feedbackrunden, auch in informeller Atmosphäre.
– Beteiligung bei Zielsetzungen und Spielanalysen – altersgerecht moderiert.
– Wertschätzende Sprache, die Leistung, Einsatz und Entwicklung würdigt.
– Klare Kommunikation der Erwartungen an die Spieler:innen.

3. Fehlerkultur: Lernen ermöglichen statt Angst schüren

Ein wachstumsorientiertes Mindset entsteht nur dort, wo Fehler als Lernchance verstanden werden – nicht als Makel. Trainer:innen sollten Fehler als Informationsquelle sehen, um daraus konkrete Entwicklungsschritte abzuleiten. Dabei kommt ihnen eine wichtige Vorbildrolle zu: Sie müssen den offenen Umgang mit Fehlern aktiv vorleben.

Praktische Impulse für den Trainingsalltag:

– Fehler transparent und sachlich analysieren – z. B. per Video oder im Gruppengespräch.
– Mutige Entscheidungen loben, auch wenn sie nicht erfolgreich waren.
– Eigene Trainerfehler offen ansprechen, um einen offenen Umgang zu fördern.

Fazit: Beziehung vor Ergebnis

Als Trainer:in im Kinder- und Jugendsport gestaltest du die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen – bewusst oder unbewusst. Eine fundierte technische Ausbildung allein reicht dafür nicht aus. Erst durch psychologische Sicherheit, respektvollen Dialog und eine lernorientierte Fehlerkultur entsteht ein Klima, in dem junge Menschen wachsen und aufblühen können – sportlich wie menschlich.

Mehr zum Thema:

Views: 17