Christian Hoverath: Auf den letzten Metern der Vorbereitung – mein Weg zum Kaisermarathon

In wenigen Tagen geht Christian Hoverath beim Kaisermarathon an den Start. Eine Laufstrecke, die nicht nur durch ihre 42,195 Kilometer Gesamtlänge herausfordert, sondern vor allem mit ihren 2345 Höhenmetern so manchen Starter überfordert. Christian Hoverath wagt in diesem Jahr die Probe aufs Exempel. Der Sportpsychologe hat sich so spät für den Saisonhöhepunkt angemeldet, dass kaum Vorbereitungszeit blieb. Gerade so, wie Hoverath es von einigen seiner Klienten und Klientinnen kennt. Hinzu kommt, dass in seinem Fall das Wort Vorbereitung ohnehin gut gemeint ist – denn wie soll sich der Sportpsychologe Hoverath, der in Wesel, nahe der niederländischen Grenze, wohnt, auf einen solchen alpinen Lauf adäquat vorbereiten? Auch diese Problematik kennt er von seinen Sportlern. Für Die Sportpsychologen dokumentiert er einen Selbstversuch. 

Zum Thema: Annahmen und Anpassungen in der Wettkampfvorbereitung 

Was ist entscheidend, ob wir ein Rennen abbrechen oder nicht? Die Physis oder der Kopf? Dazu gibt es spannende Untersuchungen, die zeigen, dass das individuelle Gefühl für den Abbruch einer Belastung viel entscheidender ist als objektiv gemessene physiologische Marker. 

Für meinen Kaisermarathon bedeutet dies, dass ich mir sicher sein kann, dass es nötig sein wird, Leistungsreserven zu mobilisieren, Grenzen zu verschieben. Auch deswegen möchte ich mit Bildern, Musik und Selbstgesprächen arbeiten, um entsprechend noch einen Schritt mehr machen zu können, als ich es selbst erwarte.

Mit Helge Schneider auf Höhenflügen

Neben diesem mentalen Training wird es für mich aber auch sehr wichtig sein, mich mit dem Rennen vertraut und noch vertrauter zu machen. Ich werde vielleicht kein komplettes Wettkampfdrehbuch schreiben. Aber ich möchte mich soweit mit dem Streckenprofil, den Verpflegungsstellen und den Besonderheiten auseinandersetzen, dass ich mir überlegen kann, wie ich welche Steigung laufen möchte und mir Zwischenziele setzen. 

Ich möchte darüber hinaus versuchen, möglichst viele Ereignisse vorwegzunehmen und vorzubereiten, möglichst viele Teile der Strecke positiv mit Bildern und Gedanken zu verknüpfen und diese dann zu verankern. Ich muss gerade daran denken, wie wir in einem Trainingslager vor vielen, vielen Jahren in einem dieser langen Anstiege “Fitze, Fitze, Fatze” angestimmt haben und auf einmal sehr viel Spaß hatten. Ist der Helge Schneider-Song also ein Werkzeug für den Kaiser? 

Wenn Anpassungen nötig werden 

“Was dir früher mal geschmeckt hat, schmeckt dir heute vielleicht nicht mehr.” Je nach Setting funktionieren manche Dinge vielleicht besser und mal schlechter. Die Erfahrung habe ich auch machen müssen, als ich mitten in einem Trainingslauf angefangen habe zu singen: 

  1. beim Bergaufradeln hat man anders Luft als beim Berglauf
  2. Fitze-Fatze still im Kopf zu singen, wirkt nicht
  3. vielleicht ist es auch das Alleinsingen, was an dieser Stelle nicht funktioniert

Wie auch immer, ich habe es probiert und es funktioniert nicht. Ich brauche etwas anderes! Solche Situationen kommen in jeder Vorbereitungsphase vor.

Vorbereitung abgeschlossen?

In bislang drei Texten habe ich nun Einblicke in meine persönliche Vorbereitung gewährt. Bis hierhin resümierend kann ich sagen, es hat mir viel Spaß gemacht, mir für die Trainingsläufe andere Ziele als physische zu setzen und einzelne mentale Strategien in die Trainingsläufe zu integrieren, Selbstgespräche und Bilder zu testen, auf der Couch zu visualisieren. Ich habe mich mit viel Freude meinen Ressourcen zugewandt und festgestellt: ich habe ein funktionierendes Trainingspartnersystem und freue mich auf den Urlaub mit der Familie danach. Ich kann mich mit vielen Bildern des vergangenen Sportjahres belohnen und habe einen voll gepackten Rucksack mit motivierenden Zitaten und Liedern, in den nun auch Reckenjacke und Rettungsdecke passen müssen. Es ist eine schöne Ablenkung und Spiel, sich ein Ressourcen-ABC zu erstellen und sich am Rand Wegmarken zu suchen, und dann den zu diesem Anfangsbuchstaben passenden Begriff aus dem Ressourcen-ABC zu suchen. Das Schöne an dieser Technik ist, dass ich schwierige Momente nicht vorwegnehmen muss, sondern situativ reagieren kann. Und so wird es kommen.

Wenige Tage habe ich noch, dann startet das Rennen. Und ganz ehrlich. Ich freue mich bereits sehr auf die Gedanken an die Kartoffeln! 

Hinweise

Wer mit Kartoffeln nichts anfangen kann, ist angehalten, die beiden bereits erschienenen Texte der Mini-Serie in Augenschein zu nehmen. Siehe hier:

Wer übrigens noch mehr über den Hintergrund des Central Governours wissen müsste, ist bei dem hier verlinkten Text richtig:

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Christian Hoverath
Christian Hoverathhttp://www.die-sportpsychologen.de/christian-hoverath/

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