Janosch Daul: Trainings- und Spielbeobachtung

Ein Jahr lang dokumentierte Janosch Daul von Die Sportpsychologen seine Zusammenarbeit mit der U16 des Fußball-Drittligisten Halleschen FC. Entstanden ist ein besonderer Einblick in die Arbeitswelt der Sportpsychologie. In einer fünfteiligen Serie veröffentlichen wir, wie er seinen sportpsychologischen Input in den Trainings- und Wettkampfalltag eingebracht hat.

Teil 4: Trainings- und Spielbeobachtung

Meiner Erfahrung nach ist die Herangehensweise, in seinem Büro zu sitzen und zu warten, bis Spieler oder Trainer mit einem Anliegen auf dich als Sportpsychologen zukommen, wenig zielführend. Viele Leistungsressourcen, die ein Sportpsychologe ausschöpfen könnte, gehen flöten. Ich gehe sogar einen Schritt weiter: Als Sportpsychologe ist es unabdingbar, Präsenz zu zeigen, und zwar unmittelbar in der Lebenswelt der Spieler und Trainer. Und diese liegt primär auf dem grünen Rasen. Die Anwesenheit auf dem Feld hilft dabei, Beziehungen zu den Spielern und Trainern aufzubauen, Anteilnahme, Wertschätzung und Interesse für das, was auf dem Feld von diesen geleistet wird, auszudrücken bzw. durch das Geben gezielter Rückmeldungen und Hilfestellungen im Anschluss an das Training oder Spiel Reflexionsprozesse anzustoßen und Anknüpfungspunkte für eine potenzielle Zusammenarbeit zu liefern. Das Mandat, entsprechend Rückmeldungen im Hinblick auf beobachtbares Verhalten unter mentalen Gesichtspunkten geben zu dürfen, holte ich mir von den Trainern und Spielern zu Saisonbeginn im Rahmen der Auftragsklärung ab. Beim Geben entsprechender Rückmeldungen nahm ich die Rollen des Spiegels, Impulsgebers, Meinungsäußerers und Beraters ein. In Abhängigkeit von Person und Situation galt es, die jeweils passende Rolle(n) zu bedienen.

Was waren beispielhaft typische Aspekte, den ich den Trainern spiegelte?

  • Gestaltung der Ansprache vorm Spiel im Hinblick auf z.B. Rhetorik
  • Funktionalität der Spieltagsabläufe
  • Körpersprache
  • Feedbackverhalten
  • Aufmerksamkeitsgenerierung im Rahmen von Ansprachen etc. 
  • gewählte Mittel der Beziehungsgestaltung zu Spielern
  • Kommunikation untereinander
  • Einbezug der Spieler
  • Umgang mit Konflikten 

Was waren beispielhaft typische Aspekte, die ich den Spielern rückmeldete?

  • Einsatzbereitschaft 
  • Körpersprache
  • Emotional-unterstützendes Coaching
  • Team- und Sozialverhalten
  • Aufmerksamkeitslenkung bei Ansprachen, Feedbacks, Übungserklärungen
  • Aufmerksamkeitslenkung im laufenden Training bzw. Spiel
  • Umgang mit negativen Emotionen
  • sonstige prägnante Beobachtungen

Die Rückmeldungen gab ich sowohl Spielern als auch Trainern gegenüber primär per Whatsapp-Sprachnachricht, da dies mit den Vorteilen einhergeht, dass ich meine Notizen zunächst strukturieren und auswerten kann, dass die Sprachnachricht vom Empfänger zu einem für ihn stimmigen Zeitpunkt abgehört werden kann und dass ich insbesondere eine Vielzahl an Spielern bedienen kann, denn: In zeitlicher und organisatorischer Hinsicht ist es unmöglich, mit z.B. zehn Spielern face-to-face ein Gespräch über die gerade erfolgte Einheit zu führen. 

Alle fünf Teile auf einen Blick:

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de