Prof. Dr. René Paasch: Es ist Zeit für neue sportpsychologische Wege im deutschen Fußball

Wir müssen gründlich über die bestehenden Strukturen und Herangehensweisen im deutschen Fußball nachdenken. Dies sage nicht nur ich, sondern auch Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter der deutschen Fußball-Nationalteams. In einer Pressekonferenz nach dem Ausscheiden der deutschen Frauen bei der WM in Australien und Neuseeland formulierte er Sätze wie: “Es ist nicht so, dass wir keine guten Fußballerinnen oder Fußballer haben, sondern wir haben in der Spitze einfach zu wenig Breite und daran müssen wir arbeiten.” Einer der führenden Köpfe des DFB sieht vor allem drei Problemfelder: die Infrastruktur, die Professionalität und die Trainerausbildung. Das möchte ich so stehen lassen, aber ich möchte auch ergänzen, dass wir für echte Veränderungen ein Umdenken hinsichtlich der Führungskultur sowie eine verstärkte Einbindung von psychologischem Know-how dringend brauchen. Warum? Weil Fußball weit mehr als das bloße Kicken des Balls ist und sich nicht ausschließlich in irgendwelchen Daten, Zahlen und Messpunkten erfassen lässt, so wie es nahezu überall auf Biegen und Brechen versucht wird. Es gibt weiche Faktoren, die aktuell bei uns kaum eine Rolle spielen. Nehmen wir die WM der Frauen als Beispiel und blicken wir auf andere Nationen, die dieses Geheimnis der Spielmagie verinnerlicht haben: Sie präsentieren keine Mannschaften mit der technisch perfekten Präzision oder den erfahrensten Spielerinnen auf dem Feld. Stattdessen zeigen sie uns das Herz des Spiels – Akteurinnen, die nicht nur für sich spielen, sondern mit einer brennenden Leidenschaft für ihr Land und ihre Mitspielerinnen. Diese Hingabe, diese innige Bindung, wird zu einer unsichtbaren, aber kraftvollen Größe, die den Unterschied ausmacht. Leider scheint dieses strahlende Licht der Teamchemie, das sich wie ein glühender Mantel um die Mannschaften legt, derzeit in unseren Gefilden selten zu leuchten. Egal ob bei Auswahl- oder Club-Teams. 

Zum Thema: Lösungsvorschläge für den deutschen Profi- und Nachwuchsfußball

Erlauben Sie mir vorweg eine optimistische Perspektive zu zeichnen: Mein Herz erfüllt sich mit echter Hoffnung für den deutschen Fußball. Eine Hoffnung, die darauf beruht, dass heute deutlicher als jemals zuvor und in einem bemerkenswerten Ausmaß eine kritische Auseinandersetzung mit den Strukturen, Machtgefügen und Wirkungsmechanismen dieses Sports stattfindet. Dabei werden fundamentale Fragen aufgeworfen und ehrlich erörtert. Einige dieser Fragen sind es, die meine hochgeschätzten Kollegen und ich bei den Sportpsychologen schon seit geraumer Zeit aufwerfen. Bislang jedoch schienen sie wie ungehört verhallt. Vielleicht ändert sich das aktuell. Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die dringlichsten Herausforderungen aus der Sicht der Sportpsychologie werfen:

  • In Anbetracht der aktuellen Dynamik im deutschen Fußball spreche ich von einem Phänomen, das ich als “Nepotismus” bezeichne. Hierbei können ehemalige Profifußballer ebenso wie Trainerpersönlichkeiten auf der Suche nach einer neuen Herausforderung rasch in exponierte Führungspositionen oder ambitionierte Mannschaften aufsteigen. Dieser schnelle Aufstieg, basierend auf vergangenen Erfolgen und Bekanntheit, birgt jedoch ein latentes Risiko: Das Leiten und Entwickeln von Spielern und Teams ist eine komplexe Kunst, bestehend aus dem Zusammenwirken verschiedener Professionen. Die Sportpsychologie ist ein Teilbereich. Diejenigen, die über solche Entscheidungen wachen, verfügen oft über begrenzte Erfahrungen im Bereich der Sportpsychologie. Und falls doch, sind diese Erfahrungen häufig von minderer Qualität – eine Tatsache, die wir Sportpsychologen uns zu Herzen nehmen sollten. Wir haben es versäumt, uns angemessen zu präsentieren und zu erklären.
  • Eine genauere Betrachtung der Ausbilder im Jugendbereich enthüllt weitere Defizite von signifikanter Tragweite. Trotz ihres klaren Eifers und ihrer hingebungsvollen Bemühungen offenbaren sich eklatante Lücken in Bezug auf Lebenserfahrung, pädagogisches Einfühlungsvermögen und fachliche Kenntnisse im Bereich der Psychologie. Die einseitige Fixierung auf kurzfristige Resultate, um die eigene berufliche Laufbahn voranzutreiben, führt zu einer Fremdsteuerung, die auf der Ebene der Spieler*innen das Potenzial aufstrebender Talente eher einschränkt als entfaltet.
  • Ein weitreichendes Thema, dem gebührende Aufmerksamkeit zukommen sollte, ist die Arbeitsmethodik im Fußball. Ein Großteil der Zeit wird auf dem Spielfeld verbracht, wodurch zwischenmenschliche Aspekte und individuelle Fragestellungen in den Hintergrund gedrängt werden. Für weiche Faktoren bleibt oft keine Zeit. 
  • Die Vorstellung, dass ein einzelner Sportpsychologe nachhaltig zehn verschiedene Mannschaften aus Nachwuchsleistungszentren betreuen und fördern kann, einschließlich Trainer, Coaches, Eltern und weiteren Beteiligten, wirkt schlichtweg utopisch – selbst dann nicht, wenn zwei Kollegen jeweils 20 Stunden pro Woche zur Verfügung stehen würden.
  • Ein kritischer Blick auf die Sportpsychologie ist unerlässlich: Viele leitende Positionen werden häufig aufgrund von vertrauten Beziehungen oder an frischgebackene Absolvent*innen vergeben. Offen und deutlich ausgedrückt: Wir haben ein “Vitamin B”-Problem. Wir vernachlässigen es, die vielfältigen Fachrichtungen unserer Disziplin angemessen zu repräsentieren und frische Impulse einzubringen. Eine erfolgreiche Organisation im wirtschaftlichen Kontext würde niemals in solcher Weise handeln – aus nachvollziehbaren Gründen. Dennoch behindern solche festgefahrenen Strukturen und unkritische Zustimmung den dringend benötigten Fortschritt.

Im Verlauf der vergangenen Jahre haben sich im deutschen Fußball bedauerlicherweise Mentalitätsprobleme manifestiert, die zwar in jüngster Zeit vermehrt offen zur Sprache gebracht werden, jedoch bedauerlicher Weise nur unzureichend angegangen werden. Ein erfrischender Wind der Veränderung, sei es durch kontinuierliche Integration von psychologischen Konzepten, die Hervorhebung sozialer Kompetenzen sowie Führungsfähigkeiten, die Etablierung einer progressiven und innovativen Führungskultur oder sogar eine humanistisch geprägte Begleitung, ist kaum wahrnehmbar!

Wir müssen besser werden und dürfen dabei zuerst bei uns selbst anfangen. Denn wenn selbst innerhalb der eigenen Reihen keine fruchtbare Zusammenarbeit mit etablierten und festgefahrenen Größen möglich ist, stellt sich die Frage, welchen Grad an Fortschritt wir dann von den Vereinen und Verbänden überhaupt erwarten dürfen? Die Musik im Fußball spielt längst woanders. Anstatt in die schier unbegrenzten Potenziale der menschlichen Psyche zu investieren, setzen wir mittlerweile auf eine überbordende Anzahl an Trainer*innen, Athletikspezialist*innen und Physiotherapeut*innen. Für das hochkomplexe Netzwerk aus 100 Milliarden Neuronen und den dazugehörigen synaptischen Verbindungen, die unsere gesamte Wahrnehmung und Verhaltensweise steuern, wird demgegenüber im Fußball kaum etwas getan – eine geradezu unbegreifliche Situation!

Das Verständnis gegenüber der Sportpsychologie

Es ist von höchster Dringlichkeit, dass die Verantwortlichen im deutschen Fußball nicht nur die physische Stärke ihrer Spieler*innen fördern, sondern gleichermaßen die geistige Widerstandskraft und die emotionale Balance stärken. Das Verständnis, dass die Mentalkomponente im Sport genauso bedeutend ist wie die physische Fitness, muss zur Grundlage jeglicher Entwicklung im modernen Fußball werden. Nur wenn wir den Mut aufbringen, auch in die inneren Ressourcen der Athlet*innen zu investieren, werden wir neue Erfolge feiern.

Meine Kollegen*innen von Die Sportpsychologen und ich kennen den Fußball. Wir haben Rückschläge erlitten und uns buchstäblich blutige Nasen geholt, jedoch wurden unsere Anstrengungen von Spielern und Spielerinnen, Trainer*innen, Berater*innen und auch Eltern, die wir begleitet haben, anerkannt und bestätigt. Mithilfe dieser gewonnenen Erkenntnisse haben wir gezielte Wege und Lösungen erarbeitet, die das Potenzial besitzen, weil sie gezielt an den oben erwähnten Herausforderungen ansetzen. Verfügbar ist ein einzigartiges Programm, welches in Deutschland, der Schweiz und Österreich durch uns kurzfristig umgesetzt werden kann, welches einen vertretbaren Kostenrahmen garantiert und ohne Festanstellungen und weitere Bindungen je nach individuellem Bedarf gesteuert werden kann. 

Wir sind entschlossen

Wir sind vorbereitet und entschlossen! Doch die entscheidende Frage lautet: Teilt der Fußball diese Bereitschaft? Ist der Sport selbst bereit, die Türen zu öffnen und unsere Erkenntnisse zu integrieren? Die Wahrheit liegt in der Antwort auf diese Frage, und nur wenn der Fußball selbst den Willen zur Veränderung zeigt, können unsere erarbeiteten Lösungen ihre volle Wirkung entfalten und dazu beitragen, die bestehenden Probleme anzugehen und zu überwinden.

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    Prof. Dr. René Paasch
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    Mathias Liebing
    Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
    Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de