Dr. Christian Reinhardt: Kein Bayern-Spieler hat den Champions League-Sieg auf neue Trainingsmethoden zurückgeführt, sondern auf die entstandene Gemeinschaft

Offen über Sportpsychologie zu reden, ist für viele etablierte Kollegen und Kolleginnen im Feld immer noch ein Tabu. Dr. Christian Reinhardt sieht das anders. Als Profilinhaber der ersten Stunde von Die Sportpsychologen (zum Profil) startet der sportpsychologische Fußball- und Kampfsportexperte, der nach Jahren in Sachsen-Anhalt wieder in seine Heimatstadt Langenfeld zurückgekehrt ist, nun einen Podcast. Warum? Weil dieses Medium auch für sperrig-fachlichen Content zu funktionieren scheint.  

Zum Thema: Kommunikationsformen für sportpsychologische Inhalte

Dr. Christian Reinhardt, warum ist ein Podcast aus deiner Erfahrung der vergangenen Jahre ein gutes Medium, um das Thema Sportpsychologie zu setzen?

Das hängt zum einen mit der Natur des Podcasts zusammen. Er kann sehr frei gestaltet werden und hat oft einen lockeren Charakter. Das Verfolgen eines Interviews oder einer Diskussion schafft Nähe und ist beinahe überall möglich ohne, dass ich ständig auf mein Display schauen muss. So können Inhalte sehr entspannt und quasi nebenbei konsumiert werden. Oft entsteht eine Art Vertrauensverhältnis zu den Hosts des Podcasts. Dadurch ist es möglich auch Inhalte, die keinen niederschwelligen Charakter besitzen, gut zu vermitteln. 

Welche Reaktionen hast du in den vergangenen Monaten nach deinen Auftritten in diversen Podcasts bekommen? Ist die Schwelle von Seiten von Sportlern, Trainern und vielleicht auch Beratern, Eltern oder Journalisten niedriger, nachdem du zuvor in 45 Minuten und länger verbal die Hosen heruntergelassen hast? 

Die Reaktionen waren sehr positiv. In erster Linie gab es viele Fragen rund um die Sportpsychologie, die gezeigt haben, welcher Wissensbedarf tatsächlich vorhanden ist. Inwiefern die Schwelle durch einen Podcast Auftritt gesenkt werden kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe auch nicht wirklich „die Hose runtergelassen“, sondern lediglich meinen Weg in die Sportpsychologie erklärt, der logischer Weise auch mit einer totalen Unkenntnis des Themas begonnen hat.

Dr. Christian Reinhardt

Dr. Christian Reinhardt

Sportarten: Fußball, Mixed Martial Arts, Boxen, Ringen, Kickboxen, Eishockey

+49 (0)152 531 687 42

c.reinhardt@die-sportpsychologen.de

Zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/christian-reinhardt/

Welches Konzept verfolgt dein eigenes Podcast-Projekt, welches du mit Mark Bergmann umsetzt? 

Mit dem legendären Mark Bergmann habe ich 2019 einen Sportpsychologie-Ratgeber geschrieben, der so erfolgreich war, dass er 2020 nochmal mit neuem Titel (Der Erfolgsmuskel) aufgelegt worden ist. Im Zusammenhang mit dem Buch kam immer wieder die Forderung wir sollten einen Podcast machen. Inhaltlich befassen wir uns mit mentalen Prozessen und Fähigkeiten. Wenngleich die Sportpsychologie dabei als Grundlagen dient, wenden wir diese Erkenntnisse auch auf Themen außerhalb des Sports und wagen uns teilweise auf dünnes Eis (z.B. Microdosing, Ganzfeld Experimente…). Der Podcast wird demnächst auf Youtube und allen gängigen Streamingportalen zu finden sein.

Was entgegnest du Kritikern eines öffentlichen Umgangs mit sportpsychologischen Themen – einige etablierte Sportpsychologen im Feld scheuen ja Einschätzungen zu Sportlern und Ereignissen, egal ob sie mit den Aktiven gearbeitet haben oder nicht? 

Kommt in unseren Podcast und wir diskutieren das! Aber im Ernst: Ich halte es für unglaublich wichtig, dass die Sportpsychologie öffentlich diskutiert wird. Grundsätzlich gilt, dass eine solche Diskussion nicht zu Lasten eines Sportlers gehen darf. Niemand sollte eine „TV-Diagnose“ stellen. Es ist aber sinnvoll bspw. beim Championsleague-Finale gemachte Beobachtungen (alle Spieler haben auf die Frage nach dem Geheimnis des Erfolgs nicht auf neue Trainingsmethoden oder -inhalte verwiesen, sondern nur auf das geschaffene Team) als Erklärungsgrundlage für sportpsychologische Prinzipien zu nehmen. Was könnte da passiert sein? Wie kann man daran arbeiten? Was kann ich persönlich für mich daraus ziehen?

Inwiefern kannst du die Plattform Die Sportpsychologen nutzen, um deinen Podcast zu verbreiten? Wie hat dir die Plattform in den vergangenen Jahren eigentlich schon geholfen? 

Die Plattform hat sich deutschlandweit etabliert. Das gilt spannender Weise auch über die Welt des Sports hinaus. So habe ich auf diesem Weg bisher nicht nur Aufträge von Sportlern und Trainern, sondern auch von Firmen und Führungskräften bekommen. Dementsprechend verspreche ich mir eine Erhöhung der Reichweite des Podcasts. Ich glaube, dass die Besucher der Sportpsychologen qua Amt Spaß beim Verfolgen des „DER ERFOLGSMUSKEL“–Podcasts haben. 

Zur Buchbestellung: http://erfolgsmuskel.com/erfolgsmuskel/

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de