Uwe Knepel: Motivier Dich – oder verliere!

Wie motiviere ich mich eigentlich selbst? Was ist Motivation überhaupt und was hat das mit meiner Wettkampfvorbereitung zu tun? All diese Fragen werde ich im folgenden Artikel aufgreifen und bestmöglich beantworten. Ziel soll es dabei sein, Dir oder Deinem Team konkrete Handlungsoptionen mit auf den Weg zu geben, so dass Du noch besser vorbereitet in den nächsten Wettkampf gehen kannst.

Zum Thema: Sportpsychologische Aspekte der Vorbereitung auf einen Wettkampf (Teil 2)

Im ersten Teil dieser kleinen Artikelreihe haben wir über das Thema „Akzeptanz“ und wie diese uns bei der Wettkampfvorbereitung unterstützen kann gesprochen (Link zum Text). Ebenso wichtig ist die Motivation. Ein Thema, das Bücher füllen und ganze Hörsäle stundenlang beschäftigen könnte – ich versuche mich etwas kürzer und praxisorientierter zu fassen. Hobmair beschreibt in seinem Lehrbuch Motivation, im Sinne einer Persönlichkeitseigenschaft, als einen von „außen nicht erkennbaren Beweggrund, der menschliches Verhalten aktiviert“. Das bedeutet, dass uns ein innerer und von anderen nicht beobachtbarer Antrieb veranlasst, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, um ein bestehendes Ziel zu erreichen.

Nun lassen Sich nach McClelland (1961,1978) verschiedene Arten von Grundmotivationen oder auch Grundmotive beschreiben:

  • Das Machtmotiv beschreibt das Streben nach Einfluss auf andere Menschen zu haben oder die Hoffnung auf Kontrolle, aber ebenso die Angst davor, diese Kontrolle oder diesen Einfluss zu verlieren.
  • Die Anschlussmotivation zielt auf das Bedürfnis eines Menschen ab, mit anderen Menschen, durch das Gefühl der Zugehörigkeit, verbunden zu sein. Dementsprechend versteht man in der Psychologie darunter die Hoffnung, auf Anschluss oder die Furcht vor Zurückweisung.
  • Das Leistungsmotiv wird mit der Beschäftigung angeregt, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Personen mit einem hohen Maß an Hoffnung auf Erfolg streben danach, diese eigenen Ziele zu übertreffen. Personen, die eher Furcht vor Misserfolg haben, neigen dazu, ihre Ziele nicht zu erreichen. Entweder, weil die Ziele zu hochgesteckt wurden oder durch zu niedrige Ziele, die zu leicht zu realisieren waren.

In diesem Artikel werde ich mich aber nur, mit dem für Sportler und Sportlerin wichtigen Leistungsmotiven beschäftigen. 

Das Leistungsmotiv

Das Leistungsmotiv wird als individuelles Bestreben gesehen. Das bedeutet, dass eigene Handeln für bestimmte Tätigkeiten so zu steigern oder auf einem hohen Niveau zu halten, dass bevorstehende Anforderungen und Aufgaben, anhand des eigenen Gütemaßstabes, mit Anstrengung bewältigt werden können (vgl. Heckhausen, 1965). Der Gütemaßstab beschreibt dabei den individuellen Anspruch an die eigenen Leistungen. Jeder Sportler und jede Sportlerin stellt demnach an seine Leistungen einen Gütemaßstab, welcher sich von Mensch zu Mensch unterscheidet und das Ergebnis der vorangegangenen Lern-, Trainings- und Wettkampfprozessen ist. „Wird das Anspruchsniveau erreicht oder überschritten, erlebt man Erfolg; wird es nicht erreicht, erlebt man Misserfolg“ (Heckhausen, 1987). Diese bereits gemachten Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen schlagen sich nun ebenfalls auf unsere Erwartungen an den bevorstehenden Wettkampf nieder. Man könnte sagen, wir antizipieren den Handlungsausgang. Dabei sind diese Erwartungen entweder durch Hoffnung auf Erfolg oder durch Furcht vor Misserfolg gekennzeichnet. Als Sportler oder Sportlerin suchst Du nach Erfolg und versuchst, Misserfolg zu vermeiden. Und genau aus diesem Spannungsverhältnis zwischen den beiden Polen ‚Erfolg‘ und ‚Misserfolg‘ ergibt sich die Leistungsmotivation. Das Bestreben, gute Leistungen zu erbringen, ist nach Heckhausen am größten, wenn sich die Hoffnung auf Erfolg und die Furcht vor Misserfolg ungefähr die Waage halten.

Holodynski und Oerter (2008) heben Schwerpunkte zur Förderung der Leistungsmotivation hervor, die bei Beachtung auch Dir helfen können.

  • Schaffe ein wohlwollendes und unterstützendes Verhalten
    • aller am Leistungsprozess beteiligten Personen (Trainerstab und administrativer Bereich) 
    • insbesondere bei jungen und jüngeren Sportlern und Sportlerinnen durch die Eltern und andere Erzieher.
  • Schaffe eine herausfordernde Umgebung mit hohen, aber realistischen Leistungserwartungen, die die Sportler und Sportlerinnen selbständig erreichen können.
  • Arrangiere Erfolgserlebnisse als vorteilhaftere Alternative zur Belohnung, denn unter Erfolg wird allgemein eine positive Konsequenz verstanden, welche direkt aus einer bestimmten Verhaltensweise hervorgeht.

Intrinsische Motivation

Untersuchungen belegen bereits, dass intrinsische Motivationen, also die Art Motivation, die von innen her, aus eigenem Antrieb heraus existiert, entscheidend höhere Leistungsstandarts erlauben, als eine extrinsische Motivierung. Unter extrinsische Motivation verstehen Psychologen äußere Anreize (wie zum Beispiel eine Bezahlung), die Dich ein bestimmtes Ziel erreichen lassen wollen. Als Schlussfolgerung aus diesem Wissen lässt sich für Dich festhalten, dass es Deine Leistungen verbessert, wenn Du es schaffst, dich selbst zu motivieren, von Dir aus ein hohes Interesse und Freude an Deinem Sport hast. 

Folgende Verhaltensweisen können Dir helfen, Dir eine Selbstmotivation aufzubauen (vgl. Zintl, 2006):

  1. Formuliere realistische Ziele. Zu hohe, nicht zu erreichende, aber auch zu niedrige, leicht zu bewältigende Aufgaben, sind eher demotivierend.
  2. Zergliedere Deine Ziele und Aufgaben in Teilziele bzw. Teilaufgaben und gehe diese Schritt für Schritt an.
  3. Mach Dir Dein Trainings- und Wettkampfverhalten bewusst, dazu kannst Du zum Beispiel ein Trainings- und Wettkampftagebuch führen, in dem Du Deine Fortschritte dokumentierst.
  4. Gestalte taktische- und Trainingsinhalte anschaulich, z. B. in deinem Tagebuch (aber auch Trainer bei der Vermittlung von Inhalten)
  5. Belohne Dich beim Erreichen einzelner Teilziele.
  6. Trainiere mit anderen zusammen, so dass eine gegenseitige Motivation, zum Beispiel durch einen Wettkampfcharakter, erzeugt werden kann.

Mit diesem theoretischen Hintergrundwissen, lassen sich für Dich die folgenden Förderungen der Leistungsmotivation ableiten:

  • Wohlwollendes und unterstützendes Verhalten der beteiligten Personen
  • Hohe, aber realistische Leistungserwartung
  • Intrinsische Motivierung
  • Schaffen von Erfolgserlebnissen
  • Ausgeglichenheit der beiden Erwartungen „Hoffnung auf Erfolg“ und Furcht vor Misserfolg“

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Uwe Knepel

Sportpsychologe aus Berlin

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Aus der Forschung – empirische Befunde – zum Thema:

  • Hohes Leistungsmotiv eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere im Leistungssport (vgl. Elbe, 2003; Gabler; 2002)
  • Positiver Zusammenhang zwischen dem Leistungsmotiv und dem Umfang an leistungssportlichem Training (Thomassen und Halvari, 1996)
  • Passung aus Motivprofil und Wettkampfsituation kann Leistungsunterschiede zwischen Schwimmern erklären (Sorrentino & Sheppard, 1978)
  • Passung aus Person (Leistungsmotiv) und Situation (Aufgabeninstruktion) führt zu einer besseren sportlichen Leistung als Non-Fit (Memmert, Plessner & Maaßmann, 2009; Plessner et al., 2009)

In der nächsten Folge beschäftigen wir uns mit dem Thema Stress.

Mehr zum Thema:

Quellen: 

Hobmair, H. (2017). Psychologie (6. Auflage). Bildungsverlag EINS GmbH

McClelland, D. C. (1961). The achieving society. Van Nostrand 

McClelland, D. C. (1975). Power: The inner experience. Irvington

McClelland, D. C. (1978). Macht als Motiv. Klett-Cotta.

McClelland, D. C. & Boyatzis, R. E. (1982). Leadership motive pattern and long-term success in management. Journal of Applied Psychology

McClelland, D. C. (1985). Human motivation. Glenview  Foresman and Co. 

Heckhausen, H. & Gollwitzer, P. M. (1987). Thought contents and cognitive functioning in motivational versus volitional states of mind. Motivation and Emotion

Heckhausen, H. (1965). Leistungsmotivation. In H. Thomae (Hrsg.), Handbuch der Psychologie. Hogrefe.

Holodynski, M. & Oerter, R. (2008). Tätigkeitsregulation und die Entwicklung von Motivation, Emotion, Volition. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie. PVU Beltz.

Zintl, V. (2006). Lernen mit System. Urban & Fischer

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