Björn Korfmacher: Pausieren oder powern?

Wir alle wissen um die Wichtigkeit der Regeneration. Der Körper braucht Erholungsphasen, um im Gleichgewicht zu bleiben – das Verhältnis von Anspannung und Entspannung muss stimmen. Wo zu viel, zu hart, zu oft trainiert wird, steigen Verletzungs- und Infektanfälligkeit an (das Immunsystem ist geschwächt) – und auf der anderen Seite fällt die Leistungsfähigkeit ab – der Körper ist ausgepowert. Aber was ist eigentlich mit Sport-Mentaltraining? Sind auch hier Pausen sinnvoll?  

Zum Thema: Sportpsychologische Betreuung auf Eis legen

Viele meiner Klienten sind Eishockeyspieler. Die Hauptsaison, einschließlich Playoffs, ist von Anfang September bis Ende April – heißt: rund vier Monate kein Eishockey. Zumindest kein richtiges. Eishockey spezifisches Athletiktraining zur Saisonvorbereitung findet natürlich statt (wie hieß noch gleich der Spruch? Eishockeyspieler werden im Sommer gemacht!). Aber was ist jetzt mit dem Mentaltraining – gehört das in der Saisonpause auch dazu? 

Ich finde, das lässt sich pauschal schwer beantworten. Grundsätzlich beobachte ich aber Folgendes: Zwischen den Saisons kommen meine Klienten seltener – vielleicht alle fünf, sechs Wochen mal. Diese Sitzungen ähneln dann häufig lockeren Plauderstündchen, sie sind sportpsychologisch allgemeiner und die Anliegen erscheinen mir nicht so spezifisch. Denn konkrete Themen kommen meiner Erfahrung nach vorwiegend während der Saison auf den Tisch: Nervosität vor oder während des Spiels; Fehlermanagement; Konkurrenzkampf; Leistungsdruck – diese Themen haben nach Saisonende oft Pause. Und das ist auch gut so. Denn was wie oben beschrieben für den Körper gilt, gilt auch für den Kopf. 

Kopfarbeit: Präventiv oder akut? 

Ein valider Ansatz ist aber zweifelsohne auch, die Spieler schon während der Saisonpause auf das vorzubereiten, was nächste Saison mental auf sie zukommt, damit sie mit der nötigen Wettkampfstabilität und klaren Zielen in die neue Spielzeit starten können. Was ist jetzt richtig – Sport-Mentaltraining als Saisonvorbereitung oder warten, bis es akut wird? 

In meiner Praxis in Düsseldorf handhabe ich das so: Neukunden, also Athleten, die sportpsychologisch noch unberührt sind, sind mit saisonvorbereitenden Maßnahmen sicherlich gut beraten. Sportler hingegen, mit denen ich schon länger regelmäßig zusammenarbeite, sollen sich ruhig mal eine Pause gönnen. Nicht zuletzt auch, um dem Gehirn die Möglichkeit zu geben, das Gelernte zu konsolidieren. Denn der Mensch verarbeitet und festigt neues Wissen, Eindrücke und Erfahrungen nämlich am besten im Schlaf – und in Pausen.  

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