Dr. Rita Regös: Ohne zu großen Druck in ein Turnier starten

Nicht nur bei einer Fußball-Europameisterschaft ist das erste Turnierspiel wichtig. Mit einer Niederlage stehen Teams in ihrer Vorrunden-Gruppe direkt immens unter Druck, vielleicht schon mit dem Rücken zur Wand. Eine gern genutzte Strategie ist es, von Spiel zu Spiel zu denken. Harold Kreis, der deutsche Eishockey-Nationaltrainer, hat sich so vor der Eishockey WM 2024 in Tschechien medial geäußert. Seine Devise vor dem Turnier lautete: “Einen Schritt nach dem anderen, nicht zu viel nach vorne denken.” Was können wir daraus lernen, wie lässt sich der hier nur in einem halben Satz wiedergegebene Ansatz noch optimieren und inhaltlich weiter auffächern?

Zum Thema: Besser im “Hier und Jetzt” als Schritt für Schritt denken

Schritt für Schritt ist gut, “Hier und Jetzt” ist besser: Der Unterschied besteht darin, dass bei einzelnen Schritten jeder weiß, dass nach dem ersten Schritt eine Konsequenz folgt. Und entsprechend daraufhin der nächste Schritt. Schritt für Schritt betont also den Entwicklungsgedanken, samt aller möglichen Konsequenzen, die uns in der Situation beschäftigen. Genau das wollen wir beim allerersten Spiel aber reduzieren. 

Beim “Hier und Jetzt” wird der gesamte Fokus zur Gänze auf die Gegenwart gelenkt, auf die aktuelle Handlung, auf die Vorbereitung, dann auf das Spiel, auf einzelne Entscheidungen. Auch wenn Konsequenzen schwer auszublenden sind oder eben, weil sie schwer auszublenden sind – sie quasi immer mitschwingen – ist die aktive Lenkung der Aufmerksamkeit auf einzelne aktuelle Handlungen, die bessere Strategie, um sich von möglichen Konsequenzen so wenig wie möglich beeinflussen zu lassen. Das gilt für negative, wie positive Konsequenzen, denn zu früh an die Konsequenz gedacht, den Arm vor der Ziellinie siegreich in den Himmel gestreckt, hat manch einem schon den Sieg gekostet. Gerade im Fußball, so sehr im Mittelpunkt, ist die Strategie “Hier und Jetzt” sicherlich eine besondere Herausforderung, aber durchaus machbar: Jeder Spieler für sich, fokussiert sich auf sich und auf seine gegenwärtige Aufgabe. 

Auswirkungen auf die Handlung

Dies gilt im Übrigen auch für unsere Olympioniken in Paris. Nehmen wir eine Weltmeisterin, zu der in der Vorbereitung auf die Spiele jeder sagt: “Du holst Gold.” Würde sie sich tatsächlich damit beschäftigen, dass eine Weltmeisterin konsequenterweise olympisches Gold holt, würde sie extrem unter Druck geraten. Dieser Druck hätte Auswirkungen auf all ihre Handlungen, was auch ihre Vorbereitung empfindlich stören würde. Also, auch in diesem Fall, Fokus auf das “Hier und Jetzt”, wohlgemeinte Zuversicht anderer ausblenden und auf sich im Hier und im Jetzt konzentrieren.

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Rita Regös
Rita Regöshttp://www.die-sportpsychologen.de/ritaregoes/

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