Stephan Brauner: 50 shades of green – Wie Aufmerksamkeitslenkung Erfolge verspricht

Eines vorweg: Hier geht es nicht um einen ökologisch besonders wertvollen Aufguss des Buchladen-, Kiosk- und Kinoerfolgs „50 shades of grey“. Nein, es geht um die Kraft der Aufmerksamkeitslenkung. Mit diesem sportpsychologischen Werkzeug lohnt es sich nämlich für viele, intensiv zu spielen. Und dies gilt nicht nur für Ausdauersportler aller Leistungsklassen sondern auch für Freizeitsportler, die ganz andere Probleme haben: Nämlich mit der Krankheit Depression kämpfen.    

Zum Thema: Die Kraft der Aufmerksamkeitslenkung

Ich berichte über eine interessante Intervention, die einer Klientin, knapp 50 Jahre alt, nach eigenem Bekunden sehr geholfen hat. Die Klientin, die ich hauptsächlich fernmündlich und online begleitet habe, klagte über depressive Symptome, die auch schon längere Zeit anhielten. Neben einer Vielzahl klassischer Interventionen findet sich immer auch der Hinweis, dass Sport und Bewegung hilfreich sein können. Tatsächlich berichtete die Klientin, dass sie früher gerne und viel gelaufen sei. Eine Zeit lang habe sie sogar für mehrere Wettkämpfe bis hin zur Halbmarathondistanz ambitioniert trainiert. Und sie erinnerte sich mit Wehmut daran. Heute, so berichtete sie, könne sie sich nicht mehr aufraffen. Und das obwohl sie ganz genau wusste, dass es immer eine Linderung der depressiven Symptomatik gab, wenn sie in den nahegelegenen Wald ging und ohne weitere Ziele einfach loslief. Bemerkenswert war, dass sie vor allem dann eine Besserung ihres Befindens feststellte, wenn sie mehr als 50 und bis zu 60 Minuten unterwegs war. Ihre Stimmung war besser, sie war aktiver im Alltag, sie konnte deutlich besser schlafen und der Kontakt mit anderen gelang ihr ebenfalls besser.

Der innere Schweinehund war jedoch dagegen und sabotierte, wo er nur konnte. Wenn sie zu Laufen begann, dann wurden ihre Beine schwer und es erschien ihr oft unmöglich weiterzulaufen. Oft brach sie die Läufe dann frustriert und von sich selbst enttäuscht ab. Sie fühlte sich noch schlechter als ohnehin schon. Bald stellte sie das Laufen dann gänzlich wieder ein.

Der Schlüssel Aufmerksamkeitslenkung

Neben den klassischen Angeboten für diese Fälle ging es also darum, dieser Klientin zu helfen, „dran zu bleiben“ und das zu tun, was ihr offensichtlich guttat. In der sportpsychologischen Werkzeugkiste finden sich Ideen zum Durchhalten, Überlegungen zum Thema Aufmerksamkeit und Techniken zur Aufmerksamkeitslenkung.

Für meine Klientin und mich war klar: Der Gedanke, fast eine Stunde laufen zu „müssen“, war nicht günstig. Er war sogar quälend. Etwas besser war der Gedanke daran, wie es sich anfühlen würde, wenn sie es denn geschafft hätte, durchzuhalten. Dieser kleine Trick, sich das Gefühl in der Zukunft vorzustellen, ist oft hilfreich, reichte hier aber nicht aus. Und hier kommen die fünfzig Schattierungen von Grün ins Spiel. Meine Klientin lief in der Regel im Wald und wenn es ihr gut ging, dann konnte sie auch die Natur genießen. Der schlichte Auftrag, die Wahrnehmung damit zu beschäftigen, alle verschiedenen Grüntöne wahrzunehmen und zu benennen, welche die Natur gerade so anbot, war entscheidend dafür, dass sie es schaffte, mit Freude wieder mit dem Laufen zu beginnen. Und das tat wiederum der depressiven Symptomatik eindeutig gut. 

Stephan Brauner

Sportpsychologe aus Bergisch Gladbach

Sportarten: Volleyball, Beachvolleyball, Tennis, Fußball, Golf

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Tipp für Ausdauerathleten

Ein schöner und hilfreicher Kreislauf war in Gang gesetzt worden. Und das nur mit Schattierungen von Grün. Manchmal können schwere Dinge auch ganz einfach sein.

Diese Aufmerksamkeitslenkung hilft übrigens seither nicht nur dieser Klientin, sondern auch einigen weiteren Sportlern, die im Ausdauerbereich unterwegs sind und nicht immer jede lange Einheit automatisch genießen.

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