Frage und Antwort: Wie kann ich Flashbacks besiegen?

Bei uns hat sich eine junge Turnerin gemeldet. Im Dezember erlitt seine eine schwere Knieverletzung. Inzwischen ist sie wieder im Training. Körperlich ist sie voll genesen, sagen die Ärzte. Sie aber traut sich einige Bewegungen nicht mehr zu. Das Schlimmste sind aber Flashbacks, in denen sie die Situation der Verletzung wieder vor dem eigenen Auge hat. Dann zittern ihre Muskeln und häufig bricht sie in Tränen aus. Was lässt sich dagegen tun? 

Zum Thema: Umgang mit Flashbacks

Anke Precht, Die Sportpsychologen
Anke Precht, Die Sportpsychologen

Antwort von: Anke Precht (zum Profil)

Flashbacks deuten darauf hin, dass die Verletzung aus neurologischer Sicht noch nicht vollständig verarbeitet wurde. Bildhaft gesagt: Sie liegt im inneren Archiv noch nicht in dem Ordner “erledigt / gut überstanden / ist wieder in Ordnung”, sondern in der Wiedervorlage, aus der sie bei Konfrontation mit einer ähnlichen Situation wie der, in der die Verletzung entstanden ist (oder sogar unabhängig davon) ausgekippt wird. Dann fühlt es sich für den Körper an, als würde es gerade wieder passieren oder wäre gerade erst passiert. 

Gegen solche Flashbacks mit Argumenten oder Vernunft anzugehen, ist nicht zielführend, weil es kein klassisch psychologisches, sondern ein körperliches Problem ist. Es gilt, die Erfahrung in das Archiv zu überführen. Wenn Ereignisse schockhaft sind, klappt das von alleine nicht immer. Das Problem gibt es übrigens auch häufig im Profibereich.

Was tun wir dann?

Während der Flashbacks gilt es, das Nervensystem zu beruhigen. Das kann durch ein Streicheln der Schultern passieren, mindestens fünf Minuten, vom Hals über die Schultern abwärts bis auf die Oberarme. Das kann Ihre Tochter selbst tun. Alternativ kann sie auch das Gesicht streicheln, von der Nase über die Wangen sanft nach außen, oder auf der Stirn von der Mitte nach außen – ähnlich wie man ein Baby streicheln würde, damit es sich beruhigt.

Dieses Streicheln löst im Gehirn Delta-Wellen aus, die der Verarbeitung der traumatischen Erfahrung zugutekommen und dabei helfen, die ungesunde Information zu überschreiben. In der Regel braucht es ein paar Wiederholungen, während derer man aber schon beobachten kann, dass die Flashbacks weniger lang andauern oder weniger intensiv sind.

Reicht das nicht aus, ist die Hilfe eines traumatherapeutisch bewanderten Psychologen sinnvoll, oder eines Sportpsychologen, der sich mit Trauma auskennt und körperorientierte Verfahren oder klassische Traumaverfahren wie EMDR, EMI oder Somatic Experiencing anwendet. Dann ist es in der Regel eine Sache von wenigen Sitzungen, bis das Problem gelöst ist.

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    Anke Precht
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