Maria Senz: Das mentale Beachvolleyball ABC, Teil 1

Beachvolleyball – ein Draußensport, der von Natur aus schon für gute Laune sorgt, sowohl bei den Sportlern als auch beim Drumherum. Ich beobachte so gerne die Spiele, die Sportler und deren Ausstrahlung auf und neben dem Feld. Aktuell ist auch wieder richtig viel los im Sand, so dass ich ganz viele Eindrücke, Emotionen und Ballwechsel einsammeln kann. Schon aus Berufswegen beobachte ich neben Technik, Taktik und Athletik auch das Mentale. Und dabei kam mir die Idee, ein ABC für den Kopf im Beachvolleyball zu verfassen. Die zentrale Frage für die einzelnen Buchstaben lautet: Was passiert so alles im Kopf eines Beachvolleyballers und wie kann das genutzt werden? Und vielleicht: Worin wollt ihr euch noch verbessern?

Zum Thema: Beachvolleyball ABC, Von A wie Adrenalin bis H wie Hangtime 

A wie Adrenalin

Aufregung, Spannung, Vorfreude, Ungewissheit summieren sich gerne zu Adrenalin. Adrenalin als dein Kick-Starter, um in Habt-Acht-Position und mit aufmerksamem Geist ins Spiel zu gehen. Körperliche und geistige Aktivierung ist eine wertvolle Basis, um mit Fokus und Konzentration deinen Beachvolleyball abzurufen.

B für Beweglichkeit

Solange du körperlich in Bewegung bleibst und dein Ziel vor Augen hast, bleibst du auch in geistiger Bewegung. Somit hast du in jeder Situation eine Idee parat, um eine sinnvolle Handlung zum Punkt zu verwandeln. Sobald deine geistige Beweglichkeit eingeschränkt wird, zum Beispiel durch wiederholte Fehler, wird auch deine Körperbewegung eingeschränkt. Verkopft sein führt zu Körperlähmung und umgekehrt. Wenn dir das bewusst ist, nutze es. Zum Beispiel durch kräftiges Schütteln (Körper & Geist), um dann eine energiegeladene Körperhaltung einzunehmen, die einer angezündeten Silvesterrakete entspricht. Sobald es explodiert, sprudelt es an Handlungsideen und die Führung ist eure.

C für Chaotisch

Ein chaotischer Stil ist selbst im Beachvolleyball fernab der klassischen und konventionellen Handlungsmuster. Demzufolge erschwert dieser Stil dem Gegner das Lesen des Spiels (siehe L) und somit die Reaktion auf den unvorhersehbaren Spielzug. Unvorhersehbares nährt Unsicherheit und bringt den Gegner aus seinem Spielkonzept. Wenn ich also mit meinem chaotischen Stil die Choreografie des Gegners zerstöre, habe ich doch am Ende irgendwie ganz clever gespielt. Ich ergänze: C für clever

Cleveres Spielen ist eine Kombination aus einfallsreichen, gewitzten und mutigen Aktionen. Mutig und somit risikofreudig in den Aufschlägen, gewitzt im Zuspiel mit einem Über-Kopf-Pass oder schnelles Zuspiel und einfallsreich im Angriff durch Vielfalt und Schläge entgegen der Körperachse. Ein überraschender erster oder zweiter Ball stört auch gerne mal den Lauf des Gegners. Und vielleicht wird’s dann auch wieder chaotisch.

D für Durchhalten

Beachvolleyball ist durchhalten und durchhalten wird belohnt. Zum einen während eines Spielzugs immer wieder dem Ball hinterherjagen, bis er final im gegnerischen Sand versenkt ist. Zum anderen auf der Punkteskala, wenn diese einen Rückstand von mindestens sechs Punkten anzeigt. Es sind nur Zahlen. Und die sind wandlungsfähig. So eine Talfahrt ist auch dazu da, um Schwung zu holen. Also nutze sie, hol ordentlich Schwung und halte durch, bis die 21 Punkte auf euerm Konto verbucht sind.

E für Entschlossen

Beachvolleyball ist ein ständiger Wettlauf gegen die Zeit. Für den Aufschlag hast du fünf Sekunden nach Anpfiff. Das Ausführen für alle weiteren Elemente wie Annahme, Zuspiel und Angriff ergibt sich aus dem Momentum und dauert unter fünf Sekunden. Somit ist hier Entschlossenheit gefragt: sich entschlossen für eine Aufschlagstechnik entscheiden, abhängig vom eigenen Können, den gegnerischen Fähigkeiten und den Umfeldbedingungen wie Wind, Sonne und Co. Geht der Aufschlag mittig der Annahmespieler, entscheidet einer entschlossen, die Annahme zu übernehmen. Der Pass sowie die Block-/Abwehrtaktik des Gegners bestimmen die Möglichkeiten des Angriffs. Auf dieser Basis gilt es, sich entschlossen für eine Angriffsform zu entscheiden, um den Ball im gegnerischen Sand zu versenken.

F für Fühlen

Die Haptik im Beachvolleyball kann so vieles bewirken. Das Bewusstsein darüber, wie sich etwas anfühlt, kann Zuversicht, Sicherheit, Vertrauen und vieles mehr in dir auslösen – abhängig davon, was du mit dem Gefühl in Verbindung bringst. Was verbindest du also damit, wenn du den Sand fühlst – unter deinen Füßen, in deinen Händen, auf deiner Haut? Welches Gefühl löst das Umwickeln, das Anschlagen, das Pritschen des Leders (ok, Kunstleders) bei dir aus? Welchen Einfluss haben Wind, Sonne, das Abklatschen deines Spielpartners oder das Berühren deines Lieblingstuchs in den Auszeiten für dich? Denk mal drüber nach und belege es mit einem schönen Gefühl, dass du genau dann abrufen kannst, wenn es mal eine Talfahrt gibt. 

G für Glaube

Der Glaube an dich, an euch als Team, an das Einsammeln der Punkte, an Gewinnen und an all das, was du brauchst, um deinen gewünschten Beachvolleyball in den Sand zu bringen, versetzt Berge. Denn der Glaube daran, ist die Magie darin. Woran glaubst du, wenn du im Sand stehst?

H für Hangtime

Hangtime ist die Zeit, die ein Blocker ausnutzt, wenn er sich aus dem Sand in die schwindeligen Höhen oberhalb der Netzkante katapultiert, um den gegnerischen Angriff abzuwehren. Beim Kitesurfen gibt es auch eine Hangtime. Das ist die Zeit, die ich beim Sprung in der Luft schwebe. Kombiniere ich die beiden miteinander, kommt mir eine herrliche Metapher, die du als Blocker direkt in deine Hangtime einbauen kannst, um sie zu verlängern. Denn Metaphern bewirken eine hohe Aktivität im Hirn. Wenn du also zum nächsten Blocksprung ansetzt, stell dir vor, ein Kite oder ähnliches gibt dir zusätzlichen Auftrieb und verlängert somit deine Reaktionszeit in den Armen – siehe G für Glaube.

Hinweis: Die Teile zwei und drei findest du in den kommenden Wochen hier. Wenn du vorab Fragen hast, wende dich gern an Maria Senz (zum Profil) oder andere Profilinhaberinnen von Die Sportpsychologen in deiner Nähe (zur Übersicht)

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Maria Senz
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Sportarten: Beachvolleyball, Volleyball, Kitesurfen, Leichtathletik