Yvonne Dathe: „Power-Posen“ für dein Selbstvertrauen

Wenn ein:e Sportler:in als Sieger:in über die Ziellinie fliegt, rennt oder fährt, dann werden sofort die Arme V-förmig nach oben gerissen. Auch Blinde Athlet:innen tun dies, obwohl sie diese Sieges-Pose noch nie zuvor gesehen haben. 

Zum Thema: Übungen für eine verbesserte Körpersprache

In ihrem Buch „Dein Körper spricht für dich“ beschreibt Amy Cuddy (Sozialpsychologin) zahlreiche Studien, die den Zusammenhang zwischen der Körperhaltung und der Stimmung untersucht haben. Aktuell bestätigt eine Meta-Analyse von Forschenden der Universitäten Halle, Bamberg und Ohio die Ergebnisse. Demnach hilft es, wenn wir eine aufrechte machtvolle Körperhaltung einnehmen, um unsere Stimmung und unser Selbstvertrauen zu steigern. 

Bereits zwei Minuten in einer sogenannten „Power-Pose“ (z.B. breitbeinig dastehen, die Arme in die Hüften oder nach oben strecken) wirkt sich auf die Stimmung aus und steigert den Testosteronspiegel. Wir strahlen mehr Präsenz aus und strahlen mehr Selbstvertrauen aus. 

Übung zum Testen

Schau einmal total deprimiert zu Boden. Mach dich ganz klein und schwach und sag mit leiser, gebrechlicher Stimme: „Ich bin voll innerer Stärke“.

Hat´s geklappt?

Und jetzt mach dich einmal groß. Heb den Kopf, lass deine Schultern locker und sag mit kraftvoller Stimme „Ich bin so niedergeschlagen“.

Hat das geklappt? – Nein?

Wahrscheinlich hat es nicht geklappt, oder?

Soll heißen: Du kannst deine Stimmung mit Unterstützung deiner Körperhaltung verändern. Wenn du z.B. Mut brauchst, nimm die Körperhaltung von jemandem ein, der mutig ist. Heb den Kopf, mach große Gesten, spann deine Muskeln an usw. Das gleiche gilt für dein Selbstvertrauen. Stell dir vor, wie eine Person aussieht und sich verhält, die voller Selbstvertrauen ist. Und dann sei ein Schauspieler und tu so, als ob du diese Person wärst. Innerhalb von einigen Minuten wird sich deine Stimmung verbessern.

Auf dieser Basis funktioniert z.B. auch das Lach-Yoga. Gemeinsam in der Gruppe mit anderen werden verschiedenen Lachübungen gemacht. Spätestens nach einer halben Stunde lachen alle in der Gruppe aus vollem Herzen.

“Wir lachen nicht weil wir glücklich sind, sondern wir sind glücklich weil wir lachen.”

Mach dir deine Körperhaltung bewusst!

Zuerst solltest du dir deiner Körperhaltung bewusst werden. Wie gehst/stehst/sitzt du überhaupt? Hast du generell eher eine geschlossene oder eine offene Körperhaltung?

Hier eine kleine Übung dazu. Mach sie am besten gleich JETZT! Denn du weißt ja Aktiv bist du nur im HIER und JETZT!

Also… gönn‘ dir eine kleine zehnminütige Pause und leg direkt los. Du wirst nun ein paar Minuten Gehen, entweder draußen an der frischen Luft oder in deinem Zimmer:

Normale Körperhaltung

Gehe zwei Minuten lang in deinem gewohnten Gang umher. Beobachte bewusst deinen Gang und deine Körperhaltung. Wie sind deine Schultern, dein Hals, dein Kopf? Was machen deine Arme/Hände? Wie trittst du auf dem Boden auf? Wohin geht dein Blick (Boden/gerade aus/Himmel)?

Schlaffe Körperhaltung 

Dann geh mal zwei Minuten wie ein schlaffer Sack mit geknicktem Kopf. Lass die Schultern nach vorne einfallen, Kopf und Hals hängen nach unten. Dein Gang ist tiefer in den Knien. Lauf langsam. Lauf, als ob es die letzten 100 Tage geregnet hätte, ohne Ziel, ohne Motivation, ohne Stärke.

Aufrechte Körperhaltung

Dann wechsle von dieser energielosen Körperhaltung in eine extrem aufrechte Haltung. Hals gerade, Kopf nach oben, Blick gerade aus. Brust raus, Schultern nach hinten unten. Laufe fast wie auf Zehenspitzen. Das Kinn ein bisschen höher als normal. Betrachte die Dinge um dich herum, als stündest du auf einem Podest und würdest runterschauen. Denk dir, jemand zieht dich ein bisschen an den Haaren nach oben. Gerader, aufrechter Rücken, aber kein Hohlkreuz. Denk dir ein drittes Auge auf deine Brust, das nach oben schauen will. Lauf so zwei Minuten durch die Gegend und stell dir vor, du bist Kaiser Frederik der achtundfünfzigste und begutachtest die Welt um dich herum.

Normale Körperhaltung

Dann geh wieder zurück zu deiner normalen Körperhaltung und lauf ein bisschen herum. Beobachte, was sich verändert hat? Wie sind deine Schultern jetzt? Was ist mit deinem Rücken passiert, was macht dein Brustkorb, wohin geht dein Blick? Wie sind deine Schritte? Wie fühlst du dich?

Nimm dir für jeden Schritt wirklich ein paar Minuten Zeit.

Geh nicht nur von einer Körperhaltung in die andere über. Bleib ein paar Minuten in der jeweiligen Körperhaltung und beobachte, was mit deinem Körper und deinem Gemütszustand passiert.

Der Seestern 

Amy Cuddy beschreibt in ihrem Buch den „Seestern“ als Übung, um das Selbstvertrauen und die Präsenz zu steigern. Der Seestern ist eine Power-Pose: breitbeinig stehen, Arme nach oben, Kopf hoch und dabei Lächeln. Du kannst diese Pose immer dann einnehmen wenn du befürchtest, nervös zu werden, z.B. vor dem Start mit dem Gleitschirm, vor einem Wettbewerb, vor einem wichtigen Gespräch mit dem Vorgesetzten oder einem anderen wichtigen Anlass. 

Vielleicht denkst du: „Ich kann mich doch nicht so hinstellen, was sollen die anderen denken?“ Du musst diese Pose ja nicht in der Öffentlichkeit ausführen, geh in einen verschlossenen Raum, auf die Toilette oder in den Wald und nimm den Seestern für ein paar Minuten ein. Du wirst sehen er wirkt.

Raus aus dem Energieloch

Wenn du einmal schnell aus einem Energieloch raus möchtest und du dir deiner negativen Körperhaltung bewusst wirst, verändere deine Körperhaltung abrupt und auf einen Schlag. Mach dazu eine große Bewegung und geh in eine Stellung, die du sonst nie machst (z.B. auf die Zehenspitzen stehen, Arme und Kopf nach oben reißen, gleichzeitig Backen aufblasen und so breit grinsen wie es geht und eine riesige Grimasse schneiden). Mach dazu einen Laut oder sag (so laut und kraftvoll wie möglich/noch besser: schrei) einen Satz, den du sonst nie sagen würdest – umso absurder desto besser („Schokoladeneis, mir ist ganz heiß“).

Umso größer und absurder und gegenläufiger zu dem, wie du dich sonst verhältst, desto besser!!! Der Zweck dieser Übung ist es, dich auf einen Schlag vollkommen aus deiner ressourcenschwachen Stellung herauszukatapultieren. Wenn du nicht eine eindeutige Besserung nach dieser Übung merkst, dann weißt du, dass du sie nicht stark genug gemacht hast! Probier es noch einmal und dieses Mal mit noch mehr Schwung!

Feedback

Wie sind deine Erfahrungen mit der Körperhaltung? Hinterlass gerne einen Kommentar oder schreibe mir eine Nachricht.

Meine Kolleg:innen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Yvonne Dathe) freuen uns sehr, mit dir solche Übungen anzuwenden, um damit an deiner Körpersprache zu arbeiten.

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