Klaus-Dieter Lübke Naberhaus: Hypnose zwischen Scharlatanerie und Psychotherapie – und die Einsatzmöglichkeiten im Sport

Hypnose, mit diesem Phänomen verbindet jeder etwas unterschiedliches. Es reicht von der Showhypnose, bei der Menschen Dinge unter Tranceeinfluss vollführen, die sie im bewussten Zustand nicht mal denken würden, bis hin zur eigenständigen psychotherapeutischen Richtung. Doch ich will Ihren Blick darauf richten, in welchen Bereichen Hypnosetechniken schon längst Einzug in die Arbeit von Sportlern und Trainern genommen haben oder wo diese anwendbar sind. Zunächst beschreibe ich das Phänomen der Hypnose und der dazugehörigen Trance, bevor ich mich dann den Techniken aus der Hypno- und Gestalttherapie und ihrem Zusammenhang mit der sportlichen Leistungsfähigkeiten zuwende. Ziel ist es, ein wenig mit Vorurteilen aufzuräumen und noch viel mehr Interesse zu schaffen. Schließlich bergen die Einsatzmöglichkeiten ein großes Potential für Sportler und Trainer. 

Zum Thema: Hypnose im Sport

Die Hypnose an sich, als Verfahren des Konzentrierens, des Fokussieren des Geistes, der Aufmerksamkeit, des Bewusstseins auf das Innere, auf das Unterbewußte, geht in der Geschichte mindestens 4.000 Jahre zurück. Der dabei erreichte Zustand wird Trance genannt. Auch in der Medizin wurde diese Technik frühzeitig eingesetzt, z.B. um Operationen im Trancezustand durchzuführen. Im psychotherapeutischen Bereich näherte sich Freud der Hypnose, um sie später wieder zu verlassen. Erst Milton Erickson entwickelte hieraus eine eigenständige, humanistische Psychotherapieform, die auch als Mutter der Systemik kolportiert wird. Spätestens Gunter Schmidt gestaltete daraus in Deutschland die systemische Hypnotherapie.

Das Verfahren geht davon aus, dass Lebensprozesse und damit auch Lernprozesse, als Ausdruck von regelhaften Mustern beschrieben werden können. Dabei ist das Muster zu verstehen, als eine Vernetzung von Elementen des Erlebens, des Denkens wie auch des Verhaltens. Es entsteht durch die dazugehörige Kommunikation, das emotionale Erleben wie auch körperliche Reaktionen und örtliche und zeitliche Faktoren des Entstehungsprozesses. Somit ist Lernen immer ganzheitlich zu sehen und nie ein Lernen von Körpertechniken oder Mentaltechniken.

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus

Sportarten:Handball, Eishockey, Fußball, Volleyball, Leichtathletik, Kampfsportarten, Motorsport

Kontakt:

+49 (0)341 23477343

+49 (0)151 42623048

k.luebke-naberhaus@die-sportpsychologen.de

Mehr Infos: Profilseite

Der Einfluss auf unwillkürliche Prozesse

Veränderungen lassen sich erzielen, in dem Änderungen der oben genannten Muster, z.B. als Veränderung von Glaubenssätzen, eingeführt werden. Das heißt, dass nicht ein ganzes Muster verändert werden muss, sondern es ausreicht, Änderungen in einigen Elementen oder Schnittstellen vorzunehmen.

Und die Hypnose – genauer formuliert: ihr Endzustand, die Trance – eröffnet und ermöglicht uns, unsere unbewußten und unwillkürlichen Prozesse gezielt zu beeinflussen, in dem wir Inkongruenzen, Unstimmigkeiten, Herausforderungen mit einer zu dem einzelnen Menschen passenden Antwort auflösen.

Zur Anwendbarkeit in der Praxis

Die Anwendung der Hypnose im Sport ist unheimlich vielschichtig. Interessant dabei ist, dass entsprechend geschulte Trainer und Coaches dies in Folge einer entsprechenden Ausbildung auch selbst durchführen können. Gerade bei Trainern von Individualsportlern kann dieses mehr an Wissen inhaltlich, strukturell und wirtschaftlich eine lohnenswerte Investition sein. Meine Kollegen von Die Sportpsychologen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Klaus-Dieter Lübke Naberhaus), die sich mit dem Thema Hypnose im Sport auskennen, stehen gern für entsprechende Fragen zur Verfügung.  

Um darzustellen, wie facettenreich die Anwendung der Sporthypnose sein kann, habe ich eine Übersicht erstellt. Daraus wird deutlich, dass Team- wie Einzelsportler, Trainer und Übungsleiter aus diversen Sportarten auf diese Methoden zurückgreifen können sollten, sofern sie sich nicht von den Vorurteilen und den leider auch in der Sportpraxis vorhandenen spirituellen Überbau des Themas abschrecken lassen. In den kommenden Monaten werde ich mit zusätzlichen kleinen Beiträgen diese Übersicht mit Leben und damit hintergründigen Informationen füllen – Kommen Sie gern auf mich zu, wenn Sie an einer konkreten Stelle ansetzen oder schon jetzt mehr erfahren wollen.  

Emotional wirksame TechnikenWahrnehmungsübungenRegenerationsmanagement
Die Rolle von Metaphern, Geschichten, MärchenAchtsamkeits-/WahrnehmungsübungenEntspannungstechniken
RitualeImaginationMeditationstechniken
GlaubensgrundsätzeResilienztechniken und Ressourcenaktivierung
Moments of excellence
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Regressionen
Reframing
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Werte und Motive
Gedanken und Emotionen kontrollieren
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Emotional wirksame Techniken

Viele Techniken aus dem therapeutischen Bereich arbeiten mit den Emotionen. Und Emotionen sind es, die sehr unmittelbar dazu führen können, Leistungen optimal erbringen zu können oder eben auch diese Leistungen nicht abrufen zu können. So beflügeln uns Emotionen, wenn wir frisch verliebt sind zu Höchstleistungen, auch wenn sie in Einzelfällen schädlich sein können, wenn wir ein zu hohes Risiko eingehen. Oder denken wir an die Emotion Angst. Diese kann sowohl überlebensnotwendiger Schutzmechanismus, als auch ein denkbar schlechter Lehrmeister sein, wenn sie im Ergebnis unsere Leistungsfähigkeit hemmt.

Arbeit mit Metaphern, Geschichten, Märchen

Schon in der Kindheit begleiten uns die Märchen, die in uns die verschiedensten Emotionen hervorrufen und uns gleichzeitig Lernerfahrungen liefern. Und auch als Erwachsene können wir über den Einsatz von bildlicher Sprache, über das neudeutsche Storytelling, Emotionen in die ein oder andere Richtung lenken. Dies gilt für den Einzelsportler, wie auch für das Team. 

Zudem lassen sich psychoedukative Botschaften, also das Wissen über Zusammenhänge und wissenschaftliche Grundlagen sehr viel besser über Geschichten, Metaphern oder Bilder vermitteln als in einer wissenschaftlichen Sprache. Dies gilt vor allem für Kinder und Jugendliche.

Arbeit mit Ritualen

Rituale dienen dazu, dem Sportler oder einer Mannschaft Sicherheit und Selbstvertrauen zu vermitteln, oder wie bei den All Blacks, der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft, den Gegner zu beeindrucken und Angst als Emotion hervorzurufen. Auf der anderen Seite auch, sich gemeinsam einzuschwören, ein „Wir-Gefühl“ zu erzeugen und eigene Ängste zu überwinden.

Und Rituale können auch leistungshemmend wirken, wenn Sie z.B. nicht durchgeführt werden können, ihr Ablauf gestört wird oder einfach nicht mehr zum Menschen passen. Somit kann mit Ritualen positiv im Sinne einer Implementierung gearbeitet werden oder es gilt, die Rituale aufzulösen. Dies geschieht z.B. mit Tranceinduktionen und der Arbeit in der Trance.

Arbeit mit Glaubensgrundsätzen

Jeder Mensch von uns hat Grundsätze, an die er glaubt. Manche sind beweisbar: „Die Erde ist eine Kugel, keine Scheibe“, andere jedoch entstehen und sind nur in unserem Kopf. Und dort entfalten Sie ein unheimliche Macht, da sie unser Erleben, unsere Emotionen und unser Handeln maßgeblich bestimmen können. Und dies oft unbewusst.

Deshalb ist es wichtig, im ersten Schritt diese Glaubenssätze zu identifizieren, also bewußt zu machen und dann ggf. durch andere zu ersetzen oder Sie aufzulösen.

Moments of excellence 

Gemeinsame erfolgreiche wie auch weniger erfolgreiche Erlebnisse schweißen zusammen, sind oftmals emotional stark belegt und erzeugen somit ein unendliches Energiefeld.

Dieses Phänomen kann aktiv genutzt werden, um einen Sportler oder ein Team in diese Emotionen, in diese Energie zu bringen. Angewandt in der Halbzeitpause oder in der Spielvorbereitung kann es dazu führen, dass wir zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten oder wie ausgewechselt auftretende Teams sehen. Auch hier wird mit hypnotherapeutischen Techniken gearbeitet.

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Regressionen

Bei der Regression versetzen wir uns in Zustände, die in der Vergangenheit liegen, ähnlich wie beim Moment of Excellence. Hier werden dann in anderer Anwendung z.B. Entstehungsmomente von Ängsten und ähnlichen Blockierungen, die zu einer Leistungsminderung führen, bearbeitet.

Reframing

Beim Reframing setzen wir ein bestehendes Bild in einem anderen Rahmen. Obelix ist z.B. auf der einen Seite ein dicker Mann – ein Bild, welches eher eine negative Aussagekraft hat. Obelix ist auf der anderen Seite aber auch ein großer, kräftiger Krieger. Dass macht den Gallier nicht dünner, setzt das Bild jedoch in einen gänzlich anderen Rahmen. Diese Technik ist bei vielen negativen Selbstbildern oder auch Glaubenssätzen anwendbar.

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Wertarbeit – Motivation

Das Wissen über unsere eigene Werte und Motive ist eine unheimlich gute Antriebsquelle. Oft sind uns dies Werte/Motive nicht bewusst und somit ist uns unsere Zielsetzung auch nicht klar. Die Bewusstmachung unserer Motive bewirkt eine deutlich klarere Orientierung, was zusätzliche Energien freisetzt.

Techniken zur Kontrolle von Gedanken und Emotionen

Emotionen sind zentraler Bestandteil unserer Leistungsfähigkeit. Technisch und taktisch gut aufgestellte Einzelsportler und Mannschaften unterliegen oft den in diesen Bereichen schwächeren Sportlern oder Teams, wenn diese ihre Unterlegenheit durch Kampf, Leidenschaft und positive Emotionen ausgleichen. Diese Emotionen können ganz unterschiedlicher Art sein: 

  • Angst vor der Strecke, vor der Verletzung
  • Neid und Eifersucht auf die/den Konkurrentin/Konkurrenten
  • die Ungeduld beim Überholvorgang

All diese Emotionen können dazu führen, dass wir unsere Leistungen nicht abrufen, dass wir stürzen oder wir blind in die Falle des Gegners laufen.

Techniken zur Kontrolle unserer Gedanken und Emotionen, wie sie z.B. auch die Shaolinmönche anwenden, führen dazu, uns zuerst dieser Emotionen und Prozesse gewahr zu werden, um sie dann bewusst regulieren zu können.

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Wahrnehmungsübungen

Unser Handeln fängt bei der Wahrnehmung an und wir nehmen unsere Umwelt nicht so wahr, wie sie ist, sondern wir nehmen sie durch Filter wahr. Dies ist darin begründet, dass wir nur eine bestimmte Menge an Informationen aufnehmen können und damit lernen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Wir fokussieren uns im bestem Falle auf die für den Erfolg wichtigen Dinge. Weiterhin beruhen diese Filter auf unserer Vorerfahrung, also dessen, was wir erlebt und gelernt haben. Auch engen unsere Emotionen unsere Wahrnehmungsfähigkeit oftmals sehr ein.

In manchen Sportarten ist eine gute Fokussierung extrem wichtig, indem wir alle störenden Umweltfaktoren auszublenden versuchen, um in einen „Flowzustand“ zu kommen. Bei anderen Sportarten braucht es jedoch ein viel weiter geöffnetes Visier, um so viel Informationen wie möglich aus der Umgebung aufzunehmen und einen Zustand des „Open Minds“ zu erreichen. Und in manchen Sportarten wechseln diese beiden Zustände ab oder benötigen eine gute Balance.

Hypnotherapeutische Techniken helfen beim Erreichen dieser Zustände.

Achtsamkeits-/Wahrnehmungsübungen

Oft haben wir verlernt, unsere Umgebung wahr zu nehmen. Somit gibt es Techniken aus verschiedenen Kulturen, wie z.B. auch aus dem fernöstlichen Bereich (Tai Chi, Qi Gong, Meditation), die uns ermöglichen, unsere Umwelt, unsere Bewusstseinszustände bewusster wahr zu nehmen und uns selbst zu regulieren.

Durch das Erlernen dieser Techniken kann der Sportler die Erreichung des Zustandes trainieren, der in seiner Sportart notwendig und sinnvoll ist.

Imagination

Von Anfang an stellen sich Abfahrtsläufer vor dem Rennen die Strecke vor, gehen Sie im Geiste noch einmal durch und der Körper arbeitet mit. Diese Imaginationstechnik ist Hypnotherapie pur. Und mit diesen Techniken können wir sehr, sehr viel trainieren. Sogar Kraftaufbau ist zu einem geringen Umfang möglich, ohne schwere Gewichte zu stemmen. Allein durch die Vorstellung, sie im Gedanken zu stemmen.

Angewandt werden kann sie jedoch vor allem dazu, technische Abläufe durchzugehen und zu verfeinern, sich Gefahrenstellen ins Bewusstsein zu rufen oder bestimmte Ablaufpunkte zu erinnern. Somit ist das die Fähigkeit von Imagination eine zentrale Methode zur Leistungssteigerung.

Regenerationsmanagement

Auch in der Nichtleistungsphase eines Sportlers, also in der Phase des „Auftankens“, der Regeneration, haben die Techniken rund um die Hypnose ihren Platz und Stellenwert:

Entspannungstechniken

Das autogene Training ist aus der Hypnose abgeleitet und stellt eine Technik zur Entspannung und Stressreduzierung dar. Sie wird oft auch dazu genutzt, um in den Schlaf zu kommen, einer der wesentlichen Bestandteile der Regeneration. 

Die progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Jacobsen ist eine andere, verwandte Technik. Zu Grunde liegen diesen Techniken als Mutter die Fähigkeit zur Selbsthypnose, dass heißt sich selber auf das Innere zu fokussieren. Und da gibt es verschiedene Induktionstechniken, um diesen Zustand zu erreichen.

Meditationstechniken

Auch der fernöstliche Zugang der Meditation ist der Hypnose durchaus ähnlich, jedoch versuchen wir uns hier in einen Zustand der Gedankenfreiheit zu versetzen, ohne auf tiefe körperliche Entspannung hinzuarbeiten, die jedoch auch eintreten kann. 

Vielmehr geht es um die Entspannung des Geistes. Verschiedene Formen, von der atemzentrierten Technik bis zum Mantrasingen stehen zu Verfügung um sozusagen ein wenig „den Kopf aufzuräumen“.

Resilienztechniken – Ressourcenaktivierung

Weiterhin können die oben genannten Techniken und weitere mehr angewandt werden, um bestimmten Drucksituationen stand zu halten, um resistent und resilient zu sein und zu werden. Und wir können uns nicht bewußte oder nicht im Zugriff befindliche Ressourcen, Energien und Kräfte zugänglich machen, um sie entsprechend zu Verfügung zu haben und einsetzen zu können.

Hinweis an Trainer, Sportler, Funktionäre und Eltern

Wie Sie sehen, die Hypnotherapie bietet ein breites Repertoire für den Sportler und den Trainer um an der Verbesserung der Leistungsfähigkeit zu arbeiten.

Wollen Sie näheres erfahren, sprechen Sie gern meine Kollegen (zur Übersicht) oder mich (zum Profil von Klaus-Dieter Lübke Naberhaus) persönlich an.

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