Stephan Brauner: Für die Profis von nebenan – Tipps für festangestellte Club-Trainer und selbstständige Personal Trainer

In den vergangenen Jahren habe ich mit vielen Sportlern, aber auch mit einigen Trainern zusammengearbeitet. Ob Trainer im Fußball, im Tennis, im Volleyball oder im Hockey: Es gibt einige Themen, die eine Reflektion aus psychologischer Perspektive lohnenswert machen. Wie gestalte ich motivierende Trainingsformen? Wie trainiere ich psychologische Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit? Wie kommuniziere ich zielgerichtet mit meinen Sportlern, zum Beispiel in Auszeiten unter Beachtung der beschränkten Aufnahmekapazität? Auch Ideen zum Teambuilding wurden auf dieser Seite schon besprochen. Zu oft kommen Trainer aber zu kurz!

Zum Thema: Ressourcen für den Trainer (Teil 1)

Um die Spieler kümmert man sich von allen Seiten. Über das Training hinaus gibt es die medizinische, die physiotherapeutische, die ernährungswissenschaftliche Betreuung. Und hoffentlich auch eine sportpsychologische Begleitung. Wer oft auf sich allein gestellt bleibt, ist der Trainer.

Der Beruf des Trainers ist komplex und stellt hohe Anforderungen an ein gutes Selbstmanagement und die eigene Stresskompetenz. Wie für jeden anderen Arbeitnehmer auch, geht es darum, die Energie und Begeisterung für den eigenen Beruf zu erhalten und auch langfristig gesund zu bleiben.

Clevere Pausen

Aus meiner Erfahrung habe ich vier Aspekte aus den drei Bereichen Abgrenzung, Ausgleich und Tagesabschluss ausgewählt, um ganz konkrete Tipps zu geben. Also, steigen wir ein:

Was Arbeit ist und was Freizeit, das ist nicht immer klar zu unterscheiden. Beispiel eins: Zum Beruf des Tennistrainers in einem Club gehört neben der Arbeit auf dem Platz natürlich auch viel Organisation und Abstimmung, zum Beispiel mit den Eltern der Spieler. Das ist das eine Mal schnell zwischen Tür und Angel erledigt, ein anderes Mal aber auch nicht und vielleicht gibt es im Einzelfall sogar intensiveren Diskussionsbedarf. Nun wissen wir aus der psychologischen Erholungsforschung, wie wichtig Pausen und Regeneration sind. Der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck hat einmal bemerkt: „Die Kunst der Pause ist ein Teil der Kunst der Arbeit.“ Wenn nun der Trainer einmal seinen Trainingsplatz verlässt, dann kann er die Zeit oft nicht für die benötigte Regeneration nutzen, sondern wird sofort in Beschlag genommen. Wenn er sich nicht bewusst abgrenzt, besteht die Gefahr, sofort mit Fragen und Organisationsaufgaben bombardiert zu werden. Die erste Empfehlung lautet also, sich einen geschützten Ort zu organisieren, der allen anderen deutlich macht, dass man hier nicht ansprechbar ist. Wenn das klar kommuniziert wird, dann wird das auch akzeptiert werden. Voraussetzung ist natürlich, dann auch Möglichkeiten und Zeiten anzubieten, wo man bewusst ansprechbar ist. Denn das gehört ja schließlich neben den bezahlten Stunden auf dem Platz auch zum Job.

Stephan Brauner

Stephan Brauner

Sportpsychologe aus Bergisch Gladbach

Sportarten: Volleyball, Beachvolleyball, Tennis, Fußball, Golf

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Technisch Abschalten

Die zweite Empfehlung ist, eine zweite Mobilnummer zu nutzen, die der Kommunikation mit den „Kunden“ vorbehalten ist. Auch das gehört zur Abgrenzung. Wie schnell hat man am Feierabend noch in die E-Mails oder Whatsapp-Nachrichten geguckt, um festzustellen, dass irgendwelche Termine verschoben werden müssen, oder dass noch irgendwas zu tun ist. Irgendwer will noch irgendwas von einem. Aber Feierabend ist Feierabend und sollte das auch bleiben. Eine für die berufliche Kommunikation reservierte Nummer, die man irgendwann auch einfach ausschalten kann, verhindert, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit noch mehr verwischen, als das ohnehin oft der Fall ist. Und die Erfahrung lehrt, dass allein der Gedanke an to-do´s dafür sorgen kann, dass die Erholung nicht so gut verläuft, wie sie es ohne könnte. 

Einem Außenstehenden mag es manchmal traumhaft vorkommen, wenn jemand sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Traum erfüllt? Zum Teil sicher ja. Allerdings darf man nicht vergessen, dass nun das Hobby als Ausgleich und regenerative Gegenwelt zum Beruf wegfällt. Der zweite Bereich ist der Ausgleich. Es ist ungemein wichtig, sich ganz bewusst eine alternative Beschäftigung für den Kopf und gerne auch eine alternative Belastung für den Körper zu suchen. Von Top-Trainer Julian Nagelsmann wissen wir, dass er sehr gerne mit dem Mountainbike unterwegs ist. Gerne auch an der eigenen Belastungsgrenze, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, zu viel nachzudenken. Was genau ein Ausgleich sein kann, ist sehr individuell. Wichtig ist es, Empfehlung Nummer drei, sich bewusst damit zu beschäftigen und zu prüfen und auszuprobieren, was gut tut und den Kopf wieder frei macht.

Bewusster Tagesabschluss

Ein Trainer ist immer auch Unternehmer in eigener Sache. Und er hat neben der Arbeit mit den Sportlern oft noch sehr viele weitere Aufgaben. Ein Fußballtrainer muss sich in sehr viele angrenzende Themengebiete einarbeiten. Er muss kein Experte für Ernährung, Sportmedizin, Spiroergometrie oder auch für die Sportpsychologie sein. Gute Grundkenntnisse in vielen Feldern dürfen aber der Anspruch sein. Vor allem, wenn es darum geht, auch externe Angebote bewerten zu können. Kurz: Es gibt immer etwas zu tun und immer etwas zu lernen. Und es ist nie genug. Je wissbegieriger und ehrgeiziger der Trainer ist, desto mehr ist ihm bewusst, was er noch tun könnte.

An dieser Stelle ist die vierte Empfehlung, einen bewussten Tagesabschluss zu gestalten. Es ist typisch menschlich und ein Teil der mentalen Reaktion auf Stress, einen Fokus auf das zu haben, was noch offen und was noch zu tun ist. Das ist gut und sinnvoll, wenn es dazu führt, dass man lose Enden im Kopf behält und nichts Wichtiges vergisst. Allerdings kann dieser mentale Zustand auch zu Unzufriedenheit führen, er kann belasten und er hat das Zeug dazu, sogar den Schlaf zu beeinträchtigen. Wenn der automatische Prozess ist, auf die nicht erledigten Dinge zu blicken, wie wäre es, bewusst auf das zu fokussieren, was man getan und was man erledigt hat? Für viele ist das hilfreich und rückt die Perspektive zurecht. Und mit der verdienten Anerkennung und Zufriedenheit lässt es sich möglicherweise deutlich besser schlafen, so dass der Akku für den nächsten Tag auch wieder gut geladen wird.

Fazit und Angebot

Der Trainer ist eine wichtige Ressource für den sportlichen Erfolg. Niemand hat etwas davon, wenn Trainer sich selbst ausbeuten und auf dem Zahnfleisch laufend das Training anleiten. Wir brauchen Trainer, die sich langfristig mit Freude weiterentwickeln – inhaltlich und persönlich. Erfolg und Gesundheit gehen hier Hand in Hand.

Tipp: Wenn Sie Lust haben, mehr für sich als Trainer zu tun, dann nutzen Sie unsere Expertise. Alle Experten von Die Sportpsychologen bieten Weiterbildungen an, die sich individuell auf Ihre Fragen und Probleme ausrichten. Schauen Sie sich das mal genauer an: https://www.die-sportpsychologen.de/weiterbildung/

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