Thorsten Loch und Lisa Rückel: Teamentwicklung – Von Forming zu Storming

Teambuilding-Maßnahmen werden oftmals zu Beginn der Vorbereitung oder Saison gemacht. Dabei greifen Trainer oftmals zur altbekannten Trickkiste: man unternimmt Ausflüge in Hochseilgärten, Kanu- oder Raftingtouren werden gebucht und Spieleabende im Trainingslager organisiert. An dieser Stelle sei betont, dass keine dieser Aktionen und Aktivitäten schlecht sind. Im Gegenteil: die Teammitglieder lernen sich in einer anderen Art und Weise abseits des Fußballplatzes, der Trainingshalle, etc. kennen. Sie müssen sich dabei gegenseitig unterstützen und aufeinander Vertrauen. Doch, was passiert nachdem die ersten Spiele und Wettkämpfe gespielt sind und die Ergebnisse möglicherweise nicht die gewünschte Richtung in der Tabelle zeigen? Um diese Phase in der Entwicklung eines Teams, soll Gegenstand dieses Artikels sein.

Zum Thema: Das Ergebnis der Forming-Phase

Als Forming beschreibt Tuckman (2001) die erste Phase des Teamentwicklungsprozesses. Eine genaue Beschreibung können sie hier finden. In dieser Phase lernen sich die Teammitglieder kennen und die ersten Ziele für die kommende Wettkampfphase werden formuliert. Im Laufe der Zeit und mithilfe sportpsychologischer Einheiten (ein paar Beispiele sind gleich verlinkt), entwickelt sich das Team weiter und gelangt in die zweite Phase der Teamentwicklung: STORMING.

Storming

Dieser Prozess wird mit Hilfe des erfahrungsbasierten Lernzyklus (vgl. Abbildung 1) nach Kolb (1984) erläutert. Zu Beginn steht eine (1) konkrete Erfahrung, welche die Ausgangssituation darstellt. Es folgt eine (2) Beobachtung und Reflektion dieser Erfahrung und Ausgangslage. Man (3) generalisiert das Gesehene und bildet eine Meinung bzw. eine Theorie für die Ursache. Als letzten Schritt wird (4) aktiv daraufhin agiert, um die Ausgangssituation zu ändern. Der Prozess beginnt im Anschluss von Neuem. Hier ein Beispiel in der Forming-Phase:

Abbildung 1: Der Erfahrungsbasierte Lernzyklus in der Forming Phase

Die Storming-Phase oder wer hilft mit beim Abbau und Bälle suchen?

Zum Profil von Thorsten Loch: https://www.die-sportpsychologen.de/thorsten-loch/

Nachdem die ersten Teambuilding-Aktivitäten gemacht wurden und die Teammitglieder sich nun besser kennen, werden Unterschiede deutlich. Die ersten Konflikte werden sichtbar und müssen bearbeitet und gelöst werden. Konflikte sind kennzeichnend für die 2. Phase der Teamentwicklung. Die Teammitglieder fügen sich nicht mehr, sondern vertreten aktiv ihre eigene Meinung, was zu Reibereien führen kann. Die ersten Rollen- und Machtstrukturen werden gebildet. Die Teammitglieder fühlen sich wohl im Team und vertrauen sich gegenseitig. Die Führungsspieler nehmen die ersten vermittelnden Aufgaben an. Diese Phase ist wichtig und sollte auch von Trainern nicht als problematisch angesehen, sondern begrüßt werden. Wichtig ist, dass der Trainer Rahmenbedingungen schafft, in denen die Konflikte ausgetragen werden können und die Machtverhältnisse im Team geklärt werden. Beispiele? Die einen möchten nicht mehr beim Auf- und Abbau helfen, die anderen sind sauer, weil sie nicht im Startformation stehen oder es werden diejenigen ausgeschlossen, die noch nicht so leistungsstark sind.

In diesem Zusammenhang muss jedoch darauf geachtet werden, dass auch in der Auseinandersetzung mit der jeweiligen Problematik Offenheit und Klarheit herrschen und es somit zu einem konstruktiven Schluss kommen kann.

Abbildung 2: Teamentwicklungsuhr nach Tuckmann (1965)

Die Bedeutung der Konflikte

Auch wenn Konflikte sehr anstrengend für den Trainer sind und die Atmosphäre im Team belasten, umso besser ist der Teamzusammenhalt, nachdem diese Konflikte geklärt wurden. Allerdings muss nicht jedes Team diese Phase durchlaufen und sie ist nicht zwingend notwendig, um in die 3. Phase der Teamentwicklung zu gelangen. Viele Teams schaffen es auftretende Konflikte selbstständig zu lösen ohne, dass sie das Team langfristig belasten.

Hinweis: Für den Fall, dass der Trainer eingreifen muss, um Rollen zu definieren, Konflikte zu lösen und die Zusammenarbeit zu verbessern, werden in die nächsten Wochen wieder drei Übungen veröffentlichen, die den Trainern und Sportpsychologen unter euch helfen sollen, ein Team in dieser Phase weiter zu bringen.

Quellen

David. A. Kolb (Ed.). (1984). Experiential Learning: Experience as The Source of Learning and Development. New Jersey: Prentice Hall, Inc., Englewood Cliffs.

Tuckman, B. W. (2001). Developmental sequence in small groups. Group Facilitation. (3), 66.

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de