Thorsten Loch: Was könnt ihr Fußballer von uns lernen?

Das Interview von Per Mertesacker im Spiegel schlug Anfang März große Wellen. Das Thema Druck im Kontext Leistungssport, spezielle im Fussball, beherrschte oder möglicherweise beherrscht immer noch das aktuelle Tagesgeschäft der Medienlandschaft. Experten aus der Szene sprechen dem Weltmeister und Kapitän von Arsenal London ihre Wertschätzung für seinen Mut aus, ein solch brisantes Thema, noch während seiner aktiven Laufbahn anzusprechen. Nicht weniger laut waren jedoch auch die Stimmen derer, die mit verständnislosen Kopfschütteln reagierten. Im Anschluss an eine Champions League-Übertragung im ZDF wurde jüngst jene Angelegenheit bei Markus Lanz thematisiert. Als Gäste begrüßte Lanz u.a. Dennis Aogo (Profi beim VfB Stuttgart), Ewald Lienen (ehemaliger Trainer und technischer Direktor bei FC St.Pauli) und Knut Reinhardt (Ex-Profi). Es entwickelte sich schnell eine rasante Diskussion, woraus sich bei mir der Impuls entwickelte, diesen Beitrag zu schreiben.

Zum Thema: Wofür sind Sportpsychologen eigentlich gut?

Dennis Aogo berichtete, dass er zu seiner Zeit beim Hamburger SV, von allein eine Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen angestrebt hat und davon sagt „… das dies die beste Entscheidung meiner Karriere war…“. (siehe Video, ab Minute 10:50 – 11:15, per Klick auf das Bild zum ZDF-Video). Ewald Lienen, Mitbegründer der Spielergewerkschaft VDV und ehemaliger Trainer von Mertesacker schlug in die gleiche Richtung ein. Gleichzeitig erklärten Aogo und Lienen, welchen Status/Stigma der Sportpsychologe bei manchen Spielern „genießt“. Womit wir jetzt bei der eigentlichen Thematik angelangt sind.

Was tust du, wenn du Probleme mit deiner Muskulatur hast? Richtig, du gehst zum Physio. Beschwerden im Knie? Wieder richtig, du suchst den Mannschaftsarzt auf. Oder wenn du deine Ernährung optimieren möchtest? Auch wieder richtig, du suchst dir einen Ernährungsberater. Ich könnte noch weitere Beispiele aufzählen, welche ich mir jedoch spare. Was haben alle diese drei Personengruppen als kleinsten gemeinsamen Nenner? Sie sind alle absolute Experten auf ihrem Gebiet. Nur: Warum ist es ein „Makel“ oder ein Zeichen von Schwäche, wenn du einen Sportpsychologen aufsuchst, um dir Hilfe zu suchen? Reinhardt brachte es passend auf den Punkt. Es ist doch eine absolut menschliche Reaktion, dass du es mit „Angst/Zweifel“ zu tun bekommst, wenn du vor 80.000 Menschen spielen sollst. Die Kunst ist jedoch dabei, damit entsprechend umzugehen und Strategien/Tools an die Hand zu bekommen.

Die Sportpsychologen kommen ins Spiel

Und hier kommen wir ins Spiel. Mittels sportpsychologische Trainingsverfahren sollst du in die Lage versetzt werden, dich in besonderen Wettkampfsituationen kognitiv so zu regulieren, dass du deine optimale Leistung abrufen kannst. Eberspächer (2002) trifft mit folgender Aussage den Nagel auf den Kopf: „Ziel ist die optimale Leistung zum definierten Zeitpunkt“.

Die Herausforderung besteht darin, sich insbesondere unter stressreichen Umständen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch warum fällt es dir möglicherweise schwer, dich auf das Entscheidende zu konzentrieren, beispielsweise unmittelbar vor Ausführung eines Elfmeters? Was denkst du, wenn von dir im vollen Stadion erwartet wird, jetzt den Strafstoß sicher zu verwandeln? Mayer/Hermann (2009) berichten in diesem Zusammenhang von einem Fußballer, welcher seine Erfahrungen und Gefühle folgend verbalisierte:

„Im Wettkampf ist alles anders, das kann man nicht trainieren!“

Fußballprofi

Viele Sportler erleben die Wettkampfsituation ähnlich, als etwas völlig Unvorhersehbares, Unberechenbares, auf das man sich nur sehr eingeschränkt vorbereiten kann. Aber ist das tatsächlich so? Eigentlich bleiben die relevanten Größen gleich – elf Meter bleiben elf Meter und das Tor bleibt gleich groß – hier ändert sich also nichts. Die wichtigen Dinge, die für ein Fußballspiel relevant sind, bleiben definitiv gleich. Was sich ändert, sind lediglich die Rahmenbedingungen (Mayer/Hermann, 2009). Wenn du eine Handlung optimal auf deinem individuell höchstem Niveau durchführen möchtest, dann brauchst du 100% deiner Aufmerksamkeit für diese Handlung. Du darfst dich nicht von äußeren Rahmenbedingungen ablenken lassen (siehe Abbildung 1), sondern du benötigst höchste Konzentration.

Der Kopf soll die Handlung unterstützen und nicht stören

Anhand eines Zeitstrahls (Abb. 2) lässt sich sehr schön zeigen, dass viele Sportler in Wettkampfsituationen Schwierigkeiten haben, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das Leben findet im Hier und Jetzt statt und man ist nur in der Lage, den nächsten Moment zu beeinflussen. Viele beschäftigen sich gerade im Wettkampf mit Szenarien aus der Vergangenheit oder der Zukunft und verlieren somit ihren Fokus auf die eigentliche Aufgabe (Mayer/Hermann, 2009). In einer Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen werden Methoden gemeinsam erarbeitet, damit es dir gelingt, dich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und störende, nicht handlungsdienliche Gedanken durch förderliche zu ersetzen.

Abbildung 2: In Anlehnung an Mayer/Hermann (2009) Zeitstrahl

Fazit

Gerade in den spielbestimmenden Aktionen darf die Bewegungsausführung nicht durch störende Gedanken negativ beeinflusst werden. Vielmehr sollst du die Kompetenz erlangen, dich wettkampfbezogen konzentrieren zu können, indem du deine Handlungen mittels leistungsförderlichen Gedanken und Vorstellungen unterstützt. Die Fertigkeit, in bestimmten Situationen Denk- und Vorstellungsprozesse aktiv gestalten zu können, kann man sich aneignen. Dabei kann ich (zum Profil von Thorsten Loch) oder besser: wir Sportpsychologen (zu den Profilen von Sportpsychologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz) dich unterstützen.

Gemeinsam erarbeiten wir Strategien und Methoden, wie du dich auf deine individuelle Wettkampfsituation regulieren kannst. Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig für meine/unsere Arbeit begeistern/aufklären und würde mich freuen, wenn du das nächste Mal über Möglichkeiten der Verbesserung deiner Performance nachdenkst, dir das Thema Sportpsychologen wie selbstverständlich in den Sinn kommt. Das Netzwerk von „Die Sportpsychologen“ und ich sind dir gerne dabei behilflich. Vertraulich und professionell, so wie du das erwartest.

Interessant – nicht zuletzt – für Fußballer, Trainer und Funktionäre: 

http://www.die-sportpsychologen.de/2018/03/31/die-rote-couch-das-sportpsychologie-barcamp-thema-fussball-0203-06-2018-in-bochum/

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Thorsten Loch
Thorsten Lochhttp://www.die-sportpsychologen.de/thorsten-loch/

Sportarten: Fußball, Badminton, Leichtathletik, Sportschießen, Karate, Skateboarding

Hennef, Deutschland

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