Miriam Kohlhaas: Bleib hungrig, Mr. Brady!

Sonntagnacht ist es soweit – der NFL Super Bowl steht am 5. Februar vor der Tür. Die halbe Welt schaut zu, während die New England Patriots gegen die Atlanta Falcons im Finale des größten Sportevents der Welt stehen. Und ein Spieler hat die Chance, sich seinen 5. Ring zu holen – Tom Brady, Quarterback der Patriots (Super Bowl Gewinner der Saisons 2001, 2003, 2004, 2014). Einer, von dem wir alle eine Menge lernen können.

Zum Thema: Wie kann es gelingen, über viele Jahre hoch motiviert zu bleiben und trotz großer und wiederkehrender Erfolge niemals satt zu werden?

Im Jahr 2000 wurde Tom Brady in der sechsten von sieben Runden an 199. Stelle gedraftet und war zu Beginn bei den Patriots nur der vierte Quarterback. Seit der Saison 2001 – seinem ersten Sieg im Super Bowl – steht er jedes Jahr auf’s Neue mit seinem Team mindestens in den Playoffs, der Finalrunde zur Meisterschaft. Viermal ist es ihm bis heute gelungen, diesen zu gewinnen. Am Sonntag (ab 23.15 Uhr live bei Sat1 und ProSieben Maxx sowie ran.de) steht er wieder mit seinem Team im Super Bowl.

Aus sportpsychologischer Sicht stelle ich mir, die ich ja im American Football aktiv bin, folgende Fragen:

Wie hat es dieser Tom Brady geschafft, über 16 Jahre dieses wahnsinnige Niveau zu halten?

Was treibt ihn an? Was ist sein Geheimnis?

Warum und wie hat er es geschafft – besonders nach Rückschlägen –  besser denn je wieder zurückzukommen?

Die Antwort liefert er zum Teil selbst – bezeichnend sind die Minuten 14 bis 22:

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Pures Selbstvertrauen

Nachdem Brady in wirklich schlechter Position als 4. Quarterback zu den Patriots kam, stellte er sich dem damaligen Trainerstab mit den Worten vor, dass er „die beste Entscheidung ist, die der Verein jemals getroffen hat“. Eine mutige Aussage, mit Blick auf seine Draft-Position. Aber: Als er es im Jahr 2001 durch die Verletzung des damaligen 1. Quarterbacks Drew Bledsoe die Chance bekam, als Starter aufzulaufen, erklärte er einem seiner Mitspieler, dass er diese Position ab jetzt nie wieder hergeben werde. Er sollte recht behalten.

Ich habe in meiner angewandten Arbeit viele Spieler gesehen, die eine hohe Meinung von sich und ihrer Art zu spielen hatten, dieser Aussage allerdings niemals wirklich Taten folgen ließen. Anders Tom Brady – er hat all das wahr gemacht, was er sich selbst und anderen damals versprochen hat.

Motivation und Volition

Um aus seinem Fall zu lernen, lohnt es sich, unter anderem die Aspekte Motivation und Volition (Wille) oder auch die intrinsischen und extrinsische Motivation in den Fokus zu nehmen. Es scheint, als würde Brady von einer hohen intrinsischen Prozessmotivation, sowie einem internen Selbstverständnis angetrieben. Vereinfacht bedeutet dies, dass er seine Aufgabe um ihrer selbst willen bewältigt – weil sie ihm Spaß macht (z.B. J. und H. Heckhausen, 2010).

Erfolgreiche Sportler sind in der Lage, sich klare Ziele zu setzen und auch zu verfolgen. Gemeint sind hier realistische, aber auch sehr anspruchsvolle Ziele (z.B. Gabler 1995). Diese Sportler haben ein internes Selbstverständnis gemein, bei dem das Leistungsmotiv stark ausgeprägt ist. Es scheint, wie im Falle von Brady, dass diese Athleten eine Idealvorstellung als Leitlinie ihres Handelns verinnerlicht haben.

Nicht nur Super Bowl schauen – aufsaugen!

Lasst uns also den Super Bowl nutzen, um Inspiration zu tanken. Denn das, was Ausnahmetalente wie Brady vormachen, können wir auch für unsere eigene Leistungsoptimierung nutzen. Wer also ein wenig an sich arbeiten möchte, könnte sich in der Super Bowl-Nacht folgende Leitfrage stellen, die ich mit ein paar Hinweisen versehen habe:

Erinnert ihr euch an das Gefühl, als ihr das letzte Mal so richtig hungrig auf sportlichen Erfolgen gewesen seid?

  • Findet es (wieder) dieses Feuer, welches euch antreibt und euch nachts nicht schlafen lässt!
  • Lasst euch nicht eingrenzen von anderen Menschen oder euren eigenen Ängsten und Gedanken.  
  • Arbeitet hart, träumt groß, werdet zu dem, was ihr schon immer sein wolltet!

In diesem Sinne – Bleiben sie hungrig Mr. Brady! Und bleibt auch ihr schön hungrig, all ihr fantastischen Sportler da draußen!

 

Miriam Kohlhaas: Ein Hoch auf die dicken Jungs!

 

Weiterführende Literatur:

Heckhausen, Jutta und Heckhausen, Heinz (2010). Motivation und Handeln. 4. Auflage Berlin

Meyers, D.G. (2004). Psychology. New York

Beckmann, Jürgen und Elbe, Anne-Marie (2011). Praxis der Sportpsychologie: Mentales Training im Wettkampf- und Leistungssport. Spitta Verlag

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Miriam Kohlhaas
Miriam Kohlhaashttp://www.die-sportpsychologen.de/miriam-kohlhaas/

Sportarten: American Football, Fußball, Basketball, Handball, Baseball uvm.

Haan, Deutschland

+49 (0)171 2020101

E-Mail-Anfrage an m.kohlhaas@die-sportpsychologen.de

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