Miriam Kohlhaas: Ein Hoch auf die dicken Jungs!

Im American Football gibt es viele Positionen, aber eine ist sicher die bekannteste – der Quarterback. Er führt die gesamte Offense, wirft oder übergibt den Ball, hat das gesamte Geschehen im Blick und bestimmt, welcher Spielzug der nächste ist. Er ist derjenige, der glänzt!

Zum Thema: Was ein Quarterback im eigenen Interesse beherzigen sollte

Der QB ist der Eine,
Der, der alle anführt,
Der, dem alle folgen,
Der alles entscheidet,
Der allen Ruhm erhält.

In den vergangenen Wochen hat besonders ein Quarterback aus der amerikanischen NFL uns so viele dieser mitreißenden Momente geliefert und sogar hier in Deutschland Aufsehen erregt. Aaron Rodgers ist seit 2008 der starting Quarterback der Greenbay Packers. 2010 führte er sein Team an und gewann den Superbowl, er selbst wurde MVP. 2014 war er der bestbezahlte Spieler der gesamten NFL.

Ausnahmetalent und Vorbild Aaron Rodgers

Unumstritten ist Aaron Rodgers ein Wahnsinns-Sportler – ein Ausnahmetalent. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Doch wer sich mit diesem Sport beschäftigt, der weiß, dass besonders das folgende Video zeigt, dass er allein niemals so gut wäre:

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Es sind die dicken Jungs, die ihn beschützen und ihm die nötige Zeit verschaffen. Die Jungs, die eine Position bekleiden, von der niemand träumt, wenn er zum Tryout geht. Denn wer sagt schon im Kindesalter stolz, dass er mal ein O-Line Spieler werden will? Die Jungs, denen nachgesagt wird, dass sie träge wären, faul, nicht athletisch genug für eine andere Position…

Unterschätzte Qualitäten

Aber: Die vor dem Quarterback stehende Offensiv Line verschafft im American Football die erwähnte – und nicht selten spielentscheidende – Zeit. Deren Fähigkeit, ein Spiel zu lesen und zu verstehen, wird oft unterschätzt. Die Jungs, die ihre gesamte Kraft dafür geben, dass niemand zu ihrem Quarterback durchkommt.

Aber wie bekommt man eigentlich andere Menschen dazu, dass sie alles für einen geben? Wie genau kann die Sportpsychologie darauf Einfluss nehmen, dass besonders diese so unheimlich wichtige Verbindung im wahrsten Sinne des Wortes undurchdringlich ist?

Große Gefahr

Ein großer Schwerpunkt der sportpsychologischen Arbeit in dieser speziellen Sportart muss es immer sein, einen Fokus auf genau diese Verbindung zu legen. Der Quarterback sollte seine O-Line gut kennen, sich für jeden einzelnen interessieren, sie loben, sie antreiben, sie motivieren und vorangehen.

Ich habe gesehen, wie sportlich begabte Quarterbacks durch ihre Arroganz bewirkten, dass die Jungs der O-Line „zur Strafe“ mit Absicht Gegenspieler durchließen, so dass es zu einem Quarterback-Sack kam und der Quarterback – und damit der gesamte Spielzug – gestoppt wurde.

Besondere Teambuilding-Einheiten

Kurzum: Aus sportpsychologischer Perspektive braucht die Konstellation zwischen dem Quarterback und der O-Line ein spezielles Augenmerk. Meine Empfehlung: In besonderen Teambuilding-Einheiten, die am besten schon in der Saisonvorbereitung beginnen, lassen sich diese zwei Units im besonderen Maße miteinander verbinden. Die anschließende Reflexion dieser Maßnahmen – als wichtigster Bestandteil dieser Arbeit – beinhaltet unter anderem die folgenden Fragestellungen:
Welche Kommunikationswege sprechen am meisten an, welche funktionieren überhaupt nicht?

Wie sicher hat man sich unter der Führung dieses Spielers gefühlt und warum? (z.B. Marshall B. Rosenberg, 2004)

Wie schafft es der QB kurze und prägnante Kommunikation zu wählen, die funktioniert? (z.B. Friedemann Schulz von Thun, 2003)

Was wünschen sich die Spieler der Offensive Line vom QB auf und außerhalb des Feldes?

Die Aufarbeitung der nun erhaltenen Reflexion ist die gemeinsame Aufgabe des Sportpsychologen und des Quarterbacks in den darauffolgenden Wochen und Monaten.

Superbowl als Schaufenster zur Sportart

Es scheint also, als hätte jener Aaron Rodgers all diese Fragen für sich beantwortet und die Wünsche und Erwartungen seiner Jungs ernst genommen. Danke für diese faszinierenden Spielsituationen, die ihr uns immer wieder bereitet – es ist uns eine Freude zu beobachten, dass ihr diese so erstrebenswerte Verbindung erschaffen habt!

Ein Hoch auf alle Offensive Lines – Ohne euch wäre jeder Quarterback nur halb so glanzvoll! Und nutzen sie beim Superbowl am 5.2.2017 doch einfach mal die Gelegenheit, sich genau diese Jungs mal gezielt anzuschauen.

Weiterführende Literatur:

Fischer-Epe, Maren (2011). Coaching: Miteinander Ziele erreichen. Rowohlt Taschenbuch Verlag Schulz von Thun, Friedemann (2003). Kommunikationspsychologie für Führungskräfte (Miteinanderreden: Praxis). Rowohlt Verlag

Fritzsche, Thomas (2016). Wer hat den Ball? Mitarbeiter einfach führen. Herder Verlag Rosenberg, Marshall B. (2004). Konflikte lösen durch gewaltfreie Kommunikation. Herder Verlag

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Miriam Kohlhaas
Miriam Kohlhaashttp://www.die-sportpsychologen.de/miriam-kohlhaas/

Sportarten: American Football, Fußball, Basketball, Handball, Baseball uvm.

Haan, Deutschland

+49 (0)171 2020101

E-Mail-Anfrage an m.kohlhaas@die-sportpsychologen.de

3 Kommentare

  1. Ich persönlich finde den Artikel nicht gut gelungen. Ich spiele seit Jahren American Football und hatte auch die Möglichkeit den Sport in den USA kennenzulernen und auszuüben. Im Artikel ist die Rede von den schweren Jungs denen angeblich keiner Beachtung schenken würde und man als Kind nicht den Wunsch hat als O- Liner zu enden. Genau diese Passage ist absolut unpassend für den Football Sport und dem Ansehen den diese Sportler in den USA genießen. In Deutschland das ist richtig sind es leider meistens die dicken Jungs die gerne essen und sonst in keinem Sport den Anschluss gefunden haben. Man sieht diese jedoch vielleicht noch in der Regionalliga aber aber der Bundesliga (gfl) ist das auch vorbei. Es ist also ganz im Gegenteil wie im Artikel beschrieben, für viele der amerikanischen Kids ein Traum in der O- line zu spielen. Denn dort ist den Leuten die Bedeutung durchaus klar. Nicht umsonst sind line Spieler die best bezahltesten Spieler und meist auch die 1st Round Picks beim draft. Ich finde also wenn man einen Artikel verfasst bei dem man über einen Sport berichtet und über einen psychologischen Aspekt dieses Sports und dann so einen Satz als Beispiel nennt, kommt dies für Leute die soch auskennen, etwas unsinnig, wenig überlegt oder auch nicht wirklich professionell rüber.

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