Die Situation scheint einfach: Ein junger BMX-Fahrer scheitert immer wieder am Backflip. In anderen Situationen, etwa auf dem Trampolin, ist die Bewegung kein Problem. Aber auf dem Rad und in der Halle funktioniert es nicht. Was lässt sich da tun, wurden wir über den für Sportler, Sportlerinnen, TrainerInnen und Eltern offenen Kanal “Frage und Antwort” gefragt?
Zum Thema: Blockaden lösen

Antwort von: Anke Precht (zum Profil)
Pauschal auf die Frage zu antworten, ist immer ein bisschen abenteuerlich. Jeder Fahrer hat seine ganz eigenen Gründe (oder Blockaden), den Backflip nicht zu machen oder zu schaffen. Meistens liegt eine Angst darunter oder eine körperliche Zurückhaltung, bedingt entweder durch die Vorstellung möglicher Komplikationen oder Stürze, oder bedingt durch eine reale ungünstige Erfahrung aus der Vergangenheit, oder bedingt durch eine reale Erfahrung eines anderen Fahrers, die man beobachtet oder angeschaut hat, oder von der man gehört hat.
Heißt: Hinter einem “einfachen” Problem im Training kann sich eine komplexe mentale Gemengelage befinden. Darum verstehen Sie die folgenden beiden Tipps als Möglichkeiten, die vielleicht helfen können, aber nicht müssen. Gegebenenfalls kann es sinnvoll, sich individuelle sportpsychologische Unterstützung zu holen, sogar vor Ort, um die Blockade zu lösen. Die von Dr. Michael Bohne entwickelte Methode des PEP kann zum Beispiel auch im Park durchgeführt werden, und mit einem erfolgreichen Backflip enden.
Die folgenden beiden Vorschläge kann der Sportler selbst durchführen, um zu schauen, ob einer davon den Backflip auslöst, den der Körper ja schon kann – auf dem Trampolin.
- Kopplung des erfolgreichen Backflips auf dem Trampolin mit einer bestimmten Situation, zum Beispiel auf der Rampe, durch einen auditiven Trigger. Das bedeutet konkret: Während der erfolgreichen Durchführung des Backflips auf dem Trampolin ruft oder spricht der Fahrer ein ganz bestimmtes Wort, das er sonst nicht verwendet – und zwar laut. Das kann auch ein Fantasiewort sein, es sollte sich gut anhören und auch nach Erfolg klingen. Dieses Wort koppelt sich mit jeder Wiederholung stärker an den gewünschten Bewegungsablauf und kann dann nach etwa 100 Wiederholungen auf dem Trampolin, einmal automatisiert, auf der Rampe genutzt werden, um genau diesen Bewegungsablauf erneut abzurufen. Die Mechanik, die dahinter liegt, ist die: Was gleichzeitig passiert, wird im Gehirn auch verknüpft – selbst wenn es ursprünglich nicht zusammenhängt.
- Der erfolgreiche Backflip wird für die Situation, in der er noch nicht klappt, mental in die Vorstellung geholt: Das heißt, der junge Fahrer stellt sich wieder und wieder vor, wie er sich selbst dabei beobachtet, wie er den Backflip bravourös ausführt, und zwar auf der Rennstrecke oder im Park. Das macht er so lange, bis sich diese Vorstellung vollkommen natürlich anfühlt. Erst dann wechselt er die Perspektive und stellt sich vor, wie es sich anfühlt, den erfolgreichen Backflip auf der Rampe zu machen, mitsamt der perfekten Landung und der Freude danach. So trainiert er sein Gehirn auf die Leistung, die er abrufen möchte, sie kommt ihm nach und nach immer normaler vor.
Wichtig kann dabei sein, dieses mentale Training ein Woche sehr intensiv durchzuführen, zum Beispiel täglich zehnmal, und während dieser Zeit zwar auf dem Trampolin, aber nicht auf der Rampe zu trainieren, damit die positiven Bilder nicht während ihrer Installation durch eine Misserfolgserfahrung gestört werden. Wenn sich das Schaffen des Backflips dann normal anfühlt, geht es ins Training, mit der klaren Entscheidung: Dieses Mal ziehe ich ihn zu 100% durch.
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