Kürzlich auf einer Tennisanlage in Bergisch Gladbach: Strahlender Sonnenschein, es weht ein leichter Wind. im Prinzip Aufstiegswetter. Denn die U15 konnte mit einem Unentschieden den Sprung in die nächsthöhere Spielklasse klar machen. Dazu fehlte noch ein Sieg aus den abschließenden Doppeln. Der eigene Sohnemann spielt gut, er könnte es allerdings besser. Vor allem beim Aufschlag ist noch einiges an Luft nach oben. Es kommt zu wenig aus der Streckung der Beine und der Treffpunkt ist auch noch nicht so gut, wie er es im letzten Training war. Der Aufschlag kommt leidlich sicher, aber ohne wirklichen Druck ins Feld. Zeit für eine kleine Intervention des Vaters, seines Zeichens Sportpsychologe? Und hier nimmt das Unheil seinen Lauf.
Zum Thema: Spontane Interventionen im Wettkampf
Wir befinden uns kurz vor dem nächsten Aufschlagspiel meines Sohnes: Ich setze eine Pizza auf das Aufschlagspiel. Wenn der Sohnemann jeden Aufschlag aus den Beinen kommt und den Schläger mutig durchschwingt, dann gibt es eine Pizza. So lautet mein Angebot. Das ist gut gemeint und führt leider zum Gegenteil. Der Impuls aus den Beinen kommt jetzt übertrieben, der Treffpunkt ist viel besser und auch weiter oben, aber dafür landet leider kein Schwung mehr im Schlag – der ganze Bewegungsablauf ist durcheinander.
Es folgen drei Doppelfehler und ein Einwurf. Und damit ein Break für das gegnerische Doppel. Danach gelingt den Jungs zum Glück ein hart erkämpftes Re-Break und sie gewinnen den Satz und das Match. Gut, dass sie gewonnen haben, denke ich mir. Aufstieg geschafft. Herzlichen Glückwunsch! Aber der Vater bleibt nachdenklich zurück.
Mein Learning
Was habe ich an diesem Tag gelernt? Nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch hilfreich. Und es gibt Interventionen, die es wert sind, sie vorher gemeinsam vorzubereiten, statt sie spontan in den Ring zu werfen. Rückblickend wäre es in diesem Fall besser gewesen, gar nichts zu tun. Nach dem Motto: Wenn es nicht kaputt ist, nicht reparieren. Auf jeden Fall nicht mitten im Wettkampf.
Wir denken uns nun passende Erinnerungshilfen an bestimmte hilfreiche Muster aus – am besten natürlich unabhängig vom Tennisvater. Werkzeuge, die mein Sohn selbstständig aus der Tasche nehmen kann, wenn er meint, sie zu brauchen.
Spontane Interventionen
Was mich rückblickend beeindruckt hat, war die Stabilität und Frustrationstoleranz der Jungs, nach diesem Rückschlag wieder konzentriert und selbstbewusst weiterzuspielen und das Spiel noch für sich zu entscheiden. Wir sollten die natürliche Resilienz der Sportler keinesfalls unterschätzen. Im Gegenteil: die bewusste Erinnerung an solche Situationen und Erfolge ist eine wichtige Ressource. Das bereite ich nach dieser Erfahrung allerdings gründlicher vor. Eine spontane Intervention auf dem Platz wird es dazu nicht mehr geben. Der eigene Sohn verdient doch mindestens die gleiche Aufmerksamkeit wie jeder andere Klient auch.
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