Bei Die Sportpsychologen begleiten wir das Thema American Football schon seit einigen Jahren. Ihr kennt die tolle Interviewserie von Miriam Kohlhaas (unten auf der Profilseite zu finden), dazu arbeiten einige Experten und Expertinnen wie neben Miriam auch Lisa König (zum Profil) in dem Themenfeld. Nun kommt mit Sebastian Ayernschmalz (zum Profil) ein Experte bei uns dazu, der früher Spieler war und nun mithelfen will, dass die Sportart American Football die bestehende Chance nutzt, Vorreiter bei der Integration der Sportpsychologie zu werden.
Sebastian, welche Berührungspunkte hattest du als aktiver American Football-Spieler mit der Sportpsychologie?
In meiner Laufbahn habe ich von den Jugendmannschaften über die Verbandsliga bis hin zur Bundesliga alles mitgenommen. Zu meiner aktiven Zeit gab es keine Berührungspunkte. Das Thema Sportpsychologie in Deutschland war zu dieser Zeit schlicht nicht vorhanden. Dies hat sich zwischenzeitlich ein wenig verbessert und vorbildliche Programme bringen Psychologen näher in die Mannschaft rein. Wir sind aber bei Weitem nicht da, wo wir sein könnten.
American Football gilt ja als harter Sport. Früher hätte man “Männersport” gesagt. Macht es diese Attitüde für die Sportpsychologie besonders leicht oder eher schwer, Fuß zu fassen?
Der Sport lebt nicht nur von der physischen Härte und Fitness, sondern der mentalen Widerstandsfähigkeit. Trashtalk auf dem Feld ist nur eines der Themen, in der sich das vor allem in den Inhalten der Kommentare zeigt. Der Sport mit seiner Körperlichkeit zeigt aber auch, dass es oftmals nicht nur bei Worten bleibt, sondern dies auch überwiegend im Rahmen des Regelwerks ausgelebt wird. Das ist eine besondere Herausforderung des Kollisionssports.
Leider ist in einigen toxisch maskulinen Kreisen das Thema Psychologie und psychische Erkrankungen hochgradig stigmatisiert und gilt nach wie vor als Schwäche. In der Vergangenheit haben sich American Football Spieler dazu schon geäußert und ihre Erkrankungen öffentlich gemacht, das war sehr hilfreich, um Barrieren einzureißen. Als Folge kam dieses Thema bei vielen Trainern und Trainerinnen an und als Reaktion darauf fanden sich zumindest in einigen Teams schon Psychologen o ä., die eine wichtige Rolle einnehmen. Tatsächlich ist es an der Stelle aber sehr abhängig, mit welchen Personen und Coaches man Kontakt hat und zusammenarbeiten darf. Macherorts ist man direkt ein Teil des Trainerstabs, während anderswo die Rolle an sich immer noch abgelehnt wird.
Was hast du dir als Sportpsychologe eigentlich persönlich vorgenommen, was sind deine Ziele
Vor allem in einer solchen Sportart, in der es darum geht, sich gegen den Kontakt zu stellen, in den Mann oder Frau zu gehen, bietet die Sportpsychologie viele Möglichkeiten, auf die Performance und Ergebnisse zu wirken. Sich selbst mental auf das Spiel und den Gegner vorzubereiten und sich selbst zu stärken, bietet Potenzial abseits der psychischen Erkrankungen. Mein Ziel ist es, die Akzeptanz für das Thema Sportpsychologie in die Coaching-Crews zu bringen. Sich damit zu beschäftigen, soll nicht nur für den Ernstfall relevant sein, sondern auch als Möglichkeit der Spieler-Entwicklung gesehen werden. Gerade mit den neuen Generationen an Spielern verändert sich die Anforderung an die Coaches gewaltig. Vom militärischen Drill in einer strikten Hierarchie wandeln sich die Anforderungen an die Coaches in Richtung des unterstützenden Coachings. Dies zu verdeutlichen und dabei nicht nur die Spieler und Spielerinnen zu unterstützen, sondern auch mit den Trainern und Trainerinnen zu arbeiten, ist das größte Ziel, um so auch die Rolle des „neuen“ Trainers zu stärken. American Football kann Vorreiter in der Arbeit mit Sportpsychologen sein, dies verstärkt auch durch die Attitüde des Sports. Sportpsychologie und in entsprechende Fällen therapeutisches Arbeiten können somit zur „Stärke“ und „Härte“ beitragen und somit gesamtgesellschaftlich die Akzeptanz erhöhen.
Zur Profilseite von Sebastian Ayernschmalz:
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