Yvonne Dathe: Bewältigung von Trauer – Tipps für Sportler, Piloten, Teams und Vereine

Beim Flugsport kommt es leider immer wieder zu tragischen Ereignissen, wie dem Tod eines anderen Piloten. Vor einigen Jahren musste ich selbst miterleben, wie bei einem Wettbewerb zwei Piloten tödlich verunglückten. Bei mir löste es einen tiefen Schock, Traurigkeit und Zweifel aus, ob das Fliegen wirklich die richtige Sportart für mich ist. Neben der Trauer stellte ich das Fliegen selbst in Frage. Vielen anderen geht es ähnlich. Immer wieder mal bekomme ich Anfragen darüber, wie mit solch einem Fall umgegangen werden kann. Wichtig ist, dass du, das Team und der Verein eine angemessene Unterstützung und Zeit zur Trauerbewältigung erhalten. Im Text gebe ich einige Tipps zum Umgang mit solch herausfordernden Situationen.

Zum Thema: Wie Sportler Trauerfälle verarbeiten können

Die ersten Schritte

Direkt nach solch einem Unfall und dem damit verbundenen Trauerfall ist es wichtig, dass das Team zusammenhält und sich gegenseitig unterstützt. Dies kann durch gemeinsame Gespräche, Gedenkveranstaltungen oder das Absagen von Veranstaltungen erfolgen. In dem oben beschriebenen Wettbewerb wurde die Veranstaltung sofort beendet. Es ist auch wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, falls nötig. Denn der Umgang mit Trauer ist sehr individuell und kann auch schwierig sein.

Wichtig zu wissen: Trauer ist ein normaler und natürlicher Prozess. Jeder Mensch trauert anders und es ist wichtig, dass du deine eigene Zeit und Methode findest, um mit der Trauer umzugehen. Manche Menschen können Trost in gemeinsamen Aktivitäten oder Gesprächen mit anderen finden, während andere eine kürzere oder längere Auszeit vom Sport benötigen. Für manche ist es hilfreich, ihre Gefühle durch Musizieren, Malen oder Schreiben auszudrücken, während andere einfach allein sein möchten. So individuell wir Menschen sind, so unterschiedlich ist der Umgang mit der Trauer. Überlege dir, was für dich hilfreich sein kann.

Erinnerungen bewahren

Eine wichtige Möglichkeit, um mit der Trauer umzugehen, ist das Bewahren von Erinnerungen an den verstorbenen Menschen. Besonders bedeutend ist das, wenn der verstorbene Mensch dir sehr nahe stand. Dies kann durch das Tragen von Erinnerungsgegenständen (z. B. einem Anhänger), das Aufstellen von Bildern und das Abhalten einer Gedenkveranstaltungen geschehen. Wie möchtest du dich weiterhin an den verstorbenen Menschen erinnern?

Eine persönliche Risikoanalyse

So wie es mir passierte, kann es auch dir widerfahren, dass du den Sport in Frage stellst. Eine Möglichkeit für dich, die Entscheidung zu treffen, ob du das Fliegen oder einen anderen Sport weiter betreiben möchtest, besteht darin, deine persönliche Risikoanalyse durchzuführen. Hierbei solltest du dir folgenden Fragen stellen:

  1. Wie groß ist das Risiko, tödlich zu verunglücken?
    Wenn ich mir die Unfallberichte durchlese, lassen sich häufig Erklärungen finden, wie es zu dem Unfall kam. Daher versuche auch du herauszufinden, wie es zu diesem Unfall kommen konnte. Wenn du den Grund dafür analysiert hast, stelle dir die nächste Frage:
  2. Kann dir das ebenfalls passieren?
    Falls die Antwort ja ist, solltest du eine Lösung dafür finden. Stelle dir also auch die Frage:
  3. Welche Lösung gibt es, um das Risiko solch eines Unfalls zu vermeiden?
    Häufig sind es kleine Stellschrauben mit großer Wirkung. So kann die Aufforderung an die Passagiere bei einem Tandemflug, die Hände während des Startes über kreuz zu nehmen und sich an den eigenen Schultergurten festzuhalten, verhindern, dass die Passagiere mit ihren Händen in die Leinen greifen. 

Welche kleine Stellschraube kannst du verändern, um sicherer deinen Sport ausüben zu können?

  1. Was gibt mir der Sport?
    Diese Frage ist natürlich extrem wichtig. Welchen persönlichen Gewinn ziehst du aus dem Sport? Beim Fliegen sind das für mich, das Gefühl der Freiheit, abschalten, eins mit der Natur und den Elementen zu sein, die Welt erkunden, Freunde treffen uvm. In einem Video habe ich mal meine Gründe für das Fliegen zusammengefasst… – Was sind deine Gründe warum du den Sport betreibst, schreib es dir wenn nötig auf!
  2. Was verliere ich, wenn ich den Sport aufgebe?
    Bei dieser Frage geht es um den Preis, den Verlust, den du haben wirst, wenn du den Sport aufgibst. Es wird sich vermutlich dein Bekanntenkreis verändern, vielleicht auch größere Bereiche deines Lebens (z. B. dein Reiseverhalten, dein Lebensstil usw.)
  3. Bin ich bereit, unter Berücksichtigung der vorherigen Fragen den Sport weiter auszuüben?

Expertise einholen

Sicherlich birgt jede Sportart gewisse Risiken. Es schadet aber nicht, sich selbst mal die oben genannten Fragen zu beantworten, um bewusst mit den Risiken umgehen zu können. 

Wenn du Zweifel hast, ob du den Sport weiter betreiben möchtest, kann es hilfreich sein, eine professionelle Meinung (z. B. Psychologe, Lehrer, Trainer) einzuholen.

Fazit

Ein Trauerfall kann eine schwierige Zeit für Sportler, Teams und Vereine sein. Es ist in Ordnung, wenn du einige Zeit brauchst, um das zu verarbeiten. Und es ist in Ordnung, wenn du dir dafür Unterstützung holst. Bei der Entscheidung, ob du den Sport weiter betreibst, ist es wichtig, dass du deine eigene Entscheidung triffst und deiner Intuition folgst. Eine persönliche Risikoanalyse und das Einholen von Expertise können dir helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen.

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