Jürgen Walter: Macht Sportpsychologie den Unterschied?

Dass sportpsychologische Aspekte Einfluss auf das Endergebnis eines Fußballspiels haben, ist mittlerweile unter Experten weitgehend unumstritten. Und wer Mathias Sammer erst kürzlich auf der SPOBIS in Düsseldorf aufmerksam zugehört hat, der hat von einem Topexperten bestätigt bekommen, wie wichtig die Psychologie für den Fußball ist.

Zum Thema: Wie Werder Bremen von seiner Vorreiterrolle profitiert

Schaut man auf die Trainerausbildung, die jeder Bundesligatrainer absolviert haben muss, um als solcher arbeiten zu dürfen, zeigt sich, dass ein Viertel der Ausbildung aus psychologischen Inhalten besteht. Hört man solche Zahlen, dürfen wir uns wundern, dass momentan tatsächlich nur drei Vereine der 1. Bundesliga – Werder Bremen, die TSG Hoffenheim und RB Leipzig – offiziell mit einem Sportpsychologen zusammenarbeiten.

Im Fußball sind weiterhin viele Entscheider unterwegs, die der Wichtigkeit von Psychologie keinen oder eher einen unbedeutenden Einfluss zuschreiben. Dabei gibt es immer wieder Momente, die auch Hardliner zumindest zum Nachdenken anregen könnten: Nehmen wir das Pokal-Achtelfinale im Februar 2019 zwischen Borussia Dortmund und Werder Bremen. Wieviel Prozent Sportpsychologie im Spiel letztlich ausschlaggebend für den Erfolg von Werder Bremen oder welche anderen Faktoren für den Sieg im Elfmeterschießen entscheidend waren, wird sich nie eindeutig klären lassen. Aber sind wir mal ehrlich: Wann ist das letzte Mal eine Mannschaft auswärts vor über 80.000 Fans in der Verlängerung zweimal nach einem Rückstand zurückgekommen? Der Sieg der Dortmunder schien zweimal sicher zu sein. Ein Zurückkommen wie Bremen es geschafft hat, setzte dann auch Energiereserven frei, die den Unterschied im Elfmeterschießen ausgemacht haben könnten. Und: Das Fell des Bären wird erst verteilt, wenn er tot ist! Und der Rest ist Handwerk…

Mehr Infos zu Jürgen Walter: https://www.die-sportpsychologen.de/juergen-walter/

Mental stark sind offenbar nicht alle Profis

Keiner weiß, was den ersten beiden Schützen von Borussia Dortmund beim Elfmeterschießen durch den Kopf gegangen ist, es ist aber davon auszugehen, dass sie im Training – ohne Druck – Elfmeter verwandeln. Hier zeigt sich, dass der Mensch keine Maschine ist und selbst Profi-Sportler nicht unbedingt mental austrainiert sind. Denn „mental stark“ bedeutet, dass das, was im Training klappt, auch klappt, wenn es darauf ankommt. Auch nach 120 Minuten. Auch mit schweren, vielleicht krampfenden Beinen. Auch mit der Angst, an einem möglichen Ausscheiden mitbeteiligt zu sein…

Demgegenüber lieferten die Bremer auch aus sportpsychologischer Perspektive ein nahezu perfektes Elfmeterschießen ab. Aus der Außenperspektive ließ sich beobachten, dass jeder Werderaner einen klaren Plan im Kopf zu haben schien. Gefreut hat das Finale Furioso in einem packenden Pokalspiel auch Prof. Andreas Marlovits, den die ARD-Kameras einige Male im Innenraum einfingen, wie er als Teil des Betreuerstabs den Erfolg feierte. 

Nicht messbare Faktoren

Selbstverständlich ist eine sportpsychologische Betreuung im Fußball aber dennoch nicht. Klar, einige Vereine haben Experten in ihrem Trainerstab und bei manchen Klubs wird sicher auch im Verborgenen mit Kollegen und Kolleginnen zusammengearbeitet. Aber so lange wie hervorragende Trainerpersönlichkeiten wie Bayern Münchens Niko Kovac öffentlich zweifelt, dass sich der Druck eines Elfmeterschießens trainieren lässt, wird deutlich, wie viele Erfahrungswerte noch geschaffen werden müssen.

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Zurück nach Dortmund: Die BVB-Spieler werden die Niederlage gegen Werder Bremen schnell aus Ihren Köpfen verbannen müssen, denn im weiteren Verlauf der Bundesligasaison werden sie mit Sicherheit noch mehrfach mentale Stärke unter Beweis stellen müssen, um die Saison erfolgreich zu beenden. Und das bedeutet angesichts der derzeitigen Tabellensituation, nichts anderes als Deutscher Meister in der Saison 2018/19 zu werden. Eine große Portion Druck, bei dessen Umgang auch die Sportpsychologie helfen kann. BVB-Berater Sammer ließ beim SpoBis durchblicken, dass er längst “nicht messbare Faktoren” in den Fokus genommen habe.

Mehr Zum Thema:

Wer sich über das Sportpsychologie und Mentaltraining informieren will, dem empfehlen wir Jürgen Walters Film “Alles geschieht im Kopf”. Der Film u.a. mit Auftritten von Mats Hummels, der mehrfach vom BR im deutschen Fernsehen lief, ist in der ARD-Mediathek zu finden: Link

Hier gibt es den Trailer:

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https://www.youtube.com/watch?v=5B04TrGd-to&list=PLkthZO7uIDTssagZWd8TYLf_EtWZzkANx

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de