Johanna Constantini: Warum uns Leistung leichter fällt, wenn wir sie ihrem Zweck entbinden!

Johanna Constantini

Sport als “Philosophie für den Körper”, dieser Ausspruch inspirierte mich, als vor kurzem das Philosophie-Magazin Hohe Luft las. Sehr spannend, wie die Autoren in einem Bericht über Sport auf die Auseinandersetzung mit philosophischen Ansätzen während der körperlichen Verausgabung Bezug nehmen.

Zum Thema: Den Sport um seiner selbst Willen erleben!

Obwohl Sport besonders von den Philosophen oftmals als sinnlos abgetan wurde, so sehen einige von ihnen gerade darin den Sinn der physischen Betätigung. Der französische Schriftsteller Georges Magnane schrieb dazu beispielsweise, dass gerade der Sport es ist, der einer “ansonsten unsinnigen Bewegung durch sein Dasein erst einen Sinn verleiht”.

Was hat es also auf sich, wenn Bewegungen eingeübt, trainiert und ausgeführt werden, die ohne den Deckmantel des Sport gar keine Berechtigung hätten? Genau dann steht der Sport – wie Magnane schreibt – für “mehr als ein Bild von der Wirklichkeit.” Dann ist er “ein System von Bedeutungen, dass eine eigene Wirklichkeit erst konstitutioniert.”

Einfach einfach sein

Dieser Gedanke des Franzosen gefiel mir besonders, legitimiert er doch die Ausübung des Sports als eigenes, von jeglichem Zweck entbundenes Tun. “Einfach sein” ist es, was nicht nur wir Psychologen mithilfe von Achtsamkeitsübungen erreichen wollen. Fällt es also leichter, wenn wir uns darauf besinnen, dass sich der Sport allein um seiner Selbst Willen legitimiert?

Sport also erst gar nicht als auf die Leistung bezogenes Instrument zu verstehen, sondern erstmal “einfach sein zu lassen”, wie immer man das verstehen möchte?

Sport als Spiel- & Übungplatz des Lebens

Ein weiterer Gedanke, der in dem Artikel angesprochen wurde, bezieht sich ebenfalls auf die Einfachheit, nämlich jene, die entsteht, wenn wir einmal nicht leisten müssen. So wird der erfolgreiche Arzt beim Betreten des Tennis Courts nicht mehr als solcher, sondern als jener mit dem ‘noch etwas schwachen Aufschlag’ beschrieben. Um sich genau darauf ausruhen zu können, während er sich in der Übung um ein besseres Service vergnügt.

Denn wo sonst können wir als Menschen so herrlich üben, als bei Bewegungen, die aufgrund ihrer eigentlichen Unsinnigkeit niemals den einen Sinn erfüllen müssen?

Vergnügen – ganz ohne Sinn

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Nicht von ungefähr stammt das Wort Sport von dem französischen Verb “se desponser”, was so viel bedeutet wie sich zu vergnügen. Vergnügen muss keinen Sinn erfüllen, sondern kann sich diesem spielerisch entziehen. So lautet auch das Fazit meines Ausflugs in philosophisches Gedankengut: 

Wir sollten uns die Sinnfrage sowohl im Amateur- als auch im Leistungssport immer mal wieder stellen, um uns damit an seiner absoluten Sinnlosigkeit zu erfreuen und genau diese Leichtigkeit für unsere Leistungen zu nutzen. 

Quelle: Maja Beckers. Mit Leib und Seele. In: Hohe Luft. Für alle, die Lust am Denken haben. Philosophie-Zeitschrift, 2018 Ausgabe 4, Seiten 23-27.

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