Für die-sportpsychologen.de berichtet:
Kay-Sven Hähner
Kay-Sven Hähner ist Manager des Handball-Clubs Leipzig. Der HCL ist Rekordmeister im deutschen Frauenhandball. Insgesamt feierte der Club 21 Meistertitel (darunter sechs gesamtdeutsche Titel), acht Pokalsiege und einen Erfolg beim DHB-Supercup. Auch international räumte der HCL schon kräftig ab: Jeweils zweimal wurde der HCL Europapokalsieger der Landesmeister und EHF-Pokalsieger. In der aktuellen Saison haben sich die Leipzigerinnen für das Pokal final4 qualifiziert, stehen im Viertelfinale des EHF-Cups und haben gute Chancen, wieder einmal einen Meistertitel in die Messestadt zu holen. Zentrale Figur hinter dem Erfolg des HC Leipzig ist Kay-Sven Hähner, der sich gegenüber die-sportpsychologen zur Bedeutung der Sportpsychologie äußerte. Der HCL arbeitet mit Prof. Dr. Oliver Stoll, Profilinhaber (direkt zum Profil) und Mitbegründer von die-sportpsychologen, zusammen.
Kay-Sven Hähner, in welcher Situation haben Sie zuletzt gedacht: Gut, dass wir einen Sportpsychologen im Funktionsteam haben!
In einer Teamsportart ist die Nutzung eines Mentaltrainers, so nenne ich diese Stelle lieber, nicht immer einfach. Bei Individualsportlern ist das deutlich einfacher. Mit 18 Spielerinnen im Kader zwischen 16 und 30 Jahren ist das definitiv eine sehr schwierige Aufgabe, die man gar nicht so richtig greifen kann. Zu viele verschiedene Charaktere in vollkommen verschiedenen Lebenssituationen und mit verschiedenen Rollen im Team. Für einen Mentaltrainer eine schier unlösbare Aufgabe. In so einer sozialen Gruppe kann man da immer nur punktuell intervenieren.
Wie regelmäßig arbeitet ihr Team mit Prof. Dr. Oliver Stoll zusammen und wie können sich Außenstehende die Umsetzung sportpsychologischer Arbeit konkret vorstellen?
In der Saisonvorbereitung regelmäßig, er hat uns auch ins Trainingslager begleitet. Plakativ ist das eine Trainingsdisziplin wie Krafttraining, Hallentraining, Lauftraining… der gute Mix aus allen Disziplinen macht es, wenn man es richtig nutzt kann es sehr wichtig sein. Wenn man es mit einer Sache übertreibt, ist es kontraproduktiv… zu viel Gewichte stemmen genauso wie zu viel mentale Arbeit
Was hat Sie an der Zusammenarbeit bislang am meisten überrascht?
Überraschungen gab es noch nicht, aber es ist angenehm, das er sich immer im Hintergrund hält.
Auf der Basis Ihrer bisherigen Erfahrung: Würden Sie als Manager eines der besten Damen-Handballteams Deutschlands allein aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive heraus empfehlen, im Funktionsteam eben auch auf die Dienste eines Sportpsychologen zu bauen?
Es macht mit Sicherheit Sinn, aber es ist wie bei verschiedenartigen Behandlungsmethoden: Man muss daran glauben und offen dafür sein, sonst funktioniert es nicht.
Im deutschen Profisport, allen voran im hochprofessionellen Männerfußball, passiert die Anwendung der Sportpsychologie meist im Verborgenen. Warum haftet dieser Disziplin, die gleichzeitig in allen Sportbereichen an Bedeutung gewinnt, noch ein gewissermaßen heikles Image an?
Hat mit Männerfußball rein gar nichts zu tun. Steht der Kraft – oder Lauftrainer einer Mannschaft im Vordergrund? Klares nein! Die Spezialisten müssen im Hintergrund stehen, Manager und Cheftrainer sind diejenigen, die naturgemäß im Vordergrund stehen, sie entscheiden ja auch über den Einsatz der verschiedensten Mittel, denn sie haben die Verantwortung. Nehmen Sie den Fußball-Zweitligisten Rasenballsport Leipzig oder den FC Bayer München: Alle wissen, da ist jemand, der in diesem Bereich arbeitet – aber es ist vollkommen unwichtig, wer das ist. Das ändert ja nichts an deren Wertschätzung, aber mit „heikel“ hat das gar nichts zu tun.
Zum Profil: Prof. Dr. Oliver Stoll
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