Philippe Müller: Social Media – Die Dosis macht das Gift

Alle Blicke sind nach Rio an die Olympischen Sommerspiele gerichtet. Ein Grossteil der Athleten und Trainer haben bereits das Olympische Dorf bezogen. Das für viele mittlerweile wohl wichtigste Utensil darf natürlich nicht fehlen: das Mobiltelefon. Es ist aus der heutigen Zeit kaum noch wegzudenken. Auch für Athletinnen und Athleten hat es einen hohen Stellenwert. Doch welche Möglichkeiten und Gefahren bringt die ständige Erreichbarkeit mit sich?

Zum Thema: Wann Pokémon Go, Facebook und Co. für Sportler gefährlich werden können

Die Sozialen Medien spielen auch für den Sport eine zentrale Rolle. Kaum eine Athletin oder ein Athlet hat kein Profil auf Facebook, Twitter und Co.. Diese Plattformen sind ein wichtiges Instrument für die Vermarktung geworden. Es ermöglicht nicht nur den Fans, ihren Idolen auf Schritt und Tritt zu folgen, sondern auch um mit Sponsoren in Kontakt zu treten und sich zu vermarkten. Im Gegenzug sind die Sozialen Dienste für die Sponsoren eine wichtige Werbeplattform. Vor allem für kleinere Sportarten, welche hart um finanzielle Unterstützer kämpfen müssen und auf diese existenziell abhängig sind, haben sich dadurch neue Türen geöffnet.

Aber: Den vielen Möglichkeiten und Vorteilen, welche die Sozialen Medien für die Sportlerin und den Sportler bieten, stehen ebensoviele Gefahren gegenüber. Das Unterhalten und Pflegen einer Fanseite, das ständige Posten und Tweeten, sowie das Verfolgen und Liken von Freundinnen und Freunden beansprucht eine Menge Zeit. Nicht selten kommt es dadurch zu Kollisionen im Zeitplan. Andere Tätigkeiten werden herausgeschoben oder ganz gestrichen. Das andauernde online sein, führt dazu, dass man den ankommenden Informationen ausgesetzt ist. Das Abschirmen gegen überflüssige, negative oder kritisierende Schlagzeilen ist schwierig.

Zeitvernichtungsmaschine Mobiltelefon

Die Sozialen Medien sind nicht die einzigen Zeitfresser. Auch andere Tätigkeiten mit dem Handy rauben Zeit.

Rings make me crazy #athlete #riodejaneiro #olympics #beard ????

Ein von Matthieu Péché (@matpeche) gepostetes Video am

Zur Freude einiger Athletinnen und Athleten gab es Nachnominierungen. Die Pokémons haben noch rechtzeitig den Weg in den südamerikanischen Staat gefunden. Besonders freuen wird sich der französische Kanu-Slalom-Fahrer Matthieu Peche. Er hatte bereits letzte Woche traurig getwittert: „Keine Pokémons im Olympischen Dorf“. Auch die neuseeländische Fussballspielerin Green, welche sich in einem Interview über das Fehlen der Pokémons in Brasilien beklagt hatte,  kann sich nun auf die Suche nach den Bällen machen. Welches Ausmass das Spielen von Pokémon annehmen kann, zeigt sich im Fall Nicholas Kyrgios. Der australische Tennisspieler, welcher nicht an den Olympischen Spielen teilnimmt, gesteht offen, dass er lieber Pokémon Go spiele als zu trainieren.

Das Spiel ist nicht nur sehr zeitintensiv und kann den Tagesplan durcheinander bringen, es kann auch andere Nebeneffekte mit sich führen. Jede und jeder wird wohl beteuern, dass das Training Vorrang hat und Pokémon in der Freizeit gespielt wird. Doch dadurch kommt nicht zuletzt die Erholung zu kurz. Das Spiel erfordert, dass man aktiv ist und manchmal auch weite Wege gehen muss. Ebenfalls die andauernde Anspannung – man will schliesslich nichts verpassen – ist für die Regeneration nicht besonders förderlich. Und zuletzt hat die ständige Beschäftigung mit dem Spiel auch einen Einfluss auf die Quantität und Qualität des Schlafs.   

Der richtige Umgang mit der Zeit – Zeitmanagement

Ganz so schwarz gemalt wie es hier vielleicht erscheint, ist es nicht. Wie oben erwähnt gibt es doch einige Vorteile. Wie bei allem macht die Dosis das Gift. Ein richtiger Umgang ist deshalb notwendig. Und diesen erreicht man mit der richtigen Planung.

Eine Planung macht aus zwei Gründen Sinn: Zum einen muss man sich mit der Thematik auseinandersetzen und zum anderen kann man die Vorteile nutzen und hat genügend Zeit für die anderen Aufgaben. Feste Zeiten für das Spielen von Pokémon Go sind dabei nicht das Einzige. Auch Posts und Tweets sollten geplant und wie „normale“ Pressearbeit aufgefasst und erledigt werden. Dies bedeutet, tagsüber ein Zeitfenster dafür zu reservieren und es nicht in den Abend oder die Nacht zu verschieben. Man würde schliesslich auch nicht nachts um elf Uhr ein Interview geben. Durch die Planung und der damit verbundenen Trennung von den Tätigkeiten, zum Beispiel der Regeneration, kann jeweils der Fokus auf das Wesentliche gelegt werden.

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Philippe Müller
Philippe Müllerhttp://www.die-sportpsychologen.de/philippe-mueller/

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2 Kommentare

  1. Hallo Philippe

    Leider sind die sozialen Medien Fluch und Segen zu gleich. Pokemons braucht es aus meiner Perspektive nicht im Olympischen Dorf.

    Das der Wettkampf um möglichst viel Share of Voice negativ Auswirkungen haben kann, erlebte das AUS Schwimmteam in London.

    Zudem haben Social Media auch einen Einfluss auf Emotionen. Vieles davon läuft unbewusst ab.

    http://www.feigenwinter.com/facebook-ruiniert-deinen-wettkampf/

    Dieses Priming ist nicht nur positiv.

    Was hast du für Erfahrungen?

    Lieber Gruss

    Martin

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