Dr. René Paasch: Nachspielzeit im Fußball

Wer über den Tellerrand Fußball schauen kann, der weiß, was für ein großes Kulturgut die Nachspielzeit ist. Wenn in anderen Sportarten die Uhr gnadenlos herunter tickt, eröffnet der Fußball in den Minuten nach dem Ende der “regulären” Spielzeit gern noch einmal die ganz große Theaterbühne. Eine herausfordernde Situation für die Schiedsrichter – Alex Feuerherdt, Ex-Referee und Ansprechpartner beim Fernsehsender n-tv zu Schiedsrichterfragen sagte dazu so schön: „Die Nachspielzeit ist der Tod des Schiedsrichters”. Aber auch für Trainer und Spieler ist das Extra an Spielzeit eine besondere Situation. Im Beitrag habe ich Tipps und Hinweise zusammengetragen, wie Trainer und Spieler sich und ihr Team optimal auf die Nachspielzeit vorbereiten können. Zuvor ein Ausflug ins Regelwerk und der Link zu einem TV-Beitrag, für den ich kürzlich interviewt wurde.

Zum Thema: Der Umgang mit der Nachspielzeit 

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Sehr schöner TV-Beitrag von der Deutschen Welle zum Thema Nachspielzeit.

Zunächst einmal sollten wir uns das Regelwerk (DFB-Regeln Saison 19/20) zum Thema Spielzeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ein wenig anschauen. Dieses unterscheidet zwischen „verlorener“ und „vergeudeter“ Spielzeit. Zur verlorenen Spielzeit, die zwingend nachgespielt werden muss, zählen Auswechslungen, Behandlungen verletzter Spieler oder sonstige nicht spieltypische Unterbrechungen, wie bspw. der Videobeweis. Die vergeudete Spielzeit hingegen besteht im Wesentlichen aus vorsätzlich herbeigeführten Verlängerungen von Spielunterbrechungen. Der Schiedsrichter hat abzuwägen, ob das für die Mannschaft, welche die Zeit vergeudet hat, vermutlich nachteilig sein wird. In diesem Zusammenhang gibt es ein immer wiederkehrendes Bild in der Fußball-Bundesliga wie auch in den Amateurklassen: Wenn Mannschaft A führt und Zeit schinden möchte, Mannschaft B jedoch zum regulären Spielende in Führung gegangen ist. Hier wäre es für Mannschaft B von Vorteil, wenn nicht nachgespielt wird. Verlorene und vergeudete Spielzeit können sich jedoch auch überlappen. Verlässt beispielsweise bei einer Auswechslung der Spieler den Platz nur sehr langsam, ist die Zeit, welche üblicherweise für eine Auswechslung anfällt, als verlorene Zeit nachzuspielen, während die zusätzliche Zeit als vergeudete Spielzeit zu werten ist.  

Hier nun aber einige konkreten Anregungen, wie Spieler und Trainer mit der Nachspielzeit umgehen könnten. 

Tipps und Hinweise für die Nachspielzeit 

  • Kommunikation nach innen und außen: Gerade in schwierigen Spielphasen kommt es darauf an, dass die Spieler erkennen und verstehen, was sie zu tun haben. Diese Inhalte müssen also bereits im Training klar kommuniziert und für alle Beteiligten verständlich vermitteln werden. Nur auf diese Weise kann mit der Zeit ein Lernprozess stattfinden, der im Idealfall zu einer besseren und erfolgreicheren Mannschaftsleistung führt. 

Mehr dazu: https://www.die-sportpsychologen.de/2020/01/dr-rene-paasch-kommunikation-bei-nachlassender-leistungsfaehigkeit/ 

  • Emotionale Kompetenz von Trainern: Die einen lassen ihren Gefühlen freien Lauf, andere verbergen sie lieber. In der Nachspielzeit ist es besonders wichtig, dass der Trainer seine Gefühle kontrollieren kann. Denn Trainer mit stabilen Emotionen sind optimistischer, gelassener und erreichen ihre Spieler zu jederzeit auch in hitzigen Phasen des Spiels: 

Mehr dazu: https://www.die-sportpsychologen.de/2018/11/dr-rene-paasch-emotionale-kompetenz-im-fussball/

  • Achtsamkeit in herausfordenden Situationen: Da ein effektiver Umgang mit eigenen Emotionen und Gedanken eine Voraussetzung für Leistungen ist, liegt eine Auseinandersetzung damit auf der Hand. Um die Nachspielzeit erfolgreich zu überstehen, sollte man diese Situation bewusst wahrnehmen und wertfrei sehen und handeln trotz hektischer letzter Minuten vor Abpfiff. 

Mehr dazu:  https://www.die-sportpsychologen.de/2016/09/dr-rene-paasch-der-trend-zur-achtsamkeit/

  • Sportpsychologen on board: Wie allgegenwärtig im Fußball bekannt, zählen nur die eingefahrenen Erfolge. Man kommt schnell zur Erkenntnis, was zum Erreichen dieses Zieles nie fehlen darf: Die individuelle und kollektive Mentalität! 

Mehr dazu:  https://www.die-sportpsychologen.de/2019/03/dr-rene-paasch-mentalitaetstrainer-im-fussball-ein-job-mit-grosser-zukunft/

  • Mental Toughness: Die Mental Toughness oder auch bekannt als Mentale Stärke, ist für alle Beteiligten auf und neben dem Feld besonders wichtig. Gerade während kritischer Ereignisse und herausfordernden bzw. belastenden Situationen. Wie Sie diese verbessern können, finden Sie hier:

Mehr dazu hier: https://www.die-sportpsychologen.de/2019/12/dr-rene-paasch-mental-toughness-im-sport/

Dr. René Paasch

Sportarten: Fußball, Segeln, Schwimmen, Handball, Hockey, Eishockey, Tennis

Kontakt

+49 (0)177 465 84 19

r.paasch@die-sportpsychologen.de

Zum Profil: https://www.die-sportpsychologen.de/rene-paasch/

Fazit

Kommunikation, achtsames Verhalten, Gefühlssteuerung, Mentale Stärke und Mentalitätstraining sind aus meiner Erfahrung heraus das Mittel, dass am häufigsten in schwierigen Spielphasen Unterstützung bieten kann. Vor dem Hintergrund, dass die oben genannten Empfehlungen nur zu Teilen genetisch festgelegt sind, lohnt es sich, sich damit auseinanderzusetzen. Denn kleinste Verbesserungen durch psychologische Fertigkeiten entscheiden oft über Erfolg und Misserfolg und leisten einen besonderen Beitrag für die Gesundheitsförderung.   

Mehr zum Thema:

Literatur 

Heinz, K., Heidenreich, T., & Brand, R. (2012): Entwicklung und Effektüberprüfung eines achtsamkeitsbasierten sportpsychologischen Trainings zur Aufmerksamkeits- und Emotionsregulation. In J. Fischer (Ed.), BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2010/11 (pp. 235-238). Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft.

Lavric, E. & Steiner, J. (2011): Wenn er die Sprache kann, spielt er gleich besser – 11 Thesen zur Mehrsprachigkeit im Fußball.

https://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/204324-regeln.pdf

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Prof. Dr. René Paasch
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